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Recitativ und Arie aus »Faust« von L. Spohr, gesungen von Frau Ullrich- Rohn. Die stille Nacht entweicht, Mit ihr der Träume Gaukelbilder. Im Wechsel immerdar, gleich Finsterniss und Licht, Mit Qualen bald und bald mit Lust, Umlagern sie allnächtlich mir die angstbewegte Seele. Ha! Welch’ ein Traum hat diese Nacht Vom Schlummer mich aufgeschreckt! Den Geliebten sah ich, meinen theuren Freund, — Er stand vor mir, ausgebreitet die Arme, Liebend mich zu umfassen ; doch ach! Sein Antlitz war blass und kalt, — im starren Auge Erloschen der Liebe Sehnsucht, — und — wehe mir! Aus seinem treuen Herzen Quoll ein blutig dunkler Strom! Doch nein! Es war nur eines Traumes leer’ Gebild, Der heissen Phantasie trugvolles Spiel, Das mich aufgeschreckt, im unruhvollen Schlafe. Noch lebt er ja, der Theure, — mich zu rächen An dem Verworfnen, der mich hält gefangen, Bald mit Drohen, bald mit Schmeicheln mich Zur Liebe will bewegen. O, der Qual! Aber grösser nur und stärker wird mein Hass Und fester meine Treue, Die ich, Theurer, dir geschworen. Ja, ich fühl’ es, treue Liebe Gibt dem Herzen Muth und Kraft, An ihr scheitert das Getriebe Frecher List und Leidenschaft. Wohlan, wohlan, Tyrann, Versuche deine Waffen! Eh’ wird dein Grimm erschlaffen, Als Treue wanken kann. Selbst Gewalt muss vor ihr weichen Und der Tod in Schanden stehn, Keine Macht kann sie erreichen, Sie entstammt aus Himmels Höh’n. Ja, dir nur, dir allein Bin, Hugo, ich ergeben; Dir einzig will ich leben Und dein im Tode sein.