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Paradies in Sonne und Schnee. <Vvn unserem Schweizer Vertreter.) Genf, den 37. Dezember. Frühlingsivarme Temperatur am Genfer See — Regen, Regen. Regen, -er die Wiesen wieder grün gemacht hat. Nur fern an, Jura -rüden sieht man etivas -iinnen Schnee. Ein herrlicher, früher Frühling soll sich anlassen, »nd wenn, wie letztcs Jahr, mm bald -ie beißende Bise einseht, dann erleben wir Höhepunkte a» Farbeiiintensität. Doch es ist Weihnachten, ist Neniahr. Schnee her in Massen und Sonne darüber! Woher denn nehmen, wenn da» angenehm temperierte Nah nicht zu rinne» aushören will? Gott sei Dank, es gibt in Europa noch Schnee und Eis. »nd Sonne darüber. Der Jour nalist packt zusammen »nd nimmt de» nächsten Schnellzug. Die Lchreitnnaschine iaht er daheim. Skier tun bessere Dienste. Der Zug rast elektrisch de» Genfer See entlang. In drei Stunden Bern. Also in -ie Berner Alpen! 4lern—Lötsch- berg—Simplen heißt -ie grafte internationale Linie. Es geht den Tlniner See entlang. Schnee? Om! Ja. fern im Westen mag es slastertiesen Schnee haben. Aber die 'Bahn wendet sich schars gegen Süden: es gilt, ins Herz -es europäischen Ge birges zu kämmen. Wie das aufwärts rast in die grandiose Weltabgesc!iiede»heit hinein. Der internationale Zug, aus Waggone- dreier Staaten bestehend, wird in Kehrtunneln mit Wucht answärtsgedrebt. Dann ist man da. Man ist in Kander- üeg. Ter Zug gebt weiter in den groften Tunnel hinein und wird in einer weiteren Stunde in Brieg sein, wo ihn der Simplen Erpreß ankvppelt >>»- nach Italien führt. Mit ailen graften Linien Europas, mit allen direkten Strängen ist also dieser unbeschreibliche IIeck Hochgebirge, der Kandersteg beiftt, verbunden. Wir befinden uns 12W Meter hoch. Wie es Schnee Hai! Und was für ei» Material! Einen halben Meter Pulver! Eine Sonne scheint darüber, die sich in Sizilien nicht zu schämen brauchte. Ein Wunder, wie sie. statt den Schnee zu schwelten, ihn immer herrlicher macht. Die Menschen sehen auch danach auS: braun, gesund, von einer Lebenslust beieelt . . . ..Wird die Sache auch halten?" Ein bärtiger Alewaune lacht in den krausen Bark und antwortet in singen den, Dialekt: ..TaS hält bis in den März wie immer. Wie auch das Eis. Schnee- und Eisoerliältnisse dieses Ortes gehören zu den besten des ganzen Alpengebietes . . . Mag es drunten regnen: hierher kommt kein Wasser. Mag Schuee, mag Eis drunten zerstießen: hier ist eine Festung." Also das St. Moritz der Berner Alpen! Die Großartigkeit -er "ochgebirasszeiierie ist von unbeschreiblicher Erhabenheit, der Winter von unübertroffener Pracht. Unter Himmelsblau e: dloscS Weift, nur unterbrochen von den dunklen Schras- n en -er Absturzstellen der Gebirgsstocke. Es weht eine L en edelste Frische von den nahen Gletschern,herkommt: in lbar am Fuße der sagenhaften Blumli'salp liegt Ka:. e.steg und das Flüftchen, die Kander, wird von einem der herrlichsten und größten Gletscher des AlpengebietcS, dem Ztandersirn. gespeist, ein Gletschergebiet, daS bis zum Peters grab hinaus 2t» Kilometer im Quadrat miht. Wir haben das Skigebiet des OeschinenseeS kennengelernt. Die gewaltigsten Stocke umgeben es: die weiße Frau der Bliimlisalp, das Bliimlisalplwrn. Oeschiuenhorn, Fründenhvrn, Doldenhorn, alle in der Bierlaniender Nabe. Ungeheure geneigte Fläche bieten sich dem Skifahrer. Stimmungsbilder, besonders des Morgens und Abends, wirken auf die Seele: ist es Traum? Fata Moraana? Ist es eine andere, ewigere Welt, ist es über haupt die blähe der Ewigkeit? Goldenes, mattes Mondlicht ergießt sich über die Hunderte von Bergspitzen, über die Schneeselder, über die tieien, verschneiten Täler. Der Himmel wird unsagbar klar und hoch. Die Sterne beginnen zu flim- mern, und was für Sterne! Der Astronom ivürdc jubeln. Sie sind näher, bestimmter, und vor allem in so immenser Unzahl, wie der Mensch der Städte und Niederung sie nie sieht. Bald beginnen sie allmählich zu erstarren, — ihre Helligkeit aber nimmt zu. Weift Gott: eS ist etwas da, das uns mit ihnen verbindet. Boilkommcue Gvttesruhe schwebt in dem Raum zwischen nnS und ihnen. Nur wen» nach Mitternacht der Schnellzug nach Italien ankommt. erinnert man sich wieder der lauten Welt, und schnell ziehcit alle die Bilder des Tages durch die Seele: die Eiobalinen mit einem Eiie wie von Diamant, die Schlitten bahnen, man sieht sausende Bobsleigh, siebt Reiben von Ski- falircrn, Karawanen der Alpen und des Schneevaradieses. sicht die groften Ereignisse der internationalen Hocken- tnrniere, man hört das Lachen der Glücklichen, die unter freiem Himmel frühstücken, und läßt rasch die von Musik und fröhlichem Treiben erschallenden Hotels voruberaleiten. Ter späte Nachtzug fährt südwärts ab. Italien entgegen, wo cS keine glitzernden Meere von Schnee gibt, keine tief ver schneiten Bergtai'lien. keine rauben, trauten, alemannischen Laute. Und damit ist auch die Vision des vergangenen Tages verschwunden. Wieder ist alles stumm, alles gewaltig in die Ewigkeit geneigt, alles den klaren Wintersterncn zugekehrt. Ein neuer Morgen aber hebt an und findet das kristallene Kanderfteg schöner, fröhlicher, lebenspendender als aestern... Sckvn die ersten Züge bringen Schlitten und fremdes Volk die Kehrtnnnels hinaus. Schweizer, Deutsche. Engländer. Die Zungen schwirren in allen Sprachen durcheinander, deutsch aber herrscht bei weitem vor. Schnell verteilt sich die ganze ivorthnngcrige Schar ans die groften Eisbahnen, die Scklittel- wegc, die Skitouren, die nrofte Lötschberg-Sprnngschanze: die Balm hat sich dadurch zum Liebling aller acmackit. weil sie so wohl Sportgeräte als Menschen zu besonderen Ansnahme- tarifcn immer wieder neu nach Kanderfteg hinaus befördert... Wer Kanderfteg vor dem Kriege gesehen bat. dem ift die rasche Entwicklung dieser Hvchalpenftation weniger eine Ueber- raschnug, alS mclir eine erfüllte Erwartung. Klar erkennt man, -aft Kanderfteg daran ist, der bevorzugte Winterivort- plah für alle diejenigen zu werden, die des Hochgebirges und der Drei- bis Viertansender unter den Alvenrieien bedürfe», und die des grandiosen Wi.ntcrs ivegen in das stolzeste Ge birge Europas reisen: Natur suchend vor allem, und alles andere erst in zweiter Linie. Freilich: wir kcnnen anch den deutschen Winter in seiner mannigfaltigen Schönheit, in seinem knnm zu überbietendcn StimmungSreichtnm. Der deutsche Winter ift aber etwas anderes als der Alpenwiriter. Die herrlichen Insignien des Alpcnwinters sind: der unwahr scheinlich intensive Himmel, die nur von den aroften Malern erfaßte Weite und Klarheit der Luft, die in ihrem Glänzen nie restlos anszunekimende, kristallenen Spitzen vergleichbare Gestaltung des vereisten Gebirges, der hemmungslose Drang zum tiesen und trotzdem nie sättigenden Atmen. Schnee und Eis und Wintcrlnst »nd Sonne sind die vier Eckpfeiler des AlpenwinterS,' ne stehen nirgends fester, aber nicht überall so unangreisbar fest wie an diesem Punkte zwischen Nord und Süd, wo deS hoben Nordens Schnee- und Eismaft'en unter des Südens Himmel und Tonne gedeihen, wie im Sommer der Enzian n»d das ganze Jahr das merkwürdig Singende im rauhen Kehllaut der hochalemannischen, also auelldeutschen. Mundart der Sprache. Vermischtes. Eftristtiche Katakomben in Persien. Entdeckungen cincS dcntschen Forschers. Ter deutsche Gelehrte Prof. .Herzfeld ist nach einem langen Aufenthalt in Persien, wo er sich historisch-archäologischen Forschungen gewidmet hat, in London eingetrosscn. Er hatte Europa im Februar 1923 verlassen und zuerst im nördlichen Persien, dann — im Jahre 1924 — am Persischen Golf Aus grabungen unternommen. Prof. Herzfcld reiste, ohne euro päische Begleiter und ohne hrwassnete Eskorte, »nr mit sechs Vom Hochwasser in Frankfurt a. IMain LL Ä.nr unteren 5LIainqual, wo der "Verkehr durch L^ähne aufrecht erhalten wird. arabischen Dienern. Er rühmt daS Persien von heute alS einen Staat, in dem, vor allem dank dem neuen Schah Riza Khan, wieder Ruhe, Sicherheit und Ordnung herrschen, so daß er ungestört arbeiten konnte. Durch archäologische Forschun gen hatte er sich schon vor dem Kriege einen Namen gemacht und u. a. in Samara, der etwa 59 Kilometer von Bagdad ent fernt gelegenen ehemaligen Hauptstadt der Kalifen, bedeut same Ueberrestc aller Kultur anS Licht gebracht. Seine letzte Reise nach Persien, die, von der er jetzt hcimgckehrt ist, wurde ihm durch die Generosität des Dr. Edmund StinncS und später, als StinncS in die bekannten Schwierigkeiten geriet, durch die Unterstützung des amerikanischen Bankiers Lvcb ermöglicht. Pros. Herzfcld entdeckte auf der im Gols von Persien gelegenen Insel Kharak, die jetzt von Negern bewohnt ist, ein ganzes Ney von den ln den Fels gehauenen Katakomben mit christ lichen Begräbnisstätten ans dem dritten Jahrhundert n. Ehr. ES ist das erste Mal, daß man in Persien christliche Spuren findet. Im Innern Persiens fand Herzfcld auf dem Gipfel eines Berges mit ungewöhnlich steilen Wänden ein großes Kastell, das uneinnehmbar gewesen sein muß. Der Erbauer dieses Bcrgkchlosscs war der König der Könige Ardaschir, der uin 225 n. Ehr. lebte »nd eine Tvnastie gründete. Das von mächtigen, mehr, als dreißig Meter hohen und etwa zehn Meter breiten Bastionen umgebene Kastell ist mit einer tech nischen Kühnheit ohnegleichen gebaut: der Bankcttsaal kann in seinen Größenmafte» mit den weitläufigsten europäischen Kgthrdrglen wetteifern. Die innere Anlage des Bauwerks hat viele Berührungspunkte mit der der europäischen Burgen deS Mittelalters, nur daß das persische Neraschlvß jene Burgen an Wucht und Massigkeit weit nbcrtrisit. Im östlichen Persien fand Herzfcld Spuren zahlreicher Fencrtcmpel, in denen die Flamme z» Eftren der Götter immer lebendig erhalten wurde: im südlichen Persien endlich entdeckte und entzifferte er In schriften, die viele Dunkelheiten der Religiv» Zoroastcrs er hellen. . . . Sisenbrchnuntilück am Isonzo. Am Silvesterabend entgleiste in Tolmein ein Zug in folge falscher Weichenstelliliig. Zwei Personen aus Tolmein sind getötet, drei Personen schwer und etwa dreißig Personen leicht verletzt. ** Silvester in Berlin. Der Silvestertrnbcl hat leider zu einer Reihe grober Ausschreitungen auf den Straften Berlins geführt. Im ganzen wurden 4 55 polizeiliche Fest, stell » ngcn vorgenvininen. 37 Personen werden dem Unter suchungsrichter zugefiihrt werden. Besonders zahlreich sind die Schlägereien gewesen, bet denen etwa 359 Per sonen verlebt wurden. Anch zweiTodesopser haben, wie gemeldet, die Schlägereien gefordert. Außerdem find noch elf Selbstmordversuche »u verzeichnen. In de» meisten Fällen handelt es sich »m Jugendliche, die währ?,,- „nd nach der Stkvesterfeier wegen Liebeskummer» au» bem Lebe» scheiden wollten. * Weiter»«« »er vikberbah« «« »ie Lübecker Sucht. Die jüngst ferttgaestellt« Bäderbahn »m die Lübecker Bucht, welch« von Lübeck bziv. Bad Schwartau au» die Bäder Timmendorf, Scharbeutz und Hasskrug dem Eisenbahnverkehr erschloß, soll nach Neustadt in Holstein weltergebaut werden. Die Reich», bahnverwaltung hat sich jetzt mit dem Ausbau und der vor. geschlagenen Llniensührung, die eine Station in Sierksdorf vorsieht, einverstanden erklärt, wenn KretS Oldenburg den Grund und Boden und 350 990 Mark Zuschuß leistet. Der Krei» Ist damit einverstanden «nd sollen die Baumittrl durch eine Anleihe aufgebracht werden. Mit der Eröffnung der neuen Linie dürste im Winter 193» zu rechnen sein. Dann sind die ganzen Bäder der Lübecker Bucht, von Travemünde bi» Neustadt, leicht zu erreichen. ** Sinfchränkuna der Karnevalsestlichkeite« in Kitt«. Der Polizeipräsident in Köln erinnert tu einem Erlaß an die Re» gierungSpollzet-Berordnung vom 20. Januar 1923, wonach die Veranstaltung öffentlicher karnevalistischer Umzüge untersagt ist. Gleichzeitig fordert der Polizeipräsident, daß auch die »«- gelassenen karnevalistischen Freuden — Karnevalsitzungen und Kostümfeste — mit Rücksicht anf die schwierige Wirtschaftslage nach Möglichkeit eingeschränkt werden. * Ein Lichtsaal. Die hamburgischcn Elektrizitätswerk« haben einen Lichtsaal eingerichtet, der für den Forscher und den Techniker, wie für den Künstler »nd Kaufmann gleich lehrreich und förderlich ist. Nach einem Bericht in „NeclamS Universum" kann in diesem Saal außer der verschiedenartig» sten Gesamtbeleuchtung die Dpezialbclenchtung von Gemälden und plastischen Kunstwerken, die Schattenbildung und die künstliche Tagesbeleuchtung jeder Art gezeigt werden. Mit dem Saale Ist eine Ausstellung verbunden, die die verschieden, sten Farben in allen möglichen Beleuchtungen zeigt, sowie eine Sammlung historischer und moderner BeleuchtnngS. körper. * Sine Tragödie anf hoher Sec. Nach einer Meldung de» „Skanska Socialdemokraten" ist der FlenSburaer Drei, mastschvoner „Alvine" in der Nähe von Palsiö auf Grund geraten. Das Schiff, das eine Besatzung von zehr, Mann bat. war mit einer Ladung Roggen von Koldn nach Aalbora unter» wegs. Unmittelbar nach -er Strandung versuchte der Kapitän der „Alpine". Casverien, sich das Leben zu nehmen, indem er sich erst eine Reoolverkuael durch den Kops schoß, und da diese ihr Ziel verfehlte, mit einem Messer sich die Pulsader öffnete. Easpersen wurde tn hoffnungslosem Zustande ins Lazarett aebracht. Die '"-latzuna erklärte, daß daS Schiss tn der letzten Zeit vom Unglück verfolgt worden lei, was den Kavttän der. art niedergedrückt habe, daß er versucht bade, sich das Leben zu nehmen. ** Erdbeben in Norbitalic«. Wie auS Triest gemeldet wird, wurden am NeujahrStagc große Teile NorditaltenS von einem Erdbeben heimgesiicht, daS sich besonders stark in Triest, Pola und Venedig bemerkbar machte. Auch tn Dalmatien wurde das Erdbeben verspürt. Nach Ser Unt» versitätSstation Laibach ist das Zentrum des Erdbebens tn Bakara in Norditalien, wo zahlreiche Häuser zerstört wurden. ** Die letzten Pilger des Heiligen JahreS. Am Neu» iahrStage wurde im Vatikan als letzter Pilgerzng deS Heiligen Jahres vom Papste ein deutscher Pilgcrzug empfangen, der erst nach Schließung der Porta Sancta eingetrofsen war. * Doppelte Bnchführnng. Ein paar reiche Bauern — so wirb in „Reclams Universum" erzählt — hatten eine Spiritus- brenncrei gegründet, deren Geschäfte zunächst von ihnen ab. wechselnd besorgt wurden. Als aber das Unternehmen wuchs, wollte man es auch ganz kaufmännisch betreiben, und einer schlug vor, doppelte Buchführung einzuführen. Da sagte der Dorfälteste zustimmend: „Jo, dös is a ganz a vernünftiger Vorschlag, daß m'r die doppelte Buchführung einsühren tun. Denn — denkt's amol an Brand — wenn uns die einen Bücher verbrennen, nachher ham'r wenigstens die amiern!" * Humor des Auslandes. Der junge Smith hat nach vielen Mühen endlich eine Anstellung bekommen. Freud«, strahlend liefert er am ersten Wochenende 19.85 Mark ab. Erstaunt fragt ihn der Vater, ob er nicht 29 Mark bekäme. Der Sohn bciaht und gibt verlegen zu. er habe einmal wegen strömenden Regens mit der Straßenbahn fahren müssen und daher fehlten die 15 Pfennige. Eine Woche sväter fehlen icdoch 39 Pfennige. Da schüttelt der Alte bedenklich den Kopf und nimmt den Sohn tm Nebenzimmer beiseite: ..Mein lieber Junge, es wird dir lieber lein, wenn ich die Sache nicht in Gegenwart von Mama erörtere. Ich bin ja schließlich auch einmal iung gewesen. Wir sind ta beide Männer. Also, bitte Hand aufs Herz, ist es wenigstens ein anständiges Mädchen, mit dem bn das Geld verbringst?" Sin inlernalionaler Feldzug gegen die kurze« Frauenröeke. Fort mit dem kurzen Frauenrvck und fort mit der Ziga rette im Munde der Frau! Das ist die Losung, die von MrS. John B. Henderson in Washington ausgegcben worden ist. Sie ist entschlossen, einen großen Feldzug gegen diese AuS- wüchse der Mode und der Francnemanzipation, wie sie sie empfindet, vorziinchmen. Um ihm ein erfolgreiches Ende zu verschaffen, beabsichtigt sie, sämtliche Frauenorganisationen in Amerika, aber auch in anderen Ländern, um ihre Mithilfe an zugehen. Frau Henderson ist die Witwe des Senators Hender- svn aus Missouri, sic gehört zu den ersten Kreisen der Washing toner Gesellschaft und spielt eine prominente Rolle ln den diplomatischen Kreisen. Das Knie mir Sem Grübchen. Eine Frauenrevolution ist in der Universität von Baltimore, im Goucher College, entstanden- Die Ursache kür diese Empörung der Studentinnen ist das freie Knie mit dem Grübchen. Hier in der Universität stehen zwei feindliche Parteien empörend einander gegenüber. Das Goucher College nämlich, daS als konservativ bekannt ist, hat an die Stuben, »innen, von denen so manche stolz ist aus ihre Knie mit den schönen Grübchen, einen Erlaß gerichtet, daß tn Zukunft diese Knie mit seidenen Strümpfen bedeckt sein müssen. Der Grund hierfür ist in der neuen Kleidcrmodc zu sehen, die bekanntlich immer mehr in die Höhe strebt. Die amerikanischen Studentinnen tragen im allgemeinen nicht, wie die deutschen Frauen, lange seidene Strümpfe, sondern kurze gerollte, ähn» lich, wie sie bei uns die Sportsleutc tragen. Diese Strümpfe reichen im allgemeinen nur bis tn die Höhe der Wade und lassen also die schönen Knie frei. Natürlich handelt eS sich bei dieser Tracht in erster Reihe um eine Eitclkeitsfrage. Die Studentinnen aber legen Wert daraus, zu erklären, daß eS sich nicht um die Eitelkeit, sondern um die Gesundheit handelt. In diesem Goucher College befindet sich ein sogenanntes „An. ständigkettS-Komitee", das ans Sitte und Anstand unter den Studentinnen hält. Besonders legt daS Komitee Wert darauf, daß die Kleidung der Studentinnen dezent und bescheiden sei. Sehr viele Studentinnen haben sich nun mit dem Verbot der kurzen Strümpfe einverstanden erklärt und zeigen weder ihre Knie noch ihre Grübchen in den Knien. Aber dreißig Prozent der Hörer hat einfach den Gehorsam versagt. Wahrscheinlich handelt eS sich »in schöne Frauen, die schöne Knie mit Grüb. chen haben. Sic behaupten, gerollte Strümpfe seien gesünder und gäben mehr Bewegungsfreiheit als die langen Dinger» die bis auf die Hüften gehen »nd sie erklären, das Komitee habe kein Recht, ihnen zu saaen, wie sie sich kleiden sollten. Diese Opposition ist anch nicht die einzige, welche dem Komitee cntgegentrat. Sein Erlaß, daß man nicht aus der Straße essen, nicht südlich von der Avenue ohne Kopfbedeckung erscheine» sollte und vor allem das Verbot der amerikanischen Institution des Kaugummi, hat ebenfalls einen Aufruhr veranlaßt. Und warum die Strümpfe nicht rollen, da man doch wissen mukb wohin jeder Mann zuerst sicht?