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»Atz 8 WGUUßWD» R. 8anuar Gegründer 18SV »i »«»4i »I so »11. x/ix/io. 8c«oxo>^vc ««iM VMIMNS fil'm» aogl'. 1833. «4 tz»W«0 Ich»»* -4». »««,«» «„»««« «,«4«« N»Och>M »,«», 1»«« «»»»»«». Bezugsgebühr I Anzeigenpreise. Ul°4dru»nu^m^E»n vu.ll,n-n«-d. ,.Dr-,dn« Nachr ,uMMs. Uno^tangt. SchnIMU». Ed«, m«. -uIdn»-dN »vhn» e»ad>. ^urops-s-lof Täglich '/2S bi5 >/2'7 Vomskmstks ksssüsolislts -Isnr -7es clsi-n Scrupsn Inlimsn's'anT ^sngsuiWsIscb-VsIss IttMIIMMIIl- " Fravkensanieruns durch Zawes-Sbligationen Fortschreitende Verhandlungen der internationalen Finanz in Washington. Die furchtbaren Folgen -er Wajfer-Kalaslrophe. — Beginn -es Zeppelin-Baues. — Der Verzicht -es rumänischen Kronprinzen. Parker Gilberts Derhan-lungen in Washington. «Durch Funkspruch.I London, 2. Jan. „Morning Post" meldet aus Washing ton: Wenn auch die Konferenz des Gouverneurs der Bank von England, de» Generalagenten für die Reparationen und des Gouverneurs der Bunbcsreservcbank von Neuyyrk mit dem Schatzamtssekretär Mellon offiziell lediglich als Höflich keitsbezeigung bezeichnet wird, besteht doch guter Grund zu der Annpyme, daß die Krage besprochen wurde, wie Frank- reich 'aus / dem finanziellen Sumpf gezogen und wie es Deutschland ermöglicht werden könne, seine Rcpara. tionSzahlungen weiter zu leiste». Der praktischste Plan schein« »er zu sein, deutsche EisenbabnbondS im Betrage von Milliarde Goldmark an ei« englisch, amerikanisches Syn dikat »n Oerkause» uud Frankreich mit de« größere« Lei! des Erlöses z« ermögliche«, feine Finanzen zu saniere»: «Sh- rend onglische und amerikanische Banke» der französische» Regier««« de» gleichen Betrag leihen würden, wovon ein Leil zur Bezahlung der Schulden a« die Bereiutgtc» Staaten verwendet werde» würde. (W. T. B.> Bedeutsame Fortschritte der Verhandlungen. Paris, 2. Jan. Nach einer Neuyorkcr Meldung des »Petit Parisien" zu den Verhandlungen Gilberts über die Unterbringung der deutschen Eiscnbahnobltgationen soll Gtl. Aert "klärt haben, -ah es verfrüht sei, sich auf bestimmte Plan« fcstzulcgcn, da das ganze Problem der Eisenbahn, obllgationen letzten Endes von der Lag« des Finanzmarktes abhangc. Parker Gilbert und Norman werden noch einige ^jeit in Washington bleiben. Bor ihrer Abreise werden sie dem Präsidenten Eoolidge einen Besuch abstatten. „Pe^t Parisien' glaubt scststelleu zu können, daß bei den Verhand lungen ein bedeutsamer Fortschritt erziel« worden sei, den« bas amerikanische Schatzamt habe scine ursprünglich ab» lehnende Haltung ausg.gcbcu und sich entschlossen, die Frage der Unterbringung der Obligationen näher in Erwägung »« ziehen. Bestimmend seien mehrere Faktoren. Einmal gelte es. die .LÜtderstände" zu beseitigen, die von deutscher Seite ausgingcn, und die daraus zurückzuiiihren seien, daß Deutsch land ungern die Kontrolle »einer Eisenbahnen in die Hände ausländischer Kapitalisten übergehen läßt: zweitens müßte Frankreich, dem ein Teil des Erlöses der Obligationen zu- gcsprochen werbe, diese Beträge zum beschleunigten Ausgleich seines Budgets verwenden, nicht zu erhöhten Zahlnnge« an Amerika. tT..U.j Slelaen-es enaMches Du-ael-Defizit. London, S. Jan. Die gestern veröffentlichte Neun monatsstatistik über die Staatseinnahmen ergibt, daß sich der Fehlbetrag gegenüber dem Jahresvoranschliw aus 124 Mil lionen Pfund beziffert. Im vergangenen Jahre betrug der Fehlbetrag nur 89 Millionen Pfund. Wachsende Ausdehnung der Wasser-Katastrophe. Wüstes Durcheinander in Aeuwie-. Köln, r .Jan. Wolsfs Wcstd. Proo.-Dicnst meldet ans Neuwied, daß die Stadt ein wüstes Durcheinander bildet. Einzelne Häuser sind infolge der eioströmende« Flute« eingestürzt. Die niedrigen Häuser steh«» bis nahe au die Dächer unter Wasser. In A u d c r u a ch ist eine Fabrikanlage etngcstürzt. Bei Bodenkirchcu ist der Damm durchbrochen. Ungeheure Wassermasseu ergossen sich in das Hinterland. Selbst in dem zwrt Kilometer vom Rhein entfernt liegenden Bon dorf stehe« einige Häuser in Wasser. Die Hochwassergefahr wird am Ricderrhein immer größer. Das Master steigt noch weiter. Wcrbcyeu haben die Flute« eine hochgelegene Molkerei unter Master gesetzt. Auch ans den hochgelegenen Baueruhösc» steht das Vieh bis zu de« Knien i« Waste». Auch in die hochgelegene Sichre ist das Master «ingedrnugen. Der in den am Rhein liegenden Ortschaften durch das Hochwasser angerichtcte Schaden ist unübersehbar. Ueberall bieten sich Bilder der Verheerung. Furchtbar ist die Lage der Bewohner der ntedcrrhetntschen Niederung, die teilweise noch ohne Hilfe sind. ES war unmöglich, das Vieh in Sicherheit zu bringen. Biele einsam gelegene Höfe sind vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten. Bet Rheinberg, Kleve, Uerdingen, MörS und an anderen Stellen haben sich kilometerbrrite Seen gebildet. In Mühlhof bet Bendorf ereignete sich infolge de» Hoch wasser- ein schweres Unglück. Bier sung« Burschen, die vor her gezecht hatten, fuhren in einem Nachen über das über, schwemmte Wiesengeländr. DaS Fahrzeug kenterte. Zwei der Bursche« ertranken. Die beiden anderen konnten von Fischern gerettet werden. Bruch einer Sperrmauer tu Steutz Düsseldorf. 2. Ja«. Im Laufe der Nacht wurde in Ncußdie de» Damm ersetzende Sperrmauer von den Fluten des Rheins ansrinandergedrückt. Der Strom ergoß sich über das viele Quadratkilometer große Hammscld. Mit Lastautos brachten die Bewohner ihre Hab? und ihr Bich in Sicherheit. Die Hochwassergeschädigten wurden in den geräumten Ba, racke» der srtiheren belgischen Besatzung uutergebracht. sT-U.j Sine Slurmstui det Tondern. ro « dera, r. Jan. Eine Sturmflut hat in der Neujahrs, «acht in Tondern und an der deutsch-dänischen Grenze riesige» Schaden aogerichtet. Die Landstraße« stehen kilometerweit unter Wasser. Der Verkehr wird mit Hilfe von Kähnen ansrechterhalten. I« Tondern drangen große Wastermcugeu in die Häuser ein. Schwere SchSoen an der Unierelbe. . Stade, 2. Jag. Im Gebiete der Untrrelbe ist die Hoch wassergefahr im ständigen Steigen. Die Miesen bei Stade sind h-reitS überschwemm« nnd das Wasser füll« die Keller in de» Außenstraße«. In Engelschoff muß schon seit einigen Tagen jedes Hau- einen Mann zum Deichen stellen. I« Hammer» «ovr stehe» fiimtl»cha Häuser tm Master. DaS Vieh mußte größtenteils schon ausgestallt werden. Am höchsten ist die Ge- fahr in Breiten wisch gestiegen. Hier wird ein Detch- bruch befürchtet. Das Master geht schon über den Deich hinweg. Auch in Neuland steht da» Master bereits in den Häuser«. Sämtliche tiefer gelegene» Gegenden der Geest stehen unter Master. Auch bet Cuxhaven ist der Wasserstanb ungewöhnlich hoch. Zahlreiche Felder, Wiesen und Gärten sind überschwemmt. In zahlreichen Häusern der Stadt und im Landgebiet stehen die Keller unter Master. (T.-U.) Das Kochwasier in Belgien un- Nor-lrankreich. Brüssel, 1. Jan. In Lüttich ist der größt« Teil der Stadt mit dem Bahnhos überschwemmt. Die Zeitungen er scheinen nicht mehr. Es herrscht Brotmangel. Der Straßenbahnbetrieb ist eingestellt und der Eisenbahnverkehr stark gefährdet. Di« Stadt ist ohne Trinkwaster, Gas und Elektrizität. Die Umgebung von Lharlerot ist ein einziger See. Mehrere Dörfer sind von der Außenwelt vollständig ab geschnitten und werden durch Ptontertruppen aus Kähnen ver- provtanttert. In Rordfrankreich hat baS Hochwasser katastro phale» Umfang angenomme». In Ma » » e » ge ist die ganze untere Stadt überschwemmt Die Stadt Eae« in der Normandie ist zur Hälfte überflutet. Martnesoldaten sind an« gefordert worden, um dt, Bevölkerung in Booten mit Lebens- Mitteln zu versehen. lleberl«dwemmi»ng in »en Pariser Dorvr'en. Paris, 2. Jan. Die Seine ist stark tm Wachsen, doch hat die Flut im Lause des gestrigen Tages ein wenig nach, gelasten. Trotz alledem ist die Bevölkerung in den an der Seine gelegenen Vororten von Parts in sehr starker Er- regung, da das Master die KaiS überschwemmt und teilweise dem User entlang die Straßen überflutet hat. Ueber das Hochwasser in Frankreich wird weiter berichtet: Die Seine steigt langsam aber beständig weiter. Die Lage beginnt setzt in Paris bedrohlich z« werde». Nachdem seit einigen Tagen die HafcnkatS überschwemmt sin», ist letzt das Master bereits in mehrere Straße« «tnaedruuge». Zahlreiche Vororte sind zum Teil schon unter Master gesetzt und Überall wird mit Pumpen gearbeitet, um soweit als möalich die Ge fahr abzuwcnden. In Nordfrankreich ist dieselbe groß. In Donai ist di« große Rationalstraße aus eine weite Streck« unter W'"-r a-ke-t. Die Ueberschmcmmuna in Caen in der Normandie kam durch ein unglückliches Zusammentreffen einer Hochflutwelle und des Bruches des Orne- StaudammeS zustande. Das Unglück ist diesmal noch größer als bei der Uebrrschwemmüna von lSlO. Das ganze Keschäftsvtertel ist überschwemmt, so daß die Geschäfte ge schlossen werden mußten. Der Gtraßenbakmverkehr mußte etnacstellt werden. Auch die Maas ist gestiegen. Sedan. Ebgn'eoillc. Muntern«, Givet sind sehr in Mitleidenschaft ge zogen. (Wetter« Meldungen steh« Lette 2.) Demokrattsche Beklemmungen wegen der bayrischen Titewerlelhungen. In Schiller» »Räubern" philosophiert Karl Moor über die Bienensorgen und Miiusegeschäste der Menschen. Daran wird man erinnert durch, die Größe des Gegenstandes, mit dem sich der radikale Flügel der deutschen bürgerlichen Demo kratie an der Jahreswende zu beschäftigen gemüßigt sieht. Der Grund zu der ziemlich hochgehenden Aufregung, die auf eine politische Donqutchoterie hinauSlänft, besteht darin, Saß die bayrische Regierung die Gelegenheit des Jahreswechsel» benutzt hat. um in Nachahmung früherer Zeiten einen Titel, regen auf Gerechte und Ungerecht« herabträufeln zu laste». Da nun aber tn München ckirkllch, nicht bloß angeblich, ein« velUtümliche NegterunMMkkhvbe herrscht, so sind auch die Kreise der Arbeiterschaft nicht leer ausgegangen, sondern mau hat für sie beson-e^MKrdep geschaffen: ArbeitSräte, LandeS- arbeitsräte: Geheime Sande-arbeitSräte. Ueber die Auswahl dieser Bezetchnungen läßt sich sa vom Standpunkte de» Ge schmacks aus streiten, aber das Prinzip ist jedenfalls ganz ver- „ttnstig und billtgenSwert. SS war zweifellos ein Fehler des alten Systems, baß mau auS Mangel an psychologischem Verständnis und i« Baune einer gewissen bureaukratische« Engherzigkeit auf diesem Gebiete zu einseitig vorging. Wen» derartige Titel in Preußen oder tn einem anderen deutschen Lande mit linkem NegierungScinschlag neugeschaffen worden wären, so hätte kein demokratischer Hahn danach gekräht, sondern eS wäre eine-»soziale Tat" gewesen. Nun war es aber ausgerechnet Bayern, ba» di« Initiativ« ergriff, und dieser Umstand fiel den Herren der unentwegten demokra- tischen Observanz zu sehr aus di« Nerven, al» daß sie ruhig hätten bleiben können. Bayern ist nun einmal für radikale Demokraten und Sozialisten tn deutschen Landen so etwas wie ein Nagel zum Sarg«. Man suchte also krampfhaft, ob ma» der bayrischen Negierung aus Anlaß ihres Vorgehens nicht irgend etwas am Zeuge flicken könnte, und richtig: Die Weimarer Verfassung bot eine Handhabe, oder richtiger, diese Handhab« wurde künstlich daraus konstruiert. Der Artikel 199 besagt nämlich, daß Titel im republikanische» Deutschland nur verliehen werben dürfen, wenn sie ein Amt ober einen Beruf bezeichnen. Allerdings ist nicht abzuschen, weshalb der Titel „ArbeitSrat" nicht den Beruf eines Arbeiters angebcn soll. Auf demokratischer Seite will man das aber nicht wahrhabe», obwohl man z. B. zum Vergleich nur den Titel „Studienrat" heranzuztehen braucht, der auf den Be rus eines Gymnasiallehrer» gemünzt ist. Die Münchner Negierung steht denn auch auf dem Standpunkt, daß es sich bet ihren Verleihungen um BerusSbezeichnungen handelt, die nicht verpönt sind. Die RetchSregierung will dagegen die Frage offen gelosten wissen, ob man e» mit erlaubte,, Berufs» bezetchnungen oder mit nach ihrer Meinung unstatthaften Ehrentiteln zu tun Hab«. Dann kommt aber höchstens eine juristische Meinungsverschiedenheit in Betracht, auf Grund deren man in der Praxis so oder so handeln kann, so lange keine authentisch« gesetzliche Auslegung vorlicgt, keinesfalls aber kann von einem Bersassungöbruch die Rede sein. Ei» svlcher wird indessen der bayrischen Regierung von links her ohne Umschweife unterstellt, und dt« „Gefahr", die angeblich ihr Verhalten für dir Republik bedeuten soll, in den bekannt«» schwärzesten Farben auSgemalt, die jedesmal in solchem Falle aufgetragen zu werden pflegen. In München, so heißt eS. sei wieder einmal ein Stück ReichSversassung in Scherben ge schlagen worden, und dt« RetchSregierung habe sich einer schweren Unterlassungssünde schuldig gemacht, indem sic dem bayrischen Treiben mit verschränkten Arme» zusehe, usw. Gleichzeitig wird die Laug« ätzenden Spottes über die Neu- titulierten auSgegoffrn, ». B. so: „Wir ichön. ivenn der „Ge- heimoat" Lude dem „Gehetmrat" Karle zuruft: „Du. Karle, komm, wir wollen unsere Arbeitslosenunterstützung holen!" In solcher anheimelnden Weis« offenbart sich die „soziale Ge sinnung" der demokratischen Oitelvcrächter. Die erschröcklichc Hinterlist der bayrischen Regierung wirb durch die erleuchtete Entdeckung enthüllt, daß sie — man höre und staune! — be absichtige. „durch di« Erfüllung alter Sehnsuchtsträume die alte StaatSform zurückzuerobern!" Schon bi» hierher wirkt di« demokratische Sorge, daß die bayrische« ArbeitSräte dt« Metmarer Verfassung und die Republik gefährden könnten, stark komisch. Noch bedeutend erheiternder aber wird -te Geschichte durch das, was die bxmo. k«atische» ZtonS«-cht»r — Re sozialistische Presse.nimmt die