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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 31.05.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19020531024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902053102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902053102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-05
- Tag 1902-05-31
-
Monat
1902-05
-
Jahr
1902
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Dresdner Nachrichten. Sonnabend. AI. Mai i;»«»2 MM Rr. IIX araphen-Sadel schon jetzt bi» zur Stadtgrenze. da» ist bi» au» End« der Hamburger Straß«. zu lege». Kollegium »uiimt hier- von Semitnitz, ebenso von einem weiteren Schreiben, in welchen, stch der -tato betreff» der Eingabe de» Verein» „Kiaderpoli- klinik m,t Säuglingsheim", sowle de» Bezirksverein» für die Iohaniistad» wegen Erweiterung jener Anstalten und deren iuilerfludung durch die Stadtaemeinde nach Erwägung der finan ziellen Seite ein« Vorlage Vorbehalt. Aus den Anirag der Stadt- oerordneten, ihnen Mittheilung darüber zugehe» zu lassen, in nxlchem Umsang« und in welcher Weise die für die Waaren- häuser erlassenen baulichen Vorschriften und die infolge daoon vorgenommene» baulichen Aenderunaen. welche di« Feuersicherhett vermehren sollten, nunmedr jur Ausführung gekommen sind, schreibt der Rath, bah solch« bei allen neu zu errichtende» Ge bäuden Berücksichtigung gefunden haben und bei den bereit» bestehenden zur Durchführung gelangt sind. Wegen fortdauern der Ueberwachung der Erfüllung fraglicher Bestimmungen ist Sorge getragen. Ferner theilt der Rath mit, daß das neu errichtete städtisch« BolkSbad an der Krerrtzerstraße S nunmehr fertiggestellt sei und am 31. d. M Bormiltags 9 Uhr über geben. vom 2. Juni an aber in Betrieb genommen werden loll. Weiter nimmt Kollegium Kennmiß von einem Schreiben des Rathe». in welchem derselbe hinsichtlich deS öffentlichen Ver kauf» von Bildern städttsch«r Schule» und daselbst gemachter Gcuopenaufnahmen von -schillern. im Waarenhaufe Herzfeld. inittheilt, daß der Inhaber der Firma sich bereits am 3. Mai bedingungslos verpflichtet habe, den Verkauf sofort einzustellen, iiiid dag den» Ingenieur Herrn o. Bardach das Photographien »i Dresdner städtische» schulen untersagt worden sei. Eine Eingabe des Vereins für Fremdenverkehr, welcher um geneigte Unterstützung des auch für diele» Jahr wieder geplanten Unter nehmens ..Dresden >m Blumenschmuck" bittet, und die vom St.-V Simuigen befürwortet wird, wird an den Rath abgegeben Hieraus tritt Kollegium in die Tagesordnung ein und stlmiut zunächst der Versorgung des Vorortes Blasewitz mit Elektrizität zu Beleuchtung»- und anderen Zwecken aus den städtischen Elek trizitätswerken. sowie dem Entwürfe zu dem deshalb mit der Gemeinde Blaiewitz abzuschlreßendcn Vertrage der Rathsvor- lage gemäß zu Aus den Antrag der Stadtverordneten. Ver legung der oberhalb der Augustusbrücke befindliche» Pferde- 'chweurure an einen Platz unterhalb der zwischen der Augustus- und Marienbrückr befindlichen Eldbäder. hat der Rath sich zu einer vollständige» Einziehung der bisherigen Schwemme noch ,iichl entschließen können, ist aber auf eine Entlastung derselben durch Anlegung einer neuen Pferdeschwemme auf dem linke» Elbufer >n> Q'tragehege. 20 Meter unterhalb der Piefchener Jahre, zugekommen Kollegium tritt dem RathSbeschlusse bei friiniuc auch dem weiteren Beschlüsse des Rathes zu. die 2 Be- zirkSschule >Am Sees sobald als möglich in de» Bezirksschul- »eubau am Freiberger-Platze überzusuyren und den Reubau der 2 Bezirksschiile an der Ecke der Weinlig- und Earola-Slrane nach seiner Fertigstellung zunächst zur Unterbringung der 9 Bezirks-! schule, und zwar vis zur Vollendung des Schulneubaues am Georgplatze. zu benutze». Von bei» Recheiischaslsberi-''e über! den Marstall. die Beerdigungsanstalt das Arnienamt. das Ver sorghaus. die Arbeitsanfall, die Kinderofleganstalt und den Be- ^ trieb des dieser Anstalt, dem F>ndelkause und der Kiuderbesser-! ungsanfkall dienenden Dampf- und Elektrizitäts-Werkes, sowie die ^ «tinderversorgung in Siadtvflege und in den Laildptlegen iirmml Kollegium Kenntlich und bewilligt nacbträglieri die dabei vorE ge'oulmenen Ueberfchrelilinaen. Eben'o stimmte dasselbe der Pos. ! des diesiäkrige» Haushaltplanes, die Gaswerke betreffend, zu Bei Punkr der Tagesordnung. Bewilligung der Fehlbeträge welche sich nach der Schlußrechnung über die von der vormaligen Gemeindeverwaltung Gruna uberirouimenen Kauen bei der Rech' nuug uber die Genieiiikek.E'e und der Rechnung über die Schul- kaüe heransgeikellk haben, wendet sich Sl-V. AKIKelin gegen die reinere slebernakme von Schniken der etwa noch estizu- oerleibeirden Gemeinden: auch Si -V Dr Krurnbiegel finket trotz der Darlegung des Herrn Bürgermeisters Leuoold das Vorgehen der Gemeinde Gruna durchaus nicht für eui'chuld- bau es liege liier ein 'Zerschiveigen vor. das z» veriircheilen iei. Trotzdem beschließt das Kollegium, die Fehlbeträge in Höbe oo» 2ilst'>.72 Bik. ivelche sich nach der Scsstußrechiiung über die vo» der vormaligen Üsemeindeoerivaltuiig Gruna übernommenen Kaiien ergeben Haben., zu bewillige». Hierauf genehmigt das i Kollegium die Di tsge'etze über die Vereinigung der Land gemeinden Räcknitz und Zschertnitz mit der -stabt Dresden.! sowie daS Srksaefep über die Vereinigung der Landgemeinde Seidnitz mit letzterer, und den Vertrag mit dem Gemeinde-! vorüande Lewer und beschließt deren AuS'erligung inu zu voll ziehen Punkt 12 der Tagesordnung, ein Antrag des St.-V.! Baumeisters Hartwig, belr. die vom Allgemeinen Mieth- ^ oeiookner-'Kereiiie zii Di-'sdeu aii den R'eiä'Siag gericlitete Petuion ^ um Annahme des von der ZoÜlarifkommü'slon befchlo''eueu Zu-! iayes zum ZolstarügeKtze. nach welchem den Gemeinten die Er hebung indirekter Abgabe» auf Mehl. Brot Vieh und Fleisch! uueißigl werden wll. mucke wegen euu.imlklgier Abive'euheu geeignete» Stelle«, insbesondere a« all Hütung von Unfällen t» Straßenbahn eine längere Vethandlung nöthig. Das Rech«»- und Verwaltungs-Ausschüllr l« beschließen, di« abgeänderte Betriebsart. ...... bahnen lammt einer Anzahl Abänderungen gutzuheißen und dirdazu weilergrstellten Anträge, sowie «urgegangenen Eingaben für «v- lrdigl zu erklären. Dem stimmte man zu: Di« Betriebsordnung für die Gtraßenbabnen erfährt u. A. folgend« Veränderungen: In ^ 11 w«rd svlgend« Bestimmung eingefügt: „Im Innern de» Wagen» sind an den genslern der Längsseiten transparente Schilder anzubringen, die die Fahrtrichtung angeden und bei Tag und Rächt von außen lesbar sind": desgleichen im letzten Ab- ' ß« hinter die Worte: „In jedem Motorwagen ist außerdem" i Worte: „eine Wind« mit dem erforderlichen Hebezeug«, sowie" ,zuschalten. — In 8 2l lst als 5. Absatz folgend« Bestlmmuna fzunehmeu: „An de» Haltestellen-Tasrln der Endstationen ist wann der erste und wann dor letzte ientlichr Sitzumz schloß Nacht» 11 Uhr eine geheime «itzung ch« Verein zu Dresden, welcher >M 2l0 Mitglieder Ml», hielt am i Garten Irin« die«,adrige General is Aull» nielleis ab.ie'etzi er letzte Punkt der Tagesordnung.! g tdie Abänderung dec Bnriebsordnnng nir die Straßenbahnen, ui f Verbindung nni dein 9iückfchreibeu des Rathes auf das Gesuch i des Herrn Hugo Dletze^hier. uin Anbringung beü'ecer Schutz-! vorru^tungen an de» Straßenbahnwagen, den Anträgen der! Tladlvervrdnelen an' Fnneh ilinng eine' lang, ii.ieren Fahltempos! ui SiaSnniiern und auf Anbriiig >ng eine' Tliiiroerschlustes an s den Motorwagen. welck;er das L''ü»eu der nach de.» vorderen! Srandvlatze führenden Thure auch von innen ohne Schwierig- ke:t ermöglicht, und endlich die Zuichrifl des Herrn G. Fiedler,! hier, in welcher er die Anbringung oo» Warnungstafeln au l fatz« hinter die Worte: „In jedem Motorwagen ist außerdem' die Worte: „eine Wind« mit dem erforderlichen Hebezeug», sowie' eiNj au. ein Vermerk anzubnngen, wann Wagen abgeht." — Die o 20 Miauten. Ihr folgt« eine —* Der K v n o i o g ii chi am Schinne de- IabreS l»0l Mittwoch tm Zoologlicken Garten leine dies,ädrige versgmmlunq ab In Anbetracht ihiee Berdiensle um die Hebung der Zucht reinrassiger Hunde wurden dir Herren Kammerden Irrt- Herr v. Spörcke» auf Berbisdorf und Forstmeister a. D. v Zeh men u Ehrenmitgliedern ernannt Im Anschlüsse an die Besprechung >e» Jahresberichts wurde beichlvssrn. in Rücklicht aus die weder, mit den, Landrsoerkin Sachsen vom Deutlche» Jagdichutzveiec» veranstaltete GeivrihausslellunA im Herbst zwar keine Hunbrschau. wobt aber eine Jagdsuche im septeinver adzuhalren Um Gelegen heit r»r Einkiagnng in das deuljchr Hundeilammbuch bezw zur Rkgiitkiriiiiq zu geben, werben vor der Jagdstrche Hunde znr Prüf ung vorgesulnt werden könne» Das Ergebniß der vorlädrigtn Schau des Vereins im Zovlvgilche» Gaile» war im Allgrrnrinen befriedigend und ließ eine» Fortschritt in der Zucht von Jagd hunde» erkennen. lo danbei einer Aufstellung von !slHundr» II sil berne. 5 droiicene Medaillen »»d 22 Diplome verliehe» werde» konnten Bei der Priiiungsiuche in BeidlSdorf bade» die Hunve im All gemeinen recht Gutes geleistet, wurden gut gesuhlt und in der ^chweißarbeil zeigte sich eine Besserung gegen trührr. wennglktch in dieier inr den Berussiager io wichtigen Lelituiig »vch viel zu wüniche« übrig bleibt Die Wahle» ergebe» di« Wiederwahl lämmtlicher VorslaiidSmitglleder mit den Herren Kainnierherr v Skammer- Dresden als erste» und Sr Excellenz General der Kavallerie v Kirchbach als zweite» 'Vorsitzenden — * Polizeiberrcht, 30. Mai. Aus der Straße Am See kam geslern ein lOsähnger Knabe, erschreckt durch einen starken Doiinerfchlag, zu Falle und gerreth unter das Handpserd eines vornderfabreiideil Kutfchgeschirres, dessen rechtes 'Vorderrad ihm über den linken Unterschenkel ging Er trug jedoch nur erne unbedeutende Quetschung davon — In der Rächt zum Donnerstage verstarb in der Renstadt eine in letzter Zelt schwer- »nilhlg gewesene 2licihrige 'Verkäuferin unter Erscheinungen, die ans eine» Selbstmord durch Vergiften schließen lassen. - Auf der Moritzslraße fiel geslern Rachmittag ein 35jähriger Mann ben» Waschen von Rollladen von der in S Rutschen gekommenen Leiter auf den Fußweg herab und erlitt einen 'Vorderarm- b r >r ch und eine 'Ausrenkung des linke» Handgelenkes. — Beim ge'trigen Gewitter erschrak über einen der heftigen Dvnnerschläge ei» »nt dem Putzen der >ni Hochparterre gelegenen Saalsenster eines Altstädter Pergnugungslokales beschäftigter Haiisbiirsche derart, daß er aus die Straße stürmte. Ein sogleich herbeigerufener Arzt 'teilte eine Gehirnerschütterung und Brüche beider Vorderarme fest. —* Be, dein ge'tern Mittag herrschenden heftigen Ge witter schlug ein Blitz auf der Lenii.'-straße in einen Straßen bahnwagen. ohne jedoch irgend einen größeren Schaden zu ver- Ursachen oder eine Person zu verletzen. Letzteres kann bei der Einrichtung der Wagen überhaupt nicht stattsiuden Eine ältere Dame ledoch, d>e Gattin des Herrn Geh RcgieriingSratkS c>. D. Latze, snrang >n der 'Angst von dem »och in der Fahrt befindlichen Wagen, wobei sie den Schaffner mit bernilkerrif;. ab und kam dabei derartig zu Falle, daß sie bewußtlos ins Krankenhaus gebracht werde» mußte, wo sie gestern Rachnnttags verstorben ist. —* Schwurgericht In geheimer Verhandlung hat sich der «3jährige, seit 2', Jahren ,n einem hiesigen Eafö in Stellung gewesene Pförtner Karl Friedrich Gustav Päßler wegen eines Rothznchtverbrechens gegen seine eigene noch nicht l-tsährige Tochter und eines weitere» Verbrechens nach 8 17»,.3 deS Straf- gesepbuches zu verantworten. Bei der Strafausniessung kann das Gericht nur die bisberiae Unbescholtenheit des Angeklagten zu »einen Gunsten berücksichtigen. Das Urtbeil lautet aus 3 Jahre 3 Monate Zuchtbaus, worauf die Untersuchungshaft mit 1 Monat angerecknet wird, und 10 Jahre Ehrverlust. —' TVeiieri-eriNit »er z0ain'»,r>,er ^erivae«» vom Z». Mai. Hodcr 2m,druck Üt »brr CeMral-vuropa ansaesreli-t. «in Morimui» Uber ül Mm. erslxckl sich vom norwegbcd«» Merr bi« Südokt-Eurova. Depres sionen unter 7LL Mm. besinkcl sich über Lavolans uno dem Nana!, Deutsch, liu d bat ivormes. außer im Norcuvestm heiterer Wetter, gestern trat«» außer im Luden, viele Gewitter auf- — Ivahrjcheinlich ij» warine« Wetter. Gewitter. die prrsi «rtrge» le eure .»«ch Musik NulwNtll. . ck!che"'2k rch« lchüttelte» üch U'Z"rm ^ !» isc-warzci» 'Adler- rnsisSKefchichte. X Deutsches Gleich. Zuu« Empfang des Schahs von Persien in Potsdam war der Kaiser erschienen, ferner die Prinzen des Königlichen Hauses und die m Berlin und Potsdam anwesenden Prinzen auS souveränen deutsche» Häusern, die Herren des Haupt- uutz oi« ». «, ' de» Beim Einfahren de» VuarS bgmae, di« Fahne Iratle sich. Beiß« L wiederholt die Hand«. Der Kaiser, i« Garde-Regiuient» zu Fuß mit d«n Ban Orden», stellt« sodann di, anwesenden Prinzen vor. Der der persische Uniform mit dem Bande de« Großkr«ue» de« Rvüicu «dler-Orde.,» trug, Ickütteltt JU»e« di. Hand, ^d, H.rr,^" schritten sodann d,e Front der Ehrenkompagni« ab. wöbe, d e Mutzt den Jägnmarsch iv>rlle. Dt« Monarch« fuhr« sodann im offene», ä InDaumont bespannten Wagen, von der dl« Slraßci, «Msäumendrn Menschenmenge lebhaft begrüßt, nach der König- lrchen Oronaerr« zu Potsdam. «» der «chad »tt «efolg, und Shreadienst Wohnung nahm. In de« Augenblick, »a der «a tz, mtt fernem Gaste der Orangerie naht«, «mck« dort dt« Perstsch- Reichs-Standarte gehißt X Der Kotier hat da» Gnadengesuch der tm Dreschen,r Prozelle »u Jahr« vxrurthciltr» Plafecka »nd verschiedcnkr polnischer Studenten und Gymnasiasten, die in den vorjährigen Polenprozessen verurtherlt wurde», nach der .Köln. Ztg.' ab- gelehnt. X Ueber die Umstände, unter denen die Ernennung des Baron« v. Echmtd wahrend de» jüngsten Aufenthaltes des Kaisers Wilhelm auf dem lothringische» Schloß llrville erfolgte, berichtet die „Gazelle de Lorraine": Baron de Schmid war von, Kaiser zum Diner geladen. Während de» Diner», da« ganz m intimem Kreise slattsand. saß Baron de Schmid recht» von dem Monarchen. Beim Dessert tyeilte ihm der Kaiser seine Ernennung zum Rittmeister L l« eurt« de« in Metz aarnrsonirenden Kürassier- Regiments Rr. 8 mit und trank gleichzeitig aus die Gesundheit des neuen Rittmeisters Rach dem Diner führte der Monarch de» Baron de Schmid in sein Privatgenrach, und während der Abqc- ordnete ersucht wurde, die Neuigkeit seiner Familie zu tele- graphiren, schrieb der Kaiser eigenhändig eine Depesche an Frau de Schmid. um sie von dem Guirstbewel», der ihrem Gatten zu Theil geworden, persönlich zu benachrichtigen. X Parlamentarisch« Kreise plaidiren für ein« Vertagung de» Landtage» und Reichstage» bi» zum Herbst Die Sitzungen d«S Abgeordnrtenhause» fallen vom 81. Mai bi» 3. Inn, aus X In der Polenkommission übernahm deshalb e>» Konservativer den Vorsitz, weil das Eentrum darauf verzichtete x Für die dieSiShrlgr» Relerve- und Landwedr- Hebungen ist eine außerordentlich starke Heranziehung von Mannschaften des BeuilaubtenstcrndeS rwrmirt worden, und zwar gegen dl« der Vorjahre um lO Prozent stärker. Diese Aendrrung vasirt darauf, daß diejenigen Leute der Relerve. welche in Folge der Äährlgcn DirnUzrit binzugetreten sind, begonnen Hoven, in das Landivehrverhältniß üderzrrlreten. und deshalb wird nunmehr die Verwirklichung des Restes der bei der Einführung der Äährigr» Dienstzeit als nothwendig de,«schneien Vermehrung der Uebungen vvraenomme» In, Jahre I89l wurden tnSgeiammt 174 726 Mann ru llrbuiigrn riiigezogen. ln diesem Jahre sind 1S3 760 Mann in Ansatz gebracht worden, wa» für dies« derben Jahre «in Mehr vo» l8 034 Mn»» ergiedt X Spa»nu. Im gestrigen Ministerrath hielt Minister Canaleias sei» Entlassangsgeiucy aufrecht. Die anderen Minister weigerten üch. ein Gesetz gegen die Kongregationen vorzulegen. Man glaubt, Sagasta werde dem König die Vertrauens- frage stellen. X England. Im Unterhaus erklärt Balfour ferner: Bis eine Miltheilung über das Ergebniß der Verhandlungen in Süd- asrika gemacht werden kann, halte ich es nicht für dienlich, n> die Bercithung des Budget» einzntreten. Ich sagte am Diens tag. ich hielte es nicht für dienlich, das Budget zu beraihen, so lange die Anaelegenheilen in der Schwebe seien. DaS Wort .Schwebe" lBalances ist sinnwidrig so auSgelegi worden, als nehme es auf Erörterungen und Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Kabmets über das Budget selbst Bezug. Dem ist nicht so. Der einzige zweifelhafte Punkt war. ob daS Haus er sucht werden könne, über das Budget zu berathen^ ehe wir genau wissen, wie wir hinsichtlich der zur Zeit in Südafrika vor sich gehenden Verhandlungen stehen. Da noch ein Schatten von Zwcisel besteht, ob ich in der Lage sein werde, am Montag die endgiltige Erklärung aozugeben, schlage ich vor, am Mittwoch die Berathung des Budgets zu beginnen. Bei der Berathung des Kredits für Flottenbauten erklärt der Parlamentssckreiär der Admiralität Arnold Förster: Seit April 1901 sind 35 Schisse teriiggestellt worden und gegenwärtig sind 75 Schiffe, darunter l-t -Lchlachtfchifse und 24 Panzerkreuzer, im Bau. England ver- wendet 9 Millionen Psund Sterling allein aus Neubauten für die Flotte, während das ganze deutsche Marinebudget sich aus 10 und das französische auf 12 Millionen Pfund beläuft. Die Admiralität ist entschlossen, dos Tempo der Schtsfsneubauten nicht herab- gehen zu lassen und das ausgestellte Flottenprogramm durchzu- iühren In der Ueberwindung der Verzögerung, die im Schlsf- vaubeiried und der Beschaffung des Panzermaterials eingetreten war. sind befriedigende Fortschritte gemacht worden. Im Laust der Berathung äußerte der Parlamentssekretär der Admiralität. Arnold Förster, die neuen Unterseeboote hätten alle Erwart- »»gen hinsichtlich ihrer Drehungs- und Manövrirfähiakeit erfüllt. Redner vertyeidigle die bei den neuen Kreuzern in Aussicht ge nommene Vereinigung von Wasferröhrenkesseln und Chlinderkesseln und hob hervor, daß diese Einrichtung für die österreichischen und holländifchen und, waS am wichtigsten wäre, auch für die deutschen Kriegsschisst angenommen iei. X Asrika. Der Arbeitsminister Smarth in Kapstadt ist zurückgetreten. erkannle und ein Theil der Kritik fall nur noch die Schattenseiten heroorhob und für das Gelungene kaum Worte der Anerkennung strnd. wurde der Zulaus ständig starker, io daß der weile Kroll- >ch: Theatcrtaal fall bei jeder Vorstellung vollständig besetzt war. W e das finanzielle Endergebnis! st!» wirb, ist eine andere Frage. D e Unkosten waren rie'ig. Aber d.e Bilanz gehl za Me Se'sent- l'Vkest mchis an. die i>! Sache der lliilernebmer. und wenn sie um icgeiidw e verrechnet haben iollien. 'o sind ste in der glücklichen Lage, den Rechensehler ohne dauernden Schaden ertragen zu kön nen Jedenfalls haben die E »nahmen eine säst ständige Steiger- uii.r aitszuweistn gehabt, »nd bas "st doch angestchts einer so ..'.hlechieii Pre'st". wie der Franzose bas neiini. immerhin eine merkwürdige THatsache. Zu noch merkwürdigeren Ergebnissen wurde man kommen, wenn man stch die Mühe nehmen wollte, die Stimme» der Berliner Kritik vollzählig zu sammeln und in etwas geschickter 'Art neben einander z» stellen. Da schließlich Sei» Theater gegenüber sie gewonnenen Eindrücke der Hauptsache nach aus persönlichem Geschmack, aus persönlicher 'Aufnahmesähig- >eit »ns nicht zuletzt auch ans vcrsönlicher Stimmung beruhen, so ist es ganz selb'ioerständlich daß unter drei Dutzenden verschiedener Kritiken uber eme und dieselbe Ausführung mannigfache Wider- lorüche zu Tage trete» ,missen. Wer darin einige Ersahning be- s.tzt. irnrd weiter kein Aufhebens davon machen. Aber so grosse Widerivrüche, wie sie diesmal vorgekommeu sind, so völlig un berechenbare Unbeile. wre ste diesem Unternehmen gegenüber ab- icaebe» wurden, sind doch wohl selten dagewescn. Man kann nicht behaupten, daß die Berliner Theaterkritik stch bei dieser Ge legenheit nni Ruhm bedeckt habe. Im Uebngen machen einige Berliner Kritiker aus ihren Herzen keine Mördergruben und sage» ziemlich ojfen, weshalb sie dem Angelo Re>iman»st'chen Unternehmen gegenüber io schlechter Laune gewesen Und Sie witterten darin eine besonders gefähr liche Bekbätigung der schon längst von anderer Seite ausgegeve- nen Losung: „Los von Berlin!' Die Herrschaft, die Berlin aus dem Gebiete des Theaters an sich gerissen und nicht immer zum Segen des deutschen Theaters lange Zeit hindurch behauptet »alte ist schon lange nicht mehr unbeltritten und droht in die Brüche zu gehen. Draußen >n dein weilen deutschen Theaterreiche i>nd ernste und erfolgreiche Versuche gemacht worden, sich von die'er Berliner Tyrannis zu befreien und eigene Wege zu geben Nicht nur die ersten Theater in Wien, München, Dre-den, Hainburg und Karlsruhe halten daraus, neue Stücke zu allererst ainzusuhren und sich von dem Berliner Geschmack zu emanzipiren. Auch andere deutsch« Bühnen theilen dielen Ehrgeiz und haben schon manchen bahnbrechenden Erfolg nach dieser Richtung zu verzeichnen gehabt. Daß man auch anderswo, als nur auf Berliner Brettern, gut und wirksam Komödie zu spielen versteht und daß auch anderswo neben einer sorgfältig abgetönten Ensemblekunst starke schausvielerische Individualitäten gedeihen, als in der deut schen Reichshaupliiadt. war auch längst kein Geheimiuß mehr. Aber man fand es doch anmaßlich und unangenehm, daß ein 'remder Unternehmer den Versuch machen wollte, diese Thatsach« Len Berlinern einmal aci oc-ulo« zu demonstriren. Dagegen wehrte man sich blindlings mit Händen und Füßen, und so kann es nicht Wunder nehmen daß man vielfach daneben schlug und sich arge Blößen gab Jedemcills ist noch niemals eine Berliner Tyeater- zeu unter so lebhafter Bewegung und unter so gewaltig angest'ann- tcm Interest'« weiter Kreise zu Ende gegangen, wie die gegen- wärcige Selbst die abivrechendsten Kritiker erkennen dies un umwunden an »nd geben auch zu, daß damit der Keim zu künftigen fruchtbaren Unternehmungen ähnlicher Art gelegt worden sei. Wir glauben aber freilich, daiz dieser Keim sich nicht weilerenlwickeln und keine Früchte tragen wird. Wer sollte auch nach den bitteren Erfahrungen dieser Meister- und Festspiele künftig Lust und Kraft genug haken, um nicht nur das große finanzielle Risiko, die ge waltigen geistigen und körperlichen Anstrengungen und sie sonstigen unberechenbaren Schwierigkeiten eines so groß angeleg te» Unternehmens aus sich zu nehmen, sondern auch »och sein« eigene Haut zu Markte zu tragen und sich allen möglichen und unmöglichen Anwnrsen, Ausfällen und Bosheiten auszusetzen? Selbst ein oreußischer Kronenorden dritter Klasse ist doch nur ein unzureichendes Pflaster aus solche Wunden! Was dieser unsagbare Mai sonst noch Alles in Berlin ange- richtet hat. in gar nicht erschöpfend dorzustellen. Wohin man hört: Klagen, nichts als Klagen! Alle Geschäfte, die irgendwie mit der Tagesmode zusammenhängen, sind durch das abscheuliche Weiter, daü bisher den Frühling unterdrückte, schwer geschädigt worden. Der 'Verlust wäre auch durch einen noch so herrlichen Sommer nie und nimmer mehr einzubolen. Auch unsere fönst in dieser Jahreszeit vollbesetzten Gaslböfe klagen mit Recht. Der internationale Fremdenzufluß ist in diesem Mai nahezu ganz au»- gebliebcn. Die zahlreichen Provinzsremden. die namentlich zu den Pfingstseiertagen Hierher gekommen waren, boten natürlich nur einen schwachen Ersatz. Zufrieden sind eigentlich nur unsere Theater, die noch niemals rin Mai so oute Geschäfte gemocht haben, w>e diesmal. Dabei hat das „Deutsche Theater" das fragwürdig« Kunststück zu Stand« gebracht, mit feinem erlesenen Ensemble den ganzen Monat hindurch in Wien künstlerische und finanzielle Er folge zu erzielen und gleichzeitig hier von meist minderwerthigen Kräften abgespielte Stucke, wie „Die versunken« Glocke" und ^ES lebe daS Leven", vor vollbesetzten Bänken auffiihren zu lallen. In dessen geht doch nun auch >m theaterfreudigen Berlin di« Spieltest mit Riesenschritten dem Ende entgegen, wenn uns auch bereits «in längeres Gastspiel der Stuttgarter tzosoprr und einer russischen Gesellschaft angekündigt wirb. DaS sind die Nachzügler, die kaum noch allzu viel bringen dürften. Eine Vorstellung eigener Art wurde dieser Tag« hier unter Ausschluß der Oeffentlichkrit veranstaltet. Der in Untersuchungs haft befindliche Erfinder Ganswindt durste Sachverständigen einige seiner Erfindungen vorführen, um ihnen den Beweis ernrge zeurer brrstnoungen vorsuhren, um »hnen oen Beweis zu liefern, daß er mindesten» den guten Glauben für sich gehabt habe Das Ergebniß dieser Vorführung ist nicht bekannt geworden Aber au» der Thatsache, daß Ganswindt noch immer nicht der Freiheit wiedergegeben worden ist, wie er gebofft hatte, und daß die Untersuchung ihren Fortgang nimmt, darf man wohl folgern, daß das Ergebniß recht mager gewesen ist. Wie man hört, fallen die Sachverständigen nur eine Tretmotor-Flaschenfpülmaschinc als eine „ganz nette Erfindung" bezeichnet baden, wa» nicht gerade schwer in s Gewicht fällen würde, da ja der Schwerpunkt feiner n Gebiete des Flugproblem» liegen soll Erfindungen auf dem grvotenrn praktifch men hätten Inzwischen scheinen aber die Ganswindt-Gläubiaer, die zum Theil auch seine Gläubiger sind, da« Vertrauen zu chm nicht verloren zu haben. Sie werden darin wohl noch durch eure Broschüre bestärkt werden, die augenblicklich von Verkäufern in der Friedrichstraße mit ungeheuerem Lärm auSgeboten wird und worin dre angeblichen Verdienste de» Märtyrer» Ganswindt um die undankbare Menschheit in den lebbafteften Farben geschildert werden. Jedenfalls besitzt dieser Mann auch im Unglück noch gute Freunde, die eifrig für ihn arbeiten. Ob eS ihnen und ihm viel Helsen wird, ist freilich sehr fraglich. Wiederum ist eine neue Bereinsgründung hier in der Bor- bereitung. Nach englischem Vorbild« will man in Berlin eine Bereinigung in s Leben rufen, die den Zweck verfolgt, die — „Käusermoral" zu heben. WaS ist .Käufermoral"? Er- rothen wird man «S schwerlich, wenn man es nicht zufällig weiß. Nun denn: die Mitglieder dieser Vereinigung sollen sich verpflich- ten, als Käufer die Verkäufer »u »winaen, ihren Angestellten, namentlich den weiblichen, eine nicht zu lange Arbeitszeit aufzu bürden, ihnen ein gewisse« Mindestgehalt zu gewähren, etwaige Strafgelder nur zum Wohle der Angestellten zu verweudeu» diesen ausnaymslos einen Sommrrurlaub ohne Gehaltskürzung zu er- theilen und dergleichen mehr E» heißt, daß man in England und auch in den Bereinigten Staaten von Amerika auf diesem eigen artigen Wege der Selbsthilfe Bedeutende» in der bezeichneten Richtung bereit» erzielt Da» mag für jene Staat, Berliner un« reichste Stadt der )elt'ts?* wohl di»
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