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Dresdner Nachrichten : 01.12.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189012018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18901201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18901201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-12
- Tag 1890-12-01
-
Monat
1890-12
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 01.12.1890
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Alle- ist untersucht worden, ' Ninrenl' ^ G Anklage vehaubtet durch die Cbokolade , aber ist eine Spur von Gift gesunden worden? Nirgends. Die Angeklagte selbst ist eS gewesen, welche di« Aufmerksamkeit auf die Cbokolade hingelenkt bar. Und das tollte eine Verbrecher!» thun? Aber wen» das Verdachtsmoment der vergifteten Cbokolade weg. fallt, wann, wo, wie toll die Angeklagte daS Gtst belqebracht haben? Bürgermeister Schrön dokterte, wie nachgewicsen rst, >edr gcm an sich selbst herum. Tann lieh sich auch wobl das Ver halten Scbrön'S nach dem Tode seiner Frau erklären, die tiefe Niedergeschlagenheit zu Harne, die gezwungene Fröhlichkeit Dritten gegenüber, die merkwürdige AcußcninglSchrön's auf seinem Sterbe« -bene. Tie stliilbiichie ist spurlos verschivunden. Alles rst durch sucht Läßt sich da» nicht noch so erklären. daß »nr Schrön allein ne beseitigt habe? Kann sic nicht leicht sich noch aus dem Ralh- banse befinden, die Wohnung ist genau durchsucht, aber nicht daS Nachhalls. An» ist die Angeklagte aber auch »ach dem Tode des Valccs unter ähnlichen Cricheinungen wie die Eltern erkrankt. <n der Untersuchung har sie »och oft am Magen gelitten, traben NN» nichr auch die Zeugen säiinntlich ohne alle und jede Ausnahme der Ailgcktagten das Helte Zengniß ausgestellt, dasVerhältniß zwischen Ettern und Kind als ein selten glückliches bezeichnet? Wer einen Giftmord aus dem Gewissen hat. holl nicht den Arzt und sagt tlnn. woran die Ellern e>kia»ir sind, lägt nicht daS Erbrochene und alle 'onillgen Spuren stellen. Und wie rubig, wie fest hat die An- getlagie ans der s'lnklagebank gesessen, sie bat sich nie in einen Wideriprnch verwlrkelt. Tie Angaben der Ängeklaglen stimmen niik denen von 70 Zeugen ilbercln. Mit einen, einzige» steht sie ui Widerspruch, weilend lein? erklären, durch geklagte, d Aber kann denn dieser Zeuge io »»bedingt be find wie will man min den physischen Vorgang eine Herr >o gntmütlftgeS Mädchen, wir dir An ihre leiblichen Ellern und dazu ans Weste kurz hintereinander zu vergüten? Ter erthcidigcr schlicht, das;, wenn man die Belasmngs- und welchen ein dazu gesuhlt wird, qualvolle EntlasiungSmi-mente gegenseitig abwage, man wohl zu drin Urtheile kommen müsse, daß die Anklage zu leicht erhoben sei. Nach em- viangener silechtSbelehniiig zogen sich die Geschworenen zurück. Nach halbstündiger Berathung aclanglen sie zum Wahripnicb, der durch den Obmann verkündet wurde. Tnrch denselben wurden alle Srhnldsragen verneint. Ter Herr Vorsitzende ordnete die sosorlige Lrciiasilliig der Freigcsprocheiien an. — Ter Osiuchirrsnhrer Zru'dr. Will,. Richter in Lancnslein erhielt die groi.e silberne Medaille „Zur Treue in der Arbeit." - Tie ieil st» Zähren in der Handlung von Emil Roschrrg in Döbel» beichästigie Zniirffrau Friederike Triebe erhielt die gliche silberne Biedaiüe fiir Treue in der Arbeit. — Zu einer am 27. Nov. zu V o rd e r n e nd o ri e l b. Zwickau echarballcuen öfteiillichc» Beraardcilewersamminiig wurde über das Ver ällnis; der Knapp,chasts-PeiiiioiiSkasscn und der zu bildenden AtterS- und ZiwalideiwersichermigSanslatten verhandelt und bcz. sich gegen diese Anstalien. insbesondere aber gegen eine Verschmel zung der Bergarbeiler mit anderen verwandten Arbeitern, anSge- ipreche». — Tie Einwohnerschaft von Maricnberg wurde vorgestern Morgen durch Feaeclami erschreckt. ES brannle das ans Gebirge cOnsibeil Marienberg) gelegene und Herr» Oskar Böttcher gehö rige stabrikgebiuldc nieder. Tie Entstehung?», fache ist bis jetzt noch iinlekaniit. Tie beim Brande anweicudeir Spritzen von BoberSlian. Gebirge und Gelobtland konnten fast gar nicht in Dichtigkeit gesicht werden, da die Kälte zu groß war und die Schläuche znfn'ien. — Zu Attojchatz liegen zur Zeit so viele Kinder an den Masern, daß der Schnlniitercichk eingestellt werden miisite. — T ieier Tageist in Brand das einrige, st Wochen alte Mädchen der Beraarbeitersfaiiiilie Glaser plötzlich durch Ersticken gestorben. Toni Kinde war daS Trinkhülcheii ohne Flajche mit einem Korke gereicht worden, um d:e Kleine zu beruhigen. In einem unbewachten Augenblick verschluckte die Kleine daS Hütchen und eislickie. — Tnrch einen in einer Kiicchtsliibe ausgebrochenen Brand wurde ein Theil des Tachsliihles des BrenncrcigcbäudeS iinNimb- schener Klostcrgnl bei Grimma zerstört. Eine gewölbte Decke hielt das Zeucr vom Vordringen in den Vrennercirailm ob, während ein Brandgiebel die angrenzende SviritnSniederlage schützte. — Auch am Elbgnai in Riesa wurde der Verkehr in vellein lilnsgnge wieder ausgenommen. — Zn Zrauenbach b. Sayda hat sich am 28. Nobbr. ein iungcr Mann tzlamcns Bk. crlränkt. 'Wetterbericht c r I Lwsä. Pasaraiiba Mrinki. . damvurq. sdcriwnra Berlin . . Maiichti,. var Win», evklitr. rr c > i. 7.'»2 «W lcichl vcdcckl -f- Sdeuiuiiz. ! —! — s — — Wie» . . «„> «ca schwach Neiwi 0 Prag. . . i:> >xcv irtchl -chacc - 1 V-IerSbrg. 7«>8 I«-«cht lwiichcS. Permaimft NtzN'ichw, Schare - 1 rriell . . 72 N m,!i;i«, puus« - 7 «dervee» . «SSI. mkikvrol. tzriNNul» I» ildnmiiy vain:;v. Nrwcmbcr. v,:r Wi„l>. I rSkiltk. Ii>. 77i nirrrsriibti «vailia !- a :> 7a ->r>r 7> -oco 7i >r 7!>! in» u'lilkcul. — Irichl iictkcr ! — IriSN Schnce « — Icichl ii,nt>dr!>. -l- slil! l>aii>l>ci>ft-z- sicis brorckl l-s- ^si nur Nachn>ii!»a drs vorgcftriac» Taars eliinetirirne Trädana bikit licslrrn ins« !>,-» gaacc» !«>a a» »nv u»rr zctiwclir mir Zchiirrsail »uv iiiyskn- 0c,n '.'iicvrrichlaa vcrluuivc». Die Tempera!,,r hallt geoe» o,c Boriaar hrdcu- te„s -,„ae> aiume». ver LSinS war lchwach i,»ö ging Lege» ?li>ei,v von Narve» «ach teilen her,:»,. Trk » ve ». am W. Navcmvcr. Baramckcr nach OvMee Llieaaiiv vorm. Büiolvl «Waillirai,« 2>. '«iachmtiiaaS 2 Uhr 7i!i! MNNnicier. l» aesiiege». iuliic», D-crättSerlich. Tdcrmomeiroaravv „ach Rraiuiuir. Temverauir, diichilc »>.c> ««rav Nölle. lUevrtaiie 7, c>ir. Kölle. VeveNk. blachlS DchneefaU. Wellwlud. Waflerslanv der 8lbc in Dresden am M. Novemder: l0i) 81m. über >>. TalseSsicschichte. Deutsches Reich. Tie Verhandlung des prcnhischen Ab geordnetenhauses füllt am Sonnabend ein Ehrenblatt in der pieichjschcn und deutschen Geschichte. Schon äuherllch bot die Kammer ein ungewöhnliches Bild. Lie Volksvertreter waren nahe zu vollzählig erschienen: die Tribünen waren überladen kroch vcr- fcharster Ueberwachung: Hunderte, welche die Vermittelung von Abgeordnelen in Anspruch nahmen, wurden abgewicsen, mit ge spanntem Interesse lab man der Rede des Kultusministers ent gegen, mst wachsender Erregung selgle man seiner klaren, schlichten und Loch der Sache vorzüglich gerecht werdenden Auseinander iechuug, bis sich zum Schlich die allgemeine Emvfindnng in an haltendem Beiiall und die sonstige Ordnung des Hanics durch brechendem Händeklatschen der Abgeordneten wie der Zuhörer ans den Tribünen kund gab. Tiefer Beifall, schreibt die „Voss. Ztg.", galt in erster ^.'inie dem großen Zorscher, dessen Verdienst der Kultusminister in das richtige hstcyt stellte. Hatte der Interpellant Tr. Gras in wenigen Strichen ein Blld von der Verändern»» der ösfenllichen GcsnndhcitSpflege durch Koch s E'iitdcckling"gczcichiict. so führte Herr v. Gcchlcr dieses Bild liebevoll ans. Er eröffnest Ausblicke aus eine vollkommene Umwälzung der Wissenschaft, ans die Ausdehnung der neuen Methode ans alle Znfektionskrankheiten; er wies die Grundlosigkeit der Unterstellung nach, das; die Errungen schaft dci Zorschmrg nur den wohlhabenden Volksklasse» zu Gute kommen werde: er stellte dem vielfach nngegrisiencn Tr. r!evy im besonderen Aufträge Koch's eine össerrtlichc Ehrenerklärung ans, und er jchcchle sich glücklich, die Nichbarmachung der Entdeckung Koch's von Staast'wegen freigiebig fördern zu können. Mit Recht konnte cs der Kultusminister als beispiellos bezeichnen, daß alle Welt ans den einen Namen Koch hin Geheimmitlel cmwcndc, dessen Bereitung und Ziisirmmenichging sie nicht kenne, dessen Wirkungen aber nicht seftc» gefahrvoll werben können. Er konnte stolz darauf sein, daß tue gewissenhaftesten Acrzte dieses Geheimmitlel ge brauchen, ohne auch nur einen Augenblick an die Möglichkeit eines Schwindels zu denken. Und er konnte dieses Verstauen mit der Tbatsache begründen, daß Kock mit eigener Lebensgefahr die Wirk samkeit seines Mittels an sich selbst erprobt hatte. Wie sehr sich das Mittel inzwischen mindestens zu diagnostischen Zwecken bewährt habe, wies der Minister an der Tbatsache nach, daß es bei allen in Berlin wie auswärts veranstallcten Versuchen onch nicht ein einziges Mal im Stiche gelassen habe. Was eS für die Heilung der Tuberkulose bedeute, werde in den nächsten zwei bis drei Jahren durch die klinische Erfahrung sichergestellt werden. Die wichtige Zrage, wie cs hinfort mit der Bereitung des Mittels gehalten werden solle, beantwortete der Minister dabin, dah vorerst eine Veröffentlichung der Herstellnngkmethode nickt angänglich scheine, daß letztere höchst schwierig und langwierig sei, daß jedes Mistel der sorgfältigsten durch mehrfache Thierversnchr rn er hör lenden Prüfling unterzogen werden müsse und, da die U Weisung zur zuvc " fordere, die gan iUbbertz und P> Mittels verstaatlicht werden, so daß es onch dein Acrmsstir m> Volle zugänglich sei. Ter Staat wird, wie nicht anders zu er warten war. Koch jede gewünschte Unterstützung, bei,piekswcisc durch üsung unterzogen werden müsse und, da die unler- uvcrläisigen Herstellung mstidestens sechs Monate er gänze Bereitung in den Hände» der Herren Koch. Pft:bl bleiben solle, dagegen soll der Vertrieb des Aufstellung von Damhferttuguna-npparaten. getviihren. Am Koch zu weiteren Forschungen »nbeschtilnkte Gelegenheit 1» schaffen, wird für ihn. unter der von ihm erbetenen Entbindung von seinem Lehramt« an der Universität, eine besondere Anstalt kur Infektions krankheiten errichtet, welche Krankenhaus und wissenschaftliches La boratorium mit einander verbindet. Mit gleicher Genugtbuuiig tbeilte der Minister mit, daß sich bereit» Menschenfreunde finden, tvelche Koch große Mittel »nr Nutzbarmachung seiner Entdeckung entgkgenbrliigrn. Einer dieser Menschenfreunde bat ihm eine Million Mk. zur Behandlung armer Schwindsüchtiger dargebotc». ES soll mit Hille dieser Mittel in der Nähe überdies eine große Hrilanstalt errichtet werden. Der warme Aufruf, den der Minister an andere Gemeinden richtete, dem Beispiel Berlins ,n folge», und an die reicheren Staatsbürger, von ihrem Ueberstusse eine» Tbeil den Armen zu,»führen, wird hoffentlich ebenso allgemein beherzigt werden wie seine Aufforderung an die Aerste. die er höhten Honorare der Reichen tlieilivcisi zur nnentgeltliche» Be handlung der Armen zu verwenden. Zur die öffentliche Gesund heitspflege von besonderer Bedeutung waren die Andeutungen de» Minister», daß man gcnvthigt sein werde, die „wilden Tnberkel- klinlken", die sich viellach in Berliner Brivalhäusem und Hotel» ansaetban habe» und eine dringende VerieuchnngSacsabr für ganze Gebäude mit sich bringe», ein,»schränken, und seine Brmerkunacn über die Nvtliwendigkeit schärferer Ueberwachung der Perlsucht der Rmdcr und der Milch von perlsüchtige» Kühen. Mit Ziende und Hoffnung kann die Nation ans die Mittdeiliingrn des Ministers ziirückblicten. Und sie wiid seinen Schlußworten allenthalben zu- sliimnen. daß Koch's Zorscderdrnng und Wahrheitsliebe nur er reicht werde von seiner Uncigennudigkcit und Liebe zur Mensch heit, und daß daS Vaterland glücklich und stolz lei. einen solchen Sohn zu besitzen. In dem seit zwei Jahren vorhandenen Titel „für Maßregeln zur Unterdrückung des Sklavenhandels und zum Schutze der deutsche» Jnteccssen in Ostafrika" werden lm Etat de» AnSwärtlarn Amts für I8l»,1tE Mk. verlangt gegen 4,'>"0.000 BK. im vorigen Jahre. In der Begründung rum Etat beißt eS: ES wird beabsichtigt, die vom Reichskonmnssgr stir Ostaftika nuf eigenen Ranicn angeworbenc Schutztruppc in eine Kgiserlicbe Schutztrnppe ilinzuwgndcln, sowie die von ilini ans Rcichömltteln beschaffte Zlvttille beizubehalte» und der Kaiserlichen Marine an.,»schließen. Zur die EiviOVerwattung, bei welcher zunächst auf eine Mitwirk ung von Offizieren und Mannschaften der Sclintztriippc nicht ver zichtet zverdcn kann, ist ein Gonvcrneur mit dem rrsorderlichc» Bcamten-Personal in Aussicht genommen. Nack de» dctaillirten Anschlägen werden sich die Ausgaben belaufen: 1> für die Schutz- trnppe auf 2,200,000 Mk., 2) für dielZlottille gut 800.000 Mk., 3) für die Eivil-Verwaltung auf 500,000 Mk. Tir>e Summe ver ringert sich nach dem mit der dentsch-oslasrikanischen Gesellschaft abgeschlossenen Vertrage nni den Ertrag aus den Zollrinkünften, welcher, abzüglich der an die Gesellschaft zu zahlenden Summe von «NOM» Mk. jährlich, für die Verwalt»»» dcS Gebietes ver wendet werden kann. Nach den bisherigen Erfabningcn wird vor aussichtlich zu diesem Zwecke 1,000.000 Mk. jährlich zur Verfügung siehe». Eine weitere Verminderung in Höhe von etwa Hs Million Mark jährlich ist ans dem Erlrägniß der lokalen Einnahmen zu erwarten. Sollten sich diese Erwartunaen erfüllen, so wurde daS Reift, im nächsten Rechnungsjahre nur 2,000,000 Mk. für Ostnfcika zuschicßcn müssen. Ans Anregung de? preußischen HandelSministers werden in Berlin in der Mitte Dezember Besprechungen über internationale Vereinbarungen, die Fortführung der Arbeilerschlitzgesetzgebuna betreffend^ statlsinden. Bei Teichen sind zwei Züge gegeneinander gefahren, wobei ein Postschaffner gelödiel und mehrere Wagen zerkrüminecr wurden. Wie von iiifannirter Seite miigcihcilt wird, sieht binnen Kurzem die Einfuhr lebender russischer Zlcischschweine in die Schlachthäuser von Benthe» und Myslowitz zur sofortige» Nb- ichlcichkllng in Aussicht. Tie slädlischen Behörden von Clausthal beschlossen, den Geh. Professor Robert Koch zum Ehrenbürger von ElanSlbal, seiner Hciiiialhjlndt. zu ernennen und seine Büste in> Sitzungsiaalc der städliichcii Behörden aufznstcllen. Das deutsche Emin Pascha-Komitee ist ans den 12. Dezember zn einer Sitzung cinbeulfen. welche seine Tbatigkril beschließen dürfte. Die Tagesordnung lautet: I) Abnahme der Rechnung. 2) Beschluß über die Entlastung des Ausschusses und des Dr. Peters. 3) Beschluß über den vorhandenen Ucberschuß. 4) Auf lösung de» Komitees. lOcstcrreich. Ter RegiincutSarzt Kowalski, der im Auftrag der KriegSvcrwattiing in Berlin weilte, übeibrachle eine Einlgdung zur Tbcilughmc der Vertreter der mililärärztlichen Korps der öslcr- reichischeu Armee nu die bevorstehenden gcmcinsgmen Studien der Geuernlärzlc des deutschen Heeres bezüglich des Koch'schen Heil verfahrens. Die österreichische Heeresverwaltung enlscndct deshalb mehrere hervorragende Militärärzte nach Berlin. Zn Wien schloß die dreitägige Schwurgcrichtsverhgndlnng In der EbrenbelcidigmigSklage des ZührerS der Antiiibcralcn, Ab geordnete» Lueger, gegen den Zoumglislen Scharf, der in seinem „MontagSblatt" Lueger vorgcworsen batte, er gebe sich fälschlich als Beschützer des kleinen Mannes anS, da er seiner Zeit als Rechts- Vertreter der Voischußbank gegen die Schuldner der Bank mit größter Härle vorgegangen iei. Ter Verklagte stichle den Wahr- beilshcweiS zu erbringen. Tie Ge'chworencn erkannle» den Ver klagten mit 8 gegen 4 Stimmen nir schuldig. Ter Gerichtshof verhängte, nachdem Lueger selbst hierfür gesprochen hatte, anstatt einer Zrccheilsslrase eine Geldstrafe von tausend Gulden. Tie schöne Sprudelstadl Karlsbad sicht heute aus, als ob der mörderischeste Straßcnkampf in ihren Mauern slattgcsiindcii Hütte. Obwohl schon dcr vierlc Tag nach der Katastrophe vornder ist. ist der Anblick der Zerstörung an den Ufern, .Häusern und Brücken ein niederdruckcnder. TaS größte Elend lastet ans dcr ganzen Be völkerung. Hoffnung allein schöpft sie aus den Tausenden ihrer Freunde, die ans den Hellgnellcn irischen LebenSmiith gesogen und der Stätle, die Kraulen und Schwachen zur Rettung nnd?H>lfe dient, im Unglück hellend zur Seile stehen werden. Aus dcr Allen Wiese nnißlcn zwei Hämer gestützt, in der Mühlbadgassc müssen zwei Häuser vollständig abgetragen werden. Das GriiiidbuchS- und Stencramt mußten verlegt werden. In letzterem sind dir in den Kassen vcrwahrle» Lbligatronc» und Banlnotcn durchnäßt und verschlammt worden, 10 daß sic getrocknet und gereinigt werden mußten. Aus Oesterreich lind auch ans dem AnSlanoe trcsien Hunderte von Vliesen. Telegrammen und Anfragen init Ausdrücken großer Theilnahine ein. Ungar». Ter Bürgermeister von Fünfkirchen verfügte die Schließung dcr dortigen Oberrealschnle und des Gymnasiums bis zum 12. Dezember, weil die Schüler vom Lande wegen dcr Furcht vor dem Typhus meistens nach Hanse gehen. Tie Elementarschulen werden nicht geschlossen. Amerika. Nach Tepcichen vom Jndianergcbict sollen jetzt auch die gutgesinnten Indianer ans dem Punkte stehen, sich den Stämmen an,»schließen, welche den „Gcistcrtanz" aussühren. Tie „Gcistcrlänzc" weiden in den Reservationen dcr Ehcyenncs, Aravahocs, EomanchcS und Kiowas ansgcführt, und starke Banden westlicher Indianer und anderer Stämme jollen ans dem Marsche sein, um an diesen Orgien tbeilzunehmcn. Ter „Geistertanz" dcr Sionr-Indlancr hat selten einen weißen Augenzeugen gehabt, ober eine amerikanische Zeitung bringt eine Schilderung desselben aus dcr Feder eines Mttarbefters, dcr demselben ans dcr Ferne zngcsehcn hat. Das Jndiancrlagcr befand sich in einer Schlucht. Der Tanz begann beim Einbruch dcr Dilnkelh«It. Die Indianer ivaren in vollem KriegSIchmucke. Die Krieger bildeten Reihen: die in dcr vordersten Reihe knieten, während ihre Weiber und Kinder hinter ihnen standen. Die allen Jndianerweiber reichten sich die Hände und knieten inmitten des ThaleS ebenfalls nieder. Dann begannen sie einen melancholischen Gesang anzustimmen, der zuweilen von wildem, trinmphircndem Geschrei unterbrochen wurde. Die Krieger traten vor, bildeten hinter den Weibern einen großen KreiS. reichten sich die Hände und begannen sodann den „Geistertanz". Sie sangen ebenfalls, aber weniger schrill als die Weiber, und bann folgte der Ruf an die verstorbenen Krieger, sich zu erheben und die Weißen arlSzurotten. Tie alten Weiber hatten sich inzwischen mit brennen den Pechfackeln versehen, mit denen sie die tanzenden und singenden Krieger umkreisten. Ter erschöpfende Tanz dauerte bis Tagesanbruch. Araentinien. Die Gehälter der Regierungsbeamlen werden mittelst Dekretes um 10 Proz. herabgesetzt. — Die Kammern sind zu einer außerordenilichcn Session ans den 15. Dezember ein« berufen: zur Berathung werde die Beschaffung neuer budget mäßigen Hilfsquellen und tt «It »»zeit hen ring» i Elsig und Oel zulammenrtnnt. Kapern, so künftige Blumen find — man schluckt sie ziisanlinen wie Ein Gcsind." Man kennt di^eS rpiku- rimche Sprüchlein de»deutschen Altmeisters; ein solcher „Sardellen salat" Ist lür verwölmte Gaumen ein Hochgenuß «»cd wen» dam« noch einige gute Chainpngnersvrtcn nuf die Tafel komme», so schnalzen selbst die ansgevrüslestcn Lcfterningen ganz verstohlen. Auch ein guter, alter Cognac fehlt zum Schlüsse utclit und feine Nase» wolle» sogar den nndesinirbarc» Geruch von Abiyntd ge legentlich um daS MM hernnnvittcm fühlen. Wie dem auch sei. jedenfalls ist der Cognac cm Originalcognac, «nun kann sich am die Echtheit der Zinna verlassen, denn eS ist die älteste und on- qesehcnste Firma dieser Art Fast alle jüngeren Zirmen haben hier das Gcbeimniß der Zubereitung zn erforschen czemcht. haben nach- aeahmte Sorten aus den Markt gebrach!, aber mag es nun an der Traube liegen oder an dcr Art der Destillation, dieser Weingeist bat ein briondere» Aroma, welches der Kenner mit aufgehobenem Nasenflügel ohne Weiteres heraussindek. Bia» muß eS Herrn Friedrich Haase lassen, er ist ein Meister jeder eleganten Kunst: Cicero wurde von der „ols^aistia" seines Stils gesprochen haben und für seine Regeln, die er dem onctor. dem Redner, glebt, hie, lehrreiche Beispiele habe» finden können. Zwar diese Eleganz, diese zugespltzte Zierlichkeit des DarstcllungSstils, dieses fortwährende „Laneiren" der Rolle, »m rin Fremdwort zu gebrauchen, diele eigenlhümlicht- Verbindung gegenständlicher Vertiefung in die Rolle an sich mit dcr unanSgcietztcn Berechnung und Beobachtung des EksektS auf den Zuschauer ist nicht ohne Einseitigkeit. Naturgemäß wird dicie knnstleri'cdr Art am Meisten da vergnügen, wo sie Cha raktere schildert, welche selbst ans jenen gesellschaftlichen Effekt ans- qehei, und so ist denn Friedlich Haase in der Darstellung von Lebrmännern, Gecken. Leben-virtuosen aller Art zur Zelt noch nicht übe,troffen. Auch wo Lkichrblittigkcit dcr Empfindling und jener „Esprit" drS GemntyeS hervorblicht, den mau im Franzosen mehr als im Deutschen findet, wird der Künstler überzeugen. Dieser letzten Mciischengaltung gehört sein Michel Verrin an. den er vor gestern wieder mit der ganzen Frische seine» wohleonscrvirtcn Könnens gespielt hat. Eine angenehm überzeugende Zigur, welche zwilchen der Geckenhasligkeit eines verliebte» Alter» und der Hef tigkeit eines erzürnten Onkels sich hin- und herbewegte. erschien der Briauevillc in Mcilhac-Halevu'S „Maricirsonimer", ein Stück, das man znm ersten Male sah. Es ist über dasselbe nicht viel zu be richten. als daß eS mit bekannter französischer Zierlichkeit ei» oft verhandelte» Thema erörtert und eine gute Rolle für Herrn Haase enthält. Man sah Herr-, Haase zuletzt noch m dcr Rolle des v. Stein in „Mama muß Hciralhcn" und möchte dar» die Anmerk ung »lachen, das; gewisse lebenswahre Bewegungen eurer Erkrankung des Nervensystem? zu leicht In der Nase die dunkle Erinnerung an jenen Absynlh Hervorrufen, den man nur ans Kosten der Gestind- heit allzuviel genießt. Auch werden Gestalten leicht zu Karrika- turen, wenn sie sich einander schnellen wie elcktriiche Aale und diese Kunst einander von einem Stucke zum andern vererben. Ein besserer Geschmack dürfte den zwei ersten Rolle» Haascs zweifellos de» Vorzug geben. — WaS die übrige Darstellung anlangt, so war „Michel Perrin" leider inißrathen. Es ging dreierlei Stil durch einander : Haase mid Frl. Tiacono, welche als Therese wahrhaft reizvoll erschien, spiel len seine Komödie, Herr Swoboda spielte Pariser Vorstadt mit ihren Bnssoncriecii, die Herren Busse, Bauer und Tetti'.'.cr aber tasteten befangen nach irgend einem bestimmten Stil des ästhetischen Vortrages, ohne ihn recht zu finden. Das ist der Mißsland der Gastspiele. Am rundesten kam der „Marien- soiiimcr" heraus, den Fräulein Tullingcr, Herr Paul und Frau Wolfs entsprechend zu Ende brachten. Im letzten Stück nberzeugle Herr Schubert wie immer durch seine drollige Komik: Fräulein Bastö und Herr Gnnz zogen sich wenigstens mit Anstand aus dcr Silnakion, die für sic nicht gerade selir dankbar war. Wolsgang Kirckbach. Tie am Freitage stattgeftindciie Generalversammlung der Drcsdner Knnstgen 0 ssenschaft hat einen durchaus gün stigen Verlaus genommen und die Neuwahl der ausscheidciidcn Vorstandsmitglieder mit seltener Ucbcreiiisliinmuiig vollzogen, nach dem von Herrn Naurath Weidner der Jahresbericht erstattet und von Herrn Maler Mar Fritz, der Rcchnuiigsbericht verlesen worden war, ans welch' letzlerem bervorgeht, das; sich das Kastenwesen in durchaus geordaicieir Verhältnissen befindet und zu Klagen keinerlei Veranlassung bietet. Beide Berichte wurden denn auch mit großem Beifall ausgenommen und dein Vorstände für seine höchst umsich tige Leitung der Geschäfte einstimmig dcr Tank dcr Generalver sammlung votirt. Leider hat sich Herr Ballrath Weidner nicht entschließen können, das Amt eines Vorsitzenden sur die nächste Zeit wieder zn übernehme», und ebenso erklärten die Herren Freue, Möller, Ockelmann »»d Schrott, ans eine etwaige Wiederwahl ver zichten z» müssen. Infolgedessen wnrden mit großer Maivrilät die Herren Maler Pros. Kießling, Maler Rödig tzvicdcrgewähll), Bild hauer Spieler, Bildhauer Schnauder, Architekt Bruuo Müller und Architekt Fischbach in den Vorstand gewählt, in welchem Schatz meister Map Fritz statutengemäß noch zu verbleiben hat. In dem Bestände der sonstigen Commission der Genossenschaft, die per Ae- clamatioii wiedergcwählt wurde, ist nur insofern eine Acndernng eingetreten, als sur die wegen Wahl in den Vorstand ansscheiden- dcn Mitglieder eine Nachwahl stattfinden muß. Am Schluß dcr Versammln»«, brachte Herr Baumeister Minis auf die scheidenden Vorslandsinftgiieder ei» freudig ailfgeiioinmcncs Hoch aus. neuer Steuern kominen. «unst uud Wissenschaft. -f- Könlal. Hoffchar.ipiel. (Gastspiel des Herrn Friedrich Saale.) „MichelPerrin..Mariensommer", „Mainamußheiratben". Die allzährlichen Gastspiele Friedrich Haase'S sind den Dresdnern M 0 denbrief. Wien, Ende November. Meine liebe Her- mancc! Ncgcnwettcr und eine neue Kammerfrau! Das sind zwei Fatalitäten, die den srohsiimlgsteii Menschen nach und nach zur Verzweiflung bringen können. Wie eintönig schlägt der Regen an's Fenster: wie einförmig duften die Noien und Nelken, welche Madame Eampell gestern mit ihren ergebensten Grüßen ans Nizza sandle. Ter gcsällige Gemahl hat sic auf dcr Hochzeitsreise mitte» hinein in den blühenden Lenz geführt. Susanne schrieb ein paar Worte zu der Blnmenspende und berichtete, daß die Modeheldiunen Nizzas in hellblau und roia seidenen Pelzmänteln unter Gcanat- bäumen und üppigem Goldregen Promeniren. Den Pelzmantel hält — ganz nach altilalienischcm. vielleicht auch einmal alldeut schem Geschmack — an Stelle des Schlosses oder Hakens, eine seingegliedcrte goldene Kette zusammen. Dazu tragen die Damen Kovfhüllen ans Gnipirespitze mit Band rinlcrlegt und verziert, kleine Müsse ans gebauschtem Seidcnzeng, Tüll und sriicbei, Blumen, und weiße, bis beinah zur Filhspitze reichende, dnich Stickerei begrcntte Schleier. Eine sonderbare Zusammenstellung, nicht wahr? Sie erinnert mich lebhaft an die schöne» Griechinnen, denen man auf dem Boulevard, obnweit des Meeres in Odessa begegnen kann. Auch sie Hullen sich in solch' lange Schleier und erscheinen so dem srcmdcn Beobachter wie — je rinn, wie sagte doch einst Alfred de Müsset! Ah, ich hab's. „wie ein süße» Ge- heimniß, das man von Weitem bewundern, aber nicht ergründen darf, denn cs acht »ns zuweilen mit den Schleiern, wie mit dem verschleierten Bild zu ScuS: besser nicht schauen, sondern glauben !" - Nun gut, forschen wir nicht nach der Wahrheit, nach den manch mal gewiß nicht bencidenswcrlhen Visagen, die zu dem langen, faltigen Schleier ihre Zuflucht nehmen. Wer weiß, ob nicht über kurz oder lang die Stunde schlägt, in dcr wir selbst... da ist sie wieder, diese entsetzliche Person, die Nachfolgerin Susannes. Lanl- los schlupft sie in s Zimmer, lmttlos legt sie die Tvilettengegen- stnnde zurecht, lautlos überreicht sie die Briese. Das ist unaus- stcblich. Heute früh fing ich: „Bertha, warum hört man sie nie?" Und weißt Du, welche Antwort mir zu Thclt wurde?" „Madame haben zn befehlen, wenn ich Geräusch macken soll!" Geräusch machen sollen! Wer sagt, wer verlangt das? Allein, eine gc- schlckle, erfahrungsreiche, vor Allein eine klnge Kammerfrau weiß, was sie zu thun, bei welcher Gelegenheit sie an einen Stuhl im Vorzimmer zu stoßen, eine Nippessigur »veiler zu rücken, die Scheere, den Fingechut fallen zu lassen hat. Bertha versteht es nicht und wird es nie verstehen lernen. Jbrc keusche Nnbcholfenheit paßt in den Nahmen einer Familie: zu Töchtern, die aus dein Kloster nach Hause kommen und den Abbs. der gewissermaßen Erbmoblliar ge worden ist, für den einzig schönen Mann in ganz Frankreich, ihre Mutter jedoch für ein Muster von Tugend und sonsliaenckuten Eigenschaften ballen. Im Boudoir einer Weltdame wirkt Bertha geradezu störend. Gestern wagte sie sogar eine Moralpredigt. Fast muß ich lachen, wenn ich mir die Situation vergegenwärtige. Die Gräfin Z. war zu einer Vormittagsvisite, oder wie sie sich aus« drückte, zn einem kleinen „Plausch" erschienen. Wir richteten uns sehr behaglich im Salon vor dem Kamin ein, ich lieh Cbokolade und gerösteten Zwieback serviren, entschuldigte r>ra torm» mein Morgenklcid — ein Meisterstück WorihS, eine Prinzeßrobe au» smaragdgrünem cirap c-mmzocn mit weißen silberdurchwirktcn Gallons, Aermeln und Stunrtkragen — und lud die Gräfin ein. Umhana und Hut abzulegen. (Bei VormirlagSbesuchen bleibt hier so lange sür die Straße ' (Be, VorinitlaaSbesuchen bleibt man kostiimirt, bis die Hausfrau selbst da»
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