Volltext Seite (XML)
V VL. Jahrgang. AL SV4. Sonntag» 4 November 19^7. HegvLLrr-et 18SS Drahtanschrift: Frrnspr«ch,r>Sammrlnumm«r: »»»Lt. Rur skr Racht^rspracht: »00U. echrtstlrltung und Haupts«schLft-strll«: Marienftraft« »8^40. Da»« u. »«lag van Liepsch » «eichardt tn Dreadrn KioknIZn ><«NeN»rN» in an» ««»rUn 3»ir«m,ng<«> s«m- UN» Won-»« »nr , Di- -iihp-l,,,- Z«I>« ca», , Si»«n> « »»., «orrug.pl-»« u. Mlz-Ig-N In Nummern nach «»»». ». loegugs-tz-eouyr dri «tnmlt^r ZupUIim, »ur» dt« <°»>u «chas-td», « »»n-tltch t.«« I ÄNzelgeN'Prelse. gkt»rta,«nl«.2-rll. U>'/°T«urrun,»kuIchI-^ — «U.UI.Auktt. L«g. Borau.drpchl. — ««Kgdl. lüVI. Mchdru« nur mit d»utllch«r Q-uInm»»»« <.DreN>n-r «-»r.-^pll-g». - lln»erl-n,«- SchrtNMl«, »rrtun nlch« «ufbn-uhrt. lllvuLoneossour „mit äer 8iegelmarlce" rur ALrlcune lies digaen, ugss der vördmnwx gcnvie rur Kräftigung äer sserven. Lcnt in Onginch- llascken. Versand nach auswärts. Depot: Vrvsäeo, Kunstausstellung Lmil Kicliter Ausstellung Oesterreicfikciier Kunst big Glitte November Soklüuoks Klappen King» SotiLürv Wslrsr» Kiamvn ans tuUtbvrvL Dualftütan k. Mine vrsscisn kmiiiisuidlr.U. 17VVV Br.-Neg.-Tonnen versenkt. Srss -ertNug, Hiudeaburg »vd die Parteiführer. — Der Reichskanzler, der Reichstag uad der Parlamentarismus. — Die neue« Luftangriffe auf Guglaud. — Siuziehuug von Reuttaleu iu Amerika. — Reue Friedeusfuudgebuugeu in Rußland. Amtlicher deutfcher Admiralffadsbericht v««li«. ». No». sAmilich.) Durch die Tätigkeit »«lerer Uuterseeboote wurde« aus de« nördliche« Kriegs, schauvlaft «euerdiugs 17 00g Br.. Re , T ». ueruitchtet. Nuter de« versenkte« Schissen besande« sich S Dampfer, die sämtlich Kohle« geladen hatte«. Zwei dieser Lackpser wäre« bewaffnet u»d e«glischer NatioualitSt. l«. T. B.1 Der Ches des Adwiralftabs der Mariue. Der deutfche Adeuddericht. Berlin, ». Nov., ade«ds. lAmtlich. SS. r. v.s «im kei«er der Fronte» sind bisher besondere Ereig» »isse gemeldet. aefimrichlsch-MtMlfch« »riemdrrlcht. Mte«. i. No». Amtlich wird »«lasttartr » ^mw»»ENrf<y<r -keregKAPanplNF Die Lag« amTagliameuto blieb «uoeränbert. Die Zahl der Gefangene« hat das zweite Hunderttausend über» Amte«. Di« Geschützbeute ist auf mehr als 1800 gestiegen. Verläßliche Angaben müssen einer eingehende« Zählung »orbehalten bleiben.. OestNcher Kri»g»fchch«Pl«tz und Albanien. Unverändert. lW. T. B.s DerChes deSGeueralftabS. Ser .hilfreiche' Verband. VS ist interessant, das Verhalten zu beobachten, daS 1« London und Paris gegenüber der italienischen Kata strophe zur Schau getragen wird. Man mutz sich dabei er- iunern, dah Italien von Anfang an im Verbände eine minderwertige Stellung eingenommen hat. Der feile «errat, den «S an seinen ehemaligen Dreibundgenossen übte, war doch gar zu schnöde und augenfällig, und die Be- stechlichkeit der Lurch englisch-französisches Gel- gewonnenen Leiter der ltalientschen KrtegSpartei und ihrer Prelle trat i» so widerwärtiger, hählicher Nacktheit zutage, Latz selbst die Londoner und Pariser Anstifter LeS italienischen KrtegbverbrvchenS sich des Gefühls der moralischen An rüchigkeit ihre- neuen Blutgenoffen nicht erwehren konnten. Man bezahlt einen Spion und Verräter, benutzt seine Dienste, aber man verachtet ihn zugleich und zieht Hand schuh« an, wenn man in die fatale Lage kommt, ihm unter dem Zwange der Umstände die Hand -rücken zu müssen. Go ungefähr war auch die Behandlung, die den Italienern von dem Augenblick an zuteil wurde, wo sie die folgen schwere Entscheidung über ihren Eintritt in den Krieg an der Seite der Entente getroffen hatten. Die Engländer und Franzosen lieben die Italiener einfach links liegen, -sahen kaltblütig zu, wie sie sich in immer wiederholtem vergebltchen Anstürme gegen die feste österreichisch-unga- rische Front verbluteten, und sandten nicht nur trotz der dringlichen italienischen Aufforderungen keine HilsS» truppen, sondern verlangten noch obendrein von den Italie nern militärische Unterstützung im Westen und in Maze donien. Je mehr sich die Unfähigkeit der Italiener zu etner nachdrücklichen Kriegführung im Sinne des Ver- bande» herausstellte, desto rücksichtsloser wurden Ton und Gebaren gegenüber dem nicht für gleichberechtigt er achteten Bundesgenossen, und schltetzlich versagte England auch die Gewährung des erforderlichen handelSpolltischen Beistandes, so daß Schiffsraum-, Kohlen- und Getrridcnot die italienische Bevölkerung zur Verzweiflung und zum bewaffneten Aufstand trieben, der dann durch -aS Ein- greifen von schleunigst hinübergeworfenen französischen und englischen Truppen im Blute erstickt wuvde. Fetzt, wo La« Unheil über Italien hereingebrochen ist, wo Li« allgemein« KrtegSmüdtgkeit der Bevölkerung und der mächtig aufkeimende Hatz gegen die brkischen Vergeuder . der Lebenskraft des Landes all« Dämme durchbrechen und auch dem Heere ihren erschlaffenden Geist etnimpsen, ist diasranzösischc und englische Press« mit großartigen Ber- lvrechungen von ausgiebiger Hilfe rasch bet dn Haiid. ES »tederholt sich hier dasselbe Spiel, das auch mit Serbien, Montenegro und Rumänien getrieben wurde. Wie diese Staaten von England und Frankreich kaltblütig ihrem Schicksal der Vernichtung überlassen und bann hinterher mit faden Versicherungen von dem unausbleiblichen End siege des Verbandes und der dann zu gewährenden Ent schädigung bet der groben Abrechnung abgefunden wurden, so sind auch die Hilferufe der leitenden römischen Kreis«, die den Zusammenbruch herankommcn sahen, in London und Paris ungehört verhallt, und nun sollen eS hinter her grotze Worte tun. die -er Verband verschwenderisch spendet. Sobald es sich aber darum handelt, den Worten die Tat folgen zu lassen, wird gleich wieder ein Riegel vorgeschoben und erklärt, Italien dürfe nur unter der Be dingung auf etne ausreichende militärische Hilfe der Entente rechne«. wenn es Caüorna gelinge, am Tagliamento wieder faste» Küß »» fallen und dort di« Flucht seines Heeres ztzm Stillstand zu bringen. Selbst dann aber, wenn es äkadorna ermöglichen könnte, diese Voraussetzung «u er füll««. hätte er auf Gand gebaut, wollte er auf die gewissen hafte Einlösung des englisch-französischen HilfevcrsprechenS rechnen. Di« englische Prelle hat sich nicht gescheut, offen heraus zu sagen, dah der italienische Teil der „einheit lichen Westfront" immer nur als ein Nebenkriegssärauplatz bewertet werden könne und datz die englisch-französische Heeresleitung nicht auf das „deutsche Manöver", die feind lichen Streitkräftc durch den Schlag gegen Italien von der Westfront fortzulocken, heretnfallen dürfe. So mag also das italienische Volk weiter hmrgern und frieren und sich bt» zum Weihbluten zu Grobbritanniens höherem Ruhme aufopfern. Das ist in Wahrheit der Stand der Dinge, angesichts dessen -en italienischen Kriegshetzern sich wohl die Kehle -»schnüren wird, wenn sic setzt noch durch verlogene Phrasen die Bevölkerung in dem Wahn erhalten wollen, datz der Verband die Niederlage am Isonzo wcttmachen und durch seinen „unfehlbar sicheren Endsieg" Italien die Ge- biete in den Schotz werfen werde, die es durch eigene Waffen gewalt nicht zu erringen vermag. Italien erntet nun, was es gesät hat. Es konnte die von ihm erstrebte Machtstellung im Mittelmcer im Verein mit seine» früheren Verbündeten sicher erreichen, wenn eS sich mit Oesterreich-Ungartz über die Adrtafrage auf der Grundlage einer vernünftigen. i)l -en Grenzen des Mög lichen gehaltenen Realpolitik geeinigt hätte. Auch die italienischen Bestrebungen auf dem Balkan wären inner halb des Dreibundes durch eine frleölich-schicdliche Aus einandersetzung mit der Donaumonarchie in befriedigen der Weise zu lösen gewesen. Italien aber zog es vor, sich durch die gleitznerischen Lockungen des Verbandes zum Verrat am Dreibunde aufstacheln und in den Krieg Hinein treiben zu lasten, durch den es Trient. Triest, die Adria und ein«» groben Teil des Balkans unter seine Herrschaft zu bringen hoffte, und durch den es in Wirklichkeit seiner ganzen, unter dem Schlitze des Dreibundes errungenen Grotzmachtstellung beraubt werden wird. Datz dies das Ende sein und dah der Verband nicht vermögen wird, Italien aus -er selbstverschuldeten Erniedrigung heraus- zurettzen, darf nach menschlichem Ermessen schon heute als sicher und unabwendbar gelten. Die Mittelmächte können eS in ihrem eigenen Lebensintereff« keinesfalls zulassen, datz dem treulosen ehemaligen Bundesgenossen beim Krte- densjchlutz wieder ein beherrschender Einflutz tn der Adrta und im Mtttelmeer etngeräumt wird, sondern sie müssen darauf dringen, dah sie selbst in diesen Gewässern die vor- herrschende Stellung etnnehmen, ohne, die -er Landweg nach dem Osten immer nur ein Stückwerk bleiben würde. Die Mtttelmeerfrag« war immer ein schwacher Punkt deß alten Dreibundes, der aus der europäischen Neuordnungi nach dem Krieg« verschwinden mutz. Das Ziel mHtz darauf gerichtet sein, daß die Mittelmächte im Verein mit der Türket im östlichen Teile des MtttelmeereS ein völlig ausgleichendes Gegengewicht gegen England und Frankreich auSüben können, und bas ist nur zu erreichen, wen« Italien so geschwächt.wird, -atz es als ernstlicher Mitbewerber, sei es für eigene Rechnung, sei es als Schiwhaltrr des Verbandes, nicht mehr in Betracht kommt. Di« Donaumonarchie k/nn unmöglich darauf verzichten. ihre Vorherrschaft in der Adria durch einen ausgiebigen gesicherten Küsten- und Hintcrlandbesitz. von dem italieni scher Einflutz völlig ausgeschaltet ist, gründlich zu befestigen. Das ist ein Lebensinteresse Oestcrreich-UngarnS. das auch uns mitberührt und für das wir uns beim Friedensschlutz genau so gut werden einzusehen haben, wie wir um gekehrt erwarten dürfen, daß unser habSburgischer Waffcn- gefährte uns in unserem berechtigten Bestreben nach Fest setzung an der flandrischen Küste loyal und nachdrücklich unterstützt. Flandrische Küste, Landweg nach dem Osten und östliches Mittelmeer sind drei Friedensfragen, die organisch zusammenhängen und einheitlich im Sinne der Mittelmächte gelöst werden müssen, wenn der Fried« der gebrachten Opfer wert fein soll. Wenn Italien dabei an die Wand gedrückt wird, so ist das nur eine gerechte Folge seiner Wortbrüchigkeit, die durch keine Vcrbandsversprcck. uugen abgewendet werden kann. HerMaa,Hindenbvra und die Parteiführer. b. Berlin, 3. Nov. sEig. Drahtmcld.) Im BundeS- ratssivungssaale des Reichsamts des Innern fand heute vormittag eine Besprechung statt, an der der neue Reichs kanzler Graf Hertling, GeucralfelömarschaU von Hindenburg und General Lndcndorff, ferner Ver irrter des Auswärtigen Amtes, mehrere Offiziere des Stabes und eine Reihe von Parlamentariern teilnahmcn. Die Verhandlungen währten von Ist bis Uhr und wurden nachmittags fortgesetzt. Graf Hertling und der Reichstag. iDrahtmeldung unsrer Berlin crSchrtftleitung) Berlin, 3. Nov. Der neue Reichskanzler GrafHert - ling stellte sich bei Schluß der Bnudesratssitzung am Frei tag zunächst nichtamtlich dem VundeSrat vor und vielt im Plauderton eine Ansprache, in der er u. a. sagte: Die Fühlungnahme mit den Parteien habe er zu seiner Jnsor- mation und zur Beruhigung der Gemüter für notwendig gehalten,' in seiner persönlichen Stellung zur Frage der Parlamcntarisierung habe sich nichts ge ändert. b. „B. T." erklärt, Graf Hertling hätte Freitag am Schlüsse der Bundesratssitzung ' die ihm zugeschriebene Aeutzeruns, datz er die Besprechungen mit den Parteiführern nur zur Beruhigung der Gemüter für notwendig gehalten habe, nicht getan, sich auch nicht in ähnlichem Sinne ausgesprochen. Dem Reichstage wird sich Graf Hertling, soviel bis setzt zu übersehen ist, wahrscheinlich erst am 22. November mit einer groben Rede vorstellen. Dem „Lok.-Anz" werden schltetzlich noch aus Kreisen der Fortschritt lichen Volkspartei die Meldungen, die von einer Kandidatur Dovc, v. Payer und Dr. Friedberg für bestimmte Minister-Posten willen wollen, als verfrüht bezeichnet. Mit der VerufMg des Grafen Hertling ist vorläufig ein Stillstand eingetretcu. Erst nach Rückkehr des neuen Reichs kanzlers aus München werde man sich mit der Berufung des Vizekanzlers und des Vizepräsidenten weiter beschäftigen. b. Innerhalb der Mchrheitsparteien nnd besonders im Zentrum wird es für notwendig erachtet, nicht nur dein Hauptausschutz, sondern das Plenum des Reichstages sobald als möglich vor Ablauf der Vertagung zu berufen, um durch eine Kundgebung die Geschlossenheit zwischen der Mehrheit des Reichstages und dem neuen Reichskanzler zum Ausdruck zu bringen. Die Tagung des Reichstages würde im gegebenen Falle eine ganz kurze sein nnd sich auf die Vorstellung des Reichskanzlers und Erklärungen der Parteien beschränken. Der Aeltcsten-Nat ivird dann auf Grund der neuen Lage erwägen, ob die erste Vollsitzung der Wintertagung um einige Tage zu verschieben ist, da in zwischen die Verhandlungen des preutzischcn Abgeordneten hauses etnsetzcn nnd den Reichskanzler auch als Minister präsidenten in Anspruch nehmen dürften. b. Wie die „Voll. Ztg." erfährt, hat der Stellvertreter des Reichskanzlers Staatssekretär Dr. Helfferich dem neuen Reichskanzler Grafen Hertling sein Abschieds« gesuch überreicht. Die erste Lesung der preutzischcn Wahlrechtsvorlagc soll, wenn möglich, am 22. d. M. beginnen. Dies hängt aber davon ab, ob eS dem Ministerpräsidenten Grafen Hertling an diesem Tage möglich sein wird, im Landtag zu erscheinen. Gtresemarm über den Grafen Hertling. b. Berlin, 3. Nov. lEig. Drahtmeid.> In der „Nativnal- zeitung" äutzert sich der RcichstagSabgevrdnctc Dr. Dtrcsc- mann über Hertlings Kanzlerschaft: Wichtig fei es für die autzenvolitische Wirksamkeit -es »eueu Kanzlers, datz ev