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die Vrtvatkkage an. Tr wurde damit vom " »MM« zurück- aewiesrn, da der Artikel keinen beleidigenden Inhalt habe, aus semr Beschwerde ordnete jedoch die Strafkammer di« Erhebung der Privatklage an. Sowohl in dieser Beschwerdeschrist, als auch ui der Replik deS Brivatklägers sind so starke Ausdrücke ge braucht. dak daraufhin die Widerklage erhoben wurde. Chef redakteur Bach»,an» bestritt, daß der Bellass er deS Artikels die Absicht der Beleidigung gehabt habe. Geh. Rath v. Broich suchte in längeren, oft erregten Ausführungen darzulegen, daß der Artikel beabsichtige, ihn zu beleidigen und zu verspotten. Tbat- sache fei eS. dah Graf Wilhelm BiSmarck, weil er der Sohn des Reichskanzlers war, seine Stelle als Landrath erhalten habe, er dagegen nach Berlin verseht worden sei. Bon „Ordensschacher' könne keine Rede sein. Es sei sein gutes Recht, nachdem ihn die StaatSregieruna in Stich gelassen, für Diejenige», die seine ge meinnützigen Unternehmungen mit Geld unterstühen wollte». Auszeichnungen zu beantragen. Der Rechtsbeistand Bachmann's beantragte die Freisprechung deS Angeklagte». Der Artikel ent halte lediglich eine Kritik, die von dem Kläger herauSgesordert worden je«. Für die Berechtigung, den Ausdruck ..Treiben" an zuwenden. stellte der Bertheibiger eventl. folgende Thatsachcn unter BcwelS: 1. Die Strafakten deS Landgerichts in Flensburg in Sachen oontra Claussen würden ergeben, dak der Wiederanae- klagte einen Handel mit Orden betrieben und das für die Er- langung von Orden erhaltene Geld für seine Privatzwccke bezw. für sein von ihm mit Claussen betriebenes Geschäft verwendet hat. 2. Die Akten deS Kammergerichts in der Prozehsache Weidmann c-ontr» Eduard v. Broich würden ergeben, daß der Agent Weid- mann als Vermittler des .Herrn v. Broich zu Herrn Weinberg kam. mit de», Ersuche», ihm 300 000 Mark zu geben: dasür sollst Frhr. v. Broich dem Weinberg de» erblichen Adel verschossen. Weinberg habe das Geld gegeben, der Adel sei ihm trotzdem nicht verliehen worden. 3. Die Konkursakten deS Amtsgerichts l gegen Eduard v. Broich würde» ergeben, das, ein Herr Paul Mergers 50000 Mark zur Konkursmasse angemeldet hatte. Dieser Herr M. hatte, weil er beabsichtigte, seinem Pater zu dessen Jubiläum eine besondere Ehrung zu verschossen, dicserhalb mit Herrn v. Br. Be rührung gesunden und 50 000 Mark gezahlt, aber nichts damit er reicht. Weitere Beweisanträae betrafen die Vermögenslage des Privatklägers usw. Der Gerichtshof lehnte eine Beweisaufnahme ab und sprach den Angeklagten srei, weil er ihm den Schutz des 8 193 des St.-G.-B. zubilligte. Weder aus der Ion», noch aus den Umständen, unter welche» der Artikel veröffentlicht ist, könne die Absicht der Beleidigung herausgclesen werden. Dagegen seien in der Beschwerdeschrist und Revlik des PrivatklägerS Beleidig ungen enthalten. Frhr. v. Broich sei deshalb zu 30 Mark Geld strafe event. 6 Tagen Hast und zur Tragung der Kosten ver- urtheilt worden. ** lieber den kurz erwähnten Kampf mit Wilderern, der sich in aller Frühe i» den Forsten des Zehe'schcn Dominiums Groh-Petersdors sSchlesiens abgespielt hat. wird des Näheren be richtet: Förster Kersch befand sich morgens gegen 4 Uhr auf dem Reviergange im Walde, als er Nützlich aus eine Anzahl von Wilderern stieb: es wurde aus ihn ein Schuh abgcseuert. der jedoch nicht traf. Sofort warf der Forstbeamte seine Büchse an die Wange und erwiderte daS Feuer wiederholt in der Richtung, aus welcher der erste Schuh gekommen war. Sodann zog er seine» Hirschfänger und drang vorwärts. Im Nu befand er sich vor seinen Gegnern, neu» an der Zahl, die nunmehr aus ihn ein drangen. Hatte der Förster schon vorher eine Schrotladung in s Gesicht bekommen, so suchte man ihn jekt mit Büchscnkolbeii und Messer kampsunsähig zu machen. Die Wilderer hatten sich aber hierbei verrechnet. Förster Kersch hieb todesmuthig aus seine Gegner ein, Buchse und Hirschfänger in den Händen. Zwei der Angreifer wurden so schwer verletzt, dah später ihre Ueberführung in das Krankenhaus des nahe gelegenen Sorau erfolgen muhte. Dort sind sie inzwischen gestorben. Der Eine von ihnen hatte einen Schuh durch den Hals, der Andere einen Schuh in den Kovf er halten. Aber auch die Anderen wurden durch den kühnen Forst mann gezeichnet, der selbst natürlich auch auS mehreren Wunden hjutete. Schließlich flohen die Wilderer, ein Thnl ergab sich. Tie Untersuchung wnrde sofort ausgenommen, die Staatsanwalt schaft telegraphisch benachrichtigt, und es folgte noch im Lause des Tages eine Reibe von Verhaftungen. Der verwundete Förster fuhr nach Sagan und suchte ärztliche Hilfe auf. «> 441111«, Schesselstr 1K. 2. Et . heilt Hautausschläge. Geschwüre,Flechtcn.AuSstüssc, Schwäche. 9—5. AbdS.7- 8 ai-L«-, Annenstr. 43, heilt nur schnell Haut- u Ge schlechts leiden, d. Folgen u. innere Krankheiten. Zahlreiche Tanksag. Die Auskunftei W. Lchiminelvscng in Dresden, Altmarkt 15 (30 Bnreaux mit über li»X> Angestellten, in Amerika und Australien vertreten durch 41»«- vrn,I»>1r«-o1 k«niz»nn>) ertheilt nur kaufmännische Auskünfte. Jahresbericht wird auf Ver langen poftsrei zugesandt. Wem daran liegt, daS Modernste, Haltbarste »ud Gediegenste in 8 «1,1 v n «« o kr« u bei 4«-s,l«?». vtiu««-» Preise» zu kaufen, der wende sich an llarl SlUunxl I't«1^«4», erstes ScidenwaarenhauS Dresdens, 9 Wilsdrusserftrahe 9. UrautKIe-tele-rstokk« in den neuesten Gewebe». « In »>I« r Ueirr-n I«in,I«-ri> ist !»«,«-> In«'»« I2u>«-n- XGIe eingesührt und aus aller Völker Mund wird ihr das Lob als einer Seift ersten Ranges sür die Schönheitspflege und für de» Toilette-Gebrauch. Es sollte daher die besorgte Mutte, zum Waschen Ibres Lieblings nichts Anderes kauft» als Doering'S Eulrn-Seife, weil sie die mildeste ist: es sollte die juuge Dame Teint und Haut mit nichts Anderem pflege» als Dvermg's be währter La>«n-8vt4e, weil sie die Schönheit der Haut und des Testits bewirkt und erhält: es sollte die praktische Hausfrau keine andere Toilette-Seife in ihrem Familienkrcift verwenden als Toering's Lai«»den» sie hält doppelt so lauge im Gebrauch an als die Füllftiftn und wird dadurch thalsächlich billig. Für 40 Pfg. ist sie überall zu habe». kr irt eiii llmiclit, mim üei' lleukelie ilmMslikelm fsliMei'. Wiimeiiineii lttlek ScliMmmililieli IcsM! Die Einfuhr amerikanischer Nähmaschinen betrug: im Jahre >898 Mark 5,900.000. . . 1899 . 6.400.000. . . 1900 . 8.200.000. Berücksichtigt man. daß bei der Statistik die Werthe zu den niedrigsten Engrospreisen angenommen sind, so entspricht diese Einfuhr einem Tetailwcrlhc von 16—20 Millionen. Dieses haben die Amerikaner i» der Hauptsache erreicht durch ihr Hansirwesen und ihr jüngstes Zugmittel: die Stickerei-Kurie, und es ist Thatsache, dah gerade die Käufer auS den besser situirten Kreisen aus dieses neue Zugmittel hcreingesalle» sind; denn Sticken gelernt hat wohl unter Tausenden nicht ein Käufer, weil das Sticken aus der Nähmaschine eine Fertigkeit ersordert, welche nur seilen ein Käufer sich ancignet. Daß man aus der deutschen Nähmaschine genau so sticken kan» wie auf der auicrikauischc» Maschine, ist selbstverständlich. Bei einer solchen Sachlage ist es Wahl kein Wunder, wenn die amerikanische Industrie florirt und die deutsche Industrie ii» Rückgänge begriffe» ist: den» das Geld wandert nach Amclikn, um die 2-a»kces reich zu machen, während Amerika der deutsche» Industrie Thür und Thor durch hohe EiugangsMe versperrt. 8 Dresden, den 26 September 1901. Verein lleuteelser üSliinsecliinen- n. fslii'i'sll-fslii'ilrsnten. -In tlas llemcke Publikum! Mo77-7^osss unck ^^-T'uoTrs /Ü7»Dsoks/r, F'u s sdocksn- ssD/scri'üMtsn ste. (?D§Söto F'ai'Lsrrausroa/r/ am I'-arLo. IV. 9-9. Kollo SS kk. k'ettMvktv« 100 Loxsn xekektst Mc. v.sv. Otto Otvluomruw, Wrlfillmtr. 10. 8p. SMiM» 8. mcrika ist bekanntlich das Land der Reklame, wolilvcrstandcn. nicht der einfachen und soliden Geschästö- emvfclilung, sondern der übertriebenen, groteske» und aufdringlichen Reklame, bei welcher der Zweck die — Mittel heiligen muh. CS dar» »iiS daher auch nicht wundern, wenn amerikanische Erzeugnisse bei uns in Deutschland in derselben marktschreierischen Wciie angebvten werden, wie in Amerika selbst, und zwar manchmal in einer Art. die unser dcutschcs Empfindcn unangenehm berührt. So hat die Siugcr'jche Nähmaschinen-Fabrik in New-Bork den geschmacklosen Gedanken ! gehabt, unsere schonen deutschen Volksmärchen oder wenigsleiis die wohlbekannte» Namen derselben ihrer Reklame dienstbar zu machen, um dadurch den gutmüthigcn deutschen Käufer für das frcinländische Fabrikat zu gewinnen. Sie lägt sogeuamste „moderne Märchen" mit dem Titel „Dornröschen", „Aschenbrödel", „Frau Holle" n. s. w. verlheileu, die weiter nichts sind als eigens zu Reklamezmccke» geschriebene kleine Novellen. Wer sich durch den Titel verleiten läßt, einen Blick in die Büchelchcn zu thuu, erfahrt sogleich die erste Enttäuschung, indem er statt des einfach schonen Volksmärchens eine schablonenhafte Liebesgeschichte findet, und die zweite Enttäuschung erlebt er gegen Mitte oder Schluh der Erzählung, wenn plötzlich die „Original-Singer-Maschine", die zum Nähen und Sticke» io wunderbar geeignet icin soll, aus dem Plan erscheint. „Aha", dcn't daun der Leier, „geht's da hinaus!" Und richtig, ein paar Seite» weiter findet er auch die Abbildung der Original-Singer-Maschine. derselben, die da§ junge Paar in der Erzählung so glücklich gemacht hat. Auch eine Stickerciabbildung fehlt nicht, damit die LcistungS- sähigkcit der berühmten Maschine in's rechte Licht gestellt werde. Gewöhnlich ist es eine Landschaft, wie sie nur von einer talent- volle» und geschickte» Nadelkünsllerin hergestcllt weiden kann, die aber in der unbesangeiicii Leserin die Ansicht Hervorrufen soll, als könne sie nun cbeiisalls solche wunderhübsche Sachen bald ohne Weiteres sticken, wen» sie nur eine der weltberühmten, einzige», ameri kanischen Original-Singer-Maschine» benütze. Die Arme! Welche Enttäuschung wartet ihrer, wenn sie sich auf einer dieser Maschinen vergebens al'gemüht hat und einsehcn muß. dah das Moschincnsticken viel zu schwierig ist, um einen praktischen Werth zu besitzen. Wie wird sie aber erst aufhorchen» wenn ihr von fachkundiger Seite der Bescheid wird» daß man auf jeder beliebigen deutschen Maschine ebenso gut sticken kann, wie auf der Singer-Maschine» sodast es gar nicht nöthig ist. den Herren Amerikanern das gute deutsche Gels nachzutragen. Wer sich durch die geschickte Reklame der Ncw-Jvrker Gesellschaft, ohne sich weiter zu erkundigen, zum Kaufe verleiten Iaht, muh sich natürlich mit der Enttäuschung selbst abfindcn. Wenn aber in der Oesfcnllichlcit eine Sliinme zur Abwehr erhoben wird, so geschieht dies, um den Unfug mit unseren deutschen Märchen gcbühiciid zu kennzeichnen. Der gcinnlhvollc Deutsche hängt bekanntlich mit großer Liehe an seinen schönen Märchen, die einen kostbaren Nationaljchatz bilden, an dem sich Jung und Alt erfreut, und cs muh ihn daher empören, wenn er die trauten Namen mit dem sic nmgcbcnde» Hauch von Kindcrglück und Jngenderinnerung zu Reklamezwecken für amerikanische Waare herabgcwürdigt sicht. Eine andere höchst aufdringliche Art der Reklame betreibt die aincrikanische Gesellschaft, indem sie Schreibhefte an Schulkinder verthcilcn läßt. In diesen Heften ist jeweils eine Zeile vorgeschriebe», während die darunter befindlichen freigelassene» Zeilen z»m Nachschreibrn des Textes bestimmt sind. Letzterer ist selbstverständlich nichts anderes, als eine Anpreisung der Origiiial-Siiigcr-Maschinc.I die in den mcisteu Fällen auch von den Eltern der Kinder gelesen wird und somit ihre» Zweck erreicht. Man sieht, wie erfinderisch die Amerikaner sind, um ihre Fabrikate immer und immer wieder dem lausende» Publikum vor Augen zu führe». Für unS ist cs aber recht beschämend, dast deutsche Schulkinder bcnubt werden, um znm Schaden der heimischen Industrie sür ein ausländisches Fabrikat Reklame zu machen, und cs wäre interessant, zu wissen, ob sich deutsche Lehrer oder Lehrcrinucn dazu hcrgcbcn, diese Rcklamchcstc in de» Schule» zu dulden. In Amerika dürste eine deutsche Fabrik schwerlich ihre Erzeugnisse in der gleichen aufdringlichen Weise anvrciscn lönncn. aber in unscrcm lieben Vater lands ist das Alles leicht zu mache», weil der Deutsche nun einmal zu wenig ausgcivrochencn Natioiialstol; besitzt. Vielleicht wisse» eS viele Leute noch nicht, dast die deutsche Nähmaschinen-Industrie an Arbeiterzahl, wie an Güte ihrer Erzeugnisse die amerikanische bereits überflügelt hat. ES ist hohe Zeit» dast dem deutschen Publikum einmal die Auge» geöffnet werden, damit eS sich »icht länger von der aufdringliche» Reklame der Nnierikaner verblenden lästt, sondern die heimische Industrie schützen hilft, indem es nur deutsche Nähmaschinen altbewährten Fabrikates kaust. Mann venilmüt, Lgttovitr. O.-Schl.» «r>ni»i»annf«ratze 3«. 21 „Dresdner Nachrichten" Tklst 11 Donnerstag. 3. Oktober 1001 «M Nr. 274