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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 04.11.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051104023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905110402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905110402
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-11
- Tag 1905-11-04
-
Monat
1905-11
-
Jahr
1905
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L - .4. > HZ N r» L «tz r» 5- absicktigt, die Stiftung all,»üblich erlöschen zu lassen, uns zwar derart, daß den jetzigen Empiängern, lolange ihre Bedürftigkeit dauert, das Brot weiter gewährt wird, Neuempfänger in die erledigten Stellen aber nicht einrücke». Mit dieser Stiftung fallt den veränderten Zeitverhällnissen wiederum ein inter essantes und segensreiches Erbstück zum Opfer. — Der Albertverein halt am 7. November, vormittags ll Uhr, in dem Earvlahause. Gcrokslraße «>4. die regelmäßige .Guuptversaminlung ad —* Im Bürgerverein der W i l s d r u f f e r undSeevor- iladt hielt am Mittwoch abend .Herr Zivilingcnieur K a d e. Direktor der Kosmographia. in den „Diei Raven" vor einem zahl- reithen Publikum einen interessante» Bortrag mit Demonstrationen über neue Eruingenichafle» ans plivnograpbiichein, grammopho- niichem und telenhonii.bem Gebiete. Beiviinberniig erregte beson ders die Borinlirung des lautfpiechenden Telephons in seiner heu rige» Berbesseruna. z» dessen Tätigkeit nicht mehr hohe Spannung des elektrischen Stroms ersvrdcrlich ist. vielmehr gelingt tede ein fache Batterie, um mit dem Apparat die Weitergabe der Laute zu erziele», ferner gelangte EdiffniS letzte phonographiiche Nenbeil zur Borsübrnna. die daraus beruht, den Schall ans verschiedenen Gegenständen feslznl,alten. Zuerst bannte inan die Schallwellen aus Slaniol. daS ürh indes in schwach erwies, dann ans Wachs: neuerdings benutzt Edison zum Festhalten der Schallwellen Seife. In den neuesten Ediwn Phonographen arbeiten Walzen ans Hart gummi mit Goldüberzug Anstalt der Walzen übertrug ein Tenlsch-Amcrikaner den Schall auf Platten »nd erfand dadurch das Grammophon. Hier bat man auch bereits wieder einen Schritt vorwärts getan, indem man die Schallwellen nicht mehr auf Zinkplattcn eingraviert, sonder» in Papierplatten einpießt, wie im Neovhon. Der Portragcnde lieh auS der Versammlung in einen Phonographen hineiniprechen und erzielte sofortige Wieder gabe von verblüffender Wirkung. Instrumentale und vokale Phonographenvorträge von Künstlern des In- und Auslandes »lachten den Abend zu einem gen»f;reichen: u. a. horten die An wesenden den „Fackellanz". eine Komposition des Prinzen Albrccht von Preußen. den> deutschen Kronvrinzcu zli seiner Vermählung gewidmet. Znin Schlüsse erfolgte die Vorführung von originellen tinematograpbischeii Bildern. Dem Vortragenden wurde wieder holt reicher Beifall gespendet. — Mit Rezitationen eruiter und heiterer Art wurde der vor gestrige im oberen Saale der ..Drei Raben" abgehaltcne Vor tragsabend der „Gesellschaft für Literatur und K u n st" ai'Sgefiillt. In seinem ersten Teile vermittelte er die Bekanntschaft mit einer talentierten Dichterin Frl. Louise v. B a n e eIS . die einiges aus ihren eigenen Werken zum Vor trag brachte, die im Verlage von Lilieuthal-Berlin erschienen sind. Wie die mit großem Beifall anfgenonnnene» und klug gesteigerten Proben bewiesen, zeichne» sich die Dichtungen der jungen Dame durch edle Sprache, reiche Phantasie und großen StimmungS- gehalt. sowie durch eine Fülle von Bildern vor so manchen Er zeugnissen ähnlicher Art wohltuend auS. Sie leiteten deshalb in glücklichster Weise in den von Frl. Ida Hast rezitierten Schop- . tnngcn Rudolf B a u m b a ch s über. Irl. Hast eröfsnele die Reibe der poetische» Gaben Baumbachs mit der kleinen Erzählung t .Der Bilsen-Schnitter", dem sic die Gedichte „Nächtliche Wande rung" »nd „DaS begrabene Lied" folgen ließ. Nach einer Panse erfreute die Rczitakorin durch verschiedene kleinere Sächelchen niehr heitere» Ebarakters. die ebenfalls starken Beisaü anslösten. Eiwälnit seien hiervon „Der Klügste", ..Vogelweisheit", „Staub", „Die Ritter und die Nixen", sowie als Schluß ..lompaii» mu- bintui". Den Bemühungen der beiden Damen dankte der Vor sitzende noch besonders und schloß Hiera» einige Mitteilungen ge schäftlicher Art. Am 15. November findet der erste Kammermusik- Abend «D r a e f e k e - A b c n d> auf dem Konigl Belvedere statt. Der nächste Vortragsabend ist aus den 29. November cingesetzt worden. — Die Herbstversammlung des Elbgauverbände- der Sten oLraphenvereine nach Gabelsberger fand am 51 r. ltober in den „Vier Jahreszeiten" zu Radebenl statt. Damit verbunden war die Feier des wsährigcn Bestehens des Ver bandes. In der Vertreter Versammlung am Vormittag hatte sich eine stattliche Anzahl Stenographen eingcfunden zur Be ratung interner Angelegenheiten. Nachmittags 5 Uhr begann die Iestversamnilung. ausgezeichnet u. a. durch den Besuch der Herren Gemeinde-Vorstand Werner-Radebcul, Negierungsrat Professor rn oen Verein auf. der auch zu seiner Änderung außerordentliche Mitglieder aufuimmt. Den i-schluß de- Feste« bildete ein Ball. —* In wohlgelnnaener Weise beging der UnterstühungS- Verein der Deutsch-Oe st erreiche» am Mittwoch abend im Saale des „Tivoli" daS 7. StiftungSsest. Von jeher haben sich alle Veranstaltungen der genannten landSmannschaft- lichen Vereinigung allgemeiner Beliebtheit bei Mitgliedern und Freunde» zu erfreuen gehabt, weshalb auch diesmal der Festsaal vollbesetzt war. Die Vereine der Bayern und der Badenser hatten Abordnungen entsandt Und viel gab's zu sehen und zu höre». Die Emil Winter- Tymlansche» Hiiinorislcu und Sänger gaben ihre zündendsten Schlager zum besten und wurden immer und immer wieder gerufen Ter Vorsitzende, Herr Zahnarzt Hradetzky, wies in der Begrüßungsansprache daraus hin, daß da- Fest de Dr. EiemenS. Vorstand, und Professor Dr. Fuchs. Mitglied des Konigl. Stenographischen Instituts zu Dresden, sowie Oberlandes- gcrichtSrat Dr Slcinmetz-DreSden. Jni Mittelpunkte der Hanpt- Versaimnliing stand der Vortrag des Herrn Lehrer Holland-Pirna über die Eiitwicklunasgeschichle des Elbgauvcrbandes in den ntwicklunasg,..,, , ... .... lO Jahren seine? Bestehens Ter Verband umfaßt gegenwärtig 55 Vereine mit 5156 Mitglieder». Vier um die Gründung bezw. Förderung des Verbandes außerordentlich verdienten Männern, Zerren Dr. med Greis-Zerkowitz. Kanstuann Kittcl-Kvtzschenbroda. Registrator Leonhardt-Großenhain und Lehrer Döring-Meißen, wurden Ekren-Nrkilndcn überreicht. — Der seit fünf Jahren bestehende Frauen verein der K ri e g s v e t e r a n e ii beging am Mittwoch abend in der „Zentcalhalle" am Jischhosnlatz unter reger Anteilnahme der Vercinsangeboriaen sein Stiftungsfest. Den Willkommensgriis; entbot den zahlreichen Anwesenden Frl. Bukt »er mit einem Prolog, der die Ziele und Zwecke des Vereins sinnreich behandelte Der Verein hat 'chon manche Träne trocknen können: er greift nicht nur zn Weihnachten unterstützend ein, sondern kleidet auch Konfirmanden ans Vereins-Mitteln ein. Er unterstützt weiter er krankte Vcreinsangehörige und sorgt für die würdige Bestattung verstorbener. Die Ansfishrnng des Programms war dem Rothschcn hiimoiisliichen Ensemble übertragen worden, das für seine Dar bietungen reichen Bestall erntete. Die Vereins-Vorsitzende. Frau Schäfer, hielt eine Ansprache, in der sie der Konigin-Witwe Carola mit warmen Werten gedachte, sowie ihr und dem gesamten Zarste Wcttin ein dreifaches Hoch widmete. Darnach gab die Rednerin ihrer Freude über den zahlreichen Beinch des Festes- Aiwdruck und forderte die Frauen der Kriegs-Veteranen zum Beitritt sonders durch die Gegenwart deS Vorsitzenden beS Oeslenctclnicheit Hilfs-Vereins. Herrn Ritter von Schnbert-Soldern, ausgezeichnet sei und daß Herr Geheimer Kainmerherr von Lehrer-Zittau dem Veiein eine» »amhasteu Beitrag für die Elmslbcschernng und zum Besten der VercinSinteiesscn gespendet habe. Ein Blick ans daS vergangene Jahr zeige ein Bild tätigen Schaffens. Zwar sei die vergangene Zeit wieder arbeitsreich gewesen, aber auch iiiancber Kummer, inanche Sorge gemildert worden. 2100 Mk. konnten wiederum für Unterstützungen hier wohnender oder durchreisender Landsleute anfgewendct werde». Alle» Freunde» und Wohltäter» gebühre für die reichlichen Zuwendungen nufrichliger Dank nnd ein herzliches „Vergelt s Gott!". Nicht zuletzt gelte dies der österreichischen Gesandtschaft. Der Vorsitzende des Badenser- VereinS dankte »ainens der übrigen Gäste für die erhaltene Ein ladung »nd sprach den Wunsch uns. daß sich der UnterslütziingS- Verein der Denlsch-Oesterreicher gedeihlich weiterentwicketn möge. Alle denlsch-landSinannfchasllichen Vereine hätten ja ei» Interesse an dem Blühen eines jeden einzelnen, da sie im Volkscharakler so viele Verhinb»iigSp»»kte besäßen. Eine gut aiisgeslatlete Gaben- lotterie bereicherte die Unterslütziingskasse wesentlich. Der Jeslball währte bi-Z lange nach Mitternacht. — Vielfach an sie herangetretenen Wünschen zufolge hat sich Frau Baronin v. Suttner entschlossen, einen neuen Vor trag, und zwar Sonntag, den 5. November, im Saale deS Ausstellnngspalastes über das Thema „Die Waffen nie der in Bezugnahme aus die zeitlichen Verhältnisse" zu halten. Die Dresdner Orlsgrnppe der Deutschen Frieoeiiö-Gesellschast hat sich für Mitglieder iAnmeldungen beim Bankhaus Gebr. Arn- hvld, Waisenhausslrape 20, Mindestbeitrag l Mk.j reservierte Plätze gesichert. Nichlmilgliedern, die gleichfalls reservierte Plätze wünschen, stehen solche zu 1 Mk. beim Bankhaus Gebr. Arnhold und an der Kasse zur Verfügung. —* Zum Lohnkampsc in den sächsifch-thüringilchen Webereien schreibt uns ein Mitarbeiter: Im geiamlen Ausiperrungsgebiet ist die Ruhe und Haltung der feiernden Arbeiter und Ar beiterinnen eine mustergültige, wenigstens bis jetzt. Kommen bin und wieder einige Zwischenfälle, wie Ansammlungen der AuSgeiperrten aus den Straßen in Gera und Greiz, vor. so ist dies nicht von Bedeutung in Anbetracht der gewaltigen Aus dehnung. den der Kamps genommen, und des tatsächlichen Ernstes der Situation. Der Kamps spielt sich aus dem Boden von fünf deutschen Bundesstaaten ab. und zwar sind beteiligt: Königreich Sachien, Neuß jr. Linie, Reusz ä. Linie, Sachsen-Altcnburg und Sach'en-Weimar. Wie sich zetzt übericheir läßt, sind folgende Orte von der Aussperrung betroffen: Gera, Greiz. Langenberg, Reichenbach i. V,, Meerane, Glauchau, Mylau, Netzschkau, Elster berg, Waldkirchen bei Lenacnseld, Rochlitz >Bez. Leipzigs, Berga a E.. Pausa, Auma, Weida, Müllen bei Zwickau, Kleinreins dorf und Langenwetzendorf, während in Ronneburg. Neumark, " Leb ' ' Mühltroff, Oelsnitz i. V. und Reuth die Schließung der Be triebe noch heule lFreitags erfolgt. In Gera, das als größter Ort der Einwohnerzahl nach in Frage kommt, und wo die Be wegung ihren Anfang nahm, merkt man äußerlich eigentlich von der Bewegung nicht viel. Gera ist heule nicht mehr allein von der Textilindustrie abhängig, wie dies z. B. in den Wcbcrstädten Greiz. Meerane usiv. der Fall ist. Die Industrie in Gera ist sekr mannigfach. Mil einem Worte: der schwere Kampf in der jächnsch-ihüringischen Textilindustrie verschwindet in Gera äußerlich unter dem großstädtischen Verkehr, trotzdem sich dort annähernd gegen 12 000 Textilarbeiter befinden. Hingegen herrscht in den Bureaus des Textilarbeiterverbandes und in den 11 Kontroll-Lokalen der Arbeiterschaft rege Tätigkeit: hier erst merkt man den Kampf, der sich abspielt. In Gera befindet sich der Gausitz vom Deutschen Textilarbeitcrverbande. Bis letzt feiern dort einschließlich der 950 Ausständigen rund 3500 Arbeiter. Von Webereien kommen in Frage 26 Fabrikanten mit 7966 Stühlen. Die Zahl der feiernden Arbeiter wird sich aber noch erhöhen, wenn die Aussperrung, wie anacdroht, noch weiier dnrchgesührt wird. Wesentlich anders als in Gera, liegen die Verhältnisse in Greiz. Die Textilindustrie ist in dieser Kleinstadt allein vorherrschend. Bei der jetzigen Bewegung kommen hier 66 Fabrikanten mit 10 427 Stichle» in Frage. Ausgesperrt sind bis jetzt 4300 Mann. Der große Kamps macht sich hier schon äußerlich bemerkbar. Mau sieht zuweilen Arbeiterlrnpps in den Straßen und vor mehreren Fabriken. "Das Gcschästsleben sängt z» stocken an. Greiz ist ganz von der Textilindustrie abhängig, das merkt nian jetzt am deutlichsten. Tie Webereien stehen zum größten Teile ganz still. Die aill besonder« starken Bahnverkehr an die Großstadt erinnert, vrll- sentleren sich Mylau und Netzschkau al« eintönige FabriMdte. ohne jeden Reiz. Hier ist nur Ärbeiterbevölkeruno vorherrjcherck, und die meist recht kleinen und ärmlich ausselrenden Wohn häuser machen einen pessimistischen Eindruck. Vorläufig sind die Kammgarn-Webereien von der Lohnbewegung heimgesucht und kommen in den drei Orlen 46 Betriebe mit 6548 Stufen in Betracht. In Netzschkau sind zurzeit IM Arbeiter brotlos, in Reichenbach 700. Allenthalben trägt tue Arbeiterschaft ein ruhiges Wesen zur Schau. Ein ziemlicher Teil der Arbeiter ist entschlossen, am 6. November die Arbeit wieder ouszunehmen, jedock bleibt abzuwarten, ob die Zahl genügt, um die BetriD ossenhalten zu können. Von benachb aldkirchen ' ^ bacher Weberei gischen Verbände Unheimliche Ruhe herrscht in leyen z> den F ic Meh abrikjäien. lgemeinc btiiiimnng ist gedrückt, aber die Mehrzahl der Arbeiter will den Kampf mutig sorlsühren. Es scheint sehr fraglich, ob die Be triebe am 6. November ihre Tätigkeit beginnen können. Und das Gespenst der General-Aussperrung, das dann winkt, wird Greiz besonders schwer deiinstichcn. Bon den in der Umgegend von Greiz gelegenen Orten werden von der Bewegung mit berührt: Langenwetzendorf. Klein-Reinsdorf. Elsierberg: weiter cnlsernt liegen noch Pausa, Mühltroff und Reuth. Bon Greiz aus wenden wir uns in das sächsische Vogtland nach Neichen- bach i. V.. Mylau und Netzschkau. Während Reichcn- bach einen halbwegs freundlichen Eindruck macht und mit seinem enügt, um die Betriebe „barten Orten kommt i n in Frage, wo sich eine Filiale einer Reichen- i befindet, die gleichfalls zum Sächsijch-Thürin- gilchen Pervande gebürt. In Meerane und Glauchau zu- sammen werden 52 Fabrikanten mit 5148 Stühlen in Mitloiden- jchaft gezogen. In Meerane sind bis jetzt 1950 Arbeiter aus- geiverrt. Hier ist eine empfindliche Mißstimmung vorhanden. Ucber Meerane scheint ein eigener Unstern walten zu wollen. Seit dem bekannten Mcerancr Weberslrcik ist die Lage hier noch nie wieder inü reckte Gleis gekommen. I m g e samten Bezirk des Verbandes der Sächsisch-Thüringischen Webereien stehen mit heute lFreitagj insgesamt 34 338 Stühle still. — 8» der am 26. Oktober im Saale der Reichsballen abgehaltenen Michaell-OuarlalS-AersainmIung der Dievvner Schlosser-, Sporer-, Büchsen-, Winden- und tKroszuhrmacher > Zwangs- Inn u n g batte» sich >:>v Mitglieder eingesnnden. Den Vorst» führt« Herr «lgdlveroronetcr Obermeister Nenschüo. Mit Eintritt in di« Tagesord nung wurden >4 Lehrlinge in die Innung ausgenommen und tS Aus- gelernte frei- »nd cu Gesellen gesprochen. Hieraus inachl« der Obermeister Mitteilung über den aegenwarligen Stand der StaluienSndening. Uedei die Tätigkeit de« Vorstandes berüdtcte der Schriftführer Melkter Müller. Hieraus wurde der im verflossenen Viertels-'ir verstorbenen Mitglieder ge dacht, zu deren Gedächtnis die Anwesenden sich von den Plätzen er hoben. Anschließend nahm der Obermeister Gelegenheit, den Mit gliedern d«n Eintritt in die Grabekasse zu empfehlen. Aus genommen in die Innung wurden die Herren Woidemar ReinbardI und Albert Elans. Von der Erhöbung der BetricbSsteuer wurde Kenntnis genommen »»d der ausliegenbe Haiivhaltplan für 1906 genehmigt. Die Abhaltung eines DNstungssestes wurde beschlossen und der Vorstand mit der Ausi brnng beauftragt. Bezugtich der », irgend einem Hospital domi zilierende» Mitglieder der Bearäbniskasse wurde beschlosten, daß, falls die Anstaltsdireklion sich verbs>ict>i«t, die Steuern für die Hospitanten weiter ni zahlen, die Grabekaste dagegen sich verpflichtet, ein Begräbnisgeld laut Statut in Hohe von lbv Mk. zu zakten. Der zweite Obermeister Hartmann -berichtete hieraus über die freie Vereinigung in der Innung und forderte noch Außenstehende zum Beitritt aus. Der "Vorstand wurde ersucht, dahin zu wirken, daß beim Rat die Ocssnung der Blankeüe sn Anwesenheit der Submittenten vorgenommen wirb, wie eü bereits bei der Militärbehörde üblich ist. Meister Wenieri berichtete noch über die Schntzgenicinschast für vaulieseranien und empfahl, in dieselbe emzulreten. Technische Neuheiten waren ausgestellt von der Firma Neppich, Rauch L WUslner. Gaskoch apparate und Gasösen. —* Polizeibericht, 3. November. Nach Schluß des letzten Jahrmarktes ist von einem Standplätze vor dem Grundstücke Könikzslraße 14 eine etwa 60/125 Zentimeter große Kiste mit Schuhmaren abhanden gekommen. "Die Kiste war mit der Aufschrift versehen: „Wird von Adolf Gräfe abgeholt" und trug aus der Rückseite, mit Bleistift geschrieben, den Namen Neinhold Wehner. rsie ist wahrscheinlich nur ver- schleppt und irgendwo eingestellt worden. Jedoch erscheint auch Diebstabl nicht ausgeschlossen. Um sachdienliche Mitteilungen an die Kriminalabteilung wird gebeten. — A »itsgeri ch t. Die Studenten der Tierärztlichen Hoch schule Andreas Friedrich Karl Hagen und Victor Julius Franz Kraziewicz kamen am Morgen des 2. August nach 18stünoiger Gebmtstagsfeier gegen 6 Uhr die Pillnitzer Stiaße entlang und belästigten den an der Straßenkreuzung postierten Signalwärter der Straßenbahn; sie markierten unter Konimandorusen das Ab lösen eincS militärischen Wachtpostens, wodurch sic die Ansamm lung einer Menschenmenge veranlaßten. Der eiiischreitende Gen darm wurde von ihnen umarmt, hin- und hcrgczogen nnd lächerlich zemacht. Kr. ließ ferner gegen den Beamten ein Schimpfwort allen und leistete ihm Widerstand. Ter animierter Laune ent sprungene Vorgang sollte für die beiden Studenten ein gericht liches Nachspiel haben, das mit ihrer Bestrafung endet. Kr. wird zu 100 Mark. Hagen zu 50 Mark Geldstrafe verurteilt. — Der Packer Karl Moritz Braun verübte in dem von ihm bewohnten Hanse der Hcrtclstraßc am 31. August, 15. September und 9. Oktober rnhestörenden Lärm nnd gebrauchte bei dem Krawall unzüchtige Aenßernngcn; e-3 wird deshalb wegen Gefährdung der Sittlichkeit während der Dauer der Beweisaufnahme die Oeffent- lichlcit ansgcschloffen. Der Angeklagte wird ferner des Wider stands gegen die hinziigcrusenen Gendarmen übersührt. Er erhalt 3 Monate Gefängnis und 1 Woche Hast. — Der Provisions reisende Albiir Franz Sperhake ließ sich in einem Geschäft mehrere Pfund Kaffee verabreichen nnter dem Vorgehen, Abnehmer dafür zu haben und für das Geschäft reisen zn wollen. Zwar verkaufte er den Kaffee, behielt das Geld aber sür sich. Die damit be gangene Unterschlagung hat er mit 4 Wochen Gcsängnrs zu sühnen. — Ter ans Berlin gebürtige Kaufinann^Ernst Hcßmann war zuletzt vom hiesigen Schöffengericht am 4. September wegen Betrugs und Unterschlagung zn 4 Woche» Gefängnis verurteilt worden. Tie Strafe halte er sofort angctrctc». mußte jedoch, weil sich heransslellte, daß er an einer ansteckenden Krankheit litt, »ach 5 Tagen ans dem Gefängnis entlassen werden. Völlig mittellos begab er sich zu einem ihm aus seiner Tätigkeit als Ver sicherungsagent her bekannten Herrn, der ihn wegen des Ab schlusses einer Haftpflichtvecsicheri»ig für den Herbst wieder be stellt hatte. Er schloß de» Vertrag ab und ließ sich die erste Prämie in Höhe von 16.32 Mark einhändigen, obgleich er gar nicht mehr bei oer betreffenden Vcrsichernngs-Gelellschast angestcllt war und somit auch keine Befugnis hatte, sür sie Gelder in Empfang zu nehmen. Ten erhaltenen Prämiensatz verausgabte er in seinem Nutzen. Wegen Betrugs wird er zu 1 Woche Gefängnis verurteilt. Kurz nach deni Vorfall war er wieder in Haft genoin- > s daS Geld stets mit vollen Händen ansgebeu nnd rast aus- :.: nnNos zahlreiche Einkäufe machen. Manche Lurnsgeschäste ! : icr den Linden und dem benachbarte» Teile der Fricdrich- .aße leben beinahe ganz von Vieler runiichen Kundschaft, die ch mein zw.-imal im Jahre einzu-mden pilegt. Einmal, wenn ; e »ch zu Beginn der Reisezeit in die deimchen Bäder und Tommcr'riichen begibt, und zum anderen Maie, wen», sie aus ihnen in die Heimat znrnckkehrt. Tann siedeln, sich förmliche ruist-'che Kolonien in der Friedrichstadt au. und aus den Straßen, Ni den Läden, in den Restaurants und nicht am wenigsten in den Veranugungslokalen hört man rast ebenw viele slavische wie eeul-chc Lau:e. Die meisten Ruffen beherrschen ja allerdings die deutsche Svracke vollständig. Aber gleichwohl kommt man ihnen, wo es irgend gebt, gern entgegen und spricht mit ihnen russisch. Der Berliner Fremdenverkehr hat sich ia im allge- , leinen außerordentlich gehoben. Tie Fremdenlisten wencn Gäste wohl aus aller Herren Ländern auf. Dennoch überwiegen unter den Ausländern die Russen noch immer bei weitem. Niehr als 60 Prozent machen sie aus. und zu den erwähnten Jahres zeiten steigt dieser Prozentsatz noch ganz bedeutend. Bezeich nend ist cs. daß trotzdem nur sehr wenige Berliner Lokale dieser Tatsache Rechnung tragen und sich den heimatlichen Bräuchen der Russen aupaffen. In Berlin gibt es unzählige Wiener Gases und Restaurants mit österreichischer, italienischer, ja selbst ichwedücker Küche Aber es gibi nur ein cinziaes größeres Restaurant nach russischer Act., und gerade dieses wird am wenig sten von durchreisenden Russen ausgesucht, der beste Beweis, daß dune gar keine Sehnsucht nach ihren heimischen Gewohnheiten mitbriiigen. trotzdem gerade die russische Küche und Bedienung manche unleugbaren Vorzüge hat. Sonst waren die Russen, deren Jugend sich auch in normalen Zeiten des Vorzuges erfreut, drei bis vier Monate Sommer- ichnlscrien zu genießen, Ende Oktober längst wieder durch Berlin in ihre Heimat zurückgekchrt. In diesem Jahre haben sie sich, wenn sie es irgend vermochten, im .Hinblick auf die un sicheren Zustände ihrer Heimat mit der Heimkehr nicht so beeilt. Daher kommt es. daß die deut'che Reichshg»ptstadt gegenwärtig mit russischen Gästen förmlich überschwemmt ist. Auch diejenigen, die seht gern zurückreisen möchte», 'eben sich infolge des allge meinen Eisenbahnernusstandes in Rußland dazu außer stanoe. Die müssen notgedrungen ihren Berliner Aufenthalt verlängern, und manche von ihnen sind bereits in eine aewisse Not geraten. Ihr Geldvorrat war nahezu erschöpft, als sie sich zur Heimkehr entschlossen, und min fehlt ibner. beinahe zcde Möglichkeit, sich Grld von Hause schicken zu lasten. Dazu kommt, daß der Rubel- mancher von e Lage durch worden rsi kurs erheblich zurückgegangen ist. Endlich wird auch ihnen damit zu rechnen haben, daß seine materielle die biSderigen Wirren bereits stark beeinträchtigt und kiini'tig vielleicht noch mehr leiden wird. Alle diese llni stände zusammen verschaffen den Berlinern das ungewohnte Schampiel, sparsame, sorgfältig rechnende Nüssen zu sehen. Be zeichnenderweise hat sich denn auch der große Riisscnstrom gegen wärtig den kleineren und billigeren Hotels in der Gegend des Alerandcrplahes zugewendet. Die Not lehrt, wie man sicht, nicht nur beten, sondern sogar auch reisende Russen sparsam wirt schaften. Hier ist immer nur von solchen Russen die Rede gewesen, die zum Vergnügen reisen und nach ihrer Naturanlage und ihrem Vermögen das Geld wenig achten und mit vollen Händen aus- gcben. In der großen ständigen Russcnkolonie Berlins übcr- wiegeir diese Elemente aber keineswegs. Sie setzt sich hanvt- säcblich ans Studierenden an der Universität, an der Technischen Hochschule und an der Königlichen Hochschule für Musik zu sammen. und unter ihnen sind in nicht geringer Anzahl iene Personen vertreten, die Bülow in einer Neichstaasrede jo drcstisch als „Schnorrer und Verschwörer" gekennzeichnet har. Sie stellen das schlimmste geistige Proletariat dar, das man sich vorslcllcn kann. Sie hungern sich buchstäblich durch. Hausen in Löchern und rühren ein Leben, wie es kaum der letzte deutsche Tagelöhner ertragen würde. Man kann dem Bildungshunger und dem geistigen Streben dieser an sich recht wenig symvalhi- schen Herrichailcn die Achtung nicht versagen. Ihre geistige Reg- iamkcit ist erstaunlich. Man trifft sie überall, wo sich Quellen des Wissens nnd der Bildung erschließen und es nichts oder wenig kostet: in der Akademffchen Lesehalle, in den Volkslesc- Hallen, in den Museen, den billigen Bolkskonzerten. hoch oben auf dem Olymp der Theater, aber ebenso auch in allen Volks versammlungen, aus der Tribüne des Reichstags, wo sie mit glühenden Backen, leuchtenden Blicken »nd verhaltenem Atem lauschen, wenn Bebel, Vollmar und Genossen sprechen. Aus ihren Reihen werden sich die künftigen radikalen Redner der russi schen Tmna rekrutieren, falls wirklich einmal mit dem allge meinen Wahlrecht dort drüben Ernst gemacht werden sollte. Die russische Kolonie in Berlin unlerscheidet sich von den anderen fremden Kolonien dadurch, daß ein engerer Zusammen hang zwischen ihren Mitalredern im allgemeinen fehlt, wie er beispielsweise unter den Angehörigen der weit zahlreicheren österreichischen und ungarischen Kolonie besteht. Das liegt nicht allein an der großen Ver chiedenheit der sozialen Stellung und der Lebensführung ihrer Mitglieder. Der Hauptgrund ist. daß sic alle von einem oft nur zu sehr gerechtfertigten Mißtrauen gegeneinander beseelt sind. Keiner tränt dem Landsmann in der Fremde, wenn er ihn nicht ganz genau kennt und erprobt hat. und selbst dann begegnet er ihm häufig noch mit dem größten Mißtrauen. Es isl ein öffentliches Geheimnis, daß die russische Regierung ein ganzcs großes Heer von Geheimagenten und Locksvitzcln im A»S>ande unterhält und daß namentlich die deutsche Reichshauptstadt von diesen ost unsauberen und gefähr lichen Elemcnttn überschwemmt ist. In jedem Landsmann, der sich ihm nähert und mit ihm in intimere Beziehungen zu treten jucht, erblickt der im Auslände lebende Russe zunächst grund- läßlich einen Polizeispion und richtet sein Verhalten darnach. Tie preußische Negierung glaubte cs bisher der russischen schuldig zu sein, dic>es Treiben der dunklen Echrenmänner, wenn nicht zu begünstigen, so doch wohlwollend zu dulden. Wenn es fortan infolge der gegenwärtigen Umwälzung im russischen Reiche auf- hören oder doch ganz erheblich eingeschränkt werden sollte, so wird niemand darüber erireuter lein, als die Berliner Polizei, die eS selbst häusig genug peinlich empfand und nur notgedrungen zuließ. Eine besondere Stellung nähmen in Berlin stets die auS den deutschen Ostsecvrovinzcn stammenden Russen ein. Je mehr sich die Zustände ihrer engeren Heimat durch den wachsenden Terrorismus der Petersburger Machihaber verschlimmerten, desto zahlreicher wandten sie rhr aus immer den Rücken zu. Viele von ihnen licken sich dauernd in Berlin nieder und lxibeir es hier vermöge ihrer hohen Intelligenz und ihrer mannig fachen isprachkenntniffe in verschiedenen Berufen zu angesehenen Stellungen gebracht. Einzelne adlige Balten haben sogar in der deutschen Diplomatie Karriere gemacht. Viele andere wandten sich dem deutschen Journalismus zu. Fast in jeder Berliner Redaktion sitzt ein Dcutsch-Russe oder wird ein solcher . Zöchen Übersichten oer „Kreuz-Zeitung" über die auswärtige Politik verfaßt. Auch in gelehrten Bernsen haben sich die Balten in Berlin rühmlich hervorgetan. So ist der erste Berliner Chirurg o. Bergmann ein geborener Deutsch-Russe und gehörte vordem, wie mancher seiner Berliner Kollegen, einer baltischen Universität, derjenigen von Dorpat, als Lehrer an. Die meisten dieser in Berlin völlig heimisch gewordenen Balten sind im Gegensatz zu den anderen in der deutschen Reichshauptstadt lebenden Russen, die den radikalsten Richtungen angeboren, ausgesprochen konservativ und betätigen diese ihnen gleichsam angeboren« G«-
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