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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.07.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260727015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926072701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926072701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-07
- Tag 1926-07-27
-
Monat
1926-07
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.07.1926
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vce»i«g. 27. JuN 1926 — »Dresdner Nachrichten" — Nr. Z47 Lette 7 Deutschland auf Her Internationalen Dt, »,ntsch« Tech«tk ist schon! tVe« Vortveter der »Dresdner Nachrichten"- «..L^HS Ded««SR»strdtgste an der vasler ^nt«r»att?»alrn DtSftetinns tftdt«; deutsch« Gruppe. Die sranedfischen, helgi- ttalientschen. hollänßilchen, vor allem auch dte »tellticht ,u sachlichen schwet-erifchen Säle sind allen Re- spekteS wert. ge»en aber über dte Norm de- Gewohnten nicht btuau». WaS Men fehlt. ist die Belebung durch eine aewollte, der Gubstanz de« Gezetgten entsprechende Form. Dieser Wille zur Form haftu't in der deutschen Echan jedem einzelnen Buch» staben der Wazidschristen an. Dte Technik in Italien, Frank reich, oych bei,' u»S, ist immer noch ein sremde« Abseits, wie ein« Welt, eiF,e säst feinblich« Welt für sich — in Deutschland rückt sie, als Umwandlung. Steigerung, als bewußte Vergeisti gung der Mstterte verstanden, erahnter Sinn der Zeit. in die LebenSmttt^ selbst. Die deutsche Gruppe der Basler Aus stellung bespktigt nur den Eindruck, den ganz Deutsch, landmach, t: In der Bezwingung und im Gestalten der sinn lichen, aug,„fälligen Materie sind die Deutschen Meister — der Abstand zs.m übrigen Europa ist sogar noch gröber al§ früher. Dte Deutschen sind die ersten, die eS verstehen, die Technik .schön" zu. machen, ihr die Form zu geben, die jeder, de», diese Zeit niäh» gleichgültig ist, als zeitgemäß und echt empfindet .. ." Ein. Deutschland keineswegs sehr sreundlicheö Blatt, die Voller ^National-Zeitting". hat diele glänzende Hervorhebung Denisä-landS an die Spitze eines Artikels gesetzt: wir mnsiten diese- urteil zitieren, um im Zusammenhang mit der Basler Interpationalen Ausstellung daraus Hinweisen zu können, wie wichtig — ja. zu einem bestimmenden Faktor in der Aus- klärungöpropaganda — die Beseitigung Deutschlands an irüternationalen Veranstaltungen werden kann. Es sehlt in Deutschland oft noch an Verständnis für die nachhaltige Wirkung der KriegSverhetzung, der es gelungen ist. das deu'/sche Volk als auf niedrigerer Kulturstufe stehend hin zustellen. und dieser Einschätzung in einem groben Teil der Welt, vor allem bei de» ehemals gegen Deutschland krieg- führenden Staaten, volle Verbreitung zu sichern. Eines ist in dessen wenig gelungen: die deutsche Technik in ähnlicher Weise zu erledige,^, ein Umstand, der dazu benützt wurde, dem dcnt. scheu Volk die tieferen kulturellen Qualitäten um so grÄnblichcr abznsprcche». Die so offene Anerkennung gerade dieser Qualitäten durch ein cinsinsircicheS und auch in Frankreich viel gelesenes Blqst, sonst durchaus srankophil schwiiilnrrnd und deshalb ohne grobes Verständnis für die das eigentliche Deutschland darstellenden Kräste, bedeutet ein wich tiges Datum im Kampfe gegen die Nachkricgspropaganda ehe maliger Feinde und zerstört bei tausenden von Menschen die iiberhieserte Ansicht von den .technisch-matcriellen-barbarischc» Den/schen". Wer bedenkt, das, die Vasler Internationale Aus stellung von unzähligen Gruppen junger Techniker. Intellektu elles auS Frankreich, Italien, Belgien, England, auch Amerika, besucht wird, von Leuten also, die unter der Kriegspropaganda ai'ggcivachsen sind und deren Beurteilung Deutschlands alö SzudiingSfrucht von Schule «yd Erziehung her in sich haben, der ist in der Lage, zu ermessen, wie gut Deutschland daran tut, seine Beteiligung an internationalen Ausstellungen als Teil seines AusklärungSkampfcs anfzusasicn, und unter diesem Ge sichtswinkel praktisch vorzngehen. Werke zeugen ganz anders für eine Nation, alö blobe Worte. Die .Schönheit deutscher Technik" verkörpert sich am augenfälligsten in den Anlagen des ElektrizitätSauöbaueö, der Mallerkrastnutzung. Deutschland ist zwar guantitativ im Aus bau von Wasserkräften weit hinter vielen anderen Ländern zu rück — trotzdem nimmt dieser Teil der deutschen Ausstellung einen verhältnismäßig groben Raum in Anspruch, was sich wohl damit erklären läßt, das, der jetzige deutsche Elektrizttäts- auSbau auch in einem mit ermittelten Pferdestärken und Bolkszahl und Landcsgröße verglichenen bescheidenen Rahme» Höchstleistungen bietet, wobei Deutschland allerdings zu einem Teil auch die früheren Erfahrungen anderer Länder zugute gekommen sind. Dabei ist vor allem in Betracht zu ziehen, das, die Schweiz allein soviel anSbaueude Pferdestärken besitzt, wie sämtliche Länder des Deutschen Reiches zusammcngenommcn, und schon vor der Jahrhundertwende über respektable Krast- ivtzrkc verfügte. Seines groben KohlenreichtumS wegen hat Deutschland im Bau von Wasserwerken zurttckgehalten und nach dem Kriege sich aus anderen Gründen aubcrstande ge- sehen, den Vorrang anderer Länder einzuholcn. Um keine Irrtttmcr entstehen zu lassen, sei daraus htngewicsen, das, die deutsche Ausstellungsleitung in ihrem Handbuch seststcllt, wie wenig auch ein ganz grvbzügiger ElcktrizitätsauSbau der Kohlenförderung schaden könnte. Vielmehr bedeutet die Wasserkraft einen erheblichen Teil dcö deutschen Volkö- vcrmögens — auSgenützt ist sie am meisten in Baden und Bayern, aber auch in Sachsen und Preußen. Baden ist das an Wasserkräften reichste Land deö Reiches: die Hauptquelle ist der mit der Schweiz zu teilende Obcrrhcin vom Bodensce bis Basel: er könnte auf eine mittlere JahreSerzeugung von 3500 Millionen Kilowattstunden — wovon 1500 auf Baden ent fallen — auSgenützt werden. Daneben ist der Schwarzmald ein besonders günstiges Kraftreservoir, indem er teure Winicrkraft liefert. Die Schwarzwaldwcrke liefern Strom in Mangclzeitcn: ferner ist die Möglichkeit geboten, dort die überflüssige Nachtcnergte des Rheins für den Tagesbedarf aus- zuspcichcrn. Zu Anfang dieses Jahrhundert» entstanden die Werke Nheinfelben, Augst und Laufenbnrg. neucstens Eglisau: von den drei erstgenannten entfällt auf Baden die Hälfte, von Eglisau ein Zehntel der produzierten Energie. In Nordbaben wurde die Murg auögebaut, im Süden wird baS Schluchseewerk Energie in grobem Mahstabe liefern. Es ist nicht zu ver wundern, das, Baden in hervorragender Weise an der Basler Ausstellung beteiligt ist und tn Plänen, Gemälden, Photos, Modelle» seine führende Stellung innerhalb Deutschlands, neben Bayern, darwcist. Ein Gemälde zeigt das Stromnetz des BadenwcrkeS, dessen HanpUeitung 110 000 Volt von Lauscnburg bis Mannheim führt und die Verbindung der Ober, rheinweykc und der Schweizer Lammelschiene mit den badi schen und dem rheinisch-westfälischen Werk barstellt. Das Schaliliaus Rheinau soll den Zusammenschluß mit Mannheim, den Psalzwerken und den rheinisch - westfälischen Werken schasseiy Sehr instruktiv sind perspektivische Darstellungen des SchluchseewcrkcS. — Bayern besitzt an auSbauwürdtgen WaNeiäräficil 1,5 Millionen Kilowatt mittlere Jahresleistung; in Betrieb sind Werke, die etwas weniger alS ein Drittel hier von auSiiützcn. Ueber fünfzig Uebersichten, Pläne und ähn- lichcS erhärten den sehr sortgelchrittcncn bayrischen Ausbau. Tas Baycrnwerk saht die großen Energie-Anlagen unter sich und diese mit den großen Verbranchsgcbietcn zusammen durch ein MMO-Volt-Leitung-netz: «in Schaubtld zeigt die Energte- wirischafi des Walchensecwerkes und der Mittlern Isar, eben- io ist daS Zusammenarbeiten des Walchensecwerkes mit den Kraftwerken der mittleren Isar nach oorgeschriebencm »Fahr plan" demonstriert An der mittleren Isar liegen auf fünfzig Ktlamctcr vier Werke, wovon augenblicklich drei in Betrieb sind: AnMrchcn, Finsing und Eitting — in Basel mit übersicht liche:, Plänen und hcrvorsüeclxndcn Einzelheiten vertreten. AlS wrvsiklaftanlage nimmt natürlich das Walchensecwerk vt«l Fnicrcsse gefangen: es liefert insbesondere wertvolle Wintcr- krast. Leider ist dieses zu den grüßten Anlagen Europas zählende Werk nur wenig belegt, indes allerdings mit einigen gute» Uebersichten. Neu ist die Verbindung eines Forschung», instzluis für Wasserkraft und Wasserbau mit den Anlagen eine» Elektrizitätswerkes, wie dies im Obernachtal geplant ist. Einen große» Krei» von Interesse sammeln zwei geplante Gr,s,kra!ttve,re am Lech und an der Ammer. DaS Lechwcrk »erlangt einen Linuse«, de rnicht weniger als drei Ortschaften überschwemmen wird: mehrere Darstellungen zeigen diese» ge- planle Gros,werk tn vorteilhaftestem Lichte: besonder» auch ist Wert darauf gelegt worben, zu zeigen, wie günstig sich dte v»»ten in daSLandschastSbild etnpassen werden. Da» Ammer» «erk verlangt einen fünf Kilometer langen See. Auch diese» geplante Werk wird durch reichliches Material belegt. >— In Sachsen, dem dichtest bevölkerte» deutsche» Land, hat die Siegte- rung dte Wasserkräfte tn einen EnerglewirtschastSplax, ein- gereiht. An schwerer RachkrtegSzett wurde» Walsorkrast- anloae« tu Angriff genommen: innerbalb Jahresfrist si/nd fünf Werke mjt einer mutteren Jahresarbeit von slvWvüy Kilo- wsttstttnden errichtet worden. Damit ist dte Aufgabe Sachsen» noch keineswegs erschöpft: bereits stehen neu« Projekte tm Vordergrund. Zwei Dutzend Pläne und Bilder »eusten von dieser ganz außergewöhnlichen Aktivität. — Preußen zeigt ein Echauvllb der Edertalsperre sowie ein Echaubild der Kraft anlage »am letzten Heller" in der Werra. Ais ganz imposanles Werk erweist sich die Stauanlage In der Weser bei Langmcdel, die tw Zusammenhang mit der geplanten Weserkanalifternng dte Wafserkrq/t tn einem Kraftwerk von 40 000 000 Kilowatt stunde» neben der Schleuse anSnntzen wird. Aid weitere große Planung steht der Ausbau der Harzwancrkräfte im Vorder grund mit dem Zweck der Schaffung elektrischer Energie, Spei sung des MiitellaiidkgnalS, Beseitigung von schndenbriiigenden Hochwässern. Drei Großkraftwerke sollen aus diesen Pla nungen hervorgehe», wovon eines einer Talsperre bedarf, die die größte ln Europa sein würbe. Allgemein und gesainthgft bietet die internationale Aus stellung vom »Deutschland der Elektrizitätswerke" das Bild eine» rapiden Aufschwunges — Deutschland scheint enisciülossen, den Vorsprung vieler anderer Länder, von denen einige nach dcirtschem Vorbild bloß schneller a» die AiiSsührinig gebe» konnten, einzuholen. auch in der Anzahl der ansgebauic» Wasser kräfte, während es hinsichtlich des gnalitativen Wertes des bisherigen Elckiriziiäiügnsbaneö niibfstrilten mit an erster Stelle marschiert. Vermischtes. 0r. Kln-Hede yeien das Alstohorverbot; Wie wir dom „Tägl. Korrcsp." 'entnehmen, ereignete sich ans dem A l k v h o l v c r b o t ü k o n g r e ß in Kopenhagen am vergangenen Montag ein bemerkenswerter Zwischenfall: Der mich außerhalb der skandinavischen Länder bekannte Forscher Dr. Hi »dhe de, bislang einer der eifrigsten An hänger des Alkvholvorbois, erklärte z» allgemeiner Verwun derung, daß er et» unbedingter Gegner des Verbote«, nnnmchr geworden sei, und zwar ans Grund der Erfahrungen, die er aus seinen Reisen in den Verbvtsländern Amerika, Nor wegen und Finnland gesammelt habe. — Diese Rede, rief einen ungeheuren Tumult hervor. Es fielen zlemllH grobe Beschimpfungen, und schließlich trat ein Redner a-uf, der sich in scharfen Worte» gegen Hindchedes Ausführungen wendete. Er nannte sie das frechste, was er jemals geMrt habe. Die Erklärung Hindhedes bedeute geradezu „einen Dolchstoß in den Nücke» der Berbvtsbewegnng". Dr. Htnbhede hatte jedoch Längst den Saal verlassen. — Die Anteilnahme a» den weiteren Verhandlungen mar nicht sonderlich rege. Halb ungewollt drang die Stimmung durch, daß das Alkvhvlverbvt eigentlich überall abgewirtschaftet habe. ** Unglück ans einem italienischen Schießplatz. Aus Turin wird gemeldet: Während einer Uebrng aus dem Arlillerie- ichteßplntz bei Enneo explodierte ei» Geschoß infolge unvor sichtiger Hand ha du rüg. wobei vier Soldaten getötet, zwei schwer und drei leichter verletzt wurden. ** Reko.dsiug eines rnssischeu Fliegers. Der russische Flieger Moissojcff ist, von Teheran kommend, t» Moskau ge landet. Er hat die 8lU« Kilometer lange Strecke i» zwanzig Stunden mit dreimaliger Landung zurückgelegt und damtt einen neuen W ltrckord ausgestellt. *« Der englische Aüstralienslng. Der englische Flic-er Allan Svbhmn ist aus seinem Finge »ach Australien ans dem Ganges in der Nähe von Bclnr Ghats angekommc». Er hat fünf Stunden gebraucht, um von Patna nach Kalkutta zu fliege». ** Verhäng',iövoller N'ückeneinstnrz. Durch den Einsturz einer Brücke bei Whitesville lWcstvirginiaj wurden fünf Personen getötet und etwa 40 schwer verletzt. Auf der Brücke befanden sich etwa 800 Personen, die ans dem Wege zu einem Fest waren. Fünf von den Verletzten dürsten nicht mtt dem Leben davonkvmmen. * Tabakrauchen verbvien! ,<Haben Sic nicht daS Schild gesehen, daß Tabakrmichcn hier verboten ist?" — „Ach, ich rauche doch Bnchenlaub!" Dsr „sgqale" Estemann einer Iunssran. Fräulein Barrier, ein Inngmädchcn von Lille, wollte heiraten und ging aitts Rathaus, um sich „die Papiere" zu holen. Ans dem Rathaus aber wurde der jungen Dame zu ihrem nicht geringen Schreck mügeteilt, das; sie längst ver heiratet sei, und daß dies, da ihr Mann laut Ausweis der Register nieder „mit dem Tode abgegangen" noch von ihr sonst wie geschieden sei, ihr vollauf genügen müsse: zwei Männer auf einmal dürfe eine Frau legalerweise nicht haben. Fräu lein Barrier erklärte, nachdem sic sich von dem Schreck erholt hatte, daß die Behörde» sich irren müßten, ja offenbar sich irrten, den» sie könne beschwöre», daß sie in ihrem ganzen Leben noch nicht einmal geheiratet habe, daß sic vor dem Gesetz jnngsräiilich sei, und das, sic sich eben jetzt erst einen Manu zulcgen wolle. Tic Behörde» erwiderten nach gründlichem Ttndinm dieses Falles, das, alles, ums Fräulein Barrier an- gcbe, durchaus auf Wahrheit beruhe, das, aber trotzdem nichts zu machen sei, da das Iungmädchen eben vor dem Gesetz schon einen Gatten habe, was so zu erklären war, daß eine dritte, noch unbekannte Person im vorigen Jahre unter sträflicher Benutzung des Namenö »nd der Papiere des Fräulein Barrier in Brnay einen Mann geheiratet hat. Dieser Mann ist ge setzlich der Mann des Fräuleins Barrier, des richtigen, und ehe cs nicht von ihm befreit wird, darf das Fräulein keinen andern heiraten. Jetzt sind bereits die Advokaten an der Arbeit, um den schwierigen Fall noch ein bißchen mehr zu verwirren. Die amerikanische ö*'tze. Die Hitze der letzten Tage und die tn deren Folge a»f- irctendcn Gcwittcrstürme haben, wie aus Neunork berichtet wird, mehrere hundert Opfer gefordert. Sv meldet Boston li» To-eSsälle, Ncwark 27 und Nennork 50. die durch Qitzschlag eingetretcn sind. Die Stadt Newark verbrauchte täglich über ,'Uü Millionen Liter Wasser, das sind etwa 585 Liter für jede Person. ** Zum WIrbelstnrmunglttck Sei Berlin. Die Zahl der Verletzten infolge des Wirbclsturins bet Grünau hat sich ans l5 erhöht. Tamilientragö^ieu in Bcrli«. Im Norden Berlins hat de, Kriminaloberwachlmcistcr Haube mit seiner Frau Selbstmord verübt. Wirtschaftliche Not soll das Veamten- ehepaar tn den To- getrieben haben. — Am Svuattagvormttiag fand man eine 52iährige Frau mit ihrer 15 Jahre alten Tochter tn ihrer Wahnnng tot ans. Die Gashähne waren geöffnet. Wie die Ermittelungen ergaben, haben stänbtge Familienstreitigkeiten die beiden t» den Tod getrieben. ** Großfcuer in Hamburg. Sonnabendabend geriet das Korklagcr der Firma Kruse am Hopsenmarkt auf bisher un bekannte Weise in Brand. In kurzer Zeit hatte sich das Feuer auf dem Dachstuhl und tn den oberen drei Stockwerken des fünfstöckigen Gebäudes anögcbreitet, die vollständig aus brannten. Der Materialschaden ist sehr groß, da auch die unteren Stockwerke bis zum Keller schweren Wasser schaden erlitten. Im Erdgeschoß wurde ein Papicrlager und im Keller ein LcbcnömittcUager vollständig überschwemmt. ** Die Dentschlandfahrt eines Pariser Kiuderballous Bor einigen Tagen fand ein Landwirt in der weiteren Um gebung von Bremen die zerplatzte Hülle eines am 18. Juli in Paris aufgcstjegcnen kleinen GMUniballons, der die Auf schrift „Lcs Petits Parisiens" trug. An dem Ballon ivar eine blau« Karte befestigt, auf den der Tag des Aufstiegs sowie dt« Adresse des Leiters der Lstilloiislngvcrnnsialtuug „Monsieur lc President du Eomitck des Fütes Organisseö avec l« Eoncours du „Petit Parisien", 18. Nue d'Eiighien Paris X s," angegeben ivar. Trotz der starken Gewitter und der heftigen Niederschläge am 18. und 19. Juli hat der kleine Ballon den Weg von Paris nach Norddeutschland tn verhält ittsmäßig kurzer Zeit zurückgelegt. ** Großscucr durch Braudsttstnng. In der Nacht zu Sonnabend entstand durch Brandstiftung ein verheerendes Feuer tn Briesnitz bet Baruth kProvinz Sachsen), das in kurzer Zeit zwei Gehöfte vollständig einäscherte. Im ganzen wurden 8 massive aber strohgedeckte Gebäude, Wohn Häuser, Wirtschaftsgebäude und Stallungen mit allem Inhalt vernichtet. Nur das Vieh kvnnte gerettet werden. ** Autounglück bei Mnskan sNiederlansitz). Auf der Fahrt znm Parteitag der ReichSpartet des Deutschen Mittelstandes lWirtschaftsparteii erlitten der Berliner Stadtrat Busch, der Stadtverordnete Wachsen und der Kaufmann Denzin einen Automifall. Kur- hinter Mnskan stürzte das Auto infolge Versagens der Steuerung eine Böschung hinunter und über schlug sich mehrere NLalc. Außer dem Chauffeur wurden die drei genannten Herren in verletztem Zustande unter dem Auto hcrvorgczogcn. Während der Chauffeur, der Stadt verordnet« Wachsen und der Kaufmann Denzin Schnitt- und Quetschwunden davvntrugen, wurde der Stadtrat Busch in besinnungslosem Zustande in das städtisch« KiankonbauS In MnSkau geschafft. Nach weiteren Meldungen aus Mnskan hat Stadtrat Busch tm Lause des Abends das Bewußtsein wiedcrerlangt, so daß eine Lebensgefahr nicht mehr besteht. ** Dnrch Artschläge ermordet. In Lebchnk« sKreiS Deutsch-Krone) versetzte ein Arbeiter tn der Trunkenheit seinem Schwager zwölf AMiede, die dessen Tod herbciflthrten. Der Täter wurde verhaftet. ** D«rch tschechische Fl«gzcugbombcn Set der Feldarbeit grtötet. Gelegentlich einer militärischen Fliegerübung am Freitag löste» sich, wie auS Prag gemebdet wird, von einem Flugzeug außerhalb des UebungsgeländeS drei Bomben ab. von benen eine ein auf dem Felde arbeitendes 18 jähri - ge» Mädchen tötete und dessen Vater so schwer verletzte, daß an seinem Auf kommen gezwelfelt wird- ** Erhaltung beS Urwaldes i« BSHmerwalbe. Mehrfach schon ist durch das Bodenamt geplant worden, den Urwald am K » bany !m Böhmerwalde, den einzige» tn ganz Mittel europa. bis auf einen kleinen Rest abzuschlagen, da er angeb lich de« Nachbarwäldern wegen seines Jnsektenreichtiims ge fährlich wird. WiffenschaftUchc Fachleute aber und das tschecho slowakische Unterrichtsministerium sind jetzt neuerlich ent schieden etngeschritten und fordern unbedingte Erhaltung de» Waldes. Der lebende Leichnam. Eine leider wahre Geschichte aus Bordeaux. Man braucht wirklich keine Romane und Geschichte» zu erfinden, die Menschen sorgen schon dafür, daß in ihrem Lebe» sich genügend Stoffe ansammcln, die man verwerten könnte. Zn Bordeaux sind in einer Kellerei zwei Freunde als Küfer beschäftigt, von denen der eine mit Namen Dclvillc schwer er krankte und ins Spital geschasst werden mußte. Irgendein Magcnlcidcn hatte ihn nredergcworseu. Mas war natürlicher» als daß sein Freund Pctitjcan ihm am nächsten Sonntag einen Besuch abstattete und, um dem Freund eine Freude zu be reiten, eine Portion Eßwaren in einem Rucksack mttnahm? Petitjean aber hatte die Angewohnheit, über den Durst zu trinken, und zwar tat er das täglich, besonders aber am Sonn tag, und so kam es, daß er nicht mehr ganz nüchtern war. als er daS Lazarett erreichte, und so ist es wohl auch verständlich, daß er statt in den 2. Stock, Saal 6, Bett Nummer 7, zu gehen, sich tn den 1. Stock, Saal 5, Bett Nummer 7, verirrte und au diesem Bette Platz nahm. Der arme Telville hat sich während seiner Krankheit arg verändert, dachte Petitjean in seinem Dusel, denn der im Bett liegende Kranke, der mit geschlossene» Augen keine Notiz von ihm nahm, sah wirklich dem Freunde Dclville gar nicht ähn lich. Pctttsean führte das schlechte Aussehen auf mangelhafte Ernährung zurück und packte daher wohlmeinend seine schönen Sachen, wie Käse, Wurst und Rotwein, aus. Als er alles sorg fältig auf der Bettdecke ausgebrettct hatte, schlug der Kranke die Augen auf, doch kaum war er der Sachen ansichtig ge worden, als er sich, ohne ein Wort zu verlieren, mit wahrem Heißhunger darüber vermachte. Petitjean freute sich sehr, daß er daS Rechte getroffen und noch mehr, daß der Freund alles restlos verschlang. Als er aber daun ein Gespräch mit ihm beginnen wollte, drehte der sich um, sagte, er möge ihn in Ruhe lassen, und schlief wieder ein. Macht nichts, dachte er, mit Kranken soll man nicht zanken, die Hauptsache ist, daß es ihm geschmeckt hat. Damtt ging er nach Hanse. Nach einer Woche gedachte er seinen Besuch zu wiederholen und marschierte wieder, mit Eßwaren bepackt, zum Kraulen» Haus. Da er diesmal ausnahmsweise nüchtern war, fiel c- thm nickt schwer, sich zu erinnern, wo er das letztemal gewesen war, tm 1. Stock, Saal 5, Bett Nummer 7. Wie erstaunte er jedoch, als er in diesem Bett nicht seinen Freund, sondern einen iunge» Mann vorsand. Er fragte den Aufseher, wo denn sein Freund htngekommcn sei, den er neulich besucht habe. Ter von Bett 7? Jawohl. Der sei vor zwei Tagen gestorben. DaS ganze Spital sei in größter Aufregung, denn man wisse nicht, wie das Unglück habe geschehen können. Wenige Stunden nach einer schweren Bltnddarmopcratton habe er Besuch bekommen, ohne daß jemand das wußte, wenigstens sei kein Besuch angemeldct oder notiert worden. Und doch müsse ihn einer besucht und ihm etwas zu essen gebracht haben, denn der Mann habe sich voll ständig ühcressen und sei trotz aller Bemühungen der Aerzte nicht mehr zu retten gewesen. Morgen früh werde er bestattet. Tief bekümmert drückt« sich Petitsean hinaus. So also hatte der gute arme Delvillc enden müssen, und dazu noch durch seine Schuld. Er weinte fast und erzählte erschüttert feinen Kollegen von dem tragischen Ende des Kameraden, worauf sie gemeinsam beschlossen, an der Beerdigung tcil- znnehmen. Und so fanden sich denn sämtliche Küfer und Ge hilfen der Kellerei am anderen Morgen im Soital ein, wo sie sich in Gehrock und Zylinder, mit großen Kränzen bewaffnet, dem Trancrzng anschlvssen. Erst aus dein Friedhof merkte« sie, daß sic sich auf einer falschen Beerdigung befanden, denn der Pfarrer erwähnte den Namen des Toten und der hieß ganz anders als Delvillc. Inzwischen war der lebende Leich nam als geheilt aus dem Krankenhaus entlassen worden und hatte sich i» der Kelleret cingesunden, wo der Chef vor Schreck vom Stuhle fiel, als er de» „'Verstorbenen" etntrcten sah. Nicht minder erstaunt soll Delvillc gewesen sein, als er er- fuhr, daß sich seine Kollegen a»s seiner Beerdigung befanden. Bet dem sogenannten freudigen Wiedersehen kam es aber dann zu erregten Aiiscinandersetzungen. Die Kollegen nahmen es Dclville direkt übel, daß er sie indirekt zu großen Ausgaben veranlaßt habe und nun dte Dreistigkeit besitze, nicht tot zu sein, sondern wieder zu erscheine». Petitjean ärgerte sich, baß er die schöne» Eßwaren einem Fremden vcr- abreicht hatte, und war böse mit sich selbst, weil dnrch ihn da» Unglück geschehen war, Dclville aber fand häßliche Worte über die Gleichgültigkeit, mtt der seine Kameraden einem fremden Lctchenzug gefolgt waren, ohne sich zu vergewissern, daß auch eine befreundete Leiche im Sarge liege. So gab ein Wort da» andere, und das Ende vom Liede war. daß man Dclville wieder ins Krankenhaus schaffen mußte, weil Petttiean ihm ein Loch tn dr» Kops gehauen hatte. Und wenn der lebende Leichnam nu» tn der Tat sterben sollte, wird Pctttsean seinem Sarg nicht eininal das letzte Geleit geben können, denn er sitzt Ur ein paar Wochen tm Gcsängnis. Man braucht wirklich keine Romane mehr ,» erfinde», die Mensche» schaffen sich ihre Siosfe schon allein.
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