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N eunzehntes ABONNEMENT-CONCEKT im Saale des Gewandhauses zu Leipzig Donnerstag, den 16. März 1871. Erster Theil. Ouvertüre zu Byrons „Manfred“ von Robert Schumann. Scene und Cavatine aus „Euryanthe“ von C. M. von Weber, gesun gen von Frau Jauner-Krall, Königl. Sachs. Hofopernsängerin. So bin ich nun verlassen, So muss ich hier erblassen Im öden Felsenthal, In Einsamkeit und Qual! Was rieselst du im Haine, Du Quelle mildiglich? Was blickst mit gold’nem Scheine So lieblich, Mond, auf mich? Nicht sieget deine Pracht Ob meiner Leiden Nacht! Wo irr’ ich hin? Ach nirgend hin! Die ganze Welt ist öd’ und leer, Mir blühet keine Heimath mehr! Hier dicht am Quell, wo Weiden stehn, Die Sterne hell durchschauen, Da will ich mir den Tod erflehn, Mein stilles Grab mir bauen. Wohl kommt auch er einst weit daher, Und findet kaum die Stätte mehr; Dann rauscht ihm sanft die Weide zu: Sie fand von Lieb’ und Leide Ruh ! Die Blum’ im Thaue spricht: Nein! sie verrieth dich nicht! Concert für das Violoncell von Joh. Svendsen, vorgetragen von Herrn Emil Hegar, Mitglied des Orchesters. (Neu, Manuscript, zum ersten Male.) Lieder mit Pianoforte, gesungen von Frau Jauner-Krall. a) „Geheimes“ von Franz Schubert. Ueber meines Liebchens Aeugeln Stehn verwundert alle Leute; Ich, der Wissende, dagegen Weiss recht gut, was das bedeute. Denn es heisst: ich liebe Diesen, Und nicht etwa Den und Jenen. Lasset nur, ihr guten Leute, Euer Wundern, euer Sehnen! Ja, mit ungeheuren Mächten Blicket sie wohl in die Runde; Doch sie sucht nur zu verkünden Ihm die nächste süsse Stunde. Aus Goethe’s Westöstlichem Divan.