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71. Sahr-arrg. ZK 4»» Sounabend. 2S. Oktober ISA vwLtanlchrikl: «ochetchl»» 8»rnIpr»ch«r-Sainm»>numin»r: S» 2^1. Nur Mr Nachlgrlprilch«: S0O11. Bezugs > Gebühr D>« An»-»»« w»rdn noch Goldmart, brr«hn«I . dt» »tnipaUla, mm breit« Anzeigen.Preise: d7?Ä'mm^rM "-,»«.Ä°' 0"'^» Mchalb 2»°>ö!a Ausw. AuNrSge a«k,.n D-rm.sd.,-1!,. SchrtIN»!Iung und I)aupIa«lch!>fI»sl«II»! »ortonstrob» GS,4 2. Druch u. Verlag von LIepsch . NeichordI in Dresden. Posllchech-Aonlo 1OSS Dresden. Nachdnich nur Mit deutlicher auellenonood» «^Dresdner Nachr,-> zuliiMk,. Unv«riannI»^»rMI>U<h»^v»rd«>>^^ I^ols! VsIIevus blsc:t>m>11»g-Dss mit i<on2srt. ß/Iittsg- unci ^bst-tcl-Dstsl im Tsrr»s»sn-8ss> sn ctsr 8Ids. Ssksi-mts voi-nsiims l'stsimustt«. mm Von»o^vnnlmm«r. ^s6si"> IVIMwoeli ^bsnc! k^suiFioiF v. Hoesch setzt die Besprechungen fort. Elappen aus -em Weg von Tholry. — Direkte Entwaffnungsoerhandlungen mit Fach? Neue französische Schandtat in Germersheim. — Die polnische Währung wieder erschüttert. — Nordschleswig fordert Aulomonie. v. Koesch bei Briand. Paris, rr. Oktober. Der deutsche Botschafter von Hoesch hatte hente mittag eine Unterredung mit Briand. Die Unter redung bedeutete die erste Fühlungnahme dcS Botschasters mit dem Außenminister nach seiner Rückkehr. VS wurden da bei in großen Zügen die durch die Unterredung in Thoiry aufgeworfenen Probleme berührt. Herr Briand reist heute nachmittag für S bis 4 Tage ausö Land. Rach seiner Rückkehr, d. h. in der zweiten Halste der nächste» Woche, soll eine er neute Unterredung des Botschafters mit Herrn Äriand statt- sindc«. HavaS meldet als Ergebnis der Besprechung. cS habe sich gezeigt, daß für den Augenblick sür die Annahme der vor« geschlagenen Lösungen Schwierigkeiten praktischer Art vor handen seien. Indessen könne ein gemeinsamer guter Wille der Sache dcS Friedens dienen, indem er den StatuS- qno in Europa konsolidiere sls und die Lösung der wirtschaftlichen und sinanzirllcn Probleme beiher Länder be schleunige. <W. T. B.) konkrete Vorschlag nicht zum Ziele führe, könne doch der Ge danke einer Annäherung ans keine» Fall ausgegeben werden. Der Botschafter v. Hoesch. dessen Ansehen in Paris grob sei. möge also unablässig die Politik der Wiederaussühnung be- treiben. Die beiden Regierungen mögen Tag für Tag lonal miteinander verhandeln, um sich aufrichtig zu verständigen. Der Kommentar -es „Temps". Paris, 22. Okt. Ueber die heutige Unterredung dcö deutschen Botschasters v. Hoesch mit dem sratrzösischcn Außenminister Briand meldet der „Temps", däß Hoesch nur die von ihm in Berlin gesammelten Eindrücke in den offiziellen und politischen Kreisen der deutschen Hauptstadt, die sür eine Fortsetzung der in Thoiry begonnenen Verhand lungen günstig seien, wtedcrgcgcben hätte. Allerseits wird erklärt, daß v. Hoesch keinerlei genaue Vorschläge übcrbracht habe. Bon deutscher wie von französischer Seite würden die Techniker derzeit die verschiedenen Frage», die sich auf dem Programm von Thoiry befinden, studiere», wobei nicht zu vergessen wäre, daß diese Fragen nicht aus schließlich Frankreich und Deutschland, sondern alle Unter zeichner des Versailler Vertrages interessieren. Aus -er Suche nach einer neuen Grundlaqe? Pari-, 22. Oktober. Der Außenpolitiker des »Matin", der von Anfang an ein Verteidiger der Verständigungspolitik ge» weicn ist. beschäftigt sich wiederum mit den deutsch-französischen Annäherungsverhandlungen. Er geht von der Rückkehr des deutschen B o t s ch a s t e r s auf seinen Posten in Paris aus und schreibt, eS sei gar kein Zweifel, daß Strcsemann und Briand beide den Wunsch hätten, die Politik von Locarno in die Praxis umzusetzen Sie hätten zunächst von Kompensationen zwischen der vorzeitigen Bezahlung an Frankreich und der vor» zeitigen Räumung der Rheinlande gesprochen. Bei näherer Prüsnng sei die Finanzoperation als von einem zweifelhaften Erfolg erschienen. Trotzdem trete der immer tiefer gehende Wunsch in Erscheinung, in Frieden zu leben, znsammen- znarbeiten, sich zu verständigen und ein Europa zu schaffen, in dem der Wohlstand wicderhergestellt werde. Keinem hell, blickenden Geist ln Deutschland entgehe, baß man sich nähern oder unentrinnbar sich gegeneinander stellen müsse. Das sei die llcberzeugung von den mächtigen Interessen, die die wahre Grundlage für die Verhandlungen von Thoiry abgegeben hätten. Sie seien nicht verschwunden. Wenn auch der erste Die Pariser Regierung weitz nicht, was sie will. Paris, 22. Oktober. .Journal deSDobatS" schreibt Der Minister, der Führer sein wolle, müsse wissen, wohin er geht und auf welchem Wege er zu gehen gedenkt. Er dürfe nicht bei allen Passanten nach dem Wege fragen. Wolle die französische Regierung eine Wiederaus so hnung oder eine Wiederherstellung normaler Beziehungen zu Deutschland? Anscheinend wisse die französische Negierung das selbst nicht nnd verwechsle die Dinge miteinander. In Genf, in Thoiry und in Paris sei man gerade so vorgegangcn, als ob man sofort die Wioderanssöhnung erzielen könne. Eine Wie-der- auösöhnung sei aber augenblicklich unmöglich. Die Sprache der deutschen Blätter sei mit dem Vertrauen unver cinbar, das eine Wicderanssöhnung notwendigerweise zur Voraussetzung habe. DaS Blatt schließt mit den Worten: Die Annäherung an Deutschland kann nur schrittweise mit Vorsicht und Zurückhaltung erfolgen. Wenn man nicht vermittelnde Elappen cinlegt, wird man Zusammen stöße und schließlich den Bruch herbciführen. Deutsche MilitSrverhandlungen mit Foch? Die Mtlitiirkontrolle. Berlin, 22. Okt. AuS Quellen, die Fühluna »u inter alliierten Mtlitärkrctscn haben, wird dem Nachrtchtenburcau des V D. Z. mttgetcilt. daß damit zu rechnen sei, daß das Versailler Mllttärkomitee. an dessen Spitze be kanntlich Marschall Foch steht, voranssschtltch die Führung der UcberwachungSkommilsion zur mündlichen Bericht erstattung nach Paris beordern wird, bevor weitere Schritte unternommen werden. Ferner erwägt man, ob sich nicht in einer mündlichen Aussprache zwischen den leitenden militäri schen Stelle« der Alliierten und den maßgebenden dentschcn Stellen eine schnelle, sicherere Beilegung der noch schwebenden Disserenzpunkte erreichen ließe, als dies durch eine Fort setzung des Notenwechsel» möglich wäre. Endlich wird vcr- sichert, daß die vorhandene» Disserenzpunkte keinesfalls »n- übcrbrückbar seien. Man glaubt, daß ein direkter Meinungs austausch lehr schnell zum Ziele führen dürfte. Revier -emenlterk Ä«vas. Di« geheimnisvollen Beschlüsse der Nottchasterkonfer«»,. London, 22. Oktober. Zu der HavaS-Meldung, daß die Notschastcrkonferenz sich dahin schlüssig geworden sei. daß die deutsche Entwaffnung noch nicht so vollständig sei, baß die Ueberwachung derselben dem Völkerbünde übertragen wer den könnt«, erfährt Reuter, daß diese Frage von der Bot» schasterkonsere«, überhaupt nicht erörtert worden ist. Die Konferenz beschäftigte sich u. a. mit verschiedenen auf die deutsche Entwaffnung bezüglichen laufenden An ge. Irgenhetten. wegen deren sic mit der deutschen Regie- rung noch einen Schriftwechsel unterhält. Es wird nochmals erklärt, daß der in der Mitteilung angegebene Schritt nicht einmal in Betracht gezogen worden ist. lWTB.) Die Sachlage ln französischer Darstellung. Paris, 22. Oktober. Der „TempS" stellt in Abrede, daß in der Sitzung der Botschasterkonferrnz irgendwelche Beschlüsse tm eigentlichen Sinn« Wortes gefaßt worden seien. Die letzte Konferenz hätte lediglich, wie alle 1t Tage, den letzten Bericht der Interalliierten Militär- kvntrollkomniifston über den Stand der deutschen Abrüstung studiert und auf Grund dieses Berichts festgestellt, daß das Reich, mit Ausnahme der Frage des Obcrkom. mandoS sl), die letzten Forderungen der Botschaftcr- konfercuz noch nicht in vollem llm fange erfüllt hätte. Hierbei würde es sich hauptsächlich um die Kasernie rung der Polizei, den Verkauf von Kriegsmaterial, Ber einigungen militärischen Charakters, die Befestigung von Königsberg und die kurzfristigen Anwerbungen der Reichswehr handeln. Da auf diese Weife die Botschaftcr- konsercnz ihre vorhergegangenen Schlußfolgerungen nicht ab- zuändcrn hätte, so habe sie auch keine Beschlüsse zu fassen gehabt. Die Aufgabe dcS Interalliierten Milttärkontroll- komitccS fet daher, seine Arbeiten fortzusctzcn und den deut schen Behörden, urit Lenen eS in Verbindung stehe, seine Ein wände betreffs der Nichtbefolgung der Mtlitärklauseln des Versailler Vertrags bekanntzugeben. Poinears zau-erk. Hinausschiebung der Ratifizier»«« deS Washingtoner Abkommens. Paris, 22. Okt. Innenminister Sarraut erklärte heute beim Verlassen de» Ministerrates, über die Ratifizierung des Washingtoner Schuldenabkommens von den Journalisten be klagt. daß er eS bezweifle, daß eine derartige Diskussion in der Kammer vor dem kommenden Januar ln Angriff ge nommen «erden könne. Diese Ansicht wurde übrigens auch von den anderen Ministern bestätigt. Potncars schiebt also auch die Regelung de» heiklen Problems der Schulden- frage weiterhin hinaus, nachdem er seststellen mußte, daß eine Ratifizierung ohne SicherheitS- und TranSferklausrl ohne Gefährdung seiner Regierung kaum möglich sein dürfte. Der Waffenstillstand innerhalb der Negierung und mit den parlamentarischen Gruppen wird demzufolge für die Dauer der ^Budgetdebatte für »imultch gesichert betrachtet. , Der alle Fritz und -er neue Sisal. Der Philosoph von Sanssouci würde wohl mitleidig den Kopf schütteln, wenn er auf den aufgewühlten Ameisen- Haufen blicken könnte, den heute der neue, nur auf den von ihm festgefügten Fundamenten möglich gewordene Staat darstellt, llnd er würde nur ein wehmütiges, spöttisches Lächeln übrig haben, wenn er erfahren müßte, daß ltO Jahre, nachdem sich der Sarkophag in der ehrwürdigen Potsdamer Garnifonkirche über ihm geschlossen hat, sein Bild aus einer harmlosen Brief marke Anlaß genug ist, um das Heldentum überreizter Rc- publikivächter mobil »u machen. Kein Zweifel: die Republik ist in Gefahr; die Verfassung ist in Gefahr und die Demokratie ist bedroht! Ach, die arme Republik! Sie gerät überhaupt so leicht in Gefahr. Vergebens sucht man heute noch nach einer Ncdcrbrücknng des schreienden Gegensatzes zwischen den über zeugten Ministerreden, politischen Kundgebungen und Presse- äußcrnngen von der „erfreulichen Tatsache der immer stär keren Befestigung der republikanischen StaatSform", deren Beseitigung heute nicht mehr möglich sei, und den gerade in der letzten Zeit sich bis zur blamabelsten Lächerlichkeit steigern- den Angstrufcn wegen einer unerträglichen Gefährdung der selben gefestigten" Republik durch eine schwarz-weiß-rote Fahnenstange, durch eine Krone an irgendeinem Postamt, oder gar durch ein Bild Hindenburgs i» Gencralsuniform. Mag es sich um den rein formalen Anspruch des Kaisers auf das Schloß Homburg als eventuellen Wohnsitzes in dem Ver gleichsvertrag mit Preußen handeln, mag der Kronprinzensohn als Manövergast bei Neichswehrübungen gewesen sein, immer ist die Republik bedroht. Ja, sogar die Sowjetrepublik mutz man vor dem dreitägigen Besuch Rußlands durch eine Hohen- zollernprinzessin inmitten einer internationalen Reisegesell schaft schützen, während die Potemkin-Propaganda der Sow jets den Staat festigt! Selten aber hat sich die deutsche Re publik derartig dem Fluche der Lächerlichkeit überlassen, selten hat eine blindwütige Schützergardc derartig die innere Ver bundenheit des Staates mit der historischen Vergangenheit und damit die große Kraftguclle, ans der für jeden Staat die lebendigsten und notwendigsten Kräfte fließen, verkannt, wie bei dem beschämenden Bildersturm gegen den großen Preußen könig, der nicht nur ein großer Preuße, sondern eine deutsche Heldengestalt war, die mahnend »wd aufrüttelnd gerade in die heutige Zeit hineinragt. Die Hetze gegen die FridcricnS- Marke ist darum, so nebensächlich der Anlaß sein mag, ein Wahrzeichen, an dem sich Schein und Sein, Wesen und Jnhalt- losigkeit des neuen Staates, und Wert oder platte Un bedeutendheit seiner Wortführer von heut« scheiben. Mannigfaltig wie das bunte Gemisch der durchcinander- wtrbelnden politischen Ansichten sind die Begründungen, die man dem Bildersturm gibt,- Begründungen, die doch nur ein tastendes Suchen, ein armseliges, gedankenloses Klauben mit Worten darstellen. Man wird über die partikularistlickx: Ent gleisung des „Vanrischen Kuriers", der in der neuen Brief marke das Sinnbild eines Großpreußcn ,^»n Stelle dcS alten großen Dentschcn Reiches" sehen wollte, hinweggchen können. Dieser Eiuwand ist nicht nur historisch falsch. Das hat selten ein Forscher klarer hcrausgearbeitet, als der bayrische Histo riker Heigcl, wenn er schreibt: „Friedrichs Ruhm begann einigermaßen den Mangel einer gemeinsamen Negierung und einer gemeinsamen Hauptstadt zu ersetzen." Der Eiunntn» verliert auch insofern an Bedeutung, als der Neichspostminister Stingl, aus dessen Konto die FridcricuS - Marke geht, der Bayrischen Volkspartei angehört. Im übrigen scheint man auch in München bereits zu der Einsicht dieser Entgleisung gekommen zu sein, da die Partei erklärt, daß ihr Vertrauens verhältnis zu ihrem Minister in keiner Weis« gestört sei. Weit bedeutsamer sind die Rechtfertigungsversuche der Parteien und ihrer Presse, die sich stets als die treuesten Hüter der Republik aufspielen. Während dir „Germania" zwar den Eiuwand einer Demonstration nicht ganz von der Hand weist, ihn aber „nicht als wichtig genug ansieht, um daraus eine große Staats- aktton zu machen", stürzt sie sich auf Sa» Argument des „Ban- rischen Kuriers" und schreibt dazu: „Die Reichsinstttnttonen sollen dem gesamtdeutschen Gedanken dienen. Friedrich mar ein großer Prcußenkönig. aber seine äußere Politik war ein ewiger Krieg gegen Kaiser und Reich und eine Versündigung am deutschen Gedanken!" Alle Achtung vor solcher GeschichtS- kenntniSl Die »Frankfurter Zeitung" ist darin ehrlicher. Sie schreibt, daß Bayern eigentlich ei» wenig undaukbar fei; denn