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Die Ara« und Plauderfkudie von Em Denn heutzutage, wie zu Zeiten Rous seau», «ine Preisarbeit über di« Schäden unserer Kultur einaefordert werden würde, muht« unbedingt betont werden, daß die Menschen allmählich da» Lausen verlernt haben. Die Landbewohner, zu denen unsere lleberkultur noch nicht gedrungen ist. machen eine rühmliche Ausnahme. Ihre Wohnsitze sind oftmals meilenweit von der Eisen bahnstation abgelegen, und sowohl Männer alk> Frauen gehen stundenlang, beschwert mit aroßen Lasten, zu Fuß dahin Die Kleinstädter dagegen, die nicht inmitten einer reizvollen Natur sich angebaut haben, u der hinauszupilgern es sie lackt, ver einen es beinahe ganz und gar. Schritt für Schritt ihr Reich zu durchmesse». Und die Großstädter können überhaupt nicht gehen An jeder Ecke befindet sich «ine Haltestelle der Straßenbahn. Wenn man nun wirk lich Lust verspürt, einmal ein Stück Wlegs zu Fuß zurü.kzulegen. fällt es einem platz lich bei, das; die Zeit dazu zu knapp ist. Große führende Geister und Genies haben sehr häufig ihre Heimat auf dem Lairde oder in der Kleinstadt, wo sie sich im Zu sammenhang mit der Natur, in der Stille und Beschaulichkeit des Daseins, und wo doch auch Menschen mit Geist und starkein Empfinde», mit Energie und Tatkraft leben, sich langsam entwickeln. Große, schnell wirkende Anregungen, die nament lich für den gegenwärtigen Tag berechnet sind, sich auf das Wohl und die Gesundung des Menschen in seiner augenblicklichen Lage beziehen, gehen zumeist von dem Geist der Großstadt aus. So ist von hier aus di« Mahnung durch die Lande gedrungen, daß man, um sich gesund zu erhalten, den Wonderstad zur Hand nehmen und, wie zu den Zeiten, da cs keine Eisenbahnen gab, von Ortschaft zu Ortschaft pilgern müsse. Dieser Ruf ergeht auch an die Frauen. Damit ist selbstverständlich nicht gemeint, daß man sich nun von der Eiscnbnhnfahrt abwendcn und längs der Eisenbahnlinien zu Fuß einherschlcichen müsse. Im Gegen teil. man wird angeregt, sich zu Wasser oder zu Lande non Schiss oder Zug so weit hinaustragen zu lassen, wie es nur geht: an den Stand des Meeres, in die Gebirge bis in Gegenden, die nur noch mit dem mensch. lichen Fuß allein durchquert werden können, wo die Pfade so schmal oder so steil sind, dag selbst nicht m-chr ilvagen und Pferde zu benutzen sind Die Landbevölkerung, die sich keine Vor stellung von der sitzenden Beschäftigung der Mehrzahl der Städter machen kann, ver steht es freilich nicht, warum die Leute nur zum Vergnügen, zum Zeitvertreib bei brennendster Sonnenhitze sich die Berge hinausquälen. Sie verstehen cs ebenso wenig, wie der eingeborene Strandbewohncr unser Verlangen nach dem kalten Seebade das Wandern ma Reichen-Perl tz saßt Sie sind aber damit zufrieden, weil die Touristen ihnen die Beutel füllen. Eie leben unter anderen Bedingungen. In engerem Zusammenhänge mit der Na» tur, ahnen sie nichts von der Dumpfheit und Enge, in der wir eingepfercht sind: sie wissen nicht, daß wir nur einen kleinen Aus schnitt des blauen Himmels schauen, wäh rend sic in jedem Augenblick dos weite blaue Sternenzelt vor Augen haben. Sie wissen nichts von dem Lärm, der Geschäf tigkeit. der Hast in der großen Stadt, von ihrer bewunderten Lichtflut, welche blendet und die Nerven ermüdet. Sie können unsere Sehnsucht nach Ruhe, erfrischender Luft, nach Waldesgrün und Einsamkeit kaum nachsühlen. Kraute und Leidende sind natürlich ge zwungen, die Heilquellen der Badeorte zu benutzen Wer aber gesund ist und frei Uber seine Zeit verfügt, der sollte wandern! Unsere wirtschaftlichen Verhältnisse haben sich derart gewandelt, daß auch die Frau zur Sommerszeit das gleiche Verlangen und das gleiche Recht hat wie der Monn, aus dem Hause hinauszustreke». Sie hat nicht nur das gleiche Bedürfnis, sondern auch die gleiche Fähigkeit. Zugegeben, daß sie nicht im Besitze der gleichen physischen Kraft ist. wie der Alaun, daß er, wenn beide zusam men ohne Training anjongen zu wandern, sicherlich einen Vorsprung vor der Frau ge winnt, muß aber daraus hingewiesen wer den. daß sic. geschult im Kampje ums Da sein, selbst da. wo ihr Pflichtenkreis sich nur auf das Haus beschränkt, ganz neue Eigen schaften in sich ausgebildet hat. Die moderne Frau besitzt Energie und Beharrlichkeit. Sie führt aus, was sie will, sie erlahmt nicht infolge von Anstrengungen, sie schreckt vor Schwierigkeiten nicht zurück, sie über windet Hindernisse. Sie ist von einer früher nicht gekannten Pünktlichkeit und nicht mehr abhängig von ihrer Kleidung. Gewiß haben wir eine große Mode, dia der Gesellschaftsdame Rechnung trägt, Toi letten für Festlichkeiten, für Ausfahrten im Wagen, im Automobil schasst. Die Gesell schaftsdame, will sie Anspruch erheben, sich noch allen Richtungen des gegenwärtigen Lebens betätigen zu können, muß aber auch dem Sporte ihr Interesse entgegenbringen. Wenigstens spielt sic in der warmen Jahres zeit Tennis. So hat unsere Kleidung auch einen sportmäßigen Anstrich Wir haben den sußfreicn Rock, die leichte Bluse, die mit einem Gürtel gehalten wird, die reformierte Unterkleidung. Keine andere Tracht ist beim Wandern nötig. Der Rock darf frei lich nicht aus leichtem Stoss sein: die eng lischen Stosse werden neuerdings selbst vor Loden bevorzugt. Der Faltenrock eignet sich nicht. Er fliegt bei Wind zu stark und läßt sich beim Wairdern nicht gut raffen. rSchlub folgt.) WklnWt ZrrslmDchilht Gegründet 18S6 ^ Herscheini Htaslich M«». IVS Freitag. den 20. August. Inr häuslichen Arei». Roman von L. v. Buchholtz. <21. Foruetzuiiü > Er ist ein Schwadroneur, dachte Alsred. Balder war ihm nicht sympathisch Wenn er so viel Gedanken in das Bild hineinlegen will, wird er gut tun, extra eine Broschüre dazu zu schreiben. Viola war entzückt. Das Porträtmalen hatte ihr schon Spaß gemacht, setz: wurde die Sache eu betrieben und versprach noch mehr Amüsement. 'Nun wurde die Kostümsrage besprochen. Viola, der rosa am besten slano, sollt en, Kleid in dieser Farbe tragen, dazu einen »ach des Malers Angabe lrergestcllien koketten Hut. Für Magdalene wählte er ein weißes loses Kleid, sie sollte den groß.» Gartenhul in der Hand halten. Um jede Kleinigkeit kümmerte er sich, und sein säst kindlicher, froher Eifer dabei steckte die anderen Beteiligten an. Inzwischen begann er mit den Vorbereitungen, die sich nicht ohne Schmierig keilen erledigen ließen, die Handwerker zeigten sich ungeschickt, vergessene Kleinigkeiten inußten mit vieler Mühe beschafft werden. Zuletzt lam gar die Leicheuwnschcriu an gelobt. Die Zigeunerin hatte sie beim Baden gelüsten n»d gekratzl. 'Nun verlangte sic Schmerzensgeld. „An dieser Spezies der holden Weiblichkeit tonnen Sie etwas erleben," meinte Alsred. „Suchen Sie sich lieber für Ihre» Pinsel ein gesitteteres Opferlamm aus." Aber Balder lachte nur. Je mehr er mit Schwierigkeiten zu tämpjeu Halle, desto großer wurde sein Verlangen, das Bild genau nach seinem Plan auszujühreu. 'Nun fragte cs sich, in welchem Kostüm die Zigeunerin erscheinen würde. Man traute ihr in dieser Hinsicht nicht viel Gutes zu, und Balder erwog schon allen Ernstes, ob er nicht noch mol in die Tasche greisen und eine reguläre Ausrüstung jür sic de schassen müßte. Natürlich war sie nicht pünktlich Als man schon ihr Erscheinen ansgegeben Halle, erschreckte sic die im Gartenhausc Versammelten; niemand holte ihren schleichen den Gang gehört. Aber nun wurde sie bewundert. Sie trug ein wirklich schönes, wert volles (bewand, wie solche sich manchmal im Besitz wohlhabender Zigeuner befinden reich mit goldenen Knöpien, Schnallen und Schmuckstücken aller Art verziert. Und nun begann die Arbeit. Zuerst wurde» die Gestalte» gruppiert und der Hintergrund durch Zweige und abgeschniltenc Bäumchen als Wald markiert. Balder hatte die ganze Sache schon sir und ;ertlg im -Kops. Die Kohle glitt über die Lcinewand. die Konturen wurden gezeichnet. Meta, die sich zu diesem wichtigen Akte eingcsunden hatte, sah staunend, wie Balder arbeitete. Fast jeder Strich saß. Es genierte ihn augenscheinlich gar nicht, ob ihm da jemand aus die Finger sah oder nicht, er schasste eben wie ein Großer aus der Fülle seines Könnens. Das Zigeuuermädcheu hielt natürlich nicht still Das vcr ursachte sednch Balder keinen Kummer, "r wußte auch so, die Siellung, die er haben wallte, iestzubalten Hin und wieder wurde eine Paust gemacht, und Telchow, der im Garten promo nierte, kam dann herein und bewunderte die Fortschritte des Bildes, Die Arbeit war für die Beteiligten so amüsant wie ein Fest, „Wenn alles glatt geht, werde ich in wenigen Mannten fertig sein," freute sich Balder. Die Zigeunerin betrug sich übrigens gesitteter, als mau angenommen hotte „Sie ist eine Elite-Schönheit," sagte Balder immer wieder bewundernd. „Sie ist mir unheimlich," charakterisierte sie Telck-ow. „Sie stiehl! wenigstens nicht," konstatierte Alfred lobend. Aber sie stahl doch, wie sich mit der Zeit hernusstellte. Früchte ans dem Garten wurden nicht gerechnet, Kleinigkeiten na» dar Dameugarderobe verschmerzte man, ober als eines Tages ein Schmuckstück fehlte, wurde man oarsichtigcr. Freilich konnte der Gegenstand auf andere Weile verloren gegangen iei». Einmal halte Telchow seine goldene Uhr aus dem äußeren Fensterbrett des Gartenhauses liegen gelassen, während er sich mit Viola, die ihm Tennis lehren wollte. »*»,»- ««IlLF'GUIU. SsdssKtEl bl) pk. ,IV<i I Ml. <s LrMoskg). viric- 8»m km ^kspLvvunx nn<i Tstsr. ölon VSrlLvgS : Kl'KlULTL- >'is<jsr- l,gsv ia tlsv Vssiirvmk.: Df? 5 4 SV, bklünsv-, laokrso- 11V sj Sie Einen bekömmlichen, wohlschmeckenden unö öabei cloch billigen Kaffee trinken wollen, ciann nehmen Zie halb Sohnen- kaffee, halb Kathreiners IVlalrkaffee. — kstlirslvsrö Ist sedon ln Raketen flir 1v Pfennigs Iiabsv. Dvllrntili,»« «tmv lalkrlilaj;. MwAMLselüüöü: «»rautle. Ni 12 em St I» »1» 11, iS,- Vre»«!«» - Svost., Körnerstrasic 13. /echten Irisch u. veraltet, wert», in geeignet. Fällen schnell u. gründl. besett. durch d. bewährte 0r. vergor« sslscktvnsaldv. > Büchse 1 Mk. Allemverlauf für Sachsen u. 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