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Dresdner Nachrichten : 17.07.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192707173
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19270717
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270717
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-07
- Tag 1927-07-17
-
Monat
1927-07
-
Jahr
1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 17.07.1927
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vreräner NsHrichten 2NT Zonnt-g. 17. W 1927 Tizian mall Sarl V. 7 ! Skizze von KarlDe m m e l. i Der Papst hatte am 24. Körnung Anno Domint 1öS0 dem erst Msährigen, aber ernst dretnbucketzd«« Kaiser Karl, der fünfte geheiben, am Geburtstage des Herrschers die Krone n»sS Haupt gefotzt. In Bolognas vxrschneiten Gassen tobte übermülG lms V»l': der geladene-Klerus drückte bet manchem derben Krönungsscherz des niederen Volkes.die Augen zu. Die Kinder spielten auf den Gassen-Kaiser und Papst: ahmten »ach, wie würdevoll der mächtige Herrscher dem heiligsten Manne der Welt kniend Len-Fuß küßte, und wie ihm dieser die Krone gab. Die Stab! 'hätte für daS Gefolge d«S Kaisers tagelang grobe Tafeln gedeckt. Haste für ltebeSselige Aristo, traten Hübschinnen am Tisch, die die Pokale mit diesen um die Wette leerten — und die hinter Brokatvorhängen den dick, bauchigen ober schlanken AdMaen betrunken im Arme lagen. Die Arbeit ruhte tagelang in Bologna: der Stadtsäckelmeister bekam einen roten Kopf vor Angst, wenn er die Berge der täg. lichen Liquidationen brachte: aber der Papst. der Kaiser! DaS Fest lebte ab. Die Bologneser fanden sich mürrisch in bas alte Gleis zurück. Der Komöbienschreiber Pietro de Are- «ino, von den Tngendsatnen der Welt verachtet und gehabt, war dem Kaiser Karl V. an diesem Abend nachgeschritten, als sich iener einsam in sein Kabinett zurückziehen wollte, der viele Lärm tat ihm weh. Der Kaiser blieb aus den nachhallen, den Tritt hin aus der Schwelle des ZtmmerS stehen und wandte sich erstaunt zurück: „Was gibt eS so Wichtiges, Signore Aretino?" „Wichtig für mich genug. Majestät, ich erinnere Eure Majestät nur noch an den versprochenen KarbinalShut für mich." „Ihr könnt tolle Späße machen. Dichter. Bin ich denn der Papst? Und ich versprach? Ihr irrt!" Der Aretiner kochte innerlich: „Verzeiht, mächtiger Kaiser, und — dann nehmt zum Andere» an mich diese Medaille mit meinem Bildnis, deren ich mehrere prägen Uetz. Ihr seid der erste in Europa, der dieses Geschenk von mir erhält." ' Der Kaiser betrachtete die Medaille in seiner Hand nach, dcnklich: „Ich danke Euch, Signore — aber, wo bleibt Tizian, den Ihr mir durch den Kardinal Hippolyt von Medici empfählet." „Mein Freund Tizian ist längsten Bologna und wartet der Stunde, den allmächtigen Kaiser malen zu dürfen." > „Ich werde kommen, Aretino, heute labt mich, sagt ihm meinen Gruh und morgen bin ich bereit. Die Zeit und den Ort bestimme ich noch. Gute Nacht!" Pietro verneigte sich: „Euer ergebenster Diener, Majestät." Die Morgensonne lag wie Sllberfluß über den flachen Dächern Bolognas. Ans dem fliesenbelegten, langen Flur des Schlosses wandelten der schlanke und bleiche Hippolyt von Medici und der würdevolle Tizian. Cecellt zusammen einher. Der Kardinal hatte den venezianischen Meister leicht beim Arm gelabt: „Der grobe Augenblick ist da, Meister, der cnro, päischc Herrscher hegt nun die bestimmte Absicht, von Euch gemalt zu werden. Man hört und liest nur Gutes von Euch, besonders scheint Euch der von Aretino in sein dichtend und' ' schreibend Herz geschlossen zn haben." „Der von Aretino weiß mit als einer der Besten des italischen Landes, meine Kunst zu schätzen, Eminenz Erk hals mir in dem schwkrLU^Kaiiipfe meine vielen Widersacher in Nom und Venedig mundtot zu machen." . , „Aber doch nicht so ohne weiteres, so ganz ««belohnt — verzeiht, wenn ich falsch schätze, Meister? Ich kenne ihn, den Dichter, zu genau. Römisch Münze klingt ihm besonders gut." Tizian erblaßte etwaS: „Nun ja, Ihr kennt ihn. Eminenz, wie ich höre, seiire Feber könnte noch mächtiger sein für mich — denn — der Kaiser —" Ein blauäugiger Page kam aus der Tür und meldete, bah der Saal als Malerstube bereit gemacht wäre. Tizian verneigte sich vor dem Kardinal und schritt bedächtig dem Saale zu, wo ihn der Kaiser empfangen wollte. „Ich werde nachher kommen, Meister", ries ihm der blasse Mediceer nach. atzS: bann»rtes er sogleich'begeistert: „Go ist'S ,recht. Majestät, wenn ich nun Eure Geduld in Anspruch nehmen bars. so»solj das Bitb so schnell, wie möglich entstehen." / . - Die blassen Hände des! Meisters umrissen-mit schwarzem Stift rasch die Kantureu des Kaisers. Die. versammelten Herren im Saale;wunderten sich. Sogar der: italtentsche Graf von vorhin, der Tiglan tief gekränkt hytte? betrachtete "voll Staunen das sichere Werk des Venezianers, Stunde aus Stunde verging. Schweigen^-eisiges Schweigen herrschte im Saal.. Nur ab'und zu wurde diese.'Stille unter brochen, wenn Tizian näher heran zu setnxtn^Mödell kam. um da» spanische Fältelkostüm genau zu ^studieren. Dann ge bärdete sich die Dogge wild,'die einen Angrtfsi>aus ihren Herrn vermutete. Die Sonne dieses Tages staüd hoch am Mittag schon: Tizian gedachte nun die Arbeit zu unterbrechen, als mit schnellem Tun die Tür -aufgtng und Kardinal Hippolyt mit, Arettno hereintrat. Hatte btSk jetzt niemand eine Zu- Stimmung zu Tizians Werk laut werden lasten, der Aretiner plauderte laut los: „Köstlich, Meister Tizian, bas ist unser Kaiser ganz in Wirklichkeit. Dieses Bisb werden noch Genera tionen, nachunS'yitt Staunen betrachten." - . Der Kaiser machte ein etwas unwilliges Gesicht« über diese laeete Störung: Piotro verstand die -Mten«n>beS -Kaisers sogleich und suchte sich, bet den anderen Herren Platz., wo er aber seine Unterhaltung, flüsternd weiterjührte. Tizian wurde selbst erregt und ließ dabei den Pinsel;znr Erde fallen. Nasch entschlossen bückte sich d'er, deutsche Kaiser-und überreichte dem Meisternden Ptsisel: Tizian würde'darob noch erregter. Im Saale würde eine leise Entrüstung darüber laut,' doch war niemand hinzugesprungen, der dem malenden'Graukopf den Pinsel anfhob, selbst nicht Tizians Frtzunb Aretino. Der Kaiser fühlte, daß über den' Vorgang der letzten Augenblicke eine Verstimmung im Saale herrschte. Er gebot mit der Hand Tizian einzuhalten: „Ich sehe lachende Gesichter Uber mich, Ihr Herren. Ihr lacht und entrüstet Euch, bah ich dem Meister den Pinsel aufhob?! Das ist nicht Eurer würdig. Auch Tizian ist auf seine Art ein König, ein Kaiser, noch mäch tiger denn ich. Sein Reich ist die unermeßliche Kunst, die den Fürsten wohl immer unerreicht bleiben wird. Wir haben nur einen Tizian auf der Welt, aber nach mir werden noch viele Kaiser und Könige kommen. Das ist der Unterschied!" Eine peinliche Stille herrschte im Saal. Der Kaiser trat von seinem Platz herunter, redete zu Tizian: „Wahrhaftig, ich bin'S, Ihr seid -es höchsten Lobes wert!" Der Kaiser empfahl sich nickend nach allen Seiten, dann schritt er gelassen mit seinem Hunde hlnaüs, begleitet von vier Pagen. Der Saal leerte sich langsam. Disputierende Gruppen standen vor dem werdenden Bilde des Tizian. Dann war der Meister.ganz allein am Nachmittag. Er ging nicht zur Tafel. Sein Pinsel malte bas Auge des Kaisers. Als die Abendsonne schon herein sah. trat er endlich befriedigt zurück von der Staffelei: „Nun ist daS dunkle, Auge des Kaisers voller Leben. So mag es der Nachwelt unvergänglich entgegenleuchten." Er legte bas Malgerät beiseite, wusch sich dt« Hände und schritt dann befriedigt zur Erholung 4n den Pä«k, ehe er sich zur Abendtafel b«gb. . - u Wlmz WM Ä >l?K red stl. A n st»r ui"» yceaA Blendendwettze Leinwand hatte Tizian Vecellt über den Keilrahmen spannen lassen. An den Seiten des Saales saßen nachlässig aus mächtigen geschnitzten Stühlen die Edlen des s'vses, ab und zu eine Frage zu Tizian hinwerfend, der sein Malgerät noch einmal prüfte. . > , „Am schönsten malt er unbekleidete Weiber", warf dabei ein italienischer Graf ein. „Ihr müßt ja einen ganzen Palast van solchen Aphroditen haben, Meister." Tizian biß sich ob dieses Wortes aus die Lippen und hätte am liebsten nach seinem Gesühl mit dem Spötter laut losgeschimpft. Er lächelte schein bar: „ES ist nicht jedem gegeben, eine VennS herauszufinden» edler Graf. Auch dgö will studiert sein. Aber Kunst ist über- banpt nicht zu studieren, so bleibt eben nur das eigene Gefühl sür das Wese» der reinen weiblichen Schönheit, das den meisten Italienern jetzo meistens abgeht. Ich sehe nicht bas nackende Weib, wie Ihr, aus den Bildern, ich sehe die herrliche, eben- viäsiige Schöpfung GottcS, Graf. Das ist eben Verderbnis »vierer Zeit, dah die Kunst mit — verzeiht meine Offenheit — niederen Gelüsten angesehen wirb." „Bravo!" polterte ein deutscher Gefolgsmann KarlS V. Der Gras beruhigte sich damit noch nicht. „Ich würbe mir dennoch Eure Nacktgestalten bestimmt nicht an dte Wand bangen, Meister." Nun aber regte sich in Tizian der heilige Zorn: „Alle Wände und adelige Schlösser bedeuten noch lange nicht Sam- nielsurinm der ernsten Kunst. Aber so langsam fühle ich den Widerhaken Eurer Rede, Graf: Tintoretto!" „Was geht mich Tizian, was geht mich Tintoretto an." „Aber die nackenden Weiber gingen Euch beim Krönungs- in,chl an . ... Ich weiß es." „Schweigt!" Biele Stimmen nahmen Partei für Tizian, drei für den Grasen. In diesem Gemurmel wurde dte Tür aufgerissen, zwei Page» kamen herein, stellten sich an der Seite der Tür auf, verneigten sich: an ihnen vorbei schritt in spanischer Tracht der Kaiser mit dem Barett aus dem Haupt. Hinter ihm tappte seine mächtige Dogge. Die edlen Herren hatten sich von ihren Plätzen erhoben. Der Kaiser nahm das Barett ab. gab eS einem Pagen, was bedeutete, daß man sich setzen durfte. Dep Kaiser uahm aus ciircm groben Sessel Platz, der auf erhöhtem Postament stand. Tizian, dessen Gesicht immer noch ergebenst in die Falten seines roten Taftkleides versunken war, reifte „ ... ... sich nun wieder auf, als ihn der Kaiser atisprath: „Ihr seid asso;- DAn Zustand scin.icht unbedenklich?.«. . Nicht .<. un- der berühmte Meister Tizians von dem 'meine: Lande d^in,Geld imponiert Ihnest wohl--micht,,lieber L»beS so voll sind." '' ' " " Tizian verharrte wieder demütigst und erwiderte:/Ja/ wähl, Kaiserliche Majestät/ mein Ruhm ist weit überS italienische »tüd deutsche Land yinansgedrungen. Noch'aber weiß ich nicht, ob ich daS weytvollste Lob deS Abendlandes erhalten Ibe^e, nämlich das^aus Dero kaiserlichem Munde, wenn mein Werk gelungen sein/ollte." , .. „Ihr macht mich begierig,-Meister.-fanget an sogleich. Malet mich sd, wie ich-jetzt anfstehe, mit meinem großen Hunde. Sehs-sv!" Der Kaiser stellte dem rechtest Fuß etwas vor. stützte dte rechte Halid leicht sin. dje/Lciide pnd Ümfstbt« links mit Daumen und Zeigefinger das Halsband seiner Dogge. Tizian ging einige Schritte vom Postament zurück und probierte die Stellung des Kaisers mit prüfenden Augen Lux»«anto die Berühmtheit. Zuö - Dies war dt Sonne Md.Pimj verdienen, hatte BMF Als er zum ÄMenmckl im eiüe. Großbank ttät. um sich ein in seMeich'HarM V 7- ' . - . letzt« Wartzungstztfri, ^mrfgMeckt zwischen witdstsehchi. In-rasetzoy^Tile, Gelb zu jahrelang weder t Zeit' M» Lujp gehabt, auch nur einmal den blauen Himyiel anzustüuprn. . Nur.ejpen Befehl kannte sei» GMru: rekch werden! Dieser Beseht- umschloß ihn mir der- Träyik der Ver- dammnis.' » ^ / Daß inzwischen seine Eltern und Geschwister gestorben waren, wurde ihm nur blitzschnell, zwischen zwei Aufsichts ratssitzungen, bekannt. Er sandte prunkende Kränze an die Gräber'dieser Blutsverwandten und glaubte damit seine An- tetlnahme ausreichend bewiesen zu haben. Inzwischen gj,.g die Jagd nach Gelb mit fanatischer Ver bissenheit weiter. Gelbe Gesichtsfalteu störten ihn nicht. Er nahm sie, wie jähe Kursstürze, zwar deutlich zur Kenntnis, hatte aber die sichere Zuversicht: nur eine ganz kurze Spanne der Hetzjagd noch — und marmorne Sanatorien pflegen dich wieder gesund. Nun aber, wo eine europäische Berühmtheit den Verfall seines Leibes sachlich nachgewiesen hatte, überfiel ihp bren nende Angst. Das seit Jahren mit aller Macht zurück gedämmte Gefühl, ein leises Erbgut seiner Mutter, kam wie ein Geheimnis über ihn, und nun geschah es zuweilen, daß er, überlegend ob er nicht doch eine Stuüde früher zu rechnen aufhören sollte, die blühenden Akazien vor seinem Hanse sah. Etwas Fremdes mußte in ihn gefallen sein, denn er empfand nun öfter das Bedürfnis, anszüruhen und still aufzuatmen. Undeutlich stand in solchen Augenblicken eine sonnenbeglänzte Landschaft vor seinem Geist, dte er einmal, er wußte nicht mehr auf welcher Gcschäftsfahrt, von irgendeinem Wagen fenster aus erblickt hatte. Kleine, gartenumfriedete Häuser mußten es wohl gewesen sein . .. oder in einem Retsebureau gesehen haben? ... Gab «s denn'überhaupt etwas anderes als Rechnen und Gelb verdienen? '. . . Lag hier etwa ein sentimentaler Irrtum vor, ober war er wirklich schon so krank? . . . Im Gesicht seines Prokuristen hatte er doch bisher noch nie den Schimmer einer Besorgnis gelesen, eS -sei denn, wenn irgendein Telegramm einmal sinkende Werte meldete . . . Spiegel her!!! . . . Wie? . .. Ja, .... natürlich,... das war sein Gesicht? .. . Keine Sekunde war daran zu zweifeln, -aß dieses verwelkte Antlitz ... Lächerlich!!! Zum Arzt!!! Dieser Mann stellte ihn auf eine Wage und konstatierte kühl und höflich rapiden Gewichtsverlust. „Wieso, Professor, erklären Sie!" Und nun. kam eine blendend wissenschaftliche-Begründung, die der Kranke nicht begriff, weil er alles, allster'sich selbst, verneinte. - ,v >> ' : Was hatte der Arzt gesagt? > , j, , Soll, Zustand sei nicht! unbedenklich? . Nicht !>cnktich??:i Mein Geld imponiert IüneA'wohlMtck . Professor? .... -Ich hezahle doch für meine Gesundheit, ma Sje Ihren.PrLis, zum Tenfell Man-ist nüht-üinsonst eine wirtschaftliche Größe! . .. WaS heißt denn das-tt.bxtgenÄ: — picht, unbedenklich!? /Lacht.nicht jeder.Bettler lustig»in di«; Sonn«?»- W>e???? ' „ .> Da wäre allem-G-ld eine Gvnze gesetzt und eS? läge ayher,unS. tn Dingkn Höm-Tode«.^». i « . , Still!!!! .. , ' v - ?. „Wer sprach ttverhairpt dieses unglückliche Wort auS? Sie, «tat«,,'eS, Herr Profdssvr. -> W. Tags darauf nahm er einen anderen Arzt und ließ sich beruhigen. Doch auch dieser riet ihm zu allergrößter Scho, nung und Vorsicht. , NachtS schlug er nun oft «tt harter Faust gegen seine linke^ette. wo -bas Her,-nmchythmtsch hämmerte, und be- arbeitete wütend seine Nieren. - Er stieß dabet ganz sinnlose Flüche aus. .Wie??? Vom hier/aus^sollte ihm Untergang drohen? , Gerade dieser elende Körperteil, den er mtt seiner Hand, fläche zweimal -»decken Iönnte/'ws'llte ihn vernichten????? Hahahahahahalllk Er zog die Bettdecke-über dentKopf und lachte verzweifelt vor sich hin. ' ' ?' - . l ' ' " : . '' " . - ' . - « Drei Wochen später reifte er zur Erholung ab. Nun aber überkam ihn ein Rausch von grdnzieNloser Beklemmung und er wollte alles Versäumte «in . eine'einzige Stunde pressen. Wenn ihn nur dieses hartnäckige Fieber-verließe! Seine Zähne schlugen tm Frost aufeinander. Drei Krankenschwestern bemühten sich um seine Hilflosigkeit, die täglich offenbarer wurde . ,> . .. Morgen wollte er tn aller Frühe dte gotische Kathedrale besuchen / . .. -i , Und wenn er hinkriechen mußte,»er würbeies.dem Arzt, diesem Pessimisten, beweisen, daß die ganze Wjffenschüst lächer lich sei . . > . - . « ? i Mit. diesem Gedanken schliefier ein. Als er erwachte, hörte er nur ei» Wort: Operation! . Nein! . . . Niemals!! . . . Unter keiner Bedingung!!! . . . Wie? . Man würbe es wagen an ihm herumzuschnet- den? Man übersehe wohl, daß er seinen Leib noch lange Jahre zum Verdienen brauchte!! Hatte man denn keine Ahnung von all den Plänen, die er gerade jetzt realisieren wollte?? Konnte sich denn der Arzt, dieser Henker, nicht vor- stcllen, daß ein Mann wie er kein gewöhnlicher Sterblicher sei und überhaupt keine Zeit zum Kranksein hatte?? . .. Schluß! lll Hierein diesem teppichleisen Sanatorium, wo Stunde um Stunde lauernd verrann, würde er-nur noch kränker werden. Er verzichtete heute auf den Besuch der Kathedrale und bat um seine Rechnung, da er heimznreisen gedächte. „Sie sind außerstande, auch nur einen einzigen Schritt zu tun! Die Operation ist lebensnotwendig!!" Um Gotteswillen, das war doch gar nicht möglich . . . Warum denn gerade er, während sein letzter Laufbursche gesund tm Kontorwinkel saß! . . . Nein, . . . nein, . .. . und koste es das Leben! . -. <«/ - - > Wie?? . ^ . Das Leben?? . . . Ja/ wüßte tt» denn über- Haupt, was das ist? Er hatte wohl gemeint: und koste es alle Kurszettel oder sämtliche Aktien, .r»' oder-schlimmsten falls . . . die Millionen! . Uber,das Lybe.nl ... . Nie und nimmer dürfte es das Leben kosten! sl . , , Das woflie er doch erst jetzt richtig kennen lerne«! tief und- hingqgeben. Unter keinen. Umständen willigte er in «i«e Operation!!:! . . . Vielleicht tm nächsten Jahr . „ .. Er würde M unverzüglich mit einem jungen, kraftstrotzenden Weibe verheiraten» . . . das-müßte ihm einen Sohn schenken, einen gesunden'Erben gebären. Dann würde er vielleicht/tentschlossen sein, sich dem Messer auszuliefern . . , ' . ^ § „Jeder Aufschub ist lebensgeWrlschl"" -- Dte Stimme des Professors hakt« diesen Sdh klar und deutlich ausgesprochen . . . Nein, das ist doch unmöglich!!!... Lieber Herr Professor, haben Sie Erbarmen, ich hahe doch mein Lebtag grarbeitet und keinem- eftvM --»leid getM . . . - '„Ergibt keinen anderen Auswegs Als Ihr Arzt trage ich die Verantwortung!" ^ Wie ein giftiger Pfeil sauste ihm dieser. Latz mtttell durchs Herz. Nun wand er sich und verkrampfte die »Heißen',Hände. Hatte er denn gar keine Macht mehr? Konnte er de«'Mann im weißen Chirurgenkittel nicht einfach seine Verantwortung abkaufen? ... War er etwa außerstande, Mch Sie drei Schwestern reich zu beschenken? . . , Alles, was sie verlang, ten: Gold, Juwelen, Paläste ... Nur aus dem qualerfnllten Bett sollten sie ihm helfen, ihn auf die Bahn schaffen, in irgendeinem Abteil verstecken... Ihn einfach durchs Sanatorium schmuggeln, * »-,, und ihn nach Hause bringen! Dort würbe man dann weiter beraten. Ganz vorsichtig würde er dann leben, sich mit einem winzigen Stückchen Brot begnügen, wenn ihm alles andere untersagt sein sollte . . . Nur ein kleines Nasenfleckchey/rwürde er von seinem land weiten Park für skch vemrsprnchen: von seinem ganzen Besitz... nur eine Hand voll Gras . . . Dort würde er dann in der schwesterlichen Sonne sitzen und mit weitgeöffneten Augen ihren Glanz in seine Müdigkeit versenden... Dte Vögel würden singen . . . Luft würde ihn sanft um- schmeicheln, er würde wiedergeboren werben! . . . Die Bot» schaft des Ewigen würde in seinem Herzen aufblühen und er würbe — o letzt« Stufirnck aller Wünsche — wieder Mensch sein! Lieber Herr Professor, ich bin doch ganz vernünftig,... ich verlange doch nicht zu viel, nichts als einen ganz kurzen Aufschub . . . Sie sind doch «in Mensch, Herr Professor, und haben sicher irgendwo eine Mutter! Eine Mutter! . . . Seine Mutter war längst tot, . . . damals, . . . rasch Kränze hingeschickt . . . und vielleicht hatte auch seine Mutter, so wie er heute, zwischen Sonne und Ewigkeit, gelegen . . . und wollte nicht sterben . . . nicht . . . sterben! . . . Eine halbe Stunde später legte man ihm, der sich ver- zweifelt wehrte wie ein Delinquent vor dem Schafott, die Chloroformmaske auf. Wild atmend füg er den ewigen Rausch in die Lungen. Blaue Wiesen . . . Sonne ... die Kathedrale . . . Mutter . .. Herr Professor .. . Erbarmen ... Kurz darauf wurde sein Bett mit einem schwarzen Wand- schirm umstellt. Isabella Masör. Von Marian nevonZiegl er. Ein junger Deutscher namens Erwin ließ sich und seine Habe von der lautlos gleitenden Gondel der iicugewülilten Wohnung zusühren. -Dabei überlegte er zweifelnd, ob es klug von thm gewesen, die Bequemlichkeit des Gasthofes aufzu- gebcn um eines romantischen Einsalles willen: ,Db der kleine, «verträumte Palazzo, der es mir nnn einmal angctan hat, nicht»nur eine Theater,dekoration- ist,'hinter der sich>schließlich nichts - als gewinnsüchtige Kleipbüpgerltchkeit- versteckt?/', so fragte «er sich.-Aber scholl bog -seine Go»del-'aüs dem lebhaften Verkehr des Chnal Grande- in sttsierc- Wasfcrchxge und Erwin fühlte, wie öle köstliche. Ruhe-dieser Umwelt »sein, ganzes Wesen dnrchdrang. Bald-sah er tp einein sonnenhellen Rio das Ziel seiner Fahrt vor sich,.>stn.graues Haus von ciiriacher Schönheit, zu dessen rechter Sftve'sich ein weltabgeschiedener Platz mit einem bescheidenen K,i«chletn-> öffnete,-mährend an seiner Linken'das-üppige Dickicht -blühender Olcanderwtpfk eine hohe/Gartenmaucr überragte. .Die Gondel schmiegte sich an die-Marmorftufen, des-,Portals:>-.ein, großer «grauer Kater, der sich am Eingang gydehnt hatte,-werschnmn-. lautlos, als wolle'er Erwin .anmeldLn, ,Md, wirklich :kam sogleich die alte Stzn'srch Zrlvtti, die-thn ierwcrrter'hWen mochte, ihn und sein Gepäck Er wurde ins obere Stockwerk geleitet. Durch die zier lichen Bogenfenster Uber dem fetngemeißelten Balkon flutete
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