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Dt«»r«,, 29. Juni 1««l» -Weinstuben Prager 5ftaüo XllN8lLllS8tt!>ung kmil kleklsr, l>wM8ts.13. krv8!äsnr-Süfvtt Xsttseiissino Stlmrnungs-Aon»»r1» sonvLk'ävss'rel.i.iino ^vnlülvss! - ^ssfsv 7»«uck- Lünsller-Lonrert Loanart nncüm. u. adsnck» Kapellmeisters llrnst koat. goto flücd» / 0utgOpvv»to IVatns / 8p«.! .Ziarctiplatis". OrapNlavd«» Nadlaalt, i. »tos». Die Noten über -ie Entwaffnung Deutschlands Der Wortlaut -er Noten. Verlt«, 28. Juni. (Amtlich.) Di« Lem Vorsitzenden der -rutschen FriedenSdelegatton in Parts übermittelten drei Noten über die Entwaffnung haben in der Uebersetznng fohzenden Wortlaut: Die erste Note. Im Naweu -er alliierten Mächte beehre ich mich. Sie zu bitten, -er deutschen Regierung folgende Note »u über, ofttteln: Die alliierte« Regierungen haben mit dem glüh ten Bedauern dteLangsamkettun-denMangelan gutemWillen festgestellt, mit -er» die deutsche Negierung a« -ie Ausführung Ler Bestimmungen -eö Friedensver- trag» über Landheer. Luftfahrt und Marine herangegangeu ist. — Am 21. Juni «ach Ablauf von beinahe sechs Monaten seit dem Inkrafttreten üeS FrieüonsvertraaS sin- -ie wich, ttasten dieser Bestimmun"-n noch unausgeführt oder unvoll ständig ausgefühvt. So kommt eS. bah das stehende Heer soeben erst aus 200000 Mann -»rückgeführt worden ist. eine Zahl, auf di« eS am 10. April -Lite gebracht sein müssen, und Latz seine Gliederung mit -er im Frieden-Vertrag vorgesehe» «e» nicht im Einklang steht. Laß keinerlei Gesetz erlassen Wor te» ist, um in Deutschland ein dem FrieLemSvertrag ent- sprechende- Heerwesen einzurichte», -ah durch den Friedens- vertrag verbotene militärische Formationen, wie dteStcherbettspolizet und die Einwohner» wehre« trotz wieberhülter Aufforderungen noch fort- bestehe». Latz dt» Zerstörung Le» KriegSmate. rtal», -ie am 10. Mürz hätte beendet fein sollen, noch nicht zur HÄfte -urchgesührt ist, und -atz die Ausfuhr von Waffe« »ach -em AuSlanL andauer-t. Di« alliierten Ne gierungen haben nach ernster Prüfung dieser Sachlage ein stimmig beschlossen, die in Lem von Deutschland Unterzeich nete» Friedensvertrag enthaltenen Bestimmungen über die Entwaffnung, sowohl was -ie HeereSstärke. als auch was La» IkrieigSmateirial betrifft, in vollem Umfang« aufrecht zuerhalten und deren schon ahn lange verzögerte und voll- ständige Durchführung und Erfüllung zu betreiben. In gleicher Weise erwarte« die alliierten Negierungen, batz die deutsche Regierung nun keinenAntragaufAbände- rungdermilitärischenBestimmungendeS Ver trages mehr Vorlagen wird, da solche Anträge nur ab. schlägt« beschteden werden könuten und daher nutz los« Verzögerungen mit sich bringen würden. Die alliierten Regierungen richten heute an den Herrn Vorsitzenden -er deutschen KrtedenSdelegation in Pari- ihre Avtwort auf de» «»trag der dentsche» Regierung «egen Beibehaltung eines Heeres von 200 000 Mann. Dies« Antwort geht dahin, -atz die militärischen Kräfte Deutschland» auf -er durch den Frieden-Vertrag bestimmten Stärke von 100000 Man» und der durch diese« Vertrag vor gesehenen Gliederung -u belassen sind, batz -ie Sicher heitspolizei innerhalb von drei Monate« vollständig aufzulöfe» ist und -ah anderseits die Stärke der Polizei- kräfte auf 150000 Mann erhöht, somit um 70 000 Man» sm Vergleich zu -er Stärke von 1918 vermehrt ist. De» weiteren fordern -ie alliierte» Regierungen -ie deutsch« Regierung auf. unverzüglich die deutsche Gesetz- «ebung entsprechend -er Bestimmung de» Art. 211 mit den militärischen Bestimmungen de» Vertrags in Einklang zu bringen, gesetzliche Matzrcgeln zu treffen, um entsprechen dem Art. 70 die ««»fuhr vo« Kriegsmaterial nach Lem Ausland« zu verbieten, die Formationen der Ein wohnerwehr, die Im Widerspruch mit der Sntschlietzung vom 8. April noch fortbestehen. tatsächlich aufzulösen und die Auslieferung der Waffen dieser Formationen -urchzuführeu. Die alliierten Regierungen erwarten, -atz bei Zer» störung de» Kriegsmaterials keine neue Verzüge- rung einirftt, und dah die Ausführung aller Bestimmungen über die Entwaffnung sowohl hinsichtlich -er Truppenstärke als auch hinsichtlich de« KrtegSgerätS ohne weiteren Aufschub erfolgt. Andernfalls würden sich die alliierten Regierun gen gezwungen sehen, die geeigneten Mittel zu prüfen, um sie vollständige Nurführung d«r Bestimmungen -eS Ver trages ficherzustelle«. Die -wette Note. S. Dte zweite Note weist darauf hin, üatz sich die deutsche Regierung am 1. Juni au di« Sonferen- gewandt hatte, um «ine vorläufige Verlängerung der ihr gestelltem, am 10. Jul, ablausenden Frist herbetzufübren, binnen der die Heeresstärke in Deutschland auf 100000 Mann herab gesetzt werden sollte mit der Begründung, -atz nach dem. «aS dte alliierten Regierungen ihr auf der Komserenz von San Remo «itgeteilt hätten, sie erwarten mutzte, dah erst dte Konferenz von Spa endgültig über diese» Ersuchen be> stimme« würde. Di« alliierten Mächte können, so sagt die Note, diese Auslegung der von San Remo an die deutsche Regierung gerichteten Note nicht gelten lasse«. Die alliierten Regierungen haben keine Vera«, laffung, einer erneuten Fristverlängerung -u-ustimmen. Sie bestätigen vielmehr klar und einfach thre früheren Er klärungen: Die militärischen Bestimmungen de» Vertrages von Versailles werde« sowohl hinsichtlich seiner Stärke, al» auch seiner Gliederung und Bewaffnung in vollem Umfange aufrecht erhalten. Sie müssen auf da» genaueste awSgeführt »»erden. Wenn dte Mächte auch entschlossen sind, dte Abrüstung Deutschland» den vertragSbestimmungea gemätz Lurch- zuführen, so verkennen sie doch nicht die Notwendigkeit, der deutschen Regierung zur Aufrechter Haltung der Ordnung im Innern ausreichende Polizei- lräfte zu belasten. Sie erkennen gern an, daß die nor malen Polizeikräste nach dem Stande von ISIS nicht allen Bedürfnissen genügen könnten. Die alliierten Negierungen sind bereit, eine Vermehrung -er Polizeikräste zu genehmigen, sie können aber unter keinem Vorwand zu lasten. dah diese Vermehrung durch Beibehaltung Ler Sicher heitspolizei. einer Polizeitruppe von ausgesprochen mili tärischer Art und Organisation stattsindet, zu deren Aus lösung Deutschland bereits vom Dezember 1919 ab aus- gefokdert war. Die Auslösung der Sicherheitspolizei muh binnen einer Frist von drei Monaten von der Ab sendung dieser Note ab beendet sein. Di« Alliierten sind mit Ler Verstärkung Ler alten Ordnungspolizei, sogenannten Polizeitruppe, einverstanden. Sie zählt gegen wärtig 92 000 Mann. Die Mächte geben ihre Zusliur-mung, datz sie biS aus 150 000 Mann vermehrt wird. Sie knüpfen jedoch daran die Bedingung, -atz die Orünungspolizei ihren Charakter als Orts- und GemeirrdepoUzei bewahren muh, und mit einer Bewaffnung ausgerüstet wird, dir ihrem Zwecke entspricht und von dem interalliierten Ueber- wachuugSausschütz festgesetzt werden wird. Anderseits wird ausdrücklich festgestellt, -atz in dem Bestände von 150000 Mann Ordnungspolizet die 10 000 Mann inbegriffen sind, die von dem interalliierten Ueberwachungsausschutz für Polizeizweck« in der-neutralen Zone genehmigt wor be« Md. Di« Vermehrung Ler Orduungspolizei erstreckt sich übrigens weder auf die linksrheinischen Gebiet«, in denen die hohe NheinlanSkommission allein die erforderlichen Stärken festzusetzen befugt ist. noch ans die Abstimmungsgebiete, es sei denn, dah die interalliierten Negierungen und Ple- biSzitauSschüsse dies ausdrücklich verlangen. Dte Vermehrung der Stärke der Ordnungspolizei wird nach dem Matze erfolgen, in dem die Auflösung der Sicher heitspolizei fortschreitet, und zwar derart, dah in keinem Zeitpunkt -ie Stärke der Sicherheitspolizei und der Ord- nungSpolizei zusammen 120 000 Mann überschreiten bars. Anderseits haben die Mächte beschlossen, den Bestand der Gendarmerie von 12000 Mann auf 17 000 Manu zu erhöhen. Die Alli ierten werde» während der Zeit von -er Absendumg der gegenwärtigen Note an bis zur endgültigen Auflösung Ler Sicherheitspolizei eS nicht zulasten, datz Soldaten der Reichs wehr in die Sicherheitspolizei übernommen werben. Die derzeitige Stärke der Sicherheitspolizei stellt eine Höchstzahl bar. die fortschreitend vermindert werden mutz. Die dritte Stole. 8. Die dritte Note besagt n. a.: Abt. 201 deS Vertrages von Versailles untersagt für die Dauer von sechs Monaten «ach Inkrafttreten deS FriedenSoertrags die Herstellung vo» Luftsahrtmaterial jeder Art und seine Einführung nach Deutschland. Ander seits bestimmt Art. 202, daß Deutschland den alliierten und assoziierten Hauptmächten innerhalb von drei Monaten nach Inkrafttreten de« Vertrages Las gesamte Luftsahrtmaterial üeS HeereS und der Marine ansliefert. Die dreimonatige Frist zwischen Abgabe des Luftfahrtmaterials und Ermäch tigung zur Wiederaufnahme der Fabrikation soll dazu dienen, um -ie Durchführung der die Luftfahrt betreffenden Bestimmungen und insbesondere den Transport oder die Unbrauchbarmachung des Materials zu sichern. Da Deutschland fein Luftsahrtmaterial imnerhakb der fest, gesetzten Frist nicht abgelicfert hat. wird die UeberwachnngS- kommtsston nicht in Ler Lage sein, thre Arbeiten vor Ablauf der in Art. 201 vorgesehenen sechsmonatigem Frist zu be endigen. Würde die Herstellung von Luft- fahrtmaterial vom 10. Juli ab wieder gestattet, so würde eS also praktisch unmöglich worden, die Ausführung de» Art. 202 zu überwachen. Die Kon ferenz hat daher entschieden, batz bi« Herstellung und Einfuhr von Luftsahrtmaterial, wie sie im Art. 201 d«S Vertrags von Versailles vorgesehen ist, innerhalb von Lret Monaten, be ginnend mit dem Augenblicke, in dem Deutschlan d das gesamte Lustmaterial de» HeereS und der Marln« abgeliefert hat. und dem die interalliiert« LustsahrtüberwachungSkommtsston osft- »iell anzelgen wirb, im gesamten Gebiet von Deutschland untersagt »leibt. lW. T. B.) * gkv<- »ur Abrüslunasnolr. Gens. 28. Juuft lEig. Drahtmeld.) Marschall Joch gab tn einer Unterredung mit Lem „Journal"-Äe»tr«ter feiner Meinung Lahtn Ausdruck, er glaube nicht, -atz Deutschland die Sbrüftungsnote freiwillig annehmen werd^. und er glaube nicht, datz die Alliierten ohne militärische Zwangs- mittel ihre Forderuugev noch völliger Entwaffnung Deutsch land» durchsetzen würben. B«y«rn» Protest g«aerr -ie «era-fetzmrg -er Reichswehr« Müucha». 28. Juni. Die bäurische Regierung protestiert bei »er Relchsregierung gegen die von der Entente verlangte Herabsetzung -er Reichswehr auf 100 000 Man«, weil dadurch die Ruh« u»d Sicherheit de» Reiche» und die wirtschaftlich« Loge gefährdet werde. Das Programm »es Kabinetts Fahrenbach. Es waren nach langer Zeit endlich einmal wieder wirklich staatSmännische Ausführungen, die am gestrigen Montag die politisch« Welt aus dem Bkunde des deutschen Reichskanzlers zu hören bekam. Was Fcyrenbach sagte, verriet von Anfang bis zu Ende die geübte Dialektik de» gewiegten Parlamentariers, der die Dinge von einer höheren Warte aus zu betrachten und ihnen Gestalt und Leven zu geben versteht. Bon Lem „blutigen Dilettantis mus" Ler Erzberger-Periode ließ diese Rede nicht eine Spur erkennen, und schon das mutz als ein grotzer Gewinn gebucht werden; kann die deutsche öffentliche Meinung doch nun endlich wieder aufatmen in Lem Bewutztsein, Latz eine geistig hervorragende Persönlichkeit von erprobter Tüchtigkeit an der Spitze der Reichsregierung steht. Im einzelnen werden sich freilich an dem vom Reichs kanzler entwickelten Programm, das im ganzen mit großer Wärme verteidigt und ersichtlich von dem besten Willen, der Gesamtheit zu nützen, getragen wurde, mehr oder minder schwerwiegende Ausstellungen nicht umgehen lasten, wenn man auch die in Ler Rede Fehreybachs betonte Un zulänglichkeit des Könnens im Verhältnis zum Wollen als mildernden Umstand wird gelten lasten müssen. ^Jn erster Linie ist zu bemängeln, Latz die neue Regierung in bezug auf den Versailler Vertrag wiederum nicht dag er- löscrche und befreiende Wort gefunden hat, das allein ans der verfahrene» Situation heraushelsen kann: dte offene t und unumwundene Erklärung, datz dieser verhängnisvolle, mit zahlreichen neuen Äriegskeimen durchsetzte sogenannte FrieüenSvertrag von Deutschland in seiner gegenwärtigen Form überhaupt nicht erfüllt werden kann, und datz daher unsere oberste Ausgabe in Spa sein muß. eine gründ liche Revision Surchzusetzen. Nicht nur die unverständige Auslegung ÜeS Vertrages, wie der Reichskanzler meint, macht uns die restlose Durchführung unmöglich, sondern Ler gesamte Geist und Inhalt des Dokuments, -essen über harten Anforderungen wir selbst dann nicht entsprechen können, wenn unsere Gegner sich zu einer weniger ge schraubten und tendenziösen Auslegung der einzelnen Be stimmungen verstehen. Dieser Gedanke hätte in der Er klärung klar und unzweideutig herauögemcitzelt werden müssen. Auch in der Betonung des Umstandes, datz wir „ehrlich und ohne Hintergedanken" trotz der übermäßigen Härten LeS Vertrages ihm nachzukommen bestrebt sind, dürfte des Guten etwas zu viel getan sein. Die bisher bereits von uns bewirkten Leistungen in ihrem umfang reichen MilliardenauSmatz zeigen ja zur Genüge, wie über- menschliche Anstrengungen wir schon gemacht haben, um die Unersättlichkeit der Entente zu befriedigen. Nun aber ist doch die allgemeine Empfindung, Satz eS so nicht mehr weiter geht, und LaS hätte zum Ausdruck gebracht werden müssen: denn dieser „Hintergedanke" ist allerdings überall tm deutschen Volke verbreitet. Wenn der Reichskanzler tn diesem Zusammenhang« auch von dem noch überall gegen uns herrschenden Mißtrauen sprach und dessen Beseitigung als eine unserer ersten Aufgaben bezeichnet«, so könnten unsere Gegner daraus leicht den Schluß ziehen, als ob wir bisher gewisse berechtigte Gründe zu einem solchen Miß trauen gegeben hätten und nun bestrebt sein wollten, diese aus der Welt zu schaffen. Davon kann natürlich keine Rede sein. Das deutsche Volk in seiner überwältigenden Mehrheft will nichts weiter als Frieden, Ruhe und Ord nung und allmähliche Wiederherstellung der guten Be ziehungen zu den ehemaligen Kriegsgegnern. Die angeb, licheu deutschen Revanche-Absichten nick» Kriegsgclüste be stehen lediglich in der Phantasie der Franzosen und pflanzen sich von dort mit suggestiver Kraft zu Len übrige» Alliierten fort. Wir können dagegen nichts weiter tu» als unseren Weg ruhig und unbeirrt im Bewußtsein unserer guten Absichten weiter gehen. Wie wir cs aufangen sollen, da» geflissentliche Mißtrauen unserer Gegner noch durch besondere Maßnahmen zu beseitigen, ist nicht etnzusehen. Der innerpolitische Teil des Programms entspricht genau de» von der Demokratie aufgestellten Forderungen in der Dreiteilung: Wiederaufbau auf der Grundlage der repuLlikänische» GtaatSform und der Weimarer Ver fassung, Ablehnung jeder Klassenherrschaft und jedes Raffe«. Hasses und Betätigung deS GrnnLsatzeS „Freie Bahn de« Tüchtigsten!" bei der Besetzung der Aemter. Diesen Forde, rungen hat bekanntlich auch die Deutsche Volkspartei zu- gestimmt, ohne thre inneren monarchischen Ueber- zeuguvgen pret-zagebe». Gehr wohltuend berührt es, datz der Reichskanzler auch Ler geistigen Not unseres Volke» mit warmen Worten gedacht und die Notwendigkeit hervor» gehoben hat, den vo» unseren Forschern und Unternehmern in -er Welt errungenen Platz zu behaupten. Wenn er aber dte Erfüllung dieser und sonstiger Kulturaufgaden hauptsächlich auf dt« Schulter» der Einzelstaatrn lege« will und ssch gegen eine Ueberspannung -er Zenirakisatto» an», spricht, so drängt sich ««willkürlich die Frage auf, wie dieser Punkt de» Programms mit der Aufrcchterhaltung -er durchaus zentralistischen Weimarer Verfassung zu petz