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Dieses Blatt wird den Leser« von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereits als Abend-Ausgabe -«gestellt, während es die Post. Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. önreigen.canf. ilmiakmie vv» Nnküiidiainigc» bis imchmi»a»S 'i Utuc. Sonn und iZkierlaus „ur MaruniAl>j>e SS von N vi»'/,lUkir Tie iwaltiartLruiw ^eite tca s Silben» A Pfg. An tündiounlikn ans der DrivaNeile Zeile rsPtg: die sivalliae Zeile als g,„ geinndl" oder aui Lerlleile so Viu In Nummern nach Sonn- und gkicr lasen I- den rwalline «rund,eilen 3v. 40 be» so und so Lis „ach de iondercm Taril AuLwärlisc Aut Nase nur gegen LjorausdezaliU!»" BelegblaNcr werden inil 10 Pn,. bcrechncl. Sernivrechanichlu^: Llml I Nr. U und Nr. LOS«. kkotoersMsrlis Lxparsi« »LSEÜ km!! Meide Aedl.. ZL NI. Rr.91. vmkli Neueste Drahlber^chte. Hosnachiich'c», Unlerosiiziere des Beuilaubtenstanves, Olciamliaisiitzuiig. Verclniglc Spareinlegcr, BvtkSbad Fricdr>chsladt, GelichtsvclhandlnngcLi. Kammeininsikaveiiv. Pariser Plauderei Mittwoch, I. April 1903. Rcncfte Dralitmcldunge» vom 3i. März. Berlin. Das Befinden der Kaiserin ist cur gutes. Berlin. lPriv.-Tel.) Das Ab ge ordneten Haus nahm die Gesetzentwürfe betr. Bewilligung weiterer Staatsmittel zur Verbesserung der Wohnungsverkältnisse von Arbeiten! in staat- lichcn Betrieben und gering besoldeten Staatsbeamten, sowie betr. die Bildung eines Ausgle.chsjonds für die Eiscnbahnverwaltung in dritter Lesung an und beriet dann den Antrag Langerhans aus Eiiisühruna der fakultativen Feuerbestattung. Regierungsseitig wurde crllärt, für die Regierung sei ausschlaggebend daN die Erdbcstatlung der Anschauung aller christlichen Konfessionen ent- prcche und daß die Gestattung der Lcichcnverbrcnnung die Gc- üble des christlichen Volkes verletzen würde. Der Antrag wurde chlicßlich gegen die Stimmen der Freisinnigen. Nationallibcralcn und Frcikonservativcn abgelchnt. Dann vertagte sicti das Haus bis zum 21. April. Berlin. sPriv.-Tel.) Hcyses „Maria von Magdala" soll nun doch in Berlin ausgesührt werden. Eine einzelne Per son bat das Lessingthcatcr diesem Zweck gemietet und wird crsönlich,Einladungen zu dieser Vorstellung versenden, ohne vor- er um die Polizeiaenehmignnq nachzninehen, wie cs der Direktor des Lcssingtheaters bei der von chm beabsichtigten Privatvorstellung bekanntlich mit negativem Erfolge getan bat. Die Polizei soll nicht einmal eine Anzeige erhalten, da eS sich um eine rein private Veranstaltung handelt, m die nach den Zensurvorschrislen und son stigen gesetzlichen Bestimmungen die Polizei nichts hcrcinzuredcn Stettin. Aus der Werst des „Vulkan" lief der Doppel- sckraubendampser „Gneisenau", iür Rechnung des „Norddeut schen Lloyds" erbaut, heute vormittag glücklich vom Stapel. München. Nachts brach in einer Geschützremise der 1. Batterie des 3. Feld-Artillcrie-Regiments Feuer aus, welches die Remise zerstörte. Die darin untergcbrachtcn sechs Geschütze wurden schwer beschädigt, die anstoßenden weiteren Baulichkeiten aber gerettet. Paris. Der Ministerpräsident Eombcs w'vd den Präsiden ten Loubet auf seiner Reise nach Algerien nicht begleiten, sondern auf Veranlassung der radikalen Partei in Paris bleiben, um Maßnahmen zu, treftei^ für den Fall, daß die Durchführung des Aongrcgationsgesetzcs Schwierigkeiten Hervorrufen sollte. Paris. Dsr. Senat genehmigte in seiner Nachtsitzung mcbrere Abänderungen an dem von der Kammer zurückgelangtcn Budget, lehnte dagegen eine Anzahl von Abänderungen, darunter besonders solche, die das Kriegsbudget betreffen, ab. Im Lause der Debatte sprachen mehrere Redner gegen die Vermehrung der Ausgaben im Kriegs- und Marincbndgct, weil dem Lande keinerlei Gefahr drohe. Ter Ministerpräsident wies darauf hin daß cs immer noch vorzuzichcn sei, diese Verwehrung der Ausgabe» zu bewilligen, als aus ein provisorisches Bndgctzwölftcl, das noch mehr Kosten verursache, zurückgreiien zu müssen. Schließ lich wurde das Budget im ganzen mit 153 gegen 11 Stimmen angeirommeir. Paris. Die Dcputiertcnkammcr trat beute früh 5^ Uhr zu einer Sitzung zusammen. Der größte Teil der vom Senat im Budget gestrichenen Forderungen, besonders die den Äriegsetat betreffenden, wurde wiedcrkcrgestellt. Das Gesamt budget wurde dann mit 356 gegen 72 Stimme» bewilligt. Gegen 7>/S Uhr wurde die Sitzung bis 9 Uhr unterbrochen. Paris. Die Deputicrtenkammer nahm in ihrer Vormittaas- sitzung dos Budget mit allen vom Senat vorgeuommenen Ab änderungen an. Das neue endgültig angenommene Budget hat die Höhe von 3528 Millionen Francs. London. Die „Times" melden aus Schanghai, der Bankier- Ausschuß habe es abgelchnt, den von dem amerikanischen Vertreter cingereichten auf Silber lautenden Schuldschein über die Amerika zu zahlende Entschädigungssumme den chinesisäzen Ver tretern zur Unterzeichnung weiterzugcben. Ter amerikanische Ab geordnete habe daraus die Absicht kiiiidgcgebcn, den Schein direkt zur Unterzeichnung vorzulcgen. Por t^s m outch. KünigEduard ist die Nacht noch wegen widriger See an Bord seiner Nacht geblieben und hat erst heute morgen 9 Uhr die Reise nach Lissabon angetrctcn. Petersburg. Der „Rcgicrungsböte" veröffentlicht einen Auszug aus dem Bericht des rustischcn Konsuls in Monaslir vom 25. Februar bis 9. März. Danach verständigte der Konsul auf Anweisung des Botschaslers die dortigen Christen, daß die russische Regierung die Handlnnaswcije der makedonischen Komitees streng verurteile und den Tcilnebmern an den Unruhen ihren Schuß vcriage. Eine gleiche Erklärung wurde an die Komitee- mitglicder gerichtet mit der Aufforderung, ihre Tätigkeit einzu stellen und die Verwirklichung der von den Mächten vorqcichlagcnen Reformen nicht z» verhindern. Die Leiter des Auislandcs nakmen die Erklärung sehr unzusrieden aus, weil das Resorniproickl sic nicht befriedigt und die Auionomie der makedonischen Vilajets von ihnen erträumt wird, wobei gut bezahlte Verwaltunpsstcllc» erballe» werden könnten. Tie Komitees erklärten den Konsulaten, daß die Entlastung der Banden unmöglich sei, so lange die Re- formen »>cht wirklich durchgestihrt und sich als zweckmäßig er wiesen hätten. Um die Bevölkerung unzusrieden z» erhalten, wer den die Banden fortgesetzt ergänzt, auch suchen die Komitees die Vcrbre tung der Nachricht über die vom Sultan gewährte Amnestie und über die in Angriff genommenen Reformen zu vcr- hindern. Häufig finden Zusammenstöße der Banden mit türkischen Truppe» statt. Mit der verstärkten Tätigkeit der Komitees nahm in letzter Zeit die Zabl der politischen Morde zu, deren Optcr meist Geistliche und Lehrer verschiedener Abstammung waren, die die Dorsgcnossen vor dem Anschluß an die Banden warnten. Die Zunahme der Tätigkeit der Komitees fiel zusammen mit der An kunft des neuen Leiters der bulgarischen Handelsagentur in Monaslir was für Bulgarien ungünstige Gerüchte bcrvorricf, daß daS Fürstentum an der Tätigkeit der Komitees te lnehme. Die bulgarische Negierung fährt fort mit der Durchführung der Re formen. Gleichzeitig mit der Ankündiguna der Ainncstie wurde der Finanziiispcklor in Salonichi angewiesen, die Budgetvorlage für d:c drei makedonischen Vilajets cmsznarbeitc». Zur Beruhi gung des Gebiets trägt namentlich bei, daß der neue General- gonvernenr in Monaslir cisriq bestrebt ist, die Dienstmißbräuche auszurottcn. Salona. Von Fischern wurde eine ziemlich gut erhaltene Statue ans dem Meere gezogen, die eine männliche Person darstellt. Newyork. Nach einer Meldung aus Kap Hattien fand am letzten Sonnabend in Santo Domingo in der Nähe von Dajabon em Gefecht statt, in dem die Rcgicrungstruppcn 27 Tote und 13 Bcrwundcic, die Aufständischen 5 Tote und II Verwundete ver loren. Ncgicrringstrupvcn stehen rings um Santo Domingo und man erwartet eine Schlacht. New York. Admiral Dewey soll im Laufe der Unter redung, in der er seine Aenßerungen über die deutsche Flotte getan, auch Großbritanniens erwähnt und gesagt haben, Englands Freundschaft für die Vereinigten Staaten sei echt und wahr. Leider tchcnkc das Volk den Engländern nicht so viel Vertrauen, als sie verdienten. Von allen europäischen Nationen sei Groß britannien Amerikas bester Freund. Algier. Nach Meldungen aus Bcni-Unis wurde eine Schützcnpcstrouillc des bei der Lase Figig liegenden Postens Ksarel- Azug angegriffen. Dabei wurden ein lranzösischer Unter, ossizicr und 4 Mann getötet, zahlreiche andere verwundet. Oerlliches und Sächsisches. Dresden. 31. März. —* Se. Majestät der König wird am 29. April vv» Wie» In München eintresten und dem Prinz-Regenten einen offiziellen Bestich abslattcn. Außer einer Galniafcl in der König!. Residenz wird im Plinz-Regcntenlheatcr eine Jcslvorstellnng gegeben werden. Dem Jnleiidaiilcn v. Pvssarr ist der Auftiag ge worden, die Aufsührung — es wird Richard Wagners „Tann- häuscr" gegeben werven - in gläiizenoster und vollkommenster Weste auszustaltcn und mit den besten Kräften zu besetzen. Am l. Mai wiib der König von München nach Stuttgart reuen und von dort nach Dresden bez. Hostcnvitz zurückkehre». —* Se. König!. Hohcil der Kronprinz Friedrich August, der sich vorzüglicher Gesundheit erfreut, ist gestern abend, wie bereits kurz in einem Teile der Morgenausgabe mitgcteilt wurde, an Bord des „Marco Polo" von Neapel nach Messina abgereist. Auch von dort aus sollen mehrere Ausflüge in die herr liche Umgebung unternommen werden. —* Se. Königl. Hoheit Prinz Johann Georg trifft heute abend 11 Uhr 11 Minuten von Stuttgart aus dem Hanpt- bahnhofe hier wieder ein. Ähre Königl. Hoheit die Frau Prin zessin kehrt erst am 3. April nach Dresden zurück. —* Das am 39. März ausgcgebene „Armccoerordnungs- blatt" enthält außer Bestimmungen über die unterm 1. April bczw, I Oktober d. I. infolge des Rcichshaushalts-Elats eintretenden Formationsvermebrungen eine wichtige Abänderung der im Jahre 1881 erlassenen Bestimmungen über die Beförderung der Unteroffiziere des Äciirlaubtcnstandes. Bei der Be deutung, welche dem Vorhandensein eines ausreichenden, tüchtigen und zuverlässigen Unlcro'kizicrkorps des Veurlanbtcnslandes stir den Mob.linachuiigssall beizumcsscn ist, muß der Auswahl und Ausbildung der Aspiranten — aanz besonders im Auftreten als Vorgesetzte in der Gescchtstätigkcit — die böchste Sorgfalt zn- gcwcndel werden. Es sind daher als Unterosttzicraspiranten ans- ziibilden Einjährig-Freiwillige, die sich zur Ausbildung als Offizicrcstpircmten nicht eigneten, aber dabei versprechen, brauchbare Unteroffiziere der Reserve und Landwehr zu werden, sodann Volkssch» lieh rer und Kandidaten des, Volksschul amtcs, die nicht als Einjäbrig-Freiwillige dienten, sodann,von den Trnppcnlcilcn ein gewisser Prozentsatz der zur Entlastung kommenden Mannic!>aften. Tic'e Unteroffizieraspiranten können, nachdem sie ihre Betähigung bei Gelegenheit einer Einberii'ni'g erneut dargctan habeii^ zu Unteroffizieren des BeurlaubtcnstandeS befördert werden. Diese Beförderungen werden ausgesprochen durch den nächsten im Range eines Regimentskommandeurs oder selbständigen Baiaillonskommandcurs bcstndlichen Vorgesetzten des Truppenteils, bei dem die Hebung stattgesundcn oder dem die Ucbungssormation ungegliedert war. Im Falle, daß der zu Bezördernde keiner derartigen Kommandostclle untergeben war, z. B. bei Sanitälsübungen usw., beantragt der betretsende Be zirkskommandeur aus Antrag der Steile, wo der Aspirant seine Ucbung ablcistcte, die Beförderung bei der Brigade. Eine Be förderung von Unteroisizieren des Bcurlaiivtenstandcs zu Sergeanten findet im Frieden nicht statt. Unteroffizieren des Beurlaubtenstandes kann wenn sie zwei Hebungen als Untcr- ofsizicrc, davon emc von vierwöchiacr Dauer, wozu der Aspirant im Londwchrvcrhältnisse sich freiwillig zu melden hatte, oder wenn er mindestens fünf Jahre aktiv gedient hat und eine vierzchntägige Ucbung >m Bcurlaubtenverhältnisse ableistete, von dem Truppen teil, bei welchem er die Ucbung ableistet, die Befähigung zur Be förderung zum Vizescldwcbcl oder Bizewachtmcistcr zuerkannt werden. Die Beförderung erfolgt aus der Reihe der während eines Jahres ycüblhabenden Aipirantcn durch die Generalkom mandos unter Berücksichtigung des Bedarfs für den Mobil- machnngssall. —* Dem Direktor dev Landständigen Bank in Bautzen, Hosrat Seehaußcn, ist Titel und Rang eines Justizrats ver stehen worden. —* Dem Werkführer Herrn Reichel, bei der Firma C. Bender. Kaitoiinageiisabrik :c. hier beschäftigt, ist das trag bare Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen worvcn. —* Die veieinigten Ordnnngsvartcien haben als Kandidaten für den 13. Reichslagsivahlllcis Leipzig-Land Herrn Tr. mcd. Ferdinand Goetz in L -Lindenau ausgestellt. Tr. Goctz bat 'den WablkreiS bereits in den Jahren 1887 bis 1890 iln. Reichslag verirrten. si —* Mitteilungen aus der Gesamtrats.Sitzung/ Der Rat nimmt davon Kenntnis, daß seitens des Bürger-Aus schusses für Patriot sche Veranstaltungen anläßlich der Rückkehr Sr. Majestät des Königs ans dem Süden, die Anfang Mai dieses Jahres zu erwarten ist. eine große Huldigungsseicr für S e. Majestät durch die Bewohnerschaft Dresdens gevlant und vorbereitet wird. Ter Rat beschließt, sich an dieier Huldigung m bete ligcn und zwecks Begrüßung Sr. Majestät vor dem Rathau'e Aufstellung zu nehmen. Die Staolvcrordrictcn sollen gleichfalls um Beteiligung an der Feier ersucht werden. — Das aus der Ring straße an deren Kreuzung mit der Seestraße zu errichtende Bismarck-Denkmal geht in den einzelnen Teilen seiner Vollendung entgegen. Der Rat beschließt, vorbehälllick der c»d- gültsten Bestimmung seitens des Bürgerausschusses, die Enthüllung dieses Denkmals am sonntag, den 30. August d. I., vorzunehmc». Durch die Wahl dieses Tages würde der gesamten Bürgerschaft die Möglichkeit geboten werden, sich an der Feier zu beteiligen. Das Denkmal würde außerdem am 1. September d. I., wo an läßlich der Anwesenheit Sr. Majestät des Kaisers in Dresden und der Abhaltung des Deutschen Städtetages ein großer Fremdcn- zusluß zu erwarten ist, frei von den unschönen Hüllen und Ein friedigungen sich darbieten. — Seitens der Dresdner Handels kammer ist an den Rat ein Ersuchen gerichtet worden, seinerseits Kunst und Wissenschaft. f* Mitteilungen aus dem Bureau der K g l. Hoftheater. Fn de» Hosthccitern finden Ostern folgende Vorstellungen statt: Hvsover: Ostersonntag: .Tannhäiner": Ostermontag: „Der Mikado": Dienstag, den 14. April: „Hosfmannö Erzählungen*: Schauspiel: Oster'cmntag: „Faust* tl. Teil): Ostcrnioiliag: „Ter Widerspenstigen Zähmung": Licnsxig, den 14 Avul: „Der verlorene Sohn", „Ohne Consens * — Tie BilletS sür das vierte Abonnement im S ch a u > p i cl h a u s c werden vom 1. bis mit 5. April d. I. ,n der Tageskasse des Schauspielhauses von vor mittags 10 bis mittags 2 Uhr (Sonntag von >,d1l bis 2 Uhr) ausgegebcir. — Ten Klavierpart in der Ficitag. den 3. Avril, itattstadenven Aufführung „Der verlorene Sotm* hat wiedeium Herr Percy Sherwood übernommen. — Im Schniispielhauie wird Donnerstag, den 2. April, außer Abonnement Shaleipearcs lünsaktiges Trauerspiel .Macbeth* gegeben. Tic.Hauptrollen sind wie folgt besetzt: Macbeth: Herr Wiens, Lady Macbeth: Frl. Ulrich: Lady Macduss: Frau Salbach, Macdufs: Herr Dccaili. Tunkan: Herr Müller. Baiiguo: Herr Winvs. ß* DaS Königl. Hafschauspiel hat des Hamburger Schriftstellers Alfred Br reg er satirischen Einakter „Der Herr Oberlehrer", der am Neuen Theater zu Berlin bereits mehr als fünfzig Ma' mit Giampietro in der Titelrolle in Szene ge gangen ist, zur Aufführung angenommen. 7* Die Üammermufik-Aoende der Herren Lewinger, Warwas, Rokohl und von Lilicncron wurden gestern mit der Aufführung eines Sextetts von Felix Weingartner und dem Septett in Os-ckur, op. 20. von Beethoven beschlossen. An dem Weingartnerschen Werk sL-moU, op. 33), für Klavier, Violinen, Viola, Violoncello und Kontrabaß geschrieben, und Alfred Reise- nauer gewidmet, beteiligten sich mit den obengenannten Künstlern die Herren Alfred Reisenauer und Emil Kehl. Unter welchem Gesichtspunkte man das Werk auch beurteilen mag, ist und bleibt es eine interessante, geistreiche Arbeit, die Schöpfung eines hervorragend begabten Musikers. Der Reiz der einzelnen Sätze und das Ganze liegt indes mehr in der ausgezeichneten Technik der Komposition, als in der Erfindung. Dem Komponisten scheint es vor allem aus Stimmungen anzukommen, aus Seelenmalereien, denen ein tiefere? Maftv gründe liegt. Daraufhin weisen die meist düster und feierlich kraftvoll gehaltenen Hauptthemcn, die strengen Rhythmen, die ernsten, in kühnen Modulationen allerdings oft unruhig und unsicher wirkenden Harmonien. Angenehm berührt der effektiv melodische Gehalt des Werkes, befremdend wirken da gegen die Kontraste der einzelnen Sätze unter und gegen sich. Während der erste, säst zu kurz und knapp gehalten, die Stimmung nicht voll ausklingcn läßt, gefällt sich der Komponist in dem folgenden Allcgretto im ermüdenden Ausspinnen der Themen und ln der Wiederholung von belanglosen Rcbcnsächlichkeitcn. Noch mcbr tritt ein solcher Gegensatz zwischen dem Adagio und dem Schlichteste hervor. Der letztere, als „vaura ku-redrs" bezeichnet, charakterisiert zweifellos die symbolischen, bei klassischen Lcichen- fcicrlichkesten üblichen Handlungen, ober die Länge und Breite des Stückes, das immerwährende Zurückgreiien auf zwei nicht sonderlich interessante Hauptthemen, die während des Ganzen unaiisgesctzt domoniercnde monotone Stimmung erschöpfen ose Anteilnahme des Hörers schließlich bis zum Aeuherstcn, sodaß d>e Erinnerung der vorhergegangenen fesselnden Momente nicht unwesentlich abgcschwächt wird. In einer geradezu vollendet schönen Ausführung geboten, sprachen am lebhaftesten der erste und dritte Satz an, während die beiden anderen weniger Beifall fanden. Bei dem Ncethovenschen Werke wirkten außer den ge- nannten Herren des Lewinger Streichquartetts die Herren Oswald May lHorn), Hermann Lange (Klarinette) und Wilhelm Knochen Hauer mit. II. 8t. ß* Im Renaissance-Theater zu Paris fand ein a"s drei Bildern sich zusammensctzendes kleines Drama von Anatole France, betitelt „Crainquedille" enthusiastische Aufnahme. Crainquebille ist ein Gemüsewarenhausierer, dessen einfache Ge schichte eine gewissermaßen symbolisch scharfe überaus wirssame Kritik sozialer Mißständc birgt. Dem in einer Loge der Vor- stelliing beiwohnenden Autor wurde eine lebhafte Ovation bereitet. Pariser Plauderei. Das berühmte Louvremuseum erhält vom Staate einen jährlichen Geldzuschuß von 160000 Frcs. Das ist ein Tropfen im Meer. Auch die Zinsen von dem Erlös der Mondiamanten bringen nicht viel und so erfolgt jetzt die Bereicherung der Kunstschätze Haupt- sächlich durch Schenkungen kniistlicbcnder Privatleute, deren Name, in der Liste der Kunstmäcen prangend, so verewigt wird. Trotzdem cnlschiicßt sich das Louvre, wie andere Museen auch, nin ungern zur Annahme derartiger Schenkungen und 'Vermächtnisse von Kunstsammlungen. Auf den ersten Blick erscheint das ver wunderlich. aber das Mißgeschick, daS dem Konservator des ge nannten Pariser Nationcstmuscuins mit der vielerörterten, höchst wahrscheinlich unechten Tiara des Saitaphernes widerfahren ist, macht cs verständlicher. Es gibt zahlloic Fälscher, darunter viele außerordentlich geschickte. Tie Erfahrung lehrt ferner, daß schon oft die gewiegtesten Kunstkenner sich täuschen ließen. Die Prüfung eines Kunstgegenstandcs in Bezug aus seine Echtheit er fordert viel Zeit, zum Teil auch bedeutende Kosten, und man ver steht nun, daß den Direktor eines Museums, dcr da weih, wie unbarmherzig jeder Irrtum von dcr össcnllichen Meinung verhöhnt wird, eine Gänsehaut übcrläust bei dem Gedanken: „Diese Samm lung mit ihren tausend, ihre» zweitausend Nummern sollst du prüfen, bei ollen diesen Kunstgcacnständen, über deren .'oerkuntr oft nichts zu erfahren ist, sollst du dich durch Amiahme sür ihre Echtheit verbürgen!" Lockroy erzählt, daß ihm bei den unter RcnanS Leitung ouSgc- sübrlen Ausgrabungen in den phönizsschcn Totenstädtcn fast un zählige Male unechte Medaillen, Inschriften usw. zum Kaufe angc- boten wurden. Am schlimmsten erging es unter den Kunstkennern Frankreichs dem armen Ehasles, dessen viclverspotteter Name dorr eine fast typische Bedeutung erlangt hat. Zuerst führte man ihn mit „vertraulichen Briefen der Könige von Frankreich" an, die so gut gefälscht waren, daß wohl auch ein vorsichtigerer Fachmann als er sie für echt gehalten hätte, dann mit Briese» berühmter Per sönlichkeiten des alten Rom, dann mit Liebesbriefen Äspasias an Pcriklcs und schließlich mit einer in hebräischer Sprache auf Baum- rinde eingeschnittenen Korrespondenz zwischen — Adam und Eva. Und doch war Chasles Mitglied der Akademie. Wenn dergleichen nun lchon einem „Unsterblichen" passiert, wie muß es erst Sterb- lichcn ergehen, lüe, wie er, durch vorhergehende, anscheinend vorteil hafte Käufe immer vertrauensseliger gemacht, vom Sammlerrausch ergriffen werden! Daß dieser auch Dilettanten nicht verschont, und diese sogar am wenigsten, ist eine bekannte Sache. 'Der Psychiater bezeichnet den bei Entarteten häufigen unwiderstehlichen Antrieb zum Erwerben wertlosen Krams als „Omomania" oder „Einkauf- Wahnsinn", und stellt ihn in einer Stadt wie Paris natürlich be-