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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 15.12.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051215026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905121502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905121502
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-12
- Tag 1905-12-15
-
Monat
1905-12
-
Jahr
1905
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Dresdner Nachrichten Hreitaa, IS. Dezember IVOS 'M» -tr. 247 Eichen Berichten sind die Polizeibehörden uns deren Exekutiv- organe über daS zur Unterdrückung der gesetzwidrigen Bor gänge Notwendige nicht hinausgegangen uns haben ihre Be- tugnljie nirgends überschritten. In Chemnitz ist von der Waffe keinerlei Gebrauch gemacht worden nnd ebenso wenig >ind dort Verletzungen von Personen vorgekommen. In Dresden iit es zwar bei den Bemühungen der Gendarmen«, Tenwiistrantenzüge von ihren Zieleil abzudrängen, zu harten Zusammenstöße» und dazu gekommen, das, von der blanken Waffe hat Gebrauch gemacht werde» müsse». Die Gendarme lvaren seooch in diesem Jolle zuvor selbst hart bedrängt oder unter Drohungen tätlich angegriffen morden Die hierbei aus beiden .seiten vorgekommenen Verletzungen und nur leichte gewesen. Die Negierung ist nicht gewillt, wlclieiu Einschreiten der Polizei entgegenzutreten, hat vielmehr oie bisher z>ir Auf. iechterwaltung der Ruhe. Ordnung und Sicherheit ergriffenen P ot i ze i in a ß n a h m e n du r cha u s autzuye » ßen l Bravo's und wird auch ihrerseits alle zu Gebote flehenden Nittel zur 'Anwendung bringen, um mit dem nötigep Nachdruck .u Verbinder», da» durch eine Wiederholung oerartlger Gewy- oisrigkellen der bestehende Rechts',nsland im Lande verletzt und mit naher Geist,r bedroht tvird. «Bravo ans allen Seiten SeS 'Hauses und Höhnisches Lachen aus der öffentlichen Tribüne.> Präsident Dr. Mehnert: Ich muß die Tribüne räumen lassen, wenn irgend welche Zeichen des Miialls oder Mißsalleus ge neben werden.! 'Der Herr Minister fährt fort: Zuiu zweiten Teile der Interpellation habe ich namens der sächsischen Slaats- regierung folgendes zu erklären: Gegenüber dieler Anfrage ist .»nächst aus die bei der Beantwortung derInterpeilation Bär und Günther in der Sitzung der Zweiten Kammer vom 27. No- uember dieses Jahres, sowie auf die in der Sitzung vom 12. d. M. gegen den Abgeordneten Behrens im Namen der Negierung ab gegebenen Erklärungen zu verweisen und z» bemerken, dag die liegzerung de» dort in Ansehung der WcihlrechtSsrage gekenu- .eichnelen Standpunkt auch weiter verlrui. Es ist aber gleich- ,eilig zu betonen, das, die Regierung, wie dies bei jener Inler- oellalio» Bär und erneut in der Sitzung vom 12. d. M. zum Ausdruck gelangt ist. die Sem gegenwärtig gellenden Wahlrechte anhaftenden Mängel anerkennt und das; üc. wofür bereits durch Einbringung positiver Vorschläge während See vorigen Land- tagcs der Beweis erbracht worden ist. aus Maßnahmen, die die Abstellung dieser Mangel bezwecken. Bedacht nimmt. Tag die Negierung es abwei'e, in dieser Nichsung wieder die Initiative zu ergreifen. ist von ikr nicht aiisaesprochen worden fBeavo!!: im Gegenteil wird die Regierung, wie ans ihrer ganzen Haltung in der WahIrechlSvorlage hervorgehl, in Uebereinskimmuna mit ihren etzten Erklarunaen die gesetzgeberische Behandlung der Frage, auch ohne besondere Anregung von an neu aulnehmen, falls sic nerzu einen gangbaren Weg gesunden zu haben glaubt. «Bravolj Vor allem aber mutz die Regierung sedes voiit.oc Vorgehen ,n der WahlrechlSanderung jo lange ablehneu, als die Geneigtheit gewisser Kiene, die Acnderung des Wahlrechts n ihrem Sinne ans dem Wege der Temoniiration bez. unter Auilehnnng gegen die öffentliche Gewalt zu erreichen, noch weiter n die Erscheinung tritt tBraools Die Regierung und ebenso die sonst an der Gesetzgebung beteiligten Faktoren können sich nie und nimmer d > e Aenderung zu Recht be - ltender Gesetze durch Androhung von Gewalt- matzrcgeln abdringcu l a s , e n. iLebhaftes Bravo!i Aba. Gunther-Plauen «freii Volksp! beantragt Be sprechung der Interpellation, sein Antrag findet ausreichende Unterstützung und er erhält als erster Redner daS Wort zu folgenden Ausführungen: Es unterliegt keinem Zwei- fel. das, nach den bestehenden Beitiminnnge» des Vereins- und VerlammlunaSrechts und nach anderen Bestimmungen die S t r a ß e n o e m v n >l r a t, o » e n u n g e f e tz l i ch sind. Das hat auch der Interpellant anerkannt. Vom Standpunkt der politischen Klugheit aus ist e-S aber auch sehr nachteilig. lolche Demonstrationen aurege» oder untersiütze» zu wollen. Wie soll es moalich sein, dem Gcuetze zu seinem Recht »n diesem Hame zu veryeisen, wenn die Staatsbürger selbst bemiilck sein wollen, die Gesetzwidrigkeiten hinaus auf die Straße zu trage». Ich mutz mich ganz entschieden gegen die Bestrebungen aussprechen, die in der Aufasssung des Vorredners gwseltcn, als wenn das moralische Recht auch darI gesetzliche Recht involviere, ans der Straße der bestehenden Staatsgewalt gegenüber die Aüinche zum Austrag zu bringen. Es kann Vorkommen, da« das Volk gegen die Regierung auf,»treten gezwungen ist, diele Voraus- 'etzung war aber setzt nicht vorhanden. Die Regierung und die Vertreter des Volkes können das Recht kur sich in Anspruch nehmen, daß das D r c i k! a s s e n w a h l r e ch t ges e^tz li ch verablchredet worden ist. Ich mochte wissen, ob die Sozial demokratie, wenn sie, wie ihr Vertreter in der Kammer zugc- geben hat, das formale Recht nicht auf ihrer Delle bot, sic aber ein moralisches Recht für sich m An'vruch nimmt, in der Lage ist. auch fernerhin, u», die Erfüllung an sich berechtigter Wünsche zu unterstützen, die Regierung aus grund unsesehlicher Maß nahmen angreisen zu können. Ich bin überzeugt, daß Herr Gokdstein in vielen Punkten recht hat, es wird ihm aber sehr schwer werden, die Stellung seiner Partei, die Regterungs- maßnahme» kritisieren zu wollen, aufrcchtzuerbalteu, wenn sich seine Partei nicht auf den Boden des Gesekes stellt. sSehr wabrl! Die Demonstrationen lind aber auch kein Mittel, politische Rechte zu erzwingen. Herr Goldstein mühte doch ans der Ge schichte von der Nntauglichkeit der Straßendemonstrationen vollständig überzeugt sein. Slraßendemonstralionen sind nur ein Mittel, reaktionäre Absichten zu unterstütze» uns dem Vaf^ zu 'chaden Bei Straßendeinonstratwnen werden, durch Radau brüder. die «ich überall bei solchen 'Anlässen cinfinden. tausende iricdliebender Menschen in größte Gc'ahr versetzt. Wenn das 'eldii die „Arbeiter-Zeitung" zugibt, dann ist van vornherein die Möglichkeit, ia Äabr'chen'lichkeit der Din'crenzcn mit den DicherneilSorganen gegeben. Das. wa? in anderen Staaten er- iirebk wird, besitzen wir in unserem Reichslagswahlrecht. Aus Arbeilertreisen ist mir veriichcri worden, daß sie sich mit den Dewonstationcu nicht einverstanden erklärten, denn lie befürch teten, daß die'es Mittel nicht aeignet wäre, die Rechte der Ar beiter auf politischem Gebie'e fördern ^u helfen. sSehr richtig!! Ich habe schon früher den gesetzlichen -rinn unserer Arbeiter be tont und mich können auch die Demonstrationen nicht daran irre machen, daß der überwiegende Teil derArbeiterdevölke rung gesetzlich gesinnt ist. Eia« andere Frage ist es. ob «» angezrigt war, gegenüber einer zioar ungesetzlichen, aber im großen und ganzen emwand- freien und friedlichen Domonstratwn solch« Maßnahmen zu unternehmen. wie fie von der Polizeidirektion zu Dresden für gut befunden wurden. DaS ist eine Frage des Geschicks, der politischen Einsicht und des polizeilichen Taktes. Ich glaube, daß in Dresden diese Maßnahmen viel zu weit ge gangen sind. In dieser Auffassung bin ich auch aus den Kreisen angesehener Bürger bestärk» worden. Man hat mir bestätigt, daß irgendwelche gewalttätige Absichten bei den De monstranten nicht Vorlagen, darum hatte man die Angelegenheit verlausen lassen sollen, wie es i» Leipzig gefchehen ist. Die Gendarmerie hat zu gehorche», ihr ist darüber kein Borwurs zu machen, ober den höheren Organen, diente volle Verantwortung siir ihre Matznahmen tragen, denen schiebe ick die Verantivortuiig zu und muß es mißbilligen, daß, wie es in den Zeitungen steht, die Gendarmerie in die Menschenmassen hineingerittcn ist. Das ist ei» Akt uiihiimanen Vorgehens. In die Slraßendemonstratlo- ne» werden ohne ihren Willen viele friedliche Bürger hineiiigezogen. deshalb müssen die Behörden, die in erster Linie für die Wohlfahrt der Bürger zn sorgen haben, nicht zu Maßregeln greifen, vie unter Umständen als eine Provokation aufgefaßt werden. Bezeichnend ist es, daß ein sozialdemokratisches Organ, „Der arme Teufel", kein« Notiz von den Straßendeinonstralionen genommen bat, bas zeugt doch davon, das; man auch in wzlaldeniotratiscben Kreisen nicht überall mit diesen Demonstrationen einverstanden ist. Eine andere Er klärung, als dle der Herr Minister gab. habe ich nicht erwartet. Man darf aber die Wahlrcchtsfrage nicht ruhen lasten. Außer halb der Kammer wird man nicht annehmen, daß die Rcgieung durch Demvnstrativnen geschoben werde, aber zu irgend welcher Aenderung des Wahlrechts muß man gelangen. Redner hofft, daß auch Goldstei» sich mit der Rückkehr zum 1883er Wahl rechte zufrieden erkläre» werde, das als ei» Uebergang zum allgemeine», gleichen und direkten Wahlrechte anzuseden sei. Auch in Kreisen de; Nalionalliberalen werde die Rückkehr zum 68er Wahlrechte nicht mehr so ablehnend behandelt. Unangenehm empfunden werde es. daß die größte Partei des Hauses posi tive Vorschläge zur Aenderung des bestehende» Wahlrechts noch nicht gemacht habe. Die nationalüberale Partei habe zwar das Pluralwahlrecht empfohlen, es seien aber auch aus ihren Reihen, nachdem die Regierung sich diesem Vorschlag gegenüber ablehnend verhalte» habe, andere Vorschläge' nicht gekommen. Ihm werde im „Vaterland" der Vorwurf gemacht, daß er ke>n Realpolitiker sei. er müsse aber mit den realen Verhältnissen rechnen und könne nur Anregungen geben, wenn er dagegen sicher sei, daß die Nalionalliberalen und Konservativen ihm die zu einem An träge ausreichenden Unterschriften geben wüirden, wurde er einen solchen Anirag unterbreiten Wenn Abgeordneter Gold- stein anSsprechc. das Bürgertum «ympalbisiere mit der Sozial demokratie. so faste er das so aut, datz weit hinein in das Bürgertum, bis in die wohlhabendsten Gesellichastsschichlen. das Verlangen nach einem gerechten Wahlrechte vorhanden sei und daß gerade aus diesen Schichten heraus die Rückkehr zum 1868er Wahlrechte verlangt werde. Immer mehr in der gut situierten Bevölkerung sei man zu der Ansicht gekommen, daß cs die böcbste Zeit sei, daß die Staatsregierung in itaatsmäuinicher Einsicht dem vorhandenen Bedürfnisse nach einer gründlichen Wahlrechtsreform Rechnung trage. Nicht richtig sei cs. daß daS Bürgertum mit der Sozialdemokratie in dem Zinne sympa thisiere, daß man die Agitationsweisc der Sozialdeinokyatie billige. Staatsmniister v. Mctzsch: Ich habe mit einer gewissen Genugtuung zu konstatieren, daß auch Herr Günther von seinem Standpunkte aus die Verlegung von Demonstrationen auf d e Straße belmiS Erlang»»» eines besseren Wahlrechts verdammt und verurteilt. Wenn aber Herr Günther in seinen AiiSsüh- rnngcu weitergegaugen ist und die seitens der Pvlizeidirektion in Dresden zur Unterdrück»»» oer anstürmenden Menge unter nommenen Maßnahmen kritisiert und verurteilt baß so halte ich mich für verpflichtet, zu Ebren der Poltzeidtreklivn und ihrer in Aktion getretenen Mannschatten doch noch einige Bcinerkunge» zu machen. Zunächst weiß ick nicht, welches die Quellen sind, auS denen Herr Günther schöpft, wenn er bel-auptet, auch in weiten Kreisen Dresdens, von Persönlichkeiten in höherer Stellung, werde das Vorgehen der Polizelbecnntcn scharf kri tisiert Vor allem aber möchte ich a» den 'Abgeordneten und an 'eine Gewährsmänner die Frage richten.^ob sie Zeugen gewesen stnd der Vorgänge, die sich aus der Straße ereignet haben. sSehr gutlj Die offiziellen Mitteilungen sind von Zeugen, die auf der Straße nicht nur anwesend, sondern die tätig und mit leidend aewesen sind, und das allein und die Quellen, aus denen man hier zu schöpfen bat. Herr Günther l>at eine gewaltsame Aktion der berittenen Gendarmerie behauptet. Nach den letzt soeben eingerogenen Erkundigungen kann ich konstatiere», daß oon einem Anreiten und Anstürmen der Pollzeiinannschasten nicht die Rede gewest» ist. Versetzen Sie sich ober in die Lage. Es kommt eine Menge von vielen Tausenden. Diese Menge hat die Msicht, vor das schloß zu rücken und dort zu demou- stricren. Daraufhin hat die Gendarmerie den gewiß sehr rich tigen und durch die Verhältnisse gebotenen Befehl bekommen, alle Mitel zu ergreifen, diesen Ansturm zurückzudränoen. Dieser Ansturm ist, wenn auch zunächst nicht mit roher Gewalt, er- folgt, und zwar mit einer so kolossalen Wucht — das liegt in der Maste der Anstürmenden —, Laß die tfstndarmerie vazu gedrängt worden ist, nun auch ihrerseits mit der gleichen Wucht vorzngcbcn. Nun aber haben sich die Massen nicht darauf beschränkt, vorzudrängen, sondern sie sind selbst »nt gewissen Gewallmaßregeln vorgegangcn und haben tatsächlich aus die Polizeiorganc eingestürmt. Die Men^e hat einzelne Polizei beamte erfaßt: erst in diesem Augenblick haben die Beamten von ihren Bassen Gebrauch gemacht Die Gendarmerie ist tätlich angegriffen, gegen die Einfriedigung der katholiichen Kirche gedrängt worden, mit Stöcken und mit der Faust aus die Köpfe geschlagen worden. ^Hört, hört! Auf der Tri büne: Pfui!! IÄ holte vom Ztandpuuktc der Nepierung Hast du sie erst gewonnen Ini kübne» .Heldenlanf. «Kehn in der Welt die Zterne Des Gottesfiiedens aus! Wach' auf anS deinen Träumen, Zvnng' auf und iei ein Mann, Zpniig' auf an? deinen Bergen Und zieh' die Rüstung an Und stoße in die Fluten Und schlag' die letzte Schlackt Und bring' sie heim, die Freie, Die deiner Liebe wacht! !* Die Enthüllungen über die Fäischuugsmc»Hoden im modernen Kunsthandcl, die die „Internationale Gesellschaft gegen Iälichungen" bercus unter so großem Aussehen gemacht hat. werden in oer neuesten Nummer des o-iiziellrn Vereiusoraans aurch den Herausgeber, Dr. Bronardel, fortgesetzt. Er erzählt einen Fall, wie 160 gefälschte Gemälde, die angeblich von Georges Michel sein sollten und alle von einem einzigen Kü»si!er, zwei Ilück leben Tag. zu einem Preise von 86 Mk. das Tiück äuge- fertigt morsen waren, von einem Kunsthändler zu dem hohen Preist von f 2^6 606 Mk. gekaust und dann für noch größere Summen wieder an Privat'aminlungen in oeu Ver.-.Egten Staaten weiier gegeben wurden. Des weiicren verbreitet sich der Verfasser über gefälschte alte M o b c l. Hergba.c'am- mene AoelSiamilien verkamen ihre outhentischen Stücke zunächst ,u hohen Presten und ersetzen sie dann durch .Kopien, die wieder als eckt au Ert und Stelle aufgestellt werden. Eine schöne Uhr uuS der Direetvir^zsit wurde ja von derselben D«i:ne sechsmal >'ache>na»der als echt vertäust. Der ungüi ck.ickie Sammler wird mnn nach einem wichen abgelegenen Gute verwiest», wie wenn da noch ungeliobenc TchäHe zu finden wären, und die ganze Um gebung, daS verfallene Schloß, der würdige alte Kastellan, der ein gnl Tcil alter ist als die Möbel selbst, die Almowhäre von Vergangenheit und Moder, all das ist dazu ange.an, den Ahnungslosen in die Falle zu lacken. Häufig glaubeu die Familienmitglieder selbst, das; die alten Erbstücke authentisch und, während der .Hausherr sic längst an Händler verkauft hat, die ihm dann vorZiqliche Nachahmungen geliefert haben. Die gleich« Methode wird in alte» Bauernhäusern betrieben. Der „Großvater-Trick" ist sehr beliebt. Ein alter Anrichtetisch z. B., der erst vor sechs Monaten in Paris gemacht worden ist, wird in der rauchigen geschwärzten Küche,.entdeckt . Ein weißhaariger Alter, der um Herde sitzt, erzählt, wie er noch als kleiner Junge um diestn Tuch hcrumgespielt habe und wie stine Großmutter ikm erzählte, daß er ein teures Vermächtnis ihres Großonkels sti. Selbstverständlich will sich der Bauer unter keinen Um- s änden oon diesem Erbstücke trennen, selbst nicht für tausend Mark. Doch der Liebhaber bietet ihm zweitausend und zieht triumphierend mit dem kostbaren Erwerb ab. Die Mittel, durch die man Möbel alt macht, sind ja wohl bekannt. Besonders häufig angewandt werden Methoden, nach denen das Holz durch^Wachs unscheinbar gemacht wird, beschmutzt oder Regen und Sonnen schein ausgesctzt wird. Um die Merkmale des Wurmfraßes hcr- oorznbrinacn. wird das Holz mit seinem Schrots siebartig durch löchert. Die täuschendsten alten Möbel kommen dann zu stände, wenn Stücke wirklich alten Holzes kunswoll zusammengcsiigt werden. Man poliert dann die Ecken mit Biinslein glatt, schwärzt sie und verwischt jede Spur, die aus die neue Arbeit lnnocutcn könnte. „Alle" Tapisserien werden dadurch hergestellt. daß man neue Nachahmungen für einige Zeit in der Erde vergräbt, sie dann wieder ansgräbt, aus iknen mit den Füßen heriimtritt, sie aui einer Seite in der heißen Sonne trocknen läßt. Löcher m das Gewebe reißt, es anbrennt, Nägel rundum in die Kante schlägt und auf jed, Weise ei» beschädigtes Aussehen hervorbringt. Die Löcher werden dann sorgfältig ausgebessert, dann wieder zer rissen und noch mehrere Male sein gestopft. Einen neuen, täuschend naclxiemachten, seltenen Druck in einen „alten" zu ver wandeln, ist eine leichte Sache: man läßt das Papier in der Sonne vergilben, bringt cS dann in Dämpfe, um die Stockflecken heransfiibekommen, »ni> gibf dem Buche schließlich durch ein Bad in lauwarmem schwachen Tee ein schmutziges Aussehen. Juwelen werden alt gemacht durch Behandlung mit Vitriol, pulverisiertem Ziegelmclil, Talg von Kerzen und Lamvenruß. Griechische nnd römische Schmuckstücke, »nttelallrrliche Bischofsrinqc. gegossene Bronzearbeiten aus der Schule des Benvcnnlo Cellini werden >n nngcheuren Mengen nachgeahml. Das Museum von St. Gerinam enthält gewischte alte Glnsiacheitz die man als moderne Kölner Arbeiten erkannt hat. Das „Koineroatorium der Künste uno Gewerbe" in Paris enthält unechte etruskische Tonwaren, die in Leeds verfertigt sind. nicht nur für angezeiat, sondern für deren Pflicht, hier noch «inmal ,u konstatier««, das, da» Auftreten der Poilzei am 3. Dezember em anaemessenes aeivesen ist und daß dieselbe ihre Pflicht in vollstem Maße getan hat, und daß et» nach meiner An- licht, und das ist die deS größten Teile» der Bevölkerung DreS- dens, dem Auftreten der Polizei zu danken ist. daß jener Tao noch verhältnismäßig ruhig verlausen ist. (Sehr gut!! Nicht nur seiten« Dresden», sondern de» gan»rn Lande« aebübrt der Polizei der größte Dank. lPravo!! Vizeoräschent Dr. Schill-Leipzig snat..l>b>: Ich Hab« im Namen der Mitglieder diese» Haufe», welche der konservativen und der nationalliberalen Partei angebören. folgeich« Er- klärung abzuaeben: „Die dem Hause angehorenden Mit glieder der konservativen und n at io na l l ib e ra l«u Parteien, wenn auch auseinandergehend in ihren Anschau, unaen über die Aenderung des bestehenden Wahlrecht» und die Art und Weile der Regelung desielden, so doch einig tn dem ernsten Bestreben, «in Wahlrecht zu schaffen, das den Inter essen der Bevölkerung und des Lande» entspricht, haben zu erklären, daß Straßendemonstrationen, wie üverhaupt die An- Wendung von Gewalt zur Herbeiführung einer Wahlrechts- Aenderung. nur die Gefahr mit sich bringen, die Wahlrechts reform zu erschweren und ihr Hindernisse zu bereiten. Sie bezweifeln nicht, daß die König!. StaatSrcglerung allen Ber- suchen der Storung des öffentlichen Friedens mit Entschlossen- heit entgegentrrte» und mit allen gefetzlichen Mitteln für Aus- rechterhaltung der ösfeiitlichen Ruhe und Ordnung und sür den Schutz friedlicher Arbeit eintreten wird. Bei dieser prin zipiellen Stellungnahme und mit Rücksicht aus die eingehende Behandlung, die die Wablrechtsfrage beim Echt de» Mini- slertums de» Inner» erfahren hat. lehnen di« Mitglieder der beiden Parteien eine weitere Besprechung der Angelegen heit ab.'^ Präsident Dr. Mehnert: Im Anschluß an die letzten Worte der soeben gehörten Erklärung ist ei» von 67 Mitgliedern der Kammer Unterzeichneter Antrag aus Schluß der Debatte einaeganaen. — Abg. Bär- Zwickau ssretsck bittet, den Antrag auf cschluß der Debatte adzulehnrn. dir Kammer jedoch bclchueßt Mae» drei Stimmen dessen Annahme. — Da- mit ist gegen t2 unr dieser Gegenstand der Tagesordnung er ledigt, die Tribünen leeren sich, und die Kammer nimmt noch die Erledigung einiger Kapitel des ordentlichen Etats vor. Neueste Dralitmeldunuen vom 14. Dczbr. Zur Lage in Ruftlaud. Petersburg. Der ReichSrat hat heute dem Ge» s e tz betreffend d , e A uSstände zugestiinmt. Petersburg Der „RegiernngSbotc" meldet: DaS fertig- gestellte neue Wahlgesetz wird demnächst dem Kaiser vor- gelcgt weiden — Das Mitglied des Rates der Oberpostbehörde. Latijchkschew, früherer russischer Finanzagent in London, ist zum Chefredakteur des „Regierungsboten" ernannt worden. Petersburg. Die Lage ist hier völlig verändert Der Post- und Telearnphen-AnSstand dauert fort: »ur in einigen Orten, wie in Petersburg, ist er teilweise beigelegt. Die in Moskau versammelten Vertreter des RateS der Ardeiterdeputierten nnd der radikalen Parteien beschlossen, partielle Ausstände zu verhindern, weil sie den Generalausstand deelntrachliaten, zu dem die Arbeiter sich rüsten müßten. In den nächste» Tagen erfolgt die Berösientltchung des neuen Streikgesetzes, sowie der Beschränkungen zum Vereins- und Äersamm- lungsrecht. und zwei begründende Regierungs-CommuniqusS werden erwartet. DaS neue Stieikgesetz soll, wie eS heißt, wirt schaftliche, aber keine politischen Streiks zulassen und jetzt Strafen gegen die Anslister derselben fest. Es untersagt Staatsbeamten unbedingt die Beteiligung am Streik. — Moskauer Blätter be richten von einer Gärung unter denTruppen Mos kaus, sowie der Rescrvetruppen in Sibirien. In Kiew hielten es zwei Regimenter mit Arbeitern und Studenten. Die Militär- milsik veranstaltete einen Umzug. — Der Oberprokuralvr des ersten Departements nnd Senats, Dombrewolski, veranlaßte die Entlassung des QberselretärS dieses Departements. Grafen Tot st o i, weit er dem Verbände der Staatsbeamten an- gehört. — Das Blatt „Newnek" stellt das Eintreffen des HoseS in Moskau für den 19. Dezember in Aussicht, wo er» Akt allerhöchster Wichtigkeit für den Staat bevorstehe. Petersburg. Von den T e l e g r a p h e nv e rb i n- düngen Petersburgs arbeiten heute nur die Linien noch Moskau, Reval, Kiew. Pskow, Nowgorod, Archangelsk. Narwo. Die Verwaltungsgebäude der Telegraphie sind mili- tärisch besetzt. In der Postverwaltung ist der Ausstand erheblich schwächer geworden. Heute arbeiten alle Sektionen. Der Post verkehr nach dem Süden ist nicht im Betriebe. Petersburg. Zur Beschränkung der Aus gaben ist der Vorschlag gemacht worden, aus dem Reichsrat 37 und aus dem KriegSrat 23 Mitglieder ausscheideil zu lassen. London. lPrio.-Tcl.) Tie „Times" lassen sich aus Petersburg melden, daß nach cinemGerücht der bekannte reaktionäre Politiker Gras Ignaticfs verhaftet worden sei. Es yeiße, die reaktionäre Partei hübe eine Verschwörung ins Leben gerusen, um den Zaren zu entthronen und eine Diktatur unter Leitung eines reaktionär gesinnten Groß fürsten zu errichten. Wiste soll die Verschwörung entlarvt haben. i Leipzig. Der Direktor der hiesigen Reichsbankhaupt- stelle Kalähnc ist zum Koiserl. Gey, Regicrungsrat ernannt worden. „ Ro m. Der Papst hielt heute vormittag im Vatikan ein öffentliches Konsistorium ab, in dem er den neuernannten Kar- dinälen den Kardinalshut aussetztc. Rach der öffentlichen Feier hielt der Papst ein geheimes Konsistorium ab. Paris. DaS Gelbbuch über Marokko ist heut« in der Dcpiiticrtenkammer verteilt worden. Es enthält 368 Schriftstücke, die vom 3, März 1901 bis zum 4. Dezember 19G, reichen. Viele dieser Schriftstücke betreffen Gebietsoerletznngen in Algerien oder Anschläge von Marokkanern gegen französifche Untertanen und Zwischenfälle, die Beschwerden oder Kund gebungen beim Magbzcn nötig machten, von denen die fremden Botschafter in Paris unterrichtet wurden. DaS Schreiben Delcassös an den Botschafter de Noailles in Berlin vom 23. Juni 1961 gibt Nachricht von der ersten Unterredung mit dem deutschen Botschafter v. Radolin über die Marokko-Ange- lrgenheit. In dieser Unterredung Hab« der deutsche Botschafter die besondere Lage Frankreichs m bezug aus Marokko wegen der Nähe Algeriens anerkannt. Paris. Wie ans Toulon gemeldet wird, veröffentlicht der sozialistische Deputierte Jerwro eine Erklärung, daß er die Be strebungen der an tipa tri o t tscke n Vereinigung der Arbeiter entschieden mißbillige. Er nabe wohl den Llntlnatlona- lismuS gepredigt, aber dieser sei keineswegs gleichbedeutend mit dem Antipatriatismus. Bern. Die Bundesversammlung bestätigte di« bisherigen Mitglieder des Bundesrats für eine neue dreijährige Amts- veriode und wählte zum Bundespräsidenten für 1906 den bisherigen Vizepräsidenten Forrer. zum Vizepräsidenten Müller. Rio de Janeiro. Kammer der Abgeordneten. Der Minister des Aeußeren ließ durch den Führer der Mehrheit di« Meldung als falsch bezeichnen, daß der vrasillanische Botschafter in Washington dem Staatsdepartement Mitteilung vo» Informa tionen gemacht habe, die er über die „ Pa » therAngelegen» heit erhalten habe. Der Fühier erklärte der Kammer Im Name» der Regierung, daß das Auslaufe» des brasilianischen Geschwader» lediglich zum Zwecke der jährlichen Uebunaen, nicht zum Zwecke einer Demonstration erfolgt sei. Der Führer der OpposillonS- partei nahm diese Erklärung an. verlangt aber, daß in einer geheimen Sitzung ergäiizenoe Erklärungen abgegeben werben sollten. OcrtlicheS nnd Sächsisches. Drrsnrn. 1s Dezember. —* Se. Maiestät der König empfing heute mittag di« Depe.rteiuentschesS der König!. Hofstaaten zum Vortraar. Nach mittags 6 Uhr findet Familieiitascl statt, a» der Ihre Maiestät die Königin-Witwe und Ihre König!. Hoheiten Prinz Johann Georg und Prinzessin Mathilde mit d«n Damen und Herren vom Dienst tcunehmen werden. Morgen
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