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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.05.1930
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1930-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19300505016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1930050501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1930050501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-05
- Tag 1930-05-05
-
Monat
1930-05
-
Jahr
1930
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.05.1930
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' Nr. 20S Seit« 2 —» /raoilLLyskN MW Montag, s. MSI r«M Rkkiii imprlitilckks «Wischt-vklMrickabinkN Au dom bekannten Brief de» Vorsitzenden dir deumkl«» tischen sächsischen LandtagsfrakÄo«, Dr. DshLs, «» ös» Vorsitzenden der volkSpa rteilicheu La»dta»»sr«kttoL, D». B lui, e r, in dein er nach de« Scheitern ber verhsnblungs» über die Große Koalition bi« Bildung eines unuolt» ti scheu Veamtenkabinetts sprdert«, mehren sich st« beisälligen Stimmen aus allen ttirserlichen S«D«r». Der sächsische La n despa rtei,orstan» her Demosrat«, bat nach längeren Beratungen tiefen Brief fein«» Fraktion», sührero in der folgenden Entschließung noch einmal be kräftigt: „Der Landespartetvorstand der Deutschen Demokratischen Partei billigt einstimmig die nachhaltigen Be- mühungen der Landtagosraktion um daS Zustandekommen einer trag fähige» Negierung und spricht ihr Dank au». Er erwartet, daß die Fraktion diese Bemühungen fortsetzt, »m die sächsische Bevölkerung vor einer sinnlosen Wahl zu bewabren, die für die Wirtschaft und da» öffentliche Leben des Landes mit schwersten Nachteilen verbunden sein müßte, ohne eine Verbesserung der politischen Sag« -erbetsühren zu können." -Inch im „Sächsischen VolkSbotrn", dem Nachrichtenblatt der Deotschnationalen Bolkspartei im Wahlkreis Ostsachsen wird besonderer Nachdruck auf dt« Mahnung an die Parteien gelegt, über rein parteipolitische Ueberlegungen hinaus, den Vorschlag Dr. Dehne» zu unter- stützen. Das Blatt saßt seine Betrachtungen in folgend« Schlußsätze zusammen: „Hoffentlich werden die hier ausgesprochenen Mahnungen an den bestimmten Stellen auch richtig verstanden und ge würdigt. Wenn jetzt noch einmal das alte Kuhhandeln um den beiten Platz an der Feueritelle für da» Parteisüppchen einsetzen sollte dann würde das im Lande draußen einfach nicht mehr verstanden werden und gerade in bürgerlichen Kreisen eine Stimmung der Enttäuschung und Verzweiflung über die Tätigkeit der Volksvertreter Hervorrufen, die sich für den AM einer Neuwahl geradezu verhängnisvoll auSwtrken müßte Hätten die Demokraten ihren jetzigen Vorschlag früher gebracht und nicht erst nach dem Scheitern der Verhandlungen um die Große Koalition, das wäre sehr viel besser gewesen. Aber es bat keinen Zweck, darüber jetzt noch zu schelten. Ein vernünftiger Vorschlag kommt nie zu spät. Wenn er — und das kann er — dazu führt, daß wir eine Regierung über leit kfl k'-'Wt.». blich auch hi« Suubtag Unzweck inäßi»« partcipoli »der «rspriehltcher und ngsb her freu agsarbelt, Dt« Verringerung her Zahl b,r Mintstersitze iß sin, «kt« S»rde»»g unser«« Fraktion, tt« fie zuletzt »och bet ßer B«. «AwW»»r«f»rm vertrete, hat. St« liegt auch aus her Out« b«» Förderungen ber Nattonalfoziaktsten. «eShalh wohl auch von dieser Seite das letzte Wort »och nicht gesprochen fein sollte. Jedenfalls bietet ber Dr. Dehnesche Vorschlag eine Möglichkeit »u der tm Sand» g»»«»schtm» L««»g ohne eine zwecklose Lanbtag«»euwahl, «nd sestzakb sollt« er aus da» Ernsthafteste erwogen werden.* Ferner nahm die Vertreterversammlung des Sächsisch-» La,»»,«»«» in Dresden nach eingehender »«»spräche zu de» Vorschlag« Dr. Dehne» Stellung. Nach dem „Sächsischen ZeitungSdtenst" ts» man sich l« Sächsischen Landbund darttber «iutg, daß all« Möglichkeiten zur Bildung einer neuen bürgerlichen Regierung gefördert werden müßten und siebt in dem Vorschlag Dr. Dehne» einen durchaus gangbaren Weg, der auch bi« Lufrechterhaltung^ der San- didatur Schleck für den Posten de» Ministerpräsidenten er- möglich». In dieser Frage ab«, sollen keine besondere« Be dingungen gestellt werden, um dt« Lösung nicht zu «»schwere«. Auch das Organ der «ltsoiialifte^ „Der Volksstaat*, hält den Plan eines Beamtenkabinetts als einen Ausweg aus der Sackgasse, in die man geraten sei. ES schreibt: In unseren Reihen sind bereits vor einiger Zeit tOst- Parteitags Stimmen laut aeworüen. die sich dafür auS- sprachen, daß einem Kabinett Schicck zugrftimmt werden soll, wenn die Große Koalition scheitern sollte. Dem Partet- vorsiand ber ASP. der am Montag, dem S Mat. tagt, wird nach dem gegenwärtigen Stand der Dinge die Entscheidung nicht schwer fallen. Der Schaben, ber dem Ansehen de» hentigen Staates und ber Demokratie überhaupt zugefügt wird, wenn aller paar Monat« das Volk zu dem hochpolitischen Akt einer Parlamentswahl ausgerufen wirb, sollte jeden An hänger ber Demokratie zur Bernunst mahnen.* ItNftum unö> Irmr-VkWEsttO «. Mat. lEigeuer Draht/ lle öffentliche Kumdgebung far W Münster stitztt. e. vom R, rnbs^B « Wirts. aNHWUß »»Fall » alle» bllmerktcheii Best«r»»ng, als der ,» i» Landtag, er. BesrlebungSamnesti« > Münster sehr deut. Stk Drrrüntulis trs SrrlipruAS im Wevtt-kt Freigesprochen, aber «oraltsch verurteilt Hamburg, 4. Mai. Im „Falke"-Prozeß wurde nach vier wöchiger Verhandlung daS Urteil gefällt. Die Angeklagten sind, wie schon kurz berichtet, aus Kosten der Staatskasse s r e i g e s v r v ch e n worden. Die Begründung des Urteil» ist allerdings für die Angeklagten weniger günstig. Der Vor- sitzende des Gerichtshofs führt dabet auS. daß derSrwerbS- stnn der beiden Reeder so sehr ausgeprägt sei, daß man ihn keineswegs billigen könne. Wenn sie auch juristisch frctzusprcchen wären, gingen sie ans dem Gerichtssaal doch al» moralisch Bekurteilt« heraus. Daö Gericht habe weiter festgestellt, baß die An geklagten sich zu einer hochverräterischen Tat zu sammengetan hätten gegen einen befreundeten Staat, nämlich Venezuela, Tie Angeklagten hätten aber eine Ver folgung wegen Hochverrats nicht zu erwarten. Das Gericht betonte schließlich noch, daß die Angeklagten mit dem Leben und Schicksal eines Teiles der Mannschaft ein frevelhaftes Spiel getrieben haben. Hinsichtlich der Anklage auf Menschenraub sei zu sagen: Der Tat bestand ließe einen ernsten Zweifel zu, ob «in Menschenraub tatsächlich vorlag oder nicht. Die Angeklagten nahmen daS Urteil stehend und mit unbewegtem Gesicht entgegen. Ter Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Sil» - Zwanzig Martiibrin Mrik vuSgrlwdkn Dnisburg-Vamborn. 4, Mat. Nach Durchführung lang wieriger Beobachtungen und Ermittlungen ist es der Polizei gelungen, im Duisburger Stadtteil Osterfeld eine voll- ständige Fabrik zur Anfertigung falscher Zwanzigmarkscheine ausznbebcn. Vorläufig konnten fünf Personen iestgenommcn werden. Dem Hauptschuldigen Hubert Bügele auS Oster feld und einem gewissen Engelhardt gelang es, in einem Auto die Flucht zu ergreifen. In Hamborn wurde der Wagen von einer Polizeistreife gesichtet, al» er sich in schneller Fahrt in Richtung DinSlaken befand. Den Beamten gelang es jedoch nicht, die Verbrecher sestzunehmen. Sieben Naufchgtftfchteber verhaftet Berlin, 4. Mat, Die Polizei hat in Berlin in den letzten Tagen sieben Rauschgiftschieber festgenommen. ES handelt sich um den Buchhalter Walter verübt, einen Marti« Simon, einen russischen Emigranten, sowie um einen gewissen Ruckeustetn, der fett 1920 tn Deutschland lebt, obwohl er bereits dreimal auSgewirsen würbe und als internationaler Hoteldieb bekannt ist» um «inen ebenfalls auSgewtesenen Polen namenS Jlik, einen bekannten Wohnungöeinbrecher, und um einen türkischen Arzt, der auch mit Teppiche» bandelt. An diesen sollte ein Kilo reine» Kokain, da» au» der Tschecho slowakei über die Grenze eingeschmuggelt worben war. für den Preis von 10 000 Mark verkauft werden. Da» Kokain, da» beschlagnahmt wurde, ist nachweislich von einer Prager Firma geliefert worden, die früher schon dreimal von den Berliner Kriminalbehörden gewarnt worden war. Die Prager Behörden sind von der neuen Lieferung verständigt worben. Gesucht wird noch der Führer der Dchiebergesellschast, ein ge- wister au« Galizien stammender Fletsch mann, der sich auch schon länger in Berlin aufhält. Alle Verhafteten werden wegen Rauschgifthandels dem Untersuchungsrichter zugesührt werden. Sin wettrrrr Betstltylrr an »an OftrrrrrtWaisf«, tn Ltztstzt, »tzststtznommrn Leipzig, 4. Mat. Unter dem bringenden Verdacht, an den blutigen Ostereretgntssen tn Leipzig beteiligt gewesen zu sein, wurde tn Düsseldorf der Arbeiter Zcarmensky verhaftet. Er wird tn den nächsten Tagen nach Leipzig über- geführt werden. e. ret ertreker de» klärte, es läge vor. Prof. Grtmm nannte , . lich beim Namen, und ber Betsall. der ihm gesollt wü'rßg br. wie», baß dt« ZtntrumSfraktion auf verlorenem Posten kinnost, wenn sie den Spztalbemokraten »ukiebe die von Dr. Grem« als B«rs»kgu»»sseuch« gekennzeichnete Femehetz« mit. macht. ' Nach se» Haager A»k««««« «>r,ß Deutschland all« «er, röter, sie tv Solde Fr«nkreichs ,«standen haben. de. suadisrg ja. «s «ust fa«ar »»« B« Lp flicht»»« »der»«»«» für den Schutz dieser Verröter Sorg« zu tragen. Dem Staat« ist ein solche» Diktat .vrsgezwungen worden. Man sollte, erklärst Prof. Grtmm, basr moralische Bedürfnis empfinden, diejenige^ Vergehen zu amnestieren, dt« von Dem. scheu au» erhöht«, Baterlandsltev« begangen wurste». Sein Aufschlußreiche» darüber, wt« stark bte Haltung d«» westsäli. schen Zentrum« von der Haltung ber ZentrumSfraktton tm Preußischen Lanbtag hinsichtlich dieser Amiuesttesragen abwetchi. »in» aus folgender, «tt stürmischer Begeisterung aus. genommene« Enstschlteßung hervor: ^ „Sine au« allen Kreisen der Bevölkerirng der westfälische, Provtnztalhauptftabt besucht« össentltch« ipersammlung bittet den Herrn Reichspräsidenten, dt« Retchsireaterung »nd die Fraktionen de« Reichstage» au» Anlaß ber sjlyetnlandräumun, eine unparteiliche BefrtedungSamnestle für.alle Straftaten zu erlaffen, die mit ber Besetzung ber Rheinl,nbe und den Un- ruhejahren lv18 bl» 1924 zusammenhängen. Eklentrup, Ober- regterungsrat. Vorsitzender der Münsteilsche» Zentrum». Partei.* Mvtschenftille tn Dortmmn- Weftsölischer «autag der Natianakspchiallste« D»rt«»«d, «. Mai. »« l>. und «. Mat fand tn Dorturunt der Parteitag des Gaues Westfalen der NSAch'. statt, der au« allen Teile» Westfalen» und de» Rheinlands» besucht war. Der Sonnabendabend tn Dortmund verlief ruhzg. Ein starke« Polizeiaufgebot erstickte kommunistische StörunPen im Keime. Am Sonntaanachmittag sollt« ein Umzug veranPaltet werden, ber jedoch nicht ganz zur Durchführung kam, da in der Stadl eine Schlägerei zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten entstand. Drei Kommunisten wurden verhaftet. An der Kundgebung ln ber Westfalenhalle »rahmen etwa lSüvo Personen teil. Nach der Begrüßungsansprache durch der Gauleiter sprach General Lttzwan «. der die nationalsozia listisch« Bewegung mit der Freiheitsbewegung rain 1813 und dem Geiste Bismarcks verglich. Die Hauptrede hiiplt an Stell« des verhinderten thüringischen StaatsmtnisterS Dg. Krick der Reichstagsabgeordnet« Straster. Belm Abmarsch der Nationalsozialisten tn den Abendstunden kam e» a« verschiede nen Stellen der Stadt zu Reibereien mit Kommunisten, bte die Nationalsozialisten mit Steinen bewarfen. In der E^lberslraßr wurden die Scheiben des Kraftwagens des Polizetpjräsidente» eingeschlagen. Zwei Polizeibeamte, die mit -er Wchfse in der Hand den Polizeipräsidenten beschützten, wurden voy den De monstranten verletzt. Der Polizeipräsident kam unversehrt da« von. Dt« Täter sind unerkannt entkommen. tzlzeadintriil Videkui beim italienischen Mi, Rom, «. Mat. Der Chef de» deutschen Flottengeschovaber». da» zur Zelt vor den stzlüantschen Hafenstädten ankerst, Vize admiral Oldekop, begab sich am Sonntag aus einem Torpedoboot von SorakuS nach Catania, um dem König von Italien, -er aus seiner Jacht dort etngetroyen ist, eine» Besuch adzustatten. Schlaswektenmolück in Spanien Madrid, 4. Mat. A» de« Bergwerk tn B«»rue/o, Prsvinz Asturien, «ret»»e1« sich eine Schlagwetter« esplosi»«, bei der zehn Bergleute uw» Leben kamen. Rhein-old" neu einftudiert Dretztznsr OpernlmuS. am S. Mat Die Abkehr unserer Opernbühnen von Wagner, die so genannte Wagncrmüdigkeit, hat sich, falls sie überhaupt jemals bestand, schnell gewendet. Heute sehen alle Theater in der Neueinstudierung Wagnerscher Werke wieder eine besonders aktuelle Aufgabe. Allerdings ganz ist darum der Fluch, den die Moderne auf bas Gesamtkunstwerk geschleu dert hat. noch nicht gewichen. Man gibt zwar Wagner wieder sehr viel, sicht ein, daß man ibn geben muß. aber man be- ruhtgt sein neuzeitliches Gewissen dann wenigstens damit, daß man ihn nun eben „neuzeitlich" gibt. Wenn er schon wieder aktuell sein soll, so werde er wenigstens auch aktuali siert! Also lautet der Wahrivruch ber gesetzgebenden Theater- geister von heute. In Dresden sind uns solche Erperimente — denn um etwas anderes handelt es sich ja nicht bei dem Unterfangen, den gegebenen, unverrückbaren Stil eines Kunstwerkes nach Augenblickslaunen umzubiegen —, in Dresden also sind «ns solche Dinge, wie „Holländer* im Kutschermantel, neusach licher „Tristan*, kubtstischer „Lohengrtn*. bisher erspart ge blieben. Aber der neue „Ring", dessen Schmicdung seit Jahresfrist die Kräfte unserer Overnbtihne tn Atem hält, scheint nun hart daran streifen zu wollen. Man munkelt zwar, daß das. was man zunächst als neuetnftudiertes „Rhetn- gold" zu sehen bekam, schon wieder eine gemilderte Ausgabe des ursprünglich Geplanten gewesen sei. Aber uns war» auch so schon genügend, denn man fand „Rheingold" im Grunde als eine MärchrngroteSke aufgemacht. Be sonders tn den Kostümen. Tie beiden Riesen zum Beispiel: ein richtiger Kinderschreck von zwerchfellerschütternd komi scher Häßlichkeit. Der Frühlingsgott Froh: ein vorgrschtcht- ltcher Salontiroler mit nackten Knien, Wadenstrümpfen und einem Rcgenmäntelchen. Loge: halb Harlekin, halb Papa» geno. Wotan und Donner hatten Rtesenperücken, bte sich gleich türkischen Turbans über ihren indianisch dunkelgesärb- ten Göttergesichtern wölbten, übertrofsen allerdings noch von der einfach überdimensional riesigen weißen Allongrverücke, mit ber Mime tm Ntbelheim hcrumkugelt« Dt« Männer prunkten außerdem fast alle In einer durch Trikot» mit ans- gemalten Brüsten und Nabel symbolisierten Nacktheit. Dt« Damen dagegen sehr sittsam: die Rhrintöchter völlig ein- gewickelt in wabbelnde Flossen, Fricka in einem schönen, mo- bernen Abendgesellschaftskleid, Freia dagegen ganz roman tisches Gleichen, wie auS der Gartenlaube ausgeschnitten — trotzdem, oder auch eben deshalb, noch am besten auSsehend. Von den Bühnenbildern waren der Rhein und Ntbelheim, abgesehen von ber beiden gemeinsamen stilisierten Felsentreppe, noch am meisten überlieserungSgemäß. Der Rhein sogar recht hübsch malerisch gesehen, nur tm Hauptessekt, der Golderleuch- tung, wegen zu wenig Licht und wegen der unförmigen Ge stalt des Solde«, ziemlich versagend. Ntbelheim etwa» kitschig durch die «ingekleblrn Goldpapteradern <— wenn etwas, dann ist doch das die von den modernen Inszente- rungSkünstler» befehdete „beleuchtete Pappe"! —aber in der Raumgkiederung mit ihrer romantischen Zerklüftung nicht übel. Gold jedenfalls gegen die „Freie Landschaft auf ver- geshöhen . . ."I Dieser Hauptschauplatz des Ganzen ist ein kleine», enges Plateau. Man hat bas Gesühl, «S sei so groß wie etwa die gute Stube einer durchschnittlichen Bterztmmer- wohnung,- begrenzt wird e» von stilisierten, treppenmäßtgen Felsaufbauten, dt« Settenabdeckung geben -laue Vorhänge, den Hintergrund bildet ein Lichtbild, das wechselndes schweres Gewölk vorstellt, manchmal auch tn totes Grau übergeht. Von der Burg Walhall sind nur in ganz vereinzelten Momenten gewiss« Umrisse zu sehen, von denen deutlich wiederum allein «tn sadel-after Treppenaufgang, gegen »en de, zu« Nted«^ »alddenkmal noch gar nicht» ist. hervortrttt. Trotz ständig wechselnder Beleuchtung alle» nüchtern bis dort hinau», in den besonderen szenischen Effekten des GewttterzauberS und Regenbogen« ebenfalls primitiv versagend. Oskar Strnad hat für wahrscheinlich ziemlich schweres Geld diese neuzeitliche Nibelungen-„Prächt* in Kostüm und Bühnenbild hervorgezaubert. Wem »nm Dank? Uns alten Wagnerianern sicher nicht. Und ob man neue, junge damit gewinnt? Gewiß kann und soll man alle mo dernen technischen Errungenschatten ln den Dienst der Er- Neuerung der Wagnerszenen stellen. Aber nicht so. daß der Sinn de» Kunstwerk» verkehrt wird. Znm Sinn de» Wag- nerschen Kunstwerks gehört aber trotz aller Phantastik auch eine gewiss« Realistik. Da» sind keine „Märchen", die da» Unwirkliche «m be» Reize» ber Unwirklichkeit willen wollen, sondern «S sind Mythen, bte in lediglich symbolhafter Umklet- düng ttes^ernfte Wahrheiten und Wirklichkeiten de» Leben» geben. lWie denn gerade der „Ring* mit dem Fluch be» Golde» eine tm Grunde genommene höchst aktuelle Ietztzeit- tragöbie tstlj Außerdem muß da« Monumentale, Gewaltige der musikalischen Architektonik sich auch aus ber Szene ver körpern. und dt« starken Natursttmmnngen müssen tn bild haften Eindrücken sich auSprägen. Man käme vom Hun- dertsten ins Tausendste, wollte man alles das hier auöführen. Aber daß StrnadS Felsenplateau tm Gutestubensormat keine Monumentalität hat, daß feine wahllose Märchen- ltchtbilderwelt nicht» von der Naturpoesie de» Sonnenauf- und .Untergangs, des Gewitterzorn« und Regenbogensrie- den» gibt, daß seine komislchen GroteSkgestaiten nicht alt Verkörperung ethischer Ideon genommen werben können, daß außerdem die grundlegende Forderung der szenischen Neu- Ästheten, den darstellenden Menschen tn den Mittelpunkt be» Spiel« zu rücken, «tcht durch möglichste Berhäßltchung und Karakieruna eben ber Darktellererschetnung sich erfüllt: — das wird jeder, -er, vom Geqst Wagnerscher Kunst erfüllt, eine solche Inszenierung ansteht, gefühlsmäßig sich sagen, auch ohne daß man ihm erst einen «sthetisch-krittscheu vortra- barüber hält. Nun kann man sich natüvlich damit helfen, daß man der szenischen Ausmachung, wo sie entgleist, überhamit kein« Beachtung schenkt und nur ldem Spiel und der Musik al» solcher folgt. Das Ideal ist da» nicht, aber immerhin ei« Weg. Beschrettet man ihn, s» wirb man finden, daß Ott» Er har dt» Spielleitung an sich im Rahmen der Tradition lehr klug und lebendig ist, und^ wenn sie nicht öfter» an Be schränkungen und UnmögltchLLtten der Szenen sich stieße, eine sehr sinngemäße, klare Verlebendigung des Spieles gäbe. Die einzelnen Charakter«, wie etwa die Gegensätzlich keit der Riesen, Loge» diplomatische« Intrigenspiel und ähn liches. sind so herausgearbeitet! wie «S jede gute Wagner- reai« zu allen Zetten allein machen muß. Auch daß auf beut- liche Aussprache und Wortplastik gehalten wird, ist ein Ber- bienst s— nur sollten nicht Druckfehler des KlavterauSzuge», wie „der Minne Macht e n t sagt^, statt „v e r sagt", gesungen werden, und der Sprachgrsang SLrste auch tm höchsten Affekt nicht zum bloßen Sprechton weqdenl —j. Diese Deutlichkeit gründet sich hinwiederum auf die erstmal» angewenüete Ver deckung des Orchester»: der Parstßal-Schallbeckel ist ausgestellt, außerdem sind noch licht- und schvllabbämpfende Tuchbespan nungen da. Dem Orchesterklang als solchem wird dadurch freilich die letzte blühend« Entfaltung genommen, aber das ist auch da» einzig« Problem der /onst ziemlich problemlosen musikalischen Seite ber NeueinsiukUerung. Kutzschbach als Rinabirigent ist ja «tn länaft stzftftehenber Begrtff: aus gezeichnete technische Beherrschung gute, normale Tempi. Klarheit, allerdings auch Verzicht auf den letzten tempera mentvollen Aufschwung sind seine Kvnnzetchen. An ihm kann man sich lm Grunde immer wieder freuen, zumal ja gerade da» „Rhelngolb" gar so viel musikailtscheS Temperament gar nicht fordert. In ber Besetzung klaffte ein Spalt zwischen altbewährter Reife und tastender Alnfängerschast. Jene ver traten die bekannten Leistungen Pl,aschkeS sWotan). Er» molbS (Alberich), BaberS (Fasiilt), Lange» lMtmc). Dagegen waren Dtttrtch (Froh) und vallarlut
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