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Itr. 10 Seile 5 S«»« 1« — ^Dresdner irachrkchte»" — Oberstu-ien-treNor Prof. De. Lohmarm. ter Rektor de« hiesigen Annenrealgvmuasium». »erstarb am Sonnabend tm «2. Lebensjahre nach längerem schwere» Leide». — Der vu»d »er Ost» «»d Weft»re»ße» hakte fei»« Mit- -Neder »u einer nachträglichen Weihnachtsfeier i» de» KönigShoj geladen, dessen Saal durch riesige Fahnentücher in schwarz-weiß mit dem Adler Friedrichs l. ein festliches Aus sehen erhalte» hatte. Trutz der nachweihnachtlichen und nicht, winterliche» Zeit atmete die Veranstaltung von Beginn an feierliche, weihnachtliche Stimmung. Ein Prolog, gesprochen von Herrn Meller, leitete zu allgemeinem Gesang. Konzert, und Gedichtvorträgen über, an deren Schluß ein Weihnacht-» sVirl: »Im Himmel und aus Erden*, mit einer Be. scherung der Kinder gestellt war. Für die meisten, die »st. Preußischen Fungens und Margelien sowohl wie für die Eltern, waren es aufregende Augenblicke der Spannung, als et» sehr gut gelungener Knecht Ruprecht die Herausgabe seiner Schätze aus dem Sack von dem Bestehen kleiner Examina abhängig machte. Aber Klein-Ostpreußen ist ein derber Schlag uns fürchtet sich nicht. In seiner kraftvollen, kernigen Schlußrede forderte Herr R a u ch s » ß festen Zusammenhalt des Vereins mit dem schönen Heimatlande. Treue zu den bedrängten Brü. dcrn in Ostpreußen. Gerade seht brauche dieses das Feuer der Begeisterung und Liebe seiner Söhne tm Reiche.- vom Osten her kam stets das Licht, der Impuls, die Erlösung und Befreiung, daher sei Aushalten und das Anssichnchmen kleiner Ovser siir die abgctrennir Heimat erste Pflicht aller Ost- prcußenvereine im Reiche und auch der Dresdner Gemeinde. Nie werde Ostpreußen nicht mehr Ostpreußen sein. Da» Ab. singen des Deutschlandliedes wurde zu einem stillen Gelöbnis in weihevoller Stunde. — Bund ehemaliger Drelkönigschüler. Da» ReustLdter Gymnasium begeht seinen Grüuüungstaa allsährltch in der Form des HcrvortretenS eines namhaft gewordenen ehe maligen Schülers mit einem Fcstvortrag ln der Aula: ein ähnlicher Gedanke lag dem Gesellschaftsabend des Bundes ehemaliger Dreikönigschüler zugrunde, der am Freitag aus dem Belvedere stattsand: junge Tondichter, di« aus den Nethen der ehemaligen Drelkönigschüler hervorgegangen sind, füllten mit Proben ihrer Werke den DortragStcil des rlbends. darunter Kurt Bcnthlen und Kurt Kreiser. Als aus übende Künstler wirkten neben dem ehemaligen Kurt Hesse, der am Flügel beachtliche Proben seines Könnens gab illlaviersonate I'l-dloll von Krieg, Ungarische Rhapsodie von Liszt), die Gäste Hanna Gabler und Herbert Ronneseld. Neythien mar mit Liedern für Altstimme vertreten, dir. größerenteils schwermütigen Charakters sHcrbstbeginn, Vor ocn Türen), de» Eindruck einer starken Begabung vertieften, die. was sie auch sagt, stets etwas Eigenes, Bedeutsames zu sagen weiß: zwei der Lieder brachten die bei BrahmS vor. han-ene Vereinigung von Alt. Bratsche und Klavier. Kurt Kreiser steuerte eine Kvnzcrtpvlonaise für Klavier bei. deren schwungvoller Grundklang ansprach, wenn auch die Wiedergabe kein ganz einheitliches Bild entstehen ließ. Der ehemalige Rektor der DKS., Dr. Nosenhagcn. wohnte neben Sit Nergonseiihki» Bo« >»t««terrtch««t«r Seit« -eh« «n» »» de« Aufsatz «»« »«»ei Kurdtrettor» Dr. Schütte über: ..Die Zu. k»«ft de» «Selben Hirsch* t» Nr. « der »Dresdner Nach, richten* folgende Erwiderung zu: vom Kurdirektor des Weißen Hirsch. Dr. Schütte, wirb t» et»em an die Dresdner Presse gegebenen Artikel der Ver- fmh «emacht, eine Rettung dieses Kurortes als solchen durch die langgeplante Umgehungsstraße, durch Garagenbau und Parkplatzbeschafsung zu erwirken. Hätte der vom Dresdner Rathaus als Betreuer des Weißen Hirsches eingesetzte Kur- direktor rechte Fühlung mit der Vergangen- h«tt, dem Werden des Weißen Hirsches, so müßte er «« sei»e Aufgabe mit andereu Gesichtspunkte» herantreteu, ak« er sie entwickelt. Daß bereits eine Entlastungsstraße für den Kurort im Ausbau begriffen ist die nun leider ebe» die Geldnot der Stadt Dresden verzögert, nämlich die schon viel benutzte Grundstraße, die vom Rathaus Bühlau nach dem Körnerplatz in Loschwitz führt, verschweigt jener Artikel — genau so, wie die Kosten, die die geplante Um gehungsstraße durch die Dresdner Heide machen würde: es wirb auch nicht gefragt, was die Durchschucidung dieses KletnvdeS durch eine Autorouie für die Erholungsmöglichkeit der Dresdner iauch die Kurgäste des Weißen Hirsches) UN. widerbrtnglich bedeuten würde. Immer schlimmer wird dt« Lusiverpestung, insbesondere durch di« Schwerülmotore des Lastwagenvcrkchrs, immer mehr droht die Gefahr, baß auch die Personenwagen mit solchen Luft- verpestern ausgestattet werden <ivv bleibt das hygienische Ge wissen unserer Kvnstrukicurr?) — da soll eine letzte Oase tu Grobstadtnähe den Knrortbcdürfnlsscn zum Opfer fallen, die auS ganz anderen Gründen nicht mehr zu befriedigen find? Ak« Lahmann Im Januar 1888 das verkrachte Frieda, bädchen zum Sitz seiner der Naturheilkuude nahestehenden Resormbcstrebnngen aus ärztlichem Gebiete erkor, da lag das wett draußen vor Dresden, hatte notdürftigsten Wagen- und Botenverkchr mit der Großstadt, war es ohne jeden lärmen- den Handwerksbetrieb — ein ruhiger Fleck, zum Ausruhen, zum Betrieb einer Heilanstalt direkt am LLaldesrand so ganz geschaffen. Erst und zunächst allein «il dem Emporblührn des Lahmannsche» Sanatori»«« wurde der Weiße Hirsch ein Ort von Bedeutung, zogen Handwerker, Gewerbetreibende heran wurden Privat- Pensionen, Logierhäuser gebaut, siedelten sich begeisterte ver- mögende Anhänger Dr. Heinrich Lahmanns da oben an. Dresden wußte bald, was der Zustrom reicher Kurgäste auS aller Welt für seine Hotels. Theater, LuxuSgeschäste be deutete. baute seine elektrische Straßenbahn dort hinaus — um daS Sanatorium siedelten sich allmählich allerlei Betriebe an, die ins Gebiet der Frcmdeniiidustrte gebürten, wettere Heilanstalten nutzten den Weltruf, den das Sanatorium ge- noß. Illl3 verkaufte der Portier des Sanatoriums sür rund 2lllll)N RM. Vriesmarken an die Kurgäste, ver- mittelte er für «ehr als küüüü NM DbeaterbillettS »o« Oper und Schauspielhaus» in diesem letzten Vorkrtegssahr war die Zahl der ver änderen aktiven und gewesenen Lehrkräften der Schule der Veranstaltung bei. deren Verdienst im übrigen der Vor sitzende. Dr. Göcke. trug. — Ohi» und Lchönt,eiisn»ettdrn>«rd. Da« «roß« Kostümfest „Ob io" des Drillichen RcName-VcrlianöcS Nnöei unter dem Namen: „Ohio, das Welt-Rellanie-BarlctS* am Sonnabend, dem I ö. Februar, in der A » S st e I l u n a statt. Verbunden mit diesem Feste ist der offizielle TchünbcitSwettbcwcrb des ReichSvcr- bandc« für Schönheitswettbewerbe in Berlin. Die schönste Dresdnerin wird prämiiert und hat da« Recht aus Kosten de» Ver- anitalterS an dem Deutichcn Schönheitswettbewerb in Berlin am 27. Februar tcil.zunehmrn. Den dort prämiierten Schönheiten wer den Kosten für Fahrt und Aufenthalt nach den Hauptstädten der fremden Staaten gewährt, die internationale Schönheitswettbewerbe veranstalten. — Damen, die sich an dem Wettbewerb beteiligen wollen, erhalten die Ausichrcibungsbrdingungen durch den Deutichcn Reklamt-Berband. Dresden-A. l. Seestrake 4. — Militärverein Jäger und Schüßen. Der Verein beging tm kleinen Saale des Gewerbehanics icine alljährliche Weihnachts feier. Durch sinnrcichcn Schmuck, von der Kraucngrnppe des Vereins hergcstcllt, bot der Saal ein festliches Gepräge. Nach Wor ten der Begrüßung und -es Dankes durch den Vorsteher. Kamerad des Mißen Sirs» pflegungStqge t« Sanatorium knapp an zwethunderttausend herangegangen — also tu diesem Betrieb allein ein Viertel mehr als IS2S der ganze Kurort auszuwetseu hatte. Schon damals — nicht erst seit vier Jahren — spielt« sehr ernstlich die Frage, wie der Störung des Kurortes durch den voraussichtlich immer mehr zunehmenden Autoverkehr vorzubeugcn wäre durch eine Entlastungsstraße am Rande der Dresdner Heide — dann Krieg, Inflationszeit und per. geblich abgewehrte Eingemeindung nach Dresden. Gänzliche Aenderung aller für den Kurort zur weiteren Prosperität nötigen Bedingungen: Abschließua« vom reiche« Ausland, innere verarm»»« »ud immer eugere, um nicht zu sagen: tödliche Um- arm««« durch di« Großstadt. Die Einsetzun«»eine» ortsfremden Kurbtrektor« vermochte die frühere freiwillige Zusammenarbeit tm Kur ort. dessen Bevölkerung mit ihm und untereinander ver wachsen. wennschon nicht immer einig und einsichtig gewesen war. nicht zu ersetzen. Im großen Dresdner Verwaltungs- apparat spielte der Vorort nickt die Rolle, die er als selbständiger Kurort gespielt hatte. Noch kommt, anhänglich, der alte Stamm der Kurgäste, der weiß, wie man sich da oben einzurtchten hat, aber der Zuzug ist nicht mehr entsprechend, und die Lah«a»«k»r ist kein Monopol de« Weiße« Hirsches mehr, sie hat allenthalben Schule gemacht. Die Frequenz des Kuv- orteS ist wieder in Jahresfrist um rund lbllü Be- sucher gesunken — wie viel Sorgen bei allen Inter- essierten. Aber eine Ziffer besagt alles: der Kurgast de» Weißen Hirsches bleibt durchschnittlich nur 14 Tage — zu längerem Aufenthalt reich ts eben nicht mehr, früher rechnete man 21 bis 28 Kurtage, um zum Kurziel zu kommen — jetzt kommt man zur knappen Erholung von zwei Wochen in Dresdens allernächste Nähe und genießt neben leinen Vorzügen den unvermeidlichen Großstadtlärm und Großstadtrummel. Und das will die Kurdirektion beseitigt wissen durch Umgehungsstraße einerseits und Garagenbau und Parkplatzbeschaffung anderseits. Die linke Hand will schaffen, was die rechte beseitigen soll? Umsonst, du rettest den Kurort «icht «ehr! E» ist bitter, es sagen zu müssen: im kritischen Moment ist dem Schnitt, den die Bautzner Straße durch den Weißen Hirsch als Kurort macht, nicht Rechnung getragen worden, in der jetzigen Zeit der allgemeinen Not sind die Mittel nicht zu beschaffen, um die damals gemachten Fehler auszumerzen. Da Helsen auch ParadieSauelle und Movrbad- sllufionen nichts. Die grüßten Schwierigkeiten aber sind neben den allmählich gewordenen örtlichen gegeben in den vom Ort aus nicht zu beseitigenden allgemeinen zeitlichen und — der Erholungsbedürftige, der Städter zumal, geht mit seinem knappen Geld nicht zur Kur in die Großstadt Dresden, die am Weißen Hirsch einen fetten Bisten zu schlucken glaubte damals, zusammen mit dem steuerkräftigc« Loschwitz und Blasemitz, und »UN mit einem Sorgenkind mehr sich übernommen hat, einem Sorgenkind, dem die Anpassung an die unerbittliche» neuen Verhältnisse unendlich schwer werden wirk. Klatsche, verkündet« Domprediger Pfarrer ». Kirchdach bie »rakte WcihnochtSbotschaft. Allgemeiner Gesang und Verträge stillten de» Abend. Im Glanze des LichierbaumeS wurde 88 alten Kameraden und Witwen bcicherr. Major a. D- vlovm. Ehrenmitglied des Verein», sowie Gchcimrat Gclbhaar zeichneten durch ihren Besuch daS Fest au», das bet allen Beteiligten etncu tiefen Eindruck hinterlteß. — Die Wiedersehensfeier de» ehemalige« 11. Jusanterie-Negi, «e«tS Nr. IS» findet vom 8. bis lO. August in Dresden Katt. Meldungen sollen möglichst jetzt schon bei dem Vorsitzende» de» LandeSverbandeS ehcm. tA>cr, Eugen Gläser, Drcsdcn-BIasewitz, Oehincstraße U», erfolgen, unter Angabe der Kompagnie und de» Jahre», wann ste beim Regiment eingetreten sind. — tzochschnle für Stenographie. Die vom Dresdner Steno- graphenverband unterhaltene Hochschule für Stenographie veranstaltet in den Monaten Januar bis März einen Lehrgang von RegierungSrat Tb > eme vom Stenographischen LandeSamt zur Be» ivrcchung und Löiung schriftlicher Prüsuugsauiaaben. wie sie in der Staatlichen Sienographielchrer-Prüsung zum Nachweis der System- lenntniS üblich sind. Der Lehrgang iindct rcgciinäbig Mittwoch» 7 bis i-M Uhr abends in der 8. Volksschule am Gcorgplatz statt und eignet sich ganz besonders zur Vorbereitung aus die Staatliche Steno- graphielehrcrpriisung. Beginn: 8. Januar. Dauer: I» Abende. dem späteren Leser verständlich zu werden. Er lebte seine Zeitgeschichte intensiv mit — man denke an sein« BtSmarck- Legcistcrunq — und setzte sein ganzes Wissen und sein ganzes Leben immer in Beziehung zu seiner Kunst, worau» sich eben Oucruerbindungen ohnegleichen ergaben. Was er für die „Entlederung* Bachs, den sinnvollen vor- trag Beethovens und das siegreiche Durchdrtngen von Brahms getan hat. gehört der Geschichte an. Die Netteren unter uns wissen, daß er hierin überall der erste war und auch etwaige Irrungen später freimütig eingestand. Sie können es nicht begreifen, daß jüngere Mustkgelchrte dem Manne Pietätlosigkeit vorwarfcn, der die Pietät selber war und nur in der Hitze des Gefechts oder um eine geistreich scheinende Konjunktur zu retten, manchmal in seinen Aeußerungen etwas zu weit ging. Sein unsterbliches Verdienst bleibt doch, -aß er neue Fragen auswars und anschnitt. Das konnte nicht ohne Streit abgchcn, und es läßt sich nicht leugnen, da» Biilow den Kampf mit geistigen Waffen liebte. Wohl Hai er manchen verletzt- und viele auf Kosten anderer lachen laiien, ober die Absicht war »lauter, edel und rein*, wie es in der „Zauberflvte" heißt. Biilow war ein Streiter für die Wahrheit und für die Schönheit und ein Erzieher nicht nur der Kunstgenossen, sondern auch des Publikums. Kapellmeister Arno Kleffei, zuletzt Leiter der Dirigcntcnklasse an der Staat!. Hochschule für Musik in Berlin, schreibt: „Ich kenne keinen Dirigenten, desien Schläge beim Taktieren sich so blitzartig markieren, wir bei ihm, und doch ist dabei jede seiner Bewegungen ver ständlich. icde seiner Intentionen, die er dem Orchester mtt- zutcile» sucht, wird durch die Klarheit, mit welcher sie auS- gcdnickl wird, zugleich eine erläuternde Erklärung für den Zuhörer." Achnltch mar es beim Klavierspirk. Vükow versuchte nicht die Hörer i» eine Art von Haschischrausch zu versetzen, kouberu uor allem das Knnstiverk klarzninachen. Bet ihm mußte immcr der Kuiistverstaiid über das Gefühl herrschen. Er liebte eS sogar, schwer eingänglicbe Stücke in seiner scharfen Phrasierung gleich zweimal hintereinander darzubteten. Liszt meinte, er fei wohl ein Schulmeister, aber ein vornehmer. Anderseits erklärte er ihn auch für seinen legitimen Erben durch die Gnade Gottes und seines Talents. Biilow, der früher Hospianist und Hofkapcllmeister ge wesen war. führte in den letzten Jahren die Visitenkarte: Dr. Hanö von Biilow, Hoskavellmeistcr und HauSpianist Seiner Majestät -cs denische» Volks. II>L der Tat: Wenn wir Hans von Biilow an seinem M Geburts'ag pietätvoll grüße», so huldigen wir einem der grösste» kulturellen V o l k s e r z t c l> e r. die mir Deut sche!, gehabt haben »nd aus den seine Vaterstadt Dresden be sonders stolz sein kann. Möge der Samen, den er auS- Mrcui hat, auch fühlbar tm neuen Jahrhundert weiter- irirlcnl Dir erste KunMälfcker Ausstellung in Deutschland kl«« t«iereffante Ausstellung »«rde l» Hanse de» Vereins Berliner Künstler «rössuet. ES haudelt sich um Werl« des berühmt gemord«»«» Suustsälicher« Slgio Dossena« Der italienische Bildhauer Algto Dossena. der die Werke der bedeutendsten Meister der Renaissance tm Auf trag einer Kunsthändlersirina so täuschend gefälscht hat. daß die hervorragendsten Kunstkritiker der ganzen Welt, die Direktoren vieler großer Museen und eine Unmenge privater Kunstliebhaber aus das Fülscherkonsorttum hereingesallen Deutsche presse-pkvlo-rentiale ,,5Maria der Verkündigung" Kolzstatu« mlt »Kiew Wurmstich von Rlgto Dossaua sind, ist ein reicher Mann geworden. Heute werden seine Werke als besondere Attraktion verkauft und gut bezahlt, wenn sie auch nicht mehr jene Millionenpreise erzielen, die man früher für falsche Donatcllos und Vccchiettos ange legt hat. Der kleine, früher vollkommen unbekannte Bildhauer Dossena ist aber mit dem zweiselhasten Ruhm, ein welt berühmter Fälscher bzw. Kopist zu sein, nicht zufrieden, er will zeigen, daß er wirklich Eigenes zu leisten ncrmag, und er will beweisen, baß die Kunst der Renaissance nicht »m bas Geringste wertvoller ist als es seine heutige Kunst ist. Dieselben Kunsthändler, die früher das Schwindclunter- nehmen, in dem Dossena, ohne es zu wissen, bie Hauptveesou spielte, finanziert haben, stellen setzt das Geld sür die Pro- paganda seines ehrlichen Schaffens zur Verfügung. Im Hause des Vereins Berliner Künstler findet äugen- blicklich eine große Auüstellnng -er Werke Dossenas statt, die starken Zulauf hat und Sachverständige aus aller Herren Länder anlockt. Die Ausstellung umfaßt ungefähr dreißig Werke des Künstlers, Bildnisse, Architckturfragmente und Madonnenköpfe. Man sicht u. a. jene Madonnen des Becchicttos, deren Augen Dossena am Schluß verraten, aber auch berühmt gemacht haben. Dossena will sich aber nicht mit dieser Berliner AuS- stellung begnügen. Er beabsichtigt, in allen Großstädten der Welt Dossena-AuSstcilungcn zu veranstalten, in denen man die berühmt-berüchtigten Skulpturen der Meister der Re naissance sehen und zugleich erfahren wird, wie die herrliche Pattina gemacht wurde und wie sich funkelnagelneue Steine in antike Statuen verwandelten. In aller Erinnerung wird noch sein, welche raffinierten Kniffe Dr. Planiscig, der Kustos am Wiener Kunsthistori- scheu Museum, anwcnden mußte, um den raffinierten Kopisten und bie noch geriebeneren ,„Kunst"händlcr z„ überführen. Dr. Planiscig, zu dessen Spezialitäten das Studium der Meister der Renaissance gehört, gilt als einer der ersten Kunsthistoriker Europas. Jedes Jahr unternimmt er im Aufträge des Wiener Museums größere Reisen nach Italien und kam so auch im Jahre ti)M nach Florenz Dort wurde ihm bei einem Kunsthändler eine Madonnenstatne gezeigt, ein kleines, recht unscheinbares Figürchen mit einem eigen tümlichen Gesichtöausdrnck, mit seltsamen, fast spöttisch er scheinenden Augen. Dieses Bildwerk wurde als eine Arbeit des großen italienischen Bildhauers Lorcnzo Vecchictto be zeichnet. Der Wiener Forscher schenkte icdoch dieser Version wenig Glauben, und da er sich schon seit langem siir Fäl schungen interessierte, photographierte er das Steinbild der „Madonna mit dem Kinde", um vielleicht später einmal den Fälscher entlarven z» können. Es vergina kaum ein Jahr, da wurde dem Kunsthistorischen Museum i» Wien eine Holz, madonna zum Kauf augcboten. die angcbl ch von Simone Martini stammen sollte, deren Photographie fast haargenau mit der Madonna des Lecchtetto überetnsttmmt. Aber noch