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Streiflichter von der Zweiten Haager Konferenz Semi-cke vrLkmer Zwanglos, «rapp, prom,n«-t.r L»t,»,ha>«e. Von ltuk.- 5k.>ch.w,rtscha,«.mla>st,r Währ«»t> b.» Jrüßstückal» Kot,ld»»2»d»». Von ltut.-. Louch««. Dr-Turttu». Taedi.» 5Xob,.t Schmidt. Dr. Wirth. Brland. Staat.s.kr.tLr lpLad.r. Eardi.o, Eni,in«. 8inauzmtutg»r Vros- 2ölold»nhan«r, Staat»s,kr»tLr Schubert, lonchrnr, französischer Ftnanzmlntsier EtzLron D« Zweck »er Men»»»MMKmg Sneiyennütztse Geldgeber Berlin, 0. Jan. Der zuerst vernommene Hauptangeklagt« im Tscherwonzenfälscherprozeß, Karumidse, bekundete tu -er Sitzung des heutigen Vormittags weiter: Um die Befreiungöpolittk zu fördern, suchte er nach Geldmitteln, die er zum Teil auch bekam, und zwar von Stelle», deren Namen er nicht nennen will. Dann ist er auch auf den Gedanken der Fälschung russischer Tscherwoncznoten gekommen. Er wollte Sowjetrußland mit diesen Roten über schwemmen und dadurch die Sowjcthcrrschast i» Georgien vertreiben. Man wollte zunächst einen Ausstand gegen die Sowjetrcgic- rmig betreiben und dachte daran. Mittel für ein etwa sechs monatiges Durchhalten dieses Ansstandes durch die Fälschung »er Noten in die Hand zu bekommen. Der Angeklagte sprach dann über die Maßnahmen, die er zum Truck der Noten er griffen hatte. Im September 1928 ging an eine deutsche Firma ein Schreiben der Vanque Turgne-Pcrse, wonach diese Bank Auftrag zum Druck von eigenen Aktien gab. Tics ge schah, um die Mischung der Noten uncmssüllig zu machen. Dir Bank hat nie bestanden. Die unter diesem Schreiben befindliche Unterschrift ha« er selbst nicht verfertigt. Er will aber auch nicht de» Namen des Betreffenden angeben. NA. Menz macht daraus aufmerksam, daß der Dolmetscher sehr schlecht übersetze. Drei russische Juristen, die setzt als Emigranten in Deutschland leben und für deutsche Zei- tutigeil Gerichtsberichtcrstatter sind, erheben sich und bestätigen das, NA. Menz bantragt, einen dieser Herren, einen ehe maligen russischen Staatsanwalt und späteren russischen Nechisanwalt. als zweiten Dolmetscher hinzuzuzichen. Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück. Nach der Mittagspause wird der tctzige Journalist und frühere russische Rechtsanwalt Dr. Leber als zweiter Dol- meiswcr bestellt. Der Angeklagte Karumidse bekundet im weite ren Aerlauie seiner Aussage, er sei überzeugt, daß der An geklagte Schneider, auf de» Dr. W e b c r aufmerksam ge macht habe, vo» der beabsichtigten Ba»knote»säli'cbung zunächst Nichte gewusst habe: er habe aber wohl sehr bald verstanden, worum cs sich, handele. Von Schneider sind nach Angabe siarimudscs Ist (Ml bis 14 999 brauchbare Tsiberwonzennoten fcrtiggcstellt und avgcholt wurde». Der grösste Teil wurde von Freunden nach Rußland gebracht. Das Druckpapier lagerte zum Teil bei Böhle. Das ganze Unternehmen sollte nicht nur der Befreiung Georgiens, sondern auch de» Bekämpfung des Kommunismus in Deutschland und -es Bolschewismus tm allgemeinen dienen. Deswegen fand es auch die Unterstützung patriotischer deutscher Kreise. Bell gehörte einer deutsche» Gruppe an, die den Bolschewis mus gleichfalls bekämpfte. Auch in Gegenwart von Bell war die Rede von Nvtcnfälschung. Bors.: Wusste Bell, daß Sie in Deutschland solche falsche Noten Herstellen molllen? — Angekl.: Er wußte von der Herstellung, aber nicht, wo diese erfolgen sollte. Ich habe ihm nichts gesagt, daß solche Noten in Deutschland angeiertigt wer den sollten. — Nach den weiteren Bekundungen KaruiindseS hatte Bell lebhaftes Interesse an dem Wcitergehcn der politi schen Aktion gegen Sowjetriißland. Er besorgte auch e i n Darlehen von 10 099 Mark. Bors.: Warum ließen Sie sich denn diese inmpigen 10 999 Mark nicht ans Paris kom men? Sie Hütte» sich doch z. B. von dem Pariser Georgier- komiice noch viel mehr schicken lasse» könne». — Angekl.: Ich brauchte es sofort. — Bors.: Warum hoben Sie das Geld nicht vo» Ihrem eigenen Dvllarkvnto in Bern ab? — Angekl.: Das ging nicht. — Bors.: Sie sagten in der Boruntcrsiichung. Tr. Weber, Schneider, Böhle und Bell seien eingemesht gewesen. Wußte» diese Leute, daß die falsche» Noten in Deutschland ge druckt wurde»? — Der Angekl. antwortet, er nehme an. daß Schneider als Drucker das bestimmt gewusst habe. In Gegen wart von Böhle sei keine Rede davon gewesen, daß Schneider die Noten angcsertigt hätte. — Bors.: Bon welchem Gelbe wurde der Druck der falschen Noten finanziert? — Angekl.: Vo» Frennden der gemeinsamen Sache. Am Dienstag früh soll der zweite georgische Angeklagte, Ladatieraschwili, vernommen werden. BombenIeoeiMM Mt «n Deckt»? Berlin. 0. Januar. Die Ermittlungen des mit der Auf klärung der Bvmbciiattentatc bcanslragten Untersuchungs richters Malur sind zum Abschluß gelangt. ES Ist gelungen, vo» den Iß Bvmbcnattcntgtcn 1 l Attentate durch Geständ nis der Beschuldigten a » s z » k l ä r e n. Als seinerzeit die Vornnterinchniig in Berlin eröffnet wurde, ging man von der Annahme ans. daß in Berlin eine Zentrale bestanden hätte, ans deren Anweisungen die Attentate in Schleswig-Holstein verübt ivvrde» seien. Für diese An nahme haben sich aber vvllgültlgc Beweise nicht erbringen lassen. Wenn nicht in kürzester Frist nvch Nachweis geführt Sresllnski »leibt Botschafter t» Deckt» Kowno, 6. Jan. Aus gutunterrichteter Quelle wird mit geteilt, daß Botschafter Krestinski vorläufig seinen Posten in Berlin beibehält und in nächster Zeit nach Berlin zurttck- kehren wird. Er wird aber zugleich zum Mitglied des Außen- kvmmissariats der Sowjetunion ernannt werden. Die übrigen Personalveründeruiigcn im Außcnkommissariat werden Mitte Januar erfolgen. SochvrrratsvroM gegen Bessedowfti Kowno, 6. Jan. Wie aus Moskau amtlich gemeldet wird, soll der Prozeß gegen den ehemaligen Botschaftsrat in Paris. Bessedowski, am 8. Januar beginnen. Bessedowski wird des Hochverrats und der Veruntreuung von Staatsgeldcrn beschuldigt. Da Bessedowski es abgelehnt hat, nach Moskau zu kommen, wird der Prozeß in seiner Abwesenheit statt- ftnden. Die Verhandlung wird unter Ausschluß der Oefsent- lichkeit vor sich gehen. Das Urteil ist am 9. Januar zu er warten. NiigMgMurr »ei Melbourne - Drei rote London, (i. Jan. In der Port-PhillipS-Bncht tm Staate Victoria ist »ach Berichten aus Melbourne ein mit drei Per sonen besetztes Flugzeug aus IM Meter Höhe abgestürzt. Alle drei Insassen, unter ihnen der Adjutant des General- gouvcrncurs von Australten, Kapitän Grosvenvr, wur den getütet. Die Trümmer des Flugzeuges wurden nach einer Stunde 29 Meter unter der Wasseroberfläche gefunden. Die drei Insassen konnten jedoch noch nicht geborgen werden. Kapitän Grosvcnor hat im Juni vorigen Jahres tm Leicht flugzeug eine» 8999-Meilen-Flug rund um Australten ge macht und war gegenwärtig mit den Vorbereitungen zu einem Nckordfluge von Australien nach England beschäftigt. Neckeldigung zweier RrWvvstintntstrr Berlin, 6. Jan. Zu einem Artikel der „Frankfurter Zei- tung" vom 0. d. M- sNr. 11j: „Der Stolz der Bayerischen Volkspartei", der Borwürfe gegen den Rcichspostministcr Dr. Schätze! und gegen den Netchöpostminister a. D. Stingl enthält, erklärt das Reichöpvstministerium amtlich nach Zu rückweisung eines Vorwurfes, Dr. Schätzet habe seine Amts- gcwalt auf dem Gebiet der Personalfragen mißbraucht, fol gendes: Die Vorwürfe wegen Begünstigung des Grundstückmak lers Männlein in München sind wiederholt eingehend amtlich untersucht und als unzutreffend befunden worden. Das schwebende Strasvcrsahren wird weitere Aufklärung bringen. Die vom Neichspostmiilister a. D. Dr. Stingl bei seiner Versetzung in de» Ruhestand bezogene Wohnung hat dieser auf Grund einer besonderen Ermächtigung der Retchsregte- rung innc, und zwar nur für sich, nicht auch für seine Hinter bliebenen. Das HanS wurde von der Deutschen Rctchspost nach der Inflation zu einem verhältnismäßig billigen Preise erworben. Einrichtung und Ausstattung sowie der Kaufpreis sind vom Verwaltungsrat der Deutschen Reichspost und vom Rechnungshof des Deutschen Reichs geprüft und anerkannt. Der Mietpreis, den Dr. Stingl zahlt, entspricht dem für Dienstwohnungen bestehenden Bestimmungen. Die durch den Sohn des Reichüpostmtnisters a. D. Dr. Stingl vermittelte Vergebung des Bezirkskabels Münchc n—P artenkirchen — Mitten wald erfolgte an die Deutsche» Kabelwerke A. G.. weil diese Firma im Preis und in de» Lieferbedingungen das günstigste An gebot gemacht hatte. Die Lieferung war im Interesse der Einheit der Kabclsührung aus technischen Gründen an eine Firma und nicht an mehrere Firmen zu vergeben. Auch sonst hat eine Bevorzugung der Deutschen Kabelwerke A. G. in keinem Falle stattgefunden. Die genannten Werke haben vielmehr bei einzelnen Lieferungen zum Teil erheblichen Schaden erlitten. Die Behauptungen des Artikels der „Frankfurter Zei- tung" sind, soweit sie Vorwürfe gegen die beiden Retchspvst- ministcr Dr. Schätz! und Dr. Stingl enthalten, in allen Punk ten unrichtig. Die Hintergründe -es Polenveetrages Rückgang »er veliMen Ll»wetnea«S'«»r Berlin, 6. Jan. lEig. Drahtber.s Mit großer Nervosität stellt man in Polen den außerordentlich starken Rückgang der polnischen Schweineaussuhr nach Oesterreich fest. Während im Juni 1928 07 997 Schweine nach Oesterreich exportiert wurden, betrug die Zahl im Juli 1929 nur noch 49 404. Bis zum November vorigen Jahres ging die Zahl auf 14 793 zurück. Obgleich die Ziffern für Dezember noch nicht vorltcge». steht schon jetzt fest, daß sic einen wetteren Rückgang verzeichnen werden. Dieser starke Rückgang ist, wie von österreichischer Sette erklärt wird, nicht zuletzt darauf zurückzusührcn, daß von Polen wiederholt gesundheits schädliche Ware geliefert wurde. Sicherlich ist dieser starke Rückgang des polnischen Exports nach Oesterreich wie übrigens auch nach anderen Ländern mit ein Grund, weshalb die polnische Negierung so sehr bestrebt ist, Deutschland ein besonders hohes Schweinekonttngent aufzudrängen. Tschechische „Bodenreform" Berlin, 0. Jan. sEig. Drahtmeld.) Wie das „Segcns- wcrk" der Boden- und Fvrstrcform i» der Tschechoslowakei in Wirklichkeit aussieht, kann man jetzt auch schon tschechischen Blättern entnehmen. So fand nach Berichten der tschechischen Presse in M ä h r i s ch - K r o m a u eine Einspruchsversamm- lung der Tschechen gegen die Boden- und Forstrcsorm statt, wobei cs nm die Aufteilung des ehemals Gras Ktnskyschen Fvrstbcsitzes ging, von dem 89 Hektar Wald dem Vertrauens mann der tschechische» Agrarpartei, Schullehrer Evmerka, -»geteilt wurden, während die Gemeinden und die Be zirke vollkommen leer ausgingen. «in dir «nterbckngung »rr »rutschen RußlantfttWltiige Berlin, 0. Jan. Bon verschiedenen Seiten ist die Frage der Ansicdluiig der deutschen Rußlandkolonisten in den ininderbevölkcrten deutschen Ostgebiete» aufgeworfen worden. In den nächste» Tagen findet eine Besprechung des Rcichskvinmissars der Dcutschrussenhilse, Stückle», mit weilt augenblicklich der brasilianische EinwanderungSkom- missar im Lager Mölln. U. a. ist dabei die Frage der Ausweise für die aus Sowjetrußland gekommenen Kolonisten zu klären. Weiter sind verschiedene Stedlungs- gescllschaften an den Nelchskommissar hcrangetrctcn, um z. B. die Kolonisten in Südafrika anzusicdeln. Die Gesell schaften möchten aber, daß das Reich sämtliche Unkosten der Ueberscchrt und der Ansiedlung aus sich nehme, ein Ansinnen, das das Reich schwerlich wird erfüllen können. Trotzdem wird von retchsdcutscher Seite ans alles getan, um die Kolonisten so schnell wie möglich unterzubringen, LondwtrtsKaftUKe Sochveritändigr aus Li LSn»ern tagen «n Sens werden kann, daß der Anschlag ans den Reichstag entweder I dem Oberpräsiden,e» von Ostpreußen Dr. Slchr. statt, um von Berlin aus inszeniert worden ist, oder dem K retö der in > die Möglichkeit einer solchen -lnsiedlung in den Grenz» Schleswig-Holstes» verhalteten Personen zur Last gelegt gebiete» z» erörtern. Bekanntlich sollen ferner in nächster werde» kan», erscheint eS fraglich, ob der Prozeß von den i Zeit 137 Kolonisten nach Kanada und etwa 399 „ach Brasilien Berliner Gerichtsbehörden durchgesührt werde» kann. t uw dort angesiedelt zu werden. Zu diesem Zwecke Genf, 6. Januar. Im Bölkcrbundssekretariat versam melte sich heute die erste Konferenz von landwirtschaftlichen Sachverständigen aus 2l Ländern. Deutscher Vertreter ist der ehemalige Minister Dr. Hermes. Die Verhandlungen dieses Ausschusses sind nicht öffentlich. Die Leitung der Aus sprache besorgt eine Abordnung des Wirtschaftsausschusses des Völkerbundes, der u. a. als deutscher Vertreter Staats sekretär Dr. Trcndclcnburg angehört. Im wesent lichen steht zur Anssprache die Frage, wie der Landwirtschafts- krtsc allgemein begegnet und wie in der Getreidcfrage die gegenwärtige Krise überwunden werden könnte. Scneml Limits gegen Unvrcke»lt»ketl von 8e»e»smt«eIWftrn Boston, k. Jan. Der stier zu Besuch weilende General Smuts hat sich in einer Unterredung mit Pressevertretern gegen den bekannten Vorschlag des Präsidenten Hoovcr aus gesprochen, Schisse mit Lcbensinttteln in Kriegözeiten für unantastbar zu erklären. Der Gedanke, auf diese Weise die Kriegführung humaner zu gestalten, sei schon wiederholt auf- getauch', habe aber jedesmal bei der ersten Gelegenheit zur praktischen Verwirklichung versagt. Einführung des lateinischen Alphabets i« Rußland. Die russische Akademie der Wissenschaften hat, wie aus Moskau ge meldet wird, die Einführung des lateinischen Alphabets iür die russische Sprache vorgesch'agen und übermittelte der Re gierung einen entsprechenden Entwurf. Das lateinische Alpha bet soll am 1. Januar 1SS1 amtlich etugeführt werde».