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Sie Bolksvartei zur Krise. Die Deutsche Volkspartei wünscht die Gesamt-emission des Reichskabinetts. Regelmässige sranzösische Lieferungen von Keeresmalerial an Tschanglsolin mil japanischer Einwilligung. Eine grundsätzliche Erklärung. Gegenüber irreführenden Pressemeldungen erfährt die „Natliö. Korrespondenz" non maßgebender Seite, daß der Vorsitzende der ReichstagSsraklivn der Deutschen Vvlkspartei, Ülögeordneter Dr. Scholz, am Freitag, den IN. Oktober, dem Herrn Reichskanzler gegeuiiber svlgendc Erklärung abge- geben hat: »Nachdem die Dentschnationalc Volköpartei sich bereit er klärt, die bekannten Richtlinien der Reichsregierung ohne Ab strich «nd Zusatz als geeignete Grundlage für die Regierungs bildung anznnehmcn, nachdem sic sich ferner bereit erklärt hat. ia «iue Reichsregierung einzutretcn, der der Reichskanzler Marx und der Ankenminister Dr. Ltrcsemann augehören, feien nach Auffassung der Deutscheu Vvlkspartei die letzten Zweifel au der Erfüllung der Voraussetzungen für die Ein beziehung der Deutschnationalcn 'Vvlkspartei in die Re gierung, wie sie in den gemeinsamen Besprechungen über die Regierungsbildung nach den Maimahlen formuliert wurden, nunmehr ausgeräumt. Die Erweiterung der Regierung nach rechts sei das einzige Mittel zur Hcrbcisiihrung stabiler Negierungsverhältnrssc und zur Vermeidung einer im gegen wärtigen Augenblicke besonders unerwünschten Krise. Sollten trotzdem die Fraktionen des Zentrums n»d der Deutschen Demokratischen Partei die gemeinsame Regierungsbildung mit der Deutschnationalcn Volkspartei ablchnen, so könne die Deutsch« Volkspartei zu ihrem lebhaften Bedauern in Vcrsolg ihrer seit Jahresfrist eingenommenen Haltung die bisherige Regierungskoalition nicht mehr sortsühren. Ihre Minister könnten demzufolge nicht mehr vor dem Reichstage erscheinen. Nebcr die formelle Lösung der durch die sachlich nicht mehr begründete Haltung der beiden andere» Fraktionen hcrbeige- sührten Krise wolle sich die Deutsche Volkspartei gern mit die sen, insbesondere auch mit dem Herrn Reichskanzler ver ständigen. Der Deutschen Vvlkspartei schwebe dabei die Demission des Gesamtkabinetts und seine Beanstraguug mit der Fortführung der Geschäste als geschäslsslihrendes Mini sterium durch den Herrn Reichspräsidenten vor." Diese Erklärung wurde in der Sitzung der Reichstags- fraktion der Deutschen Vvlkspartei rwm 1k. Oktober ein mütig gebilligt. Ein Kabinett der Persönlichkeiten? (D r a h t »i c l d u >i g unsrer Berliner S ch r l f t l e I t u n g.i Berlin, 17. Oktober. Die Regierungsparteien wünschen aus jeden Fall eine Auslösung des Reichstags zu vermeiden. Anderseits steht man aber vor der Tatsache, daß die Auflösung von den Deutschnationalen und der Den.scheu Vvlkspartei er zwungen werden würde, falls kein nach rechts erweitertes Ka binett gebildet wird. Es steht nun in Frage, ein Kabinett zu bilden, dessen Mitglieder nicht Beauftragte der Fraktionen wären. Der Reichskanzler muß danach nicht mit den Par teien, sondern mit Persönlichkeiten verhandeln. Zurzeit sind zwei Ministcrposten unbesetzt. Das Reichs- sustizamt, das vorläufig vom Reichskanzler mit verwaltet wird, und das R e i ch s v e r k e h r s m in istcriuin, dessen Leitung zurzeit in der Hand cineö Staatssekretärs steht. Mau glaubt unu, was namentlich von volkSparteilicher Seite an scheinend gewünscht wird, das, sich Reichskanzler Marx mit deutschnationale» Persönlichkeiten oder doch solchen, die der dcutschnationalen Partei nahestehcn, in Verbindung setzt und so «iue Erweitern»» nach rechts zustande bringt. Ob er auch einen Vizekanzler aufnehmen will, scheint zurzeit noch nicht fcstzustehen. Die „Kreuzzeitiing" hat die Antwort schon vorweg gegeben. Nach ihrer Ansicht ist für die Deutschnationalen der Fall der Regierungserweilerung unter ihrer Beteiligung fetzt in jeder Form erledigt. Sic hätten keine Veranlassung, die Ver legenheit der anderen noch irgendwie zu unterstütze». Komme es zur Reichstagsauflösung, so werde das Volk wissen, wer die Verantwortung für diese» Schritt trage. „Wir sehen de» Wahlen," schließt das Blatt, „jedenfalls mit Ruhe »nd gutem tlilewtsscn entgegen." — Ter demokratische Parteiführer Koch erklärt die Behauptung der „Feit" für unrichtig, das, die demokratische Fraktion ihrem gegen die Erweiterung der Koa lition nach rechts gerichtete» 'Beschluß nachträglich eine mög lichst milde Bedeutung zu geben versucht habe. In der demo kratischen Fraktion sei von vornherein die Ausfassung vor herrschend gewesen, daß cs wider die parlginentarssche» Sitten aller Länder sei, ein neues Kabinett zu Fall zu bringen, ehe ihm eine falsche Politik nachgewiesen werde» könne, und daß in einer Zeit, wo die Außenpolitik vorherrsche, Reichskanzler Dr. Marx auch a» der Spitze ciucs neuen Kabinetts zunächst das Vertrauen verdiene, die Außenpolitik im bisherigen Sinne fortsetzcn zu wollen. Die Fraktion habe dem Reichskanzler mitgeteilt, daß sic seiner Außenpolitik zunächst Vertraue» schenke und eine inncnpvlttische Krise mit Rücksicht aus das Borwiegen der Außenpolitik heraufzubcschwöreu keine Ver anlassung habe, sich im übrigen aber freieH a n d Vorbehalte. Die gestern abgebrochene Kabinettssitzuna ist noch nicht fortgesetzt morden. Auch die Parteiführer sind bisher zu den. Die D e » t s ch n a t i o » a l e Fraktion des ReichsiageS trat vormittags tt> Uhr zu einer Sltzuna zusammen, vertagte sich aber alcich wieder ans nachmittags ä Uhr. Die Demo kraten traten um 2 Uhr nachmittags zusammen, die Deutsche Vvlkspartei um 4 Ubr. Das Zentrum »nd die anderen Fraktionen haben für heute keine Fratlivns- ntznugen anbcraumt. Die Folgen -er Kalkung -er Demokraten. Berlin, 17. Oktober. Der frühere badische Staats- minisker Freiherr v. Bodmanu ist aus der Deutschdemo kratische« Partei ausgetreten. — Das Organ der Demo kratischen Partei im Rheinland«, „Kölner Tageblatt", fordert die Demokraten um Eintritt in den Bürgerblock aus. Das nörgeln-e un- nel-ische Frankreich. 'Eigner Drahtbertcht der „Dresdner Nachrichte Paris. 17. Okt. Im „Echo de Paris" veröffentlicht Pcrtlnax einen Artikel über den wirtschaftliche» Wiederauf stieg Deutschlands. Die Hoffnungen Macdonalds und Herrlots seien immer dabtn gegangen, daß eine Auslösung des Reichstages und nachfolgende Neuwahlen den Nationalen das Terrain, das sie am 4. Mai aewonnen haben, wieder abnehinen würden. Macdonald und Herriot, die das Schauspiel, das die deutschen Parteien zwischen l!U4 und 1M8 aeacben Hütten, vergessen hätten, seien in der Tat der Meinung, daß mit den 'Nationalen auch der Geist der Reaktion verschwinden würde. Wie dem auch sein möqe. man sei sicher, daß, wenn das Zentrum sich für Neuwahlen aussvreche, es überzeugt sei. daß die Wahlen nicht zum Vorteil der extremen Parteien anssallcn würden. Der Hauptaeaemstand jedoch, der unsere Aufmerksamkeit ans sich zieht, ist nicht die parla mentarische Strömuna. sondern die mächtige Rcoraanisation der Siaatssinanze«,. die sich überall,..zeigt. Die Budgctcin- nalnnei, für die Zeit vom April bis September zeigen ein Mehr von 880 Millionen Goldmark acaenllbcr dem Vor anschlag. wenn man die Summe hinzurcchnet. die für den Rückkauf der Gvldanlcihc verwandt wird. F-inanzmintstcr Luther, der die Vedentuna dieses Resultates etwas vermindern will, erklärte, daß diese Mehreinnahmen ans den Eingang gewisser Einnghinen. die nicht im Budget enthalten sind, ziirnckzusiihrcn seien. Wenn cs erwiese» ist, daß in sechs Monaten Deutschland 8,84 Milliarden Ltaatsansgaben decke» kann, wobei die Reparationen nur mit 200 Millionen in Frage kommen, und wenn eS erwiesen ist, daß trotz dieser Belastung auch noch ein Neberschuß von >äO Millionen übrig bleibt oder bei Anrechnung der Ausgaben für den Rückkauf der Goldanleihe 800 Millionen, dann müsse inan sich wirklich fragen welches Argument noch zugunsten der Dawes-Anlcihc übrig bleibt, die man für den Wiederauibg» Deutschlands in allen Finanzzentren der Erde anslegt. Fm Avril habe General Tawcs wiederholt erklärt, das Finanzacbäuse vom November tt>28 stehe vor dem Einsturz, wenn nicht aenügcnd Kredite es stützten. Fn Ehcaucrs und in London hätte Mac donald wieder proklamiert, wenn man der deutschen Wirt schaft nicht Helte, dann gehe alles wieder in der Verwirrung der früheren Fahre unter. Auaenscheinlich hätte» die guten Leute etwas übertrieben. Die Fnlandskcedite i» Deutschland werden langsam geringer. Der Goldbestand der RcichSbank zeiae dies bereits. Dentschland werde in nicht allzu ferner Zeit stark genug sein, um seine Auleihegcgncr zu schlagen. Vor -er Wahl -es badischen Staats präsidenten. Karlsruhe, 17. Okt. Der badische Landtag tritt am 7. No vember zur Wal» des Staatspräsidenten 1025, zusammen. Da in Baden in der Besetzung des Staatspräsidenten unter den drei Koalitionspaeteic» jedes Fohr e-n Wechsel eintritt. ist der jetzige demokratnche KultuSmir.ißcr Dr. Hcllpach an inr Reihe, nachdem für das lanjcn .e Jahr das Zentrum den Staatspräsidenten m der Person des Finanzministers Dr, Kühler gestellt hat. Die Wahl Dr. Hellpachs durch die KvalitionSparteien ist gesichert. Generat-irekrtor Oeser legt sein Mandat nieder. Berlin, lg. Okt. Ter Generaldirektor der Deutschen RcichsbahngescUschaft Oeser hat gestern sein Mandat zum preußischen Abgeordnetenhaus? nieder gelegt. Der Präsident des preußischen Landtages l>at eine entsprechende Mitteilung erhalten. lW. T. B.) Die Begrenzung -er slaallichen Fiirsoche- massnahmen. Berlin, lg. Okt. Im R e i ch 8 t a g s a n s s ch u ß für soziale Angelegenheiten wurden verschiedene Anträge der Sozialdemokraten, Kommunisten und Nationalsozialisten, die entgegen der Rcgtcrnngsvvrlage eine Erweiterung der geh o b cnen Fürsorge, teilweise sogar die Einbeziehung der bisherigen Aritientzslege ln die gehobene Fürsorge, also eine allgemeine Nivellierung erstrebten, abge lehnt. Angenommen wurde dagegen ein Antrag des Ab geordneten Andrs tZentr.j, wonach in den Grundsätzen über Voraussetzung, Art und Maß der Fürsorge besondere Vor schriften vorgesehen werden sollen, welche die bisherigen A n - spräche der Kleinrentner, Sozialrentner, .Kriegsbeschädigten n nd Kriegshinterbliebe ne» ans eine gehobene Fürsorge sicher stellen und zugleich die Möglichkeit vorsehen und erleichtern, auch anderen Kreise» von Hilfsbedürftigen eine derartige Fürsorge zuteil werden zn lassen. <W. T. V.j Ein Weihbuch über die Zulitwnferenz in Vorbereitung. Berlin, 17. Okt. Die NcichSregierung beabsichtigt die Per- biindttinaen der Londoner Konferenz in der Art eines Weiß Buches zu veröffentlichen. Sie solat damit dem Vorgang der englischen Regierung, die ja bereits ein entwrrchendes Blan-Bnch veröffentlicht hat. Der Falt Seiner! soll weiterbesprochen werben Berlin, 18. Oktober. Der Aeltesten rat des preußi schen Landtages hat beschlossen, daß der Fall Leinert und damit der kommunistische Antrag ans Amtsenthebniig Lelncrts beim Etat des Landtages aufs neue zur Verhandlung ge stellt wird. kW. T- B.j Jukunslsaussichlen -er Luflschissahrl. Spaniens Inleresse an -er Zeppelinfahri. Madrid. l7. Oktober. Der Verlauf der Fahrt des „Z. R. lll" ist in Spanien mit um so größerer Aufmerksam keit verfolgt worden, als gerade setzt mit dem Ansbau der Luftlinie Jevilla—Buenos Aires begonnen werden soll. Es fehlt nur noch die Entscheidung des ArbcitSministerS, der das Verhältnis Mischen den deutschen Zcppelinwcrken und der Eompania Dransaera regeln soll. Als dcntscher Ver treter wird in dem Direktorium dieser Gesellschaft Dr. Eckc- ncr sitzen, ferner Ingenieur Scherz, der während des Krieges in Spanien war. Beide sind wiederholt in 'Buenos Aires gewesen. Die Summe, die der spanische Staat zur Unterstützung des Unternehmens leistet, beträgt ungefähr Million Peseten. Auch in Buenos Aires zeigt sich außerordentliches Inter esse für die Zeppelinsahrt Friedrichshofen—Ncnnvrk. Dem „El Diaro" zufolge soll sich eine Kommission des argen tinische» Haiidclsministcrtiims am Sonnabend nach Ncnnork begeben, um Auskünfte ciiiznhvlcii über die technische VerwendnngSsähIgkcit von Luftschifsposten zwischen Argen tinien und Spanien. Eine strategische Verwendung von Zcppclinlnstschtsse» kommt für Argentinien nicht in Frage. Frie-richshafen mit Glückwünschen überschütte!. Friedrichshofen, 17. Okt. Der Zeppelinwerst liegen bis Freitag mittag 4700 Telegramme und über 12OM andere Postsachen vor mit Glückwünschen über de» Zeppclinflng Friedrichshafcn—Neu >, vrk. Die Feiern in Stuttgark und München. Benin. 17. Okt. dkkiämich i>er g7ücitt>*en Lur.r? „Z. R. HI" in Amerika prangte Stuttgart am l7>. abends in reichem Flaagcnschmnck. Die Stadt lick am Grabe des Grasen Zeppelin, der ans dem Stuttgarter Parkiriedhos be erdigt ist. einen großen Kranz nicdcrlcgen. — Auch sie Stadt München hatte anläßlich der Landung deS LnftschssscS in Amerika geflaggt nnd ehrte ihre» vrrstvrhsiien Ehrenbürger Gras Zeppelin dnech eine Festsitzung des Ltadtrates. Amerikanische Aufträge für Frie-richshafen? «Eigner Drahtbertcht der „Dresdner Nachrichte Rotterdam, 17. Oktober. Die „Timcs" telegraphiert ans Washington: Der Staatssekretär der Marine hat sich zur Abnahme des „Z.R. III" nach Lakehurst begeben. Am Donnerstag mittag wird eine offizielle Mitteilung an die Presse ansgegebcn, wonach die Regierung ausschließlich den Zcppeltntnp für die amerikanische Lustschtffahrt einznführen erwägt. Ein Teil der Ncnnorkcr Zeitungen rechnet mit neuen Aufträgen an die Fricdrichshafencr Werft. Man bringt aufs neue zum Ausdruck, daß die Alliierten unter allen Umständen eine Zerstörung der Zeppclinwerft auf Grund des Versailler Vertrags verhindern müßten. Eine „Gnadenfrist" für die Zeppelinhalte? lD n rch Fnnkspr » ch.j Paris. 17. Olt. „Journal" schreibt über die Frage des Schicksals der Zeppelin - Werft: Die KontroNkvmmission würde zwar die Durchführung des Versailler Vertrages ver langen, doch könne die deutsche Regierung sich in der An gelegenheit an die alliierten Mächte wenden, die dann im obersten Kriegsrat. der seine Ansichten offenbar in letzter Zeit etwas geändert habe, entschieden werde. Richtig sei. daß eine sranzösische Gesellschaft Patente der Zcppelin-Gescll- schast erworben habe, um Handels- nnd Verkehrslinien cin- zurichten. Diese französische Gesellschaft habe vvrgcschlagcn, falls Dentschland ans Reparationskortto Zeppeline baue, dies zu gestatten. Hierdurch würde sich das Bestehen der Werft »in etwa zwei Fahre verlängern. Der Reichskanzler hat mehrere Mitglieder des Direk- s«, »an.,iaa nack, Berlin erlabe,,, nm mit ihnen über eine offizielle Stellungnahme des Reiches gegen R- der Zeppclinwerft durch de» Versailler Verna »»ohe>>^ Schließung zu beraten. Die Beliaiivtiinq von dem Patenteriucrb durch eine fran zösische Gesellschaft ist ganz überraschend. Aus die amitiche Aufklärung darf man gespannt sein A -