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Vrssäva 1888. »MMt «r« 7 ^ »»rWedl««,! «»rienlü»te ,3. »I-riellihrya, 7 «»kl 30Ps,,„ durch dt, voll t «ork 7» Pia« «uinm. 10 VI>«. «ufl»^ 37000 ,k»«di. l>llr dtrMlckftobrrinorlandtrr «»- ilNjerifU maLi sich dt« Rkdactt», nicht »erdindltch. NilMniSe» fürlin» nehmen »»:' Pie Annoncen-Aureinr ».-««>«». s">» » «.,!«»; - «u»»l» «»ff«, - r«u»«»«»»».,— In»«,,»««»«»,! - «. ««»,, m — «ov. «t»tz i» Maadedur»: — Ä. «»«I » «». tn Haue; 1n»rtn H»«d«l» Tageblatt für U-litik, Unterhaltung, Geschäftsverkehr. Söttenbettchst^FremdeMfie. 7 FollNiiuv«-^Uvv — >VLl«vnItLU88tr»8»« 7. (jrü88tv8 Olttü tivr Ikomckonr, Vmnonrimmvr, LillnrckMo, Iiv8o/.iiluusr mit in- u. uuvlünäisebon ^situuxvn. Lpiolrimmsr. Lebattixvr, ktLubkrsisr Ourton. kvnäsr-vou» fsti" Linfloimlsvk« unä Uni! kiE«I<l'8 IleiMule, Inttersn» iiuel I'eiivtediichllt»!!«»»^ 8tr«vv«trr»«l»« Sfr. L. Wzxlieb ununtorbroeiwu Itoituntorttokt kür v.mwn, Uorreu unü liinäor. ^nntendl in 25 slk^-mtsn irsitpkoräon. I'roino billigt. Loäislluuk eoulant. 87. 3»drx»»8. »erd,« «»kt»»»« ^ R« v»ch» » lltze ».»«»»«»»» Sonn,»»« dt« «,na,«irnde. In Ncnftadi nur m> W»<d»„nmen: Ik^ »lostrrgofie b bis Nachm. »u»k? — Die ktnjxalligk Peüizeile ioftet Id Pt», ittoa-iandl 30 Pig«. Eine ch»ronlie siir da» nächst« t»«i,e rrschelnrn.der^nimiü» wird nicht gegeben. »n«u>Lr»igc «»nonceu»Lnstrage von unbetannlell t.c jonen inieiireii d»ir »ne »egen ipranunlerand.» »^,tun»durch ArieinuiUcn oder DoileiNtahiu»«. Sich! L iiiie» wilk» ld «». Inserat« iür die Sdonlogs. >»««« »d«r »och einem FcylaM dt, PetilgeUe 30 Pt. rediS-SS-i 25 LriskboZsn ULä 25 LouvsrtL, onziliseUv« Normst. l»it ^oaagrsmmdN s2 boliodigv IluebsUiboii, voractiluniecn/, vorpsclrt in vinvm eleeantsn Oartov, l kttark. — l'unsr 8ott:mvnt dostodt aus -i 12 vkrsetitsüvnvn Dlonogrammm:. i! ^jlkürulsorstrn.^6 ,f. ÜLrLOU 88Kv«,V»Ü!ckrulI<-rd,ru8«uü «r. IS8. Wiitening vom S. Juni: «aroineier nach Oscar völalt, Wavsirasie :»<Abd». 7 y.) 783Mill., seit aesiern unverändert. Tliermomeirvar. n. Reanm.: Teinycr. I«i"W., ntedr. Temv. S>,»°W . ditchstr Trm». L«°W. Süd-Wiud. »es,er. Aussichten für den 7. Juni: Ziemlich heiter, trocken, Gewitterregen, s worin. Mittwoch, 7. Juni. verantwortlicher Redactrur sUr PvIkHsihtA OrLmtl viere» in Dresden Seit gestern ist in Berlin die grobe parlamentarische Sckleube ausgezogen: der Reichstag versammelte sich zum Schlußakte seiner Thätigkeit. Stürmisch und brausend werden sich nun die Wässer der Beredtsamkeit ergießen. Die wilden Wogen schwemmen den Holzbau des Tabakmonopols in Stücken mit sich sort; hossentlich gelingt es, die Fluthen später einzudämmcn und sie in geordnete Bahnen zu leiten, so daß sie die sozialen Reformgesetze befruchtend bewässern. Bereits ist es in der Tabakkommission zu vorläufigen Scharmützeln gekommen. Der Abg. Barth las am Montag den von ihm mit außerordentlichem Jleiße ausgearbeiteren Bericht über das Tabakmonopol vor. Der Unterstaatssekretär Mam machte säst bei jedem Paragraphen Ausstellungen am Barth'schen Berichte. Es kam dabei zu vielen malitiösen Bemerkungen. Infolge dessen gedieh die Verlesung nicht bis zum Ende; erst am Dienstag soll der Bericht endgiltig sestgestellt werden; dann wan dert er in die Schnellpressen der Reichsdruckerei und am Freitag kann er im Plenum des Reichstags zur Berathung gelangen. Die von der Tabakkommission gewünschte Vorlegung des Geschäfts berichts über den Stand der kaiserlichen Tabakmanufaktur zu Straß- burg wurde nicht beigebracht. Auf diese Vorlegung ist auch schwer lich zu rechnen. Mit 55 Millionen schwer verkäuflicher Cigarren und außerdem 2 Millionen Mark Schulden kann die kaiserliche Manufaktur allerdings keinen großen Staat machen. Niemand trägt sonderliches Verlangen, seine Verwaltungsmißgriffe so an vie große Glocke zu hängen. Dem Barth'schen Berichte über das Tadakmonopol ist auch ein Tableau der eingegangcncn Petitionen beigesügt. Es befinden sich darunter 392 Petitionen gegen die Einführung des Monopols und gegen jede weitere Erhöhung der Tabaksteuer, sowie für Aufhebung der Tabakmanufaktur in Straß- durg; 21 Petitionen gegen die Einführung des Monopols und gegen jede weitere Erhöhung der Tabaksteuer, 5 Petitionen gegen Ein führung des Monopols, ferner noch 3 Petitionen gegen das Mono pol mit Detailbestimmungen. Für das Monopol sind im Ganzen 5 Petitionen eingegangen, und zwar von Gemeindevorstehern des Kreises Graudenz, vom Bürgermeister zu Lauterburg und Genoffen, von einem Herrn Rubmer, von Damian und Gen. zu Böblingen und von den Tabakpflanzern der Gemeinden Arzheim, Wendenheim, Eberbach. Schleithal und Duttweiler. Das Hauptinteresse in der Debatte wird sich auf die Resolution LingenS concentriren. Vielleicht giebt man ihr noch eine etwas andere Form. Daß in ihr dem Reiche Sparsamkeit ancmpsoklen wird, hat die Reichsregierung besonders verschnupft. Wanim? ist eigentlich nicht abzusehen. Das Reich hat durchaus nicht immer sich von der Tugend strenger Sparsamkeit leiten lassen. In Preußen z. B. verfährt die Regierung weit sparsamer, als im Reiche. Hier geht's ja aus dem großen Geldbeutel. Mehr als eine Rcichs- bchörde ist zu reichlich mit Beamten ausgcstattet. Die Ankäufe von Riesenarealcn für Reichszwecke nehmen gar kein Ende. Dann und wann sind Preise bezahlt worden, welche ein Privatmann niemals anlegen würde. Sollte die Reichsregierung die Nothwcndigkeit betonen, die eigenen Einnahmen des Reichs aufzubcssern, so wird man konservativerseits auf die Einführung einer wirklichen proecn« tualen Börsensteuer Hinweisen und den Zucker anstatt des Tabaks als viel geeigneteres BestcuerungSmaterial präsentsten. Die Zuckcr- steuer bringt jetzt, wie allbekannt, 24 bis 25 Millionen Mark weniger ein, als sie bei gerechterer Dertheilung cinbringen müßte. Dieser Ausfall rührt aus zwei Ursachen her: einmal bereiten die Zuckerfabrikanten infolge technischer Verbesserungen heute aus den Rüben bei Weitem mehr Zucker, als zur Zeit der Veranlagung der Zuckersteucr berechnet wurde. Zum Anderen wird den Fabrikanten von diesem ungcrechtfertigtcrwcise unversteuert bleibenden Zucker bei seiner Ausfuhr in's Ausland eine Exportbonifikation in der Höhe gewährt, welche die Steuer betragen würde, die sie aber gar nicht bezahlt haben. Diese Zuckerfabrikanten bekommen also vom Reiche geradezu Millionen als Geschenk nachgeworfen. Die Zucker- Industrie befindet sich in einem höchst prosperirenden Zustande, sie wirft Gewinne von 50 bis 70 Procent ab. Wenn ein Verzehrungs stoff für eine höhere Besteuerung geeignet ist, so ist rS der Zucker; hier wäre der Ausgangspunkt für eine gesunde Reform der indi rekten Steuer. Statt dessen setzt man den Hebel auf anderen, weit ungerechtfertigteren Gebieten an. Es ist die höchste Zeit, daß sich die österreichischen Staats behörden um die Wirthschaft kümmern, die in Brody betreffs der jüdischen Flüchtlinge aus Rußland eingeriffcn ist. Das jüdische Hilfscomitö in Brody scheint aus recht netten Patronen zu bestehen. ES ist nicht in der Lage klare Rechnung abzulegcn. Besonders ist ein Posten von 600,000 Gulden verschwunden, der ihm von der Alliance Jsraelitique zu Unterstützungszwccken zugcgangen ist. Auch die von Dresdner Bankdirektoren bewilligten Summen scheinen in die Wicken zu sein. Der ehrenhafte Thcil der Judcnschaft ist na türlich über diese „Eigcnthümlichkeit" empört, daß sich die Herren in Brody auf Kosten ihrer armen Glaubensgenossen bereichern. Hingegen hat man sich öfterreichischerseitS noch nicht dazu entschließen können, einen richtigen Grenzkordon zu ziehen. Nur der Uebertritt von Flüchtigen auf Schleichwegen wird verhindert. Die Auswan derung der Juden ist über Jahr und Tag sorglich vorbereitet wor den; die Mehrzahl der angeblich vor den russischen Barbareien Flüchtenden kommt mit wohlgefüllten Taschen an und rechnet nebenbei noch auf GratiSbrförderung und sonstige Unterstützungen. Bereits jetzt zählen die Flüchtigen, deren Unterhalt schließlich Oesterreich zu fallen wird, nach einer mäßigen Schätzung auf 2000. Oesterreich bürdet seinen ohnehin nicht gerade glänzenden Finanzen mit deren Unterbringung eine doppelt drückende Last auf und schädigt die Gemeinden, denen sie diese Elemente zuführt. aufs Härteste. ES — Pros. 1)r. W a ch in Leipzig, welcher startbcsuchte ziollegien über den Straf- und Eivilprozcß liest, hat den ehrenvollen Ruf als Vortragender Rath im preußischen Ministerium des Innern und als Decernent für sämmtliche vrcußische Universitäten abgelcbnt. — Der Director der Kunstakademie und Kunstgewerbeschule in Leipzig, Prof. Nieper, hat den Titel „Hosralh" erhalten. — In Großenhain hat es nicht wenig Heitcrleit erregt, daß von den zwei Hauptmachern der fortschrittlichen Reichü- tagswal, lkandidatur der eine in der Zwischenzeit bankerott gemacht hat. Es waren dies zwei auswärtige Minner vom aus erwählten Volke, die sich hier angesicdelt haben und das Geld zur Wahlagitation von auswärts bezogen. Die ganze ztämpscr'sche Kandidatur ist in unsern Wahlkreis künstlich getragen worden, ebenso die wüste Wahlagitation. Man saßt nun den Bankerott eines der Macher der Fortschrittskandidatur als ein günstiges Vor zeichen für den Durchfall Kämpfer's selbst auf. — Die nächste Bezirksausschußsitzung der Kgl. Amts- Hauptmannschaft Dresden-Neustadt wird kommenden Sonnabend Vorm. 9 Uhr stattsindcn. — Die Abzweigung der rasch ihrer Vollendung cntgcgcngehenden Pieschencr Pferdebahnlmie: Hauvt-Heinrichs-Kaiserstraße, wird zu nächst dem Verkehr nach den Neustädter Bahnhöfen zu Gute'kommen. Die Kurve bei Stadt Metz in die Antonstraß-' hinein, soll nicht zukünftig nach dem Albertplatz leiten, sondern gleich jetzt zwischen Leipziger und Schlesischen Bahnhof einbicgcn. und dort nach Ankunft der Züge in bereit stehenden Standwagcn Passagiere aufnehmen und aus der Altstadt dahin führen, welche unabhängig vom Pieschencr Verkehr von und zum Postplatz gefahren werden. — Zolling's „Gegenwart" enthält einen höchst interessanten Brief des Med.-Rath 1)r. Küchenmeister in Dresden, mit dessen Veröffentlichung derselbe einen Vermächtnißwunsch des ver storbenen Drobisch erfüllt. Er lautet: „Bekanntlich erließ unter dem Ministerium Abel König Ludwig I. eine Verordnung, nach welcher diejenigen, welche sich einer Majestätsbeleidigung gegen den König schuldig gemacht hatten, vor seinem von einen: der ersten Maler Münchens angefertigten Bilde kniccnd Abbitte lhun mußten. Den Namen des Künttlcrs hatte ich mir notirt, aber unbegreiflicher- weisc finde ich ihn nicht wieder. Der Kampf der Geister tobte in München ganz besonders im Januar 1848, zu einer Zeit, wo der verstorbene Theodor Drobisch in den Münchener Gelehrten- und Künstlerkreisen lebte. Auch in ihn: regte sich der bittere Groll und die Empörung, die damals die Gemüther der Deutschen aller Lande — ich entsinne mich dessen noch ganz wohl — durchbebten. Drobisch verfaßte in dieser Gemütksstimmung das nachfolgende Gedicht, das sich in feinen handschriftlichen Aufzeichnungen aus dem Januar 1848 verzeichnet findet und dessen Veröfsentl:chung nach seinen: Tode der Schreiber dieses versprochen hatte. .Januar 1818. Abbitte vor dem Bildnisse des Königs von Bayern, Hab Dank, o König, siir die Milde. Tic zart aus Harle»! Urtbeil spriilN: Gern knie ich hier vor Deinem Bilde. — Denn vor Dir selbst vermocht' ich'S nicht. Du selbst gehörst zwar zu den Bildern. — Lein rieben war ja lolisi und wild: Drnm kann man Dich nicht treuer schildern, — AIS mit dem Wort: .ein Jammerbild". Ei» Bild kann nicht vor Scham ccröthcn. — ES wechselt nicht im Micncnlbiel: Mein Anblick könnte Dich ja lödicn, — Und Königsmord war nie mein Ziel. Wie schön er ist, wie brav gemalei! — Der edlen Kunst beug' ich dos Knie: Die Hoheit, die dem BUd enisirahiei, — Sie blitzte aus dem Deinen — nie. Und nun vermag ich'S wohl zu fassen, — Warum Dich Wabrheit io cmvöri: Dein eigne? Antlitz musil Du hassen: — Tenn nur ein Pinsel giebi ihm Werth." Ich kann mich nicht entsinnen, ob Drobisch selbst vorLudwig'S Bild hatte Abbitte lhun müssen. Dieses Gedicht stellte Drobisch, der seine Abreise aus München und überbaupt aus Bauern schon , vorbereitet hatte und der am Tage nach Ucbcrreichnng desselben an Klassen der Nation seien mit ihm; Diejenigen, welche Englands den König auch Bayern für immer verließ, in Birlschristform Verheißungen Vertrauen geschenkt, würden jetzt für ihre Leicht- geschrieben dem Könige direkt aus folgende Weise zu. König muß aber noch viel besser kommen! Sonst wird man in unserem Nachbarstaat,: nicht klug. Die Gemeinden in Nordungarn sind über die ihnen zugcdachte Einwanderung der russischen Juden empört. Ihre Aufregung ist ohnehin infolge des Mordes eines Christen mädchens in der Synagoge zu Eszlar unbeschreiblich. Es ist noch unaufgeklärt, ob das unglückliche Mädchen einem raffinirten Lust morde jüdischer Schächter zum Opfer fiel oder ob ihr Blut behufs ritueller Verwendung in der Synagoge vergossen wurde. So fehr sich alles menschliche Gefühl gegen letztere Annahme sträubt und so wenig das Blutvergießen zu diesem Zwecke den Satzungen entspricht, so spitzen sich alle Indizien leider hieraus zu. Der Untersuchungs richter Melchior Both, welcher den des Mordes beschuldigten jü dischen Schächter zu verhören hatte und der in so verdächtiger Weise die Untersuchung wochenlang hinansschob, hat sich vor Gewissens bissen entleibt. Er erschoß sich in Tokaj. In Irland ist's diese Woche merkwürdig ruhig hergegangcn ; keine einzige crwähnenswcrthe Ausschreitung, kein Mord ist zu ver zeichnen und selbst die Herren „Mondschcinler" haben nichts von sich hören lassen. Michael Davitt macht eine Rundreise in den westlichen Hochlands-Distrikten, wo die meisten Exmissionen statt- gesunden haben und wo ein wahrhaft haarsträubendes Elend herr schen sott. Zwischen Carrovon und Clisden soll das Land fast gänz lich entvölkert sein; Agenten suchen die obdachlos gewordenen Leute zur Auswanderung zu bewegen, zu der sich dieselben jedoch nur ungern verstehen wollen, indem die meisten früher Ausgewanderten in den Städten in den westlichen Thrilen Amerikas landeten, wo zu ihrer Aufnahme und Weiterbeförderung nicht die geringsten Vor kehrungen getroffen worden waren. Davitt wird sich binnen Kurzem nach Amerika begeben, da das Geld dort langsamer zu fließen anfängt. Der Sultan nützt die Gunst der Verhältnisse in Egypten weidlich aus. Ihm haben die Ereignisse in der Thnt eine so günstige Po sition gegeben, wie er sich dieselbe besser nicht wünschen kann. Von allen Seiten hat man sich beeilt, die Snzeränitätsrechte der Pforte über Egypten anzuerkenncn, sowohl seitens der Führer der egyp- tischen Nationalpartei, als auch des Khedivc und der Weltmächte. Die Türke: will aber nicht blos eine theoretische Anerkennung llner Rechte, sie will auch praktisch die Konsequenzen herbeigcführt wissen, die sie auS jenen Rechten ableitet. Deshalb will sie unabhängig von den europäischen Mächten, ohne ein Mandat derselben, in Egypten cinschreitcn. Man weiß in Konstantinopcl recht gut, daß eine Intervention der Türkei in Egypten a::S eigener Machtvoll- koinmenlmt aus die islamitische Welt des Orients einen ganz anderen Einfluß ausübcn wird, als wenn dieselbe erst in Folge eines Anf- kmges einer europäischen Konferenz, assistirt oder beschränkt von den europäischen Mächten vor sich ginge. Arabi Bey ordnet sich allen Befehlen des Sultans bereitwilligst unter. Er will auf dessen Ge heiß sofort alle Befestigungsarbeiten in Alexandrien cinstellen. Der Sultan wird einen so ausgezeichneten Beamten nicht fallen lassen nnd die Hoffnung Frankreichs und Englands von diesem ihren ge fährlichsten Gegner erlöst zu werden, ist auf den Flugsand der Wüste des NilreichS gebaut. Der Korrespondent des „Standard" hatte in Kairo eine Unterredung mit Arabi. Derselbe erklärte, alle gläubigkcit büßen. Er und seine Anbängcr fragen wenig nach Eng' lands und Frankreichs Verheißungen nnd Drohungen. „Wir haben und werden die europäische Einmischung aller Mächte zurückwciscn mit Gottes Hilfe und des Sultans Äilliqung, dessen Willen wir gehorcht haben." Das ist doch wobl dcutttch genug. Rrutfte Telegramme der „Dresdner Nachr." vom 6. Juni. Berlin. In der heutigen Reichstagssitzung wurde die Auf hebung des JndentitätSnachweises sür auszusührcndes Mehl an genommen, der übrige Theil der Vorlage aber abgclehnt, da die Rechte nnd das Centrum zufällig sehr schwach besetzt waren. Ein Antrag auf Einstthrung des Zolls ans Schwcmmkrcidc wurde zurückgezogen; sür die Erhöhung des Honigzolls sprach der Gras Holstein; es liege in: Interesse die Förderung der deutschen Bienenzucht, dagegen sprach Braun. Durch die Erhöhung schädige man die Wehrkraft des Volkes, indem man den Kindern schlechte mit Substanzen versetzte Pfefferkuchen gebe. Braun ergriff ferner in ganz unmotivirter ausfälliger Weise Frcge wegen früherer Aeußerungen an. Die Erhöhung des Honigs und der Schifferzölle wurde abgelehnt. Ein Antrag auf Herabsetzung des Weftgarnzolls wurde angenommen. Dafür sprachen Buddeberg, Lcnschncr (Sachsen) und Bambcrger. Letzterer erkannte an, daß das Abstimmungs-Resultat ein Zufall, aber ein solcher Zufall 1679 unmöglich gewesen wäre. Bismarck wohnte kurze Zc:t der Sitzung bei und begab sich um 4 Uhr zum Kaiser, um Bortrag zu erstatten. — Der Prinz von Wales vertritt die englische Königin bei der Taufe in Potsdam. Berliner Börse. Ein völliger Umschwung in der Tendenz in Folge starker Kaufordrcs ist eingetretcn. Eisenbahnen belebt und steigend. Credit 10 Mk., Disconto 3, Deutsche I Proc. böhcr; die übrigen Banken still. Bergwerke ruhig und anziehend. Indu strien besser. Fonds sehr fest. Kranklurl a. M., «. Jnni. Abends. Credit 27!>>/,. EtaatSbalni 282. Lom barden I27N,. Mer Loose —. SUberrenie —. Pavierrenie —. Malizier 27t>/,. Oesierr. Moidrente —. «"/» Untz.Golbrente 7b»/,. 77er RussenMer Russen—. 2. Oricnianleifte . Neueste Ungar. Goldanlelbe —. 3. Oricnianlcibc . Un garische PaV'errentc —. DiSconio.—. Egvpier —. Fest. Wien, 8. Jnni. Abends. Credit »2S.SS. Iprve. Ungarische Moidrente 85.32. Pari», tt. Juni. /Schlich.> Ncnie 83,30. Anleihe ttb.so. Italiener »S.70. CtaatSbahn 700,06. Lombarden 3N.2S. da. PriorilStc» 2SV.06. Egyplcr 3S3.6V. Oesierr. «oldrente 7»»/,. Ruhig. Lokale- und Sächsisches. — ES beißt, der bisherige russische Gesandte in Dresden Herr von Nelidow solle demnächst in gleicher Eigenschaft nach Kon- stantinovel gehen. — In Trachenberge wurde gestern dem um Kirche, Schule und Gemeinde vielfach verdientcv Herrn Rentier Müller durch Herrn AmtShauptmann von Metzsch, in Gegenwart der Herren Schulrath I)r. Hahn, Konsistorialratl: I)r. Meier und einer großen Anzahl Ludwig I. pflegte seine Spaziergänge sehr regelmäßig und m gewohnter Tour, auch im Winter, täglich durch den Englischen Garten zu machen, in welchen: auch Bettler ihre Aufstellung zu nehmen pflegten. Drobisch ging nun zu eine»: dieser Bettler und sagte ihm: „Willst Du Dir ein Kopfstück verdienen?" „Gewiß!" antwortete der Bettler. „Nun dann übergicb dem Könige diese Bittschrift. Besorge es aber ordentlich." Ter Bettler, hocherfreut über die große Gave (ein Kopfstück, auch Knopfstück genannt, weil die bayrischen Bauern Zwanzigtreuzcr als Westen- und Rockknöpfe trugen, war ein alter österreichischer Zwanzigtreuzer, nach unserem damaligen Geide 68 Pfennige) that seinen Dienst; Drobisch beobachtete als Spaziergänger den Bettler von ferne. Der König Ludwig I. kam; der Bettler übergab die Bittschrift : der König erbrach sie, las sie nnd gab sie, gegen seine Gewohnheit, hierauf nicht dem ihn begleitenden Adjutanten, sondern steckte d:e schnell zusammengcknittcrte Bittschrift ::: seines Rockes Scitentaschc. An: anderen Tage muß der König den Befehl, daß de: Bilderdienst eingestellt werde, gegeben haben; denn plötzlich hörte der Bilder dienst auf. Der König dankte erst am 19. März ab. Der nach Leipzig auswandernde Theodor Drobisch war cs hiernach, der jenes Odiosum Deutschlands beseitigte, lind die Geschichte möge dies Faktum rcgistriren. Zuletzt sei noch bemerkt, daß Abends am gewohnten Biettische die Künstler- nnd Literatenwclt Münchens den Maler, welcher dies idolattische Bild des Königs Ludwig angefertigt hatte, höhnend neckte, und daß derselbe empört ausrief: „Ich würde meine Hand und meinen Pinsel niemals dazu hcrgcgebcn babcn, wenn ich den wahren Zweck und Grund des bestellten Bildes gekannt hätte." Dresden — Dr. Friedrich Küchenmeister." — Bezüglich der Notiz in letzter Sonntags-Nummer aus dem „Sächs. Postillon" über den vormaligen Vicelokalrichter Sckmidt von hier können wir beute bemerken, daß Herr Schmidt seine Stel lung freiwillig niedcrgclegt bat, nachdem er bereits icit August vor. I. eine andere bürgerliche Stellung bekleidet. Ob die in obigem Blatte erwähnten Beschuldigungen zutreffend sind, darüber wird erst der Richter entscheiden. — Die Einsicht unserer guten Dresdner Handwcrksleute über das geradezu schamlose Treiben schwindelhafter Bampekulanten kommt lewer immer zu spät; erst pumpen sie den sauberen Herren - und wenn sie nicht zu ihrem Geldc kommen können, müssen Zwangsmaßrcgcln ergriffen werden, bannt wenigstens das Bischen Matena! nicht verloren geht, geschweige von den: Arbeitslohn, den sie natürlich ganz und gar aus ihrer Tascbc opfern. Was bleibt rhncn aber auch anders übrig? Gestern früh 5 Uhr sahen sich die Herren Röhr, Focke und Preißc, um sich vor gänzlichen Verlusten zu schützen» veranlaßt, in einen: von den Herren Faul wasser und Schuster erbauten Hause sämmtliche gelieferten Tbürcn und Fenster wieder heraus zu nehmen und ihr Eigen st,um mit zwei Möbelwagen in Sicherheit M bringen. Gcmeindcglicdcr das Ritterkreuz 2. Klasse vom 1fllbrechtsoä>cn Die Intervention der beiden letztgenannten Herren, welche erklärten, auSgchändmt. ! daß das betr. Haus bereits von der Jmmobiliarbank übernommen — Gestern wurde dem einer. Cnntor Tögcl in Kockwitz von ^ sei, blieb allerdings erfolglos, da die Herren von der Unwahrheit der Schulinspcction, vertreten durch die Herren Amtshauptmann dieser B hauptung nur zu authentisch überzeugt sein mochten. Statt vr. Schmidt und Schulrath vr. Hahn, daS Ehrenkreuz vom AlbrechtS-! sozialdemokratische Bestrebungen zu unterstützen, wäre cs allerdings orden ausgehändigt. I angczeigter, seine Gläubiger, die ehrlichen Handwerker, zu bezahlen.