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87. Jahrgang, 216. Bezug«-Set ühr oterteiiLhei. tür Dee,- den det Ui glich ,»«i- mallger Zutrngun, «an Sinn, und Montagen «u einmal) 2,«> M., d«chan»wtNi,t Uom. mlifionLr« tt» F,to zu. «et «tnniaiiger Zu- peLung durch die Post SM. lohne Belte llgeld). Uueland: Oester- retch.Ungarn ö,1i> Nr., Schwei» ö.gö Fr!,.. Italien 7,l7 Lire. — Nachdruck nur mit deutlicher 0»«N«n- angerb« l»Dr«»dner Uaqr.")rulWg. - lln- »»riangte Manuskrtple «rd. ntchlausdewahrt. Telegramm-Adresse: Rachrichte» Tresden. Fernsprecher: 11 » Ltlvti * tltittl. Donnerstag» 7. August ISIS. Druck und Verlag von Liepsch 6: Rcichardt in Dresden. 5ii>M keinrckmsclcer: Udile-Veeli'mti. , fonk/sn?-c/>oeo/s6e > /?sdm- t/iocolsils ixkeTsfeiLÜH ch^e» e/locokscis / Lsaso ->ee '/r t(A. vor« 2,«o U. xee Lsedon 2. 3 u. ^ öl, «nzrigen-rartf. Annahme oon Antvn- diaungen dt» nachm. 3 Uhr, Sonntags nur Lttortenltroß« M oon >> bis >/„ Uhr. Die emlpalttge Zerte (etwo « Tilde») »v Pf., dt- zweisoaltige Zette aul Terlseil« 70 Pf., dt- zw-tlpall. «eklamerelle M., Familien, üiachrichlen aus Dres den di- einlpolt. Zeile Ld Ps. — In «ium mern nach Sonn- und Feiertagen erhöhter Tarif. — AurwSriige Auftrag« „ur gegen Dnrousbezahlung. J-drsBelegblaltlüPs, Hauptgcschästsstelle: Marienstraße L. R. Rickier Xrooleucdkertsbrik » vf68d6H, LlN3li6N8tl-. 17 Leleucklun^s Körper IN zscisn I^iakt- unck Ltjlsnr. Oregöner I^elcl8clilö88clien - ^_a^er bleibt uniibertrakten! k. Löftme 8 rolkee ksekenrciilsucft »SSL K6k»io llmllen-ki.. Xsinkiim r? - - lli'killeii-il.. tmslieimlslr lim! kiiMM. Qk-O^ss !>3§6k- uniILiikei'liWg Mlirkieiiliuiig. vraulrnodel vbachte. England hat demgegenüber keine Wahl mehr. Tie Freundschaft und Tonalität der Indier bedeutet für Englands Weltgeltung mehr als die ivcnig Prosit brin gende Vorliebe für die Balkanstaaten und das Interesse, einige neue Brocke" aus der türkischen Liguidation cin- ziiheimsen. Wenn t^rvßbriiannien die Nlohainnicdaiier in Zukunft nicht vorsichtiger behandelt, lann cs auch in Aegypten und Arabien nilangenehme ileberrafchnngcn erleben. Es ist nicht verborgen geblieben, das) die Engländer seit langem besonders eifrig in Arabien wühlen, den religiösen Fanatismus der Araber auszusiacheln und eine Er hebung gegen die Türkei in Szene zu setzen suchen. Eingeweihte Kreise und Orieinreiscndc glauben zu wissen, das; der arabische Auistand in allernächster Zeit, vielleicht schon im Dezember dieses Jahres, nusbrechen wird. Tie Engländer haben bei diese» Wühlereien beton derS mit der K a l i s a t s - F r a g c gespielt. Tic suchen den Araber» ein,Zureden, das; der tür tische Sultan eine wertlose Puppe geworden sei. jede Autorität unter der jnngtürkischen Herrschaft eingebüßt habe — was leider wahr ist, aber nur mit Hilfe Englands möglich geworden ist — und daher unfähig und unwürdig sei. das Kalifat weiter zu bekleiden. Tie Araber mutzten sich das Kalifat, daS sie einstmals selb» besessen hätten, wieder zu nehmen suchen. To sucht Großbritannien Zwiespalt unter den Islam zu tragen. Dabei hvsst eS natürlich selbst im Trüben zu fischen. Ein ncnarabiichcs bleich würde sich ver mutlich nicht ans Arabien beschränken, sondern auch Tnricn und Mesopotamien sich anzneignen suchen. Damaskus würde wahrscheinlich zur Hauptstadt erhoben werden. Eng land würde sich für seine Unterstützung und dafür, das es die Gnade hat. das Protektorat über das neue Kalisen- reich zu sichren, BaSra, Kocoeit und Teile des Jemen abtretcn lassen, cs hätte dann das Ziel seiner Lehnsncht. eine direkte B c r bi n d u n g z w is ch e n A cgnpte n » n d Indien, erreicht. Es ist aber auch die Möglichkeit vor handen, das, das »cue Kalisenrcich sich gegen seinen Be schützer England kehrt und ihw eines Tages das so wert volle Aegypten wcgnimmt. To sicher ist die englische Herr schaft in Aegnptcn nicht fundiert, das; sic an einer reli giösen und nationalen Erhebung der Aegyptcr, die von Lord Kitchener zurzeit nur mit Gewalt niedergehalten wird, und eine natürliche Folge der Wicderbildung eines arabischen Kalifats wäre, gleichgültig vorübergchc» konnte, die p a » i s l a m i t i s ch e Bewegung ist ein gefährliches Ding. Tic mutz auch für das selbstbewußte England eine Warnung sein, den Bogen nicht zu überspannen. Tcutsch- land hat alle Veranlassung, dein Belter jenseits des Kanals scharf aus die Finger zu passen und die Integrität »nd Wicdererstarkung des in seiner Art eine autzcrordcntlich konservative Macht darstellenden Türkcnrcichcs an- zuslrcbc». Fn Bukarest wurde Friede geschlossen. M't-i? erkigo Mutmaßliche Witterung: Wechselnde Bewölkung, vorwiegend trocken. Der Geschäftsbericht der Handwerks- und G c - wcrbckam in e r n spricht sich für eine Ruhepause i n der sozialpolitischen Gesetzgebung aus. Tie Nachricht von der bevorstehenden Errichtung eines fliegenden A n s l a n d S g e s ch w a d c r S wird von zuständiger Stelle dementiert. Zwischen Deutschland und Ocsterrcich schweben Verhandlungen über die gegenseitige Anwendung der Arbciterversicherungsgcsetzc. Ter französische Senat nahm die Artikel des MilitärgcsetzcS an, die die Tauer der aktiven Dienstzeit auf drei Jahre festsetzcn und die Einstellung der Zwanzigjährige» gestatte». Im englischen Oberhause kam die Flotten- politik der Regierung zur Sprache, wobei Lordgroß- kanzler Haldane die „freundschaftlichsten Beziehungen zu Frankreich" betonte.,^ Der Internationale A e r z t e k v n g r e tz hat gestern in London seine Sitzungen begonnen. In Bukarest wurde aus energische Einwirkung Rumäniens der Friede geschlossen. Zwischen den chinesischen Truppen und den A u s.st ändis ch e n hat in der Nähe der Stadt Kanton eine Schlacht begonnen. England, die Indier-Bewegung und die Kalifat«-Frage. Das stolze England inns; cS erleben, das; die Säulen seiner Herrschast in Indien, dem Juwel der englischen Krone, der Kornkammer des englischen Reiches, ins Wanken geraten sind. In demselben Indien, das jahrhundertelang und bis in die Neuzeit eine der sichersten Stützen dcü englischen Weltreiches bildete, breitet sich eine Gärung aus, die sür den Bestand der englischen Herrschaft in jener Gegend ge fährlich zu werde» droht. In dem indischen Orte Cawn- purc sind nach zuverlässigen Meldungen auS London ernstliche Unruhen ausgebrochen, die bereits einen grösseren Umfang angenommen haben und von Mohamme danern und Hindus gleichermaßen geschürt werden. In London macht man sich bereits ans weitere Unruhen ge faßt und trifft entsprechende Gegenmaßregelii durch die indische Regierung. Es erscheint indessen durchaus zwcisel- haft, ob eS den Engländern so schnell gelingen wird, der anf- rührcrischcn Bewegung Herr zu werde», denn die Be wegung geht dieses Mal außerordentlich tief. England hat seine Herrschaft in Indien bisher nach dem Grundsatz „ckivicko <-> impcru" ansrecht zu erhalten verstan den, indem es die Gegensätzlichkeiten und Tisscrcnzen der verschiedenen eingeborenen Stämme Indiens geschickt be nutzte. um die Stämme gegeneinander nuSzuspiele». Auch die religiösen Verschiedenheiten, die Teilung des indischen Voltes in buddhistische und mohammedanische Rcligionö- anhänger. waren der englischen Regierung ein Mittel, um ihre Herrschaft zu behaupten. Aus diese Weise war es bis her gelungen, ein Erwachen eines indischen Gemein schaf t S - und Z u s a m m c n g c h ö r i g k c i t s g c s ü h l s, das Aufkommen einer nationalen Bewegung, zu verhindern. Das scheint nun anders werde» zu wollen. Wen» die Mel dung richtig ist, daß die Hindus und Mohammedaner sich zusammenschlicßcn wollen, dann steht der englischen Regie rung in Indien eine schwere Sorge bevor. Tie englische Regierung hat vor allem einen schweren Fehler begangen. Sie hat der religiösen Be wegung in Indien in der letzten Zeit z» wenig Aufmerk samkeit zngcwendct und hat aus die Gefühle der mohamme danischen Bevölkerung nicht in dem wünschenswerten Maße Rücksicht genommen. Sie hat vergessen, daß keine religiöse Gemeinschaft ein so enges Zusammengehörigkeitsgefühl gibt wie der Islam, daß die MoSlim-Anhängcr in Aste». Europa und Afrika durch ein unsichtbares Band zusammciigchaltcn werden »nd daher jede Erschütterung eines islamitischen Staatsgebildes als ein ihnen selbst angetanes Unrecht emp finden. Das größte Interesse erweckt sür den Gläubigen des Islam noch immer das Schicksal des alten Kattfcnreichcs, der Türkei. Die Ans- und Abwärtsbewegung der Türken als der Borkümpser des Islam versetzt die Mohammedaner in Indien, Arabien und Afrika in die heftigste» Seelen schwingiliigcn, »nd da Großbritannien in allen diese» Ge bieten Mohammedaner zu seinen Untertanen zählt, wird seine Herrschaft von diesen Bewegungen aufs heftigste in Mitleidenschaft gezogen, muß cs seine indisch-asiatische und seine Politik der Türkei gegenüber diesen geheimsten Tcelenregungen im Islam anpasscn. Es scheint, daß sich die liberalen Staatsmänner in London über diese Im ponderabilien allzu leichten Herzens während der Balkan- Krise der vergangenen Monate liinweggesetzt haben und auch jetzt noch htnwegsetzen, wo die Adria » opcls r a g e aufs neue die Gemüter in der Welt des Islam erregt. Tie Herren ASquith »nd Gren haben aber offenbar nicht daS feine Gefühl für die Borstelliingsmclt und die Bedürfnisse deS Islam wie ihre Borgünger, und das rächt sich setzt. Es unterliegt keinem Zweifel, daß der Balkan krieg und Englands Haltung während desselben unter den Mohammedanern Indiens den tiefsten Eindruck ge macht und dort eine stark religiös-politische Erregung hervorgcruscn haben. Man hat in Indien die antitürkische Rede deS Premierministers in Birmingham und die auf den gleichen Ton gestimmten Artikel der inspirierten und unabhängigen englischen Presse nicht vergessen und be trachtet auch jetzt noch alle in Altengland »nd Indien er scheinenden. gegen die Türkei gerichteten Zeitungsartikel mit verhaltener Mut und Ingrimm. Tie neuerlichen Er folge der Türkei in Thrazien, die Wiedcrervbcrnng Adria- nopelö »sw. haben nun sofort automatisch das Selbstgefühl der Islamiten in Indien gehoben »nd ihre Sprache gegen über dem englischen Vormund beeinflußt. Unter dem Eindruck dieser Vorgänge bat Sir Edward Grcn ossen- bar seine Haltung gegenüber der Türkei geändert »nd in seiner im Unterhaus«: gehaltenen Rede am k. August die Anwendung von Zwangsmaßnahmen gegen die Türkei zur Erzwingung einer freiwilligen Ausgabe der „heiligen Stadt" nbgclehnt. Tie reichlich geschraubte Erklärung ent hielt nicht einmal einen Hinweis darauf, wie England sich verhalte» würde, wenn andere Mächte die Türkei zwingen würden, zum Londoner Vertrag zurückziikehre». Die selben Gründe, die England veranlassen, in der Adrianopel- Frage Gewehr bei Fuß zu stehen, werden »nd müssen das Kabinett von St. James auch mit bestimme», einer russi schen S v n d c r a k t i o n in Armenien Widerstand ciitgegcnzusctze». Ten» die indischen Mohammedaner haben nach Mitteilungen deö „Timcs"-Korrcwondcntcn aus Bombay keinen Zweifel daran gelassen, daß sic eine Vorwärtsbewegung gegen den asiatischen Besitz der Türkei mit einer Ailskündigiiiig des bisherige» BnndcSvcrhält- nisscs und mit einem offiziellen Anschluß an daS Hindu- Programm eventuell mit einem Aufstand beanftvortcn wür den. Sic verlangen von England nicht, daß cs aktiv zu Gunsten der Türkei cingreise, sic verlangen nur, daß cS Neutralität gegenüber beiden Parteien be- Wie das Rcuterschc Bureau crsährt, erwartete die ru mänische Negierung, daß ein tt e b c r e i n k o m m c n zwischen den Kriegführenden am Donnerstag zum Abschlüsse kommen werde, und zwar im Hinblicke daraus, daß der Wassenstillstand nicht über den Freitag hinaus verlängert werden würde. Rumänien drang daraus, das; Serbien auf R o d o m i s ch t e, Striimitza und K o t i ch a n a verzichtete. Rumänien ist der Ansicht daß jene Ansprüche Bulgarien in einer sür Rumänien nicht erträglichen Weise schwächen würden. Tie rumänische Ne gierung glaubte, daß man heute zu einem Einvcrstündiiissc in diesem Sinne gelangen würde. Wenn nicht, wollte Ru mänien selbst ein für alle Teile annehmbares Protokoll vorlcgen und dessen Annahme von den Kriegführenden verlangen. Rumänien bezeugt mit diesem ernstlichen Ver langen an Griechenland und Serbien erneut, daß cS den B o r s r i c d c n s v c r t r a g unter alle» tt m st ä » d e n biS znm Freitag u m Abichlussc bringen wollte. Daß cs damit Erfolg hatte, beweist folgende, t» letzter Nacht cingcgangenc Meldung: Bukarest. sAgcnrc Noumainc.s Der Friede ist geschlossen Man möchte wünschen, daß auf dem Balkan nun endlich sür immer Ruhe cintritt »nd nicht jetzt unter dem Drucke Rumäniens ein Friede zustande gekommen ist, von dem Bulgarien und vielleicht auch Serbien und Griechen land ganz genau wissen, daß sie ihn in kürzester Frist, nachdem sic sich von dem jetzigen Krieg erholt haben, brechen. * Die rumänischen Truppen in Bulgarien Wie sich der „Matin" ans Sosia melden läßt, bat der bulgarische Delegierte in Bukarest Imantichefs König Earol von Rumänien um die Zurückziehung der ruinäni sche» Truppen aus Bulgarien gebeten. Der König anl- ivvrtcte, daß dies erst dann gcschcbcii könne, wenn der Bor sricdensvcrlrag unterzeichnet sein werde. Die bulgarische Regierung setzte die Bevölternng davon durch Manera»- schlägc in Kenntnis. Danen». Wo Danew sich tatsächlich ausbäli, ist noch ungewiß. Tic Meldung von seiner Berbastnng hat noch keine Be stätigung gesunde». Nach seiner Meldung a»S Zürich ioll er sich dort anfhaltc». Danach ivärc er also ge fl lich tet. ES fragt sich nun, warum? Weil er Gefahr für sein Leben in Sosia wittcri, oder weil er, wie eine Belgrader Meldung wissen wollte. StaatSgekder unter schlagen hat? Rückbeförderung gcsangcncr Türken. lieber 1i.'M seinerzeit von den Bulgaren gefangen ge nommene Türken, die den Rumänen in die Hände gefallen waren, wurden am Mittwoch mit dem Tamvser „Jassy" der rumänischen Schiffahrtsgesellschaft nach K v n st a n t i n o p c I