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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 26.07.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030726021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903072602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903072602
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-07
- Tag 1903-07-26
-
Monat
1903-07
-
Jahr
1903
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Dieses Blatt wird den Lesern von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereits als Ab-n--Ausgabe -»gestellt, während eS die Post. Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. verugsgebiidr: »o : dur» Mk. «„ Pr»»dnkr?!a-I>richtk,i' »Ein» L,,tch «"«">»! d' ,n Dreid«, und drr imchw» m»a. wo d,r Zutwaun« durch ewenc Bvien odkr KvmmiUioiuire euetal. nlmlü-» do« Aol, an Wochculanru . du.- >> ch, au« So»»- oder Seierlaac lolac». ?, !>vei ^e>>a»«aabeu «de»»» und morgen» „igelleNt. Nachdru-l aller «r»kel ». Oriatual- MMeilunac» nur »nt deutlicher Ouellenangabe <„Drcdd. Sknchr. 1 «uliitll,,. SiachirSgltche Souorar- auivruche dleilic» imbenMchltat: uuverlauole Maitullrivle werden nicht aulbewanrt. relearamm-Adretl«: Nachrichten Dresden. 18LE» Nerlag von Hiepscli L Reichardt. /lnresgen-cctnf. Annahme von «nkllndlguuaen bi» nachmittag» 3 Ullr. Sonn und keiertaa» nur Marienstrake ss von II bi» '/>l Ulir Die l ivattiae lLrund »eile ica. « Lüben) 2v Via . An kündigunge» an« der Pribatienc Zote ss Plg : die rivaltiae -leite als „lim geiandl" oder aut Tcrlicite so Pta In Nummern nach >sonn- und üeu» tagen I- de». Siballige Ärundzeilen so. oo be» so and so Lig, naü) de- tonderem Tarif. A»»wnlligc Sü,«- trnge nur aege» Aora!>»bkjabltil-g. Beleobliiller werden n»l lü Pig. berechuet. ycrnlvrcchanschlub: Amt l Nr. U und Nr. LVSÜ. l^uA. ^ülinsckenfs ZökneKll >fn lel s'Vl' lTtii'pa»!' Ncucsle Dral>tt>e»iclste. Hosnachlicklen, Verein denlschcr Heiziingsindnsliicllel, Ei'enbahmiiiglück in Bnchholz, l vT!-» TjMÜil. Seipvllet Dampstoagc», Genchtsverhaiidliingkii. Leopold RoSne, f. Cizitmuinlic Rciseblicie. Sonntag, ü V «F» H Mi 1903. Wir machen unsere Leser in den Vororten besonders darauf aufmerksam, das; die »M" Abendausgaben "Mg unseres Blattes, welche ihnen noch an demselben Tage zugestellt werden, zum Unterschiede von anderen Dresdner Abendblättern, «!!k bis lililhmitlilis l Ilbr kilittbkllbkil «ilitillkll MmW »!> Ilksbn llttb llliÄärtS. einschließlich der Berliner Börsenberichte, enthalten. Neueste Drahtmeldnngen vom 25. Juli. Danzig. Die Kaiserin tras heute vormittag mit den Prinzen August Wilbclm. Oskar und Joachim und der Prinzessin Viktoria Luise mit Umgebung zu einem nicht offiziellen Bcmche hier ein, uni einige Sehenswürdigkeiten in Augenschein z» nehmen. Nachmittags erfolgt die Rückkehr nach Eadiucn. Berlin. In der reichen Traucrschimick tragenden Hcdwigs- kirche wurde heute vormittag von dem stirsthischöslichcii Delegaten Neubert das Tvtenamt tür den Papst zelebriert. An dem selben nahmen als Vertreter des Kaisers der Erbprinz von Hohen- zollern, als Vertreter der Kaiserin Oberhosmcistcr v. Mirbach, als Vertreter des Reickfskcinzlers der Chef der Reichskanzlei Conrad, die Minister v. Rheinbaben, Studt die 2ta.atssekretäre Graf Posadowsky und Kraetke, für das Auslvärtige Amt Unterstaats sekretär v. Mühlberg, das diplomatisch« Korps mit den Damen, der Polizeipräsident, sowie Vertreter der Reichs-, Staats- und städtischen Behörden teil. Katholische Stildeiitenvcreine bildeten seitlich des Katafalks Spalier, andere Vereine- mit Fahnen und Bannern waren im Hatblbeisc ausgestellt. Nach dem vom Kirchen chor gesungenen Requiem segnete Propst Nenbert die Tunibo ein. Morgen finden von den Kanzeln Gcdächtnisansprachcn für den Papst statt. Berlin. Im großen Saale der Schultheiß-Brauerei wurde heute vormittag die Traucrfeicr für den verstorbenen Reichs- taasabgeordnetcn Rösicke-Dessau abgehalten. Cs nahmen daran zahlreiche Vertreter von Verbänden. Korporationen und Berufs- genossenschasten, der stellvertretende Präsident des Reichs-Ver- sicherungsanites Pfarrins, als Vertreter des Rcichsamts des Innern Dr. Thiel, illbgeordnctc verschiedener Parteien, der Direk tor des Reichstagsbnrcans Knack und Stadtrat Weber-Dessau teil. Die Trauerrede hielt Professor Guß: cs sprachen ferner ein Vertreter der Schulihcißbrauerei und Professor Delbrück. Hierauf begab sich der Zug nach dem Petrikirchhosc, wo die Leiche beigeletzt wurde. Berlin. Der Deutsche Kriegcrbund und der Preußische Lcmdcs-Kricgerverbnnd haben für ihre durch das Hochwasser in Schlesien geschädigten Kameraden aus ihrem Notstandsfonds 10 000 Mk. bewilligt und dem Provinzial-K'riegcrvcrband für Schlesien sofort nach dem Bckanntwcrdcn der Katastrophe tele graphisch übermittelt. Es ist dies die größte Gabe, die bisher für den Notstand in Schlesien von einer Korporation gespendet wurde. Weitere freiwillige Sammlungen innerhalb der Kricgcrvcrcine deS Deutschen Kricgerbundcs sind ciiigclcitel. Stettin 'Der frühere Staatssekretär des Rcichsschatzamtes, Wirkt. Geh. Rat v. Jacobi, ist gestern abend 9 Uhr m Zinno witz gestorben. Stettin. lPriv.-Tel.s Ter kleineKreuzer „Hamburg" lief heule vormittag halb 12 Uhr auf der Werst des „Vulkan" glück- i lich vom Stapel. Die Namengebung vollzog der erste Biirgcr- «meister von Hamburg, Dr. Bnrchard. Budapest. Bezüglich des Unglücks, welches das 12. In fanterie-Regiment während des Manövers in der Herze gowina betraf lvergi. Tagesgejch.j, erfährt das „Ung. Kvrr.-Bur." von maßgebender Stelle: Die Mannschaft marschierte von Trcbinje nach Biclek und war mtt allen Marschcrleichlerungen versehe». Die Feldflaschen waren gefüllt, und Wasser wurde auf Wagen nach- gefüyrt. Die Hitze stieg bis aus 40 Grad Nöauiiiur. Man hatte die Absicht, das nahegelegene Bielck sobald als möglich zu er reichen, um den Totdaten Rast zu gewähren. Ein Kiloincter von Biclek entfernt, wurden jedoch 11 Soldaten vom Sonnenstich ge- troffen und starben. Die Maroden wurden auf Wagen nach- gcführt. Ihre Zahl ist noch nicht scstgestcllt, jedoch ist unwahrschein lich. daß ihre Ziffer st> groß ist, wie in den Zeitungsnachrichten ge meldet worden ist. Die strengste Untersuchung wird cingelcitet und die Verantwortung gegenüber den Schuldtragcudcn in größtem Maße zur Anwendung gelangen. Paris. Der Kricasminister Andrö hat den Tragoner- lentnant Bcsso», der bei der Schließung des Kongregations- Hauses in St. Laurent bei Grenoble die Landieute zu Mißhand- tungen eines antiklerikalen Journalisten ermutigte, in den Stand der Nichtnküvität versetzt. Pari s. Die Droschkenkutscher haben in der vergange nen Nacht beschlossen, von heute ab wegen Tarifstreitigkcilcn in den Ansstand zn treten. Nom. An der julianischen Kapelle der Pcterskirche wurde heute der dritte Tranergottesdi eilst für den Papst durch Msgr. Panici zelebriert. Die Menge, die sich zur Besichtigung der Leiche des Papstes eimaiid. war geringer als gestern, doch wurden die gleichen Maßnahmen zur Äusrcchierhallung der Orb- innig bcibchalten. Kardinal Hcrrera, Erzbischof von Santiago und ^Kardinal Pcrrand. von Autun, sind hier eingctrofie». bisher von s der . . . „ rklärt der . Rcgierungsbote" durch die bisherige Art der Verwaltung, die weder vom staatlichen Standpunkte gebilligt werden konnte, noch den Interessen der Kirche selbst entsprach. Außerdem setzte die armenische Geistlichkeit der schon 1897 ängcordiicten Uebergabe ihrer Kirchenschulcn mit den dazu gehörige» Geldern an das Ministerium für Bolksmifklärung Widerstand entgegen. Die Zinsen des von der Regierung verwalteten Vermögens bezieht die gregorianische Kirche »i erforderlichem Umfange weiter. Föns Prozent der Einnahmen werden zur Bildung eines Hilfskapitals für die Kirche verwandt. Damit wird eine gleichmäßige Unter stützung aller gregorianischen Exarchien bezweckt. Konstantinopel. Der hiesige österreichisch-unoa- rische MiIitärattach 6 Freiherr v. Giesl, der auch in Sofia beglaubigt ist, wird durch den Oberstleutnant Kraus-Elisajo av- gclöst. Rußland und Serbien besitzen bereits seit längerer Zeit einen ständigen Militärattache in Sofia. Konstantinopel. Die Entscheidung des englischen Schiedsrichters in dem Streite zwischen der Pforte und der Dotto pokliquo besagt: Letztere muß den Inhabern von Schuldtitres, von, 14. September 1903 allgefangen, 1^ Prozent nachträgliche Zinsen so lange zahlen, als die Jahreseinnahmen und der Betrag der Reserven der Delta publique hierzu ausreichen. Tanger. Ter Aufbruch des Sultans aus Fez nach Tazza fand am 20. Juli statt. uno ^raroinai Pcrrano, von riniun, pno yicr emgcirvpei Petersburg. Die angeordnete Uebergabe des bist» der armenischen Geistlichkeit verwalteten Vermögens gregorianischen Kirche an die Negierung erklär OertlichcS mid Sächsisches. Dresden. 25. Juli. —* Se. Königl. Hoheit der Kronprinz trifft mit seinen gestern aus Sibyllenort dahin zurückgekeyrt. Frau Gräfin Fünfkirchen, welche mehrere Wochen zum Besuche bei der Königm-Witwe weilte, ist gestern von Strehlen wieder abgcreist. —* lieber das s chrcck 1 i ch e E i j c» b a h nn n gl ü ck auf dein Haltepunkte Bnchholz i. Erzged., von dem wir schon kurz mel deten, liegt »ns nachstehender Bericht vor: Von üein Wciperlcr Zug. welcher 2 Uhr 45 Minuten de» Haltepunkt passiert, sind beim Einfahren in denselben die drei letzte» Wagen, zwei Personell- und ein Packmelsterwngcn, entgleist und haben «ich nach der linken Seite umgelegt. Hierbei sind leider vier Menschenleben zu gründe ge gangen. Der eine der Toten ist ein Kaufmann namens Grund, aus dein benachbarten Bärensteili, der mit seiner Iran nach Aiiua- bcrg fahren wollte und in einem Abteil 3. Klaisc saß. Er lag tot ans der Strecke, neben ihm kniete seine Lebensgefährtin. Unweit von diesem lag der Unleroifizicr Hoboist Paul Langer aus Sehinci tot mit zertrümmertem Kops, der, bei den Husaren in Großenhain oiencnd, von einem Urlaub sich wieder in seine Garnison zurück- begeben wollte. Er wird betrauert von einer sehr betagten Mutier, die. dem Erblinden nahe, kaum eine halbe Stunde vorher ihren Sohn gesund mit den besten Hoffnungen verabschiedet halte. Die beiden Damen, die das Leben cinbüßlen, sind Frau Postocrwaltcr Otto aus Schmw und Iran Emilie veno. Metzer aus Marienbcrg. Schwer verletzt wurde Fräulein Morgner aus Schnezberg: sie hatte Beinbrüche erlitten und wurde, nachdem aus freier Sirccke das Bein geschient, mittels Siechkorbcs'nach dem Krankcnhausc getragen. Ihr Schwager, welcher mit ihr reiste, kam gesund davon. Herrn Kauimann Faust auS Plauen wurden die Rippe» eingedrückt und die Haut vom Kopfe getrennt. Auch er ist nach dem Krankenhause getragen worden. Das eine Wartezimmer des Stationsgebäudes wurde in ein Vcrbandzimmcr eingerichtet. Männer und Frauen aus den benachbarten Hamern eilten sofort berbci und nahmen sich der Verwundeten an. Auch trafen an der Unglücksstelle alsbald die .Herren Aerztc Tr. Gutbier und Tr. Curschmaiiii-Blichholz, solvie Tr. Müblich-Ai»>aberg ein, um den Verwundeten Beistand zu leisten. Unter den Verwundeten befindet sich ein Ehepaar ans Töplitz, das von dort nach Annaberg reisen ivollte. Während die Frau mit dem Schrecken davonkam, erlitt ihr Gatte in der Mmidgegend derartige Verletzungen, daß sie ge- näht werden mußten. Ferner erlitten u. a. einige Annaberger .Herren, sowie eine Frau aus Sehma Verletzungen, die indessen zum Glück jo leichter Art waren, daß die davon Betroffenen zu Fuß den Unglücksplatz verlassen konnten. Es muß nach Lage der Sach« an genommen werden, daß die tödlich Verunglückten bei Wahrnch- mung der Gefahr aus den Wagen gesprungen sind, um sich zn retten, anstatt dessen aber von den umstürzenden Wagen getötet wurden. Wie das Unglück geschehen konnte, ist noch unaufgeklärt. Ein Augenzeuge nimmt an, daß die Weiche zu zeitig zurückgestellt worden ist. Er will plötzlich bei Einfahren des siuges ein lebhaftes Poltern gehört und gesehen haben, wie der letzte Wagen bei Passie ren der Weiche aus dem Gleis gesprungen und die zwei vor ihm fahrende» Wagen mit sich zur Seite gerissen hat. — Ein Augen zeuge, der die Fahrt im letzten Wagen des ZugeS mitmachte, schil derte dem „Annaberger Wochenblatt" den Vorgang fol gendermaßen: Wie erhielten plötzlich einen schweren Stoß, durch den die Wagen ins Schwanken kamen, sodaß das Gepäck von den Gepäckträgern hcrnntcrsicl. Darauf fielen die Wagen nach der Buchholzcr Seite um und wurden von dein Sturze zuin Teil zertrümmert. Ein anderer Augenzeuge des Unglücksfallcs erzählt: Ich saß im letzten Wagen vor den uingcstürzten Wage» und empfand einen Stoß, der mich bis an die Tür des von mir benutzten Turchgaingswagens warf. Die uingestürzten Wagen haben sich zum Teil bis zu einem halben Meier Tiefe in die Erde gegraben. — Weiter wird uns gemeldet: Der bedauerliche Unfall ist, soweit die bisherigen Erörterungen er kennen lassen, dadurch hervorgernsen, daß der das Stellwerk be dienende Verwalter des Haltepunktes, Ttationsschreiber Ncin- bardt, entgegen den bestehenden Vorschriften die Weich« des ein- sahrcndcn Zuges uingeitellt hat. bevor der letztere z»m Stillstand gekommen war. Die Folgen des Unfalls sind deshalb so schwere, weil die »mgestiirztcn Wagen noch auf eine Strecke von cilva 60 Meter fortgcichleift worden sind. Der Stalionsschrciber Reinhardt ist verhaftet worden. An der Unsallstelle erschienen als bald die Herren Obcrbaurat Andrae von der Gcneraldircktion und Ban-Jnspcktor Arndt, welche die erforderlichen Anordnungen trafen. Desgleichen tras ein von Baurat Holckamp geleiteter Kunst und Wissenschaft. 7* Das unter Leitung des sächsischen Dialektschriftstcllers Georg Zimmermonn stehende „Sächsische Volkstheater" wird icin Dresdner Gastspiel im Rcsidcnzthcatcr am 1. August nicht mit „Karl Fiedler", sondern mit der drciaktigen Kleinstadt- komödie von Paul Ouenicl „Das Alter" eröffnen. Die Inszenierung des Stückes liegt in den Händen Georg Zimmcr- inanns. t* Der frühere Vcrlagsbnchhändlcr und Schriftsteller Leopold Rosner ist vorgestern zn Wien im Alter von 65 Jahren ge storben. Mit ihm ist eine in den künstlerischen und literarischen Kreisen Wiens überaus populäre Persönlichkeit nach einem Leben, das von ernstem literarischen Schaffen und überaus reger Geistestätigkett ausgesüllt war, dahingegangcn, ein Mann, der sich nmdaS Empor- dlübei, und die Anerkennung der wienerischen Literatur außer ordentlich verdient gemacht hat, der mit allen Hervorraaenden Wiener Schriftstellern und Künstlern in persönlicher Beziehung stand. Grillparzer und Nestroh waren mit ihm befreundet, ebenso Anzengruber, Friedrich Schlögl, Daniel Spitzer und zahlreiche andere Männer von literarischem und künstlerischem Range und Namen. Sie alle verkehrten viel und gern mit dem überaus liebenswürdigen, fcingebildcten nnd geistreichen Buch händler. der seinen Verlag weniger im Sinne eines Geschäfts mannes, als in dem eines opferwilligen und von idealem Streben erfüllten Förderers der Literatur betrieb. Vor allem fand der be scheidene Schrlststeller L- Grnber, der sich später als der große Ludwig Anzengruber entpuppte, in Leopold RoSner einen ver ständnisvollen nnd eifrigen Förderer. Die Nosnersche Buchhand lung unter den Tuchlauben war eln interessanter Sammelpunkt des geistigen Lebens in Wien, wo die hervorragendsten Schrift steller und Künstler zniammenkamen. RoSner war zugleich ein ge diegener Kenner der Wiener Tbeatergeschichte und er hat auch eine Geschichte des Wiedener Theaters und des Leopoldstäoter Theaters herausgegeben. In zahlreichen Schriften behandelte RoSncr ferner die Geschichte der freimaureriichen Bewegung unter Maria Theresia und Joies ll. und gab auch eine Freimaurerzcitung heraus. Tizilianische Reisebriefe. VI. Ealatafimi. — Scgcsta. — Castelvetrano. In der Seele eines jeden träumerischen Menschen lebt der Gedanke, Griechenlands Kunst und Schönheit in seinen Tempeln, seiner Plastik zu bewundern, an seiner Formenschöne sich zu be rauschen. Wie oft stand ich vor der inajestätst'chcn Venns von Milo, vor dem hemichen Antinons, nnd zuletzt vor der schönen Schaumgeborenen in Syrakus, die fast noch schöner ist, wenn auch kopslos, als ihre berühmte Schwester aus dem Capitol. Diese und andere Götterbilder hatten nur längst der Formenrciz grie chischer Kunst enthüllt, aber das Mächtige, Erhabene, was aus ihren Tempeln spricht, hatten meine schönhcitsdurstigen Augen noch nicht geschont. Endlich sollte meine Sehnsucht sich erfüllen, denn die Tempel von Segcsta und Sclinunt waren mein nächstes Reiseziel. Die Fahrt von Palermo nach diesen einst berühmten Stätten griechischer Geister ist beschwerlich und teuer. Viele lassen sie links liegen, teils ans Bequemlichkeit, teils aus Inter esselosigkeit, denn, wie mir ein deutscher Landsmann spöttisch sagte, „man sieht ja dort nnu alte Steine". Daß diese alten Steine aber eine mächtige, tiesergreisende Sprache reden könne», eine Sprach«, die natürlich auch nicht jeder verstehen kann, das ver- stehen wieder viel- nicht. Da es keine Bahnverbindung, weder nach Segesta noch nach Selinunt gibt, und beides weitab liegt von der gewöhnlichen Fahrstraße Bädcker bewaffneter Reisenden, so hat sich in Palermo ein Bureau gebildet, daß auf bcaueme und billige Weise die Beförderung übernimmt. Ich aber bin ein Sybarite des Kunst, und Naturgeinisscs und reise nicht gern wie alle Menschen recken. Im Gegenteil, ich will mir seltene, längst gewünschte und geträumte Orte mit etwas Mühe und An strengung erkaufen, der Moment, wenn ich dann endlich am Ziele bin, ist um so schöner und die Belohnung für alle aiisgcstaiidencn Strapazen »m so reicher. Wir brachen sehr früh von Palermo auf. Die Bahn führt am Meer entlang bis »ach Castclainare, Prachtblicke gewährend, über ganze Felder indischer Feigen, Orangenwälder und Alleen von Agaven; auch an der Vaterstadt der berühmten Hetäre Lais, der Geliebten des großen Alexander, kommen wir vorüber, bis in Alcamo die Bahn landeinwärts biegt. Nach einer blumenreichen Fahrt, den» rechts und links lachen Rosen, brennende Liebe, die sich mit stachlichcn Eaclec» mischt, Sternblumen und purpurne Blüten zum Fenster herein, langen wir nach zwei Stunden an der Station Calatafimi an. Wie in allen diesen Stationen liegt die Stadt meist weitab, Ealafatimi aber am weitesten und am beschwerlichsten zu erreichen. Man muß einen Wagen nehmen, und dieser fährt auf langen, sonnenbeschicnenen Wegen immer bergan, über Hügel und .Hügel ketten der Höhe zu, aus der endlich nach zweistündiger Fahrt die Stadt Catalastmi winkt. Sie hat historische Bedeutung ge wonnen, seit 1860 Garibaldi mit seinen „Tausend" hier den ersten Sieg über die Regicrungstruppen davontrug, so Len Grundstein legend zn dem geeinigten Königreiche Italien. Ealatafimi hat cs sich auch nicht nehmen lassen, diese Tat durch ein Denkmal zn verherrlichen, das mit dein alten Sarazcncnkcistcll schon den Wanderer von Weitem grüßt. Die Stadt ist schmutzig, uneben, die trotz der 16000 Einwohner dem Fremden kaum eine anständige Erfrischung bieten kann, so daß wir unter einem Torbogen etncn Teil des mitgebrachtcn Vorrates verzebren müssen, bis der Wagen eingcspannt, der uns nach Segesta bringen soll. Bald rollen wir die holperigen Straßen der Stadt hinunter, die Landstraße entlang, von wo aus Ealatafimi nnS einen äußerst malerischen Anblick bietet. Die Sonne brennt, der Staub fliegt, aber auch Wolken von Orangcndnst weben »ns entgegen. Die Frauen von Ealatafimi haben große Wäsche, überall am Wege hängen Wäsche stücke zum Trocknen, denn der Sizilianer kennt keine Leine zum Ausspannen, und in traulicher Gemeinschaft ruhen die intimste» Kleidungsstücke, gestickt und zerrissen, auf Wiese». Palmenbäumen, Rosen- und Lorbeerbüschen. An einer kleinen Biegung angekom- men, kehrt sich unser Rossclcnker um, mit seiner Peitsche in die Ferne zeigend: Deeo, il temgio! Ja. da steht er wirklich, der berühmte Tempel von Scgcsta in einer grünen Einsattlung schön geschwungener Berge. Aber nur in flüchtigem Beschauen wird uns der erste Anblick eines griechische» Temr>els gegönnt, dann versinkt er, ach, und ehe wir uns Wiedersehen, fällt noch mancher Schweißtropfen, da der Wagen bald aus der Landstraße stehen bleibt, und unsere Wanderung zu Fuß beginnen muß. lieber Wiesen schreiten wir zur Fiuniarc des Gaggära-Flusses, wo inan uns zum llcbersctzcn ein Maultier anbietct. Da indes der Fluß zn einem Wässerchen geworden, in dem noch dazu Steine gelegt, die, gleich einer natürlichen Brücke, zum jenseitigen Ufer führen, so verschmähen wir das angcbotcnc Tier. Der Treiber aber wird immer drängender, nnd da wir endlich kurz entschlossen den Fuß anfdic Steine setze», ruft er »ns zornig nach: „Jlnlaileiw'. Hj^-nnri, anelio noi <I>>I>>»inmo vivai-a! sAndere wollen auch leben!! Gegen diese Weisheit war nichts einzuwenden: wir schenk te,' ihm ein paar Saldi, denn wir hatten aus seinem Munde den ersten und einzigen Finch in ganz Sizilien gehört! Am Monte Barbara stiegen wir unter Disteln mühsam empor in einer Stunde standen wir vor dem Tempel von Segesta. Einsam majestätisch ruht er inmitten grüner Wiesen, vor einer sanften Anhöhe, weit und breit schweigsame Ocde, fast heilige Stille Mein Auge hing staunend an den grandiosen Säulen, die in dorischer Einfachheit einst das Götterbild umschlossen hielten, gleich gewaltigen Giaanlcn. welche Heiliges und Schönes zu
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