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Dresdner Nachrichten : 11.01.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189001118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18900111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18900111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-01
- Tag 1890-01-11
-
Monat
1890-01
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 11.01.1890
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Publikum Unter den Luide,i eingefunden. welches dom Opernhaus tuS zur Schlaßbrücke dicht gedrängt stund, während alle übrigen Ziigangc »n deu Linde» durch Militär und Echntzlnite abgesperrt waren. I» der Schloßfreiheit, aus der Kaiser Wilhelm-Brücke li-Uleii mehrere Eonipggineei, des 2. Gnrdcrcaimentes Aufstellung muenlinc», um hier de» 'Andrang deS Piiblitiims zu verhinder». Tie Truppen der Garnlson bildeten vvm Köntgl. Calais aus dis zur 'schloßbrücke und vv» da ab ei» Bataillon deS (.tzarde-Negi- mentes Kaiserin Angusta, feldniarschmäßig mit ansgepslanztem Tciteiigewehr, Spalier dis znm Schlosse. re!p. bis zum Haupt- lwital an der Schloßfreiheit. Hinter den spalierbildeuden Trnovcn ballen die Mannsehastcn »iel>rerer Garderegiinenter mit Fackeln Äuislelluiig genomme». Punkt !» Uhr begann der Trauer-Gottes dienst im Kaiserlichen Palais, dem Ihre Majestäten und die anderen liohe» tzerrschasle», sowie der Hofstaat der Berslordenen und dw Dirnklschast der Kaiserin Angusla beiwolmte». HerrOber- lioiprediger Dr. Kögel hielt die tieserareifende Trauerseicr ad und dann winde der mit einer violette» Piirpurdecke umhiillte Sarg bei, der Leiddienerschast bis zur slianipe des Palais getragen, wv- sellisl 2t Unteroffiziere deS Kgiserin-'Attgusta-Regimenies denselben in Enivfaiig naliineii. Nnnmehr, Punkt 10 Uhr, sehle sich der Tranerkvndntt unter Glockengeläntc sttinmtlicher Kirchen Berlins in Bewegung : derselbe wurde eröffnet durch einen Zug der GnrdeS d» (svrps. welchem sodann die Dicnrrschast der verllvrbenc» Kaiserin solgte. Sodann schlilten an dein Sarge Hosrhargen. Oberst-Hvf- cl,argen und daS Haiisiniiiislerini» unter Führung des Ministers des Königliche» Hanies, Herrn v. Wedell-Picsdors. De» Metall- Earg, aus welchem sicb die Kaiserkrone besand, trugen abwechselnd die 2t Uillervssinere des Kaiserin Angnsln ssiegimenles und weiiige Ttlnille liinler dem Sarge solgte der Kaiser in großer GenemlS- lliillorin und Mantel, zu seiner Rechten besand sich der Großtierzog von Weimar, zur Linken des Monarchen der Großlicrzog von Baden. Taiin soiglcn die Prinzen des Königlichen Hauses, die gelammte Mneralilat, die General - Militanten, Minister und andere hohe Kmichaslen: de» Beschluss des Zuges, vor welchem die chainc- bildende» Truvpen mit „Gewehr über" still standen, machte die LeiV-Eonipagnic deS l. Garde-Regiments zu Fuß in den traditio nellen Greiiadicriiii'ilieii, gesülirt vom Prinzen Leopold, welcher. waS altgcnicin anssiel, nicht unter de» Prinien des König!. Hauses solgte. sondern Tienst that. Punkt >/U1 Uhr war der Zug indem Slilvsshos vngclangt und I»er wurde unter Folge deS Traner- geleiles der Sarg nach der Schlvßcapellc getragen, ivährend die zur llebcisnlirnug koininandirte» Tinppc» vor dem Portal, durch welches siel, der Zug bewegte, abschwenklen. Die Damen des Kaiserlichen Ha nies begaben sich alsbald daraus in Egnipagcn vom Palais aus nach dem Schlosse. Tie dentschen und englischen Kriegsschisse vor Sansibar feuerten am 0. Trauersalvcn zu Einen der verslorbenc» Kaiserin Angusla a!> - Wie verlautet, geht eS Emiii Pascha wesentlich besser. Er is! schon i»i Stande, zu gehen. Wie bereits tclegraphi'cl, gemeldet, hat die Bndgetkoniinissio» des Reichstages die erste Rate für den Bau eines kaiserlichen Ab- lscigcanartieres ii» Nenban des Franksnrter Postgebändcs ein sniiiiiiig abgelelint. Boii der Forderung von 535.500 Rck. wurden vor ais erste stiatc sür den Umban des Posldieiistgcbändes M.öm Ml. bewilligt. Staatssekretär v. Stephan trat nachdrück lich iiir die Forderung rin. Abg. v. Franclcnstein (Eentrum) jedoch c'illarle, ciii dringendes Bedürfnis; nicht anerkennen zn können. Man möge dem nächsten Reichslag die Forderung aris's streue liiiiecbreileii. Tiefer Ansicht traten auch die stlbg. v. Wcdcll- Malchow chenlsthi.) nnd Kalle (»attib.) bei. Inzwischen hat Staats- ielrelär v Slevlian bereits den Rückzug angetrelcn: Ta durch den Arschins; der Budget Kommission in Komeanenz des Kaufvertrages nur die Rellinninie zum Ankans deS Gnindstückes (Rnss. Hoi) be- wiliigl worden ist, so bleibt die Frage, ob und wie gebaut werden soll, der Eulscheidiiiig des nächsten Reichstages überlassen. Bezüglich der Berliner Schloszlotterie schreibt das freikonscr- vauve „Tenlsche Wochenblatt", icine Bedenken gegen die Lotterie berichten namentlich daran', „das; die preußische Regierung nicht di- h'tiielmiignng zn einem Unternehmen geben sollte, welches in diesem Blähe zur Bereicherung Einzelner führt. Ist doch in Berliner BiaUern öffentlich nnd unseres Wissens nnwidcrsproche» belianpiet worden, das; drei Ria kl er sich einen Gewinn von l M Millionen Marl ansbednngcn haben. Die stlrt. wie bei dieser Losteiie Eigrnlhnincr, Unterhändler, stlgcnlen nnd Großbanken Millionen verdienen, macht die Lotterie umso anstößiger, als das Denkmal des Einigers Deutschlands und die Berstchönernng des Hohenzpl.strmchlosses damit in Berbindniig nebracht ivird. Wir Immen miithcite». daß hervorragende Rritglicdcr beider tanserva livrii Parleie» des Reichstages dieselbe» stliiichannngen über diese Lollerie l,abe», >vie sie im „Tentschen Wochenblatt" znm Ausdruck gelangt sind. Tie Bmirble der von iiidnstuellen und ivirthschastlichcii Vcr- riiicii nach England entsendeten Kommission zur Unler>nchn»g drr dorügeii Arbeücrverliällnisse sind jeht der Ocffenttlchkcit übcr- gcbeii wradcii. Tein Kginvse, welcher i» England seit Jahren zwnchcii dri> l'r.nlo iiiiiann (Geiverkvereiucn) und den Sozialisten a '.stak iviid. ii! ein.Kavilel gewidmet. Es heißt da: „Tw Sozia list.» delmnble». durch die '1'rasta »nionn werde das Elend des e> . rn'iirligrii Jndustriesystems lediglich zn einem kontinnirlichen l. ! »>>>, die Trade Unionistcn werfeii den Sozialisten vor, daß die che»»,, drr letzteren nnrealisirhar seien nnd der Arbeiter durch den : nalisiinis in s Perderben gestürzt werde, da durch die deslrnl- Tr»-, nz i ^o:lalis»ins gegen das Kapital der Ast abgesagt >r..öe. ans welchem der Arbeiter schm Thaisächlich scheint nach d» ringehei'deil Wahrnehmungen, die wir in England gemacht, «!»>' sozialdemokratische Tendenz bei den Arbeitern der '1'rarlo »i!mi>^ nn Allgemeinen bis jetzt nicht chorhandcn zu sein. Rur br'niglläi der Trmlo niiian der Londoner Setzer gab uns Mr. Bur- iictt. I»l>o»i^ ea> renpvinlonb im baarrl ob Iraste, zn, daß diese Ber einigung. welche noch vor ll Jahren einen ganz entschieden kon- iervalweii Ehacakier hatte, jetzt in ihrer Gesamnilheit von sozial demokratischen Ideen erfüllt sei. Ucbcrall hörten wir die sozial dr'iiwlrachchc Tendenz, Unfrieden zwischen dem Kapitalisten »nd dem Arbeiter zu säen, von den Arbeiwrvcrtreler» auf das Schärfste veriirlheilen. und die herporrrigcndiren und intelligenteste» Arbeit geber versicherten uns, das; der englischen Industrie von Seilen der Sozialdemokratie keine Gefahr drohe, wobei wir allerdings die Wgliliichmuiig inachten, daß ein Verständnis; siir die Ziele der iiileiimlwnalen Sozialdemokratie nicht vorhanden war. lieber die Aolbwcndigkeit eines friedlichen ZnsainiiienwirlenS von Kapital mid Arbest bvrleii wir von allen Arbeileräerlreler» die nachdrück lichsten Versicherungen. Ter Unlcrnehmer müsse, so wurde ansge- sülm. immer seine» guten Berdienst haben, und dies ihm zu er möglichen, liege ninso mehr im Jittcressc des Arbeiter?, als sich der »iiimiehmer cinderensaUs znruckzichcn nnd sein Kapital anders ver wende» würde. Für die Arbeiter werde nur eine auskömmliche, den Verhältnissen enlivlechcnd gute, sichere Existenz verlangl: sei dies Ziel erreicht, so sei nichts dagegen cinznwendcn, wenn der Arbeitgeber große Gewinne ernele, in Lupus lebe und Kapital mihäiise, denn daonrch werde wieder die Arbeit befruchtet. Diese mimide» Ansichten hatten sich die Arbeiterführer »ach eigenem Eingeständnis; vielfach ans dein eingehenden Studium tüchtiger imlioiiolölonr'iiiiicher Schriftsteller, sowie aus ihren fortgesetzten Beobachtungen der Lage de? Weltmarktes angecignct. Laß bei kinem solchen, sich den sozialdemokratischen Aufwiegelungen kon- iegnciit verschließenden Arbcileistnndc die Arbeitgeber sie Gefahren der internaiionalen Sozialdemokratie verkennen konnten, durfte u»S nicht Wunder nehmen. Dennoch, so glauben wir. sehen die eng lischen JiidnstueUrn bezüglich der lctzwren eiwas zn oplimislisch in die Zukunft, Beweis dafür bildet die sich augenblicklich vollziehende Vwctmielzung des Tradennionisinns mit dein Sozialismus. De» Anstoß dazu hat der Ansstand der Tockarbciler in London gegeben. An der gut sozialdemokratischen Gesinnung des Mr. Bnrns ist lei» Zweifel. In einer zweistündigen Unterhaltung gab er »ns rück haltlos zn, Sozialdemokrat i» unserem Sinne des Wortes, also nicht etwa Elaatssozialist, zn sein. Er will jedoch Schritt inr Schritt — nicht in der überstürzenden Art der tränineiidcii und lbcorclisirciiden Sozialdemokratie in Frankreich nnd Deutschland — „die Arbeiter mit ihrem bisherigen Lome nnznfcicdcn machen". Ei geht dabei, nach seinen eigenen zn uns gclhanen Aciißermige», von der Theorie ci»s, daß die Leute, je mehr sie erhalten, desto be gehrlicher werde», und daß. wenn ihr Berlangcn nicht cr'nllt wild, sie dann erst recht iinznirieden mit den jetzt hesiehcndcn Arbeits- de,, Kavilalverhältnissen sein werde». Er erachtet die in ihrer Avciishaltniig gehobenen Aibeiter für weit besser geeignet, die Lehren der Sozialdemokratie in sich auszunehmcii, und glaubt daher, auf seinem Wege daS von de» Führern der kontinentalen Lozialdeinokralic verfolgte Ziel weit besser und sicherer zu erreichen, gleichzeitig aber besser iiir die Arbeiter zu sorgen- Dr. Beniner, kmcr der deutschen Abgesandten, bat ans seinen Wahrnehmungen den Schluß gezogen, das; eine Organisation, wie die der englischen Mwcrlvcrcinc. ohne Weiteres nach Deulschland verpflanzt nnd her in die Hände sozialdemolratstchcr Führer übergehend, eine Ge fahr ersten Ranges bedeute» würde. Hierzu bemerkt der konser vative Reichsbote: Herr Dr. Brünier dürste doch zu schwarz sehen. Die eiiglische» Gcwerkverelne sind eine alte, seit Jahrzehnten be stehende, bewährte Einrichtung, und die englischen Arbeiter, nament lich die, welche die Leiter der Gewclkvercine bilden, sind zu ruhig und besonne», als daß sie ihre bewährte Einrichtung von einem jungen sozialistischen Brausekopf in daS sozialdemokratische Fahr wasser werden hineinstcuerii lassen. Jedenfalls liefern die Versuche Bums durchaus leine» Beweis gegen die Gcwerkverelne »nd die Organisation der Arbeiter, sondern in, Gcgeiithcil beweisen sie, daß die Sozialdemokratie darin ein Hindernlß ihrer revolutionären Be strebungen sieht. Der Laiidtansabgeordiiete Ci»!l Weyerbusch in Elberfeld bat znm Andenken an seine auf einer Reise l» Indien läb vom Fieber oahiugerasste Gattin der Fabrik-Krankenkasse seiner Firma 20M> Pik zugewandt. In der „Boss. Ztg." liest man: Die bekannten sozialdemokra tischen Agitatoren Schuhmacher Baginsli und HnndlungSkouimis Anerbach lRcichStagskandldat im 5. Wahlkreise) sind in die Reihen der Bourgeoisie eingetretc». Ersterer hat ein Schuh- und Stiesel- Magazin, letzterer eine Buchhandlung errichtet. Die Untersuchung wegen der vielerwähiiteii. bei der Kieler Hasenverwaltung vorgekonniienen Unregelmäßigkeiten naht dein Ab schluß. Der UnlcrlnchnngSrichler war längere Zeit in England, dort oe» Dingen nachznspürcn. In die Angelegenheit verstrickt sind l2 Personen, von welchen sich eine durch Selvstniord der Be strailM entzogen hat; einerweite, ei» Großkanstuann ans Minden, ivnrde vor mehreren Monalen gegen eine Bürgschaft von 5.0,M» Mk. vorlänsia ans freien Ins; geletzt; die übrigen 10 befinden sich im Gefängnis; zn Moabit in Untecsnchungshnst. Die Prozenver- handlnngen nehmen jedenfalls inehrere Tage in Anspruch. Rach Lage der Sache dürste es ohne schwere Strafen kaum abgehen. Die mitteldeutscheii Salinen haben den walzpreis um 40 Mk. per 100 Crntner erhöht. Lcstcrvcich. In der 0. Sitzung der AnsgleichSkonsercin wurde zunächst die neulich in Angriff genonnnene Frage deS Landes- knttnrratheS einer Spezialberathnng Vorbehalten, sodann die Be- rathnng der Justizangelegeiilieiten begonnen. Der ebcinalige SeklionSchet Georg v. Koch, Begründer der österreichischen Postsparkasse, ist in Eonstantinopel während der Fahrt durch den Tunnel von Galata nach Pera am Schlagfluß gestorben. Die Ortsgruppe Klappci und Uingcbniig (bei Randnitz) des Nordböhiiiilchen Ezechisirnngsvereins mußte wegen Mangels an Mitgliedern nnsgelöst werden, ebeniv bat sich dw Ortsgruppe des crechischc» Böhnierwaldbnndes snr Pnttm nnd Umgebung lbei Pisck) freiwillig aufgelöst. Wien steht unter einer empfindliche» Wasser-Kalamität; durch einen Sprnna deS HanPIrohreS. welches das Hochci»elle»-Reiervoir mit dem westlichen Stadlthcil verbindet, ist Wassermangel in den westlichen Vororten und in den Westbezirkcn eingelreten. Ii» Publikum entstanden wahre Kämpfe um das Wasser, das mittelst Wagen ziigesührt wnrde, wobei Hornsignale die Bevölkerung ans diese Znsnlnen aufmerksam machten. Im Krankenhanie nnd in der Kavallerie Kaserne, in welch' levlercr 1200 Pferde stehen, herrscht drückender Wassermangel. In einzelnen Straßen wurden für das Publikum die Hydranten angezapft. Rain hofft, daß die Störung bald beseitigt sein wird. Ans vielen Städten Mährens liegen Meldungen über die ko lossale Verbreitung der Influenza vor. In Müran sind über 200 Sträslinge erkrankt; in Brünn sind säiinntliche Einzclrichtcr des Strafgerichtes, sowie mehrere Näthe des Handelsgerichtes, scrncr gcgen 10 Pvsl- nnd Telegraphenbeaint«' ertrankt. Ungar». Ter Magistrat von Pest bat beschlossen, wegen der Jnsliienza de» Uiilcrricht in säinnillichen Schulen biS znin 10. ds. M. einziistelleii. Frankreich. Angesichts deS chanvinislischc» Lärms, den Bonapartistcn und Bonlangislen schlagen, weil Earnot angeblich den übrigens nnansgesührten Gedanken hatte, den Kaiser Wilhelm bei dessen Anwesenheit in Metz begrüßen zu lassen, erinnert Fernst? „Estafette" daran, daß 1877 Mac Mahvn den Kaiser Wilhelm I. bei dessen Besuch in Stmßbnrg durch den Vicomte Gontand-Biron thatsächtich bcgiüßcn ließ. Wie es bisweilen in den Pariser Spitälern zngcht, daS lehrt folgendes Beispiel, das inan in seiner lakonischen Ungeheuerlichkeit in denjenigen Blattern Nachlese» kann, welche nicht gerade Rücksicht ans den Gcineindcralh zn nehmen braiiche» : „Ein hassenswertbcS Ereignis; trug sich vorgestern im Spital Laribotsiöre z». Einem Kranken, dessen Zustand verzweifelt war. ist sein Poricnivnnaie nnd sogar der um seinen Hals geschlungene Shawl gestohlen worden, mid zwar durch einen seiner Bettnachbarn nach einem Kamps, der nicht einmal die Ansmcrksamkeit des Ucbcrwachnngs-Pcrsoiiales angelockt hat. trotzdem er von den übrigen Krunken des Saales bemerkt wnrde. Nach dieser wilden Szene hat der beslohteiie Kranke, ein Schnhuiachergcsclle Namens EharleS E . . ., 26 Jahre alt, seinen letzten Athen, ansgehancht, während sein An greiser, ein Kellner Namens Emile E . . . ., mit seiner Beule in fein Belt znrücktehrte. Erst am folgenden Morgen ist der Polizeikvinmissar des Viertels, aus die Anssage der anweicndcn kranken Zeugen bin. von der Sache benachrichtigt worden." In einem Spital, inan denke! Ist das nicht geradezu schauerlich? Und wirst der Fall nicht ein grelles Licht am die Nachlässigkeit der jetzigen Kranken- pslege, über welche die Spilalärzle säst allgemein klagen, aber ohne, aus Furcht vor dem Genie,ndcrath. Lärm zn schlagen ? Paris. Ter „National" erzählt die Wunder de? neuen, von zwei französischen Ossizieren ersiiiidencii Gewehres, das Nilßbiiid als allgemeine Cchießwasse sür seine Armee cinsichren will. Dieses neue Gewehr soll sich in erster Linie durch eine aiißervldcnttichc Einfachheit ans.zeichnen. die selbst der beichrä»!testen Intelligenz kinil dieser Benierkung macht der „Rational" Rußland enlichieden lein Kvinvliinenti die Handbabuna tvsort begreiflich macht. Das Gewehr soll, öhnlich dem Lcbcl'ichen, von lieniem Kalivcr sein, dazu aber den Vortheil besitzen, daß sein Mechanismus nicht halb so komplicirt ist, als der Lcbel'sche. „Die deutsche Regierung" — so behauptet der „Rational" — „hätte den Eisinderii indirelt ein Angebot ans Erwerbung der Waste gemacht, diese hätten den Antrag aber mit nicht zu vcikcnnendcr Entschiedenheit abgcwicsen." TaS neue Wunder von Gewehr soll in Lüttich für den Gebrauch der Russen fabrieirt werden. — Im Grande Rognctle-Gesängiiiß besinden sich gegenwärtig fünf Raubmörder, welche der Gnillviine sozulcigeii täglich entgegen sehen. Nicht genug damit, hat das Seine-Schwurgericht am Mittwoch zwei weitere Todesurlheite ausgesprochen. Gettossen hiervon wurden zwei grüne Bmschen im Aller von 17 und 10 Jahren, die eine alte Fron um cangec Francs willen in bestialischer Weise ermordeten. Sie suhlten, wie sie selbst cingestanden, die That in der Voraussetzung ans, das; ihr Altcr eine Vernrthcilnng znm Tode nicht zulasse. In dieser sicheren Hoffnung benahmen sic sich beim Verhör denn auch in geradezu empörender und frecher Weise. Als aber der Geschworene»^' da? Todcsnrthcil mit dem verschärften Zusätze „ohne Gnade" ansiprach, brachen beide freche Burschen wie vom Schlage getrosten zusammen. Man mußte sie ohnmächtig ans dem Saale tragen. Aber auch von diesem Zustande nahm der Gerichtshof keine weitere Notiz, sondern ließ, wie cs das Gesetz snr die znm Tode venirlheilteii Angeklagten vorichreibl, beide Verbrecher in den Zellemvagen ^verladen", um sie dem Rvgnctlc-Gcsängniß nnd dessen für die Todeskandidaten bestimmten Zellen znziifüyren. Italien. Am Todestage des Könias Victor Emanncl wohnte die Königliche Familie einer stillen Messe im Pantheon bei; um 11 Uhr legten daselbst Deputationen der Behörde» nnd Gesellschaften nnd viele Stndircnde Kränze am Grabe des König? nieder. Spanien. Ter im Mai 1880 nach dem Tode seines ValerS geborene Kö,iiy Allons Xlll. liegt im Sterben. Er hatte seit Donneistag Mittag stärkeicS Fleber, welches sich später allerdings berniinderte. Jedoch ist eine erhebliche Kräitcabnahmc bemerllirli. Ein am 10. Jnnnar ansgegebenes Bulletin besagt, die n»t großer Krästeabnahmc verbundenen, beim Könige amtrctcnden Erscheinungen ließe» befürchten, daß das Eentralncrvcnsystcm in Mitleidenschaft gezogen sei. Unter den obwaltenden Umständen beschloß das Ministerium Sagasla, die Geschäfte so weiter zn führen, als wenn cS sein Entlassungsgesnch nicht kingcreicht hätte. Povtuflal. Wie dem „Standard" ans Lissabon vom 0. Januar berichtet Ivird. willigte Portugal in Englands Forderungen ein, jede weitere Aktion am Schücslnstc und im Nyassalund einzn- stcllcn nnd die bewaffneten Slrcitkräflc ans dem streitigen Gebiete zurnckmzk'hcn. Belgien. Von den 100,000 Bergarbeitern Belgiens sind heute mindestens 24,000 Bergleute im Ansstandc. Während in dem Kohlenbecken des Centre die Oslündige, im Lütticher Becken sogar die Kstiindige Schichldaner Einführung gefunden, verweigern die Großindnslricllen Eharlcroi's die lOsründige Srhichtzcit »nd wollen die Arbeiter durch den Hnngcr zur Unterwerfung zwingen, Tämint liche liberalen nnd klerikalen Zeitungen Belgiens vernrthcilen ein innlhia die Haltung dieser Kohlenzechen, welche die ganze nationale! das Spiel ^setzen. Inzwischen haben auch die best Industrie auf . . gischen Hnttenbesitzer. welche durch die Nichtlieferung der Kohlen vir schwerste» Verluste erleiden, sich in Eharleroi versammelt »nd, um ein gerichtliches Vorgehen gegen die Kohlenzechen anzubahnen, sind vier der bedeutendsten Anwälte Belgiens mit der Prüfung der Rechtsfrage betraut. Die Lage ist sehr ernst; 21,000 Bergleute, zum Theile mit starken Familien, seien,: ihre Erhaltung ans Ar veiterkreijen ist eine Unmöglichkeit, zumal in einem recht harten, an Krankheiten reichen Winter. Bis jetzt herrscht strengste Gesetzlichkeit, aber die hereinbrcchende Roth birgt Gefahren; kein Wunder, wenn auch in den Nenicrungskreiien große Besorgniß herrscht. In de» vier Kohlengruben von Jemeppe dauert der allgemeine Streik an. in den Bassins von Eharleroi nnd MonS ist die Lage kaum merklich verändert. Nustland. Wie die „Köln. Ztg." mittheilt, erblicke Rußland eine weitere Verletzung des Artikels 8 des Berliner Vertrages durch Bulgarien in einer neuen Handelsvercinigniig zwstchen England und Bulgarien, falls dieselbe ohne Zustimmung des Snltans abgeschlossen würde. Amerika. Ter Schatzsekrelär der Vereinigten Staaten hat beschlossen, die Kontrvle der Einwandecnng dem Staate Newnorl z» entziehen nnd dieselbe der Unions-Regierung zn übergeben. An Stelle der Einivandernngs-Konnnstswn des Staats Newyork, über deren inangelhaste und eonnpte Thätigkeil viel geklagt worden ist. soll eine solche des Bundes treten: es ist noch ziveiselbail, ob nur ein Kommissar oder eine aus 2 Personen bestehende Kommission ein gesetzt werden soll. In Newyork kamen innerhalb der letzten 24 Stunden bis zum Mittag I Ubr gerechnet, am «. Januar 22') Todesfälle vor. Diese Zister ist bisher nie erreicht worden. Am Montag starben erst blvS 110. Hiervon sind 120 ans die Influenza »nd daraus Hervorgehende Krantlieilen znrüctzusühie». Ter jähe Witterungs wechsel der letzten Tage ist daraus gewiß nicht ohne Einfluß ge blicven. Man meldet in dieser Beziehung vvm 28. Dezember: Das Wetter war »i dieser Woche ein sür diese Jahreszeit geradezu bcistnelloses. Erstens herrschte in der ersten Hältte der Woche vollständiger Sommer; am Weihnachlstage brannte die Sonne so heiß hernieder, daß man bei ofseneni Fenster sitzend schwitzte, als wenn es ein Mailag gewesen wäre. Das war so eine Art tropische Weihnachten. Zweitens leistete der Witterungswechsel in der letzten Hältte der Woche Alles, was man billiger Weile verlangen kann. Ai» Donnerstag halten wir in einem Zeitraum von zwölf Stunden alle möglichen Jahreszeiten: Morgens eine Wärme, die den Uebcrziehcr zu einer Last machte; gegen Mittag Gewitter mit Blitz und Donner; daraus Nachmittags st,'edel und kühlere Temperatur; Abends Sturm »nd gegen Mitternacht Fron. Die Folge davon ist. daß die halbe Einwohnerschast unserer Metro pole niest, hustet, fiebert, stöhnt und sich mit dem Rheumatismus in allen seinen „aiigcnchmen" Spielarten herumschlägt. Tie Dnrch- schnittsteinpcratnr dieser Woche war 0 Grad Wärme. Die »ach Süd-Amerika entsandte Expedition des Observato riums zn Lyck hat gemeldet, daß die Beööachtiingcn der Sonnen- fincriiiß am 22. Dezember vollkommen gelungen sind. Ein erheiterndes Beispiel politischer Gewcastericycrei stellt die Rede dar, welche der Senator Eall zn Washington im Senate gehalten, nnd in welcher er die Nollnvendigkcit, Kuba vor den! ichen Herrsch,i'tSpläiie» z» schütze», erörtert hat, Mr. Eall brachte inr Senat seine vor einiger Zeit ongeineldctc Resolution ein, welche Präsident Harrtson ersticht, mit drw spanischen Reaiernng Unler handliingeii nnznknüpscn behufs Sicherung der Unabhängiglcil Knba's. Er behauptet, daß die kubanische Staatsschuld in den Händen dentichcr Bankiers sei nnd dadurch der Eontrole der dent scheu Regierung nntcrticgt. Da weder Spanien noch Kuba den Verpftichlnngen der Zinienzalstnng Nachkomme» können, sei ein Bündnis; zwischen Spanien »nd Deutschland zn Stande gekommen, durch welches Deutschland intercssirt sei, Spanien behilflich zn sein, seine Herrschaft ans Kuba zu verewigen. Hierdurch aber würden die Interessen der Vereinigten Staaten gefährdet. TaS nennt man Phantasie! In Lima, Ohio, cxplodirte» am 0. d. plötzlich 1000 Tonnen Naphta, wodurch sümmtliche Häuser in der Nachbarschaft erschüttert nnd zehn Personen schwer verletzt wurden. Afrika. Zwei srcmzösjsche Missionare sind aus dem Wege von Zcilah (Goli von Aden) nach Harrar ermordet worden. Die Er mordeten sind der Past. Ambrosius (Diözese Poiticrs) nnd der Bruder Stephan (Tronic). Ter Erste ist erst 33 Jahre alt nnd zur Mission der Gallas im Februar 1887 abgercist. Der Bruder Stephan zählte 47 Jahre. Er gehörte zn den ältesten unter den gegen wärtigen Missionaren der Gallas. Er hatte der Mission schon große Ticnsle geleistet und seine Keiininiß des Landes ließ neue Tienste erhoffen. Sie gingen Beide von Obok nach Harrar. um Migr. Taurin zn ersetzen, der jüngst seinen Willen kiindaelhan, weiter zu den GallaS Annio ans der anderen Seile des Flusses Aivachc Porzudringen. .Minst und Wissenschaft. ^ Tein gestrigen Bericht über die „ T a n n Hans e r" - A u f- sührnug der König!. Howper und das Wiederanilrele» Irl. M alte »'s ist ergänzend nachznlrageii, daß die ganze Vorstellung eine der pollendetsten unserer Hvsbühne iviiidc »nd daß Alles, was ans der Bühne vor sich ging, eine stlrt seitlichen nnd außergewöhn liche» Charakters nn sich trug. ES machte den Eindruck, als ob ein Jeder drr Mitwirkcnden eine persönliche Gcnnglhnung darin suche und lande. Frl. Mallen, als allgemein verehrte und geschätzte Evllegin. mit dem Besten zu unterstützen, was man an künstle rischen Leistungen zn vergebe» hat. Ganz hervorragend nnd vortreff lich waren die Herren Gudehns-Tamiliänser. Sclikidemantel-Wvliram. Nebilichka-Landgras und gleich anSgezeichnel Frl. Friedman» m der Rolle der Venns. Merkwürdig und eigenartig gestaltete sich die Stimmung im Auditorium während der Panse vom ersten ans den zweiten All. Eine last fieberhafte Spannung machte sich hier vor dem Wiederanslreleii Frl. MaltenS gellend, eine Erregung, der sich vielleicht nur sehr Wenige zn entziehe» vermachten. Ter länger als eine Minute anhattende stürmische und rauschende Beifall, der das Auftreten der Künstlerin begrüßte, war, wie schon gestern be richtet, von saseinirendcm Eindrücke. Eine ähnlirhe Ovation wieder holte sich nach den Schlußworten der Arre „Thenrc Halle, iei mir gegrüßt". Tas Ausziehen des Vorhangs nach dein zweiten stllt- ichlnsje mußte man zn zählen ansgeben. Ria» ries hier Frl. Malten mehr als ein Tntzcnd Mal. Die Künstlerin gab bei dieser Gelegen heit übrigens einen kleinen Beweis von der icho» gestern erwähnten Blnincnaiisslattniig ihrer Garderobe. Nach nnd nach belegte sie den größeren Theil der Bühne »ist den Hanvtslürkcn, die rln an Kränzen, Blumenkörben und sonstigen kostbaren Bindereien über iandl worden waren. Tas; die künstlerischen Leistlingen den seltenen Huldigungen nach jeder Seite hin entsprachen, ist eingehend berühr! worden — nnd bleibt zu Alledem nur der Wunsch, dai; die gewir rte und mit Recht bewunderte Künstlerin nnserem Hosthcater a!s eine seiner slotzcsten Zierden noch lange in solcher außergewöhnliche» Lcislnngssähigkeit erhalten bleibe. 11. 8l. -h Um den M ittwochsabonncntcn des HosthcaI c r s der Nensladt vom 8. d. M. eine Wiederholung von Aschenbrödel zn ersparen, wird der nächste Sonntag mit dem Nachholen derVorstelliing übersprungen »nd die Vorstellung vom 8. am Sonntag den I!'.. die Sviinabcndsvorslclliing vom 11. aber am 26. d. M. ergänzt werden. .ck DaS Nesidcnzthcatcr gi'ebt heute Nachmittag zn ermäßigten Preisen znm vorletzten Male das Kari'srhe Weihnachlsmärchen „Das Ehr, st t i n d". Als Abendvorstellung geht die neue Operette „Ter Abentc n r c r" in Scene. s Vesper in der Krcnzkirchc, heute Nachmittag 2 Uhr. 1) Sonate für Orgel (U-«I»r) von Mendelssohn Bailholdy 2> „Ueeo giiomoclo moritnr justim" Motette von Jakob Gallns (1550 bis 01). 2) lioi" für Mezzv-Sopran und Orgel ans der Krönimgsinesse von W. A. Mozart, gesniigen von Fräulein Elisabeth Sievert. 4) „Magnisieal" Nr. Ii, Motette snr Chor nnd 4 Solostimme» <12 Nummer») von Gottfried August Homilins (7 als Kantor in der Krcnztirchc 1785). >- Uns,'rein Berichte über die von der Knnstgcnosscnschast vcr anstaltcte Ludwig Richter-Feier ist noch nachzntragcn, daß die trefflich individnalisirte Bütte Ludwig Richters, welche im Schsnßbilde gezeigt wurde, von Herrn Bildhauer Rassau geschaffen worden war nnd daß i» gleich uneigennütziger Weise die Herren Hostlieatcr-Belcuchliingsinsvektor Bahr und Hoslhcater-Eoslümicr Ebcrinö znm Gelingen der Feier beigctragcn haben. Vor 6M Jahren war der Winter noch milder als Heuer, wie die Bibcrachcr Chronik von 128000 erzählt: „Anno 1289 ivar ein guter und müder Winter, also daß die Buben ans das hl. Weihnachten badeten, die Wiest» grün lagen nnd Veilchen blühten. Zn Konstanz wurden Kränze ans Violen verkamt, die Buben badeten in dcr Riß nnd in der Schliffen. Um diele Zeit kostete in Bibcrach ein Huhn 2 Pfennige, cm Scheffel Kernen 21 Kreuzer, ein Scheffel Roggen nur 15 Kreuzer und 12 Eier eine» Pfennig.
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