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Dresdner Nachrichten : 07.03.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190503075
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19050307
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19050307
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-03
- Tag 1905-03-07
-
Monat
1905-03
-
Jahr
1905
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 07.03.1905
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kiilWvbil kiirllge l>. -Mtel ro» derte» Kolke», »rrseriliclit imMeiieft. fflanmaim Hermann kr»«vr titrsnsv 1, I. ^pnrlv NegeWZulel. in»' l' fskfillsle m»- kür üerren, ckantteure uvü Lnl8cl,tzr. OertllcheS und Sächsisches. — D« Dentschnational« Handluna-aehslfen» verband im Königretch Sachsen Veranstaltete am voraeilrigen Sonntag ln Rieta fü, die Kreishanpimaunichglten Dresden und Bautzen einen Bezirkstag Nack Eröffnung der sehr au« de- suchlen Bersaminlung mit e«»em Hack aus Kaller und Köwg und den üblichen Begrützungsreben erstallete Herr Bezirksvorstand Mat aul Niederledlitz de» Jahresbericht aus da- Jahr 1904. Darnach bat sich der Bezirk auch in dieser Zeit aut writereinwickelt. Die Hauviarbrit ersorderle der Kampf um die Kausmannsgelichie. Bei den Wahlen zu den Kausmannsgerickten in Dresden. Treibern, Meißen, Chemnitz und Zittau Kat der Verband mit den Beisitzer« wablen sehr günstia angeschnitten. Da- tzauptaugennrerk de- Verbände- soll in Zukunst daraus gerichtet werden, dir Gemeinden dasür zu erwärmen, daß sie sich mehr für BezirkskausmaiiriSaerichte ausivrechen. Die Anttskauptinanmckast Dresden wird den Anfang mit der Einrichtung eine- BeziikskaiiiinairnSgerrckts machen. Sämtliche Gemeinden de- Plauenschrn Grundes und auch die Gemeinde Niederiedi'tz haben nach dieser Nicht»,ag günstige Gut achten abgegeben. In Pirna. Rieia, Großenbui» und Radeberg haben die Stabträte die Frage der Notwendigkeit eines Kuus- mannSgrrichtS verneinend bcariiwortet. Um in den Gemeinde» nach diele» Richtung ausklärend zu wirken, soll an den im März In Dresden zusammeutretenden Gemeinde«»» eine Eingabe gemacht werben. Herr Stadtverordneter Cl> ristovk - Dresden reierieite über .Sozialpolitisches". Er einiaknte. nicht zu viel aus einmal zu ve,langen und nur da« Elreichbarr, dies aber mit En-rgir und zäher Ausdauer zu verfolge». Sodann kam er kurz auf die beabsichtigte Reform des Stadtverordneten- Wadlrerbts in Dresden zu sprechen, dabei anregend, der Verband milge daiür cintreten, daß bei Eirichtnng der verschiede nen BerusSklassrn Handlnnasgehilfen und Gcwefticgrbilftu nicht eine gemeinsame Klasse bilden, sondein eine Klasse der Vrivat- beamlen gebildet wird. DaS Offruhalien de, Schaufenster an Sonntage», welches der erste Schritt zur SoniitagSnnrnbe bilden würde. lei gegenwäitig »och nickt in absehbare Nähe genickt. Das sächsische Sonntagsruhegesetz bilde eine gute Bürgschaft sür die Aiifrechtkrhaitnng de- gegenwänigen ZnslaiideS »nd gebe weiter als das Reichsgesetz. Man solle also znnächst in bezug ans die Frage der S o untagsruhe eine abwarlendc Stellung ein- nebmen. An dieses Referat schloss sich eine längere Ausiviache, aus welcher zu rntnedmen war. daß in der Bewegnng lür die Errichtung von Kaufinannsgeiichten. gegen welche dir Fttineu- itihaber vielfach eine ablehnende Stellung einnebmcn. ganz origi nelle Elschkinungkn zu tage getreten sind. In Zittau baden die Firmeninhabrr überhaupt leine» Kandidaten fü, dir Beisitzerwiblku ausgestellt, so daß CliesS aus de, Umgegend die Arbeilgeberbeisincr sür da» Zittauer Kansinannsgerichl bilden. Bei der Werbetätig keit deS Verbandes sind einzelne Fälle terrolistischer Behandlung durch Vorgesetzte beobachtet worden. Weiter w,»de u. n. gesagt, daß das Osienhalten der Schaufenster an Sonn- und Feiertagen nur den großen, nicht aber den kleine» Geschäfte» zu gute kommen. Die Neuwahlen des Bezirksvorstandes ergaben die W'ederwahl der Herren Mai-Niedersedlitz als rillen Vorsitzenden. Stadtverordneter Clniitoph-DreSden als zweiten Vorsitzenden und Rechner und Hartmann-Bautzen alS Schriftführer. Als Ort der rrächffcn BezirkS-Wanderverlammluug wurde Bischofswerda bestimmt. Da mit erreichten die Beratungen ihr Ende. — In einer anschließen den össeiitlichen Versammlung sprach Herr Richard v. Pein über das Thema: der gesetzliche A ch t» h r-L a d e u- sckluß ohne «Schädigung deS Kleinhandels durch- zusüdikn?" Ter Redner schilderte zunächst die Vorgeschichte der Einführung des Nerinuhr-LadeiffchlirsseS wies daraus hin. daß der Achluhi-Ludeirschluß den Kleinhandel ebenso wenig schädigen würde, wie dies der Neuiruhr-Ludeiischliiß getan bat. daß er aber den Ladeniuhaber freier machen würde, und zeigte zum Schluß die beiden Wege, die unter dem gegenwäitige» Gesetz zum Achtnkr- Ladenschluß führen können. Der Rest des Tages war geselligen Berg >ügiinaen gewidmet, welche die Riesaer Ortsgruppe zur Feier ihre» Stiftungsfestes veranstaltet hatte. — Am Sonnabend wurde das bekannte und beliebte Pro- mcnaden-Nestaurant sAbt. Webergassej „Der Hirsch am Rauch Haus" nach bedeutender Vergrößerung, vollständig renoviert, wieder eröffnet. Außer den vorzüglichen diversen belegten Brötchen, Brühwürstchen, Ausschnitten, Salaten, best, gepflegten Getränken, die wie bisher zu billigen Preisen in reicher Auswahl verabreicht werden, bat der Eigentümer. Herr Con- ftontin Butziger, mit dem Lokal eine volkstümliche Kon ditorei verbunden, in der neben warmen Getränken, wie Kaffee, Cacao, Schokolade »sw., auch die verschiedensten Kuchen, Gebäcks usw. in reichlichen Portionen zu kleinen Preisen bei vor züglichster Qualität abgegeben werden. — Vereinsnachrichtrn. Im Volksleseobend des Vereins „VolkswoHv' wird heute abend «49 Uhr in der „Ton halle" aus Johanna spyris Werk „Heidvorgelesen. — Der kaufmännische Geselligkeitsverein „Allemannia" zu Dresden veranstaltet nächsten Freitag in der „Walhalla" einen Familien obend, wozu ein besonders gewähltes Programm vorliegt. — Polizeibericht, 6. März. Von einem hiesigen Händler sind ein Badetuch, zwei Kissenbezüge, ein Handtuch, nicht gezeichnet, und eine Tischdecke, drei Handtücher, zwei Wischtücher, R. gezeichnet, bei der Kriminalobteilung abge geben worden, dievermutlich gestohlen sind. Der Eigen tümer kann die Wäschestücke abholen. — In der Nacht zum Montag brach in einer Stube im ersten Stock des Grundstückes Hosmannstraße 50 (Vorstadt Neugrunai aus noch unbekannter Ursache ein Brand aus, der, da er nicht sogleich bemerkt wurde, eine ziemliche Ausdehnung onnehmen konnte. In diesem Stockwerk schliefen, nur durch den Vorsaal von dem Brandob)ekt getrennt, aber glucküchcrioeise bei geschlossenen Türen, ein Kmdersräulcin mit den Kindern der im zweiten Stock schlafenden Eltern. Nur dem Unistan.de, daß der Vater infolge des ln seine Schlafstube eingedrunpenen Rauches wach wurde, ist es zu danken, daß kein grötzeres Unglück geschah. Nichts Gutes ahnend, begab er sich sofort nach dem ersten Stock, drückte eine Türfüllung ein, drang durch den dichten Rauch in die Schlafstube der Kinder und brachte die Kinder in Sicherheit. Tie Stube, in der das Jener zum Ausbruch gekommen, brannle vollständig auS, aber auch im Salon war durch die eingcdrungcne Glut sämtliches Mobiliar stark beschädigt und die Fenstergardinen, Tnrporticrcn, Fenster scheiben usw. zerstört morden. Die morgens um 2 Uhr durch den öffentlichen Melder herbeigeruscne Feuerwehr vermochte mit Hilfe einer Schlauchleitung vom Stratzcnfeueryahn die Gefahr bald zu beseitigen, war aber mit den Ausräumungsarbcitcn bis früh gegen 1,44 Uhr beschäftigt. — Dem Zrmmermarm Karl Heiur. Ernst Faust in Gostritz welcher 30 Jahre in einem Arbeitsverhältnis zum Aktienvereiu des hiesigen Zoologischen Gartens gestanden hat, ist das Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen worden. — Im „Kaiser-Palast" findet heute große karneva listische Fastiiachtsstier statt. Das Konzert wird vo» der Kapelle des 2. Gcenadier-Regiments (Direktion Schröder) ausgcführt. Außerdem treten Geiangsgriartette und Duette ans. — Das Hotel Demnitz in L 0 schwitz ist durch Kauf in den Besitz des Herrn Restaurateurs Heiland in Dresden übergegangen. Der Kaufpreis soll 205 000 Mark betragen. Der Vorbesrtzcr, Herr Hosrat Honeckcr, erwarb vor zwei Jahren daS Grundstück in der Zlvangüvcrsieigerung. — Lockwitz bei Dresden. Bei dem vom hiesigen Schul vorstand zur Erlangung vo» Entwürfen für eine neue S ch 11 l - anläge vrranslalieten Wettbewerb wurde der Enlwtirf mit dem Kennwort „Lockwitz seinen Kindern" von dem Beurteiler, Herrn Geh. Balirat Professor Dr. Wollot, als das beste Projekt anerkannt und zur Ausführung empfohlen. (Verfasser die Herren Architekten Gebrüder Kießling. Kötzkchenbroda.) Dieser Enlwurf wurde auch zur Ausführung angenommen. — Für die Bürger meist er st eile in Berggieß hübel haben sich über 70 Bewerber gemeldet. — Döbeln. 6. März. Bei einem Siubenbrand erstickte gestern abend aus dem Görrreschen Vorwerk zu Simsetwitz ein mnge- Mädchen, weiches als Wirtschafterin angrstcllt war. Das Mädchen war am Tische elngeschlafen und halte im Schlaf« die Lamoe umgeworien. - R werken Riesa, 5. März. Der in den Lauchhammerschen Eisen- schwer verunglückt« Formerlehrling Stolze ist bald nach seiner uebersührung in- Krankenhaus gestorben. — Mühlberg a. Elbe, 5. März. Im nahen Herzberg >s Magdeburg, der sich iclt, seine beiden Kinder sich - b Die Frau konnte an M. selbst. hiN>- und ent- Sie ouf- f bat dabei a. Elbe, 5. März erschoß ein Wjähriger Kaufmann aus hier besuchsweise bei seinen Eltern aushielt, im Aller von 4 und 1 Jahr und entleibte fick dann Ueber den Beweggrund zu der Untat ist nichts bekannt. — Leipzig, 5. März. In einem Garten der Ha . schen Gartenanlagen zu Leipzig-Gohlis bat gestern abend die Kürschners-Ehesra» Hering ihr Ist» Jahre alles Töchlerchen Marie in einem Wasserloche ertränkt. Die Unglückliche, die schon seit längerer Zeit nervenkrank ist und deshalb schon zwei mal in einer Heilanstalt untergebracht war, hat sich abends in der achten Stunde mit ihren drei Kindern, zwei Knaben, 7 6 Jahre alt, und der kleinen Marie aus der Wohnung fernt und vermutlich alle drei Kinder umbrinaen wollen, wurde heute früh am Thüringer Bahnkörper schwerverletzt gesunden und in das Krankenhaus gebracht. Wahrscheinliä sie sich von einem Zuge überfahren lassen wollen und ist von der Maschine zur Seite geschleudert worden. — Im Bereiche des Bayrischen Bahnhofs in Leipzig ließ sich am Sonntag früh der Handelsmann Bernstein von einem Nangicrzug« überfahren: er war losort tot. — Wegen vorsätzlicher Kindestötung wurde vom Schwur gericht i» Cbcmnitz die in Dresden geborene ledlge Gertrud Küsten zu zwei Iabrr» einem Monat Gefängnis verurteilt. — Tie Firma AugustGeyin Zschopau hatte im Vorjahre eine LiebeSgabciisendung sWein, Fruchtsirupe, Preiselbeeren, Marmeladen usw.) an unsere Truppen in Südwestasrika ab gesandt, die am Geburtstage des Kaisers verteilt wurden, und von der auch ein Erzgebirger, der Unterossizier Kaden aus Olbcruhan. einen Anteil erhielt. Der Inhalt der im Mai ab- gesandten Kiste kam trotz der langen Seereise und trotz des langen Lagerns tadellos erhalten zur Ausgabe. — Sayda sErzgeb.). Am Sonntag morgen waren hier die Banmäsie, Lcitungsdrähte usw. mit einem seiten starken An raum behaftet. Die schweren Eismasscn zogen die Beste tief herab, so daß viele der letzteren brachen. Auch die Lcitungs- drähte rissen vielfach. Nun wird auch in unserer, in diesem Winter so schneereichen Gegend die Schlittenbahn brüchig und können größtenteils nur nocy leichte Geschirre mit Schlitten ver kehren. — In Ebersbach hat,sich in der Nacht zum Montag in dem aus dem Marktplatze befindlichen Wasscrbassin der Fabrik arbeiter Schmidt ertränkt. — Am Dienstag gelang es, wie erst jetzt bekannt wird, ans dem Slantsbahnliose in Bodenbach eine elegant gekleidete tüngere Frauensperson unter dem dringenden Verdachte des Mädchenhandels seslznnebmen. Die Vcchastung war in folge einer Strainnzeige erfolgt, welcher rtne gerinne Personal beschreibung der verdächtigen Frauensperson beigeichlosien war. Sie gab an. Anastasia Roth zu heitzrn und ans Malmö in Schweden zu lein, verwickelte sich aber dann in Widersprüche, als sie über den Zweck ihrer Reise betragt wurde. Iebenfglls hat sie Grrrnd, die Behörden über ibre Perlon im Unklaren zn lassen. Sie hatte ei> ein Mädchen namens Raset in eine glänzende Stellung als Kassierer!» in der Kantine des Ostizierskasinos verbrochen und s ihr vo» der interessanten Reise »ach Hamburg und über die See — > nach Berlin erzäblt. Dns Mädchen besuchte von Tetschen ans ! Verwandte, die es warnten und Anzeige erstatteten. D>e Fremde ließ sich in Tetschen. wo sie wieder mit der Raschin Zusammen treffen wollte, nicht blicke». Sie batte jedein'alls Lunte gerochen und war nach Bodenbach gegangen, wo sie bereits ein anderes Ovstr anßtindig gemncht hafte, dns aber ebenfalls vo» Ver wandten gewarnt wurde. Schließlich gelang es, die verdächtige Jrcinde zu verkästen. — Schwurgericht. Jener doppelte Giftmord- versuch, welcher im Oktober im Vorderhaus«: des Grund . ästigt gewesene Postschaffner Hermann August Priebris. Geladen waren sechs Zeugen, darunter die Ehefrau des An geklagten Selma Kamitla geb. Kaiser. Als Sachverständiger fungierte Dr. Hevelmnnn. Die Anklage vertrat Staatsanwalt Klotzsch, während die Verteidigung Nechisanwolt Dr. Knoll über nommen hatte. Nach dem Eröftmingsbeschluß wird Pr. be schuldigt, am 7. und 13. Oktober in Dresden den Entschluß, seine Ehefrau durch Gift zu töten, durch Haniünngen betätigt zu haben, toelche einen Anfang der Ausführung enthielten, und zwar mit voller Ucberlegung. Unter lautloser Spannung des außerordent lich zahlreichen Publikums erzählt der Angeklagte über die Vor- geschickte und die Ausführung seiner veöbrecherischen Handlungen etwa folgendes: P. war früher in Bischbeim Londbriefträger, lernte dort seine um vier Jahre ältere jetzige Frau kennen, welche in einem adeligen Hause Gouvernante war, und knüpfte ein Liebesverhältnis mit ihr an. Die Eltern des Mädchens waren daaegen und gaben erst nach, als sich die Folgen des Verhält nisses bemerkbar machten. Pr. wurde nach Loschwih versetzt und heiratete 1897, will mich die Kosten der Einrichtung und die Hochzeit aus eigenen Mitteln bestritten haben. Das Verhältnis der El>eleute zu einander gestaltete sich aber nicht zum besten. Pr. behauptet, daß die Schwiegereltern ihre Tochter gegen ihn aufgehetzt und ihn, den einfachen Briefträger, nicht als eben bürtig angesehen hätten. Dies wurde auch nicht besser, als P. mit 1440 Mk. Gehalt als Geldbriesträger nach 'Dresden versetzt wurde. Der Angeklagte erhebt schwere Vorwürfe gegen seine Frau ,vegen ihrer Wirtschaftsführung' sie habe sich weder um Küche " ' " ' ' den »nd . .. ..... ... .... die Verhältnisse iedoch ganz anders lest. Tat lache ist, daß die Eheleute in den letzten zwei Jahren fast gar nicht mehr mitein ander gesprochen und nicht mehr ehelich miteinander verkehrt haben. Auch das eigene, jetzt iechsiöhrige Mädchen war dem Vater schließlich im Wege. ZnmNcbersluß knüpfte Priebus noch mit einer in einer Restauration beschäftigten 28jähr. Kaufmannswitwe ein Verhältnis an, dem ein Kino entsproß. Pr. ging mit der ernsten Absicht nur, die Geliebte zu heiraten, und scheint von da ab den Plan gefaßt zu haben, sich seiner Ehefrau zu entledigen, nötigenfalls mit Gewalt. Für den I. Oktober war der Umzug der Familie Priebus nach dem Vorderhonse deS genannten Grund stücks geplant. Einige Tage vorher kam Pr. zu einem in der Johannstadt wohnenden, ihm bekannten Drogisten, bat um ein Mittel zur Vertilgung von Ungeziefer und erhielt auch eine Arscnikmischuiig. Kurz darauf er>chicn Pr. wieder und verlangte reines Arsenik, da das bereits erhaltene Mittel zu schwach sei. Der Drogist glaubte, daß der ihm als mrverlässig bekannte Beamte keinen Mißbrauch trüben werde, und ließ ihm für 1 Mk. Arsenik ab. Pr. steckte das Gift ein. verbarg es zuerst im Oien, schüttete dann einen Teil in eine GlaSbüchse und verwahrte diese in der .Kommode, verschloß dagegen das übrige im Dienstpulte auf dem Postamte. Am Mittag des 7. Oktober kam der Angeklagte miß- mutig vom Dienst nach Hause, setzte sich ohne Gruß und Wort zum Essen. Es gab Gänsekiein mit Reis. Er ah mit Appetit, schüttete in einem unbewachten Augenblicke einen Teil des Arseniks über den Rest des Essens und ging dann wieder znrn Dienst. Nachmittags kam die Mutter der Frau Pr. zum Besuch und brachte ein großes Paket Kirmeskuchen mit, welchem beim Kaffee besonders das sechszährige Mädchen fleißig zusprach, zu seinem großen Glück. Als sich der Besuch entfernt hatte, richtete die Mutier den Rest des Mittagessens zum Abendbrot vor. Das Kind verspürte iedoch keinen Appetit und aß nichts. Die Mutter fand die ersten Löffel zwar von sonderbarem Geschmack, aß iedoch weiter und wurde sofort von andauerndem Erbrechen befallen, welche» auch während der Nacht nicht nachließ. Um die brennen den Schmerzen rm Halse und in den Eingeweide» zu mildern, trank sie Milch und aß Schokolade in großen Mengen, und ist dadurch wahrscheinlich gerettet worden. Aus alle Fälle hatte sie ihr Töchterchen dahin verständigt, daß die Mutter nach dem Genuß von Reis erkrankt sei. Um 3 Uhr morgens kam der pflichtvergessene Mann heim und fand sein« Frau in heftigsten Schmerzen. Vorher hatte er einige Stunden cm Biertisch verlebt. et« Verbrechen noch nicht glauben «nd rief den Mann zu sich. P. bvlte iotort Wusser und Schrurrbewil > beider und reinigte da« Zimmer gründlich, wa» bei trüberen Krankkettr» der F>au niemals vorgekommen war, kochte für Fra» und Tochter de» Morgenkaffee und ging stich zum Dienst. Mi: gleichgültiger Miene erzäblle er am Abend der Geliebten, seine ^ Frau babe am vergangenen Abend heiliges Erbrechen gehabt. - s Am 12 Oktober setzte sich Frau Pr. mit rbrer Tochter zum Nach- > mttlogsiilch Mid machte die Eriabrrrng. daß brr Kaffee übel schmecke und weiße Gicllen werfe, wesbutb sie das Getränk rveggoß. DaS- , selbe wüdecholte sich am anderen Tage. Bei der näheren Unrer- ! suchung des KassregetätzeS entdeckte b«e Frau einen weißen Boden- i satz: »liier der Kommode stand ein Rest Milch, welcher ebenfalls ! den weißen Satz eittbieit. Die Frau wandte sich um Rat an ihre» Bruder und dieser zog den beurigen Zeugen Tr. Hevelmanir checkest welchrr in de» Getränken «ine» stinke» Zuiatz von reinem : Arsenik stslsteUtc. Die sofort beuachrlchtigie Krtmirralpolizki ver haftete Pr. auf dem Postamte, wo auf der Festgrnommeue auch ein GetiaridniS ablegle. In seiner Briesträgcrtasche saud sich nocv ein Rest des Giiles vor. Ueber dre Tattuchen decken sich die Angaben des Angeklagten und die Beluudungen des Krimina!- geubarmen und des Drogisten, weicher daß Gift verlauste. Frau Priebus weist als Zeugin den Vorwurf zurück, daß sre an dem ehelichen Zerwürfnis die Schuld trage. Sie habe sich «eit Jahre» bemüht, Wien Ehemann umznilimnir», und ihrer Tochter einge- schnrlt. ja immer recht frcn»d>rch zum Vater zu sein. Alles babe nichts genützt, der Mann sei immer abstoßender geworden und zu letzt »nr betrunken heiingelrmimen. Lurch Schneidern habe pe mit Verdienen Helten, und Besuche habe sie nnr bei ibrer Mutter gemach« und auch das unr testen. Sckou l!Itt3 habe die Frau einen böse» Ansgang geahnt und den Mann gewarnt: .Kehcc um, che cs zn spät »t!" Tas habe gclwtsen. aber nnr 8 Tage. Nach der Vernehmung der Fra» Pr. stellt der Vorsitzende, Laud- gerichtsdiiekioc Obelimstzrat Ez'uer. au de» Angeklagte» die Frage: „Haben Sie nicht an die Todesstrafe gedarbt, die Sie er wartete, wenn die Tut geglückt wäre?" Angeklagter schweigt nchselzuckend Vvirrtzciiber: .Halte» Sie denn rei» Mitleid mct Ihrem Ktnoe, welches doch auch vergütet werden tonnte?" Auch hierüber tchweigr Pr. Sachverständiger Dr. Heoetmann lagt, daß die im Reis gestrudene Grilmeuge unbedingt tödlich w-rken konnte; ein glücklicher Umstand hat daS Schlimmste abgewender: im Kaffee >ci das Gilt »och nicht gelost geweien, dabei die gerin gere Wirkung. — Einige »IS Zeugen vernommene Polizeivcamre lagen, daß Pr. in Biichheim. Luschwitz und Dresden sich früher dleiiillich und außerdienstlich gut geiührl baoe: »ur charuilerie er gern mit Mädchen >»»d »rügen Franc». Reckt übel iei es bemerkt worden, daß Pr. einige Tage vor dem 14. Oktober in Begleitung seiner Geliebten eine ,;udnciiwrihe i» Biickben» besucht habe. -- Die Gcliebte des Priebus, die verw. Wiirrcr, ist kommissarisch vernommen worden. Sie sagt aus. daß sie trotz ihres intimen Liebesveibältmsies mit Pr. diesem zugeredct Hube, sich mit Frnu und Kind ausznsöhiien. Sie wolle den Geliebten frei gebe» und keinerlei Affinentutivasansprüche erheben. — Damit ist die Beweis- aufiinbiiie gctchlosscn. Staatsanwalt Klotzsch führt a»c>: Die Verhaudlutig habe in einem duffere» trüben Biloe gezeigt, iwe ein gut veraulugier Menich durch Leichtu». Scibilsucht und Ebainktcrschwnche aui die Bahn des Verbrechens komme und zum alleischwcrile» Veibcechen, dein Mo>d, gediäugt weide. Voller Beweis sei dasür eibrucht, daß der Angeklagte mit Vorsatz »ud UebeUrgnug gehandelt hat. Die Geschworenen werden daher die Schnldstage in vollem Uiickange belaßen müsse». Der Vertei diger, R ech ks a » w a l t D r. Knoll, plädiert i» längecer Reae nuf versuchten Totschlag. Ans Gcnnd des Walpipruchs der Geschworene» wird Priebus wegen v e rs u ch t e n M 0 r d e s zu 8 Jahre» Zuchthaus. 10 Jahren Ehiverlust und Zulässigkeit der Polizemnfsicht verurteilt; 3 Monate Zuchthaus gelten als verbüßt. -- Unter völligem AnStchluß der Oessentlickkeit wird gegen das etwa 30 Jahre alte Ha»S>»ädchen Anna Marie Sophie Sicin aus Dresden wegen Krndeslötnng verhandelt. Tie Ange klagte soll lm Mai 1901. rm Oktober 1902 und im Dezember 1004 ihre vier außerehelichen Kinder in oder gleich nach der Geburt vorsätzlich getötet haben. Als Verlierer der Anklage inagierl Staatsanwalt Klotzsch, als Verteidiger Rechisgnwall Türk, als ärztlicher Sachvc»ständiger Obrrmebiziiicilrat Tr. Donau. Das Urteil lautet aus 5 Jahre Gesängnis und 5 Jahre Ehrverlust. — Landgericht. In geheimer Sitzung wird gegen den 1852 in Niederkunnersdorf gebrrenen Handarbeiter Gustav Heinrich Mann wegen Blutschande verhandelt. Der Angeklagte hat sich längere Zeit hindurch an der eigenen, noch schulpflichtigen Tochter vergangen. Die 5. Stracke mm er erkennt aus 1 Jahr 6 Monate Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust: 1 Monat Zucht haus gilt als verbüßt. — Eine andere geheime Sitzung Achtet sich gegen den 1870 in Thorn geborenen, wegen fahrlässiger Tötung mit 1 Monat Gesängnis vorbestraften herrschaftlichen Diener Bruno Bolcslaw Racztowsky und den 1886 in Dresden geborenen Markthelser Georg Wilhelm Alexander Rudolph. Am 23. Oktober wurden beide der Begehung eines Sittlichkeitsdelikts nach § 175 des Strafgesetzbuches überrascht. Der Erstgenannte trieb sich im November in der Stadt als Bettler umher. Raczkowsky erhält 4 Monate Gesängnis und 2 Tage Hast, Rudolph 3 Monate Gefängnis. — Der vorbestraft« Bau unternehmer Friedrich Wilhelm Poppe aus Neu-Nöstiae stellte sich Anfang Januar einer hiesigen Kausmannssrau fälschlich als Bruder des Hausbesitzers vor. kassierte 125 Mk. Miete und quittierte mit falschem Namen. Das Urteil lautet aus 6 Monate Gefängnis, wovon 9 Wochen als verbüßt gelten. — Unter Aus- schluß der Ocffentüchkeit wird verhandelt gegen die ledige Arbeiterin Klara Liesbcth Sonntag: diese hatte die Bekanntschaft eines Maschinenbauers gemacht, mit dem sie ein intimes Lrebes- verbältnis einging. Hinterher erstattete ne gegen ihn Anzeige wegen eines angeblich an ihr versuchten Sittlrchkeitsverbrechcns. Die Anschuldigung war eine wissentlich falsche, weshalb die An geklagte zu 3 Monaten Elefänynis verurteilt wird. Am Schluffe der Verhandlung, wird die bisher aus freiem Fuße befindliche Angeklagte in .Haft aenommcn. — Der 25 Jahre alte Müller- geselle Paul Hermann Tragisch wurde am 21. Januar aus seiner Stellung in der Mühle zu Hermsdors bei Radeberg enl- lasscii, hielt sich ober noch zwcr Tage in der Müllerstubc aus. Am letzten Tage erbrach er den Koffer eines Gesellen und stahl daraus 30 Akk. Einem anderen Gesellen «ntlocndete er einen goldenen Ring. Das Geld vertat Tragisch, den Ring behauptet er, verloren zu haben. Er muß 6 Monate Gefängnis verbüßen. — Der Bauunternehmer Ernst Oswald Winkler muß sich per- antworten, weil er die seinen Arbeitern abgezogenen Beiträge zur Kranken- und Jnvalidenkasse nicht abliefcrte. Die Summe beträgt insgesamt 490 Mk. Ter 58 Jahre alte Angeklagte ist bisher unbestraft uns kommt mit 50 Mk. Geldstrafe oder 10 Tagen Gefängnis davon. — Oeftentlich« Versteigerungen in denKönigl. Amtsgerichten. MitUvech, den 8. März. Grimma i TaS dcc Akiieuaercllschast für Pliotoilcnidrrick rwrm. Paul Traminer gebörige Fabrrl- > akuiidttrick (I Hektar >1,2 Ars in Nerärau, 88 800 M., Zubehör und Ma- ! schinen US 002 M. Versteigerung an Ori und Sicke. DrcSdcn: Kcursmcnm > Agrl Friedrich Göd' Haupiwobngebärwe mit kleinem Ncdc»gedäude, kleinem Vor- und grobem Hiiuergaricri ttt,2 Ars in Nrederlößnih, HeinrlchtiralzeL. 28 !»o M. 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