Volltext Seite (XML)
Unterhaltung und Geschäftsverkehr. ^ 837 - Montag dcn lS. August ^ ^ ML Ersch. tägl. Morg. 7 U.— Inserate die SpallMe S Ps. werden bi« Ab. 7 (Sonnt, v. 11—r U) angenommen. — Abonn. Vierteljahr »0 Rgr. bei unentgeldl. Lieferungin'<Hau«. Durch die Post Biertelj. SO Rgr. Eknz. Nummern 1 Ngr. Expedition: Johanne««Allee ü u. Watsenhausstr. 6 pt. Dresden, den 15. August. — Die „A. Z." berichtet aus Mailand vom 8. d.: ES war schon im Laufe der vergangenen Woche bekannt, daß der König Victor Emanuel seinen Einzug in Mai land am 7. d. M. halten wollte; trotzdem sing man erst am 6. d. M. an, einige Stangen vor dem Palast, eine Art Baldachin vor dem Dom, und eine geschmacklose Eh renpforte vor Porta-Orientale aufzmichten. Die Muni- eipalität hatte aus Kostenersparniß dazu dasselbe Material verwandt, welches einst bei dem Einzuge des Kaisers von Oesterreich gedient, eS war jedoch durch die Länge der Zeit so unscheinbar geworden, daß das Volk gestern früh sich in Massen versammelte und ^sowohl vor als in dem Dom und an der Porta-Orientale sämmtliche Draperien unter lautem Jubel Herabriß. Die Ehrenpforte bildet« einen traurigen Anblick mit den herabhängrnden Fetzen, und in größter Eile hatte man sich beeilt, einige neue seidene Stoffe herdrizuschaffen und den Schaden soviel als mög lich zu verbessert. — Ein Lheil des französischer» Militärs, sowie die Nationalgarde, bildeten «in Spalier. Vor dem Dom hatten sich Marschall Waillant und General Groß mit einer Anzahl Offiziere zum Empfang des Königs auf gestellt, und an der Eisenbahn hatte sich der Gouverneur mit der Municipalität ringefunden. Punkt 6 Uhr kam der König an, bestieg ein Roß, und in Begleitung seines Stabes, sowie sämmtlicher Minister, welche zu Wagen nachfuhren, begab er sich nach dem Dom. Das Cortvge wurde von einer Abtheilung piemontesischer GenLd'armen angeführt und von einer andern derselben geschloffen. — Der König sah ruhig und ernst aus und war durchaus nicht so heiter als bei dem ersten Einzuge mit dem Kaiser Napoleon Hl. Die Damen warfen Blumen von den Balconen herab, allein den König schien das.Ganze in keine bessere Stimmung zu versetzen. Nachdem er im Dom einer hohen Messe beigewohnt, begab er sich ins Schloß, und hat durchaus der Neugierde, ihn im Thea ter La-Scala zu sehen, nicht entsprochen. Die Jllumi- Nation war einfach, verspricht jedoch heult Abend pracht voll zu werden. Der ganze Einzug hatte nichts Feier liches noch JmponirmdeS, und man kommt in Verlegen heit, irgend eine Darstellung darüber zu geben. — Alljährlich am 12. August versammeln sich Abends in Kraffr's Restauration.die alten Veteranen, welche bis zuyr Jahre 1815 der Armee angehört haben und erneuern ihre Schlachtenkameradschaft durch geselliges Zusammen sein und Speisung. Die Beiträge dazu spenden Sr. Maj. der König und höhere Militärs. Am vergangenen Freitage war die diesjährige Versammlung, bei welcher der sonst immer anwesende Kriegsminister, Erc. und der Ge neralmajor von Holtzendorff diesmal fehlten, erster« wegen Reise, letzterer wegen Badecur; beide aber ließen der Ver sammlung ihre Grüße mittheilen. Betrübend war eS, daß gerade an diesem Lage ein Veteran, der Hof-Holzträger Seidel zur Erde bestattet wurde. — Auf den meisten Bergen unserer Sächsischen Schweiz ist ein Fremdenbuch ausgelegt und man findet darin mannigfache Ergüsse einer durch die herrliche Sce- nerie feierlich gehobenen Stimmung neben vielen faden Wtzm und ungeheurem Blödsinn. Nachstehender Unsinn sigurirt fast in allen dieser Fremdenbücher: Wenn dieser Berg von Butter wär'. Und dieses Thal von Grütze/ Und käm' ein warmer Sonnenschein, Der Berg flöß' in das Thal hinein. Das müßt' ein gutes Essen sein.s — Der Verkaufspreis deö Roggenbrodes vom 14. bis mit 20. August d. I. ist: Das Pfund feines Rog- genbrod (Lockwitzer) höchster Preis 15 Pf., niedrigster Preis 10z Pf. — Das Pfund hausbackenes Roggenbrod (Leipziger) höchster Preis 10^ Pf, niedrigster Preis 7j Pf.— Das Pfund Brod (Schwarzbrod) höchster Preis 0 Pf., niedrigster Preis 6H Pfennige. — Unter dem Vorsitze des Hrn. GerichtSrathS Abend- »olh fand in Pirna am 11. d. eine durch ihren Gegen stand interessante Hauptverhandlung bei dem BezirkSge. richte statt. Eö handelte sich um versuchte Tödtung einer Einwilligenden in folgender Weise. Joseph K. aus Böh men war in einem Alter von 18 Jahren in den österrei- chrschen Finanzwachdienst getreten, hatte e» bis zum Obrr- inspicienten gebracht, war aber in Folge der politischen Er eignisse genöthigt worden, in das Militär und zwar zu nächst als Gemeiner einzutreten. Jndignirt hierüber, be schließt er zu verhungern, setzt sein Testament auf (er be sitzt ein kleines Vermögen) und übergiebt dies seiner Ge liebten. Diese forscht nach dem Grunde, er giebt ihn an, und mit Bestimmtheit erklärt nun die Geliebte, daß sie mit ihm sterben werde. In Civilklridung verläßt er die Caserne zu Lroppau, trifft mit seiner Geliebten zusammen und Beide begeben sich in «inen abgelegenen dichten Wald, wo sie sich drei Tage aller Nahrung enthalten. Die we>b- lichen Bitten zu Aendermig des Entschlusses bleiben nicht fruchtlos, sie hat ein erspartes Sümmchen von 50 bis 60 Gulden mitgenommen, und da er sich erinnert, daß er ein