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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 19.10.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19011019014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901101901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901101901
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-10
- Tag 1901-10-19
-
Monat
1901-10
-
Jahr
1901
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 19.10.1901
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im Boi, kaltenen I» »v«e eine Aufstellung von Zeichnungen veranstaltet, lech« wohlgelunaener klarer LichtoUder fuzrte äußere An- sichte» oberbayrischer Bauernhäuser vor. Die Schnitzwerke und onstigen Perzierunaen seien durchweg, gleichfalls von Dorfkünst» lern gefertigt: manches dieser Häuser könnte als Muster für eine moderne Billa gelten. Der Redner, der von der bayrischen Regier ung damit betraut worden ist, die bayrische Bauernkunst noch weiter »u studiren. fand für seine interessanten Ausführungen all seitigen und lebhaften Beifall. — Die Jmmatrtculalionen an der Universität Leipzig baden seit IS. dS. MtS. begonnen. Die meiste» Professoren beginnen ibre Collegten in der Zeit vom 21. bis 24. Oktober. — Eltern, denen Heranwachsende Töchter oft viel Mühe und Sorge bereiten, seien auf das vom Leipziger Verein für Innere Mission in Borsdors bei Leipzig eingerichtete und unterhaltene Martinstift hingewiesen. Es ist dazu bestimmt, schwer zu behandelnde oder in sittlicher Gefahr stehende Mädchen durch Arbeit, Unterricht und GotteS Wort zu erziehen. Aus die Eigenart jede- Pfleglings wird dabei möglichst Rücklicht genommen. Da- jähiliche Pfleggelo beträgt 246 Mk. Der Eintritt in die Anstalt kann jederzeit erfolgen. Anmeldunaen werden rntgegen- genommen von der Direktion des Vereins für Innere Mission in Leipzig (Rohste. I4>. Zum Vorsitzenden des Landwirthschaftlichen Kreisvereins >gt lande ist in der am 16. ds. M. in Reichenbach abge- n Versammlung Herr Rittergutsbesitzer Kasten auf Rosenbera gewählt worden. Der stellvertretende Vorsitzende wird erst im Dezember gewählt. Der Klcisverein umfaßt gegen 90 landwirthschaftliche Einzclvercine. — Der Kirchenvorstand der Zrancirkircheiiparochie erläßt im Jnseratcntheile eine Aekaiiiitmachnng. die Ergänzung des Vorstandes betreffend. — Der Verein Dresdner Hotcldicner und Bier auSgeber beging vorgestern in de» mit der Büste König Alberts und dem neuen VereinSbnuner geschmückte» Meinhold'schen Sälen sein 11. Stiftungsfest, bestehend ans Gelangsvvrträgen und Ball. Die Betheiligung war eine sehr zahlreiche: u A. waren die Brudervercine zu Hannover und Berlin durch Abordnungen ver treten ; femer hatten sich auch Mitglieder hiesiger Gauwirths vereine elngrsundcn. Ter von Herr» Tvnkünsller Klüppel ge leitete Gesangverein .Echo" erfreute mit mehreren Licdervorlräge», wofür er wie die Aussührende» der übrigen Darbietungen, von denen ein flott durchgesührteS humoristisches Gemnimtspie! hervor gehoben zu werden verdient, reichen Bcisall ernteten. Das Fest beseelte durchweg eine fröhliche Stimmung, die durch einen präch tigen Kotillon noch gehoben wurde. Von mehreren Bruder- vereincn liefen während des Festes Begrüßungslclegramine ein, die freudige Ausnahme fanden. — Der Gedanke, die Loose der .Internationalen Kunstausstellung" ans der Provinz zurückzuziehen und wäh rend der letzten Wochen ausschließlich nur noch hier zu vertheilen. hat sich als außerordentlich glücklich crwirlc», da der Absatz in den letzten Tagen wieder beträchtlich gestiegen ist. Die Kollektiv auSstelluna der kunstgewerblichen Gewinne, unter denen sich eine stattliche Reibe erstklassiger Arbeiten unserer besten Gewerbekünstler befinden, verbleibt bis zum ZiehungStage tm Wiener Saale, wäh rend die sänimtltchen übrige» Gewinne nach Schluß der Aus stellung im Vestibüle untergebracht werden sollen. — Der Wettstreit um die werlhvvllen Geldpreise zwischen dem Dauerfahrer Robl-München und Josef Fischer-München. Hofmann- Dresden, Krause-Berlin. Hcinu-Berlin u. A. in. ans derDreSduer Radrennbahn im Birkenwäldche» wird in Sports kreisen lebhaft besprochen. Man ist allgemein daraus gespannt, wer aus diesem Rennen über 50660 Meter als Sieger hervor- gehen wird. — Alter Gepflogenheit gemäß findet im Central- Theater Mitte des Monats stets ein aus mehrere oder wenigere Nummern sich erstreckender Programmmcchsel statt. In erster Linie sind natürlich Humoristen und Sängerinnen bemüht, etwas Neues zu bieten, uni ihrem Auftreten neuen Reiz zu geben. So ist es im ersten Theil die deutsche Soubrette Irl. Mary Linke, die mit ihren neuen heiteren Liedern den Abend angenehm einleitet: sodann verdienen die vier Sängerinnen aus der Provence, sowie Mad. Fagette. deren Darbietungen durch Eigenart und aparte Aufmachung fesseln, uneingeschränktes Lob. Das iüdfranzösilche Damenquartett übt auch mit seinem »cue» Programm eine starke Zugkraft aus. Neu in daS Ensemble eingetrcten ist Frl. Bertha Pertina, die durch teiiiperamcntvvlle groteske Tänze daS Publikum zu lebhaftem Beifall hinrcißt. Neue Humoresken hat auch Herr Francke seinem Programm eingereiht. Namentlich ist die Schilder ung von seinem Besuche in Berlin eine außerordentlich witzige Arbeit, der es an satirischen Wendungen und komischen Jnter- mezzis nicht fehlt. Mit reicher Anerkennung ist der Trapezkünstlcrin Karsn, und des vorzüglichen Jongleurs Hinüber!», wie auch der Gladiatoren Wclto» und der Reckturncr Eabb» und Shirker zu ge denken. die an Kraft und Gewandtheit Treffliches leisten, während die drei Avolos als Lylovhonipieler einzig Kästchen. Heinrich Blank sorgt schließlich als Bauchredner mit seinen Gestalten und Puppen dafür, daß es auf der Scene immer lustig zugeht. — Die Dresdner Gesellschaft zur Förderung der Amateur-Photographie hielt im Vereinshause ..Hospiz", Zinzendorsstr. 17. unter dem Vorsitze des Herni Rentier E. Frohne ihre 79. Sitzung ab. Nach Begrüßung der zahlreich erschienene» Mitglieder nud Gäste beinerkte der Vorsitzende in Beantwortung mehrerer ihm zugegangene» Anfragen, daß die Erweiterung des Programms der Gesellichaft durch eine Abtheil ung für wissenschaftliche Photographie ei» Bedürfnis; geworden sei. Die Jahresberichte der Gesellschaft beweisen, daß diese seit ihrem Bestehen die wissenschaftliche Photographie sorgsam gepflegt und insbesondere durch die vonähriae Ausstellung für wissenschaftliche Photographie sich in weiteren Kreisen bekannt gemacht hat. Den Hauptpunkt der Tagesordnung bildete ein Vortrag des Herrn Redakteur H. Schnauß über „Aufnahmen ohne Objektiv". Die sich anschließende Diskussion führte zu einem lebhaften Meinungs austausch über den behandelten Gegenstand, wie über verschiedene andere technische und wissenschaftliche Frage». Namentlich war ein Bericht deS Herrn Oberstabsarzt a. D. Dr. Bode über die photographische Aufnahme von Krankheitserlcheinungen interessant, femer Ausführungen über die Anwendung des Kinematographe» zur Darstellung von Operationen -c. beionders bemcrkenswerth, serner ein Referat über photographische Ausnahmen mittels eines Fllegenauges, das von der Vorlage einiger Illustrationen be gleitet war. — Der Männergesangverei» „Dresdner Sänger - kreis" hält am 23. Oktober im „Tivoli" einen Familienabend ab. Beginn 8 Uhr. — Im Lincke'schen Bade fand vorgestern das 1. Sin - fonie-Concertder Kapelle des 2. Grenadier-Regiments Nr. 101 unter der Direktion des Königl. Militärmusikdirigentcn Herrn Louis Schröder statt. Der erste Programmtheil war den Klassikern gewidmet, er enthielt die Ouvertüre ,um „Freischütz" von Weber, die Erste Suite ans „Carmen" von Bizet, eine Meditation von Bach und die Einleitung des dritten Aktes aus de» „Meistersingern von Nürnberg". Den Mittelpunkt des Concerts bildete die Mozart'sche 6-mo»-Sinso»ie, deren Wiedergabe der Kapelle und ihrem bewährten Leiter reichen Beifall eintrug. Der 3. Theil, der aus dem Programm den Zusatz „populär" trug, brachte Händels berühmtes Largo, die Ouvertüre zu „Mignon" von Thomas, eine Selektion aus der Operette „Tbo Ls11s ok bl« v - Tork" von Kerker und einen Walzer aus der Operette „Der Wahrbeitsmund" von Platzbecker. Leider war das Concert nicht so zahlreich besucht, wie man es wünschen müßte, wenn die Concerte. wie in Aussicht genommen, dauenide Veranstaltungen bleiben tolle». Für das Nenstädter musikliebende Publikum wäre eS Pflicht, daS Unternehmen durch zahlreichen Besuch zu unter stützen. Die Concerte finden vorläufig allwöchentlich statt, das nächste Mittwoch, den 23 Oktober. — Der heutigen Nummer ds. Bl. liegt für die Geiammt- auflaae ein Prospekt der Aachener Tuchindustrie Wilkes u. Cie bei. — Planen bei Dresden. Anfangs dieses Jahres fragte der Rath zu Dresden anderweit an, ob der hiesige Gemeinderath bereit sei, über die Frage der Bereinigunä der Gemeinde Plauen mit der Stadtgemeinde Dresden zu verhandeln. Daraufhin beauftragte der Gemeinderath seine für die Prüfung n»d Bor- berathung der Einverleibungsfrage eingesetzte Deputation zur weiteren ekiiaehenden Erörterung dieser Frage und letzte den Rath hiervon in Kenntniß mit dem Hinzufuaeu. ihm Vas Eracbniß seiner Zeit mtttheilen zu wollen. Herr Gemeliidc-Vorstaiid Liebig hat nun diese Auaelegenheit zunächst in die Hand genommen, um auf sämmtlichen Gebieten des hiesigen GenielndeverwaltungSwesenS Erörterungen über die Verhältnisse, wie sie vor und nach einer eventuellen Einverleibung liegen, sowie über die Nachthelle und yortkeile, die mit der Einverleibung Plauen» verbunden sind, anzustellen. Mit dein darüber vorliegenden. 40 Setten starke», höchst interessanten Druckberichte ist nun die Grundlage für das umsangreiche Werk der eventuellen Einverleibung in allgemeiner Weise geschallen. Nachdem die erwähnte Deputation wiederholt Berathungen gepflogen hatte, beantragte sie in der vorgestrigen Plenarsitzung des GemetnderatbeS: Der Gemeinderath wolle beschließen, zur Aufklärung der Einwohner fraglichen Druckbericht sämmtliche» Haushaltungen zuzustellen und denselben dem Rathe zu Dresden aus seine Anfrage zur Kenntnißnahinc zu übersenden. Der Gemeinderath beschloß einstimmig demgemäß. — Tharandt. Vom Trichinenbeschauer August Schorsch wurden gestern Abend in einem Schweine zahlreiche Trichinen gefunden. Seit Februar 1890 ist dies der erste Fall i» Tharandt. — 47 Herren und 3 Damen stiegen vorgestern im Kiescrnbusch östlich Foldern zu Pferde, um das 7. Mal hinter den Hunden des Großenhain er Parforcejagdvereins zu reiten. Die Jagd ging in schärfstem Tempo über die Nadeburger Straße, durch die Röder und den Neugraben, an den Rostiger Büichen vorüber, über den Hopsenbach in Richtung aus Nauleis. Nach einem Galopp von 7>/» Kilometer stellten die Hunde nördlich Nauleis einen Keiler, der von Herrn Leutnant v. Schimpf aus- gehoben wurde. Der Präsident gab den Fang und konnte dann 50 Brüche veitbeilen. — Leipzig. DaS Reichsgericht verwarf die Revision deS Bankiers Nathan Herzbera aus Cöthen. der von der Dessauer Straskaimiicr am 7. Mai dS. I. wegen Beleidigung des StaatS- minifleciunis. begangen durch zwei Flugblätter anläßlich der bekannten Entziehung des Kvmmerzienrathslltcls, zu eine», Monat Gesängniß vcrurtheilt worden war. — Chemnitz. Unter zahlreicher Thcilualnne der Be Hörden und der Bürgerschaft wurde gestern Vormittag bei prachtvollem Wetter das Theodor K örne» Denkmal auf dem Körnerplatz enthüllt, zu dem die Mittel durch einen vor 10 Jahren gegründeten Verein „Köruerlisch" und durch andere freiwillige Bei trage ausgebracht worden sind. DaS Denkmal, das von Prof. Epler-Dresden entworfen ist, stellt den Freiheitshcldcn und Dichter bcrg statt, der sich eines große» Zuspruchs erfreute. Er durch, zog init Musik verschiedene Straßen des Oslviertels in drei Ab theiluugc», die zum Schluß jämmtlich vor dem Denkmal Aus- stcllung nahmen. Bon 9 Uhr an fand im Saale des Thalia- Hauses eine Vorfeier statt. Der Saal war bis zum letzten Platz gefüllt. Die Begrüßungsrede hielt Herr Springer, der die Ge schichte des Vereins „Kornertisch" zum Besten gab: die Festan sprache des Herrn Lehrers Rödel schilderte den Dichter von „Lcher und Schwert" in feinen Zügen. Den Schluß der von dem zahlreichen Publikum dankbar ausgenommenen Darbietungen bildete der 1. Akt aus dem valerländifchen Schauspiel „Theodor Körner" von Hartmann, „Ausruf an mein Volk", das gut gespielt wurde. Herr Oberlehrer Wüstner, der Vorsteher des Vereins „Körnertisch", gab wahrend des Abends bekannt, daß ihm Herren der „Kunsthütte" ein Sparkassenbuch mit 180 Mk. und ein Herr, der ungenannt bleiben wolle. 50 Mk. für den Denkmals- soilds übergeben habe. — Loßnitz. Herr Pastor Jacobsen, der am 12. d. M. im Dresdner Alldeutschen Verbände mit großem Erfolge ge sprochen batte, hielt am 14. Oktober im -saale der „Goldenen Weintraube" eine» gut besuchten Vortrag über das Thema: „Wie treibt mo» erfolgreiche deutsche Grenzmarkpolitlk?" Die durch wundervolle Wandteppiche der rühmiichst bckannien deutschen Kunstwcbeschule Schcrrebek hochinteressant erläuter- te» Ausführungen des bekannten Vorkämpfers gegen das Dänen thum fanden lebhaften Bcisall, sodaß der Vorsitzende der Dresd ner Ortsgruppe des Alldeutschen Verbandes, von der die Ver- anstaltung ausging, die Gründung einer Ortsgruppe des All deutschen Verbands für die Lößnitzortschaftcn zu veranstalte» i» der Lage war. Der neuen Ortsgruppe und der als hauptsächlichstes Bollwerk gegen dänische Hebelgriffe dienenden Scherrebeker Kreditbank des Pastors Jacobsen traten viele Mitglieder, zum Theil aus den höchsten Gesellschaftskreisen, bei. — Der Javnkichmied Johannes Better bei der Firma F. Beyer u. Zetziche in Plauen i. B. erhielt das Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit. — Landger icht. Wegen fahrlässiger Brandstiftung wird der 1860 bei Stolpen geborene, jetzt in Dobra wohnende Wirth- schaftsbcsitzer August Emil Wächter zu 60 Mk. Geldstrafe ver- urthcilt. Er war am 1. Juli im Bereich des Lohmener Forst reviers mit Sprengarbeiten beschäftigt und verschuldete bei der damals herrschenden Trockenheit einen Waldbrand, der jedoch noch rechtzeitig gelöscht werden konnte, so daß ein Schaden von nur 15 Akk. entstand. — Der aus Schlesien stammende Zimmer mann Ernst Wilhelm Erdmann Förster betrog einen Hiesiam Händler um ein Fahrrad, radelte bis Bautzen und beschwindelte, da die erste Maschine auf der Reise schadhaft geworden war, einen Händler in Banken um ein zweites Rad. Damit fuhr er nach Lauban, wo er festgenommen wurde. Am 20. September wurde er wegen anderer Strasthatcn vom Schöffengericht Löwen- berg zu 6 Monaten Gesängniß verurtheilt. Unter Aufhebung dieses Urtheils erkennt das hiesige Gericht auf insgesammt 1 Jahr 2 Monate Gesängniß und 5 Jahre Ehrverlust. — Der 43jährige Arbeiter Joses Effier aus Böhmen und der 1882 ge borene Photographen-Lehriing Oskar Leo Maria Konstantin Wothly haben sich wegen fortgesetzten Verbrechens nach 8 176.3 Erstcrer auch nach 8 174 des Strafgesetzbuchs zu verantworten. Nach geheimer Beweisaufnahme verurtheilt das Gericht E. zu 1 Jahr 6 Monaten Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust, W. zu 10 Monaten Gesängniß. Bei Ersterein gilt 1 Monat Zuchthaus als verbüßt. — Die schon mehrfach und empfindlich vorbestrafte Auswärterin Katharina Rofa Äogel aus Frankcnbach bei Hell braun stahl im Juli und August m einem von Kontrolirten be wohnten Hause eine Menge Wäsche und Kleidungsstücke. Unter theilweiser Freisprechung wird sie zu 1 Jahr 8 Monaten Zucht haus und bjährigem Ehrverlust verurtheilt. Polizeiaufsicht lst zulässig; 1 Monat Zuchthaus wird als verbüßt erachtet. — In der Zelt vom 8. bis 20. August erbrach der 18jährige Markt- heiser Max Willy Flämin in neun hiesigen Grundstücken Keller- abtheilungen und stahl Wein und Cognac iui Werthe von weit über 100 Mk und ein Fahrrad im Werthe von 250 Mk. Fünf gleichartige Diebstahlsversuche kamen nicht zur Vollendung. Emen Theil der gestohlenen Spirituosen hat der jugendliche Dieb beim Auktionator verkauft. Als er Ende August auf dem fremden Rade durch die Seestraße fuhr, kam dessen Eigenthümer zufällig vorüber und ließ den Dieb festnehmen. Dos Gericht schickt ihn auf 4 Jahre in's Gesängniß: davon wird 1 Monat als verdutzt das Schöffengericht Döhlen verurtheilte ihn zu 10 Tagen Ge- fängnik und 20 Mk. Geldstrafe oder weiteren 4 Tagen Gesäng- niß. Seine Berufung wird verworfen. — Ebenso wenig Erfolg bat die Berufung des Glasmachers Karl Hermann Freibcrg aus Blaßdorf, welcher vom Schöffengericht Döhlen wegen gefähr licher Körperverletzung zu 2 Monaten 2 Wochen Gesängniß ver urtheilt worden ist. Er kam am 15. Juli mit seinem Wohnungs- genossen in Streit und schlug dabei mit einem 10 Ecntimcter dicken Knüppel auf den Gegner ein. — Wegen Forsldicbstahls ist vom hiesigen Schöffengericht der Kohlenhändler Ernst Fried- rich Oswald Schubert zu 3 Tagen Gesängniß vcrurtheilt worden, weil er für schuldig befunden wurde, am 25. April ans dem Morihburger Forstrevier drei Stangen im Werthe von 9 Pfennigen gestohlen zu haben. DaS Berufungsgericht erkennt auf Freisprechung, weil der Angeklagte nicht in rcchtswidriqcr Absicht gehandelt habe. — Der Kaufmann Friedrich Joses Emil Hauswald von hier war im Jahre 1899 als Vertreter der Firma Rich. Kouffmann in Magdeburg thätig und vereinnahmte für diese am 11. Dezember von einem Produktcnhändlcr 50 Mk., lieferte daS Geld aber nicht an die Maadcburger Firma ab. sondern verbrauchte es im eigenen Gcfchäst: später leistete er Ersatz. Er glaubte sich zu dieser Handlungsweise berechtigt, da ihm noch Forderungen an Kausfmonn und auch an den Pro- duktenhändler zuaestanden hätten. Das Schöffengericht hielt diesen Einwand für nicht beachtlich und verurtheilte Hauswald zu 100 Mk. Geldstrafe oder 1 Monat Gesängniß. Die vom Angeklagten eingelegte Berufung wird verworfen. LageSgeschichte. Deutsch«- Reich. Heber den Besuch des Kaisers in t interessant. Kaiser Wilhelm erschien in Wvstytten „ „en als bevollmächtigter Vertreter de» russischen Kaisers dessen Unlerthane» gegenüber Diese originelle Art der Vertretung, die im Völkerrecht nicht vorgesehen zu werden pflegt, ist an und für sich schon ein Zeugniß von einer besonderen In timität. die sich nicht in die gewöhnlichen diplomatischen Forme» einzwängeu läßt. Kaiser Wilhelm ist nicht nur bemüht, die traditionelle Freundschaft mit Rußland aufrecht zu erhalten, er geht auch daraus aus, dieser Freundschaft einen ganz eielufiv familiären Charakter zu «eben. So Handel», wie «S Kaiser Wilhelm thal, kam» ein Monarch nur bei gegenseitigen Bezieh- ungen, die weit über den Rahmen der offiziellen diplomatische» Verbindungen hinausgchen: dazu genügt noch nicht, der Freund oder gar der Verbündete des Nachbarstaates zu sei», dazu bedars eS jener uralten Traditionen und Verivandtichastsbonde der Hohenzollern. Indem Kaiser Wilhelm II diese Eigentbümlich- keit seiner Stellung Rußland gegenüber betont, veranlaßt er unwillkürlich oder vielleicht auch absichtlich das europäische Publikum, diese seine würdige, auf völliger Gleichberechtigung beruhende Stellung mit den leidenschaftlichen Ausbrüchen des Entzückens bei unserem jüngsten Bundesgenossen zu vergleichen." Anläßlich des bevorstehenden Rücktritts des Grafen Han sel dt vom Londoner Botfchasterposlen giebt die ..Rheinijch- Westfälische Zeitung" folgende» Ucberblick über ieine bisherige Lausbahn: „Gras Paul v. Hahfeldt, ein Sohn jener Gräfin Hatz- feldt, die als mütterliche Freundin Lassalles und Gönner,n der sozialistischen Agitation weithin bekannt geworden ist, trat schon früh, bald nach Beendigung seiner Rechtsstudicn, in die diplomati sche Lausbahn ein und wirkte zunächst als Legaiionsraih bei mehreren preußische» Gesandtschaften, namentlich in Washington und Paris. Ende der sechizger Jahre beries ihn Bismarck, der aus seine glänzende Begabung aufmerksam geworden war, als Geheimen Legatiousrath und Vortragenden Rath in das Aus- wärtige Amt nach Berlin. Als sich die Verhältmsse in Spanien in Folge des KarlislenkriegeS bedenklich zuspltzten, wurde er im Jahre 1874 als außerordentlicher Gesandter noch Madrid ge- schickt und vertrat dort während der inneren Wirren in schwieriger Zeit dns Deutsche Reich mit großem Takt und Ersolg. Im Jahre 1878 wurde er zum deutschen Botschafter in Kanstantinopel ernannt und rechtfertigte auch in dieser wichtigen Stellung dgs in ihn gesetzte Vertrauen des Kaisers und des leitenden Staats- inannes Er führte im Jahre 1880 als ältestes Mitglied des diplomatischen Korps die Kollcktiv-Berhandlungen der Mächte mit der Pforte über die damals sehr bedeutsame Dulcignofrage und den griechischen Grenzftreit. Auch erwarb er sich ein be- sonderes Verdienst durch Erwirkung des Fermans für die deutschen Ausgrabungen in Pergamon, die demnächst in Berlin in einem besonderen Museum Ausstellung finden sollen. Im Jahre 1881, als Fürst Bismarck sich gesundheitlich besonders schlecht fühlte, setzte er die Ernennung Hakscldt's zum Staatssekretär >m Auswärtigen Amte nicht ohne besondere Schwierigkeit durch. Die häuslichen Verhältnisse des Grasen — er war mit einer Amerikanerin vermählt, von der er längere Zeit getrennt lebte — machten seine Stellung zum Berliner Hofe, namentlich zur Kaiserin Augusta überaus heikel und ließen sein Verbleiben gerade in Konstanlüiopcl, wo sie nicht in Betracht kommen konnten, da es ja dort ein eigentliches Hosleben nicht giebt, wünschenswert!) erscheinen. Indessen wußte Fürst Bismarck im Interesse der Sache diese Schwierigkeiten zu überwinden und batte vier Jahre hindurch den Grasen Hatzfeldt als tüchtigsten Mitarbeiter zur Seite. Als dann in Folge der von chm inaugurirten deutschen Kolvnialpolitik die Beziehungen zu England gespannt und vorübergehend äußerst bedenklich wurden, setzte Fürst Bismarck im Jahre 1885 seine Ernennung zum deullcheii Botschafter in London durch, wo jene angedeuteten Verhältnisse Ansangs noch größere Schwierigkeiten zu bereiten drohten als in Berlin. Graf Hatzfeldt überwand diese und andere Schwierigkeiten seiner dortigen Stellung siegreich, und bald gehörte er zu den ange sehensten und einflußreichste» Staatsmännern am Themsestrande. Weniger ruhmreich ist seine Laufbahn unter Kaiser Wilhelm II. gewesen. Er hat sich hier in den Dienst der fast bedingungslos tin englischen Fahrwasser segelnden Politik gestellt. Welche für uns werthvollcn Resultate diese Politik haben sollte, ist vorläufig noch in tiefes Dunkel gehüllt. Sie wird erst an's Tageslicht kommen, wenn der deutsch-englische Mrikavertrag bekannt wird. Die schwierigen diplomatischen Verhältnisse, die der Tod des Emirs von Afghanistan geschossen hat, mögen dazu beitragen, daß der Botschafter Zweifel in die ihm noch zu Gebote stehenden Kräfte stellt. Jedensalls wird cs seinem Nachfolger zusallen aus unserem Verhältnis; zu England, soll es nun einmal in derselben Intimität sortbestchen. denienigen Nutzen für Deutschland zu ziehen, den Deutschlands Freundichast bei ihrer heutigen schlimmen Lage der englischen Politik Werth sein muß." Dns Befinden des Abgeordneten D r. Lieber soll sich etwas gebessert habe», gleichwohl war er noch nicht in der Lage, an einer Versammlung, die kürzlich in Eambcrg stattland, theil- zuiichmcn. Es bleibt sonach immer noch fraglich, ob er sich an den bevorstehenden parlamentarischen Arbeiten betheiligcn werde. Ter „Ham. Korr." kündigt bereits die Anwendung der Ob struktionstaktik gcaen den Zolltarif an. Er schreibt: Wenn es nicht anders gehe, so könne „streng im Rahmen der Geschäfts ordnung natürlich und mit legitimen Mitteln" dafür gesorgt werden, daß die Bcralhung im Reichstage nicht vor dem 31. Dez. 1902 zu Ende gehe. Dies sei der Kündigungstermin für die Handelsvcrträae: verstreiche er ohne die Aufsage, so lausen die Verträge ein Jahr weiter, d. h. bis zum Jahresschlup 1904. Dazu wird der „Schics. Zig." aus konservativen Kreisen ge schrieben: „Die Regierung kann dazu die Hand nicht bieten. Alle Welt wird erleichtert amatlinicn, wenn mit der Erledigung der Zolltarisreform den das Volt untcrwühlcnden Agitationen und der Verhetzung der verschiedenen Erwerbsklassen ein Ende gemacht wird. Nur die Sozialdemokratie könnte an der Verläiigcrniig eines solchen Treibens Gefallen finden. Es muß also von den Alles aufge- und unseres Ziel der Ob struktion ist, wie dcr",,Haui'b. Korr." verräth, die Kündigung der Handelsverträge zu Hintertreiben. Wohlan! Kündige man die Handelsverträge noch vor Ablauf dieses Jahres, stelle man die ob struktionslustige Linke vor dieses kaff-aoecuupli, dann wird es an ihr sein, zu beweisen, ob sie das Zustandekommen neuer Handels verträge will oder nicht. Dann wird die „handelsvertragsfreund- liche" Linke ein Interesse daran haben, den Zolltarif möglichst bald unter Dach zu bringen, um nicht einen vertragslosen Zustand her- beizusührcn. Sollte die Regierung aus Gründen internationaler Eourtoisie sich scheuen, als erste von den Vertragsschließern die Kündigung auszusprechen, so wird ihr vermuthlich ein bezüglicher Antrag, der von konservativer Seite im Reichstag ungesäumt cin- acbracht werden wird, Rückendeckung geben. Da man auf der Rechten an der festen Absicht der Regierung, die Handelsverträge bei Zeiten zu kündigen, nicht zweifelt, hofft man, daß ein solcher Antrag aus eine» günstige» Boden fallen wird, zumal da auch von den anderen Kontrahenten unzweideutige Kundgebungen dafür vorliegen, daß allseitig ein Kündigungsbedürfniß besteht. Es würde nur zu einer wünschenswcrthcn Klärung der handelspolitischen Lage führen, wenn die Kündigung seitens Deutschlands bald, »nd zwar noch im laufenden Jahre erfolgte." Rach der „Nat.-Ztg." hat der preußische Kultusminister Dr. Studt sur Virchow den Titel „Exceilcnz" nicht beantragt. Der Minister erachtete cs für angenieffcncr und der wissenschaftlichen Bedeutung Virchow's entsprechender, ihm die große goldene Medaille für Wissenschaft zu verleihen, die beispielsweise Helm- holtz nicht besessen hat, und ihm die von Künstlcrhand geschaffene Marmorbüste Virchow's zur Aufstellung im Pathologischen Museum zu überreichen. Tie Zeitschrift „Das Recht" bringt eine Mittheilung, die nicht nur vom fachmännischen, sondern auch vom allgemeinen politischen Standpunkt aus von Interesse ist. Bislang haben dentfche Studenten der Rechtswissenschaft wohl auf fremdländi schen Universitäten studiren dürfen, aber die dort zugebrochten Semester wurden ihnen nicht eingerechnet. Selbstverständlich war in Folge dessen die Zahl deutscher Studirendcr der Rechtswisscn- schaff aus fremdländischen Universitäten immer nur sehr gering, da das juristische Studium mit Hinzurechnung der Resercndarzcit ohnedies sehr kostspielig und langwierig ist. Nunmchr ist eine Aendcrung getroffen, worden, und zwar, was die Angelegenheit eben auch vom politischen Standpunkt aus interessant macht, hin sichtlich einer französischen Universität. An der Universität Grenoble bestanden sckwn seit längerer Zeit besondere Kurse für Ausländer zur Erlernung der französischen Sprache. Minmehr bat diese Universität vom nächsten Wintersemester ab die Vor lesungen über daö römische Recht vollkommen den Lehrplänen der deutschen Hochschulen nngcpaht. Zum Dank, für diese» Entgegen- kommen hat die preußische Verwaltung die Bestimmung getroffen. Dresdner Nachrichten. Nr. 21>». Seite S. Sonnabend, IS. Oktober 1v«1
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