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02-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 18.02.1920
- Titel
- 02-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1920-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19200218029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1920021802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1920021802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-02
- Tag 1920-02-18
-
Monat
1920-02
-
Jahr
1920
- Titel
- 02-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 18.02.1920
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02 «- L> Z r: -S 2 unieren »»geueu «'ienchteu nach freier Ueberzeimuug schuldig .lesprvchen ivorden sink», der Nemesis entzieh«« machten. Darüber kann die Entente als« ganz beruhigt sein. Ebeniv wenig aber wird auch srgesidetnessi Deutschen, de» -atz Rutsche N'ench, »ach beitem wissen nnd Gewisse» als »ich« schuldig besiudec, ein Haar gekrttnuin werden, und wenn vn» gegnerischer Leite nn<i> io viel vermeintliches Sclsuld material gegen sh» ausnehänst worden ist. Darauf laun die Entente sich evensalls veriaiien. Die Note an >>oliai.d beroeist durch die ausfällig« schwache stirer A'trgriinüuug autS neue i» einer stii ihre Urheber geradc-zu vernichtenden Ar« die völlige recisiticiie iiiumit'd.nkelt des van der Entente init ^lezug auf Kaiser Nvsoelrn ll. gestellten Ausliafernn-Sbegehrens. Die >e ivere« .Votgen des Weltkrieges, die gewii; jeder Mnscheii- ,.eu!l- auf -ad tiefste beklcrgt. werden iu knapper Am aiinnenf.'fl«nn >rusgez> blt »>rd -arm wird kn Zusammen« lsarg dmn^ der isolländischen Negier»«» die Halle lieisi ge »acht, -ah sic de» Mann, der all diese:' Elend verschuldet »ave. u»>er ihre Fittiche zu nehmen und dadurch die ssrnndsÄtze -er Gerechtigkeit »nd der Menschlichkeit zu ver letzen wage! Auch zeigt die Entente sich stark verschnupft darüber, das; !u -er holländischen Antwort lein einziges Work -cs Tadels gegen die Vergehen des Exkaisers zu uiiden seil Mau tst ja nachgerade starken Ta Vak von seiten der Entente in ihren Noten gewohnt, aber das; sie so etwas sältblütig der öffentlichen Kritik unterbreitet, das ist denn ,'ech ruunorhuc erstaunlich. Für das Unglück -es Welt- iegea. den bekarnilllch nicht Peisvnen, sondern zwingende Äerhaltuisse tu der gesaunten politischen, und wirtschaft lichen Gruppierung Europas lserbeigrsührt haben, ane» a.'rechne! ach einziger,, 'Schuldigen Wilhelm ll. verantwort lich unrckn'n zu ivoileu, ist ein Verfahren, von dein man nur sagen kann: „Unsinn, du siegst!" Es ist aber nicht nur Unsinn, sondern auch krasse Bosheit nnd be mühte GeschichrsstU'chuttg, die dabei in die Er- 'cheinnng treten; denn es ist allbekannt, dah Kaiser Wschelin !I. bis zum letzten Augenblick ehrlich bestrebt gewesen ist, Sen Frieden seinem 4<olke und der Welt zu erhalten, und dah seine ionalen Nemühungen an dem bartnacktzen Kriegsrvillen seiner Gegner gescheitert sind. Was an Lehn Id in dem Verhalten Wilhelms II. irberhaupt zu findcic ist. gebürt lediglich vor den Richter- stnhl der gesttüchtlichen Kritik, aber nie und nimmer hat ich, damit äegendein Gerichtshof der Welt zu befassen. Die Vvllandische Negierung har denn auch nicht daran gedacht nnd wir- trotz aller Drohungen der Entente nicht daran denken, die Heiligten des Asnlrechts preiszngebcn und de» naiser der Gewalt seiner rachsüchtigen Feinde auszuliefer». Fm Haag wird man wohl auch befremdet den Kops schütteln ob der ungeheuerlichen Wendung cn der Note, die das Ec raunen darüber auSörückt, dah Holland kein Wort des Mröels gegenüber dein Exkaiser gesunde» habe. Die Haager Negierung kennt zn genau ihre Pflichten als Vertreterin , kn-es neutralen Staates, um sich zu -einer Handlungsweise erbeiznlaffcn, die mit wahrbast neutraler Gesinnung nicht ;u vereinbaren wäre. In der ganzen Angelegenheit hat sie holländische Regierung in Uebcreinsnmmung mit der osfenttichcn Meinung ihres Landes von Anirng an eine c> tcrdellvie, vom feinsten internationalen Takt geleitete Grltnng eingenommen, dah ihr der Dank der aciamren gesitteten Menschheit da'ne gebührt. Um so schimpflich?r ist es für die Entente, das; sie einem solchen Staate gegen- über plumpe Drohungen auSznstohen sich unterfängt, non denen sie doch genau wissen muß. dah üe i.m Haag leinen Eindruck machen. Hollands Festigkeit gegenüber -er Enrente ist eine grohe sittliche Tat. wei! sie aller Weit kiarnnrcht, dah Gewalt doch nicht vor Recht geht, sondern dah Recht Recht bleiben muh, sofern nur seine Verteidiger ausrechte und mutdgc Männer sind, die sich nicht sklavisch oor der Willkür beugen. k> - Eine deutsche Siudienkomuttssion nach Ruszland? Wien, Ui. Febr. Wie der Berliner Korrespondent S .Neuen Freien Preise" erfährt, wird in Deutschland Sei au! 8 « --v »5 er Für Betreiben hervorragender Persönlichkeiten der Finanzwelt und der FnSustrie die Entsendung einer Sludicnkvm Mission nach Rußland vorbereitet. An der Spitze der Kommission werde wahrscheinlich ein bekannter sozialisti >cher Poliüker. der früher der Negierung angebvrte. stehen. Auch die denrsche Regierung stehe dem Gedanken snm vachjsch gegenüber und werde sich an denen Ausführung beteiligen. Die Kommission werde vor allein die Aufgabe haben, die Anstände in dem von den Bolschewisten be herrschten Rußland zu studieren, um sesrzustcllen wie weit die Nachrichten über die Vernichtung des russischen Wirt schaftslebens durch die Rätediktatur aus Wahrheit beruhen. Ferner werde die Kommission natürlich die Möglichkeit einer neuen Anknüpfung wirtschaftlicher Be» Ziehungen zwischen Ruhland und Deutschland ins Auge fassen. Wenn diese Meldung, die zunächst, zumal sic ans dem Wege über Wien zu uns dringt, noch mit einem Frage zeichen versehen werden muh, den Tatsachen entspricht, märe es nur zu wünschen, dah dic>e Kommission recht bald in Tätigkeit träte, damit Männer der Industrie und Tech nik so schnell wie möglich die Grundlagen für ein neues enges wirtschaftliches Verhältnis mit Ruhland erforschen dessen Rohstoffe einen wesentlichen Faktor für unseren Wiederaufbau bilden. öle Akkordarbeit. lStaner Drahtbericht der „DreSdn. Nachricht« n".) Königsberg, 17. Febr. Nachdem der Oberpräsidcnt W in nig in der Angelegenheit der Stillegung der Schichauiverk« in Elbing vermittelnd eingegriffen hat. sind die Schwierig keiten nunmehr sv weit behoben, dah die Wtcderaui- na h m c der Arbeit diese Woclze erfolgen kann. Wie die Lchichaunrma bekannt gibt, werden- nur fleihige und ord nungsliebende Arbeiter, die auch eventuell zur Ucbernahme rwn Akkordarbeiten bereit sind, eingestellt. Unter Teilnahme der Familien Krupp nnd v. Bohlen, SeS Direktoriums der Firma Krupp und zahlreicher ge ladener Gaste fand am kl. d. M. in Essen in althergebrachter ieierlicher Weise die Auszeichnung der Kruppschen Beamten und Arbeiter stark, die LZ Jahre ununter brochen bei der Firma tätig sind. Herr v. Krupp hielt an die Fnbllare eine Ansprache, in der er vor allem auf die U n- mögtichkeit hinwies, die durch den Fricdensver- trag auserlegten Bcrpslichtungen zu erfüllen. Kölu. 17. Febr. Der Genrralfkreikbrschluh in Solin gen wurde mit 7Y gegen Ist Stimmen aufgehoben. Aus ständig sind noch etwa 82 000 Metallarbeiter. Bevorflehende Gefährdung der Volks- Ernährung? Ligner Drahtbcrtcht der „Dresdn. Nachrichten".! Berlin, 17. Febr. In einer gestrigen Sitzung der radi kalen Betriebsräte G ros; A e r l i n s wurde ini!-- gekeilt, dah nach angeblich zuverlässige» Fnformati-onen die Herabsetzung der Brotration die V o I k se r n ü h r n n g nur bis Zum 25. b z w. 81. März s i ch e r g c st e l l t habe. Berlin. 17. Febr. Wie der Berliner Vertreter der .Franks. Atg." zuverlässig ersähet, ist von der Ncichsregie- rung mit einem holländischen Konsortium ein Vertrag auf Lieferung von l)4 Million Tonnen Mais abgeschlossen worden. Die Lieferung erfolgt schon von -er wichsten Woche ab. Der SaillauL-Prozef;. Paris, b . Febr. Nach dem „Mali»" sind zur» Prozeh Eaillaux, der Ende dieser Woche vor dem Obersten Gavichtb'hose, -cs Senats beginnen wird,, pl Zeugen ge- ch-««. Der Prozeh Grzberger-Äelfferich. . l<kig » er Drahtvertcht der „Drrsd >r. Nachrichten.? lFvrtsetzung a»S dem Voriivep»-Vkatt.> Berti«. l7. Ltrauh ist Febr. Heisse ruh isorifatzeendi: Otmaz aber nicht nur aktiver Teilhaber der Firma, sondern auch aktiver und sogar sehr aktiver N e g te r u n g s rat im ,* r ou hUche» S i aa t Sm i nt si e rt u »i. wo er -ein «ta.A-koinvuIiar für üsiewtliü»« Sicherheit zugeteilt ist. Die Kompeleiizenädies«» Herrn sind anbei ordentlich weitreichend, reichen auf jed«n Fall Über dws «tzebiet der öffentlichen Sicherheit hinan», auf Gebiete, -te für die GeschäfkSbnäligung -er Firma Wolfs von größter Wictztigkrti sind. Herr Otmar Straus; verdankt diese Doppelstellnng seinen enge» Beziehungen zn Erzberger. und die Firma Wolfs verdankt Ui re bevorzugte Stellung wiederum der Doppelstellnmr ihres Teilhabers Otmar Straub. Wie sehr diese Doppelstellung, die Herr Straub Herrn Erzberjier verdanke, der Firma Otto Wolfs zugute gekomnren ist, will ich nur init wenigen Worten andenten: Die Finna Otto Woiss machte, wie erwähnt, vorzugsweise Austandsgeschäste. Sie exportierte nicht nur, sondern sie hat auch wichtige "Niederlagen im Auslände errich ck. so z. B. in -er Schwerz die Eisen- und Metall Aktiengesellschaft, der man in eingewechken Kreisen den Zweck z»schreibt, lie einheitliche Regelung -er Auslands verkäufe. wie sie nicht nur der Stabliverksvevlnnid. son dern auch einige Stellen unserer Negierung — eine ein heitliche Regierung halben ivir la schon längst nicht mehr — anstrebe'.,, zu durchkreuzen. Die Firma soll gegen den Willen grober massgebender Firmen und gegen den Millen amtlicher Stelle» ihre Ausfuhr betätigen. Alle die Tchwi-erigkeite», -te für andere Firmen beim Export »ach dem Ausland und bei der Betätigung im Ausland sich t rete», wie z. B. die Beschaffung der Anslinrdspässe, der Aus fuhrbewilligungen nsiv. Alles das erledigte sich für die Firma Otto Wolfs im Spiel nnd sogar beim Spiel, denn ihr Teilhaber Stranst sitz-t an der Quelle, wie nur je einer an -er Quelle sab. ES bandelte sich nm Dinge, die er. wie B. die Ausstellung der Auslandspässe, innerhalb seiner eigenen Kompetenz erledigen konnie. Da sogar Herr Straub ans erster Hand über alle für die Anslaiidsgeschäfte ein scheidende» wichtigen Fnsormalivilen politischer Natur verfügte, so liegt auf der flachen Hand, das; schon allein dadurch seine Firma einen gewaltigen Vorsprung vor jeder anderen hatte. Diesen Anstand duldete der Reich-.siinauzministc Er/..rgcr nicht nur er hat ihn sogar geschaffen, und mehr als -ab. Ich erinnere daran, wie Herr Erz bcrger als Abgeordneter und Tlinsteiischer Anfsichtsr.it nur ein sehr laues Interesse für A»Ssuhr«ib>".rbcn zeigte und wie dann derselbe Abgeordnete, als er nicht mehr Tlinssen- kcher Aussichtsrgt war. plötzlich eine nicht zn bändigende Sehnsucht danach empfand. Heute ist der Abgeordnete von damals Neichsf'vmtsministcr. und seine pflichtgemäbe Für sorge für die schwti'lMchtige RcichSkasie lässt, wie es scheint ohne allzu groben Schmerz zu. das; A nsf nhrgc iv i n „ e in Höbe v o n I 0 0 Milli o neu d e r i, h in befreun deten Firma Otto Wolfs zuf lieben. Gchcimrat v. Gordon: Liber das ist ja ein vollständiges Plädoner. Vors.: Ich bitte Exzellenr. sich kürzer zu fassen. Dr. Alsberg: Diese Al>.sführungcn sind durchaus nötig nm den Sachverhalt kiarziislelleii. Helsscrich sfortfabrends: Der Fall Otto Wolfs ist damii n-och lischt erschöpft. Es gibt ein Gesetz über die Besteuerung der sogenannten KriegSgewinnre, das angeblich von den Ge winnen. die vom 1. Januar Ibist bis zum HO. Juni 18!v er- iclt worden sind, nur 172 000 Nik. in de» Handelt der Kriegs- und Ncootue:v»sacwi»>'ler läbi. Man sollte also airnehmen, das; onch die Firma Wolfs von ihren Millivnen- aewlnnen, soweit sie bis zum 80. Juni v. I. erzielt worden sind, alle bis ans einen kümmerliche» Nest werde beranS- rücken müssen. Die Firma Otto W o l f f de n k r a b e r gar nicht du ran, denn sie investier! ihre Millionen, ab gesehen vo» ihren ausländischen Gründungen, im Anlaus RochtSannmlt Fr.edläuder: Wir sind et nun sttzo» «v» ivöhnt. dah der Angeklagte mit schriftliche« Lrt»run«n die zeine Vertei-tgung sind, sonder« w^lpviutkrtc FAle vorbttUgen. Wir sind -«durch schgn vp» vörpherei« dtstanziekt. «eil wir nicht wisse», ivao der Angeklagte bringt. - vsrs.: D«S rveib ich auch n"" " .Ingeklaste» nicht da« Recht nehmd«. W,-. vor» nicht. Ich kau» dem Vrklaruugep ab.;u- von den Aktien inöustriellcr Werke in cinein Umfange, der j» Kressen unserer Eiseiniibnstric geradezu Le »satt V macht. — Varl.: Wie ist nun Herr Erzbenger hieran be teiligt? — Helsscrich: D-aranf komme ich sofort. Die Firma richtet sich also gar nicht darauf ein. ihre Mlllio- 'lengcivinnc zur Abführung an -aS Reich flüssig zn mache». Ich nehme an. daß dies mit Wissen deö Herrn Erzberger geschieht. Vors.: NKrs sollte Herr Erzberger nun dagegen tun? — Helsscrich: Das Gesetz über die KriegSarwin-sistener gibt in einem Punkte des» Nelchsfinauzminister eine sehr wichtige Machtbefugnis: Für gemöhnlickze Sterbliche die sogenannte K r rcgs ge so i» v st errer im Gegensatz zum Re schon otopsec — innerhalb einer sehr kurz bemessenen Frist —, nämlich innerhalb von nenn Mo-naten nach Anstellung des Steuer bescheides zu bezahlen. Aber wir haben ja gestern beim Falle Angele gesehen, -ab der Herr Nebenkläger ein gutes Herz für Ausnahmen hat, T«r demoralisierend« und korrnmpioreud« Eiuslnk der Doppelstellung des Herrn Geheimrats Stranst wird noch erheblich rrcrstcirkt durch die Art des amtlichen und privaten Verkehrs, die zwisct>cn den Jnimbern der Firma Otto Wolfs und Männern, die an -er Spitze unserer Reichs- und Staatsbehörden stehen, eingerinen ist. Was sich aus dieser Art geselligen Verkehrs in Umgangsformcn auch für den amtlichen Verkehr entwickelt hat. spottet jeder Beschreibung und must notwendigerweise dahin führen, in der Beamten schaft jeden Respekt vor den höchsten Vorgesetzten, jede Autorität und Disziplin zu untergraben. Es sind An stände, bei denen man sich für die Beteiligten vor den Kellner» und Bediensteten, die das mit anieben, in Grund und Boden schämt. — Vors.: Und inwiefern hat der Reichs- finanzmiiiister damit zu tn»? — Helsscrich: Ich kann ja auch noch, wenn cs gewünscht wird, die Namen dieser neuen Tafelrunde des Königs Artus, au der ja auch Herr Erz- bergcr beteiligt ist, nennen. — Erzberger: Ist eS dem An geklagten denn unbekannt, dast während des Krieges die Hamburg Amerika Linie im „Kaiserhos" andauernd Esse» veranstaltete, an denen der Reichskanzler, Staatssekretär Helfferich und viele hohe Beamte und Offiziere teilgenom- mcn haben? — Helfferich lcrregt dazmsschenrusends: Ich »erbitte mir Liesen Vergleich! Ich habe an diesen Essen, die jeden Sonnabend im „Kaiserhof" stattfanden, nur ganz selten teilgenommen und bin im übrigen jeder Einladung aus dem Wege gegangen. — Erzberger lfvrisahrend!: Ich möchte auch noch auf die engen Beziehungen Hinweisen, die zwischen der Regierung und den Männern der Industrie, wie Krupp und Stilincs, mit ihren Millionenverdienstcn bestanden habe». Besonders der letztere ist bei Exzellenz Helfferich ein-- und ausgegangen. Vors, szn Erzbergerj: Exzellenz, hatten Sie denn gar keine Bedenken, das; der Inhaber einer Firma, die solch groste Geschäfte betreibt, auch gleichzeitig Staatsbeamter ist? Es ist doch schliestlich eine eigenartige Erscheinung! Erzberger: Ich komme gleich daraus zn sprechen. Die Transaktionen -er Firma Wolfs kenne ich nicht. Wenn sie nicht vrdiiungögemäst waren, dann wäre es doch die Pflicht des Angeklagten als gcwiffcnhasler Staatsbürger gewesen, dem Finanzministerium davon Miiieilnng zu machen, da mit eine Untersuchung eiisgeleitet werde. Ich werde hier mit einer Leichtfertigkeit verdächiigt, -ie vo» einem ehe maligen Vizekanzler geradezu unerhört ist. ES must wirk lich traurig um seine Sache stehen. Vors.: Exzellenz, es hat doch reine» Zweck, derartige Spitzen hier vorzirbringen. Ich, möchte bitten, möglichst sach lich zu bleiben. gebe» — Rechtsanwalt Kriedländer: HrdenfaüL' Mt die Verantwortung für derartige AuSfülle dem Avadklagte« zu. — Vvrs.r DeS-wegen habe ich ja beide Herren gebeten, sich möglichst sachlich z« halten, gerade weil sie scharfe Gegner und wohl auch pers-nliche Feinde sind. — Helfjerichr Ich weist mich frei von jeder persönlicheu Feindschaft. Erzberger: Ich möcht>e fest stellen, das, ich währsud meiner Tätigkeit in Weimar niemals der Gast von Slvand gewesen bln. — Der Vorsitzende ersucht hierauf -en Reich*hinaus mimlster, am Zeuge »tisch Platz zu »eignen und seine Aussage als Zeuge zu mache». — Erzberger: An der Ur- nsniiung -es Herrn Otmar Stranst zum Geheimen Regte ruiigsrat bin ich vollkommen unbeteiligt. Sie ging von der preustiickan Regierung ans. Die Firma Wolfs ist nie mit einem Wunsch au mich he ränget raten. — Bors.: Wie liebt es nun mit den Vorkehrungen, die di« Firma In der Schweiz getroffen haben soll? — Erzberger: Ich erfahr« davon deute zum ersten Male. Ich erkläre unter mein«« Elh. daß PK -er Firma Wolfs ived-er mündlich noch schriftlich irgend!'wo Zusage gemacht habe, das; bei ihr in der Zahlung der Ber° mögeiiSzuwachsstener eine Ausnahme gemacht werde» sollte. — Bors.: Es ist mir aber schliestlich kein Fall sonst bekannt, dast der Inhader einer Firma nebenbei noch Beamter ist. Erzberger: Es kommt dach vor. dast B«ambe durch Heirat iu diese Sage komme». — Vors.: lind wie stecht eS mtt den Gelage»? — Erzberger: Ich habe iu Weimar lm Schlöffe gewohnt umd dort fast rcgelmütztg mein Abendessen ei«. genommen. Ich war in Berlin einmal -«r Gast vo« Wolfs» Ich habe mich daun nach wenigen Tagen revanchi«rt. Mit tzlel?eimrat Stranst habe ich wiederholt gefrühststkki. Es lvurde dabest abwechselnd bezahlt. Wir besprachen ein« Reihe von Dinge», z. B. M a st nah m e n. die wegen der Steuerflucht vorgesehen werden sollten. — Ober, staatsanwait Krause: Ist es nicht bedenklich, de» Herren von der Industrie etwas von den Steilerptänen mit-- zuteUe»? — Erzberger: Ich Holste mir von den Herr«« Skat für die A u s f ü h r u n g S b e,11 m m u nge « «i«. — Rechtsanwalt Alsberg: Es ha»Leite sich aber um eine amtliche Verbindung zwischen dem Neich«finan»« ministerinnr und dem Staatskommissar. Sie sprachen vor. bin. dast Preusten Sie nichts augeh«. Ich stelle fest, -atz zwischen Ihne» und dem Herrn Regierung*vak Straub doch e i n e a mtIichc V erbt » duug bestand. — OkxcrstaalS. aiiwal! Krause: Ist von Resiorst ,zn Ressort verhandelt wor-> dcn? — Erzberger: Unbedingt. Darüber hinaus muhte ich auch meine freie Zeit in Anspruch nehmen. Ich konnte »um Esse» meist nicht nach Hanse fahren »nd frühstückt« bei H-iller. Tort habe ich mit den verschiedensten Herren Besprechun gen gehabt. . ^ Helfferich: Wollen Sie etwa tagen, -atz Sie sich für Herrn Stranst nicht bei Herrn Gehetmrat Berger ver wendet haben? — Erzberger: So viel mir bewirbt tst. habe ich Herrn Stranst erst durch Berger kennen gelernt. — Vors.: Es wäre doch aber denkbar, -ab Sie irgendwelche Erneniiungsvorschiäge machten. — Helfferich: Waren Eie nicht täglich im Restaurant mit dcu Herren Berger und Stranst zusammen? — Erzberger: Wir haven uns oft g«-- trossen . Tic Herren kamen auch wiederholt in mein Bureau. — Helfferich: Dann bitte ich den Staatskvmmcssar Berger über die Ernennung des Herrn Straub zu befra- gen und Le» Inhaber des Restaurants Htller zu laden, der bekunden soll, wie oft die drei Herren dort gefrübstückt Hab.in - Erzberger: Ich hatte stets mein Zimmer bei Hiller allein, wenn ich srühstücktc oder Besprechungen hatte. — Helsscrich: Bestanden amlliche Beziehungen zwischen de« Staat.'kommissar v. Berger und dem Herrn Nebenkläger? — Erzberger: Darüber kann ich ans verständlichen Grün den hier nich! anssagcn. — Helfferich: Etz ist doch ganz klar, -aß bei dem Slaatskvmmijsar infolge seines Verkehrs mit Herrn Erzberger anch ein Einfluß ans die Personalsrageu ansgenbt wurde. Wenn Herr Erzberger dem preutztsche« Ministerpräsidenten z. V. gesagt hätte, dast Stranst als et« Mann, der Auslan-sgcschüstc betreibt und im AuSlaud« Niederlassungen hat, nicht an diesen Posten gehört, so wäre Straus; niemals in das Amt gekommen. — Erzherger; Ich erkläre nochmals, dast ich gar keinen Einslust auf die Wahl von Stranst hatte. Herr Strauß hat für die Kapt talsflucht wichtige Anregungen grael-e«. Helfferich: Wir wissen nun. dast Herr Straub Maß nahmen gegen die KapitalSslucht geschaffen hat. War er als ein Mann, der selbst Kapital im Ausland« hakte, der richtige Mann für diesen Posten? Ist es dem Herr« Nebenkläger vielleicht bekannt, dast Herr Straub auch »tt der Ausstellung von Auslandspässen betraut war? — Erz» tergcr: Tas weist ich nicht. — Rechtsanwalt AlAherg: Haben Sie Herrn Strautz nicht kurz vor der Unterzeichnung -cs Friedens gesagt, dast der Friede unter allen Umstände» geschlossen werden würde? — Erzberger: Ich kann hier natürlich nicht über die Beschlüsse und Verhandlungen, die im Kabinett gepflogen worden sind, sprechen. Wa» außer dem einer Firma eine derartige Mitteilung nützen soll, verstehe ich nicht. Rechtsanwalt Alsberg: Ich must meine Frage wieder holen: Haben Sie kurz vor Friedensschluss gesagt: Der Friede wird unter allen Umständen geschlossen? — Erz« berger: Ich habe wohl im Kreise meiner politischen Freunde über die Möglichkeiten nnd Notwendigkeiten eines Friedens schlusses gesprochen. — Tr. Alsberg: Ist Ihnen nicht be kannt. dast ans Ihre Informationen hin riesig« Bal,ta» Spekulationen unternommen worden sind? < Für einen Teil -er Leser wiederholl. Die Mriischen Anslieserungsfor-enmgen. Berlin, ltz. Febr. Bekanntlich hat sich an der Auf stellung der A u S l i e se r u n g S l i st e auch Polen be teiligt, das darin nicht weniger als öl Personen der Kriegsverbrechen beschuldigt hat. Dast Polen einen Le» artigen Schritt im; würde, ist in der polnischen Presse iu letzter Zeit schon verschiedentlich angekünbigt worden. Diese "Nachrichten erschiene» aber zunächst kaum glaubhaft, da Polen in aller Form auf seine sich auf den Art. 238 bis 230 des Friedcnsvcriragce ergebenden Rechte verzichtet hat. Der deutsch-polnische A,» n e st t e v e r t r aa vom I. Oktober bestimmt nämlich in Art. 6, datz jedem ver- tragschliehciiden Teile volle Straffreiheit für alle vor dem Inkrafttreten dieses Beitrages gerichtlich oder diszi plinarisch begangenen Straftaten gewährt wird, di« auf militärische, politische oder nationale Be tätigung zuungunsten üeS anderen Teile* zurück»«- führen sind. Schon der Wortlaut dieser Bestimmung stellt außer Zweifel, daß damit alle aus dem gesamten Gebiete der beiden Staate» zu irgendeiner Zelt vor dem Inkrafttreten des FriedensvcrtrageS begangene Hairdlurmeu mtUtäri-- ichcn, politischen oder nationalen Eharakter* resilv* am«e- stlert werden sollten. Zum Ucberflust ist aber gerade bet den Verhandlungen, -ie zum Aoschlust de* Vertrage« ktthrten, die Frage der Ausdehnung auf deutsche MitUtr»
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