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tn pamdur,. ««. v«»lou, nraiitturr a. M. >n verltn, wie», Hamburg, nraillfun a. M., Miln- N«n. — v»ab« « c». In granlsurl M. - r» »al»t in Ldimuts. — U»- «,.r»0tt4, SuIUar » La. In Parti. MMN. Neunzehnter Jahrgang. Tageblatt für Unterhaltung »nv GeschWverlehr. Druck und Mgknthum der Herausgeber: Litpsch k Neichardt inKresden. Verantwort!. Redacteur: IllliUS Ntichllrdt. »tutlrägi von uu» uul-c. kaume» I^irnir» u. >pcr- Ionen insrriren wir nur gegen Prbnumcrand». Zadlung durch Lrict» niarte» ober Polleiiijib» limg. n Silben tonen >>I, Ngr. Aubwortoo lbnnc» die gahww' auch aut eine DrcbbnclFir.roo anwcill». Dir li^p. Mttredacteur: vr. Ln»N Für das Frullleton: LaelMks Bl»rtu»»i«i. DreSde«, Tienftag, IN. Mai 1874. , Politisches. ' In einem Buche „Ueber den Ursprung der Nationen" nannte ein berühmter Autor, Bagehot, unser Jahrhundert das Zeitalter ^der Eisenbahnen. Und wirklich, die Firma ist erschöpfend, mag man nun den Umschwung in allen socialen Fragen als eine Ursache oder als eine Wirkung des Eisenbahnwesens bezeichnen. Auch der LaSker-PutbuS'sche Krieg im Berliner Abgeordnetenhaus«: ist im weiteren Sinne keine VerwaltungS- oder Subsidialfrage, sondern eine Eisenbahnbaufrage. Die Jnvectiven LaSker's und die groben verdächtigenden und maßlos heftigen Ausfälle des Putbuser Fürsten können nur in zweiter Linie interessiren, Wohl aber ist ein kleiner Satz in LaSker's Rede werth, daß man ihn genauer betrachtet. Laöker erhebt seine Anklage gegen die großartige Schöpfung der Eisenbahn netze in allen Erdtheilen, welcher das Alterthum nichts Gleiches an die Seite zu stellen vermag. Man fragt, sagt LaSker, woher die sociale Krise kommt ? Die Eisenbahnen sind schuld; der Eisenbahnbau erzeugt Völkerwanderungen, die Eisenbahnen steigern die Preise und erzeugen die Theuerung. LaSker hat bei diesem Punkte seine Rede abgebrochen. Bon Rechtswegen hätte er fortfahren müssen: Baut keine Eisenbahnen niehr, zerstört diejenigen, welche vorhanden sind, und die sociale Krise wird von selber ein Ende finden. Das hat er nun zwar nicht gesagt, der kleine tapfere Parteiführer, — aber consequenter Weise führt seine Nationalökonomie dahin. Nun ist es gewiß, daß die Eisenbahnen zu einer Steigerung der Arbeitslöhne führen. Seitdem Eisenbahnen in größerem Maßstabe gebaut wer den, hat die Kohlen- und Eisenindustrie eine außerordentliche Aus dehnung erfahren. Die Production und Fabrikation der für den Eisenbahnbetrieb nothwendigen Stoffe nehmen zahlreiche Arbeits kräfte in Anspruch, die anderen Jndustricen und namentlich der Landwirthschaft entzogen werden. Das Arbeitsangebot verminderte sich, während das Verlangen nach ArbeitÄräften sich, steigerte; die Wirkung war eine Erhöhung der Arbeitslöhne. Auch die Theuerung der Lebensmittel hängt mit den Eisenbahnen zusammen. Es ist jetzt dem Producenten die Möglichkeit geboten, seine Erzeugnisse dort zu verkaufen, wo sie am therursten bezahlt werden, und es ist daher er klärlich. daß selbst in den fruchtbarsten Gegenden hohe Preise herr schen, wie man in der Nähe des Meeres infolge des gesteigerten Ver kehrs die Fische theuer bezahlen muß. Das Alles ist nicht zu bestreite«, allein die Frage ist damit Nicht erschöpft. Wir dürfen die Eisenbahnen erst dann vcrurtheilcn, wenn wir Nachweisen können, daß die Summe des menschlichen Glücks und Wohlbefindens in unseren Tagen geringer ist, als da mals, wo noch keine Eisenbahnen eriftirten. Und wer will sich — den Papst natürlich ausgenommen — vermeffen, diesen Beweis zu führen? Ist denn die Lohnstcigerung ein Unglück? Ist sie nicht eincSthcils nur eine veränderte Beur- theilung des GcldwerthcS? und ist sie nicht andererseits die Basis, daß Hunderttausende unserer mit den Händen arbeitenden Mitbür ger bester, länger und durch erhöht« Bildung beglückter leben kön nen? — LaSker hätte sich vielleicht bester an den einen vorliegenden Fall halten und beweisen sollen, daß die Berliner Nordbahn schwin delhaft sundirt sei, trotz der Fürstlichkeiten Putbus-Großherzog von Mecklenburg. Aber Bahnen im Allgemeinen und selbst diese ins besondere als wirthschaftlich vom Hebel bezeichnen, das ist von einem so gewiegten Redner doch wohl werwunderlich und kann nur als Ausdruck der jetzt grassircnken wirthschaftlichen Reaction begriffen werden. Vor einem Jahre war Alles unbezahlbar, jede Gründung einem fetten Bissen vergleichbar, den man der wolsshungrigen Menge hinwarf. Heute soll Alles wcrMoS und feil sein? Die Wahrheit ist nie bei den Extremen und so mag man den Herrn von Putbus immerhin fassen und büßen lassen — aber die Eisenbahnen, überhaupt die Productivkraft des Kapitals, zerre man nicht mit in den Streit. Auch in Würtemberg befaßt sich das Land mit der Eisenbahn srage und eine Serie von Artikeln der Frankfurter Zeitung gicbt ihr Votum, ganz in unserem oben angedcutetcn Sinne, gegen den Pessi mismus ab. Wenn national-libcralcrscits so vielfach am sächsischen Staatseiscnbahnwescn gemätclt wird, so geben die Würtemberger Ziffern die glänzendste Kritik dcr.sachsischen Zustände ab. 1872 be saß der würtembergischc Bundesstaat Meilen mit 179 Millionen Gulden Ausgaben (140 davon Schulden) und ergab nur knapp 3, eigentlich 2^ Proccnt Rente. Die nächste Folge dieser Calculation kann man sich denken. Die Nationajlliberalen möchten die Bahnen am liebsten ans Reich bringen und sind dem Einzelstaatsbahnbau mit umsomehr Beflissen heit abhold, als sie mit obiger Berechnung scheinbar Recht haben, daß der Staat nichts profitire. Dagegen sagt aber die Frankfurter Collegin ganz richtig, das Eisenbahnwesen Würtembergs befinde sich in einem nichts weniger als zufriedenstellenden Zustand. Es begann seiner Zeit mit einer erfreulichen Rentabilität, doch je mehr es aus gedehnt wurde, nahm sein Ertrag ab und schon betrachtet die Furcht daS Ganze als eine verfehlte Anlage, die als ein fressender Krebs am Leben dieses noch vor wenigen Jahren scheinbar so gesunden Staates zehre. Bereits dämmert dem Pessimismus als schlicßliche Lösung die Veräußerung der Eisenbahnen aus den Händen des Staates heran, — eine Aussicht, welche eben nur wenigen Grün dern und Fanatikern der Einheit gelegen kommen kann, die sich aber allerdings das allgewaltige deutsche Reich als den nothwendigen Erben aller Einzclnstaaten und sich als wohlbestallte nationale Ge- schäftsagentcn bei diesem Erbschaftsproceß vorstellcn. Auch in Wür temberg wird die rationellere Behandlung der Eisenbahnslagen eine Besterung hcrbciführcn lasten, ohne solche Gewaltakte. Die aus Frankreich herüberflicgcnden Telegramme berichten Dinge, die für hier noch nicht spruchreif sind: Ein neues Ministe rium, tiefer Groll Mac Mahon'S, strammeres Vorgehen der chr- Lichen Republikaner, stilles Händereiben der Napoleoniden. Die Hauptsache bei den Neuerungen ist jedenfalls die in der National versammlung vorhandene Unlust, die Negierung regieren zu lassen: die Assembler will eben im entscheidenden Augenblick immer wieder den Ausschlag geben und dem hat sich also Broglie nicht fügen wol len. So lange diese Zwiste dauern, ist Frankreich uns kein gefähr licher Feind. Erst dann, wenn man sich dort zu ernster ökonomischer Arbeit die Hand reichen sollte, kann das arme Land jene Stärke wie der erlangen, die es uns gefährlich macht. Das Treiben jener „Staatsmänner" wird hübsch durch die Wohnungsschwindcleien (s. TageSgesch.) illustrirt; nicht minder durch die lächerliche Eitelkeit, daß Graf Chambord Photographien von sich im Lande verbreiten läßt, die ihn als „General" in voller Uniform zeigen. Wo hat der edle Graf diese Charge her? Er hat sie eben gar nicht — er spielt eben wie alle Anderen Comödie. . Die Lage in Paris ist noch ungeklärt — eü müßte dann der Telegraph während wir schreiben ein neues Ministerium pro- klamiren. Alles was auswärtige Blätter bringen ist Conjunctur. Zum Vcrständniß der Vorgänge ist fcstzuhalten, daß der Herzog von Broglie alsOrleanist die Zeit für gekommen hielt, an dem allgemeinen Wahlgesetz des Landes zu rütteln und durch die Gründung einer reactionären Pairskammer von 300 Köpfen die Regierung Mac Mahons zu controliren. Das Septenat, d. h. die Ruhe des Landes würde dadurch gefährdet, und entschieden dem Königthum Orleans vorgearbeitet worden sein. Diese Projekte, oder vielmehr die Erklä rung, daß diese Reformen dringend seien, lehnte die Nation« l- Vers ammlung mit 381 gegen 317 Stimmen a b. Sowohl die Republikaner wie viele Bonapartisten und Legitimisten der Rechten stimmten gegen die Regierung (Broglie) betonten aber das unge schmälerte Vertrauen zu Mac Mahon. Letzterer blieb also unbe rührt; das Eabinet Broglie tritt zurück und wird wahrscheinlich durch ein etwas republikanischeres ersetzt werden. Locales «ud Sächsisches. — Se. Maj. der König Albert kehrte Sonntag Nachts halb 11 Uhr von Jahnishausen wieder nach der Residenz zurück. — Se. kgl. Hoheit der Prinz Georg fuhr gestern früh halb 5 Uhr nebst seinem Adjutanten nach Plauen i. V. — I. kgl.Kch. die Prinzessin Georg fuhr gestern Dorm. l/,10 Uhr mit den drei ältesten ihrer Kinder nach Jahnishausen. — Der Erzherzog Ludwig Victor ist Sonntag Mittag von Wien eingetroffen undchat sich zum Besuch der Königin Mprie nach Wachmitz begeben. Ferner ist der Erbgroßherzog von Oldenburg und der Herzog Friedrich vonSchlcSwig-Hvlstein vonLeipzig hier eingetroffen und wohnen im Hotel Bellevue. — Der cnier. Cantor Forbriger in Neumark und der Kirch- schullehrer Pinkert in Rückmarsdorf haben die goldene Medaille vom AlbrechtSorden erhalten. — Die auf Grund des Gesetzes vom 22. Januar 1849 auS- gcgebenen Sachscn-Eoburgischcn Cassenanweisungcn sind bis späts- stens zum 30. Juni 1874 gegen dergleichen neue umzutauschcn. Die alten Caffcnanweisungen werden mit dem 1. Juli l. IS. ungiltig. — Die Redacteure der Presse, vr. Döhn und Neumann, sind infolge der ihnen wegen Beleidigung der sächsischen Regierung zuer kannten mehrwöchigen Gefängnißstrafe, die jedoch im Gnadenwege in eine mehrtägige Haft- und entsprechende Geldstrafe verwandelt worden ist, von der Polizei, in anerkannter Consequmz den Social- Demokraten gegenüber, ansacwiesen worden, nachdem sie ihre Stra fen verbüßt haben. — Gestern Morgen versammelte sich auf der sogevannten Stallwiefe beim Pontonschuppen eine große Menge Neugieriger um einen dort Vorgefundenen weiblichen Leichnanz, Man erzählte, es läge ein Mord oder Todtschlag vor. Bis jetzt jedoch ist dies keines wegs cönstatirt. Die Leiche der circa 40 bis bOJahr alten Frauens person lag quer über den schmalen Wcg auf dem Gesicht und war zuerst vom Militärpostcn am Pontonschuppen bemerkt worden, wel cher die Anzeige auf der Nenstädter Hauptwache machte, von wo die selbe auf die Polizei gelangte. Die herbeigeeilte Polizei und die Nachmittags erfolgte gerichtliche Scction ermittelte, daß an der Leiche die Kopshaut fast handgroß vom Schädel losgelöst, letzterer aber übrigens unversehrt war. Man bemerkte an der Mauer in der Nähe des Fundortes zwei mit Blut getränkte nebeneinander gelegene Stellen, an welchen die Todte mit dem Kopfe aufgeschlagen zu sein scheint. Die Todte war früher eine bekannte Dirne und zur Zeit als ledige Vagabundin hier aufhältlich uod heißt Bertha Hofmann, von hier gebürtig. Vorläufig geht die Muthmaaßung dahin, daß dieselbe in trunkenem Zustande an den Mauersteinen sich den Kopf aufgeschlagen haben mag und durch einen Schlaganfall plötzlich ver storben sein muß. Spuren von an ihr verübter Gewalt, auf einen Kamps schließende Fußspuren oder gar Hilferufe während der Nacht sind keineswegs cönstatirt. — Am Sonntag Abend >/»11 Uhr langte auf hiesigem Leip ziger Bahnhof ein höchst interessanter Zug Reisender an, die zum Theil tief aus Afrika heraus kamen. Die berühmten Thierhändlcr, Gebrüder C. Hagenbcck in Hamburg, von Triest über Wien kom mend, führten in vier großen Waggons einen Thierbestnnd sin etwaigen Gesammtwerthe von 32,000 Thaler mit sich. Wir sahen 8 Giraffen, 5> Elephanten, 3 arabische Pferde, 3 junge Löwen, 3 gefleckte Hyänen, 3 Leoparden, 3 Trappen, 24 wilde Perlhühner, 5 afrikanische Schafe, eine große Anzahl Affen und andere kleine überseeische Thiere. Durch die Güte des Direktors unseres zoologi schen Gartcirs, Herrn Schöpf, wurde Referent mit den Herren Hagenbcck bekannt und erfuhr aus ihrem Munde Ver schiedenes über die Schwierigkeiten eines solchen Transports. Der Transport von Triest über Wien, Dresden nach Hamburg kostet allein über 2000 Thlr. Da ist es denn wohl begreiflich, daß jene Thiere einen hohen Preis haben. Nun gehen aber auch stets bei den Reisen in Folge der wechselnden Temperatur und nament-! sich de» wechselnden Wasser» viele Thiere darauf; so sind von dem' diesmaligen Transport nicht weniger als 35 Antilopen und 6 Giraffen gestürzt; anfänglich waren 14 Giraffen beisammen. Der Tr-nSport durch einen Theil der Wüste —man mußte, um ihn mit aller Vorsicht zu bewirken, 85 schwarze Thiertrriber, 50 Kameele und 120 Milchziegen mit sich führen— hat viel Opfer gekostet, der Sirocco ward besonders gefährlich. Absonder lichen» drohenden Gefahren sind die Herren Hagenbcck noch durch glücklichen Zufall entgangen, denn sowohl von Triest aus, zwischen Marein und Äindberg auf der Strecke Graz - Wien sind, in Folge von Hochfluthen die Brücken, über die der Zug eben gegangen war, eingestürzt. Im Vorbeigehen haben die Herren in Triest noch den gesammten Thierbestand eines dortigen Menagerie-Besitzers, 11 Löwen, 1 Königstiger rc. um 40,000 Franken gekauft. Bei diesen großen Ausgaben unterhält die weithin berühmte Firma in Afrika, Indien und Australien fortwährend Reisende, die dort Thiere aufkausen, beziehendlich selbst einfangen. Die hier durchge- kommeneNt meist sehr schönen Exemplare waren bereits sämmtlich an europäische und amerikanische Thiergärten verkauft. Gestern Nachmittag 4 Uhr ging der Transport von hier wieder nach Hamburg ab. — Im Laufe des vorgestrigen Vormittags hat sich ein vor maliger Schänkwirth, der in lctztvergangencr Zeit aber den Lohn kellner gemacht hat, in seiner Wohnung in der Pillnitzerstraße mit Cyankali vergiftet. Man fand ihn gegen Mittag vollständig be kleidet mit Handschuhen an den Händen, todt auf seinem Bette und neben demselben ein vollständig geleertes Glas, worin er das schnell wirkende Gift, welches schon geraume Zeit zuvor in seinem Besitze wahrgenommen worden ist, aufgelöst hatte. Er war Wittwer, be absichtigte aber in kürzester Zeit wieder zu hcirathen und scheint sich aus Kummer über seine zurückgekommencn Verhältnisse das Leben genommen zu haben. — In der Oberseergasse machten sich in der vorvorigen Nacht zwei Leute durch lautes Schreien und schließlicheS Einwerfen von Fenstern in einem Hause sehr bemerkbar und wurden auch alsbald nach dem letzterwähnten Attentate von dazukoinmenden Nachtwäch tern arretirt. ES waren ein Tischler und ein Schlaffer, welche in ihrer Bierscligkeit einen in der genannten Gasse wohnhaften Ver wandten angeblich hatten wecken und zu einem Morgenspazicrgange veranlassen wollen. < . — Die durch loSgeriffene Flösse eingetretene Sperrung der Elbfahrt bei der Riesaer Brücke ist zufolge der sehr energisch be triebenen Räumungsarbcitcn, wobei drei Dampfschiffe beschäftigt waren, schon gestern wieder beseitigt worden. ' ^ '> - -- Am Sonnabend Abend ist außerhalb der Stadt, am Wald rande an dem Damme der schlesischen Eisenbahn, von einem Bahn wärter ein unbekannter Mann bewußtlos aufgefunden und von ihm nach seinem BahnhäuLchen geschafft worden. Von dorr ist er später nach dem Krankcnhause transportier worden. Der einige 30 Jahre alte Mann soll vollständig mittellos gewesen sein und sich durch Schreiben, da er in Folge des ihm zugestoßenen Krankheitszu falls seiner Sprache nicht mächtig gewesen ist, als den aus Neukirch gebürtigen, jetzt in Bautzen aufhältlichen vormaligen Postcxpedienten Schönke zu erkennen gegeben haben. — Wie gestern Reisende hier erzählten, welche die Nacht zum Montag in Leipzig verlebt haben, so ist diese Nacht wieder einmal sehr unruhig verlaufen und sollen Thütlichkciten mit Messern und dergleichen Instrumenten eine Hauptrolle gespielt haben. Die Hauptcxzedente» sollen jedoch glücklicherweise festgcnommcn und arretirt worden sein. Doch soll aber auch ein dasigcr Schutzmann, welcher mit gegen die Ruhestörer eingeschritten war, arg mißhandelt und verletzt worden sein. — Wohl noch , nie zuvor ist dem Publikum ein so reicher Dampsichiff-Fahrplan geboten worden, als jcm von der Direktion der'Gcsellschast. Bon früh 6 bis Abends k> gehen allstünd- I ich bie Boote von Dresden stromaui, ferner noch wieder all- ftündllch Äbcndö »>/-. ?'/-, 8' - und !)>/-. Namcntlich daS letztere biö Laubcgast verkehrende Boot wird den Sommerwohncnden angenehm sein: möge mV» aber auch diese Eonlanz der Direktion durch fleißige Benützung crwickern. Die über Schandau hinaus- gehenden Schiffe verlassen Dresden früh k>, 8 und 1». Die von der großen Tour heimkchrenden treffen Mittags 2, Abends 6'/> und 9'« in Dresden ein. Die Lokakfahrtcn crgiebt der Plan. Stromab sind die Fahrten bis Riesa vermehrt, die Abfahrtsstun- dcn Im Wesentlichen geblieben. Und nun mag der Lenz endlich kommen — die freundlichen Boote sind für lustige Gäste und fleißige Geschäftsleute gleich bereit! — Pfingsten, die liebliche Reisezeit, steht vor der Thür und die Kuppen der Sächsischen Schweiz, der maicstätlsche Lilicnstein, der idyllische Papflstein, der feste Köuigstcin und der Winterkerg lvielleicht t» Schnee. wcnn'S so fortgcht) harren in geduldiger Fassung der süßen Berliner. Für die genannten Aussichtspunkte Ist aber nichts wichtiger und genußreicher, als gute Ferngläser. Durch manche ältere Firma, neuerdings aber durch die Gebrü der Roettig <Pragerstraße 5) Ist DrcSdcn ln Beziehung aus Optik rühmlich hcrvorgctrcten. Die sogenannten Krim in st e ch er dieses Instituts lmit Etui und Riemen schon von? Thlr. an!) bewähren sich vortrefflich und ebenso bietet dies Geschäft zu alten Preisen Fernröbrc, Marlnegläscr (für Theater, Meer und Land), Rciscbarometcr und — Höhenmesser von sehr sinnreicher Evnstroction. Ein Blick in die reichen Schaufcnslcr wird dem Lalcn wie Kenner alles Gesagte bestätigen. — Einen dcn Anschauungen unserer Zeit nicht mehr ange paßten Befehl hat in Hartha bei Waldhcim der Geistliche gegeben. Ein sonst geachtetes und als ordentlich bekanntes Mädchen starb im — Wochenbett. Die Freundinnen der Verstorbenen halten sich ver abredet, dem Sarge in weißen Kleidern — wie dies ja üblich — zu folgen. Der äußerst gewissenhafte Geistliche, der vorher davon Kenntniß erlangt haben muj?) untersagte aber zu nicht geringem Schrecken des trauernden Vaters nicht allein daS Tragen weißer Kleider seitens der Mädchen, sondern verbot auch dcn männlichen Leidtragenden, ihre Röcke mit Blumen zu bestecken. —> In Löbau ist am 16. d. Mittags der Maurerlehrling Prost von Lauba aus dem zweiten Stockwerk eines Neubaues herab gestürzt und hat sofortigen Tod gefunden.