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Dresdner Nachrichten » Sir. IS4 geben. »m Sem Königl. Kammrrherrn Dr. v. Nvstitz- Watlwitz Nils Lohlaud einen Besuch abzustatten. Ans der Rückreise begrüßten die hoben Herrschaften in LchirgiS- walde de» Herrn Bischof D r. Schäfer. -* Der Herr Kriegsminister General der Infanterie Freiherr v. Hausen traf ge,'lern vormittag IN Uhr 48 Min. in Zwickau ein und besichtigte die städtischen MiUtärvaracken ^ und ü. in weichen das am l. Oktober neu zu bildende 3. Bataillon des 1». Infanterie Regiments 'Nr. l8l bis zur Feiuigstellung der Kaserne in Glaucha» ttntergebracht wird. Alsdann besichtigte der Herr Minister noch verschiedene Baulichkeiten in Her Regimentskaserne, worauf nachmittags die Rückreise nach Dresden erfolgte. - * Gestern. Mittwoch, benutzte der Erzherzog Karl Franz Josef nebü Gemahlin das 3.25 nachmittngs ab Lobosiv verkehrende Schiss „Boheniia" der Sächsisch-Böhmi schen Dampfschissahrts-Gesellschast zur Fahrt nach Aussig. . —* Dem GerichtSdiener beim Landgerichte Leipzig Johann Kirsch» ick wurde bei seinem Ucbertritt in den Ruhestand das Ebrentreuz verliehen. * Znr Forderung von einer halben Million Mark städtischen Beitrags für den Reubau de» Gateriegebaudes wird der Finanzausschuß der Stadtverordneten dem Kollegium in seiner heutige» Sitzung folgendes Gut achten zur Auuahme emgsehleu: Kollegium wolle be schließen, in Abweichung von der RatSvorlage «siehe heutiges Morgenblatt. D. Red.s I. 5N aov Mk. zn Lasten der Pos. üt> des diesjährige» Haus, KallptancS zur Ausschrciduilg einer K o u k u r r c „ z siir de» Renban eines Gateriegebaudes unter der 'Voraussetzung z» bciviUlge», das, siir dieses AuSschreiben nicht au S jchli e si I j ch der Platz am ,'twingericiche als Vanolay bezeichnet, sondern den beim Mcitbewerbe beteiligten Architekten die .viigtichkcit gelassen wird, auch andere geeignete, »ainentlich im s 'sichen Besitze befindliche Baupläne, z. 'V. »iellcicht den ehe >u gen Botanischen (S a r I e u. in Betracht zu ziehen, 2. ,ie Bc- ivillignng von weiteren I'gMU Mk. zwar grundsätztich in Aus sicht zu Nellen. die endgültige Gntschliesinng darüber aber bis zur G n t s ch e i d u n g über die Bö a h l des Bauplatzes aus - zu seyen und ü. den Rat zu ersuchen, schon jetzt der Konigl. Gcncratdircklivii der Zauiinliiiigcn milzuteileii, dag dem Ltadt- vervrdncleii Kollegium gegen die Wahl des BauvlatzeS am Zwinger die ernstesten Bedenken beigchen. * Der Kindcr-B'.nmenkorso eine ständige Einrichtung? Der am Blumenlage von Frau Kommerzienrat Zieh im König!. Groben Garten veranstaltete K i n d e r - Blumen korso bat einen Ertrag von rund Willi Mk. erbracht. Die Summe fließt unverkürzt dem Zwecke des Blumeittages zu. Wie verlautet, sind Erörterungen im Gange, diesen Korso unter Nutzbarmachung der diesmaligen Erfahrungen zu einem periodisch wicdcrkehrenden Wohttätigkeitsfcst Dres dens zu machen. - * DaS Reichsgericht in Leipzig wird zum Negie rung S j u b i l ä u m des Kaisers eine Glück w unsch - Adresse überreichen, die von dem hohen Stande der Leip ziger Buchgewerbeknnst Zeugnis ablegt. Die 'Adresse ist von drei Leipziger K ü u st l e r i u n e n angesertigt, der grüne Ledcreinband mit dem Kaiseradler in Golöpressung von Eliarlotte Anger, die WidmuugSschrist in gemalten Lettern ans Pergament von Margarethe Bartsch, die Titel- radterung von der als Graphikerin und Porträtmalers» be kannten Hella Peters. Auf diesem Bild schirmt der ge flügelte KriegSgotl die fackelschwingende Wahrheit, das Symbol des Reichsgerichts, unter deren Schutz Industrie, Ackerbau und Handel stehen. —* Die 2k. Artillericbrigade sFeldartillcrie-Negimenter Rr. 77 und 78) ist zur Abhaltung von Schießübungen auf dem Truppenübungsplätze Zeithain einge troffen. Die Rückkehr in die Garnison Leipzig bczw. Wurzen erfolgt am 24. Juni. —* Die deutschen Länger aus Milwaukee gaben gestern >m Linckeschcn Bade ein W o h l t ä t i g k e i t s k o n z e r t zum Besten der Dresdner Armen. Der wundervolle Früh- lingSabcnd hatte Tausende nach dem beliebten Konzert- garlen gelockt: besonders stark war die Dresdner Sänger schaft vertreten. An langen, mit rotem Mohn geschmückten Ehrentafeln hatten die amerikanischen Gäste mit ihren Damen Platz genommen. Der Orchcstervvrtrag „Einzug der Gäste auf der Wartburg" aus WagucrS „Tannhüuser", prächtig gespielt von der Schützenkapclle unter Herrn Königlichen Musikdirektor Hel big, leitete daS Konzert ein. Daun betraten die Milwaukeer Sänger in einer Stärke von etwa 7o Mann daS Podium. 'Rach dem Ber klingen des Sängerspruches hielt der Präsident Herr Pro fessor Lucning eine 'Ansprache. Wenn deutsche Säuger aus Amerika, so führte er aus, in die Stadt der Kunst ge kommen seien, so glaubten sie nicht, den Dresdnern einen Kunstgenuß bereiten zu können, sondern sie wollten nur be weisen. daß auch jenseits des Ozeans das deutsche Lied, und besonders das Volkslied, gepflegt werde und die Gerzen für alles Gute und Edle begeistere. Wenn die Deutschen drüben in Amerika sängen, dann träumten sie von der alten Heimat, sic sähen das Dorskirchlein und die grünen Wälder, sie spielten als Kinder aus blumigen Wiesen und hörten die Mutter singen. So schöpften sie immer wieder Erquickung aus der O.uelle, die sie in ihrer Kindheit gehabt haben. Jetzt, wo sich der schöne Traum langer Jahre erfüllt habe und sic wieder im alten Bater- lande weilten, würden sie mit herzlicher Freude darüber ei füllt, daß so treue deutsche Herzen ihnen warm cntgegcu- schlügen. Dafür danke er im Namen der Sänger. 'Stach der sehr beifällig anfgenomuienen Ansprache trug die Sängerschaft eine Reihe der bekanntesten 'Volkslieder vor. freilich erlitt das Programm große Abänderungen. Zu nächst dirigierte nicht der angegebene Ehorincister Professor Zeitz, sondern ein Dresdner Kind, ein Sohn deS ehemali gen Direktors Earl vom Resiüenztheater, Herr Kapell meister Direktor Earl, der seit 18 Jahren tn Milwaukee weilt. Er hatte seine Länger in straffer Zucht und ver stand es trefflich, alles herauszuholen. was »ach Lage der Verhältnisse herauszuholen war. Und das war neben rhlithmiühcr Genauigkeit und sehr guter Textbehandlung vor allem der GesühlSinhalt der Lieder. Nein tonlich ent täuschte» die Länger, aber man glaubt es ihnen gern, wenn sic die Programmänderung mit starker Ermüdung infolge der anstrengenden Rundreise durch Deutschland und Oester- reich entschuldigten. Am besten gelangen ihnen die kleinen seulimentalen Lieder „Grüße an die Heimat" von Kromer und „Mutterliebe" von Boigt. Hier brachten sie ein tieseS Heimatsgefühl. ein volles UebebcdUrftigeS Herz in er greifender Weise zum Ausdruck. Auch das launige Krem, seriche Liedchen „Juheissa, mei Dirndl" tn einer von der hierorts üblichen stark abweichenden Auffassung brachte de» Lungern lebhaften Beifall ein. Ltatt der englischen Lieder hatte man gern die im Programm vcrzeichneten deutschen gehört. Merkwürdig! Die deutschen Länger sangen nicht nur Englisch, sondern bedienten sich auch im Berkehr mit ihren Familieuaugehörigen vorwiegend der englischen Sprache. Heber freundliche 'Anerkennung aller ihrer Leistungen dürfen sich die Deutsch-Amerikaner nicht beklage». — An das Konzert schloß sich ein Kommers mit der Dresdner Sängerschaft. Nach dem Berklingen des Marsches „Unterm Sternenbanner" von Sousa hielt der 'Vorsitzende des Iulius-Otlo Bundes Herr Eisenbalmickre- tär M. Mühle eine Begrüßungsansprache. Er hieß die Deutsch-Amerikaner im Namen der Dresdner Sängerschaft herzlich willkommen und dankte ihnen für ihren Sang und de» damit verbundenen Akt der Wohltätigkeit. Deutsche Art zu pflegen, sei das hohe Ziel, das sich die deutschen Sänger in ihrer neuen amerikanischen Heimat gesetzt hätten. Bon alters her hätten sich die deutschen Ge sangvereine als wahre Kuliiirträger auch auf nvrdamcrika- nischem Boden bewahrt und mit Recht weise der große deutsch-amerikanische SlaatSmann Karl Schurz in seinen Lebenserinnerungen daraus hin. daß die harmonische 'Ver bindung von Geselligkeit und Kunstübuug. wie sie in diesen Vereinen gepflegt werde, auch für die Anglo-Amerikaner vorbildlich gewirkt habe: „Der Einzug des deutschen Liedes auf amerikanischem Boden und die dadurch geschaffene An regung zur Liebe und Pflege der Musik haben viel dazu beigelragen, die starre Steifheit des amerikanischen Gesell- schafrslebcnS zu mildern, har in weiten Kreisen des Bolkcs den Geschmack an einem harmlosen verfeinernden Ver gnügen erweckt und ist io zu einer der größten Wohltaten geworden, welche Amerika der deutschen Einwanderung verdankt." Daß die Länger aus Milwaukee deutsche Sitte und Kunst nicht vernachlässigt haben. daS hätten sie auch heute bewiesen. Möchten die wenigen Tage, die sie in Elb slorenz wellten, ihnen beweisen, wie man im sächsischen Lande dem deutschen Freunde herzliche Gastfreundschaft mit echt deutscher Gesinnung cntgcgenbriuge. Redner schloß seine mit freudigem Beifall ausgenommene Ansprache mit Goethes Worten: „Ein Talent, das jedem frommt, habt Ihr in Besitz genommen. Wer mit goldnen Tönen kommt, überall ist der willkommen." Der Präsident der Milwau- keer Sänger Herr Professor Luening dankte in herz lichen Worten für die überaus freundliche Ausnahme in Dresden. ES folgten trefflich vorbereitete Massenchöre des Sächsischen Elbgau-Sängerbundes iLeitung Herr Kantor K e t t n e r> und des I u l i u s - O t t o - B u n- des unter Professor Jüngst, sowie weitere Orchesterüar- bietungen, die mit dem patriotischen Lchlachtenpotpourri von Saro ausklaugen. — Gestern vormittag hatte die Stadt Dresden den Gästen eine Rundfahrt durch die Stadt geboten, zu der die Dresdner Kuhrmesengesellichast die Wagen gestellt harte. Heute vormittag wurden unter Füh rung Dresdner Sänger die Gemäldegalerie und das Grüne Gewölbe besichtigt und nachmittags eine Dampfer fahrt nach Loschwitz unternommen, an die sich ein zwang loses Beisammensein aus der Loschwitzhöhe schloß. —* AuS Anlaß des 25jährigen Bestehens der 21. Be- zirkoschule hatte sich ein Komitee anS früheren Schülern und Schülerinnen gebildet, um eine Spende für die Schule zu sammeln. Dienstag abend hatten sich der 'Ausschuß. Direktor Meyer und 'Vertreter des Lehrerkollegiums der 21. Bezirks schule im Stadt-Eafö zu einer kleinen Feier versammelt. Der 'Vorsitzende des Komilees Pohl überreichte mit einer Ansprache ein Sparkassenbuch über 1200 Mk., die dazu ge hörige Urkunde und das Stistungsdiplom. Er bat den Direktor um Nebernahme der Stiftung, aus deren alljähr lichen Zinsen ein armes, würdiges Kind der Schule bei der Schulentlassung mit einer Sparkasseneinlage beschenkt wer den soll. Herr Pohl erklärte mit Dankcsworten an den Direktor den Uebergang der Stiftung in dessen Verwaltung als vollzogen. —* Der Verein Dresdner Gastwirte hielt Mittwoch nachmittag im reservierten Speisesaale des Neustädter Bahnhofs eine gut besuchte Mitgliederversammlung ab, die vom Vorsitzenden. Herrn Traiteur Arlt, geleitet wurde. 'Vor Eintritt in die Tagesordnung gedachte dieser der seit der letzten Versammlung verstorbenen Mitglieder und widmete ihnen einen warmen Nachruf. Die Versamm lung ehrte ihr Andenken durch Erheben von den Plätzen. Bei den Mitteilungen an die Bereinsmitglieder gab der 'Vorsitzende bekannt, daß die Pilsner Brauereien gegen die Rcisewitzer Brauerei eine Zivilklage auf Unter lassung der Bezeichnung „Rcisewitzer Pilsner" angestrengt haben. Eine ähnliche Klage mar von den Pilsner Braue reien gegen die Exportbicrbrauerei in Radeberg erhoben worden, die mit der Abweisung des Klaganspruch» geendet hatte, so daß tn Aussicht sicht, daß die Kläger auch mit ihrer neuen Klage unterliegen werden. Im weiteren gab der Vorsitzende Kenntnis von einem Schreiben der Polizei» üirektton an den Saaltnvaberverband, tn der sie sich gegen den neue» G r i sl y-B ü r e n t a n z wendet, der nicht zu den dezenten Tänzen zähle und daher Anstoß errege. Der Vorsitzende ersuchte die Laaltnhaber, daraus zu achten, daß dieser Tanz unterbleibt und verboten wird. Dem Gesuche des Vereins a» den Rat zu Dresden wegen deS Einheits preises und der Beschaffenheit deS Gases hat der Rat insoweit entsprochen, als er geneigt ist, Borträge sllr die Interessenten halten zn lassen, um Ansklürung in der Be- Handlung der Beleuchtungsanlagen zu schassen. Der Ver- ein nimmt dieses Anerbieten an und behält sich wettere Schritte in dieser Angelegenheit vor. Die BortragSver- sammlung soll im Herbst stattfinden. Nach Ausnahme neuer Mitglieder wählte die Versammlung die Delegierten zu den diesjährigen G a st w i r t s t a g e n in Bremen und Reichcnbach i. B. Der Vorsitzende berührte die zu diesen Tagungen vorliegenden wichtigen Anträge: seinen Aus führungen über die Stellungnahme zu den Anträgen stimmte man debattelos zu. Der am l. April ins Leben getretene eigene Stellennachweis der Gastwirts» und Saalinhabervereine hat nach dem über diese Neuein- richtuna gegebenen Tätigkeitsbericht einen großen Auf schwung genommen. Seit der Loslösung des Stellennach weises vom städtischen paritätischen Arbeitsnachweis gebe es für die Gastwirtsbraiiche keinen FacharbcitsnachivciS im Zentralarbeitsnachweis mehr: es wird daher gebeten, die von den Prinzipalen selbst geschossene Stellenvermittlungs stelle lTel. 5025) im Bedarfsfälle zu benutzen. Anläßlich des Deutschen Turnfestes in Leipzig treffen am 17. Juli in Dresden 5000 Turner ein. Der Ausschuß der Turner wandte sich an den Vorstand des Vereins Dresdner Gastwirte mit der Bitte, die Unterbringung der Turner für diesen Besuch in die Hand zu nehmen. Der Vorstand erklärte sich bereit, der Bitte zu entsprechen. Mit der Er ledigung allgemeiner Angelegenheiten schloß die Ver sammlung. - * Der Verein für das Deutschtum im Auslaude, All gemeiner Deutscher Schulverein. MännerortSgruppe Dresden veranstaltete gestern nachmittag sein Sommer- s e st im Westendschlüßchen in Vorstadt Plauen. Dem Rufe des Vereins waren, wie immer, zahlreiche Gäste gefolgt, lo daß der Garten schon beim Beginn des Festes gut besetzt war. Das Fest wurde mit einem Konzert der Kapelle des 12. Pionierbataillons unter der Leitung des Obermusik, meisters Lange eröffnet, woran sich ein Fahnenreigen einer Mödchenabteilung unter Leitung des Frl. Mühlsriedel an» schlvß. Der Schulchor der 15. Bürgerschule sang unter Leitung des Lehrers Jakubowsky eine Anzahl patriotischer und Volkslieder. Neben diesen musikalischen Darbietungen wurde noch eine Fülle anderer Genüsse geboten, z. B. ein Elfenreigen des IungfrauenvcreinS der Iakobigemeinde, Gabenlotterie, Kuchenvcrkauf, Ringwursspiel. Ballwerfen nach humoristischen Figuren, Psefserkuchcuverlosung, ein Geldpreiskegeln und ein WeinanSschank. Für die zahlreich vertretene Kinderwclt waren Spiele mit Geschenkvertei lung und ein Lampionzug arrangiert worden, bei welcher Gelegenheit der Rcichrotsabgeordnetc S ch r e i t e r - Wien eine zündende Ansprache an die jugendliche Schar hielt, Den Schluß der Darbietungen im Garten bildeten Ge- sangsvortrüge des Männergesangvereins Dresden-Plauen iLeitung Lehrer Böhme), woran sich eine zweite Ansprache des ReichSratSabgeordneten Schreiter schloß, in der dieser dem Verein für das Deutschtum im Auslande den Dank der zahlreichen in Oesterreich lebende» Deutschen zum Nus- druck brachte und um weitere Förderung des Deutschtums bat. Auch diese Ansprache fand lebhaften Beifall. Ein Ball hielt die Festversammlung bis zur Mitternachtsslund« vereint. —* Der 10. Deutsche Gewerbliche GcnosfenschaftStag findet vom 8. bis 10. Juni in Leipzig statt. Der König hat daS Protektorat übernommen. Das Ehrenpräsidium führt Staatsminister Graf Vitzthum. Dem Ortsvcrbande. sind 050 Genossenschaften des städtischen Mittelstandes mit insgesamt 100 000 Einzclmitgliedern angegliedert. Es stehen außerordentlich wichtige Punkte auf der Tagesord nung, so u. a. 'Vorschläge für Abänderung des Gcnossen- schaitsgcsetzes mit Rücksicht auf die Revision der Genossene schäften. —* Das Billardturnicr Bruno—Adorja« ju». endete mtt dem Siege des Billardmeisters A d v r j a n. Bon Ador- jan wurden wieder Serien von 75 und 62 und von Bruno von 52 und 50 erzielt. Bet der 58. Aufnahme erreichte Aüorjan den 1000. Point, was einen Durchschnitt von 17,2 ergibt. Bruno brachte cs bis aus 771, gleich einem Durch, schnitt von 13.5. —* Einbruch in Königsbrück. In der 'Nacht zum 18. Mal waren unbekannte Einbrecher in das Kontor der Orts krankenkasse zn Königsbrück cingedrungcn und hatten versucht, den Gcldschrank mittels eines Sauerstofsschneidc, apparates auszuschmolzen. Durch die Erörterungen der Dresdner Kriminalpolizei wurde der 1885 in Berlin ge» borcneMctalldrcherWillyPaul Max Kvp f alsTüter ermittelt und sestgenommcn. Gleichzeitig wurde der bei dem Ein brüche verwendete Sauerstoffschncidcavparat beschlagnahmt. Der flüchtig gewordene Komplice des Kops ist jetzt auf Ersuchen der Dresdner Polizei in Berlin verhaftet worden. Es ist der 1885 zu Ulm geborene Bäcker Max Wieland. Ter Sauerstvffschncideapparat ist, wie festgestcllt wurde, am 28. März d. I. mittelst Einbruchs aus einer chemische^ Fabrik in Gleiwih gestohlen worden. hervorragend zierlich und flott aiisgefübrten Watteauszenen bemalt ist. Sie bildet eine besonders erwünschte Bereichc- inng der König!. Porzellansammlung, da diese bekanntlich von Meißner Porzellanen aus der Zeit des Rokoko und damit aus der Blütezcn des Meißner Porzellans ttber- baupt nickt sehr viel besitzt. Der Ankaufspreis beziffert sich auf 4500 Nil. -s-r- Die Gesangschule von Luise Ottermann hatte für Mittwoch abend zu einer Ausführung im kleinen Gewerbc- haussaasc eingelaöeu, der leider vorher nicht genügend durch lüftet war. Es zeugt von der 'Wertschätzung, der sich die aus gezeichnete Lehrerin und Künstlerin erfreut, daß trotz der sommerlichcnWärme ein zahlreiche» Publikum sich cnigesuuden hatte, das auch diesmal keine Enttäuschung erlebte. Wenn auch die Erkrankung einer Sängerin den Wegfall einiger Gelänge mit sich brachte, so boten doch die übrigen vier Damen an Stimme und Schulung so vortreffliches, das übliche Maß Ueberragcndes, daß die Hörer von Anfang bis Ende aus das lebhafteste interessiert waren. Das ge schah besonders durch ein Schwesternpaar, Frau Margarete Teschner und Frau Lisbeth Schön- vcrg. Ob man dem Hellen, mehr als zwei Oktaven mühe los »mspannenöen Sopran der zuerst genannten Sängerin, einer Stimme, so recht zum Jubeln und Jauchzen geschaffen, nur durch leichte Bcsangenheit mit unter in voller Entfaltung gehemmt, den Vorzug geben soll, oder dem dem 'Alt zuneigendcn Mezzosopran der Schwester, dem dramatische Wucht und eindringliche De klamation zu eigen sind, ist schwer zu entscheiden. In Einzelgesangen wie in Duetten ivar die Wirkung gleich erfreulich. Anders geartet ist die Begabung von Lotte Schenk. Sie scheint mehr zur Lvernsoubrette veranlagt, besitzt gleichfalls umfangreiche Stimmittel aber zugleich hübsch entwickelte Kchlfcrtigkcit. Im Forte klingt der Ton mitunter flach und belegt. Hier scheint die Ausbildung noch nicht abgeschlossen. Als Licdersängerin mit warmem, srcigucllendein Ton und ausgezeichneter Textbehandlung stellte sich Elisabeth Müller vor. Einzelne ihrer Lieder waren schon kleine Kabinettstücke der Vortragskunsi. Mit der Ansetzung des Rheintöchterterzetts wollte Luise Ottermann im Wagner-Jubeljahr offenbar auch ihrerseits dem großen Meister huldigen. Sie sang es mit den Damen I Teschner und Schenk und man muß der Ausführung als Arbeitsleistung die höchste Anerkennung zollen. Darüber hinaus zu wirken, ist auf dem Podium unmöglich. Das Orchester am Klavier zu ersetzen war den energischen Hän den von Frau Tangel-Strtck zugefallen. Die übrigen Gesänge begleitete technisch sicher, aber reichlich derb und nüchtern Lolla Tange l. —osi— f-* Geheimrat Köster in Leipzig, der als Nachfolger Erich Schmidts für die Berliner Universität ausersehen war, hat den Ruf nach Berlin endgültig abge- lchnt. — Hierzu wird der „B. Z." aus Leipzig gemeldet: Die verneinende Antwort Kösters ist darauf zurückzuführen, daß die sächsische Staatsregierung mit den Ber liner Angeboten gleichen Schritt gehalten und alle Wünsche des Leipziger Gelehrten erfüllt hat. Es handelte sich für Köster tn erster Linie um die Unter bringung seiner großen, thcatergeschichtlichen Sammlung. Ter Raum dazu ist ihm zugestanden worden. Ferner liegt cs in der Natur der Sache, daß angesichts der Berliner An gebote auch die Bezüge des Leipziger Dozenten erhöht wur den. 'Ausschlaggebend für Kösters Entschluß war jedoch das kollegiale Entgegenkommen der philosophischen Fakultät, die sich für die Wünsche Kösters einsetzte, und ihn durch den Dekan ersuchen ließ, zn bleiben. „Julien". Paris, 3. Juni. Die Manen Mussets, Baudelaires, aller Genies, die edlen Utopien des Schönheitsideals nachgestrebt, erbebten freudig, als gestern in der Opöera Com taue der be geisterte Jubel der Menge diesem „Julien", diesem neuen Eharpcnticr entgegenhaltte. Ta stieg er vor uns ans. der Traum des Poeten aller Poeten, ob sic mit Reimen, Farben oder Tönen malen reizvoll, entzückend, verworren, bedrückend . . . Rousseliöre, der Darsteller des Julien, hatte sich das blonde Konterfei deS Dichter komponisten getreu znm Vorbild genommen — mußte nicht jedermann, daß Eharpenticr der wahre Julien, Julien I der wahre Eharpenticr sei? Er hat sein eigenes phantasti sches Ringen zwischen Wollen und Versagen, Erfolg und Enttäuschung, Bohömeslitter des Montmartre und grauer Realität gezeichnet. In voller Erkenntnis der Utopie wagt sich der Utopist an sie heran, weil sie gar so schön ist; mit verbrannten Flügeln kehrt er zurück, stolz trotz allem, den Flug gewagt zu haben. Vielleicht crtanntc auch Char- pentier das Unerreichbare der Aufgabe, die er sich stellte — die Menge ist stolz mit ihm, daß er den Flug gewagt hat. Endlich wieder einmal etwas Kühnes, Neues, Erfrischen des auf dem Operngebiete! Die 'Nörgler mögen den Staub von den Füßen schütteln: „Julien", das unvollkommene Kolossalwcrk, das Alfred Bruneau „ein Meisterwerk der französischen Musik" nennt, ist wunderbar beinahe wegen seiner Unvollkommenheit. Es fordert nicht das Urteil des Tages, sondern mit Gelassenheit das der Zukunft her aus. Die französische Musik hat jedenfalls seit langem itrotz Massenct. Saint-SaLns oder Ducasse, Debussy) kein ähnliches unabhängiges, starkes, einschlagendcs Werk her- vorgebracht. Eharpenticr erreicht nicht die Höhe eines Bcrlioz, aber er sicht hoch neben den höchsten Musikern unserer Zeit. In der Villa Mcdicis, wo die „Romprcise" französi schen Künstlern Wonnejahrc vergönnen, ist Julien über der Arbeit in Träume versunken: Louise, die Geliebte, sieht seine Stirn von Hellem, frohem Strahl verklärt, möchte mtt ihm ins Traumland fliehen. Die Lampe ver lischt: durch Wolkengcfilde betreten wir mit Julien den „Tempel der Schönheit", wo der Hierophant, der hohe Priester, ihn vor den Leiden warnt, die aller Wclt- bcglücker harren. RnhmeStrunken dringt der Poet bis ins Heiligste vor, reist den goldenen Lorbeer des Ueber- irdischen an sich. Enttäuscht sucht er nach dem Wahn Frieden bei AUmutter 'Natur, in einer kroatischen Land schaft, wo eine Bäuerin ihm lächelt. Fieberhaft eilt er weiter: das bretonische Meer, aufgewühlt vom Gewitter- sturm, dünkt ihm sein eigenes Leben, dem auch die Reit- gion keine Tröstung bringen kann. In der Trunkenheit auf Montmartre, im Trubel des Jahrmarkts, glaubt er nochmals die Schönheitsträumc zu träumen; aber der