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Dresdner Nachrichten : 22.04.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189604229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18960422
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18960422
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-04
- Tag 1896-04-22
-
Monat
1896-04
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 22.04.1896
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«- «erttlMrl zna«»ebül,r lm> r so, durch Pos, M. 2,75. Ik Po» -Iukuild!»»»ner Lnnlidim- 0»» mik>!ii!-ii»i»»eie Zsiaricns». Sl> Vl»iii.«-3N>,i Ae.N in. omiiaiwr-. V-im. u-^ -> Nu, Mu>. i uikuuadl: ><)> nloiin».!- nur >m ochcmnuk» iils sllli, Nach»»llnus. Oic >imlji»c W>»»i>»-ilr -zjiiaelaln » Liiin-iii Pi»., »li- k»»dmu»P7i uni d?r -Kiivallciie ücilc ry Pl».: Dovurl>(Uc NI,INI» tzllich- «viiiariandi, 40 P>». «>>m»du-il<- iiir vilmlau,' »l-cr na !i gch«»»k„ 20 Pi». <!ür »lln„>j>l>i„i»rl,rttlil,»i »c,. M Phi iinrl, iijioiiivn'M Pari! Slueieari»»- Aiiiiiiiiii' nur »e»e» ^ . . !!!orau-->>k>alili»i». Oimmd'amiaei, iwlimni iämmtlichk »nmliaili- Aminnckiiliiireaur »». lPkIc»l>lä»rr wer!»-» iiüi :o Pi». ... ^.. bcikklnirl. ^ur .N,„i»»d» >-»»»-!»,il-lrr Echri't- muke Ikine Lstrbiiidlichkeit. Pt-rnlprrchNrNe zir. ri. 41. Jahrgang. > «I»«« li »v t «»., Ilofliossrttnton Kcmwr elo^ liiliiiffs von KrrobrjSn. DIl«»«ttI»llL II, 4 IZV>«XVR tx. I-.inreiverlouk 2. kdotoerspdtreiw kppsi'sle -resdeu, 1KW. » m K roieinstar .-V„8>val>> de, rt Lmil ^VüriLelie (- »! ^In» . 20 ^ ^ (XLllS <1s>r >lL7cimiIi ^ 8 — 5 ^ ^.vsMkrlil kor t'nknlop' »F« k ^ ^0 ?f§. in ^ A Driofmuslisn. A -»»miiliii» l zijlx: IsMe«^ j Itimritli, ^ kortlku«». ^larMrdllo I ^VnIIkztr. 8. II. Vi(ilr>nkiilii' IVvr x«lt ii. H4 r»II>iti 14. 11 NUl»1-X Il>L« äer XHlim.-rseliinoll- nncl Isiiliriail-Isichriic H vorm. 8o>iivi L dlanman», Uronävn. 8onnvn8vk!rmv « " Lr»I»vt«n. E Lml» IlitWklioIil, UmtWtnM II. E V»I»et«n. 7 8c!iiimüll»ili 6.^.?kt80dks, .- Rr. III Sozialdemokratiiche Maifeier. Hofnachrichteii. Sportff-stivoche. Liebe und Franensrage, Gcsammtraths- > , . . Mirage. sitzuiig, Prozeß Hnmmerslciii, (fferichtsverhaiidlnngeii. BiidiiißanSstellnng Politisches. Ter ersle Mai siebt Var der Tbür und an seiner iöand siibrt er das fiinfiäbrige Lieblinaslind der wzialrei.wllitiv>iären Änitaloien. de» „Wektfeicrtaa". der dieses Mal. wenn eS nach dein Willen der Sozialdeiiivkratie acht, ii» Deutschen ilicichc zn einer Kraftprobe benutzt werden soll. Die willkommene Handliabe dazu bietet den Mbrcrn der sozialrebolntionären Bcwegnnu die am I. Mai erfol- siende EM»»»» der Berliner Gewerbeanosteltnna. in Berbindnua mit der allaeniemen wirtbschastlichen Laae im Nciche, die ini Zeichen des AusschwuiMs steht nnd deshalb der Begehrlichkeit der Agitatoren ein geeignetes Berinchsobjetl zur Erweiterung ihrer politischen Machtfnlle zn bieten scheint. Schon seit Wochen herrscht ii» Lager der Sozialdemokratie eine lebhafte Betriebsamkeit, »m die Gemiither der »Genossen" gehörig durchnitnetcn nnd sie in lene eigenartige Stimmung zu versetzen, die. ans dem seelischen > Rausche einer künstlich genährten Selbstüberschätzung geboren, der! '.'luslehnnna gegen die bestehende Ordnung günstig zn sein pflegt. Allein würde freilich die „Begeisicrnng" der Gcnone» zur Erzwing ung einer auch nur theilweisen Arbeitsruhe am l. Mai nicht ge nügen. Soweit sind die Tinge doch glücklicher Weise noch lange nicht gediehen, das; die bürgerliche Gesellschaft sich gegen ihre» Willen von den Vertretern des sozialrevolulionärcn Piinzips irgendwelche Vorschriften über ihr Thun gefallen z» lassen branchre. Im Gcgcntheil. der ganze bisherige Verlaus der „ArbcitSseicr" am l. Mai in aller Herren Ländern hat gerade bewiesen, das; die Gegner der gesellschaftlichen Ordnung machtlos sind gegenüber der erkannten nnd dnrchgesnhrten Solidarität der bürgerlichen Inter-. essen. Lorbeeren sind cs keinesfalls, die sich die Sozialdemokraten bis jetzt in dem mnthwillig von ihnen entfachten Knmpse um die Maifeier geholt haben nnd auch in diesem Jahre werden sic keine > einzige Stcgestrophäe heinitragen, wenn — nun ja, wenn die Ar - beitgcber überall missen, was ihres Amtes ist. Da aber scheint dieses Mal der Ha>e ini Psesscr zn liegen. ES mns; nämlich be fremdlicher Weise konstatirt werden, das; die Haltung der Arbeit geber gegenüber der Maifordcmng der Sozialdemokratie vieles zn wünschen übrig läht. ja das; es geradezu den Anschein !SbsKd^4-tt°.kE°S/ LS KL lich nicht ans grundsätzlicher Anerkennung deS ..Rechtes" der Ar beiter, sich nach ihren! Belieben einen Tag anS der Reihe der ord- nnngsmätzigen Arbeitstage als Feiertag hcrnnszugrelfen. um da durch ihre Sonveränetät zu bekunden. Die Beweggründe der Ar beitgeber sind vielmehr lediglich auf dem materiellen Gebiet zu suchen. Die „Konjunkturen sind günstig, sie müssen um jeden Preis ansgenutzt werden. Deshalb darf man sich nicht der Gefahr aussetzen, das; die orgnnisirten Arbcitermasscn in einem so vielver sprechenden Augenblick aus Unmnth Über die Verweigerung deS Maifeiertages die Fahne eines allgemeinen Nusstandes entfalten. Die Begriffsverwirrung in dieser Beziehung geht sogar soweit, dak ein Berliner Blatt, das im ticbrigen nachdrücklich für ein geschlossenes Ansammenstehen der Arbeitgeber gegen die sozialistische Forderung der Freigabe des l. Mai eintritt, doch für Berlin „für dieses Mal" eine Ausnahme machen zu müssen glaubt. Der Trost, den sich das Blatt dabei spendet, ist schwach genug. Es meint nämlich, in Berlin trete „vor der Bedeutung ocr Industrie, vor der schöpferischen Thai des Geistes, des Kapitals und der Hand der sozialistische Gedanke der Maifeier völlig in den Schatten." „Aber", heißt eS dann weiter, „keine andere deutsche Stadt hat ähnliche Rücksichten zu nehmen" und nun wird von den übrigen Städten im Reiche das verlangt, was die ReichShanptstadt zn thnn angeblich nicht in der Lage ist. Das ist die Methode: „Wascht Ihr Eueren Pelz, aber macht mir den meiniaen nicht naß. Meiner kann kein Wasser vertragen." Dieser vcrhängnißvollen Schwäche nnd Kurzsichtigkeit gegen über ist cs wahrhaft wohlthuend und herzerfrischend, die unge schminkte Sprache zu lesen, deren sich die „Hamb. Nachr." zur Kritik des nachgiebigen Verhaltens eines Theilrs der Arbeitgeber bedienen. „Tie Freigabe des I. Mai", erklärt das Blatt rnnd heraus, „wäre ein Ausfluß bornirter Gewinnsucht, die das eigene Interesse nicht über den nächsten Tag hinaus zu Nathe zu ziehen vermag." Ebenso unnachsichtig wird die lahme Entschuldigung ab- gesertigt, daß Berlin wenigstens sich für dieses Mal der Freigabe des 1. Mai nicht entziehen könne. „Kommt es dahin, so werden die Räthe des Kaisers aus der Thatsache, daß die Eröffnung der Berliner Ausstellung mit der Kundgebung zn Ehren der inter nationalen Sozialdemokratie in eins zusammenfällt, Konseguenzen zu ziehen haben". Mit dieser Auffassung muß sich Jeder einver- itanden erklären, der sich des hohen Werches der Güter, die in dem Widerstand der Arbeitgeber gegen die sozialdemokratische Malfeier vertheidigi werden, zu wohl bewußt ist, als daß er um eines augenblicklichen materiellen Bortheils willen eine Bastion im Kampfe gegen den Umsturz opfern möchte. Eine verlorene Bastion: daS würde in Wahrheit die Nach giebigkeit der bürgerlichen Gesellschaft gegen das sozialdemokratische Machkgcbot der Maifeier für die Ordnnngssachc bedeuten. An dieser Thatsache ist nicht zn rütteln. ES handelt sich bei der Mai- leier auch nicht entfernt um einen wirthschaftlichen Lobnkampf. Daß die Gesellschaft wirklichen Lohnkämpfen gegenüber volles Ver- stäiidniß besitzt, ja, das; sie nicht ansteht, bet solchen Gelegenheiten dem Arbeitnehmer, wenn er wirklich berechtigte Beschwerden hat. hre aufrichtige wcrkthätige Symvathie znznwenden, daS bat der Verlauf des Streiks in der KonscktionSbranche bewiesen. Die Maifeier aber ist ein willkürlicher Eingriff in die bestehende wirthichastltchc Ordnung, den ausschließlich die Sucht der sozial demokratischen Führer diktirt hat, den von ihnen gegängelten Massen zn zeigen, was sie vermögen nnd dadurch ihren eigenen Nimbus zu erhöhen. Wie wenig insbesondere die augenblickliche wirtbschaftliche Lage der in Berlin bei der Ausstellung beschäftig ten Arbeiter Anlaß zu irgendwelcher Unzufriedenheit geben kann, zeigt die Thatsache. daß die dortigen Zimmerer dieser Tage be schlossen haben, ihre Lohnforderung ans t Mk. pro Stunde zu er höhen. Das würde bei 9 Arbeitsstunden pro Tag rnnd 220 Mk. im Monat ergeben, ein Einkomnie», angesichts denen ein Berliner Witzblatt einen Assessor ausuisen läßt: „Jetzt sehe ich, daß ich meinen Berns verfehlt habe." Die unausbleibliche Folge des Mangels an Einniüthigkeii unter den Arbeitgebern würde zunächst die sein, das; die Sozial demokratie in allen Tonarten den von ihr erfochtenen „Sieg" an- vriese. Die Massen aber würden nicht anders können als den sprechenden Thatsachen gegenüber den hochtönenden Phrasen der sozialdemokratische» Führer Glaube» zn schenken. Ihnen würde j die Sozialdemokratie in dem Lichte eines Trlniiiphators erscheinen, der nach siinsjährigenr erbittertem Kampfe endlich den Sieg an leine Fahne geheftet hätte. Unter diesen Umständen würde die Neigung der Massen, sich von der Sozialdemokratie führen und vertreten z» lassen, einen neuen Sporn gewinnen und das Ende vom Liede wäre eine nenc schwere Erschütterung der Ordnungs sache. lieber die cmile Mahnung, die der Mund der Thntiachcn spricht, iann man sich mit dem wohlteilen Naitonnement Hinweg- Helsen, daß ein Mal kein Mat sei, daß man „das nächste Mal" um so schärfer Vorgehen werde nnd das; ja schließlich die staatlichen Machtmittel ansreichend seien, um den Sozialdemokraten den Standpunkt Ilar zn machen. Ter Maisciertag habe übcrbanpt nicht viel zn sagen, er sei ein bloßes Phantom, an dem sich die „Genossen" berauschten. Wer so denkt, verkennt den gewichtige» Ernst der Lage und weiß weder den eigentlichen Charakter des Maiiciertnges noch den Werth der moralischen Imponderabilien in der soziairevoliitionärc» Bewegung zn würdige». Cs ist wahr, bis jetzt baden die Sozialdemokraten infolge des korrekten Verhaltens der Arbeitgeber mich ihrem I. Mai Fiasko gemacht. Trotzdem ist aber der „Wcltseiertag" zn einer „Institution" geworden: deren einmalige Legalisirung von Seiten der bürgerlichen Gesellschaft der Sozialdemokratie mit Nvibwendigseit einen solchen Zuwachs an Ansehen verleihen würde, daß alle spätere Mühe, die Mai-Gloriole von den Häuptern der revolutionäre» Führer zu entfernen, seitens der Ocdmingsvarteien sich als vergeblich erweisen würde. Das mögen diejenigen deutschen Ardeitgeber beherzigen, an die jetzt an gesichts der sich für den I.Mai vorbereitenden Ereignisse ini Inter esse der allgemeinen Wohlfahrt der Appell ergeht, sich in einer Frage von so weiltingender grundsätzlicher Bedeutung nicht von engherzigen Geschästsrücksichten leiten zn lassen. -- (81alMiau8>. WKk 8LL! Mittwoch. 2Ä. April. konnte. Tic Erklärung sprach von Erwägungen, >a hat der Hcr- Rcichskanzlcr diele nur bei sich im stillen Kämmerlein angcstellt oder bat er sich an die Ressorts gewendet, namentlich an das Justiz ressort. In jo wichligen Dingen, welche die ganze Oesicntlichkci'. beschäftige», sollte doch der erste ReichSbcamtc sein Urlhcii schon fertig milbnnge». Herr v. Bennigsen dentt besonders mild über die studentischen Duelle, als ob cs heute wichtiger sei, aus der i Universität Schmarren zu erlangen als Kenntnisse. Je weniger Kenntnisse, desto mehr Schmisse. (Beifall links.) Herr v. Bcningicn j sieht das Duell so etwa an. wie ein nothwendiges Nebel, aber es ist nur eine Klasse von Raufbolden, die sich damit daS Prestige ! aufrecht zn erhalten sucht, etwa so wie Herr v. Hammerstcin -Nnier Ossizierkvrps halte ich für viel zu gebildet, um innerlich > ebenso über die Nothwendigkeit des Duells zn denken. Ja erster Reihe ist es die Praris der Begnadigung, die an der Erhaltung des Duelliinwcseiis die Schuld trägt. Wenn ein Förderer binnen 21 Stunden begnadigt wird, wenn also die Begnadignngsordre ungefähr zn derselben Stunde auf der Festung anlangt, wie, der Fer»skl»reib- mid Aerusprech-Berichte vom 21. April. * Eisenach. Ter Kaiser ist heute Abend 0 Ubr hier aiige- kommcn nnd vom Großherzog empfangen worden. Von der Be völkerung stürmisch begrüßt begab sich der Kaiser mit dem Groß bcrzog nach der Wartburg. Abends 9 Uhr Min. erfolgte die Abfahrt zur Aucrhahniagd. "Wien. Erzherzog Otto ist heute Abend nach Dresden «barreist. * PariS I» de» Wondelguirgeu des Palais de Lurembourg eircnliren die widersprechendsten Gerücdte. Die Gemäßigten be haupten. das Kabinet könne nicht im Amte bleiben. Die allge meine Ansicht acht dahin, daß man die Demission des Kabiuets erwarte. Selbst einige Ministerielle geben zn. daß die Lage un haltbar sei. Tic demokratische Gruppe hat gleichwohl eine Ver- trailenSerklärung für das Kabinet angenommen. *Massanab. tStefaiii-Mcldmig.) Zwei Landlcule über brachten heute dem General Bnldissera ein Schreiben Meneliks und Ras Mannaschas. Der Negns ersticht, da Major Salsa die vorgelchlagenen Präliminarien nicht angenommen hat, die bezüg lichen Briese zmuckzusenden, er werde inzwischen Salsa als Geißel zurückbchalten und verspreche, ihn nach Rückgabe der Schreiben wieder sreiznlassrn. Baldissera. da er kein Interesse halte, die Schriftstücke zurückzubehalten. sandte sie sofort zurück. In dem Schreiben versichert Mangascha, daß der Negns i!»n auftrug, mit Baldissera Freundschaft zu schließe», nnd sügt hinzu in eigenem Name», er liebe und suche Frieden. General Baldissera crwiederte, auch er liebe den Friede». Baldissera betrachtet infolgedessen die Verhandlungen für abgebrochen. Berlin. Reichstag. Am Bundesrathstisch Minister von Bötticher und v. Schönstedt. Die Besprechung der Interpellation Bachem üver daS Duellwesen wird fortgesetzt. Präsident v. Buol macht Mittbeilnng von dem Eingang des nachstehenden Antrags Adt, der von Mitgliedern der nationalliberaleu nnd konservativen Partei eingebracht worden ist: Den Antrag Nickert in folgender Form anzunehmen: die Regierung anfzufordern. mit alle» ihr zu Gebote stehenden Mitteln dem mit dem Strafgesetzbuch im Wider sprnch befindlichen Duellwesen entgeacnziitreten. — Abg. Gras Bernstorsi-Lanenburg (Rp.): Der Abg. Bebel sprach gestern von moralischer Verlumptheit derjenigen Kreise, welche das Duell unter stützen. Solchen Beleidigungen gegenüber sollte man doch auf Wege sinnen, ihnen zu begegnen und sie zu verhindern. Meine Stellung znm Duell habe ich früher schon gekennzeichnet. DaS Duell ist durch die öffentliche Meinung gerichtet. Aber man be denke doch auch die Umstände, in denen sich ein schwer Beleidigter befindet, so auch Herr v. Kotze, was hätte er thnn sollen ? (Unruhe ltnks.) Ich gebe zu, es ist das ein wunder Punkt. Soll man etwa beim Schöffengericht eine Buße von 10 Mk. anstreben? Man müßte Gerichte schaffen, die in solchen Fällen eine angemessene Sühne ermöglichen. Etwas muß aber geschehe». Redner be mängelt dann noch, daß gestern Herr 'Bebel »»gerügt das Be gnadigungsrecht des Königs einer Kritik unterzogen habe. — Präsi dent v. Duol: Wenn das eln Vorwurf für daS Präsidium sein soll, so muß ich bemerken, daß BegnadignngSnktc der Gegen zeichnung bedürfen, also RegierungSaktc sind. — Abg. v. Bennigsen erinnert an die von ihm hier gethanen Ausdrücke, in denen er den bestehenden Zustand als einen unerträglichen bezeichnet habe. Durch daS Duell könne man in der Thal die verletzte Ehre nicht wieder Herstellen. Für Bebel sei aber die Ausnützung der i» Frage stehenden Vorgänge für politische, sowie für wirthschaftlictc Zwecke der Sozialdemokratie die Hauptsache. Dieses Agitatiousmittel müsse den Sozialdemokraten entzogen werden. Bebel habe keine Oilalifikativ» und Legitimation z» sittlicher Entrüstung, nachdem derselbe in offener Reichstagssitzung die Kommune verherrlicht und zur Nachahmung angeregt habe. Die Presse habe die Duelle zu »ehr brcitgetreten. was den falsche» Eindruck erwecke, als hätten dieselben zngenommen. Und was haben denn die studentischen Mensuren hiermit zu thnn? Was das eigentliche Duell anlangt, so muß die Abhilfe, die durchaus iwthwendig ist, cinsctzen bei dem Ehrbegriff. Das Duell ist den alten Griechen und Römern ganz unbekannt gewesen, ebenso unbekannt wie der germanische Ehr begriff: es wird doch aber Niemand behaupten wollen, daß wire Alten kein Gefühl für persönliche Würde gehabt hätten. DaS Duell ist eine srnnzökische Einrichtung und ist bet den Franzosen geradezu larco geworben. Es muß dnhin gewirkt werden, daß sich die Auffassung deS Ehrbegriffes derjenigen Klasse, i» welcher die Duelle stattfindcn, ändert. Gelingt dies, dann wird es in ein paar Jahren keine Duelle mehr gebe». — Abg. Richter Ureis. Np.): Ich unterschreibe, abgesehen von de» sozialistischen Wendungen Alles, was Abg. Bebel gestern gejagt hat. Es wäre schlimm, wenn die ioziaidemolrntische Part«! die einzige wäre, die so über das Tnelliliiwesc» dächte. Demselben ist auch leicht abziihelfrn, wenn von oben der rtchlige Wille da ist. Tie Erklärung des Herrn Reichskanzlers, die Herr v. Bötticher verlas, war so unbefriedigend, so lau und flau, wie sic lauer und flauer nicht sein § c- ff Verurtheilte selbst, dann muß man sagen, daß das einer Tis pensation des Strafrechts geradezu gleichkommt. Dazu kommt die disziplinarische Behandlung der Duellanten, die sich nicht dnelliren wollen. Wenn sich solche Fälle so häufen, ohne daß die Behörden etwas dagegen thnn. dann muffen wir alle diese Fälle zur Sprache bringen niw bei den Trägern der Staatsgewalt das Bewußtsein Z bcrvorrufcn, das; sie solchem groben Unfug gegenüber ibre Schuldig- « seit zu thnn haben. (Beifall links und im Eentrum.l — Abg. A Gröber (Eentr.): Bennigsen's Auffassung ist die eines alten Korvs- b studentcn. (Beifall nnd Heiterkeit.) Dabei übersieht er aber, das; A die Studeiiteii-Raiifereien nur das Borspiel und die Einübung aus Z die richtigen Duelle sind. Bei der Art, wie hier das Tuellweien L' zu beschönigen versucht wird — ernste Gründe hat man gar nicht » beigebracht — vergißt man ganz, daß cs sich hier nm ein Vcr- S brechen handctt. Inzwischen gelangt ein Antrag Bachem znr Ver- F theilung : Der Reichslag wolle beschließen : l. ^.aß Schiedsgerichte Z- ' zu cndgiltigec Entscheidung sür Ehrenhändel geschaffen werden, mit ? ! der Besngniß, ihren Entscheidungen unbedingte Achtung zu ver- ^ schassen: 2. wirksamer? Bestrafung von Beteidrgnnycn: :>. Bor- j legnng eine? Gesetzentwurfes, durch welchen die den Zweikamps sowie Beihilfe und Anstiftung dazu bevorzugenden Bestimmungen des Strafgesetzbuches abgeändert würden. — Abg. Frhr. v. Man- tensfcl lkons.) wirft Bebel vor, die Ausführung von Schall gestern vertreten zu babcn. Schalt habe durchaus- das Duell an sich ver- nrtheilt. Er selbst stimme wie seine politischen Freunde den Aus führungen Bachcm's bei und bemerke dazu nur, Herr v. Kotze sei nicht geflüchtet und habe sich sofort gestellt, er sei nur ans kurzen Urlaub auswärts, aber jederzeit bereit, sich wieder zu stellen. Eine Beseitigung des Duells von heute auf morgen sei nicht mög- > lich, auch in England sei das nicht möglich gewesen. Unrichtig ! sei es auch, das Diiellweseii immer mit dem Militarismus in Zn- s sammcnhang zu bringen. Duelle kämen mehr vor bei Rcserve- j osfizicren als bei den aktiven nnd zwar deshalb, weil bei Jenen ! die strenge Zucht des Kommandeurs fehle. In Ungarn und andere wärtS diiellirlen sich sogar Parlamentarier nnd Minister : wo bleibej da der Zusammenhang mit dem Militarismus? Nothwendig seien vor Allem anders oraanisirte Ehrengerichte nnd strengere Bestrafung der Beleidigungen. Darin stimme er mit Bachem überein. Redner kritisirt dann die Aufbauschungen in der Presse und äußert schließ sich die Erwartung, die Rede des Predigers Wendtiand am Grabe Schradcr's werde sehr viel zur Beseitigung des Duellunwesens bei tragen. — Abg. Förster (antis.) erklärt, seine Freunde seien im Prinzip Gegner des Duells; das Ehrgesühl bedürfe aber schonender Berücksichtigung durch verschärfte Bestrafung der Beleidigungen. — Abg. Bebel verwahrt sich dagegen, die Worte Schall's vertreten zu haben. Thatiüchlich habe Schall das Duell unter Umständen für nothwendig erklärt. Die kaiserliche Verordnung, wonach ein Offizier nicht mehr im Heere geduldet werde» soll, der die Ehre eines Anderen verletze, oder „seine eigene Ehre nicht z» wahren wisse", sei ungesetzlich. Sie nöthige die Offiziere geradezu znm Duell. Stall dafür zn sorgen, daß solche nngesctzlichc Katnncts- ordreS aufgehoben werden, wolle Bachem wieder Vas Strafgesetz buch verschärfe». Tic Kommune babe zweifellos einen berechtigten Kern gehabt. Zn Repressalien habe diewlbe erst gegriffen, als ihre Anhänger süsilirl wurde». Vom Antrag Bachem würden die Sozial demokraten mir den Antrag Nr. annehmen. — Präsiden! v. B»ol: Bebel hat vorhin die Kabinetsordre erwähnt, welche statt der Gesetze für die Offiziere bindend sei. Er hat dies einen Zn stand genannt, der eines Kultnrstantes unwürdig sei. Diese Art der Kritik mns; ich entschieden mißbilligen nnd rnfc deshalb den Abg. Bebel zur Ordnung. — Abg. Schalt polcinisirl lebbnft gegen die Sozialdemokratie, welche sich selbst das Recht znr Selbsthilfe und zur Gewalt Mchreibe. — Abg. Pedci bemerkt in einer Er widerung ans die Ausführungen Schall'? n. A.: Tie Ans sordernng der anarchistischen „Freiheit" ans die eigenen Offizierc ZN schießen, sei noch lange nicht so schlimm, als die Aufforderung, ans die eigenen Mütter nnd Brüder zu schießen — Abg. v. Bennigsen weist diese Aiffvielnngen zurück. Wenn Bebel sich über die Unthaten der bürgerlichen Gesellschaft so entrüste, so solle er sich doch auch der Unthaten seiner Gesinnungsgenossen im Jahre 1871 erinnern. — Die Besprechung der Interpellation wird geschlossen, worauf sich die Bernkhung zn der Resolution Nicker! i und den übrigen Anträgen wendet. Die Abg. Bachem nnd Rickerl ziehen ihre Anträge zurück, nm einen möglichst einheitlichen Be schloß des Hauses hcrbeiziisührcn. Nunmehr wird der Antrag Adt l „Die vcrbünvete» Regierungen zn ersuchen, niit allen zn Gebotr stehenden Mitteln dcni mit dem Strafgesetze im Widcripruch be< sindlichcn Duellwesen mit Entschiedenheit cntgcgcnznttctcn", ein stimmig nngcnommen. — Morgen Interpellation Mantcuffrl, be treffend Bäckercivctricb und Impsantrag Förster. Berlin. Der deutsch-japanische Handelsvertrag ist dem Bundesrathc zngcgangen und dürste am Donnerstag znr Beratl; ung kommen. — DaS Befinden des Reichskanzlers hat sich ge bessert, doch mns; sich derselbe bei seinem hohen Alter noch Schon nng aiisrrlcgen. — Die RcichstnaSlommission für das Bürgerlichc Gcictzbuch nahm heute folgende Resolution a»: „Die verbündeten Regierungen zu ersuchen, die rcichsgcsetzliche Regelung des ge kämmten Wassrrrechts thnnlichst bald in Erwägung zn ziehen." Eeremonirnmcister v. Kotze ist heute früh mit seiner Familie a:n li Wochen nach dem Süden abgercist. — Tie Auslieferung Fric:- niann'S soll unmittelbar brvorstchcn.—Der morgige Prozeß Hamme- sien wird keinerlei sensationelle Zwischenfälle bringen. Die Toner der Verhandlung wird aus etwa fünf Stunden berechnet. Pose n. Ter Kommandeur der lO. Kavallerie-Brigade, Oberst v. Hobe, der bis vor einiger Zeit in türkischen Diensten stand, ist znm Generalmajor besördert worden.
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