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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 12.09.1919
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1919-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19190912013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1919091201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1919091201
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-09
- Tag 1919-09-12
-
Monat
1919-09
-
Jahr
1919
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 12.09.1919
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-IX- tzi« om>»e ensätsch redend« Welt zu ^meinen Frtedenszusta,»- aus unserem tue» allgemeinen zu verwirklichen» ist kann geradezu al» „it '» our ciestiax". »«Herrsche« iserem Pia » und lanete« in Amerika durchweg verbreitet und Nauonallegcnde bezeichnet «erbe«. Es ist unsere Bestimmung". sagen die Amerikaner, und dieser »uerfchütterltche Glaube a« eine allwaltende Schtcksal-nracht ist «in merkwstrdtaer mystischer Zug in dem sonst sv nüchterne«, materiell,« Eharaktcr der ?)a«ke«-. „It c»,r ciaitin»" spielt auch stet den» republika nische» Widerstand gegen den Völkerbund ein« Rolle. Man willetn britische» llebergewicht über die Union in der Ge sellschaft der Nationen verbind«»,,, und der Ausschuß bei ... . - Re« »«de Ichea«»,«, Kassel. ll. Sem. vor einer gewaltigen Bolk-wena« dielt der früh«»» Ministerpräsident Scheib« mann beute abend ein« groß« Red«, in der er u. a. aussührte: In wenigen Kochen wird sich ein Iah, vollende«, seit die So- «^rpstbrt da» die de» Senats bar daher ein« Reibe von Vorbehalten nngeiiom nx«, deren wichtigste find, das, die vereinigten Staaten tan rvmid dieselbe Anz>,hl von Stimmen baden sollen, wie ritannien mit seinen Dominion«, also sechs: ferner, Bereinigten Staaten sich ausdrücklich das Recht des Audi ritt» Vorbehalten, das, sie es ablehnen. sich in irgend welche Streitigkeiten anderer Sünder einznmischen. das, all« inneren Angelogenl-eiten einschließlich der Eimvanderung, dcS SchutzzoNS und de» Handels ausschließlich der RcchtS- boheit der Vereinigten Staaten unterstehen und nteht. wie der Frieden-Vertrag e» vorsieht, etner anderen Regelung, sei es einem Schiedsgericht »der einem Beschlus, des Völker- VundrateS, unter,vorfcn werden können, sowie endlich, dass die vereinigten Staaten es ablehnen, irgendwelche fragen dem Rat des Völkerbund«» zu Überkassen, dte nach dem Ur teil der Regierung zu Washington Beziehung haben zu der „langbc währten Politik, die als Monroedoktrin allgemein bekannt ist". Diese, so heißt es in den Vorbehalten mit bezeichnendem Nachdruck wörtlich, kann nur von den Ber einigten Staaten gcbandhabt werden und wird als vollkom men cnrncrball' der Rechtsprechung de» Völkerbundes stehend und als gänzlich unabhängig von irgend einer Bestimmung erklärt, die der Friedensvertrag mit Deutschland enthält. Wenn Republikaner in der Vollversammlung beS Senats mit ihrer Auffassung durchdrtngcn, so werde» die Vorbehalte in den Text der lliatifikationsformel etngefügt werden. DaS ist ein Zugeständnis an Willon. durch das erreicht wird, dach der Frieden-Vertrag selbst in seinem Wortlaut unberührt bleibt, während die Amerikaner sich im Halle von Meinungsverschiedenheiten Uber die AuS- leauna des Vertrages auf die Vorbehalte berufen können. Die MS,sllckkeit besteht aber auch — und Ne ,nnß sogar, nach dem Erfolge Wilsons ans seiner Propagandareise zu nrteilen, al» Wahrscheinlichkeit bezeichnet werden —, das, der Senat den Friedensvertrag schlechtweg ratifiziert. Dann hätte England der Horm nach einen Triumph zu verzeichnen, und eS wäre dem äusseren Anschein nach mit seine» sechs Stimmen im Völkerbund der führende Haktor im Angelsachsentum. Doch nur dem Anschein nach! Denn in Wirklichkeit wird die amerikanische Nation niemals auf Grund papierncr Klauseln auf das verzichten, was es al» sein LebenSelement empfindet: die Monroedoktrin und die Vorherrschaft über die angelsächsische Welt. So tief sind diese beiden Vorstellungen in die amerikanische Volksseele eingewurzelt» baß in weiten Kreisen der Glaube herrscht, es werde um ihretwillen noch einmal in ferner Zeit .der M setzt; aller Kriege" zwischen Amerika ,nid England g«. ^ sübrt werden muffen. N * Anrsterba«. 11. Sept. Wie das Preffebureau Radio M meldet, wurde der deutsche Frieden-Vertrag gestern mit einem 0 Seiten langen Vericht vom AuSschuki für auSrvärttge Angelegenheiten dem amerikanischen MSe « at vorgelegt. In diesem Bericht« wird gesagt, dass die » 2Abändernngsanträge und Vorbehalte den Ziveck verfolgen, H-ebte amerikanische Unabhängigkeit und Sou- E^derLnttät zu wahren, und daß damit der Wohlfahrt stch ein Hahr vollenden, s »ialbemokratl« in die Regierung ringetreten ist. Ein« Re- der Menschheit am besten gedient sei. »Sille» «rzea MlLrnmsra Lu SrieLeai- Sertreeei. Rotterba«. 11. Sept. Londoner Blätter melden an- - Reuyork, daß Präsident Wilson aus Chigaco eine Kund- ' g« bung an den Kongreß richtete, in der der Präsident Blenderungen und Milderungen im HriedenSvertrag. die über die Zugeständnisse der Alliierten an Deutschland »hincnrSgehen. verweigert. Die Kundgebung de» Präsi- strntrn hat tiefen Eindruck im Senat gemacht. 8 Me Opposition der amerikanischen Republikaner. M» Amsterdam. 11. Sept. Das Rcuterschc Bureau meldet a«S Ehivago vom 10. d. M.. daß dort der republikanische ^ Heistzug gegcn di« vorbehaltlose Ratifizierung des FriedenS- ao vertrage» mit einer Rede de» Senator» Johnson er- d -ssnrt wurde, der Wilsons maßlos« und rauh« Kritik zurückwies. Di« Senatoren Borah und Mc. Cor- mick haben ebenfalls Reden gehalten. Di« Garge« eine« französische« Abqearstnete«. Versailles, 11. Sept. In der Sitzung der französischen Kammer am S. M. über di« Ratifizierung de» KriedcnS- vertrageS sagte der Abgeordnete Louis Duboi». wie der „Temvs" hervorhebt, noch folgendes: Nach einigen Jahre» können einige unserer jetzigen Verbündeten ein materielles Jntereffe, ich sag: nicht moralisches und nicht Shreninter- effe. daran haben, das, wir nicht bezahlt werden. Geschäft liche Verbindungen werden sich zwischen Deutschland und unteren Verbündeten viel leichter als zwischen Deutschland und un» anknüpfen. Unsere Alliierten sind auf alle Fälle viel eher in der Lage. Geschäfte mit Deutschland zu inachen, al- wir. Aber es ist klar, daß die. die mit Deutschland Ge- lchäfte machen, bezahlt sein wollen. He mehr Ellbogcnsrei- heit Deutschland haben wird, um so leichter wird es be zahlen köunen. Es kann also wohl der Hall eintretcn. daß nach einigen Jahren ein« gewisse Gegensätzlichkeit der Interessen zwischen den Alliierten von heute vorhanden sein wird. Gianerleibnng deutscher Kolonie« in englische Dominion«. l*izn«r Drabtvertcht der „DrrSdn. N a ch r t ch t« a'.l Rotterdam. 11. Sept. „Daily Mail" meldet: Die ReichS- konserenz der englischen Dominions ist für den 20. Sep tember einberusen, um die Selbständigkeit der von England zu verwaltenden deutschen Kolonien im Rahmen des britischen Dominion» zu beschließen. » Di« englisch-französisch« Verstimmung. (Eigner Drahtberta, t der ^r«»dn. Nachricht«»'., Bern. 11. Sept. Di« von englischer Leit« ausgestellte Versicherung, daß die englisch-französischen Gegensatz« in der syrischen Krage völlig beigelegt worden feien, entspricht nicht den Tatsachen. Seit der Ankunft de» englischen Geueral Allenby in Paris ist in Frankreich di« Ver stimmung Uber die englischen Treibereien in Syrien wieder im Wachsen begriffen. waS iu den Kommentaren der Presse deutlich zum Ausdruck kommt. Namentlich die nationalisti schen Blätter, vor allem der „Matin", greifen die eng lisch« Kolovia lpv li ti k aus das schärfst« an. „Matin" behauptet, daß Großbritannien in Anatolien und Syrien nach wie vor «tu« gegen Frankreich gerichtet« Propa ganda betreib« und stch dabei derselben Methode bedtene, dt« während beS Krieges Deutschland zum Borwurf gemacht worbe» sei. «siekttzstt de» serbischen Kabinett»? Bersaille-, 11. Sept. Rach dem «Mali«" hat gestern astend die serbische Delegation bi« Mitteilung er- hatten, -aß da- serbische Kabinett »urück- geirrten sei. Patt». 1V. Sept. Di« Ueberreichuug de- bul- -arische« Friede«sv«rtrag«S ist aus morgen »erschodev worden. Bulgarien erhält M Lage Zeit, um de» Vertrag anz«nehmen. zierung rin«» gierung. in der die Sozialdemokratie fehlt, können sich beut« nur die rücksicht-losesten Kaiaftrophenpolitiker denke», «ine Regierung von recht» bedeutet die Monarchie, «ine Regie rung von link» drdeuiet dte sogenannt« R-tedikiatur. Beide -zpetiment« müssten mit dem Ausammendruch ende». Ich verlange von den Monarchisten nicht, daß Ne mit einem Mal« ausgeden. was den Gesühl-tnhalt ißtze» Leden- Bidet. Ich verlange aber, Satz Ne nicht neue Krisen heraus- stetchwören. Wir erleben setzt da» sonderbare Bild, datz nach einem Krieg«, der von der Entente im Namen der Demokratie geführt wurde. dt« MoaarchiegesaHr »o» her »utenteseite kommt. Ich wünsche den Sozialisten -er Weststaaten von ganzem -Herzen die Macht, zu verhindern, baß nach dem lebigeschlagenen Versuch in Ungar« in Rußland mit der Wiederaufrichtung der Monarchie der An fang geumcht wird! Ich hege et« viel zu feste- Vertrauen in »en entschiedenen Willen des Volkes, al» datz Ich für Deutschland den Erfolg einer monarchischen Gegenrevolu tion fürchten könnt«. Jene aber, di« vielleicht dennoch daran denken, mit diesem Heuer zu spielen, mögen gewarnt sei»! In Rußland herrscht die nackte Despotie einiger Partei führer. ein System, da» sich da- deutsche Volk, die deutsche Arbeiterklasse keine 14 Tage lang gefallen lteße. Was die Kommunisten wollen, das glaube ich genau zu wissen. Ader »aS die Unabhängiaeu wollen — außer uns Sozialdemokraten herunterzureißen —, das weiß ich nicht. Was die Einigung unmöglich macht, das ist auf der einen Seit« die Notwendigkeit de» Handelns, in die stch jede Regierung versetzt sieht, und aus der anderen Seite das Unvermögen..diese Notivendigkett zu begreifen, vier der böie Wille, der stch absichtlich ihr gegenüber blind stellt. Kein« Regierung kann «in geschlagenes, durch einen entsetz lichen Krieg körperlich und seelisch zerrüttete- Volk mit einem Schlage zn einer Schar von Glücklichen und Zu friedenen verwandeln. Auch der Sozialismus kau» «nr allmählich und schrittweise vorgeh««. Wir sind gezwungen, dem Volke Wahrheiten zu sagen, die viele nicht gern hören, und für Ordnung und Fortführung der Produktion zu sorgen, wodurch wir uns wiederum bet vielen nicht beliebt nrachrn. Die Frage der Unterzeichnung der Hrie-ensbcbingungen war vielleicht nicht weniger ver hängnisvoll. als die Frage der Bewilligung der KriegS- kredite. Ein Teil der Hraktinn, zu dem ich gehörte, war der Meinung, daß dieser Vertrag nicht unterzeichnet werben dürfe, un- er hoffte — wie ich sagen -arf auf Grün- sehr wichtiger Berichte au« -em Ausland —. daß einige Worte der Weigerung genügen würden, um eine gründliche ffdcvl- sion -e» Vertrages -urchzuführcn! Der uuder« Teil, der erst die Minderheit war. aber bald zur Mehrheit wurde, war an-errr Meinung. Tic Anhänger der Unterzeichnung siegten und wir Gegner blieben in der Minderheit. Wir haben -arauS die demokratischen Konsequenzen gezogen, und haben und, obwohl «s un» nicht leicht ankam. der Mehrheit gefügt. Ich selbst hätte de» Betrag nimmermehr nnterschriaben. Nachdem er aber unterzeichnet worden ist, müffcn wir be müht sein, die eingegangenen Bedingungen zu erfüllen. AIS Porteuren offr in Reih und Glied richte ich an di« Arbeiter die Aufforderung, unserer Partei in guten und bösen Tagen die Treue zu wahren und unseren Genossen, d'e in der Re gierung sind, ihr Amt nicht noch schwerer zu machen, als eS ohnehin schon ist. Ich halte die gegenwärtige Partei konstellation weder für glücklich, noch für dallerhast. Wenn wir schon nicht allein regieren können, sondern auf die Mitwirkung bürgerlicher Parteien an gewiesen sind, so halte ich e» für gut. wenn zwei bürgerliche Parteien vorhanden sind, -ie in gewissen Fragen sich gegen seitig die Wage halten, so -aß wir wenigsten» nicht einem einseitigen Druck ausgcsetzt sind. Ich glaube an ein« bessere Zukunft nnser-S Volkes. Auch glaube ich. -atz unserer Partei, -er alten deutschen Sozialdemokratie, die schwere und grotze Aufgabe zugefallen ist, e» dieser besseren Zutunst nässer zu bringen. Nur unter -er alten Sturmsayne der sozialdrmokratischen Partei ist die Einigkeit möglich, -ie de» Ganze zum Sieg« führt! -en d. -sitze ätz« Lie Lerieschlchte »« «asseaftlllftgllLer. Berlin, 11. Sept. In der „Voss. Zig." oeröskntlicht der frühere Staatssekretär deS Aeußeren v. Htntze einen Artikel über seine Beteiligung an den Vorgänge» anläßlich des WaffenftillstandSangebotrS. Der Verfasser erklärt darin unter Berufung aus seine Schritt „Die Vor geschichte des Waffenstillstandes", er habe, al» er Ludendorss Mitte Juli 1818 dte förmliche Frage vorlegte, ob er sicher sei, mit der jetzigen Offensive den Feind entscheidend zu besiegen, «in bestimmte- Ja zur Antwort erhalten. Die» sei -ie Grundlage seiner Politik bi- »u den ecsten August- tagen gewesen. Gegen de« 14. August habe ihm Luden- dorff erklärt, er besitze dieser Sicherh'it nicht mehr. Diese rvn ihm als dienstlich angesehene Mitte,lung de» General habe die Unterlagen für dir Politik von Grund au- ge ändert. Ltchendorff habe im Kronrat am 11. August nicht» t?) von der Kriegslage gesagt, so iah e- gezwungen war. die Mitteilung über dte fehlende Sicherheit unter Anführung des Chef» des Generalstabes der Feldarmee als Quelle iclbst vorzubringen. Hintze de streite» ferner die Wahrheit der Behauptung Ludendorss», dieser habe Hintze gegenüber di« Notwendigkeit einer Beendigung d«S Kriege- auf diplomatischem Wege betont. Sr beruft sich auf da» Zeugnis de- Rittmeisters v. Hertliyg. wonach weder im Mat. noch in der ersten Hälft« de- Augnft an dessen Vater von der Obersten Heeresleitung dt« Mahnung ergangen sei. unter Verzicht auf irgendwelche Krteg-tziele an den Frie-rn»schl«ß zu denken. Dte Ermächtigung zu einem Frieden-angebot srt nicht erteilt worden. Auch ber Reichskanzler habe betont, der Krieg müsse ohne Friedensangebot zu Ende geführt wer- de». Der Verfasser stellt fest, daß durch keine seiner Ant worten aus die Anfragen des Reichskanzler» betreffs der Kriegslage Ludendorss den Eindruck hervorgerusen Hab«, al- ob die Oberste Heeresleitung amtliche HrtedenSschritte fordere oder aus Beschlruntgung der Einleitung zu Hrt«. densschritten dränge. Erst am 1«. September Hab« sich dte Oberste Heeresleitung mit einem sofortigen amtlichen Friedensschritt einverstanden erklärt. Am 11. September drahtete v. Hintze in diesem Sinne au» dem Groben Haupt quartier an da» Auswärtig« Amt. Herrn v. Hintze» AuSslthrungen stehen vielen unkten im Widerspruch zu den Feststellungen, die General udeadorff in seiner neuen, im Dorabend-Vlatt erwähnten Broschüre gemacht hat. Ludendorss hgt im Juli dem Staatssekretär gegenüber behauptet, er hosse den Feind frieden-willig zu machen. „Im August," so sagt Ludendorss in seiner Schrift, „sagte ich in der Besprechung zu viere« unter Bezugnahme aus jene Aeutzerung: jetzt schaffe ich «» nicht mehr." Was nun -ie V-Hauptuna de- trtsft, Ludendorff habe im Kronrat se» war übrigen- ketner) am 14. August nicht« von de» Kriegslage gesagt, so bürst« dies« Behauptung dadurch erledigt sein, datz Luden dorfs den Staatssekretär am Tag« zuvor genau über die militärisch« Lage unterricht«» hat. Im übrigen stellt Luden- dorss a«»drücklich fest, daß Hindenbur« und er mit dem. wa» Herr v. Hintze im Kronrat gesagt habe, „hprchan- «tn- versiatchen" gewesen seien. Wa» -ie V^a»»t»«g »etrisst. Ludendorss habe dte Notwendigkeit einer Vee«i- gung de» Kriege- aus diplomatischem Weg« nicht -alBtt. so steht de«, woraus schon im Bora-end-vlatt hingewtese» wurde, die Tatsache gegenüber, bab di« Oberste Hp««e»» lettnng durchaus» der Ansicht war. daß jede Gelegenheit, »um Frieden zu kommen, wahrgenommen werben sollte, »üb > « diese« Zwecke allein die Vesprechulwe» mit de» Neichska»»ler und de« Kaiser herbeigesührt hat. Datz die vberste Heeresleitung erst im September wteber daraus zurückkam, hatte, wie Herr v. Hintze willen sollte, den Grund, datz von etner holländischen Vermittlung dt« Rede war. Ihretwegen hat Graf Hertling auch — und «it Recht — «in Frieden-angebot asitelehnt. Uebrr da» Burla«- sche Friebrn-angebot war die Otstrft« Heere-lettung nicht unterrichtet. Möglich ist r» nur de»halb geword««. «eil Berlin nicht energisch genug in Wien auszutrete» ver mochte. leider ader auch mit -er eigenen Politik nicht vom Flecke kam. »er »isi»»« Geisel««» «« Srrichi. München, 10. Sept. Der Zeug« Fischer Seidl war bei der Erschießung auf dem Hofe al» Zuschauer. Dort ade. nachdem Lchicklhoser dte Soldaten zusammeugestellt «tte und dte Geiseln heruntcrgesührt worden waren, autzmanndaS Kommando: „Legt an. Feuerl" g«. geben. Der Zeuge Elektrotechniker Zach kannte von setuer früheren Längkett an der Straßenbahn her zufällig den ehemaligen Straß,ndahnangestellten Haußmann: Vieser stellte ihm. nachdem er von zwei Rotgardisten „im Namen de» Herrn Seidl" verhaftet worden war, einen Schein au-, datz man ihn fretlassen solle. Der Sicherheit halber begab er sich am SO. direkt zu Haußmann. Dieser stand im Hofe de- GnznuaflumS, wo viele Menschen versammelt waren. Auf seine, de» Zeugen, Frage, was denn loS sei. habe Hauß- mann gesagt: „Ls rvcrüen wieder ein paar Ver räter erschossen." Ich bat ihn, so fährt der Zeuge fort, er möge sich -te Sache doch ja reiflich überlegen, »ber Haußmann erwiderte: „Ich kann kein« Rücksicht nehmen. Ich habe von Seidl den strengsten Befehl, dte Leut« er schießen zu lassen." — Bors.: Können Sie da» aus Ihre« Eid nehmen? — Zeuge: Ja. Haußmann stürmte bann t»S Gymnasium hinein und holte eine Anzahl Soldaten hernns. dte verschiedene Leute an dte Wand stellten. Nicht nur der alte Professor Berger, sondern auch der Baron v. Seudlth hat sich zuerst etwa» gesträubt, und ebenso der Prinz Thurw und Taxi». Er rief immer wieder: „Ich bin nicht der RetchSfürst!" Auch ber alte Professor Berger, der «inen weißen Bart trug, rief: „Ich dulde «S nicht, ich bin krt» Verbrecher! Ich will zunächst verhört werden!" Nach jedem Opfer, da» umsank, taten die Soldaten überaus rohe Aeußerungcn. Proseffor Berger wurde durch einen Aauft- schlag in» Genick vorwärts getrieben. Sein Gehirn sprttzte mit der Kugel gegen dte Mauer. Daraus r<«s einer der Soldaten unter allgemeinem Gelächter: „Heute gibt'» gebackenes Hirn!" sGroße Bewegung im ZnhSrer- raum.) Al» der Prinz an die Wand gestellt wurde, sagte er zu den Soldaten: „Nun schießt, aber trefft auch gut. daß ich nicht so lange zu leiden habe." Daraus schrien die Sol daten: „DaS machen wir schon!" — Rechtsanwalt Löwen feld versucht, den Zeugen in Gegensatz zu seiner früheren Aussage in der Vorvernehmung zu bringen. Darauf er klärt der Zeuge in großer Erregung: „Herr Rechtsanwalt! Wenn Sie diesen grauenhaften Mord ebcnio au» nächster Nähe angesehen hätten wie ich. wie diese lsnglückliche« hin- geschlachtet wurden, dann würde Ihnen auch manche» nicht mehr in Erinnerung sein. WaS ich gesagt habe, isi dte reine Wahrheit." Nach einigen ermüdenden Zeugen»»-« sagen, die nicht» neues bringen, erzählt der Ze»ge Anton Nar. daß etngekleidet« Russe'« -er Er schießung zu gx sehen hätten, und darüber er- bittert gewesen wären. Der nächste Zeug« Kansi. maler Seiler erzählt: Ich bin mit Hofer kn» Luitpold-Gymnastum gefahren, um dort Leute zu einer Aktion zu holen. Wir hatten im Automobil die Kaffe de- KriegSministeriumS und 10000 Zigaretten für dip Mann schaften bet unS. Hofer blieb am Automobil und al- ich zurückkam, war Hofer mit dem Geld verschwunden. Die Zigaretten waren ihm zu viel gewesen. Bald nach An kunft im Gymnasium hörte ich zwei Salven krachen und sah im Hofe eine Frau Zusammenstürzen, da» war Gräfin Westarp. Gleichzeitig sah ich zehn bi» zwölf Leute in höchster Erregung sich nrtt Professor Berger beschäftigen, den ich persönlich kannte. Ehe ich zur Be sinnung kam. hatte man ihn an die Wand gestellt und niedergeschoffen. Das Kommando dazu hatte et» Zivilist mit Tchlapphut gegeben. Der Zeuge er kennt den Ang eck tagten Fehner, einen -er Sol daten, dte auf Proseffor Berger geschaffen haben. Da gibt Anlaß zu einem gegenseitigen Verraten, anwalt Bahn stellt die Frage, warum der Zeuge nicht sofort ans KrtegSministertum um Hilfe telephoniert t. Zeuge: Unmöglich, ich konnte kein« Minute länger leiben. Hätte ich hundert Leute bei mir gehabt, so hatte ich da» Gymnasium auögeräumt. Die ganz« Mord- geschtcht« ist vom Luitpold-Gymnastum a»A- a« gangen und nicht vom Krieg-mini st eri»«. Der Vorsitzende sagt zum Zeugen- Seiler: Der Angeklagte Seidl hat behauptet, Eglhofer habe beide Weißgardisten selbst in da- Gymnasium gebracht. Der Zeuge bezweifelt die-, ebenso wledieSchtheitderUnterschriftEgl- hofer» unter dem bekannten Befehl zur Erschießung der Geiseln. Dieser Befehl ist. wie der Vorsitzende konstatiert, vernichtet worden. Bei den Akten liegt nur ein zweitr- Schriftstück, dt« bekannte Rrsvlntion de» 1. Jnfanterie-Regi- mentS, dt« eine Erschießung der Geiseln fordert und den Vermerk EalhoferS trägt: „Bin mit einverstanden. Egl hofer". sowie den Nachsatz: „Sucht Tuch nur di« feinsten heran-". Unter allgemeiner Erregung stellt der Zeuge Seiler fest, daß d i e s e U n t« r s ch r i f t g « fS l s ch t ist. Ec- tritt nun die wichtig« Frage ans. wer diese Fälschung be gangen hat. Rechtsanwalt Liebknecht vermutet, daß die Fälschung von zweiter oder dritter Seit« an-gcgangcn sei. In dieser Frag« liegt da» Geheimnis des ganzen ProzUseS. Wer hat ein Jntereffe an dieser Fälschung gehabt? Bor- sitzender: Zeug«, willen Sie. ,ver die Thule-Leute au» dem Krieg-Ministerium weggeftihrt hat? — Zeug«: Nein, di« Verhafteten sollten im KriegSministerium bleiben. Hier hat niemand ein Jntereffe gehabt, sie anderswohin zu »ringen. Ich hätte «S auch erfahren müssen. — Vorsitze«-«: Welche Personen, die nicht zum Kriegsministerium gehörte«, wußten davon? — Zeug«: Levien war der einzig« Zivilist. — Vorsitzender: Hat Levien ein besonderes Jntereffe an dem Fall« gehabt? — Zeug«: Ich glaube nicht, daß Leuten ein besondere» Jntereffe daran gehabt hat. In der wetteren Beweisaufnahme bekundet der Zeug« Andrea» Hetß. daß er der Erschießung der Gräfin Westarp und de» Prinzen Thnrn und Taxi» beigewohnt hat. —- ^>euge Polier Teufel war fünf Tage lang Rotgarbdft im Gymnasium. Am «o. April vormittag» entdeckt, er plötzlich auf dem Hofe in dem Nschekasten dte Leichen der beiden Weißgardisten. Sic waren mit Holzwolle »«gedeckt. Beim Lvhnung-apprll erzählte chm bann tzeffelmau«. der einen Zettel in der Hand trug, datz nachmittags 10 Geiseln erschossen werden würden. Man wollte vor allem dte Gräfin Westarp frei haben, die einzige Frau unter den Geiseln. Al» sie niedergeschoffen war. wurde dem Zeugen Übel. Er sah aber noch, wie zwei Soldaten -em Offizier die Stiesel a«b- zogen «nd hat auch die Roheiten gegenüher Proseffor Berger beobachtet. Auch dieser Zeuge gibt schließlich der Meinung «n-druck. daß bet weitem picht alle Mitschuldigen aus »er Anklagebank säßen, so vor allem ein gewiffcr Hetn^ «in Mann, der ei« volle» runde» Gesicht habe und «ine War auf -er Backe. Bors.: Den Herrn dürfte« wir auch finden. Recht». : Seiler »rze noch
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