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02-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 11.07.1922
- Titel
- 02-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1922-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19220711023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1922071102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1922071102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-07
- Tag 1922-07-11
-
Monat
1922-07
-
Jahr
1922
- Titel
- 02-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 11.07.1922
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-rrsi tt«L i» oo,s«„<r trgendeiuer Berständtgung weiter «US je entfernt ist. Von de» neuen Aufgaben der Gewerkschaften war viel die Rede. Aber was über die „Errungenscyaf? des Achtstundentages, über den organisierten Streikt, ruch" der Technischen Not- HUse gesagt wurde, was SLissell am Schluß der Tagung über einen Vertraucnsbruch der Unabhängige» der Oesfentlichkeit übergab, die mit einem im Reichstag eingebrachten Airtrag über die Erfassung der Sachwerte, dcr sich inhaltlich mit einer gemeinsamen Denkschrift de» A. D. G. B., der Afa, der S. P. D., ll. S. P. D. und K. P. D. deckt, den anderen Orgariisalionen den Rang abzulaufen suchte, um auf bere« Soften Parteigeschäste zu machen, wag derselbe Wtssell iiber da» Ziel der wirtschaftlichen Neuordnung sagte, »einen Wirtschaftözustand zu schassen, in dem keine Arbeitskraft gekauft, kein Lohn gezahlt und kein Profit gemacht wird" — da» alles beweist doch, daß die Gewerkschaften für die Stellung, die sie im Volk» st aat für sich beanspruchen, durchaus nicht reif sind, und bestätigt das offene Eingeständnis WissellS von der „Er- fr-hrung, die wir noch nicht besitzen". Die Macht der Gewerkschaften im VolkSftaat soll gekrönt werden durch die S-Laffuug gewerkschaftlicher Jn- d u r st r i e v e r b a n d e. Mit nahezu fünf gegen zwei Milli onen snach der Zahl der hinter den Delegierten stehenden Stimmeus wurde die Resolution Dißmann angenommen, die den Vorstand und den Ausschuss deS A D. G. B. beauf- tragt, unverzüglich eine Vorlage anSzuarbeiten, die eine» organisatorische» Ausbau von Hnöustrieverbänden Vorsicht. Wenn auch bis zur Stunde nicht erkennbar ist, ob und wie die geplante Industrieorganisation zustande kommen und sich betätigen wird, so ist doch unverkennbar eine Stärkung der Gewerkschaften im groben dcr Zweck der beschlossenen Umbildung, die besonders von den Vertretern der kleinen Verbände, aber auch vom Verband der Fabrikarbeiter alü der Anfang vom Ende der Gewerkschaften entschieden be kämpft wurde. Einer der Gegner mahnte sogar, man solle sich hüten, zur politischen Zerrissenheit der Arbeiter bewegung noch die Spaltung der Gewerkschaften zu schassen. Zwei Tage später sah man die so scharf Getrennten und ent rüstet AuSeinaiiderstrehenden brüderlich vereint! In den gewerkschaftlichen Ziidusrrieverbändcn soll dem deutschen Unternehmertum eine einheitliche Front entgegengestellt werden. auSgesprochenermasten zum Kämpft gegen die „wirtschaftliche Monarchie mit industriellen Herzogtümern". So schlicht sich der Kreis. Be drohung der Republik. Wiederkehr der Monarchie sind di« Parolen, die die Widersacher und die „Unversöhnlichen" auö den verschiedenen Lagern auf einem gemeinsamen Boden zu- sammcnsühren sollen. Ta die Aufrichtung einer politischen Monarchie angesichts des geschlossenen Widerstandes vom Zentrum bis zu den Kommunisten im Grunde genommen in der Arbeiterschaft alS aussichtslos erachtet wird, lässt man den Terror der wirtschaftlichen Monarchie auf der Bildsläche erscheinen. Hier tritt das Bestreben, die Gewerk schaften und das gesamte Wirtschaftsleben zu politisieren, deutlich hervor — trotz Betriebs, und AusisichtSräten, trotz Arbeitsgemeinschaften, trotz Neichswirt- schastsrat. wie ihre Zweckbestimmung und Funktionen ur sprünglich gedacht waren! Auf der Suche nach einer zugkräftigen Wahlparole, wofür sehr bald Bedarf sein kann, werden sich die Gewerk schaftsführer gesagt haben: Doppel! hält besser. Aber die Ausgabe einer derartigen wirtschaftlichen neben der politi schen Parole schändet die ehrliche, hingehende Arbeit, die von den berufenen Wirtschaftsführern in Deutschland geleistet wird. Dafür hat man in den Staaten, von denen Deutsch land abhängig ist. sicherlich nicht das allergeringste Ver ständnis. Weil es so ist. haben die Gewerkschaften, die sich als StaaiSleiter ausspielen und den BolkSstaat zu stärken vorgeben, in Wirklichkeit unserer Wirtschaft den denkbar schlechtesten Dienst geleistet und damit das wertvollste Fundament des neuen Deutschland erschüttert. Die sozial-emokralische Relchskagsfraktton gegen Sie Koalition mit Ser Volkspartei. lDrahtmeldiinguiisrerBerllnerSchrlftlettung.l Berlin, lv. JnlI. In dcr heute nachmittag statt- gefundenen Fraktioussitznng der Sozialdemo kratischen Partei wurde solgende Entschließung gefasst: Die sozialdemokratische Relchstagssraktio» erklärt, bah die zum Schutze der Republik beschließenden Gesetze nur von einer entschiede» republikauischeu Regierung durch- gesiihrt werden können. Die Deutsche Volkspartei hat bis in die letzte Zeit in ihrer Bekämpfung einer Reihe wichtiger Regierungsvorlagen die notwendige Rücksicht aus die Interessen deS Staates und die Bedürfnisse der breiten BolkSmasfcn vermissen lassen. Sie hat erst nach der Er mordung Rathenans die Vorlage über die Gctreideumlage abgelehnt. Unter diesen Umstände» würde die Einbeziehung der Deutschen Volkspartei in die Regierungskoalitiou bet den breitesten republikanischen Massen das Vertraue» und die Absicht dcr Negierung, die Gesetze zum Schntze der Republik energisch dnrchzusühren. anfs tiefste erschüttern. Für die sozialdemokratische Reichstagssraktion kommt daher die Mitarbeitaueincrnachrcchtserweiterten Regierung nicht in Frage. Ein volksparleilicher Führer über die Lage. Berlin, 111. Juli. NeichStagSabgeordneter Molden- Hauer sprach In einer öffentlichen Versammlung bei Deutschen Volkspartct über die deutsche Not. Ein Ge setz gegen rechts zum Schutze der Republik würde nicht die Geschlossenheit begründen, sondern nur das Volk auseinander sprengen. Deshalb habe die Deutsche Volkspartet zum RetchSjustizmint- fter Dr. Nadbruch, der ein solches Gesetz im Reichstage empfohlen habe, kein Vertrauen. TaS Gesetz müsse sich gegen die wenden, die den Mord- ftahl schmieden und auch die Autorität deS Staates unter graben. Zwischen Herzens- und Vernunstrepublikanern dürfe kein Unterschied gemacht werden. Eine Schwenkung der Politik nach links, wie sie jetzt cingeleitet worden sei, müsse sür Deutschland verhängnisvoll sein, da dadurch das Ver trauen des Auslandes ans den deutschen Kredit gemindert werde. Tie Fraktion der Deutschen Volkspartei habe darum angesichts dieser kritischen Lage einstimmig beschlossen, in die Regierung einzutretcn, und so dem Staate in der Not Hilfe zu leisten. Für die Weiterentwicklung der MegiernngSpollttk mit der Deutschen Volkspartei müßten folgende Punkte sest- gelegt werden: 1. Dass die staatliche Autorität geschützt werde und daß jede Nebenregierung, von welcher Seite sie auch immer komme, beseitigt werden müsse: 2. zur Erkaltung der staatlichen Autorität sei die Sicher- itellung der Reichswehr und dcr Polizeikräfte notwendig: 8. müsse ein arbeitsfreudiges und pflichtbewußtes Be amtentum erhalten werden, auf bas sich die Regierung stützen könne: 4. dürfe in Zukunft nicht die GesinnungStüchtigkcit, son dern die persönliche Tüchtigkeit maßgebend sei: 5. sei in einem besonderen Besoldungsverfahren den Wüschen der Beamten Rechnung zu tragen: S. sei die Ausgleichung dcr Gegensätze zwischen Stadt und Land unter dem Gesichtspunkt einer Verständigung zwischen Kapital und Arbeit herbeiznftthren: 7. Kulturpolitik sei nur durch rein geistigen Kampf zu führen, wobei die Volkspartei daran sesthalte, daß die Kinder in den Schulen eine christliche Erzieh» na erhalten: 8. sei die schematische Festsetzung des Achtstundentage» zn »erwerfen, wobei der Achtstundentag als solcher nicht an. gegriffen zu werden brauche: s. müsse In dem Bcrgarbciicrstresk eine Lösung gefunden tverdeu. die beide Telle zufriedcnstelle. Die Amnestie für politische Straftaten. Annahme des Gesetzes im Aechtsausschutz. «Draht Meldung unsrer verllnerSchrtftlettung.» Berlin. 10. Juli. Im Recht» au» schuß de» RetchStaae» wurde beut« der Gesetzentwurf über dt« Straffreiheit für politische Straftaten de- rotem Der Entwurf besagt, daß Personen, dt« nach den, 4. August l020 und tm Jahre 1v2i an einem hochverräteri sche» Unternehmen gegen da« Reich al» Täter oder Teil nehmer mttgemtrkt haben, Straffreiheit gewährt wird. Die» gilt iedoch nicht für Straftaten, die sich ln da» Jahr 1023 fortgesetzt haben. Ferner wird Straffrethett gewährt den Personen, die von den auf Anordnung de» ReichSsusttz. mtnisters tm Jahre 1021 errichteten außerordenUtchrn Ge richten wegen Handlungen verurteilt worden sind, die mit einem gegen das Reich gerichteten hochverräterischen Unter nehmen im Zusammenhänge stehen, sofern die Handlung nicht lediglich auf Roheit. Eigennutz oder sonstigen nicht poli tischen Beweggründen beruht. — Dem Abg. Schmidt-Sachsen lSoz.l ging dcr Entwurf nicht wett genug, da er nur gewisse gegen doS Reick gerichtete politische Straftaten straffrei mache, aber eS den Ländern überlasse, ihrerseits dem Bei spiele de» Reiche» zu folgen. Da» sei für Bauern höchst zweifelhaft. — AlS Vertreter der bayrischen Negierung legte StaatSrat Dr. v. Nüßlein ziffernmäßig dar. daß auch Bayern schon zahlreiche Begnadigungen politischer Ber- brrcher vorgenommcn habe, und betonte, daß die bayrische Reaiernng von jeher auf dem Standpunkte gestanden habe und noch stehe, daß daS Begnadigungsrecht hinsichtlich dcr von den Landesgerichten erlassenen Urteile ausschließlich den Ländern und nicht dem Reiche zustehe. Mit Rücksicht ans dte zahlreichen einzelnen Beanablgun- gen bestehe auch kein Grund zu einer Amnestie in Bauern. Reichswehrministcr Dr. Gehler erklärte, daß der Grund gedanke des AmncstiegesetzeS, das eine Stärkung der republikanischen Staatsgewalt anstrebr, auch da» Ziel der NeichSrcglerung sei. Aber unvereinbar mit diesem hoben Ziele wäre cs. wenn in dem Gesetz Maßnahmen getroffen würden, die nach der festen Ueberzeugung ber Negterung und der weitesten Kreise deS Volkes nicht eine Stärkung, sondern eine verhängnisvolle Schwächung deS Staate» zur Folge haben müßten. Eine Amnestie für die a«S Anlaß de» Beamtenstreiks zur Verantwortung Gezogenen würde nu« zweifelhaft zu einer Zerschlagung d-S Ber «fsbeamtentnms führen und die Autorität dcr gesamten NelchSregiernng ernstlich gesabrdcn. Verbrechen und Vergehen, die Im Strafgesetz mit Strafe bedroht sind, wie TranSportgefähr- düng und Beamtennötignng. aber auch die Verfehlungen, die während dcr Geltungsdauer der Verordnung des Reichs präsidenten vom 1. Februar d. I. gegen die Bestimmungen dieser Verordnung verübt wurden. Sabotage. Terrorisierung von Arbeitswilligen nnd Aufreizung zum Streik, seien der- artig schwerwiegend, daß die ReickSregierung sich nicht ent schließen könne, ihrerseits Straffreiheit für solche Vor kommnisse hcrbeizuftihren. ES müßte aus die gewaltige Zahl derer, die in jenen Tagen treu ihre Pflicht erfüllt haben, ver- wirrend wirken, wenn vom Reich die Straffreiheit für die bezeichneten Fälle gewährt würde. Abg. Wermuth iD. N.) erklärte für seine Fraktion, baß der klare Wortlaut deS Artikels 40 der Verfassung dartue, daß bas Amnestterecht nur bei politischen Straftaten die qegen das Reich gerichtet waren und durch das Reichsgericht in erster und zweiter Instanz abgcurteilt wurden, Platz greife. Der NegterungSentwurs überschreite diesen Nahinen. In der Abstimmung wurde die Regierungsvorlage angenommen. Dagegen stimmten die Deutschnattonalen. dte Volkspartei und die Bayrische BolkSpartei. Von der Straffreiheit ausgeschlossen sind die Personen, die zur Durchführung deS hochverräterischen Unternehmen» oder tm Zusammenhang damit ein Verbrechen der schweren Körper verletzung. deS schweren Raubes, ber Brandstiftung, dle vor- sätzliche Gefährdung eines Eisenbahntransportes oder ein Verbrechen gegen das Gesetz betr. den Gebrauch von Spreng stoffen begangen haben. Lsommunisllsche Ausfchrettungen. Mannheim. IN. F>rli. In der vergangenen Nacht drangen Komm untren in daS tm Zentrum ber Stabt gelegene Lokal einer Vereinigung ehemaliger Ein- sährtaer in,'- zwangen dte bei einer Unterhaltung ver einten Mitglieder, die monarchistischen Bilder von den Wände« zu entkernen, woraus sie unter rMDHal-d- lungen an» dem Lokal versagt wurden. Auch Pplt»«t. dte etngretsen wollte, wurde mißhandelt. Die Gellallung -er gwanqsanlethe. lLrc»htm»ldungun1rcrvrrl1n«rEchristl«ttnng.1 Berit». 10. Juli. Der Steuerau-schuh de» Reichstag» begann heute dl« » « «tt« L «1 u « g de» Gesetze» über dt« ZwanaSanlethe. In ber ersten Lesung war die Höh« ber «»leihe auf SO Milliarden Papi erwart fest ge setzt worden, von sozialdemokratischer Seit« wurde nun darauf hingewlesen. daß bteser Betrag heute nicht mehr den Gegenwert einer Goldmtlltarbe darstellt. Diese, iowl« die Frage de» Zetchnungspretse» wurde vorläufig zur ückgestellt. Die Bestimmungen über dt« Verzinsung wurden tn ber Fassung ber ersten Lesung angenommen. Die Anlethe tst danach bis 81. Oktober 1028 unverzinslich, vom l. November 1035 bi» zum 31. Oktober 1080 soll Ne mit 1 Prozent und vom 1. November 1080 ab mit 5 Prozent verzinst werden. Zu den Bestimmungen über die zeichnungSpfliÄtigen Per sonen wurde ctn demokratischer Antrag angenommen, der vom Abg. Dr. Helfserich befürwortet wurde und eine Berück, slchtigung der Gchachtelgesellschaften zur Vermeidung von Doppelbesteuerungen Vorsicht. Aba. Lecker-Hessen lD. Vp.s beantragt, den Anteil ber juristischen Personen von ber Hälfte auf ein Viertel herab- zusetzem — Aba. Sahmann lSoz. beantarat dagegen, die Gesellschaften ebenso wie dte natürlichen Personen zu be- lasten. Der Satz der Hälfte wurde Iedoch betbehalten. Negierrungöseitig wurde auf Anfrage erklärt, baß daS Kapt- talSverkehrssteuergesetz am 1. 1. 1028 mit dem Berinögen». steuergesetz tn Kraft treten werde. Auf Anfrage de» Abg. Helfserich. ob Vorkehrungen sür die sofortig« Zeichnung ber Zwangsanleihe getroffen selen, wurde erwidert, daß daS Formular schon fertiggeftevt sei, wegen des Streiks in der Reichsdruckeret aber nicht ge druckt werden könnte. Abg. Helfserich empfahl, nicht über Formulare z« stolpern, sondern eine Bekanntmachung zu erlasse», daß die ersten Einzahlungen gegen einfach« Quittung erfolgen könnten. Eine längere Debatte entspann sich Uber die erhöhte Zahlungsvflicht derjenigen, dte bt» -um 28. Februar 1023 überhaupt keine ZwangSanleihe eingezahlt haben. Regierungsseitig wurde festgcstcllt, daß liier ber Höchstzuschlag von 00 Prozent eintritt. Die Abgeordneten Becker-Hessen lBolkSp.) und Helfserich ID, N.s wenden sich dagegen, bah solche Zuschläge immer cinlretrn sollten, auch wenn ctn Verschulden nicht vorläge. Die Abstimmung über die Frage ber Zuschläge soll tn der nächsten Sitzung erfolgen. Maßnahmen gegen die Nottage -er Presse. iDravrmelduvgi, nfrerBerllnerTldrlftlettnu»^ Berlin, 10. Juli. Unter Vorsitz de» ReichSwirtschafts- minlsiers Schmidt beschäftigte sich heute ber NetchSrat mit den Berichten seiner Ausschüsse über den Entwurf eine» Ge setzes über Maßnahmen gegen die wirtschaftliche Notlage der Presse. Die Regierungsvorlage hatte vorgeschlagen, baß die Länder eine Notkasse zur Unterstützung der Presse bilden sollten und einen Betrag von 8 Mark pro Kopf ber Bevölkerung einzablen sollten. Den Ländern sollte eS überlassen bleiben, diese Beträge auf dte Holzproduzente» umzulegen. Die Gesamtsumme sollte 500 Millionen betragen. Dieser Vorschlag erschien den Ländern aber nicht annehmbar. Es soll nunmehr zur Deckung des Betrage» eine AuS- fuhrabgabe von 2A pro Mille erhoben werden. Außer dem sollen die Befugnisse der Negierung hinsichtlich ber Preisregelung erweitert werden, tnSbesondere durch Ermächtigung zur Bildung von Vereinigungen der Zellstoff-, Holzstoff- und Druckpavierfabrtkauten, die mttzuwirke» haben bei den behördlichen Preisfestsetzungen. Hinsichtlich der Begrenzung des Gesetze» ist die vorläufige Dauer bi» zum 81. Dezember 1028 vorgesehen. In erster Ltntr soll dte kleine und mittlere Presse berücksichtigt werden. Nach einem Antrag Preußens, der Annahme fand, wird auf sämt liche Holzverkäufe eine Umsatzsteuer von einem halben Prozent deS Verkaufspreises erhoben, die gleichfalls der not leidenden Presse zugute kommen soll. Beginn -er Unterredungen ln -er Aeparationssrage. Paris, 10. Juli. HavaS teilt mit. daß die Staatssekretäre Schröder und Fischer heute nachmittag private Unter- rebungen mit einigen Mitgliedern der Reparation», kommission, darunter DubotS, haben werden. Nach HavaS sind bestimmte Schlußfolgerungen erst tn einigen Tagen zu erwarten. Erst gegen Mitte der Woche werde die RevaratiouSkommission wahrscheinlich ein offizielles deutsches Ersuchen erhalten. Tie alliierten Negierungen konnten sich gegebenenfalls erst nach Eingang des Gutachtens der Repa- rationskommission mit der Frage befassen. Auf alle Fälle würde dies erst nach Kenntnis deS Berichtes deS Garantie- komiteeS geschehen, der Ende der Woche bei der Rückkehr deS Komitees nach Paris übergeben werden soll. sW. T. B.s Paris. 10. Juli. Der „Temps" schreibt: Angesichts ber Erklärungen, die die Staatssekretäre Fischer und Schröder der NeparattonSkommission abzugeben beauftragt seien und aus denen zweifellos hervorgehen werbe, daß die deutsche Regierung einen Aufschub ihrer Barzahlungen verlange, erhielten dte S a ch l t e f e r u n g e n eine noch größere Be deutung alS früher. Tie französische Negierung verkenne diese Bedeutung nicht und möglicherweise werde sich morgen der Ministerrat damit beschäftigen. Bekanntlich stehe zur Zeit ber Durchführung des Wiesbadener Abkommens und des Berliner Abkommens allein die Zollfrage im Wege. So bald diese Frage von der französischen Negierung erledigt sei, könnten gewisse Wiedcrausbaugenossenschaften Bestellungen tn erheblichem Umfange in Deutschland machen. sW. T. B.) Paris, 10. Juli. Zu der Erörterung eine- Zusammen tritts des Obersten Rates oder der alliierten Finanzmtnister schreibt der „Temps": Obwohl die französische Negierung weder zu einer Tagung des Obersten Rates, noch zu einer Konferenz ber Finanzminister ein- geladcn sei, müsse gezeigt werden, warum beides nicht wünschenswert erscheine. Der Oberste Rat set finan ziell unzuständig und habe bis setzt, wenn er sich mit den Reparationen beschäftigte, keine glückliche Hand gehabt. Sein Werk sei daS Londoner Abkommen. ES bestehe wirklich kein genügender Anlaß, ihn cinzubcrufen z» einem Zeitpunkt, an dem dieses Abkommen solche Enttäuschung bereite. Die Finanzminister aber würden höchst unnütz bemüht werden, solange man weder wisse, was Deutschland verlange, noch was daS Garantiekomitee tn Berlin getan und gesehen habe. Der „TemvS" verlangt demgegenüber die Beseitigung der interalliierten Schulden, auf deren Vor- handensein er den Mißerfolg der Anleiheverhandlungen zurückführt. Sobald die europäischen Alliierten, sagt daS Blatt, ihre gegenseitigen Forderungen gestrichen Hütten nnd auf Grund dessen einen vernünftigen Plan der deutschen Schulden aufzustellen in der Lage wären, würden die Ver einigten Staaten entdecken, daß Europa wieder zu Verstand gekommen sei. und dann wäre die Reparationsanleihe in großem Stile möglich. Was so bald als möglich erörtert werden sollte, set nicht das deutsche Moratorium, vielmehr die Beseitigung der interalliierten Schuldem IW. T. B.) „Eine SelbsllSuschung Frankreichs". Paris, 10. Juli. Eine Autorität tm Wirtschaft», und Ftuanzlebcn Frankreich» erklärte dem Vertreter de» ..Dxcelsior". eS sei eine merkwürdige Selbsttäuschung, wenn man ssck vorstelle, baß die Deutschen Frankreich tn bar be- zahlen könnten. Auch dt« Franzosen hatten nach 1871 ln der seit, wo sie allein vom Kriege tn Mitleidenschaft gezogen -raren und die anderen Nationen, nicht wie beute, mit zahl losen Schwierigkeiten -n kämpfen gehabt hätten, und in folgebessen Frankreich neuen Kredit hätten geben können, von ber Gesamtentschädigung von 8 Milliarden nur OSO Mil lionen in bar bezahlt, und -war 278 Millionen tn Gold, 239 Millionen in französischen Banknoten und 188 Millionen in Wertpapieren. Frankreich bezahlte den Nest, d. h. 4248 Millionen tn Wechseln. Man müsse also sich selbst und bas Publikum an den Gedanken gewöhnen, daß man nurburck Sachlieferungen ouS der Sackgasse herauskomme. Ein englischer Aus nach einem neuen Frie-ensverkrage. London. 10. Jult. „Daily NewS" schreibt: Der neue sensationelle Zusammenbruch ber Mark ist nur auf die großen Ankäufe ausländischer Zahlungsmittel zur Be streitung ber Reparationsleistungen zurück- zufttbren. DaS tst selbstverständlich den französischen Bankiers ebenso genau bekannt, wie irgendwelchen anderen Teilnehmern an ber Bankierkvnferenz. Aber dte »«belehrte öffentliche Meinung, die nicht sieht, baß daS französische System durch Steuern auSbalanciert wird, verhindert die Negierung, dies zuzugeben. ES ist Sache der französischen Politiker, zu entscheiden, wann sie ihren Wählern dte Wahr heit sagen. Es ist aber nicht etnzusehen. warum ber Rest Europa- ebenso darauf warten soll. Wir müssen un» ent schließen. mit oder ohne Frankreich zur Lösung des Problems zu schreiten, um so den Frteden, die Sicherheit und eine feste Grundlage zu erhalten. „Daily Expreß" verlangt, daß au Stell« de» Versailler Vertrages ein neuer Friedensvcrtrag geschlossen werde. Di« Männer von ISIS hätten im Dunkeln g«, arbeitet und nicht wissen können, wie daS Europa «ach de« Kriege aussehcn würde. Heute aber wüßten sie e». DaS Blatt hofft, daß Harding «ach den Novemberwahle« die Signatarmächte des Versailler Vertrages zu einer Kon» fereuz nach Washington einladen «erde. «« einen neue« Vertrag abzuschlicßen. sW. T. B.s Die Berliner Duch-rucker sür Slreik- forltehung. Berlin, 10. Jult. Die Generalversammlung ber Buch drucker, die heute vormittag tagte, nahm einen bewegte» Ber- lauf. Es wurde besonders kritisiert, baß dle Regierung oie zur Verfügung stehenden Machtmittel nicht benutzt, um bi« Unternehmer zum Nachbeben zu zwingen. Es wurde auch bemängelt, baß von der Regierung keinerlei Erklärung ver öffentlicht worben ist, obwohl eine derartige Erklärung vom ReichsarlicltSminister in Aussicht gestellt worden war. Dl« Versammlung beschloß schließlich, deuStreikinderti», herigeu Form welterzusühren. Alle Anträge aus Acnberuug der Taktik wurde,, abgelehnt. Wie bisher soll «nr di« Arbeiterpresse erscheine». Alle anderen Betrieb« solle» im AuSstand, verharren. Die Slrelkgefahr im Äuhrbergbau. Berlin. 10. Juli. Der ArbettSminister Braun», ber sich heute nach Oppeln -um Abschluß ber Aufhebung der Be- setzung durch dte Alliierten begeben hat, reist abend» von dort aus sofort nach Essen. wo morgen die Verhandlungen über die Forderungen der Bergarbeiter be ginnen. Am Freitag findet bann tn Dortmund «ine Revter- konferenz statt, tu ber Stellung genommen werben soll über das eventuelle Ergebnis bteser Verhandlungen. Am Sonn- abend wlrd eS sich bann zeigen, ob dle Differenzen au», geglichen sind oder ob tie Kündigungen ber Berg, arbeiter erkolaen solle,».
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