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01-Vorabendblatt Dresdner Nachrichten : 25.02.1922
- Titel
- 01-Vorabendblatt
- Erscheinungsdatum
- 1922-02-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19220225016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1922022501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1922022501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-02
- Tag 1922-02-25
-
Monat
1922-02
-
Jahr
1922
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Dtrsoner Nachrichten Nr. SS 11. So.-lrrch. Van-essyno-r. . --»«»»»« , Dresden. den S4. Februar 1022. Die Semodc ntmmr neute zunächst dt, zweite Beratung -es Ktrchengefktzrs üvc'r die de« BotkslchuUehreru sür di, »edenumtliche Bersergnu» de.» kirchenmnsiknlilche» Dienste»' -» gewährende BergÜrnng vor werden 'Bedenken erhvbe» gegen dc» »ui '2>or>chl»g des Iuian c und 24erf«ss»ngsai«»schiisses in der erste» Be- intting i» dar- Gesetz rtmzefügten ii 4. »ach dem es den Kirch aeiiieiiide» unbeiwinme» sei» solle. dir Iahrrsvergüinng für aen kintn »inusikaUschen Dienst auch üder die nach dem ctze- ,etz zu cilechnendtn Beträge hinaus zu erhöhen, jedoch nicht über die iin 8 >. ü aegocieiie «Grenze tdritder Teil des Haupt- >nnliiki»en i^iiifommensi Aus der einen Leite wird daraus l>img«ivtese,c. das, die MeP1ichk«jf geboten »»erden müsse, be sondere klrck»e»musilaltßhe Lalstniigen zu vergüten. ander seits »»ird betont. daß mit der Etusüguiig ei»»rr svlchen Be- „immini» der,ranze Zweck de»' Geletzee rwrlorcngehe. Die erstrebte Eunheittichkeit werde nicht erreicht: die Gemeinden würde» allgemein grzwnngcn iverden. mehr zu zahlen, — Pfarrer G > aese, '.'lrnsfeld t. B.. schlägt vor, den Iwtrefien- den Paiagraolwi. wieder zu streichen, Koiisisioiialz'eäs. Dr. B ö I> m e legt dar, es kvnim: daraus an, vb ee sich um Mindest- »»der Nvrmalgelialt ln,«die, Be! der hier in Irrige fviinnend,-» Nebenbeschäftigung. die in ihre», llmsange und ihrer Omrlidirt ganz verschieden sein könne. iverde inan mit einem Nvrmailiris nicht auskoinmen. 15» milüe ein Spiclrauin genmürt iverden, Ein Tarif, »ach dem nickst mehr a ege hem »»erden könne. iverde sich kaum durch lebe» Psarivr K iah, 'iK'ckiva. stellt den Anlrag aus Ein stignirg fvigender Bestimm»»,r: „Die gogeuwärttaen Ge- vrltsbezüg« dürfen dem derzeiiigen Inhaber nichi verkürzt iverden," Ed wied dagegen eingcwendet, das; inancher ilirchenvoestand bisher zu freigebig gewesen sei und nun ,xrn urrückgcl en mdchie. Der Anriag Klotz wird mit großer Mehrheti adgeiehnt, -deniv der neue 8 i mit ü7 gegen 2t> Stimmen. Daraus wird das ganze G e s e tz in ua meniiiche i Uh irrmmung eiiistiu.ncig a » ge >io m ui e n. Die Sinivde wendet sich dann dem Anträge des Geh. Krrchenraies Rosenkranz und Genossen iider die «o» -er LUetnrenlner ,u Der Berichierstatter zeichnet erschütternde Bilder einer irenzenlosen iivl in den »kreisen der .Kleinrentner und chlägl die Annahme einer Kundgebung vvr. SS sprechen hierzu noch Ministerialdirektor Geb Rat Dr Hedricv Dresden, Liadirat Sleltna Buchholz und Arbeiter- ekretar Gen Dresden. die sämtlich die sv überaus be- irübenden Berlialtnis'e anerkennen. Die kiindgebnng wird in ioigendcr Fassiing einstimmig angenommen: „ Die Landeskirche wird von der großen Not der Klein rentner aus das stärkste berührt und empfindet sie au» das loarmste aiil. Die Sttnode ruft deshalb ihrerseits die Kirch gemeinden aus, auch von sich aus alles zu tun, was sie ver mögen. um etwa durch ihre .Heller" die besonders Not leidenden sestznsiellen. sie zu berate», zu nntersrützen, ihnen, lowett angängig, auch durch Vermittlung oon Arven und kilchiichec Mitwirkung Lebenssreude zu erkalten Sie ruft die Geistlichen aus, die bevorstehende Landessaminluiia sin Sie Allen von Ser Kanzel und ans besonderen Wegen kräftig zu fördern und mir seclsorgerltcher Hiebe den schwer Be troffenen unter de» Kleinrentnern nachzugehen." Im Anschlüsse an dte öffentliche Sitzung fand eine ver- irnuilchc Beratung statt, woraus sich die Lvnvde n e r - ragte. Oertliches und Sächsisches. Dresden. 24, Zebruar. Leilwrtser Beginn -es Schulunterricht». Da einige städtische Lchuien genügend Brennstosf- brskände haben, soll der Nnterrickt Montag, den 27, e b i u a r beim Rcalgumnasium in Blasewip, bet der Gewerbeschule, der Mädchen Gewerbe lind Handelsschule, der l, Pie V, Jach und Iwrtbildungsichule, de" Iiliate Ser t5, Bo!kc-sch»>e iProhitSi, der 5g, »Bvlksschnle iWeißer »birschi, der ü», lBühla»!, Ni. iüiväuviyl, h-'. sHoschivtst», cA i'Blaiewiüi, 64. iHanbegasti, "ö. iKIeinzschachwitzi, 56, lHeubent, 67. iDvbrtbi, 6p. iHeilbnist-Neuvstral, 6». iGvstrigi, 70, iNlockrtst), 71, ikaitzt, 72, sSoschtidi, 7'!. sNieder- gorbivi, 74 tcbergvrbivi, 75, svensewitz», 76, Briesnitz), 77 iSietzschi wieder eröffnet werden- Dte übrigen städtischen Lchnlen, insbesondere auch die städtischen höheren IlnterrichiSanstalten müssen vorläufig noch ge schlossen bleiben. Bor ihrer Uiedcrerössnung erfolgr besondere Bekanntmachung, Der Buuverket, t« ««chsen «tr» v»» «eickkte» Mo», «ag. drn 27, Aebruarab abermal« ertve .ert. Alsdann wird — »p» wenige» Mnsnahme» abgesehen — der Lugvrr- kehr wieder wir vor brm Gtrrtt, aber tetlwetsr noch niit den Stnlchränknngrn, dte schon fett Ende De«ember etngesührt sind, durchgefuhrt loerbe». Dte künftig noch ausfallenden fuge werden durch Anghang aus den Ltattonrn betannt gemacht. Iür de» Dresdner Berkehr sind dies folgende: Ttt Lch » eIl » na » v >"v von Dresden 4»dk. 7,1« vvr«. »ach Plauen >B.» und v 107 von Plaue» >«., 7M uartn» nach Dresde» tuisuliea. Ter Ochnellziig lZ 120 ad Dresden Hbi «M verketir» nur di« Ptaur»! Anschiuh nach 1>k ü « ch « » ist „,,r tn »er Beit »>',» 2«, D7. sZebruar bi» mit 14./1S, vilrz vorhanden, >»o »er A»tchlus.«ua ivegen »er Let»zt«,r Mrfte rrrkehrt. Die» Schnei- zoa v»«» ian DreSdeii Hbs. 10,l!> norm.» vrrkehrt nur ad Pt«««» mit rlnschiud von rste». wenn dtelrr püntilich verledri, and ivahreir» der Mefievertrbr« auch von Miiiichcn. Die Schnellzüge N »2s ab Dresden Hi t. 4.1« nachm. tn vreslarr u.l« «achn,. und l) 124 ab »«rediau 8,5b vorn«, a» Dresden Hdf. L,v< nachm, ver kehre» »ui vom «, INS mit 1l. März weae» der Leipziger Messe, ciitialle» nver i», uhrtaen, Aul der Eollrbauder B»te rulsalle» die 2kiihc al> Dresden Hds. 8,l8 vorm, nach Weinböhla »nd a» Dresden Z'ds, Ut.lti mittag» von Wetndöhka. Aus der Boden- b.icher Vinte ciufaNe» dte ,'Zitge an Dresdeu Hbf. lt,4« vorm, von Bad Schandau und ab Dresden Hbf. tl.vb nachm, »ach Bad Schandau, auherdem der für DonntagS vvrgesehene L«a «b Dresden Hvs. 7.W vorm, nach DchSna-HerrnSlretichen. rchneüzngsvorketzr mit L-m»d»rg. ik» sei daran! ansmerlsrin gemacht, das, die SämcllzUgr v 64: ab Dresden Hbf. nachm. l/-K. ln Leipzig Hbl. iiachai, 4.07 «nd v 8S: ab Leipzig Hbf. nachm. S.lib, tn Dresden Hbf. 4.14 von tevt ad »teber bt« und vor, Hamburg- Altona durldgesithrt werbe«. —* Beförderung. Dem im Aebiuar 1V20 aus sranzö- ststher Kliegsgesangemchast »eimgLkehrtci, Bizefeldwebet Herbert Hoch m u t h wurde setzt der Sharakder al- Leutnant d Res a. D. verltehrn. —* Todesfälle. Am 21? Aebruar verstarb hier im 79. Lebensjahre der Geheime Stndlenrat Pros. Dr Alfred derlei, der srüheve Rektor der 21 »neuschule. Die Be. rrdlgung findet Monier« nachmittag !'-r! Ulir auf dem alten 21 »nmisnedhose statt. — berichtet, wurde »in Montag ans dem Pvstplatze ein« 7V Jahre alte Dame tödlich überfahren. Wie letzt bekannt wird, handelt eS sich um die ehemalige Sr- zieheri» am Königlichen Hose. Iräni, Iviephine Dal lern. Iränlein Dallerp war über 60 Jahre als Erzieherin am Hofe lätig und trat sich auch darüber htnans der allgemeinen Wertschätzung erfreuen dürfen. — lieber das Konsulat von Per« erhalten wir von unterrtchietcr Lette folgende Mitteilung: „Die Republik von Bern hat immer cm lebhaftes Interesse für den sachiischcn Ltaat gehabt, SaS sie dadurch bekundcle, daß sic ständig ein berusSmästigcs Donlulat unterhielt. R-rch dem Kriege schickte sie Herrn Dr, P. Risco als Konsul zu uns, der aber geiimdlKUshalber nur zwei Monate bleiben konnte und durch Herrn Pedro E. Poulet erseyt wurde. Herr Paulet. der perna»,scli«r Ingenieur ist und seine Erziehung in Europa genossen hat. benot im Jahre 1609 die Laufbahn als Konsul, indem er Kanzler des Koiisulais tu Parts wurde. Danach war er vier Jahre Konsul in Antwerpen und wurde dann veauslragt, dt« erste Nativnalictml« für .Kunst und Gen»erbe in Lima zu gründen und zu letten. Lväter wurde er im Europa mir verschiedenen technischen Unternehmungen betrank, imd vergangenes Iabr verbrachte er in Brüssel, mti Prrpagajida - Arbeiten beschäftigr, Im Mat >02t wurde er unn Konsul in Dresden ernannt und erhielt im Juli das Exequatur der sächsischen Regierung, Der neue r-eruanijche Konsul ist ein begeisterter Ireuud Deutschlands, — DaS Konsulat besindct sich Drcsden-N, Elisenstrahe 5b, und ist von 10 bis i llhr wochentags geöffnet. Der Kanzler tit Herr Jorge Larraüaga. ein jüngerer Herr, der den geachteten Kreisen Limas angeäört." —* An der Großen Dentschen Bäikereisachausstellnng in Leipzig, -ic vom t. bis l», Juli d. I. veranstaltet wirb, werden auch mehrere Berbände amerikanischer Bäckermeister teilnrstmen. Ihre Abreis: erfolgt am to, Juni mit dem Dampser „George Washington", der am 20, Juni in Bremen etntreffen wird. Bon Bremen aus be ginnt eine Run-relsx, dte zunächst am 1. Juli zur Eröffnung der Ausstellung in Leipzig endet. Im Anschlüsse daran sollen die größten Ltädte Deutschlands besucht werben, tt a. «st der Besuch der Passionsspiele in Oberammergau geplant. Die Unbeskechttchkeik -er Beamte« vor Gericht. Eine langmtertae Verhandlung fand am Donnerstag vor dem Dresdner Schöffengericht statt, die Anklage war er hoben worden gegen den 188S zu Grünhaintchen geborenen, in Dohna wohnhaften Buchhalter Bruno ,>ranz Reichel und den lRiti zu Braunzrlle geborenen Direktor der Papier fabrik Köttewitz Georg Johann Bnrt > cher, die sich beide Ser gemeinschaftlichen Beamtenbestechuug schuldig gemacht 'havrn ,o»en. Der »röffnungsdeschlnü legt »««de» »» geklagten «ur vasl. Beamten des Landesstnangamtes Dresden 700» Pf k. angebsten zu haben, wen» sie et«e« für dte »dttewttzer Papierfabrik günstiaen V-rtcht abäa»«, würdrn, bamtt ein etngelettete» Be rf ähren nteber» geschlagen werde. Bride Angeklagte bestritten ganzant-. schieden, «Ine strafbare Handlung begangen »u haben. V»A. Haller Reichel führte an, daß tm November bret vea»te vom Landesstnanzamt Dresden nach ber Papterfi^rlk »ötiewt» kamen, und mit der Prüfung ber «efchsftsbücher begannen. S» fei nicht gesagt worden, daß etu Gtrafver. fahre» schwebe oder etngelettet werden solle. Angeklagter will angenommen haben, es se« eine der üblichen Prüfungen, wie solche auch tn anderen Betrieben vorgenommen «erden. Schon nach dem erste« Etnbltck hätte« dt« Beamten an- gedeutet, fie müßten dir Bücher beschlagnahmen. Um eine rasch« und sachgemäße Erledigung -u er-telen, ader auch nur deshalb, sei ein Angebot gemaM« worden; es sollte kein Br- stechnngsversuch sein, sonder« eln« Vergütung darstelle« für geletftete Mrhr<»rbrti. Durch Beschlagnahme -er Se. schäftSbücher konnten leicht Gerüchte entstehen und bet. spielSwetse der Bankkredit gefährdet werden, und das sollt« verhindert werben. Reichel gab dann auf Vorhalt« «u, am 12. Dezember einen Brief an den Gteuerbeamten Schlicke geschrieben zu haben. Darauf seien am 14. und 1kl. Dezember Zusammenkünfte in Dresden erfolgt. Am ersten Dag« sei er mit den Beamten lm Lass Rumpekmeyrr gewesen, mau habe sich auf 7000 Mk. geeinigt, der Betrag gelangte auch dann am >4. Dezember tm Lass Lchrvter an Schlicke zur Auszahlung. In diesem Augenblicke trat ein Kriminal- beamter an den Lisch» und erklärte da» Gelb für be schlagnahmt. Der zweite Angeklagte, Direktor Burtfcher, bestritt gleichfalls sehr lebhast, daß er sich strafbar gemacht habe, dte Gtenerbeamten hätten sich nicht darüber ausgelassen, baß rin Verfahren etngelettet set, es wurde bet Prüfung der Bücher bis INI» znrückgegrtsfen und auch zum Beispiel Brr- träge beanstandet, dir Iustizrat Backofen aufgestellt habe. Als die Steuerveamten von Beschlagnahme der Geschäfts bücher sprachen, habe er de» Vorschlag gemacht, dies« der Treuhandvereinlgung zu überweisen. Der Steuerbcamte Galilnnitz habe da erklärt, das Geld könne sich dann auch Reichel verdienen. Eines Tages habe dieser dann auch zur Siegelung der Angelegenheit 100t« Mk. gefordert und er- halten, auf keinen Iall sollte eine Bramtcnbestechung vor- genommen iverden. Obersteuersekrelär Albert Schlicke, der seit Mär- 1020 der Strasabtetlung beim Landesstnanzamt Dresden-Oft an- gehört, tagte aus, daß dte Handakten der Küttewttzer Papier- fabrik bet D r. Walther beschlagnahmt wurden und daraufhin ein Verfahren gegen die genannte Firma ein» geleitet morden ist: es bestand Verdacht der Steuerhinter ziehung. Am 12, November ist Zeuge mit dem Steuer- Inspektor Gaumnitz und einem Hilfsarbeiter zur Prüfung der Geschäftsbücher nach Köttewitz gefahren: dte Durchsicht mährte vier Tage. Bei der Prüfung wurde der Verdacht der Steuerhinterziehung eher bestärkt als beseitigt. Am 22, November sollten die betreffenden Bücher beschlagnahmt werden, die Firma gab selbige aber freiwillig heraus. Gor Abfahrt des Zuges sei dann Reichel mit dem Vorschlag ge kommen. die Angelegenheit doch „so zu erledigen » da könnten alle vier etwas daran verdienen. Am 13. Dezember erhielt Zeuge von» Buchhalter Reichel einen Brief mit der Bitte »m eine Zusammenkunst. Stach Rücksprache mit be« Vorgesetzten wurde der >4. Dezember als Treffpunkt be stimmt, und zwar einigte man sich aus Casä Rumpelmeyer, An diesem Tage nahmen auch andere Beamte des Atnanz- amtes an Nachbarttschen Platz, um dte Bvrgängr zu be obachten. Reichet bot schließlich Schlicke und Gaumnitz je 8i»ou Mk., für den Htlssbeamten 1000 Mk.: cr selbst wollt« sich auch SOi« Mk. nehmen. Zwei Tage darauf traf sich Zeuge wieder mit Reichel im Eass Schröter, er zahlte dort dte zugelagten 7000 Mk„ wurde dann aber durch einen be- stellier Kriminalbeamten zur Wache sistiert. Aus Borhalt gibt Zeuge an, daß er den Eindruck hatte, daß Direktor Burtscher genau unterrichtet war, und daß Reichel offenbar in dessen vollem Einverständnis handelte, eS sollte eben ein für die Firma günstiger Prüfungsbericht angeferttgt werden. Dann wurde Steuerinspektor Gaumnitz al» Zeng« vernommen. Während der Prüfungsarbeiten tn Köttewitz habe sich Reichel erboten, das Mittagessen sür die Steuer- beamlen zu bezahle», er wollte auch Wein und Zigar ren spenden. Da Beamte keine Geschenke annehmen dürfen, so wurde schon deshalb bas Angebot znrückgcwtefen; zud:m sei es auch mit der Bcamtenehre unvereinbar. Die Auslagen, dte bei solche» Prüfi'naen entstehen, werden zu Lasten des Reiches zurückerstattet, 'Buchhalter Reichel wollte offenbar die Ltcuerbeamten öeeinslusieil. damit die Ange legenheit durch einen günstigen Bericht nirderweschlggen werde. „Das Opser." Trcnnaiischeo Gedicht oon Grrhari Hauptmau». 1l r a u s s ü h r » ng tm Säi a nspielha u S. 2 6. Februar 1 022, Das Streben Gerharl Hauptmanns nach dein Drama großen Stils ist immer deutlicher hervorgetrctcn. Griechisches und Nordiiches hat ihm als äußeres Gewand dafür dienen müssen und zuletzt trieb es seine Phantasie nach Mexiko, In der dramatischen Phantasie „Der weiße Heiland" idie bereits 1016 abgeschlossen war) band er sich noch an das Geschichiliche der Eroberung Mexikos durch Eortez und des Untergangs Mourezumas, Ealderon gab ihm VerS und Ttil- iarbc dafür. Aus Sem Aufenthalte im Aztckenrcich brachte aber seine Phantasie noch eine andere Fruän heim, eine 'iedcmkendtchiung im mexikanischen Gewand. Shakespeares Sturm" war die Anregung für äußere und innere Gestak- iing der Handlung seines „Indipohdt". wie das Gedicht 'nsp-iiiiglich betitelt ward, das als „Das Dpfcr" nun eine Buhnenprobe bestanden bat. Wie »ch Zhakespcarc sür einen vertriebenen Fürsten Lrosvero ein Wunderetland im ernen Meere schuf iv verlegte Hauplinaun seines Prv'perv Oeichick Genu er behtelr selvst den Namen beit auf eine In'-l w t?zeau. Auch seinem Prvipero steht in der Priestertvchter kelmra eine dienende Ariel-Gestalt zur Leite, ein dem Ialiöan ähnliches Scheusal taucht aus. ein konigstinderpaar wilzielu seine Vereinigung. Aber all das ,st unigebildet und sretgcstaller. verknüpft mit einer altmcxikaniichen Legende, die den tieferen Untergrund des Gedichte» bildet und seine erotische Eiulleidung nicht als bloße D>chterlaune erscheinen laßt, Es gehört zu den nachdenklichsten Erscheinungen der veschichle der menschlichen Seele, daß in der ittitcrgegangenen iulkurwelt Alt Amcrikas der Glaube an einen Gott lebte, der Memchqesialr annehmen, sich für die Menscycn vpsern und zu neuer Gottltchieit auserstrlien werde, lieber» Meer werde de, „meiste Heiland" kommen Der leidende Gvtt, a«r „iveineude Gott in, Sonnenbail" war- inbrünstig erharrt »on jenem wundersamen indianischen Volke, das dte Gottes mutter iw Bilde verehrte und das Zeichen eines KreuzeS als Liniibiid seiner Tehnsttcht führte. Das sind dte äußeren 'Bausteine zu Hauptmanns freie» Dichtung. Natürlich trieb ihn innerer Zwang, persönliches Bedürfnis, einen gedanklich-bildlichen Bau daraus zu er- nchtcn Auch tn istm, dem konsequentesten Naturalisten, steckt das „unhintertreibltche" metaphysische Bedürfnis, vom Ltoss der Welt zur Seele durchzudringen, das Zauberhafte unseres Seins zu entschleiern. Er ist nie tm Materialis mus stecken geblieben, das beweist sein „Hannele" ebenso wie der Schluß des „Michael Kramer", das bekundet sein Drang zum Ideendrama. Es ist freilich eine andere Frage, ans welchem Gebiete ihm das Ttesst« zu sagen gegeben warb, vd ihm Lumpengewand wortkarger Weber und Häusler, oder im Zanbermantel wortprunkenden Magiertnms. Hauvtmanns Prosperv ist ein von seinem aufrührerischen Sohn landesvertriebener König, der mit seiner Tochter Pnrrha aus dir Insel tm Ozean verschlagen ward. Hier wird er lur den Gottessohn gehalten, weigert sich aber lange, dtc Herrschcrkrone anzunehmen, bis ihn dte List dcS ObcrprtestcrS und der Wille des Volkes dazu zwingen. Sein Leidensweg hinaus zu solcher Höhe erscheint ihm selber zauberhaft, sein Leben ward Magie, seine Seelenkräste steigern sich zur Hellsichtigkeit, durch dte er schon den drohen den Schalten des Verhängnisses nahen steht. Und der Schatten nimmt Gestalt an, seines Sohnes Lrmann Gestatt, der plötzlich, von einem aufrührerischen Wilde» geleltet. vvr ihm steht. Ihm wirst Prosperv die unwillig getragene Köniaskrvne hin. tbm will er sein LeidenSdasetn zum Opfer bringen. Während Ormanu den Tod als gefangener Landes- feind erwartet, steigt Prosperv zum Gtpsel des GlutbergeS hinan Doch Ormann, durch ein Pergament de» unertanntcn Vaters aufgeklärt, will das Opfer nicht annehmen und eilt dem Vater tn die freien Höhen nach. Zu spät. Ins Gött- ltche All der Natur entrückt, entfesselt von aller Täuschung seines Zaubers, den der Schleier der Masa zwischen Ich und Wett gebangt, sinkt Prnspero versöhnt »vd beseligt in das große Nichts. Diese Handlung darf dem Anspruch erheben, mrr nach der Logik einer Phantasiedtchtung beurteilt zu werden. In diesem freien Reich ist eS natürlich ja notwendig, daß Vater und Sohn sich auf der fernsten Insel ivicderbcge.xnen müssen, um türcn Kampf auszngleichen. Hier ist es zulässig, daß Bruder und Schwester sich vereinigen wie Kinder atter Künigsgeschlechter, um das Blut zu wahren, hier erhält es höheren Sinn, daß der Vater sich ovsert. um Raum für das neue Geschlecht zu schaffen. Was serndlich gegeneinander- ktand. ist cinlig unter dem Gesetz der Dauer alles Natürlichen, das Ewige wandelt durch all« Gestalten, Generationen wechseln, lösen sich ab in Zerstörung und Vernichtung, das Wesen bleibt, die Gattung lebt, der Zauber steckt hinter den Erscheinungsformen Die Ideen aber. Messtashofs- n»na«n und Erfüll»,rgstcäunie. sind drs magische Band, daS unzerreißbar durch allen Wechsel, alte Menschenschöpsungen und „Kulturen" lvuft, und das Leiden und das Opfer sind der Preis, den die höher« Menschheit immer wieder aller Orten und zu allen Zetten sür ihr« Erlösnn« zahlt. Ob HauptmannS dichterisches Sinnbild für solche un verwandte Ideen den zwingenden Ausdruck bietet, bleibt zweifelhaft. Eine Dichtung kann uyd soll ja auch nicht Philosovhte sein. Genug, wenn Ne mit höherer Ahnung an unsere Stnnespsortcn klopst, um durch die Anschauung vielen zu vermitteln, was der abstrakte Gedanke schärfer den Wenigen gibt, -ln gedanklicher Klarheit, an überzeugender Geistigkeit fehlt seiner Dichtung daS Letzte, an poetischer Schönheit und sprachlicher Krast ist sie reicher als alles, was wir tn dieser Gattung tn den letzten Jahren hcrvortreten »ahrn. Wtevtelr sind ganz gescheitert daran, tm antiken oder germanischen Mythus höhere Ideen zu spiegeln! Haupt mann hat vermocht, an so entlegenem Stosfe doch eine all gemein menschliche Idee zur erlebenSfähigen Tlnnbtlbttch- kett zn formen, gewiß nicht mit der grübelnden, bohrende» Tiefe Hebbels, aber etwa mit der farbenfrohen Besinnlich keit Grillparzers: man denke an leine LtaatSphtlosupyte tu der „Libussa". Hauptmanna persönliches metaphysische- Re- dürsnIS spricht sich jedenfalls rein in dieser Dichtung ans. Wer tn das Buch etndringt, findet dte echten Kennzeichen deutschen Dichtergetste« darin. Die große Linte von unserer klassische» Dichtung her zieht sich hindurch und es hieße Lesitng. Goethe, Schiller, Grillparzer, Hebbel oer leugnen, wollte man nicht auch einem Nachfahren daS Recht an! die Jbeendichtung und daS philosophierende Drama zu billigen. Dte dramatischen Schwächen solcher Werte liegen aus Ser Hand: sie sind die Kehrseite ihres inneren GehalteS. UebrigenS luttie »er Spielleiter Haupt mann alles getan, um seine Dichtung als reizvolles Bühnenwcrk wirken zu lcrsien. Daß er ein schöpferischer Regisseur ist weiß man längst. Wirs an Farbe. Pracht. Theatralik aus der indianischen Umwelt hcrausaelwlk werden kann, war leuchtend sa. Unter der Mitwirkung Ivo Haupt in an» s, seines Sohnes, des Malers. Leonhard Fan tos. unseres Trachkenkundtgen. Adolf Linne. bachs, unseres Lickt- und Szencnmelsters. erstanden wundervolle Bilder der fremden Well. Wer hätte geglaubt, de» Piiantasicrausch unserer Jugend, Indianerhäuptlinge in »ollem Kriegsschinuck, rothäutige, schwarzhaarige Azteken in so würdiger Erscheinung je lcibtzgflig zu schauen! Pracht- voll gegliedert die Gruppe», glaubhaft die sei erliche» Pricsierzerenivuren. prunkvoll das Königszclt, erhaben die GebirgSeiiiöde. d'e im steigenden Nebel verlauf. DaS anl- nehmende 'kluge lomml »ich! zn kurz. Ja. hlnler der ge- schickten Theatralik trat sogar bas gckstige Element gelegent lich mehr, als zu erwarten, zurück. Die mexikanische Hanoi und Siaatsaltion drängt« sich stark auf. Mit all«» sinnlichen Mitteln der Farbe, der Musik, nach allen echten indianischen Motiven von Dr. Ehitz zuiain»ieng«stellt. mit großem Dar« stellunassiil vvllzog sich das „Opfer" a!ö fesselnde, stark, betonte Bühnonbandlung. Paul Wteckc gab dem Pivspero sein« Meisterschast im Ausdruck denke rischer Königlichkeit, Magier und Mensch, erschütternd in dem Schmerz seiner Le.dcnSahnnng. höchst« Welt« beS rhetorisch, gedanklichen Schwunges i« der Verklärung des Schluss«» ansblelend. Er ivar der ibcenersülls« Träger de» geistig«« Gehalte- der Dichtung. Lein Grgenlpisler. Herbert D > r in o s e r als Ormann. drang nicht ganz vom drama tisch bewegten Sprecher zum Gestalter durch: mehr sicgchafte Haltuiig und Festigkeit de- Eroberers wäre zu wünsche» gewesen. Aber Iw Ausdruck bcö Leidenschaftlichen mar er stark. Anion ta Dietrich als rot« Pri«ch«o!n tm blau«» Gewand: «in schöne- Bild; als lecken voll« Jungs rau eine hohe, adlig« Erscheinung. Melitta Leltüner, weiß, hänttg. rotblond, wilde I8g«rlu, für HauptmannL Vorrüa
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