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Dresdner Nachrichten : 04.06.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187206046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18720604
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18720604
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1872
-
Monat
1872-06
- Tag 1872-06-04
-
Monat
1872-06
-
Jahr
1872
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 04.06.1872
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ksurateur Herr Heinrich Strunk Ihnen an» in kulinarischer ^ zsia.t einen angenehmen Nachgeschmack von unserem Etablis sement bereiten wird. Eenchimgen Sie freunklicl'st die Ver sicherung unserer größten Hochachtung. Der Perwalttmgöratb e» Actlen Vereins jum Linckc'schen Bake. Earl Schacro, «orsitzender." >. — 1» H e rm i n! a - T b e a t e r. Eine Wieterbolung vrö vieraktigen Stttendildeö : llnsere braven L a » d - ltute" von Bictorien Lardou, in der Uebcisetzung von A. Winter, batte taä Haut» nur mäßig gefüllt. Ursprünglich Mltt Akte und auch von dem Uedersetzer Julius stiolen aus vier reducirt, spannen eigentlich nur die testen zwei Akte. Aut dem ersten liegt die Langeweile wie keiner Staub, die drei Angler lutschen lvre Reden über die Gebübr auö, Ibre Angeirukv« wird zu einer Lclmrutde, woraus die Ervosition kleben bleibt. AIS Einer der fischende» LrlaS einmal kräitig vieff, rakt der Zuschauer In der Stille: Gott beit! daß bald Leben tn den Redefluß kommt; aber selbst ein Neunauge der Kritik kann keine Scene erblicken, die alö Hecht im Karpicn- teich gelten könnte. Man tragt sich in der rdat, wie dieses Sittenbild eigentlich Repcrtoirstück am Hoiburgtbcater ru Wien werben konnte und auch daselbst am Earltbeater vicliachc Dar stellungen erlebte. ;Vian pricö die meisierbaite rlllacl'e dco Stückes, Sardou'S prächtige Diction, unk wenn zuletzt der Vorhang tailt, bleibt im Zuschauer dennoch eine Leere in sei nem Herzen zurück. Zweck der Kunst ist, im Menschen die jenige Luft zu entzünden, welche lein ganzes Wesen vom Druck de» AUtagSlebenS befreit: selbst das gemeine Leben und Treibe» der Menschen will etwas Verklärung durch cie Poesie haben, man will, wenn nicht erschüttert, doch erregt sein. DaS Letztere wird nur tm dritten und vierten Akt dieses ttanzösi. schm Sittenbildes bervorgedracht. und höchst wacker, votier Anrrkritnung werth, zeigte sich Herr Bencke alö Baron Vtllepereur. Sein volles, sonoreö Organ, seine verständige Slussasfnng deS Charakters baden ibm bereits die volle (Muss des Publikums gesichert. »Eilt Vergnügen leibt ihm der Hörer sein Ohr. denn jedes seiner Worte wird deutlich bis in de» emsrratrsteu Raum vernommen und einige Scene» spielte er vorgestern Abend mit großer Wahrheit. In Bortlihrmig der Gcnevlöve zeigte sich Frau B aumgart - Stahlberg als eine anmutblge Erscheinung, unk sagte ihr diele Partl-ie mehr zu, ai» neulich die umtaüende große Rolle in „Freu Fron Vorzüglich gelang ihr das Naive bei sehr gewandtem Spiel unb mimischem Ausdruck. Herr A lcra n d e r als ^ipotheker yloupln erkannte die Scrupcl seiner Nolle, die komliä' wirken soll unb ko» so wenig Fluidum hat. DaS Komische in seinei Rolle tst zu sehr nach homövpathiichcii E-rundsghcn behandelt: wahrscheinlich dachte der Siebter: ein Apolhetcr muß am j Ettguette halten, deöhalb Alles io fein filtrirt und gestöpselt. Eorrect und wirksam führte Fränl. Bering er die Baronin durch. Dm Liebhaber Henri gab Herr Berit l na cd Krä'tcn, ebmio Herr Baumgartner den llN'rrlsion. Die Sieben- parthiern waren sorgfältig besetzt und die Inseenirung gab Beweis, daß Herr Bencke auch alö Regisseur seiner Aufgabe vollkommen gewachten. Dte Hauptdarsteller wurden durch Hervorruf geebrt, unb wir wünschen, daß bei allen Darsteller» die Liebe zur Kunst nie erkalten möge. Die lielcrwindung unsäglicher Schwierigkeiten und tcskeö AuSharren in terNoth wird im Leben ott alö die Feuerprobe des ächten Kumttrieocs erachtet. Nein! die Gunst deS Glückes, Ehre, Gewinn, Ruhm unk alle daraus entspringenden Bortbeile und Genüsse deS Levens sind ott härtere Prmu»ge» tttr den Künstler, als jene, welche mir Mackst sein besseres Selbst in den Kamps führen, während diele ilsti leigst in die verderbliche Ruhe eines wokst- behaglichen SelbstgrstllstcS elnwicgen, Der wahre Trieb zur Kunst triik lenen gewappnet entgegen und läßt sich nimmer von der Babn seines Berufes locken. — In der Nahe der Lampfschiff-Landungsdrücke stürzte sich vorgestern Abend in ver zehnten Stunde ein gut gekleidetes Mädchen in die Elbe, und wurde schleunigst durch Herrn Fischer- meister Weber den Flutlen scheinbar leblos cnuisscn. Durch herbeigeholte ärilliche Hülse machten sich Lebenszeichen wieder geltend und wurde sie später durch Siechkorb in s städtische KsinkenhauS gebracht, wo man constatirte, daß die in den höhere» 20 er Jahren sielende Person von hier gebürtig ist. — Nach einer Mttheilnng, die man unS gemacht, glauben wir vor-ewem Manne waiaien zu müssen, der sich für einen ari der Freiberger Gegend stammenden Bildhauer auSgicbt und die schan oft au-geüi'te Industrie betreibt, daß er sich irgendwo ein- miethet, um bald daraus aus dem Logis, unter Mitnahme dort anneetirter Sachen, zu verschwinden. So hat er der Betreffende erst vor wenigen Tagen in der Oppelvorstadt gemacht und daselbst außer verschiedenen Kleidungsstücken auch eine seiner Loqiswirthin gehörig« Taschenuhr mitgehen heißen. — Jener Unbekannte, welchen man vor einigen Abenden ans einer Bank im Großen Garten in Holge von Cyankaliver- giftung todlß'ufgesundm, soll als ein im Ausgang der zwan ziger Jahre stehender Oeeonom von hier, der vor nickt langer Zeit erst aus Amerika nach seiner Heimath zurückgeiehrt ist. recognoScirt worden sein. — Aus einer uns zugchenden Notiz entnehmen wir, daß sich dermalen wieder einmal ein Dieb hier umhertreibt, der es aus Uebcrzieher abgesehen hat, die in Restaurationen von Gästen abgelegt und an der Wand ausgehängt werden. Der Besucher l einer in der Nähe der Redaktion d. Bl. gelegenen, renommirten Restauration »st diei.m Nockschwindler mit einem eleganten Sommerübcrziehcr, in welchem noch eine Meerschaum-Cigarren spitz« gesteckt hat. erst in den jüngsten Tagen zum Lpfer gefallen. - Sine junge Dittwe von auswärts, welche seit mehreren Wochen hier sich ausgehalten unb mit Handarbeit beschäftigt hat, soll sich vor einigen Tagen in ihrem Logis heimlich ent- Hunden, das Kind in die Elbe geworfen und dann sofort in ihre Heimath zurückbegcben haben. — Am vergangenen Sonntag Vormittag ist in einem Logis auf der Halbengaffe ein Korb mit Wäsche und Kleidern. in Brand gerathen. Der Brand ist von den Bewohnern des! Logis selbst gelöscht und ein namhafter Schaden nicht verursacht worden. Die Feuerwache war zur Stelle geeilt. Tie Ent-! stehung deS Brandes ließ sich nicht sofort erörtern. — Großenhain, 2. Juni. Auch unsere Stadt hat seit längerer Zeit an der grassirenden Strikc Krankheit zu leiden Schon vor mehreren Wochen stellten plötzlich die Schneidergehüi- fen die Arbeit ein, wodurck die Herren Meister sich bewogen t, dem Publikum eine kleinePreiScrhöhung von nur 2öR^ alle Arbeitslieferungen anzukündigcn. Nachdem hierauf die Strlle-KrankheitS-Symptome in verschiedenen Gewerken mehr oder weniger gespukt haben, scheint die moderne Krantheit ein ereil Stadium zu erreichen. Im Laufe der verflossenen Woche in den hiesigen Fabriken viele Arbeiter die Arbeit einge- «llt oder doch einzustellen gedroht, wenn ihnen verlangte Lohn sätze nicht gewährt werden. Der hiesige Fabrikanten-Verein hat hierauf Lohnerhöhungen für gewisse Branchen zugesagt, für manche Branchen jedoch, wie z. B. Spinnerei. bei welcher schon hohe Löhne gezahlt werden, bestimmt verweigert und durch Pla kate bekannt gegeben, daß am 8. Juni sSmmtliche Fabriken ge schlossen weiden, bis sämmtliche Arbeiter und Arbeiterinnen die Arbeit wieder aufztinehmen bereit sind. Jedes Mitglied ist bei 100 Thlr. Strafe verpflichtet, dieser Bestimmung nachzulommen. So kann Großenhain einmal das seltene Schauspiel erleben, daß an einem Wochentage sämnitliche Fabrik Schornsteine sticke» und ihre lieblichen, schwarzen Rauchwolken zum Ergötzen aller Wasch weiber und Wäschebleicherinne» voreitthalten. Die Arbeiter hal ten fleißig Versammlungen. ES sollen, wie man sagt, Volk be glückende Agitatoren zugereist sein, welche die sinkenden Parteien durch ihre wohlgemeinten Raüischlage unterstützen Selbst ruhige und besonnene Arbeiter betbciligen sich zum Entsetzen ihrer Wei her an der Bewegung, weil sie, wie wir von mehreren gehört haben, nicht wagen dürfen, sich auszuschließen. — Während so die großen Etablissements in Gefahr stehen, zeitweilig zu veröden, entwickelt sich aus den um das Reilhaus gelegenen Plätzen — oder wie eine daselbst aushängende Bekanntmachung sagt, „auf den Plätzen um dem Reithause herum" — ein rege» Leben. - Gestern ist die Gewerbe-Ausstellung feierlich eröffnet worden und es bietet dieselbe ein überaus erfreuliches Bild von der Ge- ivcrbthätiakeit unserer Stadt. Da giebt es viel zu sehen, vom riesigen kupfernen Brennerei-Apparat bis zum Zinnsoldaten, vom diebs- und feuerfesten Eassaschranke bis zum »redlichen Fußbank- chen, vom Pianino bis zur bescheidenen Mundharmonika, vom Macaronikuchen bis zum Lederselt. vom festen Seil« bis zum j feinsten Seidensadchcn, vom Webstuhl bis zum Handnah- maschinchen, von der Marmorplatte bis zum Ehamotteziegek. ^ vom seidenen Kleide bis zur gewebten Hose ohne Naht, vom j eichenen Kleiderschranke bis zum brillanten Schmuckkästchen, vom ! Seifenblock bis zum Käse, vom kernigsten Leder bis zur feinsten Weißwaare n. s. w. Stundenlang kann sich dar Auge nicht satt sehen rmd es entdeckt immer wieder Neues. Wohlgefällig be trachten die Damen nameullich die Nahmaschinen, Stickereien,! Weißwaare» u. s. w. Es würde viel Raum erfordern, um em i ziemlich ausführliches Bild der Ausstellung zu geben. So man -: eher Aussteller braucht sich seiner Arbeit nicht zu schämen. Zu > den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten gehört wohl der von! den Gebrüdeni Sclnvedier ausgestellte vollständige Brennerei Apparat und ein Wagen von Herrn Wagen - Fabrikant Zanther. Die Ausstellung ist aber auch noch durch manchen anderen schönen Gegenstand geziert. Freilich hätte Großenhain noch Mancherlei liefern können. Tuchlcrarbeit ist gut, aber wenig vertreten. Buchbinder und andere Gewcrbtreibende. die auch Tüchtiges leisten, haben sich gar nicht betheiligt. Die Herren Schneidermeister haben wahrscheinlich in Folge vorerwähnten StrikeS ihrer Gehilfen von einer Belherligung absehen müssen. Sehr zu bedauern ist cS, das; sich unsere großen Fabriken nicht betheiiigt haben, wodurch doch das Büd der Großenhainer Ge-. iverbslhätigkeit bedeutend vervollständigt worden wäre. Nächsten ^ Sonnabend und Sonntag ist mit dieser Gewerbe-Ausstellung > eine Thierschau und eine Ausstellung landwirthjchastlicher Ma schinen verbunden, welche sehr interessant zu werden verspricht und wobei alle Gattungen von Hausthieren, von» edlen Roß und 23 Centner schweren Ochsen bis zur leichten Seidenraupe zu be trachten sein werden. Selbst eine feine Hundefoniilie wird sich zur Schau stellen lassen. Ein Backkünstlcr hat bereits in der Gewerbe Ausstellung ein Bild der Tbiersckau zu geben versucht und ist demnach :u hoffen, das, alle Tbiere „rum Anbeißen" hübsch sein werden. — Die Eröffnung der Ausstellung erfolgte unter entsprechender Feierlichkeit durch eine vortreffliche Rede unseres Gcwerbcvereins Vorstandes Herrn Slrohhutsabrikanten! Stegen. -Nächsten Sonnabend rmd Svnnlag wird dem Besuch! verschiedener hochgestellter Vertonen entgcgeiigesehen und nächsten Montag hoffen wir viele Mitglieder des Dresdner Gewerbc- VereinS begrüßen zu können. Gebe der Himmel günstige Witterung! — In Gcsau bei Glauchau ist am 31. Mai der Erd- mann'sche Gailhof abgebrannt. Die drei in dem Hause woh nenden Familien habcn fast nur das nackte Leben gerettet. — Am 30. Mai branmite in Wcrbau das Kesselhaus der in der. Bahnhofstraße gelegenen Pnchert'schen Fabrik ab. — Oesfentli che Gerichtssitzung am 25. MaiR Glaubensgenossen der beiden Angeklagten, zweier Jüdinnen,! haben sich zahlreich im Zuhörerraum eingesunde». Tie Hanveis- srau Anita Burbnum aus Polt und deren Schwiegermutter Therese Burbaum ebendaher, Beide unter der Anklage des Be trugs stellend, kamen im Octvber vor. Jahres aus der Mückreise von der Frankfurter Messe hier zum mehrtägigen Aufenthalt an, um, wie die ältere der Beiden angiebt, „Ramsch" einzukausen; die Jüngere dagegen meint, um Woll-, Weiß- und Lemenwaaren einzukausen. Es liegt nun aber dringender Verdacht vor, daß sie auch noch das Nebengeschäft, Geld zu stehlen, betrieben. Mit außerordentlicher Zungenfertigkeit suchen sie, inSboiondere die Jüngere, ihre Schuldlosigkeit darzuthun; die Aeltere ist, sobald ein Zeuge etwas aussagt, was ihr nicht genehm ist, sogleich da mit: „Das ist Lüge", wovon sie trotz mehrmaligen Verweises nicht eher abläßt, bis ihr gedroht wird, sie sofort abführen zu lasse». Am 2!>. genannten Monats traten sie in das Baumann'- sche Friscurgeschäst ans der Frauenstraße mit derNachfrage, wie viel der schwarze Zopf koste. Der Kaufpreis betrug 20 Thlr. Dies als zu hohen Preis bezeichnend, handelte die jüngere Zopf liebhaberin wer weiß wie lange darum, die Geduld desGeschäfts- herrn gar sehr auf die Probe stellend. Jnmittelst brachte — nach der Ueberzeuguug des ZeugenBaumann — die ältere Frau, welche sich ganz dicht an die Seite der jüngeren placirte, eine >G>Thlr.-Note aus derTasche, welche die Letztere demGeschüfts- i Herrn mit der Bitte, dieselbe zu wechseln, darreichte; er lehnte cS ab, da die Credit-Gesellschaft ihm unbekannt war, wechselte jedoch eine zweite, einen preußischen 100 Thlr.-Cassenschein. Der Handel um den Zopf ward wieder eine Zeit lang fortgesetzt, da- ! raus fiel es der Jüngeren ein, anstatt der erhaltenen sächsischen ! Casscnschnne sich andere auözubitten; auch dieser Bitte willfahrte der GeschäftShcrr. Nachdem die zweiten 100 Thlr. aufgezählt ' waren, übergab der Quälgeist ohne Vorzählen die noch in der Hand gehaltenen Scheine; der Empfänger warf sic ungezählt in den Geldschrank und die beiden Frauen entfernten sich, ohne ge- kauft zu habcn. Herr Baumann war eben im Begriff, seine Casse nachzuzählen, um den in ihm aufgestiegenen Verdacht zu beseitigen, da kamen die beiden Frauen zimmer wieder und zahlten die 20 Thlr. i für denZopf, auf welchen die jüngere,nach AussageihrerSchwieger- mutter, „brannte." Nach ihr»» Tnlserimng nah« ß«»G»s, i,»Haber sofort seine East« nochmals in Augenschein und siehe da, es fehlten 30 Thlr. Schnell setzt er den Hut auf, eilt auf di« Straße, holt die Verdächtigen ein und übergiebt sie der Polizei. — Ein« nicht minder harte Geduldsprobe hatte einige Tage vor her der Geschäftsführer des Haugk'jc!,,» Huigeschästes auf der Cchloßstraße beim Handel um eme» nut zu bestehen gehabt. Der 'Vorgang war fast panz gleichartig. Nur ließ die jüngere der beiden Frauen in diesem Falle nickt zweimal die IM Thlr. wechseln, sondern bat sich beim Fortgehen ihren IMthälerigen Schenr gegen Rückgabe deS noch in ihrer Hand befindlichen Päck chens wieder aus. 'Auch dieses wanderle ungezählt in di« Haupt- easse, welche der Geschäftsführer' Dietzenthaler erst eine halb« Stunde vorher gezählt hatte. Das End, vom Liede war, daß zwar noch ein Hut in, Preise zu 2», Thlr. gelaust ward, daß aber auch die Casse ein Minus von lO LHlrn. ergab. — Gleich« Verlust traf die Firma Julius Singer am Altmarkt. In diesem Falle spielt die ältere Burbaui» die Hauptrolle. Der Handel drehte sich um ein Jogurt und einen Mantel. Ein Kauf ward nicht abgeschlossen, doch mußte die 100 Thlr -Note ihr Stückchen wieder spielen ; auch da war das erste Wechseln noch nicht gani zur Zufriedenheit ausgefallen; Therese Burbaum gab einen 10 oder 20 Thalerschein wieder zurück mit der Bitte, einthäkerig« dafür zu geben; auch diesem Verlangen kam der Geschäftsinhaber nach, allein kaum damit fertig, mischt die Frau da» Geld unter einander und wünschte, daß der Herr cs noch einmal durchzahle, ob es auch richtig sei und siehe da — es fehlen 10 Thlr. Ob wohl ihm dieß für denAugenblick unerlünttch, zahlte er doch sofort bereitwilligst die fehlende Summe nach, allein bei spaterem Ueber- legcn fand der Geschäftsinhaber doch den Fall geugnet, Anzeige zu erstatten. — Im letzten Falle, in weichem es sich um Schädi gung von Thirn. zum Schaden des Siebec'schen Tuchgefchäst» aut der Framnstroße in ganz ähnlicher Weiie handelt, ist nur die Anklage gegen die Anna Buzbaum gerichtet. Bei Gelegenheit oes Kaufes einer Eravatle für 1 Thlr., wofür bei der Bezahlung ein !0 Thalerschein hingegeben wcud, bat sich die Käuferin statt der zurückerhaltcnen Thalcrstücke andere Münzforten auS. Die Verkäuferin, weiche inzivischen noch mehr Leute zu bcdieiren hatte, ivarf das zuruckgegebene Häufchen T Haler, nachdem sie anderes Geld aiisgczähil, eiligst ungezähtl in die Easfe. Beim Zählen der Tagcscasse eizzctd sich das angegebene Deficit. Wahrend die Slaatsanwatlschast denSchulbbewei« für erbracht hält, bestreiten dies die Berlhe-diger, die Herren Adv. Richard Schanz und Or. Stein l. Das Unheil de» Lchöffengnichlo lautet für Anna B. auf 1 Jahr und 3 Monate Gefanginß und für Therese Bur baum aus 1 Jahr und 2 Monate gleicher Strafe. — AngekündigteGerichtsverhandlungen. Diens tag, den 4. Juni, Vormittags 9 Uhr, Hauptverhandlung wider die Näherin Ainalis Rosalie Bertha Henlichet hier und Genossen wegen Diebstahls und Unterschlagung. Vorsitzender: Gerichts rath Einert. — Elbüöhe. den 3. Juni Mittag-: 0,,Meter unter Rull. Die Prager Blätter bringen nock immer Berichte über die jüngsten Ueberjchwemmungen, die das Wuthen de» entfesselten Elementes in seiner ganzen Furchtbarkeit erkennen lassen. So entnehmen wir einer Schilderung des „Prager Abendblatt" auS Lieboriy, 2K. Mai, folgende grauenhafte Details: „Die Be wohner im unteren, tiefer gelegenen Lrtslheile erwachten erst, als das Wasfer bereits in tue Wohnungen eindrang. Wieder Andere erwachte!» erst, als das Wasser bereits zu den Fenstern eindrang. Die Bewohner dieser Häuser wurden von dem Wasser gepöben und trüben im Zimmer herum: einige davon waren so glücklich, als das Wasser bereits die Decke erreicht hatte, an di« Deckbailcn oder Naget sich anzuklammern: der Kops stieß an di« Decke, das'Wasser reichte bis zum Munde. Hmferufe der Kinder, der Eltern. Geschwister, Niemand konnte Helsen. Dazu finstere schwarze Nacht. Einigen diefer Angeklammerten gelang e», sich mehrere Stunden in dieser Lage zu erhatten -, man fand sie früh Meinen» ganz erstarrt, dem Tode nahe, neben ihnen Leichen der Angehörigen. Bei Tagesanbruch sah man die furchtbare Zer störung; ganze Familien waren enrunten, Häuser ganz oder theilweifc zerstört." — Aus dem Dörfchen Hrzedt bei Brunan wird folgende erschütternde Scene berichtet: Aus den Birnbaum des Dorfes hatten sich neun Personen gerettet, unter ihnen ein zwölfjähriges Mädchen. Die Arme sah nach dem Orte, wo die Hütte ihrer Eltern gestanden. Nicht wert von dem Birnbaum« trieb ans der Strömung ein mit dem Tode ringendes Weib. Der Strom wendete sie um, da flog vom Birnbäume herab ein« zweite weibliche Gestalt aus sie zu. „Was werde ich machen, wenn mein Mütterchen todt ist?" rief da« Mädchen und sprang der 'Mutter nach. — Zwei würdige Priester, der Pfarrer Halisch in Kleinholletitz und der Pfarrer Scheithauer von Lieboritz, wei gerten sick. die Leichen der Unglücklichen, die der Ueberichwemm» ung zum Opler sielen, einzusegnen, solange ihnen nichtdie Leichcn- gebühren bezahlt würden. Der Gemeindevorsteher von Lieboritz zeigte dem Pfarrer an, daß eventuell aus den Gemeinde-Einkünf ten die Tare berichtigt werden würde, gleichwohl kam dieser nicht und ließ sagen, man möge di« Leicken nur aus dem Kirchhofs liegen kaffen! Inmitten jo viel Elend« so viel Barbarei, da» ist unerhört! * Deutsche Sprache und Literatur in Japan. AuS Jeddo wird den „Deutschen Blättern" berichtet: Im Ja nuar 1870 wurde hier, in der gegenwärtig ungefähr 1l/z Mill. Einwohner zählenden Hauptstadt des sapanesischen Reiches eine Schule für den Unterricht in der dentichen Sprach mit 4 Zög lingen eröffnet und am Schluffe desselben Jahres hatte dieselbe bereits 4M—-5M Schüler. Im Laufe des Jahres 1671 ent standen als eine unmittelbare Folge der deutsci-en Thatcn und der steigenden Bedeutung Deutschlands auch schon verschiedene solcher Schulen in den Provinzen, und der Kaiser von Japan wie seine Regierung tntcressirten sich von jetzt ab so lebhaft für deutsche Wissenschaft, daß von ihnen nicht nur Schulen nach deutschem Muster und für deutsch« Sprache in größerem Maß stabe errichtet, sondern bekanntlich auch viele junge Japaner ou» vornehmen Familien zu ihrer Au»lnlduna nach Deutschland ge schickt wurden. In der letzten Zeit hat die japanesischr stiegt«« rung auch höhere wiffenschastlicheAnstalten uno eine medicinisch« Akidemi« gegründet, wo ausschließlich deutsch« Lehrer und Pro fessoren thätig sind, die zur Einrichtung der Institute au» Deutsch-
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