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Dresdner Nachrichten : 24.11.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189911247
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18991124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18991124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-11
- Tag 1899-11-24
-
Monat
1899-11
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 24.11.1899
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samer Arbeit in den Ttadwerordneteniaal berufen werden. DaS Schwierigste wird, wenn man auf die Berücksichtigung des Berufs» stand«» und de» Einkommens al» Grundlage eines nnien Wahl system» ,»kommt. die Abthellung der Klassen und die Bertheilung der Zahl der Stadtverordneten aus diese Klassen sein." Einen be stimmten Vorschlag über die grundsätzliche Äeiiderung deS Wahl system» enthüll der Vortrag deS Oberbürgermeister» nicht; wohl ober hat ein Ausschuß de» RatheS, der sogenannte Senioren konvent, die ganze Angelegenheit sorglichdurchberathen und ist zu folgendem Ergebnisse gelangt: 1. Der Rath erklärt sich grundsätz lich damit einverstanden, daß eine Aenberung des Systems, nach welchem die Stadtverordneten gewühlt werde», durch Eintheilung der Wühler in Klassen nach Berufssiündcn und Einkommen und eine Vermehrung der Geiammtzahl der Stadtverordneten um 6 erfolge. 2. Hierbei soll vorbehältlich der näheren Begründung schon jetzt empsohlen werden, bei dieser Vorlage eine Eintheilung. lvie sie rn Anlage ^ enthalten ist. zu Grunde zu legen. 3. Die Stadtverordneten solle» ersucht werden, zunächst zu der Frage der Aenderung des Wahlrechts nach Maßgabe der unter Nr. 1 an gegebenen Grundsätze Stellung "zu nehmen, woraus der Rath die Ausarbeitung einer speziellen Vorlage, nach Befinden unter Er gänzung der statistische» Unterlagen, veranlassen wird. Die Anlage L aber schlägt die Bildung von vier Abtheilungen vor, nämlich: l. Selbststündlge in Industrie rmd Hmrdel, «Inschliehlich der leitenden Beamten: s) über 280V M. Einkommen <3678 Wähler, Gesannnlsteucrsoll: 1,205,29« M.s Lt d) 2890 M. Einkommen und darunter <2882 Wähler, Gesammtsieusrsoll: «0.721 M.s 3 U. Gewerks- und HandwcrkSgehilsrn. Bureau- urrd Ladenpcrsonnl. Fabrik- und sonstige Arbeiter: s) über 25va M. Einkommen <384 Wähler. GesannnMeuersoll: 43,226 M.) kt d> 280» M. Einkomnici, und darunter <1886 Wähler. Gesaiumtstcuersoll: 25.203 N.) 1 III. Orsfentllche Beamte und Lehrer, Angehörige der freien Bcrussarten: a) über 2500 M. Einkommen <2688 Wähler, Kesainintstcriersoll: 437,317 M.) 3 d) 2500 M. Einkommen und darunter <2668 Wähler, Gcsammtsleucrioll: 56.548 M.s 3 >v. Rentner und Pensioniere: s> über 2800 M. Einkommen <1383 Wähler, Gesammlsteuerioll: 378,320 M.) 3 b) 2800 M. Einkonnnen und darunter <861 Wähicr, Gesammhieucrsoll: 13,245 M.) Unanläg»^ 18 1 2 39 Ans. 39 Unans. 78. Wie man sieht, zerfällt jede der vier Abthcilnngen wieder in je zwei Unterabtheilungen, die Bürger mit über und die mit unter 2500 Mk. Einkommen: in jeder dieser Abthcilnngen und Unterabtheilungen sind ansässige und unanläisige Stadtverordnete zu wählen und zwar in verschiedener Anzahl. Ihre Summimng ergiebt 78 Stadtverordnete zu gleiche» Thcilcu von Ansässigen und Unansäisigen. Ueber die>e Anträge des Sciiioren- konvents wird der Gesammtrath nächste Woche Beschluß fassen. — Diele Mittheilungcn stehen zum Theii im Widerspruch mit Dem jenigen. die ein hiesiges Blatt als den Bortrag des Herrn Ober bürgermeisters veröffentlicht hat. was aber den Thatsachcn. wie wir bestimmt zu wissen glauben, nicht cutipncht. Der Inhalt des Aufsatzes des betreffenden Blattes beruht auf früheren Vorschlägen und ist i» einem wesentlichen Theiie bereits überholt — Zu dem Arikaus des Rittergutes Kli » genberg seitens der Stadt Dresden ist zu bemerken, daß das Rittergut Kiingen- berg nicht bei Frcibera, sondern im 'Amtsbezirk Tharandt gelegen ist und ein Theii der Rittergutsstur an den Königl. Forst Grntten- bura grenzt. Ferner besteht der zum Rittergut Klmgcnberg ge hörige Wald von etwa 100 Hektar nicht aus Kiefern, ivndern aus Fichten. — Gcheiinrath Professor Dr. v. Minsk owski, der bis vor Kurzem zu den Koryphäen unserer Landcsnniversität gehörte, ist vorgesler» in Leipzig gestorben Ter Verewigte, eine Kapazität auf dem Gebiete der Nationalökonomie und Finniiz- wissenichaft. war bereits vor wenigen Semestern durch eine schwere Krankheit genöthigt, sei» Lehramt nicdccznlegen. zum größten Bedauern seiner ih» innig verehrende» zahlreichen Schüler und zum Leidwesen seiner Kollegen, die in ihm einen warmherzigen Freund verloren. Der Verstorbene ward am 26. Januar 1838 in der livländischen Stadt Pernau geboren, slndirte in Dorpat, Heidelberg und Berlin, trat nach vollendeten Studien in den Dienst der baltischen Civilvbcrverwnltnng und war zugleich als Hofgcrichtsndvotät und Doecut am Polytechnikum zu Riga thätig. 187l siedelte er nach Deutschland über und habilitirtc sich 1873 in Jena für Staatswissenichasten, wurde !874 ordentlicher Professor in Basti und wirkte hier bis 1881, mit einer Unterbrechung von einem Jahre, das er als Professor an der Landwirthichnsliichen Akademie zu Hvhcuheim zubrachic. 1881—88 war er Professor der Staatswiffenschafte» an der Nninersität Breslau, 1882—8') war er zugleich Mitglied des preußischen Landesölvnomiekolieg nmS und 188-1—88 Mitglied deS Deutschen LandwirlhschaftSratyeS. 188!) folgte er einem Ruse an die Universität Wien; seit l89l wirkte er an der Universität Leipzig. Lilterarisch war de» Entschlafene ungemein thätig und eine Reihe bedenlender fachwiffenschastlicher Werke entstammt seiner Feder. — Miaskvmski war König!. Sächsi scher Geh. Hvstath, Ritter erster Klasse des Königl. Sächsischen Verdienstordens und des Großherzoglick Badischen Ordens vom Zähriuger Löwen - Mit eigenthümlicher Beharrlichkeit wiederholen Berliner Blätter — zuletzt sogar die poslvffiziöse „Deutsche Verkehrszcitung" — die schon einmal dementirte Nachricht, daß die sächsische Staats- eiseiibahiiverwaltiliig Verhandlungen mit den deutschen Enenbahn- behörden über die Abschaffung der Personenwagen erster Klasse wegen deren völliger Unrentabilität eingeleitct habe. Wir sind in der Lage feslzustellen. daß an der ganzen Nachricht kein wahres Wort ist. — Der Schlitzverband für Handel und Gewerbe für Mittel deutschland, Sitz Leipzig, hat in Verbindung mit neu» weiteren Korporationen, um der Ausbreitung der Konsumvereine jeglicher Art und der großkapitalistischen Betriebe entgegen zu wirken, a» die Ständevelsaminlung eine Petition des Inhalts gerichtet: „Ter Landtag wolle die Königl. Staatsregierung er suchen, den Stände» noch in der gegenwärtige» Tagung einen Gesetzentwurf vorzulegen, welcher dem von der Zweiten Kammer am 27. März 1866 bei Berathung des Antrags Rüder gefaßten Beschluß entspricht". Der Verband hofft, daß sich auch Dresdner Korporationen seinem Vorgehen anschiießen und seine Petition unterstützen werden. — Das Schmerzenskind des Staatshaushaltsetats bildet nach wie vor das Kapitel 12 „Fiskalische Erzberg werke bei F r e i b e r g". Im Jahre 1898 unterblieb die An nahme neuer Arbeiter beinahe vollständig. Die Mannschaft hatte sich daher am Jahresschlüsse 1898 bereits bis aus 2912 Köpfe ab- aemindert. Ter Gesammlverlust Berg- und Hüttenwesen, der sich ei» Jahr der Finanzperivde) aui hatte, betrug 1898 1.8W.209 Mk. die Finanzpcriode 1960/01 zu 80 Mk für höher als im Voretat, angenommen werden bei dem fiskalischen Freiberger von 1886/87 169.223 Mk. stins 1896,97 1,915.422 Btt. erhobt Der Silberpreis kann für ' 1 Klar., um 5 Mk. Auch berechtigt der Stand des Bleihandelspreists in der neuere» Zeit dazu, ihn mit 28 Mk. für I 4r in de» gegenwärtigen Etat einzustellen. d. i. 4 Mk. Höker als nach den, Vvretat. Diese Erhöhung der Mctall- preijc trägt jedoch so wenig zur Besserung der Verhältnisse des Frewcrger Bergbaues bei. daß sie kein Anlatz sein kan», den Plan seiner beschleunigten Abrüstung zu ändern, unter möglichster Ver meidung von Entlassungen sollen daher neue Arbeitskräfte fort dauernd nur insoweit angenommen werden, als im einzelnen Falle die unbedingte technische Rothwendigkeit hierzu vorliegt. Sonach wird die Verringemng des Mannichaftsbestandes mit dein Abgänge durch Tod. Jnvalidistrnng und freiwilliges Verlassen der Berg arbeit ziemlich gleichen Schritt halten, und es läßt sich annehmen, dieser Bestand werde am Schlüsse der Finanzperiode 1900,01 nur noa, etwa 2150 Man» betragen. Soweit der Betrieb noch iort- zusetzen sein wird, lasse» sich auch Neuaiilugen nicht ganz ver- mdeien. Dieses Mal sind dafür 65.000 Mk. pro Jahr angcsekt. Al» Gesammtverlust bei dem fiskalischen Berg» und Hüttenwesen wird für 1900/01 ein Betrag von (einjährig) 1.306.000 Mk. er wartet. — Die von der Gemeinde Bärwalde Sr. Majestät dem König kürzlich übergebene Doppelflinte, ein Meisterstück der Büchien- macherkunst. war von Herrn Hofbüchsenmacher Gustav Ulbricht. DreSden-Neustadt, geliefert worden. — Heute Abend 8 Uhr findet aus dem Königl. Belvedere au» Anlaß deS 25jährigen Bestehens de» höchst segensreich wirkenden Gemeinnützigen Verein» Festtafel statt. — Taarsordnuna der Zweiten Kammer st», Fretzaa. den 3«. Rarem brr Slannittaa« >0 Ubr. Vorberaibun, über den Entwurf «ine» Seiet»«», die Anlegung von Mündelgeld betreffend. ra«e»kefchtchte. Deutsches Reich. Aus die von Bürgermeister Dr. Klug- Lübeck dem Kaiser telegraphisch erstattete Meldung über den er folgten Stapellauf deS Kreuzers „Nymphe" ist folgendes Antwort- Telegramm emgeaange»: „Bürgermeister Klug. Kiel. Es freut Mich, daß Ew. Magnificenz als Vertreter der alten Hanlastadt Lübeck heute am Geburtstage Meiner vielgeliebten Mutter bei dem Kreuzer „Nymphe" den Taufakt vollzogen. Mögen die warmen Worte, welche Sie an diesen Zuwachs knüpften, überall in deutschen Lande» volle Anerkennung finden, damit Meine Marine in den Stand komme, den dauernd wachsenden Anforder ungen für den Schutz der überseeischen Interessen zu entsprechen. Wilhelm, l. 1i." Der Reichs ctat für 1!M wird wahrscheinlich erst Anfang Dezember im Reichstag erscheinen. Ec wird verzögert, damit die Etatsdebnite. bei der leoenkalls die Flottensrage und die auswärtige Politik eine Nolle spielen werden, nicht vor der Rückkehr des Kaisers und des Staatssekretärs Grafen Vülow stattzufinden braucht. Die M arinevvrlage wird, wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, wahrscheinlich nur ans zwei Paragraphen be stehen. von denen der erste festsetzt, wie groß die Flotte sein soll, und der zweile bestimmt, daß die jährlichen Neubauten durch de» Etat festgesetzt werden. Aus dem Werke „Das goldene Buch des deutschen Volkes an der Jahrhiinderl wende" werden noch folgende Sprüche an geführt Gras zu Limlmrg-Stirnm schreibt: „Trotz des Parla mentarismus glaube ich an eine großartige Entwickelung des Deutichcn Reiches, weil i» seinen bedeutendsten Staaten ein starkes Königtdum regiert." Clemens Graf Kliiickowstrviii-Kvrkkack schreibt: „Aenßere Politik — nur deutsch! Wirtlüchastspolitik — gesunder Egoismus! Sozialpolitik — christliche Liebe! Gegen ioziaidemoiratische Führer und Verführer — Gewalt!! Nur dann wird das kommende Jahrhundert bewahren und mehren, was das scheidende an politischer Einsicht und Macht, Kultur. Kunst. Wissenschaft und nationaler Arbeit geschaffen." Gras v. Mirbach- Sorqnirtcn. Mitglied des preußischen Herrenhauses, schreibt: „Das allgenieine, geheime und gleiche Wahlrecht ist der Nährboden der Sozialdemokratie. Fast alle Erscheinungen in unserem politischen Leben, die wir beute beklagen, lasse» sich nur das Reickstallswnhl- recht znrückiühren. Alle staaierhaltcnden Parteien vis zu den Linksliberalcn werden durch dasselbe gefährdet. Die gemäßigten Eiemente werden überall durch radikalere verdrängt. Wer am meisten verspricht, und sei cs noch so unersüllbar, bleibt überall da der Sieger, wo de» gemäßigtere» Elementen nicht ganz besonders starke Autoritäten zur Seite stellen." Freiherr v Wangenheiin schreibt: „Der werkthätigc Mittelstand ist des deutschen Volkes Jungbrunnen. Ihn gesund und stark erhalten, heißt Deiitichland nnüberwindiich machen." Die Handels- und Gewerbekammer in Würzburg lehnte mit 23 gegen 1 Stimme die Einführung der Einheitsmarke ab. Der badische Landtag wurde gestern Vormittag halb 12 Uhr eröffnet Der Präsident des Staatsministeriums Nokk verlas die Thronrede, welche betont, daß die Finanzlage eine gute und gesunde sei. und aisdann u. A. einen Gesetzentwurf an- kündigt. der die Umwandlung der seitherigen direkten Steuern zu einer Berinögensstener anstrebt, desgleichen eine Dcnkschrist. in der die Regierung ihre Anschauungen über die Einführung der d netten Wahl Varlegt. um so eine Grundlage zu schassen, ans der die Ettiiührung dieses Wahlvcrsahrens weniger bedenklich wäre. Oesterreich. Die Audienz des Aba Dr Lueger beim Kaffer währte über 20 Minuten. Der Monarch sprach auch Dr. Lueger gegenüber den Wunsch aus, daß diejenige» Gesetzvorlagen, weiche als Staatsnothweudigkeiten bezeichne! werde», vor Jahres schluss ihre Erledigung finden, und daß auch die Pariei Dr. Lueger's der Regierung nichts in den Weg legen werde Aba. Dr. Lueger enigegnete hierauf, daß er und seine Partei gewiß bereit seien, für die als Staatsnothweudigkeiten erklärten Vorlagen, insbeson dere für das Budgetvrvvisoriuin. zu stimmen, daß sie jedoch nicht für den Ausgleich stimmen könnten. Er erörterte hierbei die Gründe, aus welchen die Ebiistüchsozialen die Ausgleichsvoilagen ablchlien. woraus der Kaiser aiitwvilctc. ihm sei die Stellung der Partei in dicier Frage bekannt. Das Gespräch wurde sodann auf Wiener kommunale Angelegenheiten gelenkt, und der Kaiier zeigte hierbei ein großes Interesse für de» Stand der neuen Berkehrs- aniagen. Im Abgeordnetenhanse kam es zwischen den Abgeordneten Stojalvwsti und TaszvnSki zu heftigen Auftritten. Dieser rief: „Ein so bcichmntzteS Individuum wüte hier nicht austreten!" Stvjalowski erwiderte: „Sie sind ein Meineidiger: haben dreimal Meineid geschworen, Sic Spion!" 'Nach Stvjalowski erklärte der Abg. Franz Hvfmann. die deutsche Volkspaitei unterstütze nicht in allen Fällen das Ministerium Clark: ste wolle eS nur als ncntraieS betrachte», ihm keine Schwierigkeiten bereiten. Der Abg. Hvrica sagte, das Ezecheiivvlk sei bereit. Alles für die Ehre der Nation einznsetze». Redner schloß mit den Worten: „Ent weder giebt cs einen Gott und Recht aus Erden, oder wir werden kämpfend zu Grunde gehen". Der wzialdemokratische Abg. Schrammel bezcichnete als einziges Mittel zur Herbei führung geordneter Zustände die Einführung des allgemeinen, gleichen, direkten Wahlrechts und Auflösung dcT Parlaments. Der I u n gez e ch e n k t u b hat eine» Beschluß gefaßt, welcher zwar die Obstruktion nicht in aller Form, wohl aber in seinem Wesen aussvricht. Es wurde nämlich beschlossen, daß der Klub keinem vom Ministerium Elary vorgelegten Gesetzentwürfe zustimmen und sogar das Zustandekommen eines Gesetzentwurfs zu verhindern bestrebt sein würde. Der Klub wird diese Verzögerung theils durch lange Reden eventuell durch namentliche Abstimm ungen hcrbeiznfnhren siichen. Von der Inangriffnahme einer ge- wnitthcitigcn Obstruktion soll vorläufig abgesehen werden. Dieter Beschluß wurde als streng vertraulich erklärt, zumal sich die Junaczechen wohl bewußt sind, daß sie sich durch diesen Betchluß i» Widerspruch mit den mit der katholischen Bolksparlei und dem Polenllub getroffenen Vereinbarungen setzen. Ucbrigens ist die Mehrzahl der czechüche» Abgeordneten davon fest überzeugt, daß die Tage des Ministeriums Elary gezählt seien. Tie Jungczechen erwarten, bei einer eventnellen Obstruktion die Unterstützung der Südslaven zu finden. Frankreich. Einige Zeugen im Hochvcrratbsprozesse wollen dagegen protestireii. daß kein Kreuz oder Christnsbild im Staatsgenchtsbose vorhanden ist, vor dem sie schwöre» könnten. Der Präfekt von Belfort bat die Anstister des Zuges der ausständigen Arbeiter von Audincourt »ach Paris, den Marsciller Gemcindcrath Quilici und den Journalisten Bietry, verhaften lasse». England. An dem in Windsor zu Ehren des deutschen Kafferpnares stattgehabten Staatsvanket nahmen von englischen Ministern und Politikern Theii: Chamberlain. der Herzog Po» Devviffhire. Goschen, Lord Hamilton, Martinis os Lansdowne. Lord Rosebcry. Campbeü-Bannemia» und Asguith. Es fehlten Lord Salisbury und dessen Nesse Baifour. Der Premierminister S a I i s b u r y leidet an einem Ansall von Influenza. Er hütet das Zimmer und ist unsähig, die Ge schäfte zu führen. Neuerdings ist eine Besserniia cingetreten. Der „Westminster Gazette" zufolge wird Kaiier Wilhelm den Königl Victoria-Orden 1. Klasse einpfaiigen. ehe er Windsor verläßt. Die Königin wird ihm das Ordensabzeichen und das Band dazu leibst überreiche». Der Orden gilt als eine versönliche Auszeichnung, welche die Königin als Zeichen ihrer besonderen Gunst gewährt. Da der Kaiser bereits im Jahre l877 zum 'Ritter des Hvsenband-Ordrns ernannt wurde, ist der Victoria-Orden der einzige, de» ihm die Königin noch verleihen kann. Türkei. Die Meldungen türkischer Blätter über eine E xpedition türkischer Truppe» in das Hinterland von Tripolis bis Wadai erweisen sich als unzutreffend. Es wurde an maßgebender Stelle versichert, daß in jüngster Zelt leine solche Expedition abgegangen und auch keine geplant sei. Dagegen sei es Thatsache, daß vor Kurzem eine geheime Mission an den Sultan von Wadai entsandt wurde, der der Zweck zugeschrieben war, mit ihn, und den anderen muhciincdaniichen Fürsten in Eentralasrika bessere Beziehungen anzuknüvsen. um sich über die Sicherung der Kärawniienstcaßen in das Hinterland von Tripolis besonders gegen die Tuaregs zu verständigen, damit die Handels- larawanen wieder wie früher unbehindert ihre Wege nach Tripolis nehmen können. Diele Mission war. wie fcststebt. nicht von türki schen regulären Soldaten, sondern von einer Avtheilung der ein geborenen Milizrciterei begleitet Amerika. In einer ganzen Reihe von Staate» RordamerM» fanden Wahlen statt, dir von besonderer Bedeutung war«, weil sich dabet schon letzt die Stellung des Volkes zur Mac Kmley'ichen Expansionspolitik, vornehmlich aus den Philippinen, zeigen mußte Ausnehmend heiß tobte der Kamps in Ohio, dem Helmathsstaat Mac Kinley's Würde der dortige demokratische GonvernemS- landtdat MacILean erwählt, oder erhielt der repnblikanilchr Gegen kandidat Richter Nash auch nur eine kleine Minorität, so war bas eine eklatante Mißbilligung Mac Kinley'scher Politik seitens der Bürger. Aber in Ohio sowohl wie auch i» den meiste» anderen Staaten, vor Allem in Iowa und Massachusetts, erhielt Mae Kinley durch riesige Siege der republikanischen Kandidaten ein geradezu glänzendes Vertrauensvotum Das Volk will Expansion selbst mit Untenochunaskämpfe» wie aus den Philippinen, und cs hat damit die alten Washinatonschen Traditionen über den Hausen geworfen - das ist das Ergcbniß der Wahlen. Man bedenke, daß sich leibst Massachusetts, die Hochburg dei Anti-Expansionistc». mit gewaltiger Maiorität für die Republikaner und damit sür Mae Kinley erklärt hat. Der Letztere kann jetzt machen, was er will Seine Wiederwahl für 1900 hat er so gut wie in der Tajch«. Seine Redetour durch den Westen, sein Appell an die Flagge, die niemals heruntergenommen werden darf, wo sie einmal gehißt wurde, und vor allen Dingen der vorzeitig veröffentlichte Philippinen Bericht mit Admiral Dewev'S Unterschrift, worin des Präsidenten. Vorgeken rückhaltlos gutgeheißen wurde, haben Wunder gewirkt Die Mächte müssen sich jetzt mit der Thatsache befreunde», das: die Vereinigten Staaten künftig in allen europäischen Angelegen beiten, besonders kolonialer Natur, ein Wort mitreden werden. Auch im Staate und in der Stadt New-Aorl haben kleinere Wahlen stattgefunden In der Stadt bat Richard Croker. der irische „König von New-Tork". wieder einen glänzenden Sieg errungen, wie das vorauszusehen war. Die weltstädtische Be völkerung hat vor der puritanischen Muckerwirthschast der Re publikaner einen so heillosen Respekt, daß sie lieber die Croker sche Korruption hinnimmt, die wenigstens lebt und leben läßt. Deutsche und Irländer sind wieder wie ei» Mann zusammen gegen die Anglo-Amerikaner gegangen, die New-Aork mit Himbcerlimoiiadc und der Bibel regieren möchten. Wie kurz gemeldet, ist der Vtcepräsident der Bereinigten Staate» von Amerika, Garrel A. Hobart. gestorben. Er war schon seit einiger Zeit leidend und ist nur 54 Jahre alt geworden Neben dein Präsidenten Hai der Viceprasident in de» Vereinigten Staaten wenig zu sagen. Bedeutung erhält sein Amt erst im Falle deS Todes des Präsidenten, denn der Viceprasident der Vereinigten Staaten ist zugleich Präsident des Senats und wenn der Präsident der Republik stirbt oder zurückireten muß. übernimmt der Viee- vräsident für den Rest des vierjährige» Amtskermins alsPoäsidcnt die Leitung der Geschästc. So geschah eS bei der Ermordung Lincvin'S am 19 April 1865, als Johnson und bei dem Tode des von Gutteau verwundete» Garfield (6. September 1381), als Arthur die Präsidentschaft übernahm. In Beantwortung eines Trinkspruches auf die guten Bezieh ungen zwilchen Großbritannien und den Vereinigten Staaten führte auf einem Banket der Handelskammer in New- Aork Whitelaw Neid aus. zwischen beiden Ländern bestehe ein gutes Einvernehmen und werde bestehen bleiben In den be- klagenswerthen Kriegen, in die beide leider verwickelt feien, möge einer für den andern, sowie für sich selber, aus ein ehrenhaftes rasches Ende des Streites hoffen, den keine, von ihnen begonnen habe. (?) Die deutsche Sympathie mit den illusorischen Bestreb ringen der Afrikander könne nicht die Wiederkehr guter Bezieh ungen zwischen Völkern der Erde verhindern, welche nach ihrem Ursprung, nach ihren Ziele» und nach ihren Interessen den Amerikanern am nächsten ständen, den beiden großen indvgermai!!- -cheii Völkern, welche von London und Berlin beherrscht würden. Wen» es drei Nationen gebe, von denen Gott und Natur wolle, daß sie in ewigem Frieden und Jieundichaft mit einander lebten, io seien dies Großbritannien, Deutschland und die Vereinigten Staaten Tie Vereinigten Staaten sollten die wachsende Freu.nd- icbast zu jeder dieser beiden Mächte freudig begrüßen: alle drei Mächte leien unentbehrliche Kunden von einander und hätten das gemeinsame Interesse an der „offenen Thür" im Orient. Transvaal. Eine interessante Aeußerung des Buren-Generais Joubert aus dem Jahre 1881 wird durch Obersten Robertson bekannt, der seiner Zeit a» der Spitze der Gordon-Hochlnnder kämpfte. Oberst Robertson hatte ein längeres freundschaftliches Gespräch mit dem General, in dem er u. A. fragte, warum die Soldaten der Buren es im Kämpfe hauptsächlich auf die englischen Offiziere abgesehen hätten. Darnus entgegnete Joubert: „Ihr Offiziere seid Alle reich und völlig unabhängig von Euerem Berufe, aber Eure Soldaten sind arme Leuie, die aus Befehl lämpsen müssen, um sich ihren Lebensnnterhast zu verdienen. Mit ihnen haben wir keinen Zwist, und so weit es uns möglich ist. wollen wir auch keinen von ihnen tödteii." Ter General Snyman berichtet nach Pretoria von einem heftigen Kampfe bei Mafeking. welcher am letzten Montag stallfand. Tie Engländer feuerten heftig gegen Geschütze und Be festigungen der Buren. Die Buren beschossen die britischen Be festigungen mit gutem Erfolg. Ans Seiten der Bure» fiel cm Mann: der Verlust der Engländer ist nicht bekannt. Wie dem Rcutersche» Bureau aus Kimberley vom 17. November gemeldet wird, stieß am Nachmittag jenes Tages eine größere Avthcllung. die eine Rekognoszirung unternahm, bei Alexander Fvulem's Farm aus die Buren. Ein heftiges Gewehr- und'Geschntzseucr begann. Kapitän Bvdley wurde verwundet. Die englischen Truppen, die keine weiteren Verluste halten, kehrten tu das Lager zurück. Eine Depesche aus dem Hauptquartier der Buren bei Lady- smith besagt: Der Feldkornet des Kommandos von Pretoria meidet, daß in der Nacht vom 20. d. M. vernommen wurde, wie in Ladystmth sich Geschütze und eine Anzahl Reiter in Bewegung setzten. Die Vorposten nahmen wahr, oaß die Engländer einen Ausgang in der Richtung aus Lombards Kop und BulwLiia Hill zu gewinnen suchten Tie daselbst pvstirten Maximgeschütze gaben Feuer; da aber die Entfernung zu groß war, wurde mit Granat feuer aus schwereren Geschützen begonnen, durch welches die Eng länder bei Tagesanbruch zurückgetrieben wurden. Die Batterien der Stadt feuerten aus die Position der Bure» und verwundeten zwei Mann. Man nimmt an. daß der mißglückte Versuch eines Ausfalles gemacht wurde, um den Truppen in Estcourt Hilfe zu leisten, welche ein dringendes Gesuch um Hilfe nach Ladysmith gesandt hatten. Ter Ueberbringer der Botschaft war von den Buren aufgegriffen, nachher aber wieder freigelasfen worden. In feinem letzten Bericht meldet Joubert. er habe den Truppen in Estcourt oen Rückzug nach Pietermaritzburg abgefchnitten und diese nach dem Tugela zurückgetrieben. Alle Berichte aus Durban zeigen, daß die Buren auf einem entschlossenen Gewaltmärsche auf Pietermaritzburg begriffen sind. Ihre größte Abtheilung unter Joubert. 7000 Mann stark mit Artillerie, befindet sich 25 englische Meilen von Howick. Haben die Bure» noch kampffähige Männer? Wenn alle englöchen Verlustmelduiigen sich bewahrheiten sollten, dann müßte es sehr traurig um die Buren stehen, wie die nachfolgende Zusammenstellung beweisen mag: Bei der Armee Jonbert's sind vaiiach seit dem Eage von ElandSlaagte auf Seiten der Bure» angeblich gefallen nicht weniger als 5700 Man»: der Burcn- general Eronse aber hat vor Mafeking schon 13 Mal Verluste von 100—400 Mann, im Ganzen 3100 Mann gehabt. Rechnet man dazu nock die weiteren, von de» Engländern gemeldeten Buren- verluste bei Kimberley, in Rbvdesia. wwie o» der Südgrenze des OranjestaateS, to kommen wir jetzt schon aus einen Verlust von 10.000 Mann und die Engländer dürften demnach bald alle männ lichen Buren »iedergeknallt haben. Eigentlich schrecklich, denn schließlich ist Niemand mehr da. über den die Engländer siegen können! Nach amtlichen Berichten aus Pretoria betragen die Ver luste der Buren seit Beginn des Krieges 90 Tobte und 200 Verwundete: von Letzteren ist eine Anzahl bereits wieder her- gestellt und ans den Kriegsschauplatz zurückgekehrt. Nach Privatnachrichten des „Standard and Diggers News" steht eine allgcmei»e Erhebung der holländischen Farmer in Natal unmittelbar bevor: die Kolonial-Buren in den Distrikte», welche für Territorien der Republik erklärt worden sind, haben sich den Buren bereits angcschlosscn. Dem Vernehmen nach dat die Regierung der Südafrikanischen Republik eS adgelehnt. irgend welche Vorstellungen seitens des Konsuls der Vereinigte» Staaten in Pretoria Macrum hinsichtlich der Behandlung der gefangenen Engländer entgegen- zunebmcn, indem sie erklärt, derartige Vorstellungen- müßten durch V*e»direv Nachrichten. str. 3L«. Seite 3. m» Freitag. 24. Novbr. 189»
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