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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 30.06.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050630024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905063002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905063002
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-06
- Tag 1905-06-30
-
Monat
1905-06
-
Jahr
1905
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und Die a von wach» «tstanden, hatte aber «nr unrrheb- anäerichtet. Uebcr die EntstehunRlursache de» «n, an sich auch nur »»bedeutenden Brande« konnte nicht- ate» ermittelt «erden, da die Mieterin, eine alletnsteheirde ;rau dabet schwer »u Schaden grkomnien ist. Wahrschein bat di« Krau auf einem Spirituskocher Milch «armen wollen, bet der auf dem Fußboden stehende Kocher unigefallen ist die Flammen die Kleider der Frau in Brand gesetzt ' ' hauptsüchli von de» " werte Frau »ugesühtt — vilderfreaurni. Karlsbad, ss. Juni: i» 74l Parteien mit »»1 Peesonen: — Jobairnisbav, LI. Juni: 800 Parteien mit 827 Prr- saaen: — vadenwetler, S8. Juni: l828 Personen; — Nordsecbad Lanae- ^ ^ >t: «41 Parieren 102 Parieien mit >n: — Helgoland, 2870 Parteien mit lt. Das Berufungsgericht dagegen erkennt ans Freisprechung, der Angeklagte tue Erlaubnis zur Wegnahme der gcring- igen Glasmasse voraussetzen koimte. — Ohne Erfolg bleibt n gevi srn^tzersonm. —* Großenhain, 28. Juni. Ein fürchterliches Un wetter wütete gestern in der Ortrander Gegend. Der wolken- bruchartlge Regen setzte Straßen, Wege und Stege unter Wasser, s» daß aller Verkehr stärkte. Auf dem Felde wurden die Früchte herausgespült. Auch erheblicher Blitzschaden ist zu verzeichnen. —* Einen huldvollen Ehrenbeweis erhielt da» 12. Jäger- Bataillon in I r e ib e rg von König Friedrich August anläßlich de» Besuche» au? den Schlachtfeldern von Gravelotte und Saint Privat. Der König sandte dem Bataillon von letzterem Orte «ne Postkarte mit der Ansicht deS dort für die gefallenen An gehörigen de» 1. Jäaer-BataillonS errichteten Denkmals. Unter da» Bild de» Denkmals hat der Monarch geschrieben: „Hier gedenke Ich Ihrer und Ihrer Vorfahren. Friedrich August." ^ Zittau, 28. Juni. Ein Raubanfall auf offener Landstraße wurde am Dienstag abend in der Nähe des an der böhmischen Grenze liegenden OrteS Weikkirchc» an dem 38 Jahre alten Tagearbeiter Karl Aubin verübt. Zwei Burschen, an scheinend Erdarbeiter, hatten ihm erst mehrere Stockschläge aus den Kopf versetzt, ihn dann mehrmals in den Rücken gestochen und ihm schließlich seine gesamte Barschaft in Höhe von 12 Mk. abgenommen. In schwerverletztem Zustande wurde der Ueber- fallene von einer Gendarmerie-Patrouille aufgefundeu. —* Landgericht. Der in Pirna beschäftigte Hütten meister Ignaz Jungwirth eignete sich in der dortigen Glas hütte eine geringe Menge Glasmasse an, um für sich einen Briefbeschwerer anzufertigen. Er wurde zur Anzeige ge bracht und vom Picnaer Schöffengericht zu l Tag Gefängnis ver urteilt. ...... da wertige» GlaSmäss dagegen die Berufung des 1868 in Ober-Gerlachshain geborenen, hier wohnhafte» Fleischers und Spciscwirts Heinrich Gustav Arlt, welcher am 3. Avril vom hiesigen Schöffengericht wegen Hehlerei zu 3 Wochen Gefängnis verurteilt worden ist. Er hat iiü Februar und März verschiedentlich einem Fleischergesellen gestohlenes Fleisch abaenonuncn, um sich für eine Forderung von 14 Mk. schadlos zu halten. Die Behauptung des Angeklagten, er habe nicht gewußt, daß da» Fleisch gestohlen worden war, wurde widerlegt. Ter diebische Fleischergeselie ist mit 2 Wochen Gefängnis bestraft worden. — Der >K2 in Lenken geborene Markthclfer und Diener Friedrich August Bach ließ sich eine Zcitlang von Kontrollierten ansbalten und wird nach geheimer Beweisaufnahme zu <> Monaten Gefängnis verurteilt: 1 Monat gilt als verbüßt. Obwohl Angeklagte als Zuhälter schon vorbestraft ist, sieht der Gerichtshof noch von Verhängung der Ncbenstrafcn ab. — Der 21jährige Handlungsgehilfe Gustav Rudolf Becker von hier wird eines Sitt- llchkeitsverbrechens nach 8 176,3 des Strafgesetzbuchs beschuldigt. Die 2. Strafkammer spricht jedoch den Angeklagten nach geheimer, länger andauernder Beweisaufnahme frei. — Im Geschäftsbereiche des Kultusministeriums sind zu besetzen: Die neuzubegrändend« a, Lehrerstelle an der achtstufigen Schule zu Kleinrüikcrswalde. ISSü M. Gebalt, sowie für verheirateten Lehrer 300 M. Wobnungsgeld und 75 M. sttrLeiznna, für unverheirateten Lehrer 200 M. Wohnungsgeld und 80 M. für Heizung, Bewerbungen bis l>. Juli an Bezirksschulinspektor Schulrat Schrever, Aimabcrg : — dre Kirch- schulltelle in Bockeiwitz bei LeiSnig. Auster freier Wohnung und Honorar für Fortbildungsschule 120« M. vom Schulamte »nd 618,52 M. vom Kirchendienste. Gesuche bis >S. Juli a» den Königt. Bezirksschulinspektor rn Döbeln: — die Lehrer- und OrganistenfteNr in Jöbstadl. 1300 M. An- fangSaehalt vom Schuldienst, das nach 30 stänbiaen Dienstjabren dis 2400 M. steigt, 287,42 M. vom Kirchendicnst, sowie 150 M. Kohnungsgeld für verheirateten, 100 M. für unverheirateten Lehrer. Bewerbungen bis S. Juli an Bezirlsschulinspeitor Schulrat Schrever in Annaberg. — Offene Stellen für M i l i t ä r - A n w ä r t e r iJnbaber deS Zivil- veriorgungsscheins). Beim Amtsgericht Dohlen sofort Schreiber, 3 M. TageSlobn: — beim Stabtrat z» Rosien 1. August Schutzmann, 100» M., Gehalt steigt bis 1800 M. ; — beim Amtsgericht AugustuSburg, 15. Scvt. Schreiber, monatlich M--120 M. : — beini Stadlrat zu Gever 1. Juli kidutzniann. 800 M. «tnichliestlich BekleidungSgeld: — bei der StaatS- anwaltichast Leipzig 1. August Schreiber. 2 M. täglich: — bei der Uni versität Leipzig soso« Silssexgevient, SW M. und 120 M. WohnungSgelv: — beim Gemeinderat z» Liebenwvlkwitz 1. September Eroebient, 800 M., ebendaselbst Hilsserpcdicnt, «50 M. : — beim Siadtrat z» Neustäbtel späte sten» 1. Dezember Wachtmeister, Sv» M , Gehalt steigt bis 2700 M., auster- dcm freie Wobnuna, Heizung und Dienstbekleidung: — beim Stavtrat zu Lichtenftein soso« Schutzmann, 1000 M. Höchstgehalt 1500 M. : — kein, SImlSgettcht Leipzig j« nach Bedarf zehn Echreibcrstellen. 1,80—3 M, TageSlobn. — Oeffentlichc Versteigerungen in denKönigl. Amtsgerichte», Sonnabend, den 1. Juli. Chemnitz: Marie Amalie oerehel. Müller verw. gew, Richter aeb. Quctsters Wobnha»« mit Verkaufsladen, sowie Waschkücheugebälide. Hosrau», und Garten <4,2 Ar) dajelbft Vorstadt Allendorf, St, Prtvaturaße 11, 38 000 M. Radeberg: Carl Gottlob Schützes Baustellen <7.4 bez, 8,3 Ars daselbst, Stolpner Straße, 3780 resp. 2820 M. OelSintz: Franz Hermann Ludwigs Wohn haus, Scheune, Fel», Wiese und Steinbruch <4 Hektar S1,8 Ar) in Lotten- arün. 20 480 M. Inventar 380 M- Miltweida : Theodor Friedrich OltoS Gartcngut: Wohnbau«, Scheune, Gerätebaus, Pservestall, Garten und Fel» <86,8 Ar) in Könlgsbain, 8814 M, Brand : Wilhelm Friedrich Hege- »ald« massives Wohnhaus mit eingebauter Fleischerei, sowie Schuppen- gebäude und Garten <7,6 Ar) daselbst, Weltinftraße. 13 7SV M, Aue: In genieur und Geometer Paul Gustav Alexander Schubert« zur Bebauung Mit Wohnhäusern geeignetes Feld <73,4 Ars daselbst, Aeusierc Schneeberger Straße, 17 oov M Dresden: Alma Elisabeth Hedwig verekel, Nüßler geh. Keils vordeies und btiiteres Wohngebäude, KlempnerwerkslnN, Maiigel- kammer- und Gattengebäude, sowie Obst- und Gemüsegarten <8,6 Ar) in Kemnitz, Zschonergrund-Sttaße Nr. IIU, 81 730 M. Dresden: Holihänd- krr Emil Robert Müller« Wohngebäude, Hosraum und Gatten <8,4 Ar) in Laubeaaft, König Albert-Siraße 8, 36 361 M. Leipzig : Maurerpolier Jo hann Friedrich Mentzel« Wohnbau-, Stall- und WettstattgebSude <7.6 Ar) t« Dösen, Johannaftraße 4. 37 880 M. Leipzig : Kunst- und HandelSgärt- ner Wilhelm Rischer« Bauplatz <4,4 Nr) in Leipzig-Connewitz, Meusdorf» Straß« l8, 14 8W M. Leipzig : Maurerpolier Karl Friedrich Gabriel« Wohn-, WerkftatHebäude. Waschbau« und Gatten <8,3 Ar) in Stötteritz, ilian Welße-Vtraß« 6d. 68 080 M. «. rs. lwgfferltand ver «lde und Moldau. vudwei« Prag Pardubitz Me'nlk LeiNnetttz Aussig Dresden nt — S fehlt 0 - 87 - 47 - 28 - 181 »nt — 10 fehlt - 2 — 85 — 47 — 24 — 162 Tagesgeschichte. Zum russtslh-iapanischen Krieg Ein Erlaß des russischen Kaisers ordnet die Einberu- tungderReservisten zum aktiven Dienst in 109 Kreisen der Militärbezirke Petersburg, Moskau, Kiew und Warschau an. Die Mobilmachung erstreckt sich auch aus die beiden Residenzen. Der Ausschuß der konstitutionellen Partei in Tokio faßte folgende Resolution: Obwohl cS unmöglich ist, dieIriedenS - vedinaungen einzeln aufzustellen, halten wir es doch für nötig und angebracht, zu erklären, daß ebensowohl zur Erreichung de» Zweckes und der Ziele des Krieges, wie diese bei Erklärung der Feindseligkeiten ausgestellt wurden, und auch -nr Sicherung der Bürgschaften für die Interessen unseres Reiches in der Zu kunft, wie auch zur Herstellung deS Frieden« in Ostasien auf einer dauernden Grundlage die Abtretung von Gebiet und di« Erstattung der Kriegskosten gefordert und daß die koreanische und mandschurische Ange- leä « nheit endgültig und klar geregelt werden muffen. Die Resolution wurde später dem Ministerpräsidenten unterbreitet. Die Fortschrittspartei erließ «in Manifest, in dem im tvesent- kichen die gleichen Bedingungen, wie oben, ausgestellt werden, jedoch mit Einfügung gewisser weiterer Punkte. x Deutsche» Reich. Mit der Kaiserin trafen gestern in Kiei ei»: Irl. v. BerSdorsf, Gräfin zu Rantzau und Btze-Ober- zeremonienmeistrr v. d. Knesebeck. Der Kaiser hörte gestern den Bortrag de» Gesandten v. Tschirschky und Bögendorfs. Abends fand an Bord der „Hohenzollem^ Diner statt, bei dem der Kaiser und die Kaiserin einander gegenüber saßen. Rechts vom Kaiser saßen zunächst: Großherzogin von,Oldenburg. Prinz Heinrich. Frl. i. GerSdorff, Prinz Eltel-Frirdrtch: links: Prinzessin Heinrich, Fürst von "Mmiaco , Gräfin zu Rantzau, Earl" os Lönsdale. Recht- von der Kaiserin folgten: Großherzog Prinzessin Viktoria zu Schleswig - Holstein, Koburg, links: Gros' Freifrau d. Seckendo Holstein. von Sachsen. Herzog zu Schleswig - Holstein, Herzog von '»Herzog von Oldenburg, Oberhosmelsterin rsf. Herzog Friedrich Ferdinand zu Schlcswig- wischen der preußischen Staaisb Ezenftochauer Eisenbahn am lii. März schloffen worden ist, ist am 24. d. H Herby und der H d. I. in Katlowitz abge- ts. ratifiziert worden. X Oesterreich. DaS Obersihofmarschallamt hob dieKuratel über die Prinzessin Luise von Koburg auf Grund deS Gutachtens der Pariser Sachverständigen auf. Prinz Philipp von Koburg wird sofort die Ehescheidungsklage gegen die Prinzessin einreichen. x Ungarn. Im Tolnaer Komitat brach ein partieller Feldarbeiter-AuSstand aus. Es wurde Militär requiriert. Später kam es zu einen, Zusammenstöße, wobei zwei Personen verwundet wurden. Zahlreiche Verhaftungen wurden vorgenomnien. x Italien. Bei der Beratung deS MarlnebudgctS im italienischen Senat äußerte gestern der MarinemiuisterMirabello die Gelegenheit sei jetzt gekommen, wo die Nation zeigen müsse, daß sie eine starke Flotte wünsche, und legt die während seiner Verwaltung getroffenen Maßnahmen dar. Der Minister verbreitet sich sodann über dre Einzelheiten des Gesetzentwurfs betreffend die Vermehrung der Aufwendungen für dieMarine und über seine Maßnahmen, die dem Programm entsprechen, dessen Ausführung notwendig sei, um die Flotte zur Verteidigung des Landes genügend stark zu machen. Redner hebt sodann hervor, daß die neuen Baute» und die sonstigen hiermit ver knüpften Arbeiten mit der größten Nnschheit fortschreiten: er habe den Gesetzentwurf voraelegt, weil das Land eine moderne Flotte haben müsse, er hege aas Vertrauen, daß der Senat den Gesetz entwurf annehmen werde, um die Unversehrtheit und Größe des Vaterlandes zu sichern. (Lebhafter allgemeiner Beifall.) Damit ist die Generaldebatte geschlossen. Die Beratung der einzelnen Artikel wird ans heute anbcranmt. X England. Im englischen Unterhaus erklärt der Staatssekretär für Indien Brodrick, der Vizekönig von Indien, Lord Eurzon, denke nicht daran, zurückzutreten, sondern es sei von ihm «me Mitteilung «ingegangen, in welcher einige Abänderungen der vorgeschlagcnen Maßnahmen bezüg lich der indischen Armee-Verwaltung empfohlen werden. Die eng lische Regierung ziehe gegenwärtig die voraeschlagencn Abände- rungen in Erwägung. — Premierminister Äalfour erklärt in Beantwortung einer an chn gerichteten Anfrage, daß der am 17. November 1855 geschlossene Vertrag, durch welchen sich Eng land verpflichtete, dem König von -Schweden und Nonvegeu den Besitz seiner Gebiete zu gewährleisten und rn gewissen Fällen zu verteidigen, eine neuerliche Erwägung erfordere, wenn eine Trennung zwischen Schweden und Norwegen zustande komme. — In Beantivortung einer Anfrage bezüglich Zahlung der von Venezuela geschuldeten Beträge erklärt Unterstaatssekretär des Aeußcrn Earl Percy, «die monatlichen Zahlungen würden jetzt von Venezuela direkt an die Vertreter Deutschlands, Großbritanniens und Italiens in Caracas ge- leistet. Der von Venezuela bis zum letzten April gezahlte Be trag belaufe sich aus 224 369 Pfund Sterling, also 60 Prozent der britischen Forderungen. X Rußland. Der Ministerrat wird in den nächsten Tagen den Entwurf Bulpgins über Zusammenberufuna der Volksvertreter durchberatcn haben. Alsdann soll unter Vorsitz des Kaisers eine Sitzung des Rates stattfinden. Die Mehrzahl der Mitglieder des Rates ist der Meinung, daß die Bestimmungen über die Reichsdumo nach allerhöchster Ge nehmigung durch ein Manifest veröffentlicht werden sollen. Im Hinblick auf die vielen Gesuche um schnellere Einberufung der Volksvertreter ist die Minderheit der Ansicht, daß der Entwurf betr. die Duma zuerst in den Departements des Reichsrats und dann in einer allgemeinen Versammlung des Reichsrats beraten werden müßte. Da der Reichsrat jetzt Ferien hat und die Mehrzahl seiner Mitglieder verreist ist, würde seine Ein berufung und die Beratung des vom Ministerrat besprochenen Entwuris Bulyains etwa zwn Monate dauern. Aller Wahr scheinlichkeit nach wird die Meinung der Mehrheit des Ministcr- rats siegen und werde» Bestimmungen über die Rcichsduma und die Zusammenberusung der Volksvertreter noch im Juni ver öffentlicht werden. Vermischtes. " Die Urteilsbegründung gegen den „Sim pl i c i s s i m u s ". Das Urteil der Strafkammer in dem „Sim- plici!simus"-Prozetz ivegcn des Gedichts gegen idie Sittlich- kcitsprediger in Köln führt aus: T h oma sei in seinem Gedicht weit über die Linie hinausgegangen, zu deren Einhaltung er im Hinblick auf die Achtung und Ehre seiner Mitmenschen verpflichtet sei. Schon der Titel des Gedichts laffe erkennen, daß es dem Verfasser nicht darum zu tun war, die auf dem Kölner Sitt- lichkcitskongreß vertretenen Jidcen ernst und sachlich zu be kämpfen, sondern daß er diesen Kongreß und seine Teiinehuier habe lächerlich machen wollen. Aus einzelnen Ausdrücken und namentlich aus der Schlußstrophe des Gedichts gehe hervor, daß eine Verhöhnung der evangelischen Geistlichkeit unleugbar be absichtigt gewesen sei. Es liege vor allem eine Unterstellung frömmelnder Heuchelei vor. 'Len Teilnehmern des Sittlichkeiis- kongrcsses werde vorgeworsen, «daß ein Widerspruch zwischen ihren Ausführungen und ihrem ehelichen Leben bestell«. Thoma sei sich des beleidigenden Inhalts seines Gedichtes bewußt ge wesen. An dieser Auffassung des Gerichts haben weder die Aus- führungen der Sachverständigen noch die Darlegungen der Ver teidiger des Angeklagten, nach dieser selbst etwas zu ändern vermocht. Das Recht der Gegcnkinidgebung, auch die Wahl der Ausdrucksweise stehe dem Angeklagten frei, doch dürfe ein solches Recht nicht in einen ehrenrührigen Schimpf auSarten Auch der Staat unterliege dem Gesetz znm Schutze der Ehre des Ncbenmenschen. Wenn der Angeklagte der Meinung gewesen sei, daß es ihm in dem Gedicht m bevorzugtem Maße gestattet sei, seine Gegner lächerlich zu machen, so sei dies ein Rechtsirrtum. Das Gericht -habe keineswegs verkannt^ daß der Angeklagte als Schriftsteller und Mitarbeiter einer Schrift von der Art des „Simplicissimus" sich genötigt sab, den Sittlichkeitsprediger» in Köln entgegenzutreten. Der Zweck des vorliegenden Gedichts sei bekundet habe, versage ihm den Schutz des 8 193 des Straf gesetzbuches. Daß eS sich hier um eine gegen die evangelische Geistlichkeit und nicht allein gegen Lizentiat Bahn gerichtete Aeußeruna handle, gehe schon aus dem Titelbilde der fraglichen Nummer des „Simplicissimus", ebenso auS einzelnen darin ent haltenen Ausdrücken und aus dem ganzen charakteristischen Ge- präge des beleidigenden Gedichts hervor. Hinsichtlich der straf rechtlichen Verfolgung ist das Gericht der Ansicht, daß die preu- ßischc Obcrkirchenbehörde als Vorgesetzte Behörde der an dem Sittlichkeitskongreß beteiligte» evangelrlchen Geistlichen zur Stel lung deS Strafantrages -berechtigt sei, und dieser Antrag auch rechtzeitig gestellt wurde. Es sei von Thoma selbst zugegeben worden, daß in dem Gedicht bewußt auf den Beruf der Lizen tiaten Mohn und Weber angespielt sei. Ein ursächlicher Zu sammenhang zwischen dem Berufe dieser Geistlichen und den Be strebungen de» Sittlichkeitskongresses liege zweifellos vor. Als Voraussetzung für strafrechtliche Verfolgung habe das Gesetz in diesem Falle nicht «ine besondere Art der Ausübung der Be- rnfSpflicht der Geistlichen vorgesehen. Es müsse vielmehr jede Beziehung zum Berufe als hierfür ausreichend betrachtet werben. Nach der Ueberzeuguna deS Gericht» ist die Beleidigung der aus dem Kongreß m Köln anwesenden Geistlichen durch da» Gewußte und Gewollte diese» Wirken» der Angeklagten Thoma und Linnekogel herbeigesührt worden. Bei der Strasausmcssung sei einerseits di« bisherige Straflosigkeit der beiden Angeklagten als strafmildernd in Betracht gezogen «oarden, ferner ver Umstand, daß die Angeklagten durch die Form, in der »er Anschauungen auf dem Kölner Kongreß zum Ausbruch kamen gereizt tourdcn, einmal in Anbetracht, daß er bei seinem Ml- gereut . oungSgrade als Schriftsteller und als früherer, praktstch wir- kender Jurist sich des beleidigenden Charakters seines Gedichte« habe bewußt sein müssen, dann die Schwere der Beleidigung, die Vielheit der beleidigenden Ausdrücke »nd die große An zahl der Beleidigten. Diele Umstände haben das Gericht davon abschen lassen, auf eine Geldstrafe zu erkennen. Die Begründung des Urteils im zweiten Prozeß betont, dnß man es nls selbstverständlich betrachtet habe, dckß auch der „Simplicissimus" a» dem Urteil des Dresdner Schöffengerichts gegen den russische» Fürsten Kotschubev nicht Vorbeigehen könne. Es werde auch zugegeben, daß für den „Simplicissimus" ein be sonderer Grund vvrlag, sich damit zu befasse», weil das Gericht argen ihn den Ausdruck „schamlos" gebraucht habe Aber es liege m der Frage, welche der „Simplicissimus" an seine Besprechung dieses Falles kniipfe: „Ahnen diese Richter, daß es auch ein deut ' ' " der Vorwurf eines dem Richter öffentliche , . . auch dcni Angeklagten rugestanden werde» müsse, daß er im Hin blick auf den Ausdruck „schamlos" unter Wahrung berechtigter Interessen nach dem 8 193 vorgegangen sei. so liege doch in dem Vorwurf mangelnden Nationalgesichls eine schwere bewußte Be- ' durch die Fußnote der Nr. 49 des en durch Anführung rnupse: „Apnen ore,e mrcyier, vag es rutsch es National ge fühl gibt?" »sw., ,ies Mangels an nationalem Empfinde» und es sei örtliche Geringichätznng bekundet worden. Wenn ihrer Namen und Adressen der Vorwurf der Pflichtverletzung in der Ausübung ihres Amtes gemacht werde. Die Leser dieses Blattes seien hierdurch aufgefordert worden, den gleichen Vorwurf gegen die Richter zu erheben. Es könne hier von eniein Schutz im Sinne des 8 193 nicht mehr die Rede sein. Das Dresdner Schöfsengericht habe sich keiner Beleidigung gegen den „Am vlicissimus" schuldig gcniacht, wenn auch nicht verkannt wird, daß der Ausdruck „schainlos" in jener Urteilsbegründung nicht geboten war. Es zeuge aber weder die Form noch der Inhalt des Dresdner Urteils für eine Berechtigung der Beleidigungen, wclchc- der zweite Artikel des „Simplicifsimus" enthalten hat. Der A» " ' ' Bel, " ' — ' ' ^ eklagte habe sich hier einer Beleidigung im Sinne des 8 185 schuldig gemacht. Bei der Strafausmcssuna sei die bishcrige Straflosigkeit des Angeklagten, sowie der Umstand in Betracht gekommen, daß auch bei dem zweiten Artikel die Erregung über den Ansdruck „iclianilos" nachgewirkt habe. Strascrschwerend sei die Schwere deS Borwurfs und die Tatsache, daß durch die Ver öffentlichung der Name» mit WohnungSaiigabe eine Flut von Schmähschriften an die Adressen der Dresdner Richter gelangten. ** Wie die Direktion der Zecke „Holland" bei Gelscn- kirchen weiter mitteilt, erfolgte die gestern gemeldete Explosion im Ueberhau. Die Ursache derselben ist bis jetzt noch nicht be- könnt. Die Rettungsarbeiten sind im Gange, doch wird an- genommen, daß die v i er im Ueberhau befindlichen Arbeiter bereits erstickt sind. Die Betriebsstörung ist nur örtlicher Natur. * Andrer der Zweite. Als der Kaiser vor einiger it ein Garde-Regiment inspizierte, unterhielt er sich mit den annschaften, die im ersten Gliede standen. Er stieß hierbei, so erzählt das „B. T.", auf einen biederen Uckermärker, der den Namen Andrer führte. Freundlich fragte ihn der Kaiser, ob er denn wisse, mit Ivem er seinen Namen gemeinsam trage, worauf der Soldat antwortete: „Jawoll, Majestät, mit dem Nordpol- fahrer!" Verwundert fragte der Kaiser, woher er dies wisse. „Das hat der Herr Hauptmann gesagt!" kam es sclxlagfe.tig zurück. „Was hat Ihnen denn," fragte der Monarch, „Ihr Hauptmann alles von Andrer erzählt?" „O, viel nicht, Ew. Majestät, er sagte bloß, wenn erTir doch mitgenom- men hättet Der Kaiser, der sich das Lachen nicht länger verbeißen konnte, schenkte dem biederen Grenadier ein Jüns- markstück und konnte nur noch sagen: „Na, ganz so schlimm wird's wohl nicht sein!" Schiffsveweguugen. Norde utsiber Llovd- (Mitqeteilt von Fr. «remermann, General-Agentur. Prager Straße 4S). „Schleswig" 28. Juni von Mar- seiNe abgeg. „Rhein" 20. Juni von Nagasaki abgeg. „Breslau" 28. Juni in Baltimore angek. „Hannover" 28 Juni von Baltimore abgeg. „Bor kum" 28. Juni von Bucnos-Aires abgeg. „Großer Kurfürst" 20. Juni von Plvmoitth abgeg. „Kaiser Wilhelm H." 88. Juni von Cherbourg abgeg. „Gneisenau" 28. Juni in Neapel angek. „Prinz Eitel Friedrich" 28. Juni Ouessant paff. „Bonn" 28. Juni St. Vincent paff. »Schamborst" 28. Juni von Penang abgeg. „Zielen" 28. Juni inl Prnang angek. „Dottnstadt" 28. Juni von Nagasaki abgeg. Hamburg-Amerika-Linie. .Holsatia", von Westindien. 27. Juni Lizard paff. „Lugano" 27. Juni in Philadelphia angek. „Sco- tia", von Westindicn, 27. Juni Lizard paff. „Naffovia", von Vstaffm, 27. Juni Dover paff. „Dortmund", von New Orleans. 27. Juni Dover paff. „Meteor", aus der Nordlandfabrt, 27. Jun! in Loen angek. „Deutsch land", von Neivpork. 28. Juni Lizard paff. „Rhaetta", von Newport. 27. Juni Sctll» paff. „Andaluffa" 27. Juni von Baltiniore nach Ham burg abgeg. „Prinz Oskar" 27. Juni von Newyork über Neapel nach Genua abgeg. „Aragonia" 27. Juni von Mkobama abgeg. „Ambria" 28. Juni von Polohania abgeg. „Friffa" 27. Juni von New Orleans nach Hamburg abgeg. „Prinz Joachim" 27. Juni in Havana ai^ek. „Acilta" 27. Juni von Kobe abgeg. U n i o n - C a st l«- L i n t e. „Norman" 28. Juni auf Ausreise von Madeira abgeg. „Bracmar Castle" 27. 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