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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 30.06.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050630024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905063002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905063002
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-06
- Tag 1905-06-30
-
Monat
1905-06
-
Jahr
1905
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Dv-r-irev Nachrichten Freitag. 8U. Juni I1>«S ^ Nr. 17» Voigt, au- Antab eine- freudige» Familienerei-nille-, gehoben wurde, die Würden der Schützenkönigin (Frau Reißmann auf den bestgeschollenen Nagel) und der beiden Ritterdamen (Frau Nickol. Punftkarte 63 und Frau Wünsche. Punktkarte Wj auS- gerufen. Geschossen wurde» von den Scheibenschützcn nahezu 600 Karten. Tie meisten Nagelschülle erzielten dir Herren Nrckol und Kommission-rat Böhr. Beide schossen freihändig. — Zur theologischen Kandidaten Prüfung, dir vom 3l. Juli viS 3. AnguN in Leipzig stattfindet, hatten sich 34 Teilnehmer gemeldet, von denen aber bereits drei wieder zurückgetreten sind. —* Der Gesamtvorstand des Evangelischen Arbeiterverein- beschäsligte sich in der Sitzung voni 28. Juni mit dem geplanten Sta d t v e r ordn e t e n -Wah l reckt. Nachdem der Bor- sitzende seine Stellung bei den verflossenen Verhandlungen im Kollegium klargelegt, wurden diese von der Versammlung ge billigt. Zu der neuen Vorlage wurden folgend« Beschlüsse aefabt: der Klasse U und 6 der zweiten Abteilung sind je ztvei Vertreter mehr zuzubilligen: im anderen Falle wird die Vor tage als unannehmbar bezeichnet, oder die Wähler überhaupt nur in zn»ei Massen zu teilen, und zwar, dak Bürger mit einem Bürgerrecht von über 10 Fahren eme Stimme und solche unter 10 Jahren eine halbe Stimme zngeteilt erhalten. —* Der Sächsische Forftverrin unternahm gelegentlich seiner Jahresversammlung >n Marienberg zioei vom Wetter sehr begünstigte forstliche Ausflüge in die angrenzenden Reviere. Der erste ging in das Staatsforstreoier Zövlitz, das meist im Ge- biete des roten Gneises liegt und sich, landschaftlich ungemein reizvoll, in Höhen von -196 bis 586 Metern bewegt. Die Ex kursion begann am Bahnhofe Zöblitz und ging an einem 50- bis 60jährlgen Laubdolzbestand vorüber aus der 1697 fertig gestellten Straße in das anmutige Bockautcil zur Besichtigung der anliegende» Waldanbaue und Ent- und Bewässerungs anlagen. Ter 1559 von der Familie von Berbisdorf an Kur fürst August verkauften und 1639 von schwedischen Marodeuren angezündeicn, seitdem in Trümmer liegenden Burg Niedcr- lauterslein wurde hierbei ein Blick vergönnt. Bom Pockautale wanderten die Forstleute nach dem Tale des Knesenbaches, welcher infolge seines wildbachartigen Charakters der Forstverwaltung schon viel Sorge und Beriust bereiter lmt. Das im Ausbau befindliche Bachbell wird erst dann eine Garantie gegen Hoch wasserschäden bieten, wenn wenigstens >m ganzen Reviere der Ausbau erfolgt ist. Tie durchwanderten Abteilungen des Reviers sind mit Fichten und schönem Laubholz bestockt. Bom Pslanz- garlen „Äettinplatz" aus wanderten die Forstleute nach Zöblitz und hielten daielbst in dem vorzüglich bewirtschafteten Rats keller Einkehr. Im Saale des Lokals batte die Lächsiiche Ser- pentinsteingesellschaft eine hochinteressante Ausstellung der mannigfachen Produkte ihrer Brüche und Werke veranstaltet. Herr Privatdvzent Forstassessor Dr. Mammen-Tharandt hielt einen instruktiven Bortrag über den Serpentinstein, und Herr Architekt Pöhler gab technische Erläuterungen über die Behand lung des Steines. Ten At>end verbrachte man ln geselliger Weise in Zöblitz und kehrte in der 11. Abendstunde nach Marien berg zurück. — Tie zweite Wanderung, ausgcsührt am gestrigen Mittwoch, war ein Tagesausflug. Er ging aus den interessanten Revieren Rückerswalde, Marienberg und Reitzenhain in das rund 12 750 Hektar Lrotze, zusammenhängende staatliche Wald gebiet, das sich im Südosten Marienbergs längs der sächsisch- böhmischen Landesgrenze von Jöhstadl bis Olberichau erstreckt lind bei einer Läiigenausdehnunq von 25 Kilometer durchschnitt lich 5 Kilometer Breite aunvcist. Ter Wald steigt bis zu 800 Meter Scehöhe. Das Waldgebiet ist infolge seiner Lage ein schwieriges, probleinreiches Arbeitsfeld für die Forstwirte: andererseits bringt eS aber auch schöne Erfolge hervor. Land schaftlich ist der Wald ungewöhnlich 'chön. Gegen Schluß der Wanderung gelangten die Teilnehmer an eins der interessanten Hochmoore, di-' ein aullcrgewöhnlich stimmungsvolles Bild ge währe». Verkrüppelte Birken und Fichten geben Kunde von dem Bemühen tüchtiger Forstwirte, auch das Moor nutzbar zu macken. In Sächsisch-Reitzenhain endete die lehr- und ge- nußreich« Tour, aus der u. a. auch di" aufsehenerregenden Ver schulungs-Erfindungen des K. K. Forstverwalters Hacker vor- geiichrt wurden. Das alte MalzbauS in Böhmisch-Reitzenhain nahm die Forstleute bis zur Abreise gastlich auf. und in seinen Räumen erreichte bei einem schäumenden Glase echten Böhmischen die 49. Versammlung des Sächsischen Jorstvereins ein fröhliches Ende. Waldhcil! —* Ter König!. Sachs. Militärvereiusbund wird demnächst hier zu seiner 32. Bundesversammlung zusaiimieiitretc». In dem hierbei zur Verabschiedung kommenden, vom ersten Biiiidesschnflfnhrer Blume erstatteten Jahresbericht auf das Jahr 1904 05 beschäftigt sich ein besonderer Abschnitt mit dem Verlaus der 5. Vertleterversaniinlunn des Kyff^ciuser- B» ndes. auf welcher der Vertreter des Königs Sächsischen Militärvereinsbundes Präsident Windisch als einer der Ersten sich der mit Einstimmigkeit gefällten Resolution gegen das zer setzende Treiben der Sozialdemokratie angcsihlosscn hat und in welcher insonderheit der gerechten Entrüstung Ausdruck gegeben wird über den Abgrund von vatcrlandslvser Gesinnung, der sich in den Reden Bebels ans dem internationalen Sozialislen-Koiigretz in Amsterdam aufs neue dargetan hat. Was das K t> ffhäuser - T e»kinal nnbetrifst, so wird mitgcteilt. daß dasselbe erfreu st.hcrwciie im abgelaiisencn Jahre ganz schuldenfrei geworden ist. Seine wirklichen Kosten betragen 1921 668 Mk. Ter Aufwand nir die 1691 im Ban begonnene Wirtschaft hat sich bis Ende 1903 anr 223 127 Mk. beziffert. Wenige Jahre noch, dann steht auch sie als schuldcnfreicr Besitz des Knffliäuser-Buudes da. Den Hauptanteil der zu dem großen Teukiimlsunternehmen erforder lichen Geldmittel hat bis Ende 1903 der Preußische Landcs- Oriegerverband mit!t82 511 Pik. aufgebracht. Unser sächsischer Miiitärvcreinsbund ist bis mit 1904 mit 62 983 Mk. 98 Pfg. be teiligt Bei einem Bestände von durchschnittlich IM OVO Mit gliedern ergibt diese Summe einen Beitrag von rund 35 Pfg. aus den Kops. Tie Beiträge sämtlicher den Khffhünscr-Bnnd bildenden deutschen Kriegerverbände erreichten bis Ende 1903 die Hohe von 1366 995 Mk. Dem Bund gehörten Ende genannten Jahres 27 Kriegerverbände mit 25-357 Vereinen und 2159611 Mitgliedern an. Im übrigen gewährt der Jahresbericht wieder ein erfreuliches Bild der E ntmickl n n g von Sachsens Militärvcreinsbund. Am Jahresschlüsse 1904 gehörten ihm 1591 Vereine mit 5353 Ehren- iiiid 184974 außerordentlichen und ordentlichen Mitgliedern an. even uns das AnSschelveio von 6613 I nm 1835 Mitglieder gewachsen iß, so hsischcs Militärvereiii-wesen noch immer ch befindet, selbst wenn in einigen Be- I demnach gegen da- Vorjahr 18 Verein« mit INS ordentlichen I Mitgliedern mehr, während die Zahl der Ehrenmitglieder durch Todesfälle leider um A4 zurückaegangen Ist. An ordentlichen Mit gliedern haben die Bundesvereme im Jahr« 1901 durch Tod 2527 verloren. Freiwillig ausgetreten bezw. «»-gewiesen worden sind au- den.BundeSvrrrinen rnsgesamt «066 Milgliedec. Wenn trotz dieser Verluste (durch Ableben und da- Ausscheiden) von 661 Mitgliedern der Buiid dm' beweist die-, daß unser sä wesentlich im Aufsteige» sic* ...... ^ zicken ein Rückgang an der Mitglieverzabl infolge örtlicher Ver hältnisse zu verzeichnen ist. An Unterstü tzungrn erhielten die Bezirke au- den BundeSkassen im Berichtsjahre IS 838 Mk., dazu in früheren Jahre» 208!26Mk.. somit insgesamt 223SK4Mk. Im ganzen fanden im Berichtsjahre 740 UnterstützungSgesuch« Er ledigung. Auch in diesem Jahre konnten wieder an eine gröbere Anzahl Kameraden Auszeichnungen für 2Sjährige ununter brochene Tätigkeit im Bunde verliehen werden, nämlich 11 silberne Vorsteher-Ehrenzeichen, *124 Ehrentafeln und 3 Anerkennungs schreiben. «eit dem Jahre 1885 konnten 1227 Ehrentafel» und seit 1896 84 silberne Ehrenvorstrherzeichen verlieben werden. An erkennungsschreiben wurden 81 au-gefertigt. In einer so statt lichen Anzahl langjähriger, erprobter tüchtiger Mitarbeiter mutz jede» BundeSmitglled eine Ehre erblicken und einen Spom zur Nacheiferung. Zur Bewältigung der Geschäfte waren 39 Präsidkat- Sitzungen und 77 AuSschußsitzungen erforderlich, in denen 6569 Registranden-Nummern Erledigung fanden. Außerdem wurden 121 Vereinssatzungen geprüft »nd 118 Gesuche um Erlaubnis zur Führung königlicher Insignien rc. erledigt. DaS BmideS- -schiedSgericht wurde in 15 Fällen a Memsen. An Beiträgen für dieKameraden in Deutsch - Südwestasrika sind vis mit Mai 1905 in runder Summe 5980 Mk. Angegangen. welche zum größten Teile bereits an den Preußischen LandeS-Krieger- verband zur Weiterbeförderung abgeführt worden sind. — Di« WohltätigkeitSanstalten für die Angehörigen der Reichspost- und Telegraphenverwaltung haben auch rm vergangenen Rechnungsiahre und im Kalenderjahre 1904 ganz beachtenswerte Ergebnisse aufzuweisen. Die Kaiser Wilhelm-Stiftung, deren Vermögen Ende März d. I. 747 750 Mk. betrug, hat an Studienstipendien für 49 Söhne und 1 Tochter von Post- und Telearaphenbeamten und -Unter- beamten 8325 Mk. verausgabt. Außerdem erhielten aus dieser Stiftung 221 Beamte und Unterbeamte bezw. Hinterbliebene derselben 18 653 Mk. Unterstützungen. Die Postunter- stühungskasse konnte zur Erfüllung ihres Zwecke- 539 033 Mark autwenden: davon wurden an Hinterbliebene von Beamten 22 729 Mk.. an Hinterbliebene von Unterbeamte» 351918 Mk. und an Hinterbliebene von Postillonen 18 289 Mk. ausgezablt, Lebensversicherungen von Unterbeamten unter Ge- Währung eines 17prozentigen Zuschusses zu den Prämien auS Postmitteln sind 245 mit 432 OOO Mk. abgeschlossen worden. Der Sterbekassenverein für Reichsbeamte hatte einen Zugang von 47 Versicherungen über 42 600 Mk. aufzu weisen. Die in den 41 Oberpostdirektionen bestehenden Post- Spar- und Darlehns-Vereine weisen einen Gesamt bestand von 164 053 Mitgliedern mit einem Gesamtguthaben von 43 243 386 Mk. auf. DaS Verein-Vermögen (einschließl. Reservefonds und Sicherheitsfonds! betrug Ende 1904 : 48 127 250 Mark. Ten 41 P o st kr a n k c n ka s s e n gebürten durchschnitt lich 33 899 Mitglieder an, bei denen 10 951 Krankheitsfälle mit 246 756 Timen vorkamen. Krankengelder wurden aus- gezahlt an Kassenmitglicder 368 869 Mk. und an Angehörige von Mitgliedern 2466 Mk.: außerdem erhielten Wöchnerinnen 3078 Mk. Unterstützungen. Der an Sterbegeldern gezcchlte Betrag belief sich auf 10 877 Mk. Die Dauer der Kranren- unterstützung betrug am Schluffe des vergangenen Jahres im Durchschnitt 36,78 Wochen. Seit dem 1. April d. I. wird von 37 Kassen die Krankenunterstützung auf 39 Wochen und von vier Kassen auf 26 Wochen gewährt, so daß sich der Durchschnitt aus 37,73 Wochen erhöht. .plritu-fatrtk vor«. vramsch. Di« - "" " ^ Beamte aschiuen- StiO , haben auch im Jahre 1904 segensreich gewirkt. Aus der m-A»gusta-Stiftu»a" konnten nicht weniger als 240 i mit je 15 bezw. 20 Mk. und vier Waisen mit je 10 Mk. — Die vom König!. Sächs. Militärvereinsbund verwalteten beiden Stiftungen, und zwar die „ W i l h e lm-A ug^ista Stiftung" und die „ Wcttin -I »bilä ums ^ tung ..Wilhelm Witwe» nnterstiitzt werden. Aus der „Wettin-Jubiläuins-Stiftung" er halten 31 ehemalige alte Soldaten Unterstützungen von je 15 bezw. 20 Mk. Zusammen wurden 3695 Mk. ans der echteren und 580 Mk. ans der letzteren Stiftung bewilligt. — Am 1. Juli d. I. treten im durchgehenden Per sone »verkehre mit österreichischen (Tiroler) Stationen über Hof—München mehrfache Aendcrun- g e n in Kraft. Hiernach wird u. a. die Geltungsdauer der ein fachen Fahrkarten nach Innsbruck usw. von 5 auf 10 Tage er höht und den einfachen und Rückfahrkarten Gültigkeit nicht nur zur Fahrt über Negensburg—München, sondern auch über Nürn berg-München beigeleat. Diese erweiterte Gültigkeit ist am I5.J»ni bereits imVerkehre mit italienischen Stationen sVerona, Mailand, Florenz, Rom usw.) in Kraft getreten, sie ist für die jenigen Reisenden wichtig, die den 6 Uhr abends von Dresden Hauptbahnhof über Hof-Nürnberg verkehrenden Schnellzug be nutzen, mit dem man in München Anschluß an den 8 Uhr 25 Minuten früh nach Bozen verkehrenden Taaesschncllzug er reicht. Tie Fahrkarten von Dresden Hauptbahnyof nach Gastein gelten künftig außer über Salzburg auch über Kufstein. —* In Würdigung des Erfolges, dessen sein von mehr denn 2000 Zuhörern besuchtes Sommcrkonzert im „Linckeschen Bade" sich zu erfreuen hatte, wird der Dresdner Orpheus nächsten Sonntag, den 2, Juli, in der „Großen Wirtschaft" im Großen Garten ein Nachmittagskonzert zu volkstümlichen Preisen unter Leitung seines Dirigenten Herrn Albert Kluge geben, Tie ver stärkte Kapelle des Herrn Musikdirektors Wentscher wird dabei Mitwirken. Ter Beginn der Gesangsvorträge ist wegen desAuto- mobillorsos :c. aus >/,6 Uhr an gesetzt. Eintrittskarten sind im Vorverkauf für 50 Pfg. zu haben. Kinder haben zum halben Preise Zutritt. > —* Weit über 100 Mitglieder des Bezirks- und Bürgcroereins Dresden-Friedrich st adt besich tigten am 23. Juni die im Stadtteile gelegene, in ganz Sachsen, vielleicht in Deulschland einzig dastehende Preßhefen- und Direktor Werner. Dr. Zscheilr und andere Yeamte der übernahmen in mehreren Abteilung«» dir Führung und rin eingehende», klare- Bild von der Herstellung de, ' wertvollen Produfte. Nach Besichtigung der heiz-, M< und AkkumulatorenrSum» — der ganze Antrieb »st ele«. besucht« man zunächst di« Mälzerei, von der di« ganze F< kation bedingt wird, dann die Maischräume, in welchen Malzkeime mit Mai- und Roggen gemaischt (gemischt) und durch überhitzt« Dämpfe behandelt werden. Durch di«. Diastase, d«n wirksamen Bestandteil de- Eiweiße-, wird die Verzuckerung und Läuterung der Flüssigkeit bewirft, der Zucker spaltet sich in Alfohol und Kohlensäure, Nach Durchwandern«« der Gärräume zeigte sich, wie die reichlich mit entstandene Hefe sich zu Boden setzt und sich von dem vergorenen Wasser separiert. Unter Zu- kilfenahme großer Tücher wird di« Hefe gepreßt, hierauf durch Maschinen in Pfunde geteilt und von geübten Händen verpackt (täglich di« 5000 Pfund), während die Flüssigkeit entweder zu denaturiertem Spiritus ljährlich 10000 Heftoliier) oder zu Korn branntwein (3000 Heftoliier) verarbeitet wird. Nach einem Ein blick in da» chemische Laboratorium schied man unter dem AuS- druck herzlichen Dankes und mit einein gewissen Stolz« auf die Fabrik, in deren großartigen Betrieb, mustergültig« Einrichtung und beste kaufmännische und technische Leitung man Einblick bs» kommen hatte. An die Besichtigung schloß sich gesellig« Vereini gung im Restaurant .,Keglerheim an. —* Der Bezirk-Verein für die Johannstadt veranstaltete am Mittwoch nachmittag in Danach» Neuer Wett zu Tolkewitz ein S om m erfest. da- mehr de» Charakter eine- Kinderfestes trug, denn im allgemeinen ließ sich «ne «cht sommerfestliche Stimmung vermissen, woran wohl der Mangel- haste Besuch, sowie das drohenoe Gewitter, da- sich auch gegen Abend entlud, schuld sein mochten. DaS Konzert führte die Barkhauersche Kapelle aus. Für Unterhaltung der Kinder war reichlich gesorgt, während auch eine Gabenlotterie veranstaltet worden war. Ein Tänzchen beschloß da- Fest. — Der Verein der Blinden für Dresden » « d Umgegend hielt am Sonntag seine monatliche Mitglieder versammlung im „Volkshcim" auf der Gutenbergstrahe ab. Die Versammlung war diesmal ganz besonders zahlreich, namentlich auch von auswärtigen Blinden und von unterstützenden Freunden besucht. Der unterhaltende Teil wurde von der GesangS- abteilung, sowie von Freunde» deS Vereins au-gestihrt. Im gr- fchästlichen Teile wurde zunächst mitgeteilt, daß da- Sommerfest deS Vereins wie gewöhnlich im Erbgericht zu Niederpoyritz, und zwar am 8. Juli stattfindet. Die Abfahrt erfolgt mittel- Dampf» schiss- mittags 1 Uhr vom Schloßplatz« au«. Zutritt zu dem Feste haben alle, die sich für die Blindensache interessieren. Anfang Juli wird der Verein «ine Werkstell«, verbunden mit öffentlicher Ladenverkaufsstelle, aus der Moltkestraße 8 in Dre». den-Pieschen eröffnen. So sehr die» al- großer Fortschritt für die Arbeiten der Blinden, namentlich für die Bürstenarbeitc- rinnen, zu begrüßen ist, wäre es doch wohl praktischer gewesen, diese Verkaufsstelle mehr nach dem Zentrum der Stadt zu ver legen. Hoffentlich findet trotz dieser ungünstigen Lage da- Unternehmen recht weitgehende Unterstützung seiten- des Publi kums. Donnerstag, den 6. Juli, veranstaltet der Verein ein Konzert im Kurhaus „Weißer Hirsch", das abends W Uhr beginnt. — Eine fröhliche Stimmung herrschte in dem herrlich am Elbnfer gelegenen Garten-Etablmement „Constantia" in Vorstadt Evtta, als die „Knabenbeschäftrgu na S-An statt deS Stodtvereins für innere Mission in Fried richstadt" ihr 28. Soniinelfcst seit dein Bestehen der Anstalt feierte. Nachmittag- gegen >/?3 Uhr erfolgte unter Vorantritt einer Musikkapelle der Abmarsch vom Hofe des Anstalts-Grundstückes am Hohenthalplatz. Der Zug wies gegen 165 Knaben auf, die in drei Abteilungen, nach der Beschäftigungsart gesondert, marschierten und unter Führung deS Herrn Jmpektors Sickert standen. Nach dem Ein treffen am Jcstortc erfolgte zunächst die Bewirtung mit Kaffee und Kuchen, Hieran schlossen sich Vogelschießen, verschiedene Be wegungsspiele usw. Die letzteren wurden von Lehrern der 17. Bezirksschule geleitet. Als Ehreiigäste waren Herr Königs. Bczirksichul-Jnspcftor Schulrat Dr. Priedel, mehrere AMchuß- ,Mitglieder, die Herren Schuldirektoren Hahn und Wiede- niann u. a. cischicncn. Von schönem Wetter begünstigt, nahm bas Fest einen alle Teilnehmer befriedigenden Verlauf. Nach Einnahine des Abendbrotes wurde gegen 8 Uhr mit wehenden Fahnen und unter den Klängen lustiger Musinveisen der Rück marsch nach der Stadt augctrctcn. —* Bei dem Schmuckkorio von Kraftfahr zeugen am 2. Juli müssen die Plätze aus der Tribüne bi- spätestens 5 Uhr abends am KorsotUe eingenommen werden, da nach dieser Zeit die polizeilichen Sperrungen beginnen und den Karteninhavcrn sich später Schwierigkeiten in den Weg stellen könnten. Ter Verkauf der Billetts findet nach wir vor ausschließlich im „Jnvalidcndank", Seestraße, statt. —* An, 1. Juli sind eS 40 Jahre, daß der Bürger und Schuhmacher-Jnmlngsmeister Moritz Krülle in dem Hause An der Frauenkirche Nr. 13 ein und dieselbe Wohnung inne hat. —* P o l i z e i b e ri ch t, 29. Juni. Ein etwa 25 Jahre alter Reisender ans Berlin, angeblich Paul Bäcker, hat kürzlich hiesige Einwohner zur Bestellung von Broschen mit Miniatur- Bildnisse», die nach Photographien angrfertigt werden sollten, veranlaßt. Tie Auftraggeber haben nach einiger Zeit unter Nachnahme eines Betrages von 7 Mk. ganz minderwenige Bwsclum, die nicht die bestellten, sondern irgend welche andere Bildnisse auswcisr», durch die Post zugcsandt erhalten. Etwaige weitere Geschädigte werden ersucht, unverzüglich Anzeige an tue Kriminalabtcilung gelange» zu lassen. —* Ein berüchtigter Falschmünzer, der 34jährige Kaufmann Leopold Schedlbauer, ist hier sestgenoimnen worden. Er war aus Leipzig herüber gekommen, wo er seine „Münze" hat, hier ereilte ihn das Geschick bei der AuSgabe falscher Zwei- mdrkstücke in einem Geschäftstaden. Der Falschmünzer ist wegen MünzverbrechcnS mit Zucht-Hans vorbestraft. —* Gestern abend nach 8 Uhr und heute mittag aeaen >/,1 Uhr rückten Löschzüge der Feuerwehr z» Bränden nach den Grundstücken Murschallstrahe 29 und Große Frohn- gasse 4 aus. Ter erste war in einer Küche im zweiten Stock Gin Tischgespräch bei der George Tnnd. Die bekannte Schriftstellerin Juliette Adam wird in der nächsten Zeit einen Barch Erinnerungen: „Meine Ein drücke und Gedanken vor 1870" veröffentlichen, aus dem der „Gaulois" schon jetzt eine reizend« kleine Episode heraushcbk. Mme. Adam führt uns an den Tisch der George Sand, die sie bei Magno mit ihr zu speisen eingeladcn hatte, und läßt unS an einen» geistvollen Gespräch teilnehmen, das zwischen der Tischgesellschaft, Flaubert, Dumas fils, den beiden Goncourts und den beiden Tarnen, hin- und hergeht und in dem alle Anwesenden sehr hübsch charakterisiert werden: „Flaubert lachte mit feinem vollen und schönen Lachen. Sein ttovf sitzt etwas zwischen den Schultern, und er hat lange, ge lockte Haare: seine großen Augen sind blau und haben einen starken, durchdringenden Glanz. Seine rote Gesichtsfarbe, sein buschiger, wilder Schnurrbart, die mächtige, untersetzte Figur gewen ihm das Aussehen eines Gutsbesitzers. Mit einer seinem ganzen Weien innewohnenden Güte paart sich ein lustiger Humor, der gern und viel lacht. Sein feines Gefühl für Worte läßt ihm irgend ein« verunglückte Redensart als lächerlich erscheinen, und er merkt sich solche Schnitzer sehr lange. George Sand, die gern möchte, daß der mitleidlwe und streun sich abschließende Flaubert mein Freund werde, hat ihm. meine „Erzählungen einer Bäuerin" zu lesen gegeben. Sie haben ihm nicht üb« gefallen, und er spricht das aus: plötzlich aber fragte er mit jenem unbeschreib lich ironischen Ton, den nur er hatte: „Warum nimmt denn aber Ihr Drescher^ dem die Dreschmaschine einen Arm fortgeschnitten hat, auf einmal einen Gegenstand mit beiden Händen aus B' Das hatte noch niemand bemerkt. Ich war ganz verwirrt. Alles lachte. Ich lachte selbst so herzlich, daß mich Flaubert mit einer ivohlwolleiiden »nd vergnügten Miene aiffcch. Auch die Sand und Dumas lachen, wenn er ihnen irgend eine seltsam« Rede wendung aus ihren letzten Büchern zitiert: nur die Goncourts nehmen eine indignierte und kühle Miene an, wenn ihnen Flaubert eine kleine Blutenlese gewagter Phrasen ans ihrem letzten Werke verträgt. Das Gespräch wendet sich wie natür lich der Schriftsteller« zu. und Dumas äußert sich nickt gerade schmeichelhast, indem er zu Juliette sagt: „Ick hoffe, daß Sie kern Talent haben. Wenn man so hübsch ist, ist es schade, wenn man ein Blaustrumpf wird." „Pardon, mein junger Alexander," ruft die Sand, „ich bitte Dich, sprich Ltwas weniger verächtlich von Blaustrümpfen!" „Sie sind George Sand," antwortet Dumas: „Sie sind ein unbewußtes Genie, «in reiches und großes Gemüt, wie es niemals existiert hat, noch jemals unter dem Himmel existieren wird. Sie . . „Bum, Badabum, Badabum," unterbricht ihn die Sand, seinen tmthetischcn Hymnus persiflierend. „Ich wette, Du wirst Juliette gleich von der Liebe zu predigen anfangen." „Gewiß, man wird eben nicht Schriftsteller, wenn man so ausschout." „Man wird „Ge liebte". nicht wahr?" „Ja, das ist das Wort, das ich ihr ein- schärfcn wollte." .Mein Kind," wandte sich die Sand zu mir, „höre nicht auf diese Leute. Sie können nur von liebenden Frauen schreiben, von einer Mme. Bovary, einer Aubrey, einer Germinie Lacerreux, aber sie können auch nicht einen einzigen guten Rat geben." Man muß lieben!" schrie Dumas, und Flaubert und die Gonconrts wiederholten das Wort. „Sie brauchen mir es nicht erst in die Ohren zu schreien, um das zu wlsicn," sagte ich. und die Sand meinte: „Es ist eigentlich ein drolliger Einsall, in meiner Gegenwart zu behaupten, man könne nicht lieben, weil man Dichterin sei." ,,Darin liegt etwas Wahres," pflichtete ELmond de Goncourt bei. „Was man bis jetzt den Schriftstellerinnen zum Vorwurf machen muß," fuhr die Sand fort, „ist gerade, daß sie der Liebe allzu sehr ihr Leben weihen. Das kann ich an mir beweisen." „Sie, Sie haben immer nur die Vision eines zukünftigen Helden ihrer Bücher geliebt, von ihrer Phantasie ausstafflerte Puppen, die Sie dann reale und besonnene Grundlage, „wir sind doch Schriftsteller von Bedeutung und sind wir große Liebende?" „Darüber will ich mich heute nicht mokieren," erwiderte die Sand, „aber ich finde eS dumm, «in« solche Behauptung aufzustellen. Viel eher, müßte er erst beweisen, daß eine Dichterin auch eine einfache und treue Hausfrau sein kann." „Ja, darüber könnte man ein Buch schreiben", schloß Jules de Goncourt. Die Sand hatte viel gesprochen. Gewöhnlich hört sie lieber zu und findet ihr Ver gnügen daran, durch einen kurzen Ausruf, «in leises Lachen ihr« Befriedigung über geistreiche Worte auSzudrücken, die sie so sein ausjukosteii versteht. Man sprach von Memoiren, und Flaubert erklärte, er verachte dieses Literaturgenre, die „Erinnerungen" der Sand seien ihr schlechtestes Werk. ,,DaS lst auch meine Meinung," antwortete tapfer die Dichterm der reizenden „Ge schichten einer Großmutter", „niemand könnte mich dazu dringen, sie wieder dnrchzulesen." Flaubert aber war nun im Zug«, und fuhr mit seiner gewöhnltchen Rücksichtslosigkeit fort: „Die Memoiren der Gonconris werden nicht besser werden als die anderen^ obwohl Edmvitd ja jede interessante Unterhaltung unter dem Tisch auf seine linke Manschette schreiben soll." Edmortd protestierte entrüstet. „Ich möcht's doch noch erleben," fuhr Flaubert fort, „wenn Sie Ihre Auszeichnungen über diesen Aoend veröffentlichen. Unsere Unterhaltung ist es wirklich wert, vor allem, was ich sage." „Wenn Sie uns genug aufgezogen haben," meinte nun Jules, „dann wenden -Sie sich wieder einem amüsante ren Stoffe zu." Flaubert wollte entgegnen. „Nun schweige!" sagte die Sand, „ich sehe unter Deinem dicken Schnurrbart eine ungeheure Grobheit sitzen." In diesem Augenblicke aber fiel Dumas ein, indem er eine lustige Anekdote erzählte, die er vo» Renan über Sainte-Beuve gehört hatte. Eine vornehme Rullin, die sich in den berühmten Schriftsteller verliebt hatte und zart- liche Briefe mit ihm tauschte, wollte ihn durchaus durch Nenan persönlich kennen lernen, und der Ehemann wußte sich schließlich nicht anders zu helfen, als indem er nachaab und seinen Rivalen zu einem Diner einladen ließ. Während der Mahlzeit wird die Schöne nicht müde, zu sagen: „Nein, wie ich Ihren Geist liebe, Monsieur de Sainte-Benve!" worauf -der Ehemann wiederholte: ,,J-a, wie wir Ihren Geist lieben, Monsieur de Sainte-Benve!" Und DumaS machte die kleine Szene so unwiderstehlich komisch nach^daß die ganze Tischgesellschaft in rin Helle- Gelächter «l-e ged Lai böh alt» sch« den unl abc fall b«! K r»! T
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