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Dresdner Nachrichten : 06.08.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188708061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18870806
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18870806
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-08
- Tag 1887-08-06
-
Monat
1887-08
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 06.08.1887
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Dresönev Zlcechvichton d» L v S -2 8 I 8 « Llr Belgln sind die geistlosen, sklavische» Nachahmer der Fraz^vsen Ostende ist «ine- der glänzendsten LnxuS- und Modrdätzee der t. Damit ist Alles gesagt. Svlange man in Ostende badet, ist . so gewesen, daß da« Cvcottentlium hier eine auffällige Ralle spielt, und solange die vornehme Welt in der brausenden Brandung der Nordsee Erholung und Zerstreuung sucht, wird keine Gilten- predigt daran viel ändern. Der Strand von Ostend« ist so schön, daß man diese widerlichen Erscheinungen mit in den «aus nimmt. Den faulenden Seetang riecht man an der See auch und sucht sie trotzdem auf. Man muh da« Treiben der Halbwelt sehen und auch nicht sehen. Man soll e« so machen, wie der König der Belgier, der in Ostende sei» Lustschloß hat. wo er in den heißen Sommer monaten kühle Seeluft schlurft. Tagtäglich begegnet man dem Souverän, wie er aus dem -verdamme und Strand« mitte» zwischen den Lustwandelnden und Badenden sich harmlr>S bewegt. Nie mandem können diele Strandvögel entgehen — aber man siebt über sic hinweg, oder, waS gar bald eintritt. man sieht sie gar nicht mehl, sie werden Einem gar raich völlig glcichgiltig: jede« Interesse erlnchl, nur bei eine» dewndrrS anssälliyr» Eischennmg gurkt man aus. Denn sie sind jetzt alle da. die Nimche«. FleuretteS. ZoeS und Dianens und wie sonst die Halbweltdame» von Brussel »nd Pari« heißen mögen. Diese bunticidengefiederleu Strandvögel dringen überall bi»: in s Eoncert, in dir Rennbahn, in's Eaiobaus, >»'« Spielzimmer, in die Brandung und in die Badekarr« Man erlebt liier Szenen, die einer Beschreibung ivotte». Zu Wnsser und zu Lande wird »ui die Geldbeutel der Monsieurs Jagd geinarht. Der deutsche Jamilienvaler hat redenlalls nicht nötlrig. mit Kindern, wenn sie iür gewisse Tinge Augen bekommen, gerade ein solche- Bad auszuffichen. Indem ich das »iedeilchreibe. suhle ich mich von jeder Zimpcrci frei: aber im Interesse der sittliche» Geiundheit unseres dculichc» Volke-liegt es unbedingt, daß das Heranwachsende Geschlecht vom Anblick und der Berülnung mit dein Corottenthum möglichst lange serngehalieii werde. Für kleine Kinder dagegen, die noch keine Augen haben, rst Oilende ein Paradies: iür diese ver anstaltet die Knrvelivalrnng am Strand« wie im Ballmal ununter brochen die rettendsten Sviele und Tänze. Aber über 14 Fahre hinaus — da bringe der deutsche Baker seine Familie in ein deut sches Seebad oder wenn'S rin fremdes sein soll, nach dem herrlichen Blankenberghe oder Hellst oder in das Ihenre Scheven mgen. Der Franzose denkt ja über den Berkcbr der beiden Geschlechter, >a über die Berührungen zwischen guter Gesellschaft und Halbwelt ganz anders wie wir: er findet nicht das Mindeste darin, die Frau seines Freundes in'S Wellenbad zu geleiten oder sich und seine Frau und Töchter umnitlelbar neben einer Eorirtisane in den Sand zu graben. Eine gewisse ziemlich weitgehende Uiigeinrtheit »nd leichte Auffassung des Lebens kennzeichnet den Charakter der Böller latei- nischec Nasse. DaS neineinsaiiic Baden beider Geschlechter, io be fremdlich anfangs drin Deutschen, verliert alsbald auch für Frauen das Peinliche. Für Beobachtungen ist zur Fluth- und Ebbezeil allerdings immer reizende Gelegenheit und an Zuschauern mit und ohne Opernglas — ichembar sinhen sic den iernen Horizont nach Damviern oder Seglern ad — fehlt cS nie. Aber die Frauen und Mädchen suhlen sich schon nach dem zweiten oder dritten Bade ziemlich liugeiiirl, wissen sie doch, daß die Wenigsten von ihnen nach dem Bade wieder erkannt weide». HelaS! Wie anders sieht daS weibliche Geschlecht aus. wenn es der Hilfsmittel der Toilette eiithch'.t! llliigklehck koinmt manches weibliche Wcicn von sonst gleichgiltigen Gesichkszügcii, namentlich, wenn es sich auch nicht antiiziehen versiebt, »n Meere zur Geltung, sobald das nasse Bade- kleid einen zierlichen Wuchs oder schlanke Gestalt erkennen läßt! In den deutschen Seebädern hält man streng aisi getrennte Hcrcen "ist und Dameiibadevläne ^ Wunder- -evlatze: lich war aber das Baden in Scheveningcn, daS auch geographisch sch glaube man ll»tt recht daran. >n die Berimitelung zwischen den iranzösiich-belgiichcn und den beut scheu Seebädern abgiebt. Dort giebr eS. wie m letzteren, einen eigenen Herren- und cbewalchen Damenflraiib, zwischen beiden aber badete man gemeinsam. Davon machten nun am menten Ehepaare oder Mütter mit Töchtern oder zwei Freunde Gebrauch. Die Nichibadrndk» durften dieicn genieimamen Strand ganz ruhig de- ! suchen, aber bei Leibe nicht sichen bleiben. Alle Beobachtungen j durften sie nn Bornbergchen machen, auch sofort wieder umdrehcn, - aber mehl Posto fassen. Einen Sinn dieser Einrichtung habe ich nicht finden können, wohl aber begreift Iedeimann sofort, daß, f wenn das gemeinsame Baben an sich auch nichts Bedenkliches oder Bemihremchcs hak, eS doch zu sträflichen Verhältnissen tausendfache Gelegenheit giebt. Die Hochsaison iür Lsiende beginnt Amang August, ivv d:e Pariser nab Pariserinnen ericheirien, denen eS im Bois de Boulogne zu heiß wird: ganze Wagenladungen Heldinnen von Kamelicndamen oder iraiizvsiicher S>lte»kvmöd>e» brmgl jeder Schnellzug über Brüssel hierher. Diese flatterhaften Gestalten ziehen mit Vorliebe nach Ostende, hier finden sic in den Lebe männern eine mir zu willige Geiell'chast. Die Knstenbevölkerung steht allerwarls nn Rufe, daß sie die Fremdlinge als lebendiges Strandgut betrachte, das der gütige Gott ihnen zur Ausplünderung nn den Strand geworren habe. Was sind aber die Francs, »m die sie ihre Besucher erleichtern, gegen die Summen, um welche in einem eleganten Lurusbade jene Strandvögel, die nnt ihnen am kühlen Meercsstrandc sich einige Wochen einnistenden Binnenländer plündern! Hier strandet wirklich mancher junge Mann oder nicht zu grundwb'csler Gatte und was ihm die werbliche Versuchung an Goldstücken in der Tasche läßt, das kann er dann sicher in den ge heimen Spielklubs loswerden, wo man ecarlä um mindcslens einen Napoleon spielt, oder wo der Pharaottich mit Hunderlirankdillets bedeckt ist. Die Ostender Polizei ist zwar scharr hinter den Spiel höllen einher, aber die Leidemchast rindet immer noch euren ver borgenen Scrcrl »^irgend eurem Hotel der iniwren Stadt. Wahr lich, ein solches Seebabel oder Strandgonwrrha wie das belgische Ostende oder das französische Droumlle wird wenig an Ueppigkeit und Versichrung hinter den, Bajae der alten Römer zurückdleiben und es verdiente durch den Griffel eines Juvencst ui einer Salyre als Sittenbild moderner Enlarttiiig der Nachwelt überliefert zn werden. Glaube man nicht, baß ich grell übertreibe. Ich habe milde Farben gewählt: das Jntercssanlcste, was ich unfreiwillig ge sehen und erlebt, behalte ich für mich: eS eignet sich nicht für ein in die weiteren Volksschichten gehendes Blatt. Aber es ließ sich nicht unterdrücke», woillc ich vor, Ostende wahrheitsgetreu berichten. WaS der neben diesen Färilmßcrcengnlssen herrliche Strand von Ostende an gesunden Reize» »nd nnverdorbenen Nalurgenüsie» Köstliches hat. daS iei einem Schlnßbrieie vorbchnlten. — Ter sinh 7 llhr m Deuche» fällige Eourierzug von Wien traf vorgestern stiilr mchl, sonder» erst drei Slniiden später ein Die mit dem gleicluaUs stich 7 Uhr dort cinttessende» sächsi schen Conrierzng angekommeiien Reuenden, wie die von W>e» kommenden wurde» vielfach sehr geichädigt, da der Anschluß eben nicht zu erreichen wnc. r >e lange Versäumung war dadurch ver anlaßt worden, daß vor dem Wiener Evurierrug ein Gnterzug ein Geschirr überfahren halte »nd das Geleis veuperrt war. — In P laue n bei Trec-den, dem jetzigen Wohnsitze des NeichskagScibzcvrdiiet.'ii Bebel, eriitirt ei» Dnrnverein für Frauen und Mädchen, von welchem kürst»!, auch die Tochter Bebels eine Aufsordcrnirg znm 'Beitritt zugeichickt erhielt. Dieser Aufforderung leistete Fraistem Bebel auch Folge, aber ihr Anstinhinegrinch wurde abschlägig beiclnede», und zwar ist dieie Ablehnnng unter aus- drücklichcr üliicrkennnng der Elnenliaftigkeit deS Fräulein Bebel da mit motivitl ivvröen, daß die politische Gesinnung ihres Bcrtcrs die Aufnahme nicht zulässig erscheinen lasse. — Ein in LeiSnig erst am 1. d. M. in den städtischen Dienst als Nachttchilkmanii enrgetretener, bisher in einer Mühle beschäftigter Mann N nnenS R. hat sich am 3. ds. von den Sei- nigei! entfernt, ohne wiedelzukommeii. Man nimmt an, daß er den Tod gesucht hat. Gekranktes Ehrgefühl soll ihn dazu getrieben haben. Fortsetzung de« lokalen Lsteilc« Seite v. TageSgeschichte. LeutsesteS Skeiest. Das von Kaiser Wilhelm ans Anlaß des Priesterinhilanins an Pavst Leo Xlll. gerichtete Schreiben sprach seine hohe Befriedigung darüber aus, daß Kaiser und Papst in ihrem Alter „och de» religiösen Frieden herzustellen vermocht. Der Papst erwiderte das Glückwnmchichrciben alsbald mit einem eigen händigen Schreibe», durch welches er seinen lebhaften Dank aus- fprach und sich den Gefühle» deS Kaisers voll amchloß. Als zu Anrang dieses Jahres die Beziehungen Deutschland- zu Frankreich jeden Tag zu zerreißen drohten, suchten die Meldun gen aus Paris uns namentlich durch Ankündigung »euer Spreng mittel, mit denen unser.Heer beinr Eintritt in französisches Gebiet sofort vernichtet werden würde, gruseln zu machen. Melinit. Noburit. Sekiint rc. spielten damals in der Presse eine hervorragende Rolle. Es dürfte nicht ohne Interesse rein, zu erfahre», daß auch bei uns mit diesen Sprengmitteln seit mehr als einem Jahre eingehende Aeriuche gemacht worden sind, aber allerdings zn friedlichen, die Sicherung des Menschenlebens vielmehr sördernden Zwecken. Die preußri verschiedenen Gesellschaft nn l vulverS bei der > schlaacnen neuen und Roburit. eich Be^werkrverwaktung , hat bereit« km vorigen Jahre an i, u. A. auf einigen Gruben der Vereinigung-« urin-Revier. mit den zum Ersatz d«S Gchivnrz- vblengewiimung in Schlagwetter-Eruden vorgr- Sprengstoffen, insbesondere mit Sekurit, Earbvnit und Rovurit. eingehende Versuch« angestrllt. welche namentlich die Gefahrlosigkeit und gute Sprengwirkung der beiden letztgenannten Stoffe fesigestellt baden. Auch auf niedreren Steinkodlrngruben im OberbrrgamtSbezirke Dortmund ist Rodnrit veriuchSiveise zur Benvendmra gelangt. ES ergab sich hierbei, daß zur Erzielung der gleichen Leistung etwa die Halste der bei Benutzung von Dchwarz- pulvrr üblichen Aprengstoffinenge ausreichtr. und daß auch der Stüekkvhlrnsall beknedigend war. Die Vrrbrennunatßzaie sind durch Geruch nicht rvabmehnibar und vernriachen keinerlei Athmunasbe- schiverde». loda« der Ort sofort nach dem Wegthun der Schitffe wieder betreten werde» kann. Nach dem übereinstimmenden Ergeb nisse aller Versuche zeigten dir Roburitlchnsse keine Flammen und erwiesen sich selbst bei gleichzeitiger Gegenwart vv» Schlagwettern (1 Peozü und Kohlenstaub alS völlig gefahrlos. Der Rovurit ist von schimitzia-gelber Farbe und hat et» arie-artige- Korn, Offen angrzündrt oder auch löfselwei- in ein brllbrennrnde- Schimede- seuer geworfen, verbrennt er ohne Explosion. Auch unter dem Hammer ist er sehr ichwer zur Explosiv» zu bringe», sodaß angeb lich Versager ohne Gefahr angedvhrt werben können. Nur durch gndung, doch ist anch in diesem Falle die lüg groß, etwa 5 Proz. Al« lvelcnt- wird neben dem hoben Preise von etwa S Mt. für 1 Kilogramm die große Empfindlichkeit gegen Feuchtigkeit und Wärme ang führt, indem er dabei leicht zerstießt und jedenfalls auch an Entzündlichkeit »nd Krait einbüßt. Bei de» in Neuenkircheir anaeitelltrn Versuchen mit Sprengstoffen hat gleichfalls der Noburit sich im Ganzen als günstig erwieien und durch besondere Ergemcha ten nanientlich die beiden anderen oben genannten Stoffe übrrtrvffen. Kinetit ist nach den Ergebnissen lener Untrrsuchlingen wegen deS Gehalts an chloriaurem Kali sehr gefährlich, »nd die Nachichwaden bewirken Erbrechen, bei Selnril riechen letztere nach bitter» Mandeln, scheine» indessen erträglich ,n sej», über Rovurit aber wird berichtet, daß die Nachichwaden sogar arvmcrtnch riechen und nicht unangenehm sind. Die Versuche werden untcr möglichst ungünstigen Verhältnissen weiter fortgesetzt werden. Ter Reickstagsabarordnete Faistenberg ist am Dienstag im 65. Jahre »ach kurzem schweren Leiden gestorben. Der Verstorbene gehörte der nationalliberalen Partei an und vertrat den Wahlkreis Wirsitz-Schublii, welchen er bei den letzten Wahlen von den Polen eroberte. lieber das gewaltige Vorgehen des Präiektcn Schnerb in Narret, gegen die Gebrüder Weißbach bringt die „Straßburger Post- folgende neue Mitlkeitungcir: De» Arbeitern der durch Erlaß des Präfekten Schnerb von Naiicv plötzlich geschlossenen Fabrik der Gebrüder Weißbach in Embcriircnil ist setzt durch die iranzöfische Lokalbebvrdc mitgetkrilt worden, sic hatte» die sofortige Answeisnng ;» gewärtige», falls sie nicht innerhalb dreier Tage dea Nachweis z» liefern rin Stande seien, daß sie andettvestige Beichästigang ge sunden. Das letztere rit unmöglichwo und wie sollten die rauhe Hanlirnna ungeivölmten Leute in einer lediglich ackerbautreibenden Oregend Bcschältignng erhallen? Der Gewailstceich wird al v tvvhl zur Ausführung gelangen, wenn nicht schleunige Hille durch die deutsche Regierung eintritt. Unterdessen ist anch bekannt geworden, daß die Iranzösischc Regierung sich zur Rechtfertigung der von ihr giigrvrdnelen Schließung der Fuhrst gut em Gesetz anS dem Ighre l79l stützt. Hicrngch hätten die Gebrüder Weißbuch bei Gründung der Fabrik unterlusscn, eine Anzeige nn die Zollverwaltung zu machen. ES verdient hierauf bemerkt zn werden, daß der Maire des Ortes «elbit die vor Eröffnung der Fabrik nothivendigen For- inaütäten besorgt und den Fabrikbesitzern gesagt Hut, eS sei alles in Ordnung. ES verdient ferner liervorgehoben zu werde», daß dre französische Regierung anSdrüsttich die Erlanbniß zur Erössnung der Fabrik gegeben, die letztere sechs Jahre ungehindert hat bestehen lasse» und daß französische Fabrik-Inivektoren den Betrieb rcvidirt und i» Ordnung gesunden baden. Unter diesen Umstände» erscheint die Maßregel der französischen Regierung gcrudezu barbarisch. Betreffs elf, ieit Mäcz in Lachen deS Allouaer Sozialistenpro- zeff'eS in Unterstlchnnashatt befindlicher Arbeiter beschloß die Zcricn- kammer des Altonaer Landgerichts die Außerversolglingietzung und Harlenllassung der Veichuldigtcn Mangels gelnigenden Belgslunas- »igteriglS. Die Anklageichriii ivar bereits dem Vertheidiger zugestellt. Wie inga hört, hat der Stgaisamvalt Beschivcrde erhoben. Ter in Mülhauien erscheinende, durchaus sraiizoieiifrrnndliche „Expreß" meldet: „Hern G., Zahnarzt m hiesiger Stadl, hatte in Bestock ein Zimmer gemiethet, wohin er sich einmal in der Woche begab, um daselbst leine Kunst anSznüben. Gegen Ostern ging Herr G. abermals mit einem gut deutich sprechenden Gelüste» da- lün, wurde vor etwa l4 Tagen der Polizki denunzirk, alS habe er einen deutschen Spion nach Frankreich gebracht, verhaftet und zn 8 Tage» Geiängaiß vcrurtheüt, weil er ohne Erlanbniß dir Grenze überschritten hatte. Die acht Tage sind nun verflossen und G. ist zur großen Bckümincrniß seiner Familie »och nicht wieder er- lchienen". Zn Gestenklichen erstach der Arbeiter Drolshagen bei einem SchnapSgelage seinen „Freund" Morel ans Bulmke. Die Ursache dieler 'chlcststchen Tbat ist eine unglaublich geringfügige. Morel hakte die Tabakspfeife seines Zechgenossen zur Besichtigung in die Hand nehmen wollen, waS den letzteren in die rasendste Wuth verletzte. lieber den jüngsten Aufenthalt des Prinzen Ferdinand von Coburg-Codarv. der bekanntlich seine Reise anch in Diener Kreisen »n verheimlichen wußte, wird nun dem „Gott,. Tagcbl." geschrieben : Die Vorbereitungen zum Empfange des Prinzen waren so geheim betrieben worden, und seine Anknnit erivlgle »ntcr von den seit herige» Gepflogenheiten >o abweichenden Uinständcn. daß selbst der Ausmerk'amste getäuscht wurde. In dem sogenannten Prinz August Palais war nur die Herzogin Clemcntinc angemeldet worden, und diese kam in der Dhat auch allein c>», während erst eine Viertel stunde später Prinz Ferdinand emlrai »nd zwar i» höchst unaist- sälligcr Weste und ohne Begleitung. Fast »nmittelhar »ach ihrer Ankunft begaben sich der Prinz »nd die Prinzessin in die unter der katholischen Pfarrkirche St. Augustin errichtete Gruit. um an dem Sarkophag des verewigten Prinzen August — Gemahls der Prin zessin Elenienttne — ;» beten. Einige Zeit, nachdem die Herrschaften >» das Palais am Bürglaß zurückgckehrt waren, erschien der regie rende Herzog von Kodurg, der nahezu anderthatb Stunde» lang init dein Prinzen Ferdinand, welcher bei der Begrüßung seinen Oben» herzlichll umarmte, konserirte. Dieser Konferenz, deren In halt sich selbstverständlich der Oessentstchkeit entzieht, wohnte die Prinzessin Eleinenline nicht bei, vielleicht schon deshalb, weil die selbe außerordentlich schwerhörig ist, Nachmittags nahm der Prinz an dein Tiner des regierenden Herzogs Tbeil und zwar ebenfalls ohne seine Mutter. Abends reisten die Herrschaften wieder ab. Der deutsche Kronprinz wird in einigen Tage» die Insel Wight verlgssen, um einen kurzen AnSflng nach Schottland zu mache». Von dort kehrt der Kronprinz nach Teullchlcind zurück. Tic Frau Kronprinzessin wird erst später abreisen. Infolge des Selbstmordversuches de- Gesellschafters der be kannten Getreidefirma Gebrüder Sobemhcim entstand vorgestern große Baisse nist der Berliner Frnchtbörse. Sobernheim stand an der Spitze des Berliner .Hansse-EviisorstiimS. welches im Frühjahre in Wien und Budapest angeblich M>M> Meter-Eentncr Herbst- weizen s8,7G ankauste. Inzwischen ist Herbstweizen stark gesunken und das Eoistortini» hat große Verluste erlitten. Zwei andere Börsenl'csiichcr wurden wahnsinnig. Zur Verhaltung deS „sozialdemokratischen Ecntral-Eviiiitees" in Berlin erfährt die „Post', daß die Vermnthnng, wonach bereits ein nencS Comitee geb-ldci wordrn sei, in gewissem Sinne zu be stätigen sei. Allem Anschein nach seien nämlich nur tt'inf von den verhafteten acht Perionen Mitglieder des Eomiters gewesen, wäh rend drei derselben an jenem Abend durch ihre Ersntzmänner ver treten wurden. Zur Verlhkidignng der Inhastlrten hat sich ein Berliner sünacrer Rechtsanwalt unentgeltlich angeboren, der bi- letzt noch nicht in einem sozialdemokratjlchen Prozeß thätig ge wesen ist. Der Bericht de- Berliner Generalkonsulates der Bereinigten Staaten von Nordamerika über den Export nuS Deutschland nach Amerika während de« zweiten OuarlalS 1887 enthält einige l>e- mrrkenSwcrthe Taten. Deutschland Hot zwei Generalkonsulate, ba rme kür Nvrddeustchland mit dem Sitze Berlin, daS andere lür Rheinland »nd Süddeutschland mit dem Sitze in Frankfurt a. M. Der norddeutsche Konjnlatsdezirk, umfassend Amiaderg, Berlin. Bremen, Breslau, Braunschiveig. Chemnitz, Dresden, Hamburg, Leipzig »nd Stettin, exporlirte zusammen iür 9.792,252 Doll, gegen Ist.tl 1.962 Toll, im 2. Quartal l8ec6, hat also rin Minus von 621,538 Doll, oder ca. 2'-, Millionen Mark. Dieser sehr bemer- kenswerth« Ausfall — brmerkenswerth. weil der Export a„S Nord deutschland seit Jahren stetig steigend gciveseu — erklärt sich da ran-, daß tro! die destelben n Ausfall oll. aus I,ü 4'/» Millionen ^ In de« meisten einzelnen Unterdiftrist«, ^ esammtzunahme nicht groß genug gewesen ch, u« den Ausfall Hamduras zu decken, dessen lHrvort von 3.274.SÜ8 Doll. aus I,Äl,8l9 Doll., also um l.069.517 Doll, oder nahezu , ^ tart »urückgegangen ist. Dieser Au»sall t»liällt in Hamburg allem auk deir einen Artikel Zucker. Biel günstiger im Einzelnen wie in der Gesammthelt stellt sich diesmal Tüddrulsch- land. Hier ist die Gesammtzunahmc 2,491,253 oder 10'/« Millionen Mark und zwar 11,150,884 Doll gegen 8.S0L633 in den ent- sprecvenden drei Monaten de« Vorjahre«. An dieser Zunahme par- tizipiren beivorragend der Bezirk Düsieldorf mit 684,476 Doll, Crefeld mit 439.1Ä Doll.. Bannen mit 440,31 l Doll., Nürnberg mit 2t8,727 Dvll., Stuttgart mit 185.Ä14 Doll, und Aachen mit 180,470 Doll. Einen kleinen Rückgang weisen nur Mannheim und Mninz aus. Dank diesem beträchtlichen Export au- Süddeutschland stellt sich die Gesainmtbilanz für ganz Deutschland noch recht günstig. Die Zunahme beträgt ca. 1,9LZ,715 Doll, oder 8 Mill. Mark gegen das 2. Quartal 1880. Der amtlich konstatirte höchste Grundstück-Preis in Berlin jst für da- setzt »n Abriß begriffene Grundstück Friedrichstraße 82». Ecke der Behrenstraße, bezahlt worden, nämlich ILOO.OM Mark iür 376 Quadratmeter, v. h. 8lS1 Mk. für den Quadratmeter oder 45.250 Mk. kür dir Quadrairuthe. Dem bayrischen Landtage wird eine Vorlage betr. die Bestrei tung des llnIerlialtS deS Prinz Oesterreich. Ni» über den Tod Katkow lt- des Prinzregenten zugehen. . Nirgend- wird eine leidenschaftlichere Tianer über den Tod Katkow S zur Schau getragen als bei den Czechen. Ihr Gebnhren, drivndrrS der Jungczrchen. überschreitet so lehr das Maß aufrichtigen Mitgefühls, daß man sich verursacht fühlt, zu landen, der ToveSsall ist ihnen eure willkommene Gelegenheit, die Deutschen zu ärger» und ihnen mit fürchterlichen Drohungen Furcht einzujagen, „Nawdm Listy" z. B. schreiben: Der Genius des Slavenlhcniis hüllt sei» Antlitz in Trauer ob des Todes eines seiner größten Söhne, und das slcwffche Volk klagt, in stnmmcö Weh verlnnke», ob deS Schicksals, welches gerade in der Zeit großer historischer Umwälzungen, m einem Momente, wo ihn, am »leisten Mäniiee noththun, bei denen sich politische Klugheit und Scharssim, mit eisernem Willen und Begeisterung pnaren, cs seiner vordersten Pioniere beraubt: jener Männer, welche berufe» sind, jenen Ideen Bahn zu brechen, ans denen im harten Kamps mit der nnS icnidli- chen Welt einzig und allein die Hoffnung in die Zukunft, der Glaube in die Existenz des Bolkes und in dessen ichließlichcs Glück beruht". „Narodni Lisch" gedenken dann der Verschiedenheit der Ansichten Katkow'S in irüherer Zeit, wo er auSichließlich den rus- sichen Standpunkt emnahni, und in de» letzten Jahren, wo er die slaviiche Solidarität verfocht. Die czechüchen Organe greisen aus daS Heftigste den Minister v. Gaulich wegen seiner jüngsten Verfügungen n» und kündigen der Regierung die Freundsthatt. „Narodni Lisch" verlcmacn, daß Gaulich wegen seiner verfassungswidrigen Thaten auf die Anklage bank gesetzt werde. Wie die „Pol. Cvrr." nachträglich erfährt, hat der preußische Ge sandte v. Schlvezer während seines AnienihalteS in Wien anch de», Minister Grafen Kalnokh einen längere» Bcinch abgestaltel und einer Einladung desselben znm Diner Folge geleistet. Eine Kntailroplie erschütternder Art hat die an der Lokalbahn- slrccke Groß-Latein-Ezelcchowitz bei Olniütz gelegenen Gemeinden getroffen. Ein riesiger Wolkenbruch. wie man ihn seit einem Vtertestahrkinndert dort nicht erlebt hat, vernichtete Hab und Gnt, und daS cntieiielte Element forderte Menschenleben znm Ovier. Der Wolkenbruch »niiaßte die Gegend zwischen den Stationen Groß-La.ein und Ezelechowitz und äußerte seine größte Vehemenz im Orte Treplichcin, welches, am Fuße einer Hügelkette und am Ansgange eines lies enigeichnittcnen enge» Thales liegend, die größte» Wassermasscn anszunehinen hatte. Mehr als zehn Häuser, welche infolge ihrer Bauart dem Anpralle der Wassermasien nicht Widerstand leisten konnten, sind eingestürzt, drei Mensche», ein Mann, em Weib und ein Kind, sind in den Finthen »ingckommen. Zahlreiche Hauslhiere sind zn Grunde gegangen. An der Halle stelle Treptichrm der Lokalbahn wurden die größten V.'riviistmiacii angerichlet. Dort ist der Oberbau stimmt den Wechseln und Kreu zungen vom Bahnkörper iveggeichwemmt worden. Man kann sich einen Begriff machen von der Gewalt des entfesselten Elementes, wenn man vernimmt, daß das Gcleiie vom Bahnkörper weg 20b Meter weit in die Felder getragen wurde. Die starken Schienen waren an einzelnen Stelle» wie weiches Holz gebogen worden. Die linksieitige Tainniböichniia ist längs der ganzen Haltestelle Treptschein von den Schtveilenköpsen weggewaschcn. Die Ernte ist in jener Gegend total vernichtet, der Schaden em enormer. Außer Treplichcin ist Lutein arg verwüstet: dreizehn Häuser und zahlreiche Nebenobjektc stürzten ein, zwei Kinder ertranken, ein Weib wurde von den Wellen tvrrgeschwemnit. Die Emle ist vernichtet. Da die Befürchtung nahelag, daß weitere Häuser einstürzen werden, rückten sieben Kompagnien Genietruppen mit Oberst Ambrosti zur Rettung nach Lutein ab. In AdlerSdvrs sind 5 Häuser emqestürzt, das Wasser steht drei Meter hoch, der Schaden beträgt Tausende. Die Landlagsrrgäiizungswahlen ist Böhmen werden nn nächsten Monat staltsinden, und zwar iür die Landgemeinde» am 10. Sep tember. für die Städte am !2. September »nd jene der Prager und Piliner Handelskammer am 13., dann die Ergänzungswalilcn in den Wahlkörpern des fideikommissarischen und nicht sidei- kommissarilchen Großgrundbesitzes am 14. September. ES sind im Ganzen 77 LandtagSabgcvrdnetenwahlen vvrznnehmen, »nd zwar sind erledigt 7l Mandate infolge des Austrittes der nativnnldeutschcn Abgeordneteit, 4 durch Todesfall und 2 duich MandatSniedcrlegiing. Die Deutschen werden bei dieicn Wahlen die 4 Mandate für die Prager Handels- und Ge- nxlbckamliier und jenes für die Piliner Handelskammer, welche 5 Mandate ihnen bci den Wahlen im Sommer 1873 zugciallen waren, da die Ezechisirnng der beiden Kammern erst später vor sich ging, cinbüßen. Den übrigen Besitzstand werden sic mit etwaiger Ausnahme eines Mandats in Südwestböhmcn voraussichtlich voll behaupten. Gegenüber der Meldung der „Ovinione". die österreichische Regierung habe dem Prinzen von Kvbnrg abgcrathe», am den Bttlgarenlhrvn zn verzichten, kann das „Fremdenblatt" versichern, daß die österreichische Regierung den Prinzen weder zur Annahme des ThrvneS gcrathen, »och weniger aber von dessen angeblich be absichtigter Berzichklerslung aus den Thron abgerathen Hube. Frantretäh. Eine vffijiöie Rote besagt, daß der KricgSimni» stcr bereits alle Maßregeln zum Mobilmachniiasverinch getroffen habe, und es erübrige nur noch die Bekanntgabe des betreffenden Armeekorps und des Datums. Boulanger, Ferry und Katkow — um dieie drei Namen dreht sich fast der geiammte Inhalt der sranzösffchcii Zeitungen. Ter bisher nicht znm Austrag gelangte Ehrenhandel zwischen Bon- langer und Fcrrh wird in langen Leitartikeln behandelt, in welchen die von den beiden Gegnern eingenommene Haltung »ach Kläffen vertheidigt oder vcriirtheill wird. Für den unparteiischen Bcur- theilcr der Angelegenheit, mag er Freund oder Gegner des Zwei kampfes sein, ergiebt sich a»S allen dieie» Artikeln nur das Eine: daß der Zwcikampr im heutigen Frankreich im Grunde genommen nichts ist, als eine erbärmliche Komödie. Boulanger fordert ernst liche Geniigtbnniia aus — 20 Schritt: man schießt sich heutzutage nur aut 25 Schritt, ritten die Ferry ergebenen Blätter auS, und der in Duelliachen erfahrene Paul de Cassagnac unterstützt sic, indem er bemerkt, wenn inan sich unter den von Boulanger'S Zeugen ge stellten Bedingungen schießen wolle, !o könne nuin sich »gch chine- tiicher Man,er eben so gur de» Bauch auiichlitzen. A» den strei tigen süni Schritten sind die Verhandlungen gescheitert. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehre», als sei damit beiden Thcilcn czedient. Ferry würde klüger gehandelt habe», wen» er von vom- herein jeden Zweikampf abgeleynt hätte; Boulanger wird jetzt allem den Nutzen habe» und sein Ansehen wird steige», mag der Zwei kampf noch zu Stande komme» oder nicht. Wie zu erwarten war, sind vielleicht schmerzlicher noch als die Panslavistcn, die französische» Patrioten durch den Tod Katkow'S berührt worden. Die tranzösilchc Presse beklagt dies traurige Ercig- niß auS tieistem Herzen und findet nur in der Hoffnung Trost, die Frenndschast Rußlands zu Frankreich werde durch das Hinicheidcn ihres beredtesten Fürsprechers nicht erschüttert werden. Die Bon- lanaisten nnd Chauvinisten können natürlich nicht umhin, die gute orna zu geven. --sv imreivr oie „France" «aitvw hatte begriffen, daß die sranzösilch-rnifische Alllan allein die Welt von der Supre matie der Aiiglv-Sächfiichcn Raffen befreien kann. Und er stirbt, wie Skobcless, in Fvlgc einer gehciinnißvollcn Krankheit, die »r wie -skobcless. in Folge einer gehciinnißvollcn Krankheit, die zu manchem Verdacht berechtigt! Dr. Pvtain kam ,n spät aus Paris, um ihn zu retten. Aber er wohnte wenigstens seinen letzten Augen blicken bei und er wird uns vielleicht über die Ursache dieses für die Feind« Frankreichs und Rußlands so gelegenen Tobe« aufklären tonne«. Ein Trost bleibt unS. nämlich daß Katkow mit der Uebcr- K die von ihm empsohlene Politk angenommen fit. nne«. reugung starb, da!
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