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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 30.05.1924
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1924-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19240530022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1924053002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1924053002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-05
- Tag 1924-05-30
-
Monat
1924-05
-
Jahr
1924
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Nr. ISO Sette r de» Erfurter vollständig fallen lallen. Was allenfalls hierher gehört, lautet »ur: .„Internationale Abrüstung unter Garantie de» tdülkcrbnndS. Herabsetzninider Wehrmacht in allen Staate» auf da» Maß. das die Innere Sicherheit -er Staaten und die Er zwingung inteniativnaler 'Verpslichinngen durch geineinschafi- Uches tzivrgehen des Völkerbundes erfordert", d. h. also für uns Betätigung der uns durch de» sogenannten Frieden r»on Berfattles schon auferlegten Einschränkung. — Allein dem gegen über ist es nun eine sei» erfreuliche Kundgebung, wenn in dem Flugblatt wieder grundsätzlich die Welirhasttgkeit aller dazu geeigneten Männer gefordert wird. Darin liegt zugleich der Widerspruch gegen die und als Schlimmste» angetane Schmach der Aushebung der allgemeinen Wehrpflicht, darin liegt für jeden einzelnen die Aufforderung, sich dieser Pflicht der Wehr haftigkeit auch jener Aufhebung zum Trotz bewußt zu halten. Der konservative Antrag abgelehnt. - » » b » n. 2» Mai. ill n t e r h a u s.l Der konservative An trag «Ulf Herabsetzung deo tzletmlts deo Arbcitsministers wurde mit AI» gegen L.'iL Stimmen adgelchn«. Die Beratung über das Bndget des ArdeitSministerinm» wurde aus unbe stimmte Zeit vertagt. London. Al. Mai. Die Blätter sind der Ansicht, daß dnrch die gestrige ttnterhansabstimmnng der Negierung norcine Frist gewährt worden sei. ..Daily Telegraph" zufolge waren die Liberale» bei der Abstimmung tu drei Gruppen geteilt. Acht Liberale stimmten mit der Opposition, t17 unterstützten die tltegicrung und etwa liL enthielten sich der Stimme. Die englisch-italienischen Beziehungen. London, 30. Mai. „Times" zufolge empfing Mac donald gestern vormittag im Foreign Office in London die in London weilenden i ta li e n r s ch e n P r c s s e v e r t r e t e r. „Corrtere della Sera" werde im Anschluß an diesen Empfang eine Erklärung über die Ansicht der britischen Negierung, betreffend die englisch-italienischen Beziehungen oeröfscnt lichen. Diese stets freundschaftlichen Beziehungen seien nun mehr nach der Negelung der F >lbaland F rage völlig ge klärt. WaS das Mittel mecr betreffe, würden die Bor schläge bezüglich einer vollständigen vder teilweise» Neutrali sierung dieses wichtigen Meeres für undurchführbar ange sehen. ES werde jedoch zum Ausdruck gebracht, daß der (Ge danke eines englisch italienischen FlottenabkoinmenS eine Die Politik Poincares erzeugte nur Revanchegebanken. Pari», 3t). Mai. Zur Lage in Deutschland schreibt „Ere Nouvelle". die im jetzigen Augenblick als Sprachrohr der Männer bezeichnet werden kann, die kommende Woche die Negierung in Frankreich übernehmen werden: Der neue Deutsche Reichstag habe einen Nobler begangen mit der Wahl eine» der Rechten zum Präsidenten. Es bestehe iubes kein Anlaß, die Tragweite des Borgauges zu übertreiben. Die Tatsache, Saß Marr dazu berufe,, sei. Sic neue Negierung zu bilden, sei eiie Bürgschaft dafür, daß die Chauvinisten jen seits des Rheins Herren der Lage seien. Man müsse übrigens anerkennen, daß die übertrieben große Nolle, die die Natio nalisten bei der Leitung der deutschen Politik «vielten, nicht ausschließlich aus die Wiederkehr einer kriegerischen Stim mung zurückzusühreu sei. Die Politik des Kabinetts Poin- car,-S gegenüber dcu ehemalige» Gegnern habe bedaucrns- werterwcisc der Neoaininpartei Borteil gebracht. Die sepa ratistische Assaire vom September vorigen Wahres sei ein furchtbarer Fehler gewesen. Wie Eaillaux selbst nachgeivicien habe, hätte man auf Deutschland Hoffnungen setzen können. Aber man hätte dann alles vermeiden müssen, was einer Verschwörung ähnelte und ums diesen Ernst Deutschlands für eine NnabhängigkcttSerkläruug verlangen dürste aus Eirund der strengen von der französischen Revolution aus gestellten großen Grundsätze der Völker. Heute sei das ganze Unheil geschehen. Nur da» Einarelsen der Angel sachsen in Sachen des Sachveritändigenberichtes habe seine Ausdehnung eingeschränkt, ES sei unerläßlich, daß die kom mend« Negierung mit genügender Unzweidentigkeit mit der Politik Poincares und Millerands bräche, um denjenigen wieder einige Hoffnung zu geben, die auf der anderen Lette de» Rheins für den Frieden kämpften. Die französische Wahl zww 11. Mai könnte daS ausheben, was die deutschen Wahlen am 4. Mai besorgniserregendes an sich Hütten Aber nur unter der Bedingung, daß französischerieits entschlossen die jenige Politik betrieben werde, die das Land am ll Mai ver langt habe. kW. T. B l Dr«dner Itachrlchle« und »war sowohl l«i»lich durch Schul»«« seiner Kräfte und Abhärtung nKe noch mehr geistig durch Pflege de» Gedanken», daß das Deutsch« Reich, wie es i» dem Flugblatt kurz und gut heißt, nicht wehrt«» da stehen darf. Diese Forderung hat nichts mit Militarismus im Übeln Sin» des Wortes zu tu», sie ist militaristlsch im edelsten Sinn, sie vertrügt sich auch mit dein von der Sozialdemokratie, und ja nicht nur von ihr sehnlichsl erhofften Vdlkerversölinnng. Sir schasst einen ge meinsamen Boden, auf de» alle treten können, für die die äusn re und tnner« Wehrhaftigkeit zum Inbegriff des Manne» gehört. Sie enthält vor allem für die Jugend und die Jugend pflege einen Antrieb, der um so neerivoller ist, al» da», iva» die Fugend sür ihre Wehrhaftigkeit int, gar nicht aus gesprochen unter den Gesichtspunkt de» Kriege» und der Krteg-vorberettung treten muß. Prüfung verdiene. In der Frage der alliierten Kriegs schulden werde klar znm Ansdruck gebracht, daß da» im Bvnar Laivschcn Plane vvm Jahre 1923 enthaltene Angebot nicht länger gültig sei, da es ein Teil eines Plane» sei. der verworfen wurde. jW.T.B.l «ine engltfch.Uallentsche «»»spräche »erschoden. Voudo», 30. Mai. Dem politischen Berichterstatter der „Dailn Mail" zufolge verlautet, daß Ramsen Maedonald von Mussolini clngeladen worden sei. mit ihm in der Schweiz zusammenzutreffen, um die internationale Lage zu erörtern. Maedonald könne aber der E i n l a d u n g n i ch t folgen, da es nach Ansicht der britischen Regierung wesent lich sei, die Bildung der neuen französischen Regierung abzu- warten. Hierauf müsse sofort eine Konferenz der alliierten Premierminister einverufeu n»erden, iW.T.B.l Der englische krieg-minister im besetzten Gebiet. < Durch K u n k s p r u ch.j London, 3», Mai. „Time»" zufolge reist der Staatssekretär für den Krieg Wal sh heute vormitigg nach Köln ab, sWTB.) Die Ulfierfrage. London, 3l), Mai, „Dailn Mail" berichtet, daß der Pre mierminister von Nordirland Eraig und der Präsident deS irischen Freistaates EoSgrave eine Einladung erhalten werden, das Wochenende mit dem Premierminister in Ebequers zu verbringen, um mit Maedonald wichtige Fra gen. betreffend die Grenze von Ulster und die Grenzkommis sion, zu erörtern. jW. T.B.l Die zwiespältige Haltung -er französischen Sozialislen. Paris, 3i), Mai. ES haben sich gestern noch weitere sozia listische Föderationen mit der Frage der Beteiligung an der Regierung beschäftigt. Die Vereinigung des Norddeparte- menks hat sich gegen die Beteiligung ausgesprochen, aber er klärt. daß sie eine radikale Regierung unterstützen würde, wenn diese die wirtschaftliche Wiederherstellung Europas und damit auch die Reparationen sicherstellc. Es haben sich ferner gegen die Beteiligung ausgesprochen die Bereinigung des Departements ll n i e r r h e i n in Straßburg und die Ver einigung des Departements I s v r e. Für die Beteiligung haben mit 78 gegen 7 Stimmen die Vereinigung des Departe ments Puy de Dome, in dem der Abgeordnete Varenne gewählt ist, und die Vereinigung deS Departements Cha rente Jnse. rieure gestimmt, die letzten unter der Be dingung. daß der Präsident der Republik, Millcrand, demissio niert, iW.T.B.l Milleran- mutz ablreten. Paris, 3i). Mai, Der Geschäftsführende Ausschuß des Republikanischen und Sozialistischen Blockes des Loire- Departements haben gestern in St, Eticunc eine Tages ordnung angenommen, in der die Demission des Präsidenten der Republik, Millerand, vor der Konstituierung des neue n M i n i st c r i n m s verlangt wird. sW. T. B,l Paris, 30, Mai. Der sozialistische Kongreß des Seinc- departemeni« Hai, nachdem er eine Beteiligung dieser Partei an der Regierung abgelehnt batte, einstimmig eine Entschlie ßung angenommen, in der erklärt wird, der Präsident der Republik Millerand. der zugunsten der Kräfte der Reaktion öffentlich Stellung genommen stabe, habe dadurch die Pflicht seines Amtes verletzt. Die parlamentarische Kammergruppe möge deshalb jedem Ministerpräsidenten die Stimme verweigern, der sein Ami au» den Händen Millerands entgegcnnehme. Ter Parteitag beschäftigte sich auch mit der Frage des Parteiblatics .Le Popnlaire". das Anfang Juni sein Erscheinen einstcllen sollte. Unter allen Umständen solle versucht werden, den ..Popnlaire" bis Ende Juli werter erscheinen zu lassen. lW T.B.l Ireita». 30. Mai 1SL1 Die Neuregelung -er Beamlenbezvge. Die Stell««« de» Lanbeewerbands Snchsen »es Denis»«» Beamtenbundes. Der Geschäftsführer des vorgenannten Landesverbandes schreibt uns: „Die Beschlüsse de» Rcichsflnanzmintsterlum» »«» der Neuregelung der Beaintenbezüge ab l. Junt 1924 habe» Nicht nur bei den Beamten der unteren und mittlere» Besoldung», gruppen, sondern in allen sozial denkenden Kreisen eine nngeheur« Erregung und Verbitterung her- vorgernfen. Diese Regelung stellt alle bi», herigen besoldungSpolttischen Maßnahme» der Rei ch »regier» ng ln den Schatten. Die Aus wirkung lft folgende: Der ledlg« Beamte in Gruppe III be zieht jetzt ein AnsangSgrundgchal« von «OM.monatl. gegenüber V8.!M Mk. bt»her,- Aufbesserung monatlich N.Ü0 Mk. Mit 10 Dtenstjahren erhält derselbe Beamte 107 Mk. gegenüber bisher 91 Mk.: Ausbesserung monatlich l« Mk. Demgeaen- über ist das Enbgrhalt eine» Beamten in Gruppe XIII IMinistrrialraU von 407H0 Mk. auf 800 Mk. erhöht worden: Aufbesserung monatlich :l32,5U Mk. Vom RetchSfinanz- »iliitsterttiin mußte erwartet werde», daß e» gleiche» Ent- gegeukouimen auch gegenüber den unter viel größeren Nöten nud Entbehrungen leidenden Beamten der unseren und mitt leren Besoldungsgruppen zeigte. Die Neuregelung ist nur eine Hilfe sür die Beamten der obere» Besoldungsgruppen. Für die unteren Gruvpcii bedeutet sie im Hinblick auf daS Sinken des Realwertes der Gehälter sKaufkrast der Goldmark gleich 00 Friedenopseiinigel eine 'Verschlechterung ihrer Lebenslage. Es ist deshalb durchaus begreiflich, daß die Verhandle» der Spitzenorgan Nationen — Im Gegensatz zu ein- zclncn Pressemeldungen — mit Ausnahme des RcichsbundeS höherer Beamten diese jeglichem sozialen Empfinden Hohn sprechenden, durchaus ungerechten und auch vom staatSpolt- tischen Standpunkte aus zu verwerfenden Beschlüsse scharf abgelehnt haben und von den Spitze norgani- sationen Maßnahmen ergriffen werden, um durch den Reichstag eine Korrektur herbei- z »führen. E» ist bezeichnend, daß der Reichsbund höherer Beamten daS Ergebnis der Neuregelung »wegen seiner zahlenmäßigen Unzulänglichkeit" abgelchnt hat. Die Reichsregicrung betont, daß durch die Neuregelung die Grundgehälter auf 80 Prozent der entsprechenden Frle- dcnssätze gehoben wären. Das ist eine durchaus irrefüh. r e n d e Behauptung, wie die nachstehende Gegenüber stellung beweist: Gendarm bei der Polizcidircktion Dresden Friedeiisgrniidgehalt l700 bis 2M0 Mk., nach der Neurege lung Ili»4 bis 147» Mk.. Amtsgchilfe: FrtedenSgruiid gehali 1400 bis 1800 Mark, nach der Neuregelung 87« bis N7« Mark. Schon nach diesen zwei Beispielen wird man feststellcn können, daß von einer 80prvzentigen Anglcichniig des Einkommen« an die FrtcdcnSbrzüge nicht die Rede sein kann, daß vielmehr die Neuregelung alle Un gerechtigkeiten der BesoldungSreform von 1920 tn gestriger, tem Maße fühlbar werden läßt. Bekanntlich sind große Teile der unteren Beamtenschaft bei jener BesoldungSreform in ihrem Einkommen außerordentlich geschmälert worden. Die finanzielle Lage de» Reiches wird auf Jahre hinaus nicht gestatten, die Beamtenschaft nach der reinen Leistungs- theorie zu besolde». Der Gedanke der sozialen Besoldung wird mehr und mehr im Vordergründe bleiben müssen. Die Besold,ingspolitik muß also grundsätzlich von dem Gedanken geleitet sein, zunächst einmal jedem Beamten das zu geben, was zu einem menschenwürdigen Leben unbedingt nötig ist. Spannungen und Differenzierungen nach oben werben für die gesamte Beamtenschaft erst tragbar, wenn dieser Grund satz restlos verwirklicht ist. Die gegenwärtige Regelung ver dankt die Beamtenschaft der dem RcichSflnanzminister er teilten Ermächtigung, bis 1. November 1924 Grundgehälter und OrtSzuschläge von sich aus fcstzusetzen. Offenbar sind maßgebende Kreise bestrebt gewesen, diese Ermächtigung noch schnell aiiSznnützeii, da sonst der neue Reichstag Gelegenheit erhalten Hütte, seinerseits eine sozialere und gerechtere Aus besserung der Bcnmicnbezüge zu beschließen. Die Beamten schaft erwartet auch jetzt noch vom Reichstage, daß er in diesem Sinne sofort cingrcifi und die vvm Rcichsfiiianzininisterium betriebene BesvldungSpoliilk scharf ablehnt." Derkün-igung -er päpstlichen Iubelbulle. Rom, 29. Mai. Nach einer feierlichen Sitzung im Thron saal, in welcher der Papst die Veröffentlichung der Bulle an- ordnete, die das Jahr 192.', zum Jubeljahr erklärt, begab sich Monsignore Wilpert, der Doyen der. apostolischen Protonotare, in die Vorhalle der St. .Peterskirche und sodann der St. PaulSkirchc und verlas die Bulle in Gegenwart der Domkapitel und einer zahlreichen Menschenmenge. Tic gleiche Zeremonie wird in den Basiliken San Giovanni und Santa Maria Maggiore stattfindcn. — In der Bnlle erklärt der Papst, daß das Jubeljahr den Erfolg habe« möge, die Völker zu versöhnen. Ferner ordnete er Gebete an, auf daß die Abtrünnigen in den Schoß der katholischen Kirche zuriick- kehren, die Heiden die Wahrheit erfahren und die Frage der heiligen Orte im Sinne der Wünsche und Rechte der Katholiken gelöst werden möge. tW. T. B.s Das Kabinett Mae-onal- bletbl vorläufig. Ae Ausgaben des neuen französischen Kabinetts. Kunst und Wissenschaft. Das Weib tm Purpur. ErftaufsührungimResidenztheateram29. Mai. Das Weib im Purpur ist natürlich wieder Rußlands viel vertragiertc, vcrkomödterte, veropcrettctc große zweite Kaiha rinn, die bekanntlich ihre Günstlinge wechselte wie ihre Hand- schnh«. Diesmal spielt sic ihre Episode mit einem Leutnant vom Zar-Paul Negimcnt. der rebellierend ins Schloß ein dringt und fick mit derber Soldatenfaust an ihrer geheiligten Person vergreift. WaS der Vielerfahrenen indessen gerade so sehr imponiert, daß sic ihm nachher in seine Loldatenkneipe nachläuft irnd dort, alS Bauernmädel verkleidet, mit ihm Liebesspiel treibt. Da der Rebellenleittnani aber ebendort non der Leibgarde anSgehoben und nach Sibirien verschickt werden soll, ist die heikle Situation zu einem tragischen Finale mit der in ihrer Verkappung machtlosen Zarin und ihrem schutzlosen Schützling als Mittelpunkt gegeben. Tie Sache würde vielleicht ganz schief gehen, wenn nicht ein gutmütiger österreichisch-ungarischer GcsandtschnfiSgraf noch im Spiele wäre, der den SibiricniranSport zuletzt doch wieder in» kaiser liche Boudoir zu dirigieren weiß. Ohne freilich, daß damit ein Ziel erreicht wäre. Denn der schlichte brave Leutnant will nicht Leibgardistenobcrst und hnnderkdrciundzwanzigster Günstling werden, sondern kehrt in seine Kaserne zurück. Und der großen Katharina bleibt nicht» weiter übrig, als den Stoßseufzer, mit dem sie schon den ersten Akt beendet hat, zum Schluß nochmal auSznstoßen: ,Hch hole ihn mir doch noch!" Möge es ihr gelungen sein: zu sehen verlangte man's nicht mehr, denn der Spaß hatte auch so schon beinahe so lange wie der „Lohengrin" gedauert. Ohne darum ganz so zu überzeugen. Gerade diese Lang atmigkeit wirkt nämlich nivellierend ans manche an sich ganz geschickte theatralische Spannnng und läßt mit dem belang losen dritten Akt das Ganze recht eigentlich sich im Sande verlaufen. Ganz abgesehen davon, daß Katharina kaum je in einer ihrer verschiedenen TheaterroNen sv zum würde losen Weibchen gestempelt ist. wie hier. Wenn sie sich in Winterbergs „Günstling der Zarin", an den man als Nächst liegendes Parallelwerk ja unabweisbar denken muß. an einen ganzen Kerl wie den Krim-Eroberer Pviemkin klammert, so versteht man das halbwegs: aber daß sie einer strammen Null nur wegen dieser Strammheit wiederholt an den Hals fliegt — «a sa. Aber Leopold Jacobson und Rndolf Oester- reicher kennen ja ihr Opereiienpublifum und wissen, was sie ihr» a« zweideutiger Handlung und eindeutigem Dialog »tekr« können, lind Jean Gilbert, der um das Selb im Purpur den tönenden Mantel gewoben Hai. ist ebenfalls ein routinierter Mann vvm Fach. Iwt seinerseits übrigens doch mit mehr Ehrgeiz gearbeitet als seine Librettisten. Er iah sich hier wieder einmal vor die Aufgabe gestellt, nicht nur Schlager-Einlagen zu schreiben, sondern streckenweise ernste Handlung in Musik zu setzen, und hat das mit den Mitteln moderner opernhafter Operettentragik ganz klug und raffi niert charakterisierend gemacht. Es klingt alles >o. wie man'« jeweils ungefähr erwartet. Die lcitmotivischc Marschmelvdie de» „Leutnants vom Zar Paul-Regiment" hastet als Einfall sogar im Gedächtnis. Die freilich doch hie und da dazwischcn- geschobenen Tanzeinlagen sind ziemlich blasse Fabrikware. DaS Rcsidcnztheatcr hatte viel daran gesetzt, eine ein drucksvolle Aufführung bercmszubringeii. Au neuen stil- gemäßen Dekorationen, an farbigem Kostümreicktum. au einer bis an die Grenze de» Möglichen die Bühne auönützen- dcu Maisenentsaliniig war vom Spielleiter Direktor Schrei ber nichts gespart worden, und Kapellmeister Schickeianz boltc aus seinem Orchester an Gilbertschem Klangrasfiiiemciit berans, was eS nur irgend bergab. Für die Rolle der Zarin aber hatte man in E in m n Sturm vvm Nollendorf Theater Berlin einen richtiggehenden Operettenstar zur Verfügung, der bei bildhübscher Erscheinung und rassigem Temperament auch, soweit es nötig ist, singen kann. Ihr Ebarme entfaltete sich freilich um so bezwingender, je weniger kaiserlich sie sich zu benehmen hatte. Jedenfalls ist sic eine Persönlichkeit, die ein Stück tragen kann, und um ihretwillen ist das Weib im Purpur sehenswert. Ten Leutnant spielt der ebenfalls wie der einmal als (Hast herangezogene altbekannte Will» Lire hl mit guter Figur und recht charakteristisch lebendig, im Gesang freilich etwas sehr viel mit Falsett sich behelfend. Das vsterreichisch-nngarischc Gesandtenpärcheu lassen Wörtgc und Grete Brill mit dem üblichen drolligen Humor lebendig werden. Ein zweiter Berliner Gast, NvlfHiller - Wiedemann, bleibt in der Rolle eines gewesenen GUnst- lings und Gardistcnobersten ziemlich farblos, während eine kleine russische Korporal-Charge Ricco LangerS als viel besuchte Episode den Abend zieren Hilst. Die Temperatur des Erfolges kam beiläufig der des erdrückend vollen Hauses gleich, und das will nicht wenig besagen, denn die stand ans Siedehitze. Dr. Eugen Schmitz ch Mitteilungen der LSchsilcheu Staatstbeater. Opern haus: In der Ausführung von „Tosca" am Sonntag, den 1. Juni, singt Kammersänger Franz Egenieff, der kürzlich in Dresden mit einem Liederabend sich erfolgreich in Er rnnerung brachte, den Scarpia als Gasti Titelrolle: Eva Plaschke-v. b. Osten. Eavaradossi: Lurt Taucher. Musikalisch« Leitung: Kurt Stricgler. Spielleitung: Georg Toller. An fang s/«8 Uhr. Sonntag, den l. Juii, vorm. Vs-12 Uhr, im Opernhaus: Letztes Konzert des Neeihoven-Znklus: 9. Sinfonie unter Leitung von Fritz Busch. Aussübrcndc: Charlotte Viereck, Hilde Ellger, Berlin, als Gast, Adolf Lußmann, alS, Gast, Robert Burg, die .Kapelle und der Frauenchor der Staats theater, der Dresdner Lehrergesangverein, öle Dresdner Liedertafel, der Sinfvniechvr. Kartenverkauf bei Nies, Scc- straße 21. Bock. Prager Straße 9, im Jiivalidendank, im Dresdner Verkehröverein und an der OpcrnhauSkasse. Die Ausgabe der Anrechtskarten für das Sondern n recht auf Oper n vor st ekln n gen l10. Jniii bis 10. Julil beginnt morgen Sonnabend an der Opernhanskassc, woselbst auch die Bedingungen ansgcgebcn werden. Schauspielhaus: Sonntag, den l. Juni sanßer An recht!, nach inehrnionatticher Pause die Komödie „Schneider Wibbel" non Hans Müller-Schlösser in unveränderter Be setzung. Spielleitung: Alexander Wierth. Anfang Vrsillhr. s* Spielplan deo Neustädter Lchgplpielhauses iwm l. bis 8. Juni. Sonntag sl.I: „Frühlings Erwachen". Montag: „Die heilige Untreue" IB. V. B. Gruppe I Nr. 2401 bis »M>1. Gruppe fl Nr. 2«i b«S 6M». Dienstag und Mittwoch: „Frühlings Erloschen". Donnerstag: „Die heilige Untreue" iV. V. V. Gruppe I :MM bis 36M. Gruppe ll Nr. rwl bis NMI. Freitag: Geschlossen. Sonnabend, Sonntag i>j.i und Montag: Gastspiel Hcrmine Körner: „Vadii Frederick". s* Spielplan des Residenz-Thealero vom 1. bis Ü. Juni. Sonn- tag il.i, nachm.: „Müdi", abends: „Das Weib im Purpur". Montag bis Sonnabend: „Das Weib im Purpur". Sonntag iü.j und Mo» tag, nachm.: „Mädi", abends: „Das Weib im Purpur". Spielplan deo Nene« D-eaters vom 1. bi« ». Juni. Sonn tag ll.) „Vater und Lohn" iPolkSbüdne Nr. 4.171 bis 48l»>>: Montag „Pater und Sohn" iPolkShühnc Nr. 4NNI bis diiAIl: Dienstag „Pater und Sohn" iPviksbühne Nr. 'El bi« 12710: Mittwoch geschlossen: Donnerstag „Vater und Sohn" iPolkSbübne Nr. 1271 bis 11U0: Freitag „Vater und Sohn" iPolksblihne Nr. 111 bis 176V): Sonn abend „Pater »nd Sohn" (Volksbühne 17>tt bis 6IXX0: Sonntag l8.i „Pater und Sohn" iVolkSbühnc I bis 2IV>: Montag „Vater und Sohn" «Volksbühne 24i bis 48v>. Der Schnjibnnd für Deutschböhme» und die Sndetenliinder veranstaltet am Sonnabend, abends 1^8 Uhr, im VereinShausiaai einen „D c n t i ch b S I, in i s ch e » D i ch i e r a b e » d", an bcn: Haus Waplik aus Neuern Stücke aus seinen Dichtungen oov- iragen wird »nd im zweiten Teile der Dresdner Voriragskünitlc. Johannes Paul aus Werke» Watzltks vorlieft. Wie vor zwei Jahren dient auch »teler «bcnd »es PSHmermaid-Dtcht.-r« zur Unter sttihnng de« Kample« der Deutschen In den Ludetenländrrn. Albert Köster 's. Die deutsche Liicrgiurwissenschgfi hg, einen schweren Verlust zu beklagen: Der berühmte Literar Historiker der Universität Leipzig, Geheimrat Pro-
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