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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 16.05.1928
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1928-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19280516010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1928051601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1928051601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-05
- Tag 1928-05-16
-
Monat
1928-05
-
Jahr
1928
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 16.05.1928
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«r. r» Sette s 1V. Mal isrr Westarp an Lurtius. Berlin. 18. Mat. In einer Wahlversammlung », Tempel. Lok sprach Graf Vestarp am 1L Mat ». a. Itter La» ver. hitltnt« »wischen Deutschnattonaler nnö Deutscher »olkSvartet tm Wahlkampf. Zu den Feststellungen Dr. Turtln». dte Deutschnationalen bereiteten ihren Uebergang zur Opposition vor, sagte Westarp, dah dazu nicht der mindest« «nlab vorltege. Die Deutschnattonale volttpartei hat keine» Zweifel darüber gelassen, »aß sie La» Ziel weiter mrsolat. ihr« veteiltgnng an der Regierung »nrchznsetze«. Dt« kurdeutungen, daß man stch schon seht mit dem Gedanken der großen Koalition trage, »eigen, wie nvttg e» ist, am 20. Mat den rechten Flügel stark ,u machen. Es war einmal ...! Der «eist von 191« in der »«maligen Sozialdemokratie. SS ist -och manchmal recht interessant und lehrreich, in »ergilbten Akten zu blättern. Da findet man unter Um stünden Dinge, dte geradezu märchenhaft anmuten, so daß man sich an dte Stirn greisen und verträumt fragen möchte: „War da» wirklich einmal?* Hier ein solcher Fall, der dreizehn Jahr« zurückltegt und der grelle Schlaglichter auf den in- zwischen etngetretenen Wandel in der nationalen Gesinnung und Haltung der Sozialdemokratie wirft. Am 23. Februar MS stand in der „Sächsischen StaatSzeitung" folgendes zu lesen: „Keine Parieren mehr." Unter dieser Ueberschrift veröffentlicht der „vorwärts* da» folgende Gedicht: Und besondere unser Kaiser — Ede, stier' mich nicht so anl TeSHalb sag' ich « doch nicht leiser — Ist eim echter deutscher Mann. Fa> ich bttt' mir au», Genast«, Daß man WUtzeln, respektiert. Wa» er neulich sprach tm Schlosse, Hat mir mächtig tuwantert. Saßen iitngft ein Dutzend Sozi Um den Stammtisch -urstent» bran-n-t, LMtzeud hing al» uvniu» loci »ebci« Brustbild an der Wand. Sie Gelegenheit benutzend, rel-»"'erten sie «norm: «der neun« von dem Dutzend Lengen Londmetzrunisoru». Nicht wie sonst drum ging die Rede Stolz »am Wachstum der Partei: Nur »on kriegerischer Fehde Scholl » wie laute» Sampsg« schrei. Und der ein« sagte: „Kinder, Donnerwetter, Parapluil Sozi bin ich drum nicht minder, veil ich sür da« Reich erglüh'. Sind wir nicht vom gleichen Stamme, Ob «>» Nord, au» Süd. au« West? Hül« un« nicht dte gleiche Flamm« vorm am deutschen Herde sest? Wie er seterlich «mspannde :>cdem einzelnen dte Han» Und al« Bruder stch benannt«. Ist di« Dräne mir geraunt. Quatsch' mir nicht vom ZwkirnftS- Repubktk« her und hin, Schön« ist'», dab ich Saldade Und edn kaiserlicher bin». Prost! Dt« Gläser sagt wn» Hede». Seid nicht dumm and stimmt mit ein. Uns« Kats«, der soll lebe» Und im Kamq^e Sieger sein!" Schweigend saß die rote Rund«, Dann — iva» meint ihr, wo« geschah? — Kräftig, wie au« einem Mun-de, Scholl ei« donnernde» Hurval So war'S noch ISIS! Und damit vergleiche man die ge» hüssigc Verfemung, womit heute jedes Aufflamme« eines ehr» Ischen, starken und tiefen NatlonalgestihlS in der Sozialdemo» kratie bedacht wird. Wer solche Empfindungen ungescheut zu betätigen wagt, der ist reis für die Parteiflngmaschine, wenn er es nicht vorzieht, freiwillig zu gehen. Der jetzige Alk- sozialist Winnig weih davon ein Lied zu singen. Die nativ- nale Charakterlosigkeit der Sozialdemokratie hat diesen auf rechten nationalen Sozialisten aus der Gemeinschaft mit Ge- »offen, denen -er Vaterlandsbegriff Hekuba ist. hinaus- getrieben. Wann wird eS in Dentschland endlich so weit kom» me«, bah auch die dentsche Sozialdemokratie, genau so wie tie ausländische, dauernb vom nationalen Gedanken ganz durchdrungen wird? Der heutige Linkssozialismus ist gleich bedeutend mit nationaler Würdelosigkeit, und deshalb must bas deutsche Bürgertum am 2V. Mai ihm die gebührende Quittung erteilen. Der Stahlhelm zum Vasch-Skandal. Die RetchSpressestell« des ^Stahlhelm* bittet um Auf nahme folgender Erklärung: „Der Franzose Basch hat in einer öffentlichen ver- sammlung in Berlin eine unerhörte Schmährede gegen dte beutiche Wehrmacht und dte Deutschen gerichtet. Für diese Rede hat er den tosenden Beifall der in grober Zahl an wesenden Mitglieder des Reichsbanners gefunden. Schmerzliche Erfahrung vieler Jahre haben uns den Glauben genommen, datz dte Entrüstung der national empfindenden Männer solche Skandale, die in jedem anderen Lande unmüg- sich wären, zu verhindern und ihre Urheber der verdienten allgemeinen Verachtung preiSzugeben vermöchte. Wir stellen deshalb an diejenigen, bene« die Wahrung der Ehre deS Deutschen Reiches «nd -eS deutschen Volkes amtlich anvertraut ist. die Forderung, den Franzose« Basch sosort an» dem Reichsgebiet anSznweisen «ad den Leiter der Bersammlnag, ». Schönaich, svwie diejenige« Mitglieder des Reichsbanners, di« de« bas vom deutsche« Volke gewährte Gastrecht u«, »«schämt «ibbranchenbe» Ausländer Ehrengeleit und Wahl» schütz aegeben »ab z« den von ihm ansgesprochene« Schmäh««, ««»ihre Znstimmnng gegeben haben, «egen Berächtlichmachvng »ud Herabsetzung der Würbe des Dentschen Reiches unter An klage z« stelle«.* Demokratische Ausreden. iSra-tmeldung unserer Berliner Schrtftlettnug.i Berlin, 18. Mat. Der Demokratische Zeitungsdienst, die »Welle Parteikorrespondenz der Demokratischen Partei, be lobt sich heute mit der Affäre Basch und schreibt «. a.: „DaS Austreten des französischen radikalen Pazifisten Basch tn einer Versammlung der Liga für Menschenrechte hat vielfach Un willen hervorgerufen. In demokratischen Kreisen sah man dieser Versammlung schon deshalb mit sehr gemischten' Ge- Wen entgegen, weil Basch seinerzeit tn Potsdam heivtesen hatte, datz er nicht über das nötige Taktgefühl verfügt." Der Demokratische Zeitungsdienst verweist weiter darauf, datz in ein« demokratischen Wahlversammlung Graf Bernstorff unter stürmischer Zustimmung in aller Deutlichkeit gegen das takt lose Auftreten von Basch Stellung genommen habe. Weiter wird erklärt, datz das „Reichsbanner Schwarz^siot^Sold tn der Basch-Versammlung lediglich Saalschutz* auSgeübt hätte. Man kann also nunmehr feststellen, dah selbst den Demo- traten dte beispiellose Unverschämtheit Basch' »der dte Hutschnur geht. Warum aber hat man sich nicht von Anfang an gegen dessen Auftreten gewandt, wenn man doch «übte, „daß dieser französische Politiker nicht über das nötige Daktgefühl verfügt?* Warum haben stch dte in der preu- büchen Regierung ja matzgebltchen Einfluß ausübenden Demokraten denn nicht dagegen gewehrt, datz Herr Basch für leine Flegeleien ausgerechnet der Sitzungssaal de» früheren Neutztschen Herrenhauses zur Verfügung gestellt wurde? Und daS Reichsbanner Schwarz-Rvt-Gold hätte wohl »ach dem Potsdamer Verhalten Basch' wissen müssen, «a» von diesem Herrn zu erwarten war. Da an der Versammlung tm Herrenhause nur Freunde der Liga für Menschenrechte teilnahmen, war ein Saalschutz gewiß »icht nöttg, weil alle poltttsch Andersdenkenden cs unter ihrer Würde gehalten hätten, eine derartige Bersammlnng » besuche«. Er bandelt stch also hier, wag das Reichsbanner «seht, wohl mehr um eine faule Ausrede. — »vreoh««r Nachrichten" -- Der Völkerbund Was wir- aus -em Aankknger Appell? tv»n »»irrem Gensrr Mitarbeiter.) Gens. 1«. Mat. Dte tm Völkerbünde angekommen« Note der Regierung von Nanking ist in den letzten Tagen tn Genf mtt grobem Interesse erörtert worben. Zwar ist von irgendwelcher Er- regung hier nichts zu spüren, so unbequem der chinesisch, lapantsche Streitfall und der aus ihm hervorgegangene Appell an Genf auch empfunden wtrd, und so wenig Mög- ltchketten auch bestehen, dem ersten chinesischen Ruf irgend welche ernsthafte Folge zu geben. Natürlich hat das General- sekretartat des Völkerbundes die Note Nankings den Mit gliedern übermtttelt — der direkten Aufforderung, sosort den BülkerbunüSrat etnzuberufen (dem Japan und China angehören), ist aber keine Folge gegeben worden. In erster Linie handelt eS sich bet dem Appell um eine dem Völker bund nicht angehörende und von ihm nicht anerkannte Regierung,- denn tm Völkerbund gilt dte Pekinger Re gierung als die offizielle. Diese regiert zwar faktisch viel weniger alS die von Nanking, und auch tm Völkerbunde dürste man die letztere als die eigentliche Inhaberin der Gewalt über den weitaus größten Teil des Landes anschen — aber auf dem Papier existiert Peking als Hauptstadt, und der chinesische RatSvertreter gilt als Repräsentant des Regimes von Peking, obwohl gerade dieses Kabinett seinen Völkrrbundöbettrag mtt einer bewundernswerten Konsequenz nicht bezahlt. Juristisch gesehen kann der Völkerbund nur dann etngreifen, wenn der entsprechende Ruf entweder von der Pekinger Regierung selbst ausgeht ober in diesem Falle durch Wiederholung bestätigt wird, oder wenn irgendein anderes Völkerbundsmitglied das gleiche Begehren stellt. An diese letztere Möglichkeit ist nicht zu denken, denn jeder außerhalb des chinesischen Bürgerkrieges und der japa nischen Intervention stehende Staat wtrd stch hüten, eines moralischen Effektes wegen nichts Geringeres als die Be- ztehungen zu Japan aufs Spiel zu setzen. Daß Japan, der j« diesem Falle Angeklagte, gar selber an den Völkerbund appelliere, ist ebenfalls nicht ohne weiteres zu erwarten, obwohl gerade in Genf die Japaner lächelnd versichern, nichts weiteres getan zu haben als was die Briten lund in früheren Fällen die europäischen Großmächte) auch taten, und datz sie tn keiner Weise besser oder schlechter gehandelt hätten als die Amerikaner in Nika ragua. Auf keinen Fall aber wie die Franzosen in der Ruhr. Auch damals ließ der Völkerbund jede Möglichkeit des Ein griffes beiseitel Wie man sehen kann, handelt es sich tn erster Linie um formelle Schwierigkeiten, die eine außerordentliche Einberufung des Völkerbundsrates ent- sprechend dem Appell aus Nanking verhindern. Das heißt aber nicht, daß diese formellen Widerstände nicht aus der Welt geschafft werden könnten. Hierzu ist, wie gesagt, bloß notwendig, daß stch die in Genf allein maßgebende Pekinger Regierung dem Appell anschließt. Es ist durchaus falsch, zu sagen, die Nanktnger Note hätte den Völkerbund in eigent liche Verlegenheit gebracht und würde das Prestige des Völkerbundes wieder einmal in Frage stellen. Dahingegen gibt eS eine andere große Befürchtung: der Völkerbund müßte in Verlegenheit und in die Gefahr eines Prestigcvcr- lustes kommen, wenn die formellen Schwierigkeiten seines „Eingreifens* tatsächlich überwunden würden, wenn die tn Genf akkreditierte Pekinger Regierung dem Ruf einen ent sprechenden Widerhall gäbe, wenn somit der Völkerbundsrat wirklich verpflichtet wäre, sich in außerordentlicher Session wegen der japanischen Intervention in China zu ver sammeln. In diesem Falle stände nicht nur der chinesisch japanische „öokal"-Konflikt, sondern eine der größten welt politischen Fragen in Genf zur Diskussion. Es würde sich dabei um ein Problem handeln, zu welchem es gar keine so genannte völkerbnndliche Einstellung, sondern nur Weltmächtepolitik gibt. Obwohl man nicht anntmmt, Japan werde dte An gelegenheit selber nach Genf bringen, glaubt man doch auch nicht, daß es ernsthafte Widerstände gegen Aufnahme von in Verlegenheit. Verhandlungen machen werbe. Und zwar aus dem Grund«, well Japan gut genug weiß, baß der Völkerbundsrat nichts anderes als das Krästesplel der Politik der Großmächte dar- stellt, und somit kaum eine schnelle Einigung zu erzielen ver. möchte, geschweige denn dazu käme, Japan ultimativ »um Rückzüge zu veranlassen. Allerdings „muß der Völkerbund bet Infragestellung der Grenzen eines seiner Mitglieder, bei drohender Gefahr der Verletzung des Weltfriedens* die „er- forderlichen Sicherungsmaßnahmen ergreifen* — und kein Mensch wirb ableugnen, daß beide Momente tn diesem Fall mit außerordentlicher Schärfe vorhanden sind, ja, daß sogar die Gefahr ganz großer Konflikte (Japan-Amerika) am Horizonte erscheinen könnten. Dazu muß aber sestgestellt werden, daß dem Völkerbund sür derartige Fragen zwar nicht die nötige Kompetenz fehlt, wohl aber die nötige Organisation. Es gibt nichts, was die Mitglieder des Völker- bundörates, deren ausschlaggebende Mächte gerade dte in der Weltpvlitik einander bekämpfenden sind, verpflichten könnte, sich in Affären wie der vorliegenden auf einen ge meinsamen völkerbundlichen Piedestal zu begeben, auf einen gemeinsamen unbedingten Friedens- und Gerechtigkeito- nenner. Es gibt ferner auch keine allgemein anerkannte An- greiserdesinition,- was gerade im vorliegenden Falle von großer Bedeutung wäre. Mit anderen Worten: der Völker bund ist kein unabhängiger Gerichtshof, sondern ein reines politisches Parkett. Daß für ein solches bestimmte Konfliktskategorien existieren, die sich einfach nicht lösen lassen, erhellt sicherlich von selbst. Bei der Frage: „Was wird der Völkerbund tun?" könnte man ohne die geringste Begriffsverschiebung auch setzen: „Was werden die Großmächte tun?" — und die Ant wort ist leicht: Aus dem Völkerbund könnte ungefähr bas hervorgehcn, was von einer uneinigen Botschasterkonferenz zu erwarten märe. Mit einer gewissen Wehmut darf ja allerdings festgestellt werden, welch ungeheure Chance dem Völkerbund als solchem dieses Mal gegeben wäre, welch ge waltiger Nutzen sür Genf entstehen könnte, wenn die Mächte des Völkerbundsrates eine einigermaßen gute Lösung fänden, d. h. einen allgemeinen „völkerbundlichen Stand punkt" elnnähmen. Amerika hat die Ihm angetragene Vermittlerrolle abgelehnt, gewiß nicht bloß aus einem ge wissen Interesse an der weiteren chinesischen Verfeindung gegen Japan, das ihm eine Art Warenmonopol in China verschafft, sondern auch in Anbetracht der ungeheuren weit- politischen Bedeutung und deshalb nicht zu erwartender Lösbarkeit. Welche Gelegenheit für den Völkerbund, sich gerade in gewissem Gegensatz zu Amerika als moralische Macht zu erweisen — Z u k u n f t s m u s i k I Trotz alledem wäre es aber verfrüht, jetzt schon Voraussagen zu wollen, der Völkerbund werde sich auch jetzt wieder hinter formellen Schwierigkeiten verschanzen und dem fremden Eingriff tn das Staatsgebiet eines seiner Mitglieder (dazu seitens einer Macht, die sogar ständiges Ratsglied ist) zusehen. Er tut dies solange, als die ihm gegebenen Regeln nicht erfüllt sind. Ein Eingehen auf den Nankingcr Appell ohne Begehren der Pekinger Negierung oder eines anderen Mitgliedes würde Japan erlauben, dem Völkerbund einen Strick zu drehen. Die jetzige Reserve besteht also teilweise zu Recht — aber sie muß aufgegcben werden und wird anfgegeben, wenn Peking in irgendeiner Weise das Begehren stellt oder sich dem vor liegenden anschließt. Dann erst beginne« in Genf die große« Schwierigkeiten. Man kann wohl die hypothetische Hoffnung aufstellen, daß der Völkerbundsrat auf mittlerer Linie eine Abstellung des japanischen Eingriffes durchsetzen würde; so weit denkt man aber in Genf nicht, oder besser: man denkt bereits weiter. Man begegnet der verbreiteten Ansicht, die auch in japani schen Kreisen Genfs nicht außer den Bereich aller Er- Wartungen gestellt wird, daß angesichts einer völkerbund lichen Aktion Japan selbst Anstrengungen machen würde, den chinesischen Appell faktisch zu entkräften, — mit anderen Worten: daß Japan es angesichts der gespannte» Lage zu Amerika nicht darauf ankommen ließe, in Genf ein nicht ganz einwandfreies Kompromiß schließen zu müssen, durch das cs moralisch ins Unrecht gesetzt würde. Vorbereitung eines „ehrenhaften" Rückzuges. PariserZuskimmung sür KelloggsDorschliige? Paris, 18. Mai. Bainville spricht in der „Liberte" die Erwartung auS, daß der Kclloggsche Kriegsverzichtpaktvor schlag in seiner ursprünglichen Form demnächst unterzeichnet werden dürfte. Was die französischen Vorbehalte an- betrisft, bereite man diesen tn Paris einen ehrenhaften Rückzug vor. Man kann über den zu allgemein gehalte nen Wortlaut deS Kelloggschen Paktes empört sein, aber schließlich biete der Völkerbundspakt und der Locarnopakt auch keine bessere Grundlage für die Sicherheit. Ariegsverzichlsdeballe im Oberhaus. London, 15. Mai. Im Oberhaus brachte Lord Reading eine Entschließung ein, nach der das Oberhaus die Kriegs verzichtsvorschläge Kelloggs begrübt und eine schnelle günstige Prüfung der Vorschläge durch die Negierung er warte. Ferner soll danach die Regierung die Annahme der Kelloggschen Grundsätze ankündigen. Lord Cushendun er- klärte, daß er wohl mtt Lord Reading überetnstimme, daß er aber zu Chamberlains erst kürzlich abgegebenen Er klärung nichts hinzufügen könne. Lord Cecil wünschte, daß die formelle Annahme der amerikanischen Vorschläge nicht unnötig verzögert werbe. Lord Cushendun erklärte nun, sich mtt der Annahme des Antrags einverstanden. Lord Readings Entschließung wurde hierauf einstimmig an- genommen. London, 18. Mat. Im Unterhanse erklärte Loker Lamp- son, die Beratungen zwischen der britischen Regierung und den Dominions über die Friedcnsvorschläge der Vereinigten Staaten würden demnächst beendet werden. Dann würde die britische Antwort zur Absendung gelangen. Auch Rußland will -abei sein. Moskau, 15. Mai. Ein dem Kommissariat für auswärtige Angelegenheiten nahestehender „Zeitgenosse" erklärt in der Wochenübersicht der „Jstwestija, die Sowjet-Union dürfe das AuSbletben einer Aufforderung zum Beitritt zu Kelloggs Anti- kriegSvorschlag genau so als eine gegen st« gerichtete Aktion ansehen, wie die Bildung eines Antikriegsblockes ohne Ruß land. Obgleich der Vorschlag Kelloggs ausschließlich eine moralische und nicht eine materielle Bedeutung habe, würde die Sowjet-Union «inen Vorschlag zum Beitritt erwägen. Italiens Tanqenvünsche erfüllt? Paris, 18. Mat. Dt« Tangerkonferenz, die seit über zwei Monaten tn Parts tagt, ist nunmehr in ihre entscheidende Phase etngetreten. Italien hat seine Zustimmung zu einer Revision de» TangerstatutS von einer Beteiligung daran und von einer Berichtigung der tripolttantsch. tunesischen Grenze sowie von einer Revision der Naturalisativnsgesetzc in Tunis zugunsten der italienischen Kolonisten abhängig gemacht. Die französtsche Regie- rnng soll sich »nr Erfüllung berelterklärt haben. Weiterhin hat Italien nicht mrr eine Vermehrung der Zahl seiner Dele gierten in der Stadtverwaltung von Tanger, sondern auch einen Sitz in der Polizeiverwaltung und der Regierungs- kommissivn durchzusctzen vermocht. Der Pakt Rom—Angora im Tnkwurf fertig. Rom, 16. Mat. Dte heute vorliegenden Meldungen be sagen, daß zwischen dem italienischen Gesandten und dem türkischen Außenminister in Angora der Entwurf des italienisch-türkischen Paktes endgültig formuliert worden ist. Die Tragweite des Vertrages wird darin erblickt, daß Italien freie Hand in Albanien gegenüber Süd- slawten bei gleichzeitiger Neutralität Griechenlands und der Türkei erlangt. Lilauens Unabhangigkeilsseier. Sowno, 16. Mat. Zur litauischen Unabhängigkeitsfeier waren große Menschenmassen nach Kowno zu sammengeströmt, wo nach einem Feldgottesdienst auf dem Freiheitsplatz eine Militärparade vor dem Staatspräsidenten stattfand. An dieser Parade beteiligten sich auch Organisatio nen, die studentischen Vereine, Sportklubs, Pfadfinder usw. Dem Schauspiel wohnte das gesamte Diplomatische Korps und die ausländischen Gaste, darunter auch die deut schen Offiziere bei. Die deutschen Offiziere, dte mit großer Aufmerksamkeit behandelt werden, legten am Denkmal der gefallenen Krieger einen Kranz nieder. Alle Ansprachen klangen in dem festen Willen aus, aus Wilna nicht zu verzichten. m»ck ülVlÄVI* ! i NereenvULck« — — Oounenliect«» - l.einenb,m, I?. HveK1-V«ll8lk»K« S
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