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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.09.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260930014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926093001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926093001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-09
- Tag 1926-09-30
-
Monat
1926-09
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.09.1926
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Nr. 45S Seit« 2 — »Dresdner Nachrichten" — Donnerstag. Z0. L«pte«b«r IS» Hemmnis in der Aera des Ausgleichs, daß sie durch die Tat sache ihres Bestehens allein immer wieder alle Brücken Her. stört, die gutmeiucnde Staatsmänner von Volk zu Volk zu schlagen bestrebt sind Die Mörder von Bermersheim habe« ganz im Sinne der Rede Poincars» dafür gesorgt, dast nicht vergesse» wird, das, zwischen. Deutschland und Frankreich eln Blntstroi» läuft. Ihre Tat ist ausgestandcn gegen dl« Politik der Versöhnung Und die Blutzeugen von Germersheim schreien es in alle Welt, dast e» keine deutsch-französisch« Per» siandigung, kein Vergessen hüben und drüben gibt, solange die (Gewalttat am Rhein herrscht und solange diese Gewalttat von der französischen Regierung geduldet und gedeckt wirb. ES ist sa nicht sv. als wenn nach der Beilegung del Germersheimer Zwischenfalles alles wieder aut wäre und dt« Annäherungsversuche der Regierungen ungestört wettergelien konnten. Fm Wesen der militärischen Besatzung liegt eS. dast solche und ähnliche Vorfälle immer neue Ausschreitungen ge bären und die politische Atmosphäre vergiften müssen Die einzelnen BesatzungSorgane sind keine BerständtgungS- polittker. sondern Militärs, die sich ihrer ganzen Einstellung nach «unschwer, ivahrschetnlich gar nicht auf den neuen Geist der Befriedung einstellen können. Ihre persönlichen Inter essen drängen sie vielmehr in eine ganz entgegengesetzte Bahn. Alle. Offiziere. Soldaten und Zivilbeamte, haben sie seit Fahren so groste Vorrechte gegenüber der einheimischen Be völkerung genossen, dast sie sich alS Halbgötter fühlen dursten. Wenn setzt die politischen Stellen darauf drängen, dast dieser Siegeriibermuk in einigem etngedämmt wird, dast gewisse Freiheiten nicht mehr so schrankenlos anSgeniitzt werden dürfen, so tritt an die Stelle ded bisherigen Hochgefühls ein stiller Hast gegen die Unterdrückte», die wieder gleichberechtigt neben dem Herrennolk der Besatzung sein wollen. Dazu kommt ein gleiches Unbehagen aus der Veränderung der wirtsckwttlicben Verhältnisse. Während früher alle französi schen BesatzungSorgane. auch -te Mannschaften, mit ihrer gegenüber der schwindenden Papicrmark hochwertigen Frankenlöbuung ei» Leben in Herrlichkeit und Freuden führen konnten, ist jetzt die Lage umgekehrt. Die gesunkene Kauf. krast drS FHanken zwingt zur Einschränkung, und mit Fn- grimm beobachten dir «Sieger", wie sich die wirtschaftliche Lage der Besiegten langsam bessert, während sie selbst ge zwungen sind, ibr« Ansprüche immer weiter berqbzuschrauben. Unmut. Bitterkeit, verhaltene Wut ist die Folge. Aus diesem psnchvlogische» Untergrund ist es begreiflich, dast stch die an- gesammelte Spannung immer wieder ln Zwischenfällen vrr- schtedenster Art entladen must. Und wenn e> auch nur ab und zu rohe Gewalttaten sind, die auk diese Weise zum Ausbruch kommen, so wirkt stch doch di« alles beherrschende feindselige Stimmung ständig aus in tausenderlei kleinlichen Massnahmen der BesatzungSorgane. die alle öffentlichen Lebcnsäusternngrn der Nhelnlandbevölkerung umstricken «nd öffentliche» An- aelegenhelten. die an sich nichts mit Politik zu tun baden, einen politische» Hintergrund geben. Diese Nad»in>>^"-'"' der militärischen und zivilen Behörden erstreckt sich hexte ans Schikanen im Nundsnnkbetrieb. morgen aus Belästigungen im Verkehr »nd ans Verfolgungen von Vereinen aus einem läppischen Anlast, der aber fast immer Grund zu barten Ver urteilungen gibt Wenn das im einzelnen auch Klciniaketten sind, die lm freien Deutschland meist gar nickt bekannt werden, so sind sie doch ln ihrer Wirkung ans die gegenseitige Span nung zentnerschwere Bremsklötze auf dem steilen Weg zu einer wirklichen Befriedung. Von welcher Seite man da» Problem auch betrachtet, überall erweist stch die Besatzung mit dem hartnäckigen Wider- stand ihrer Soldateska gegen jede Friedensbestrebung als das grösste Hindernis tm angcbabnten dcutsch-französtschen Ausgleich. Die Mordtat von GermerSheim aber ist ein Fanal, das blutig htneinlcuchtet in diese unhaltbaren Verhältnisse und aufzeigt, wo der Stein des AnstostcS immer noch liegt. Wenn Locarno. Gens und Thoiru nicht leerer Schall bleiben sollen, wenn das Werk StresemannS und BriandS nickt zu einer Komödie des Hohnes werden soll, dann bleibt gerade ans Grund der GermerSheimer Bluttat nur von neuem die Forderung nach schneller »nd endgültiger Aushebung der Be satzung alö des schlimmsten Fein-eS einer Verständigung zwischen Deutschland und Frankreich. Antideutsche Spitze des Litauen-Pattes? Ernste Besorgnisse -er Memetdeukschen. Memel, 29. Sept. Die hier soeben bckanntgewordencn Einzelheiten des russisch-litauischen FreunbschastsvertrageS habe» in hiesigen deutschen Kreisen ungeheures Aufsehen erregt. Man gewinnt nunmehr aus den bisher vorliegenden Mitteilungen über den Vertrag den Eindruck, dast Rustland sich z»r Anerkennung der litauischen Souveränität über daS gesamte Gebiet des gegenwärtigenLitaucn unter allenllmständen verstanden hat. Man war sich darüber klar, dast Litauen a-uch für sich die gleiche Interpretation des Artikels U> der Völker- tmndssay-ung in Anspruch nehmen würde, die Deutschland in Gens für sich verlangt hat. Das, sich aber die Sowseiregicrung bezüglich der Meinetsrage vorbehaltlos den titanische» Stand punkt zu eigen gemacht haben soll, wird hier alS eine deutlichc Spitze gegen Deutschland empfunden, zuanal da die russische Ne gierung den litauischen Besitzstand vor der polnische» Annek- tion des Wilnagebietes nicht ausdrücklich anerkannt hat. son dern lediglich von der „bisherigen Anffassn'ug" spricht, die die Lötung der Wilna frage den beiden direkt beteiligten Mächten überlässt und eine Volksabstimmung vorsieht. Der Abschlust des russisch-litauischen Frcundschastövertragcs wird hier als erster taktischer Gegcnzug der Sowjetregierung gegen das durch Deutschlands Teilnahme bekräftigte Locarno-System be wertet. » Wie hierzu aus Berlin gemeldet wird, ist man in dortigen inastgebenden Kreisen der Ansicht, dast vorstehende Meidling unter dem Gesichtspunkte der verständlichen Erregung der deutschen Kreise in Memel ziu. werten ist. Da der amtliche Vertragstert in Berlin noch nicht eingetroffen ist, ist eine genaue Nachprüfung des Tatbestandes noch nicht möglich. Man glaubt aber in Berlin berechtigten Aulah zu der Vcrmutrmg zu haben, daß sich in dem amtlichen Text des Vertrages nichts befindet, was als eine Trübung der bis herigen deutsch-russischen Beziehungen empfunden werden müsste. Gin Besuch Tschikscherlns in Kowno. Berlin, 29. September. Der Asien-Osteuropa-Dienst er fährt aus Kvwnv: Um der litauischen Regierung den B«> weis besonderer Freundschaft zu liefern, beabsichtigt der Nustenkoinmissar Tschitscherin, wie verlautet, aus seiner AuS landSreise Kowno zu besuchen. Bei der Bewertung des russisch-litauische» Vertrage» verweist die Gowsetprclle mit besonderer Gennatmina ans de» Artikel 6, in dem die litauische Regierung sich verpflichtet, sämtliche Konflikte mit der Sowjetunion unmittelbar mit Moskau selbst zu regeln, ohne die Arbitrage des Völkerbundes in Anspruch zu nehmen. Fm ri",at„en ist noch zu bemerken, dast Litauen zugesagt bat, die russisch-ukrainisch und jüdischen Minderheiten in Litauen keinen Verfolgungen anszusetzen, womit eine ein beitliche russilch-lttauische Politik in der Minderheiten frage gegen Polen fcstgelegt wird. Andere Min derheiten sind nicht erwähnt. Die Sowjetregie rung wirb Lettland »nd Estland Vorschlägen, sich dem Vertrag anzuschließen. tT. U.i Bestürzung tu Warschau. Warschau, 29. Sept. Die Nachricht von der Unterzeichnung deö russisch-litauischen Vertrages ist hier in den späten Nacht stunden eingetrossen. Trotz der Regierungskrise bildet der Vertrag heute früh in den Tejm-Eouloirs den einzigen Ge sprächSstoss. Die Bestürzung in den Rcgiernngs- uud Parla- mentskrciscn lässt sich gar nicht wicdcrgcbcn. Die Meldung faird anfangs keinen Glauben, und man war geneigt, an» zunehmcn, dast es sich um einen diplomatischen Coup handle. ES ist sicher, dast die polnische Negierung nach der Donner» tag-Sihnng des Scsm eine wahrscheinlich sehr scharfe Note an Rustland richten wird. Von gut unterrichteter Seite wird mitgeteilt, dast die russisch-polnischen Verband lungen in Warschau, die schon seit längerer Zeit zwecks Ab schlnsieS eines GarantievertragcS geführt wurden, jetzt end> gültig abgebrochen worden sind. Poincars will Briand ausschatten. Poincarös Sanierungsplane. Krankreich weder moralisch noch technisch aus die Stabilisierung vorbereitet. Paris, 29. Sept. Nach de« zweifellos beeinflußten Er klärungen des „Petit Parisien", wonach Poincars beabsichtigt, eine etwaige Unterstützung der deutschen Regierung bei der Durchführung seiner Sanierungspolitik nach Möglichkeit aus- zufckaiten, kündigt das Blatt weiter an, dast die französische Kammer und der Senat schon in den nächsten Tagen zu einer außerordentlichen Sitzung einberusen werden würben. Poin- carü habe die Absicht, in die Ratisi-zicrungssormel für das Schul-den-abkommen mit England und Amerika einen aus drücklichen Vorbehalt hinsichtlich der französischen Zahlungsfähigkeit und der Transsergaraniie aufzunehmcn, gegen den die Vereinigten Staaten nichts einwenden würden. Nach Ratifizierung der Schnldenabkommcn soll dann das eigentliche SanicrungS- und Stabilisicrungswerk in Angriff genommen werden, zu besten Durchführung man vor allem die von der Bank von Frankreich ansgrhänstcn Deviscnvor» räte und etwa ausländische Kredite in Anspruch nehmen würde. In diesem Zusammenhang ist auch die Unterredung, die der belgische Finanzministcr Francgui mit Poincars am Dienstag gehabt hat, von gröstercr Bedeutung, als offiziell zugegeben wird. Ter „Maiin" weist darüber zu berichten, daß Francgui erklärt habe, der belgische Stabilisie rungsplan liege zwar fertig vor, aber eine endgültige Stabilisierung der belgischen Währung stoße solange auf Schwierigkeiten, als der französische Franken weiter hin starken Schwankungen unterworfen bleibe, Poincars habe hierauf die Schwierigkeiten betont, die einer sofortigen Stabilisierung des französische» Franken entgegenstehen, und habe erklärt, daß Frankreich seine schwebende Schuld nicht konsolidiert habe, und auch nicht gewillt sei. zwangsweise zu einer Konsolidierung überzugchcn. Die französischen Eisen bahnen seien nicht industrialisiert, wie die belgischen, die aus wärtige Schnldenfrage sei cbensalls noch nicht geregelt, was porläusig die Ausnahme ausländischer Kredite verbiete. Poincars habe ferner darauf aufmerksam gemacht, dast die öffentliche Meinung in Frankreich für die Stabilisierung der Währung noch nicht genügend vorbereitet sei. Kein Mensch in Frankreich leugne den Wert einer Stabili sierung. Man sehe aber anderseits in einer endgültigen Fixierung eines neuen Goldkurses gewissermaßen daS Schwinden der Hoffnung, daß der Frank eines TageS ans seinen früheren Wert zurückkehre« könnte. Frank reich toi daher weder moralisch noch technisch für die Stabilisierung vorbereitet. Die Bewegung gegen PotnearSs DerwaUungs- reform. . Paris. 29. September. Eine Versammlung von etwa 150 .Bürgermeistern und Parlamentariern, darunter die Sena toren Marsal und de Fonvenel, faßte eine Entschließung, in her gegen die Negiernngsdckrcte znr Potncarssche« Berwal- inngsresorm. insbesondere gegen di« Beseitigung vo» etwa 199 Nntcrpräsckture« und von vielen Gerichte« in kleine« Provinzstädten Einspruch erhoben wirb. Die Dekrete werden in der Entschließung als ungesetzlich bezeichnet und die Regie> rung ausgcfordert, die Durchführung der VerwaltnngSresorm bis nach gründlicher Prüfung der berechtigten Proteste aus dem Lande anszusetzen. Poincars hat sich bereit erklärt, die Parlamentarier der Versammlung -u empfangen. Keine Zugesla'nbmsse auf Kotten -er Sicher heit Frankreichs. Der Wert der Nohstahlgcmcinschast nach sranzöfische« Urteil. Paris, 29. September. Der Präsident des Comtts de» ForgeS, der bekannte lothringische Industrielle Francois d e W c n d e l. hat bet der Einweihung deö Denkmals zur Er innerung an die tm Kriege gefallenen Soldaten eine Rede ge- halten, in der er auf die Verhandlungen der deutschen, fran zösischen. belgischen und luxemburgischen Industriellen zwecks Abschluß einer Nohstahlgcmcinschast zu sprechen kam. De Wendel bemerkte, daß, — wenn auch der glückliche Ab- schluß der im Gange befindlichen Verhandlungen für die all gemeine Wirtschaftslage Frankreichs wünschenswert sei. es doch ein großer Irrtum sein müsse, dem Zustandekommen des Kartells eine große politische Tragweite bcizumcssen. Unter keinem Borwand könne davon die Rede sein, dieses Abkommen durch Konzessionen z» bezahlen, welche den Wert der Sicher heit Frankreichs vermindern würden. De Wendel erklärte, daß sich die Finanzlage Frankreich» bedeutend gebessert habe, und daß ein noch größere» Vertrauen auf die Zukunft und eine vollständige Einigung aller Fran zosen die Lage so günstig gestalten würde, wie sie e» eigent. lich sein müßte. rzelchnung -es Aohslahlabkommens für -en 1. Oktober «-sichert? Berlin, 29. Sept. Wie der »Deutsche HandelSdtenst" au» belgischer Quelle erfährt, ist bei den belgischen Industriellen ein Äergleichsvorschlag für eine Einigung in den Internatio nalen RohstahlgemcinschastSverhandlungen eingetrossen. Die- ser Vorschlag erkennt die Mehrsorderung für die belgische Quote an, die bei einem Produktionsrückgang ebenso behandelt werden soll, wie die Quoten Deutschland», Frankreichs und Luxemburgs. Dagegen soll die belgische Eisenindustrie bei einer Prodnktionssteigernng über die scst- aclctzten Quote« keine Erhöhung erhalten. Eine solche Steige- rung soll ann nur den deutschen, französischen und luxem- burgtschen Quoten zugute kommen. In Kreisen, die der bel gischen Eisenindustrie nahcstehen. wird dieser Vorschlag alS Lösung bezeichnet, die das Zustandekommen der internatio nalen Nohstahlgemeinschast zum 1. Oktober gewährleisten dürfte. Die gemeinsamen mündliche» Verhandlungen werden! schon heute in Brüssel wieder ausgenommen werden. Die deut schen Vertreter sind dort beretts eingetrossen. Unke Sturz -er Danztger Regierung. Die Kiuaazresormgesetze der Linkökoaliti»« «bgelehut. lDurch Vnnttpruch.) Dauzig, 2V. Sept. Nachdem in der heuttg«» Volk», tag »sttzung die Mehrheit de» Hause» bei der nochmaligen veratuna der Flnanzresormntsetze einzelu« »«setze abgelehnt hatte. erklärte Seugtor Dr. Kamnitzer t« Name« der »arln- meutgrilche« Sengtere« deren Rücktritt. Senator Dr Kam. nltzer bat die Partelen, die die Krise herheigesühri hätten, dafür Sorge zu tragen, baldigst die neuen Senatoren zu er- nennen, da der Senat tn seiner jetzigen Zusammensetzung nicht mehr arbettssähig sei. Dir Debatte tm Bolkdtag übe, den Misserfolg der Danztger Delegation in Genf und über die Ab- lehnung der von Danzig erhofften Anleihe von »9 Millionen zog sich bl» ln die späten Abendstunden hin. Erst um 9.llü Uhr abend» kam e» zu der mit allgemeiner Spannung erwarteten Abstimmung. Mit 59 gegen 59 Stimmen wurde daS Ftnanzreformwerk In seinen wichtigsten Tellen hauptsächlich vo» den Dentschnationalen und den Kommu» nisten abgelehnt. Die bisherigen KoalttlonSvarteien. Liberale, Zentrum und Sozialdemokraten blieben in der Minderheit. Dt« Sitz»»a des BolkStage» wurde unter allgemeiner Un. ruhe geschlossen. Zusammenkunft Mussolini-Lhamberlain Donnerskag. London, 29. September. Wie der Amtliche Britische Funkdienst meldet, lou «orge« in Sivita Beechia die Zm sammenkunst EhambcrlainS mit Mussolini ftatisinde». Schurmann berichtet Eooti-ge über Deutschiaub. Deutschlands Lage glänzend! Nenyork, 29 Sepso,aber. Der amerikanische Botschaft» in Berlin. Schurmann, besprach heute mU Präsident Eovlidge dte Lage Deutschlands. Schurmana setzte Coolidge auSetnander, daß Deutschland dt« nächstsährtge Reparation«, zahlung ebenso pünktlich leisten werde, wie tm letzten Jahre. Deutschlaud. beste« Lage glänzeud sei, habe »ur ein wirklich schwieria«» Problem, nä-'i-*, ble ArbeitAkosensrage. Ad» auch in der Vorkriegszeit hätte Deutschland 59 Prozent der jetzigen Arbeitsloscnzifser gehabt. f!s Schurmann hielt die Aenderung tn den Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich für äußerst beachtenswert, besonder» wenn man bedenke, daß noch oor Jahresfrist offener Haß zwischen de» beiden Völkern bestanden habe. tD U.) Die Unkersuchung -es preußischen Feme- ausschuises. Berlin, 29. Sept. Jy, Femenntersuchung». auSschuß des Preußischen Landtage» wurden heute die beiden Stenotypistinnen Helene Engelhard und Donnich vernommen, die auSsagten, daß ihnen Frl. Poguntke, öle seinerzeit, als Oberleutnant Schultz tn der Loulsenstraße vei« Landarbcitcrverbanü verhaftet werden sollte. Sekretärin beim Landarbeiterverband war uüd dem Oberleutnant Schultz sük Arbeite» zur Verfügung stand, mitgetellt habe, die Pogunike habe, als Oberleutnant Schultz verhaftet werden sollte, mit de« Absatz gegen die Tür des Zimmer» geklopft, tn der stch Schultz befand. DaS sei ein verabredetes Zeichen gewest». Schultz sei daraus entkommen: und zwar durch einen Schrank. Ferner, daß die Poguntke Klapproth. als nach ihm gefahndet wurde, ein oder zwei Tage betsichbe- herbergt habe. Zeuge Kauft»««« Wurster gab aus Fragen de» Abg. Kuck ner lSoz.s ,u. -aß er Schultz durch LebenSmlttel, Ranch, material usw. in der Untersuchungshaft unterstützt Hab«. In einem Befreiungsversuch für Schultz habe er nicht mitgewirkt. Aus weitere Fraaen Kuttner» erklärte der Zeuge, tn der Schwarzen Reichswehr und ln der Organisation Ehrhardt seien dte Mitglieder nicht ausdrücklich verpflichtet worden, ihre Kameraden In jeder Lage unbedingt zu unter stützen. ihnen zur Flucht zu verhelfen oder dergleichen, aber die Unterstützung der Kameradea habe jeder als sei«« selbst, verständliche moralische Pflicht augefehe«. Auf weiteres Fragen gab der Zeuge an. er sei zweimal vo» der Polizei wegen Sachen vernommen worden, die mit de» Zeugen Schmidt -ulammenhingen. Er habe angegeben, daß Schmidt wenig glaubwürdig sei. Schmidt sei eiue» der übelsten Subjekte. Zum endgültigen Bruch sei es gekom» men. als er Ende 1935 erfuhr, daß Schmidt Ihn bei der Polizei denunziert habe. Schmidt habe diese Denunziation aus Rache begangen, weil er, Wurster, ihm vorher vorgehalten hatte, baß er In homosexuellen Kreisen verkehre. Zuhälterdienste leist« und Kokainist sei. Frl. Poguntke erklärte, Ihre frühere Aussage »so ungesähr* aufrcchtzuerhaltcn. Sie bleibt dabei, sie habe damals geglaubt, Schultz sei nickt ln dem Zimmer. Aus weitere Fragen Kuck ner» bestritt dte Zeugin, daß sie Klavvrotb. als er vo» Kriminalbeamten gesnckt wurde, bei seinem Entkommen ge- Holsen habe. Sie habe keine Ahnung, wie er weggekommen sei Der FemeanSsckuß belckloß bann ln seiner nicktöfsent« licken Sitzung, die Zeugen Engelhard, Donnich und Hartwig auf ihre Aussagen zu vereidigen. Dte Zeugin Poguntke soll jedoch unvereidigt bleiben. Die mittelbeulsche Industrie gegen Slloerbers Erkürt, 29. Sept. Bet -er heutigen IaHreZvevsammümg des Verbandes der mitteldeutschen Industrie in Erfurt er- wähnte der Leiter der Tagung. Generaldirektor vaumgärtel, auch die bekannt« Rede Dr. SIlverbergS. Soweit Silverberg die notwendige Zusammenfassung aller tm brut schen Volke vorhandenen Kräfte zum Wiederaufbau der Wirt schaft verlangte, wunden seine Ausführungen von Vaumgärtel gebilligt. Gänzliche Ablehnung dagegen fand Silverberg» Behauptung, dte überwiegende Mehrheit der deut schen Arbeiter finde tn der Sozialdemokratischen Partei ihre politische Vertretung. Generaldtrektor Vaumgärtel betonte mit allem Nachdruck, daß man unmöglich dem Ncichsverband der deutschen Industrie au» dieser mm einem Teil -er Presse tn direkt übersensatlon«Iler Weis« wtedcrgegchenen Red« einen Vorwurf machen könne, da Dr. Silverberg, was ausdrücklich sestzustellen sei, lediglich alS rivatmann nichts weiter als seine private Mciunna geäußert ibe. Es könne keine Rede daoo« sei«, baß sich etwa der ae- samtc ReichSverbanb der bcuische» Industrie mit de» »o» Lr. Silverberg geäußerte» Austchte» solidarisch erkläre. Die Strelkgefahr im Kamburger Aasen. Li« nochmaliger BermittlungSuersuch gescheitert. IDurch yunkIpruch.i Hamburg, 29. Sept. In dem Tarisstrett mit den hiesige« Hafenarbeitern haben nochmal» AuSgletchsverhand- lungen vor einem Vertreter des ReichSarHettSminssterliom» stattgefimden. Eine Schltchterkammer fällte tn später A > stunde einen neuen Schiedsspruch, durch den die bisherige» Löhne von 7.2» Mark beibchalte«. aber »u den schon tm vor hergehenden Schlichtungsverfahren vorgesehenen Verbesserun gen -es Rcvhmentarifs noch weitere Berbefferuuge« sür öit Arbeitnehmer in den Ueberschichten «nd der dritte« Schicht oor» geschlagen werde«. Auch dieser Schiedsspruch ist wieder »»o beiden Parteien abgelehnt worden, so daß nunmehr nur noch eine Beilegung des Konfliktes von einer Berbindlich- kettserklärung d«S Spruche» durch da» ReichdarbeM Ministerium zu erwarten ist. sW.T.V.)
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