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30. September 192- — »Dresdner Nachrichten" — Nr. 498 Sette » Pollzelausflelluug und Jugendliche. s verrchtt-tr v«»e«k«u. ! Lus verkt« -e-t «ns folgende sehr brachlltche Zuschrift »u: Zweck und Atel der Groben verltner Poli»etau»strlluna ist. nicht nur ein, Fachausstellung für Kriminalbeamte und Poltztsten »u sein. fo»»dern auch im groben Publikum bas HerstätzntS für die Arbeit der Polizei zu wecken und es krt- atnaltsttsch zu erziehen. Wie wenig da» Publikum geschult ist hat sich erst vor kurzem im Falle des Krauen- und Lust- Wlrders Böttcher gezeigt. Lroy der Aussetzung einer hohen vtlohnung nach der Ermordung der Senta Ackert haben sich nicht einmal seine Arbeitskollegen gemeldet und dt« vrrdäch» tigen Beobachtungen, die sie gemacht hatten, angegeben. So A nach der Lötung der Gräfin Lambsdorff niemand den Mörder erkannt, dem es daher trotz der Anschläge an den Häuten gelang, dt, geraubte Uhr anstandslos zu verkaufen. Venn mau jetzt durch di« Ausstellung am Katserdamm zu erreichen hofft, daß der krtmlnalisttsche Spürsinn d«r Masten «weckt und gestärkt wird, so tst ohne Frage diese» Ziel an sich durchaus zu begrüben. Anderseits muh dt« Frage gestattet sein, ob. wenn diese» hier gekennzeichnete Atel tatsächlich er- reicht werden sollte, nicht auf der anderen Seit« durch dt« ganze Art und Weise, wde hier sensationelle Krtmtnal- angelrgenhetten öffentlich zur Schau gestellt werden, Schaden für die Allgemeinheit entstehen könne, durch die jene Bor- teile mehr al» reichlich ausgewerzt werben. Man darf nicht vergcsten. bah. wenn man von den Abtetlungen. in denen die rein fachlichen Interessen der Polizei. Poltzeispori, Aus rüstung ber Polizei, Hilfsmittel im Kampf gegen da» Ber- brcchcrtum gezeigt werden, absieht, über allen Ständen und Kojen der Ausstellung «ine unverkennbare Atmosphäre von Mord und Blut liegt. Mit einer Schrecken erregenden Reo. Itsttk ist hier ber Tatbestand zahlreicher Mordfäll« wieder, gegeben. Illustrationen und Beschreibungen zeigen auf. wie man die Opfer der sensationellsten Kapitalverbrechen, ermor- dcte Männer. Frauen und Kinder im Augenblick der Ent deckung der Lat gefunden hat. Hier wirb die Phantasie leicht beeinflußbarer jugendlicher Personen in furchtbarster Weise erregt. Wer noch niemals einen ermordeten Menschen, zer- stückelt« Leichname gesehen hat. hier lernt er alle .Einzel- heiten der furchtbaren Lat können. Und die Frage' scheint nicht unberechtigt: Wie wirkt solcher Anblick auf hemmungs lose Menschen, deren Phantasie bereits durch die Lektüre von Kriminalromanen und Protesten befruchtet ist? Will man dies« Frag« beantworten, so wird man sich zu erinnern haben, daß allen Verbrechen ein starker instinktiver Zwang nach Nachahmung tnnewohnt. Immer wieder klingt au» den Geständnissen befottders jugendlicher Verbrecher da» Bekenntnis hindurch, datz ber erste Anreiz der Lat von ver- HLngntSvoller Lektüre auSging. Unschuldig« werden so zu Verführten und schliehlich zu Verbrechern. Ein Beispiel aus ter jüngsten Vergangenheit ist hier äufterst lehrreich. Kaum war das Leiferdcr Attentat begangen, als fast jeden Lag neu« Anschläge aus fahrende Etsenbahnzüge gemeldet munden. Teils waren eS Kinder, teils Erwachsene. Alle aber hatten den gemeinsamen Wunsch einmal zu sehen, wie es ausstcht, wenn ein Etfenbahnzug in voller Fahrt entgleist. Keiner dieser Nachahmer der Letferber Attentäter dachte an Raub. Bei allen war ein naiver an SadiSmnS. grenzender Zug zur Befriedigung brutaler Instinkte vorherrschend. Noch heute ist dt« Reihe der Zugattentate nicht abgeschlossen, obgleich hohe Strafen den: Täter drohen und mehrere der Burschen bereits dem Gerichte überliefert wurden. Und nun stelle man sich vor. wie dt« Häufung d«r ver- schiedenstenKrtminalsälle in einer den Fachmann selbstverständ- sich irngemetn interessierenden Ausstellung auf junge Menschen wirken muß. dte hier vielleicht zum ersten Male in unmittel, bare Berührung mit den scheußlichsten Verbrechen, mit den cocpor, ckelicti, geraten. TS sind ja doch eben ntchi nur Fach leute, die dte Ausstellung besuchen, oder Menschen, die ein psychologisches Intereste an diese Stätte führt, sondern in der Hauptsache etn Publikum, daS in erster Linie aus Sensations lust und Neugier von Dingen angezogen wird, die allerdings turch eine beträchtliche Reklame ber Beachtung weiter Kreise empfahlen worden sind. Für den Kriminalisten mag natürlich eine solch« außer- ordentliche Sammlung von Schaustücken eine unschätzbare Fundgrube sein. Für daS große Publikum dagegen sind hier Gefahren verborgen, die, wie cs scheint, von der AusstcüungS- leitung nicht genügend voraus berechnet worden sind. Sie hat allerdings gewtste allzu hetkle Dinge in einer gesonderten Schau, dte nicht dem Publikum zugänglich tst. vereinigt. TS bletst aber trotz allem noch gerade genug übrig, wa» für dte Phantasie unreifer Menschen höchst verderblich ist. All« bt«s« Dinge wüsten einmal ausgesprochen werben, damit nicht wieder gut zu macheuder Schaden verhütet wird. Um so mehr wird ein solch offenes Wort von den tn Betracht kommenden Stellen gewürdigt werden, als c» ja sonst gerade die Polizei tst, die sich mit Recht berufen fühlt. Jugendliche vor Verwahrlosung durch Schund- und Schmutzliteratur und verwildernde Beispiele im Film zu schützen. AufderPvIizeiauöstelinng sucht man vergeben» nach einem Verbot für Jugendliche. Halbwüchsige und Kinder. Gegen .isahlung von einer Mark kann jeder KntrpS sich die aus Menschenhaut geflvchtenen Hosenträger de» Mastermördcrs Denke aber dte blutbefleckten Hosen de» berüchtigten Anger- stetn anschen. Hier wirb schleunigste Ablstlse geschossen wer- den müssen, wen» ein Unternehmen, dag Segen stiften soll, ntchi zu einer unübersehbaren Gefahr für dte Allgemeinheit auSarten soll. De. si. K. Vermischtes. Erster internationaler yttmlwnqretz. Am Montag nachmittag wurde tn Anwesenheit des Präsident«» der Republik tn der Sorbonne der erste Interna kl onale Filmkongreß unter starker konischer Beteiligung eröffnet. In Vertretung des UnterrtchtSministers begrüßte LandwIrtschastSmintster Oeutllc tm Namen der französischen Regler,mg und der Direktor dcS Internationalen Arbeitsamtes, Albert Thomas, tm Namen des B ö l k e r- bunde», auf Vesten Anregung der Kongreß staitfand, die Kon greßteilnehmer. Al» erster D-elegatlonsredner ergriff hieraus istr Führer der deutschen Abordnung. Generaldirektor Dr. BauSbach iUfas. das Wort, um aus di« Bedeutung des Films crlS Mittel für die Völkerverbindung in seiner Eigen schaft al» Kultur- nnd Wirtschastösaktor hinzuivcisen. Di« deutsche Sprache wurde neben der französischen und englischen als Verhandlungssprache »ugclasscn. 78.Iahrseler Ver Berliner Feuerwehr. Aus Berlin wirb mitgeteilt Unter außerordentlich großer Anteilnahme der Berliner Bevölkerung veranstaltete die Berliner Feuerwehr anläßlich ihres 7 5 jährigen Be stehens am Dienstag einen historischen Fcstzng durch die innere Stadt. Alle Straßen, die der Zug passierte, waren von einem dichten Spalier von Schaulustigen schon seit den frühen NachmittagSstunden umläuint. Pünktlich um 8 Uhr nachmittags setzten sich die 21 Fabrz/uge, die den Zug bildeten, von der mit Girlanden und Blattpflanzen reichlich geschmückten Hauptwachc ans tn Bewegung. Als ältestes noch vorlmwdenes Berliner Löschfahrzeug fuhr in dem Zuge eine Wenderohrsprttze aus dem Jahre 172N, beseht mit Löschmannschaften tn der historischen Tracht «schwarzen Mänteln und originell brcitschlrmlgen Hütens, die als Abzeichen Axt und Fackel aufgeinalt trugen. Außerdem trugen dies« Sprttzenleute ein großes Feuerhvrn. Sowohl auf diesem Fahrzeuge, wie auf einer aus dem Jahre iE stammenden Feuerspritze, hatten Schornsteinfeger Platz ge nommen. um so den Zusammenhang zu veranschaulichen, der zwischen dieser Zunft und den Feuerwachen zur damaligen Zeit bestand. Die weiteren Fahrzeuge zeigten dann die Ent wicklung, die die Feuerwehr im Zeichen der Technik ge nommen hat VtS zu den modernen Antoinobillöschzügen. Eine riesige Menschenmenge begleitete unermüdlich den Festzug aus seinem mehr als zweistündigem Marsche. Z90 Anzrtqen -egen dte Berliner IuwelenrSuber. Belm Polizeipräsidium Berlin sind tn Sachen der Iuwelenräubcr bis setzt nicht weniger als über 300 Anzeigen ringegangen. Wie es heißt, verfolgt die Polizei zurzeit eine Spur, die aller Wahrscheinlichkeit nach zur Aufklärung des Verbrechens führen wird. Unter den etnlanfenden vielen Anzeigen weisen verschiedene auf internationale Verbrecher hin. Erdbeben in Wien. Wie die Blätter melden, ist in der Umgebung von Wiener- Neustadt. Ncunktrchcn, Ternitz und im Semmeringgcbict ei» Erdbeben verspürt worden. Gleich nach dem ersten Stotz stürzten hier und da Schornsteine ein. Schrank, und Zimmer, türen sprangen auf, von Wänden und Decken löste sich Möv- tel. Dte Bevölkerung geriet tn große Erregung. Dt« Rich tung des Erdbebens war Nord-Süd. Ein, Vollvmottoe adgetlvrzt In der Nähe der Station Aich an ber Salzkammergutbah» ereignete sich am Sonntag etn schwerer Eisenbahnunkall. In- folge Ueberschreitens der vorgcschriebenen Geschwindigkeit wurde die Lokomotive aus dem Gleise geschleudert und stürzte die Böschung hinab. Der Lokomotivführer wurde getötet, der Hetzer und ein Reisender schwer verletzt. Der Materialschaden ist bedeutend. Das Flugzeug als Blesen-teftbanne. Ein englischer Großgrundbesitzer bediente sich bet ber Befeuchiutlg eines 4U Morgen großen Kartoffelfeldes eines Flugzeuges. Die Arbeit, dte sonst zwei Tage in Anspruch nahm, war in 25 Minuten erledigt. Typhus in DeuilehbShmen. In mehrere» dcutschböhmischen Bezirken tritt der TyphnS auf. Im Kaab » er und Komotauer Bezirke sind in der letzte» Zeit 41 Typhuserkrankungen sestgesteüt wor den. Im Komotauer BezirkSkraiikenhause ist eine Pslege- schmcster durch Uebertragung a» Typhus erkrankt. Tort sind auch zwei Typhuskranke gestorben. Auch im Bereiche des Brüxer Bezirke« sind mehrere Fälle von typhus- verdächtigen Erkrankungen sestgesteüt worden, so tn Brüx, Nicdergeorgenthal. OberlcutenSdors und Lischnih. Diese Er« krankten befinden sich sämtlich im Brüxer Krankenhanse. Auch in Meretitz bet Klösterle wurde ein Typhussall sestgesteüt. ** NIescnsälschung von Pfandbriefen. Ein in München wohnender Optiker auS Würzburg und ein Bankbeamter aus München kauften im Werte von 350 000 Paptcrmark Nach- kricgspfandbriefe der Bayrischen Hypotheken- und Wcchsel- bank daö Stück zu 2000 Mk., dte der Bankbeamte tn seiner Wohnung in Vor kricgspfandbrtcsc abäiibcrte. Im ganzen wurden 70 Stück im Werte von I0M0 Mk. bis 17MO Mk. bet auswärtigen Banken veräußert. Nunmehr wurde tn Leipzig der Optiker beim Verkauf von solchen gefälschten Pfandbriefen sestgenommen und nach München geschafft, wo er etn volles Geständnis ablcgtc. So gelang eS auch, seinen Genossen fest- ziinehmen. Bei den Verhafteten fand die Polizei »och 10 OM Mark vor. Ob weitere gefälschte Pfandbriefe abgesetzt wurden, ist noch nicht fcstgcstcllt. ** AuS dem fahrenden Zuge geworse«. Am Sonntagvor- mittag wurde aus dem Bahnkörper in der Nähe von Köln eine weibliche Leiche ausgefunden. Die Nachforschungen ergaben, daß die Tote die 20jährige Luise Nübsamen aus Daaden ist, die tn verbrecherischer Absicht von einem bisher noch Unbekannten aus dem Eilzug geworfen worben war. " Zweifacher Selbstmord. Der 65jährige Arzt Dr. BvS- hardt und seine 45jährigc Hausdame Kirschstein wurden aus einer Bank tn den Anlagen des Prcußcnparks tn Berlin ver- giftet aufgefundcn und in ein Krankenhaus gebracht, wo dbe Hausdame bedenklich dantcberltegt. Der Arzt gibt an. daß Nahrungssorgen beide zu dem Entschluß getrieben hätten, ihrem Leben ein Ende zu machen. ** Malariatod eines Berliners in Passat». Auf dem Bahn steig des Passauer HauptbahnhosS brachen zwei junge Leute, ein Berliner und ein Kölner, unter schweren Malariaerschet- nungcn zusammen. Der eine von ihnen befindet sich noch im Passauer Krankenhaus, der andere, Wilhelm Wjese aus Berlin, starb tm Laufe der Nacht. Es handelt sich um zwei junge Menschen, dte in Konstantinopel Arbeit gesucht hatten und nach dem völligen Mißerfolg Ihrer Pläne zu Fuß nach Deutschland zurückgekchrt waren. Dte beiden waren in der letzten Zeit ganz ohne Mittel und sollen zwei Wochen fast ohne Nahrung gelebt haben. ** Ei» schweres Grubenunglück. Nach einer Meldung aus Bochum ereignete sich am Dienstag auf der Kruppschen Zeche Hannover 1 und 2 ein schweres Unglück. Dort waren mehrere Schachthauer unter der Leitung eines Steigers mit dem Transport von Kappe» beschäftigt. Hierbei verunglückte ein Schachihaner tödlich. Dem Steiger wurde ein Arm ab gerissen und der andere Arm mehrfach gebrochen. lszorcleNnna siede nächste Selte.i 1 -HL, so k>f. «eNsdlsge ^.LÜ.^ÜvKsi'.vssräen tnn»n»t,»I» 8 Psd. r.»o. ».rs-z.«. «.-.«.SS.«.« ^Striefenev^StraHL 44 tcke ZürstsrrplQl, - Ruf: LS212 . ,.L - - V r ' i..' 7* § ->. IW. MIR» I,ompe>e,»tr l? LInrlsrvsAso iSportvsKSi» klnklermüb«! vcsnnado, SM' »ent,»,», billig« lsteie«. 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