Volltext Seite (XML)
Dresdner Nachrichten. -!r. 14. Leite 2. Sonnabend, 14. Januar 4899 Berlin. Tic Pudgellommiinrm des stieirhstags begann beute die Berathung des Postetats. Stantsickretür v. Podbiewki erklärte auf eine bezügliche Anfrage, er babe eine Vorlagenusarbeilc» la sen, welche vauielnnlich sin tlcinerc Städte eineVerbilligungderTelephon- geblihrei, vorschc. Eine ' " " ' . . fei nicht angängig, bevor Wesens eingetreten sei. klebe entspann sich eine längere Tebatlc, in welcher u. Ä. mitgellieilt wurde, das; die Zahl der iälirlich durch die Bost beförderten "seit- ringen IM, Millionen Stück beträgt, die Einnahme daraus rund t Biillionc» Mart. Ferner theilte der Staatssekretär mit, das; ini räevietc von vier Oberposldiretticmen die Annahme von Backeten Sonntags nach l2 Uhr »och gestattet sei. jedoch soll dies noch im Lause des Jahres aushore». Möglichst um 2 Uhr spätestens soll durchweg der Aachmittagsdienst Sountags geschlossen werden, Für den Telegramm Verkehr sei eirie solche Einschränkung nicht möglich, doch solle den Beamten ein freier Sonntag möglichst gewährt werden. An eine Abschaff ung der 50-Pfg. Poswackcke werde nicht gedacht. Tie Verhanb- taugen werden am Dienstag fortgesetzt. — Die dem Puudcsrath vorliegende Novelle zum Pvslgeselz nimmt für das Briefporto von 10 Psg. eine Erhöhung des Marimalgcwichts bis Al Gr. in Aussicht, dabei ivll bcstinunt werden, das; die Ort-Stare auch auf de» Nachbarorts vertcbr ausgedehnt werden länn. Tie Zeitnngsgcbiihr soll betragen io Psg. für jede Bezugszeit ohne Rücksicht aus deren Tauer, ferner 15 Big. jährlich für das wöchentlich einmalige oder seltenere Er- icheineu. sowie 15 Psg jährlich mehr für jede weitere Ausgabe in der Woche und schließlich 1V Pfg. jährlich für jedes -Kilogramm deS ZahrcSgewichtS, mindestens jedoch 10 Psg. lährlich snr jede Zeitung. Bei Ausdehnung des Postregals soll den Anstalten der Privatpostc», die vor dem 1. April 1898 entstanden und ununter brochen bis jetzt betrieben wurden, eine Entschädigung gewährt werden, und zwar nicht nur für die Berminderung des eigentlichen BcrmögcilSstandes, sondern auch im gewissen Umfange für ent gangenen Gewinn. Auch die Bedienitelcn der Anstalten sollen eveiit. eine einmalige Entschädigung erhalten, die je nach der zurück- gelegten Dienstzeit. :r Monate bis 0 Jahre, einen Monatsgehalt bis einen Iahresgehalt beträgt. Berlin. In der morgen erscheinenden Ausgabe der Kölner Wochenschrift „Das neue Jahrhundert" wird dem Zweifels entgcgcn- getreten, als ob der jüngste Artikel: „Bismarck über Oesterreich" nicht von Lothar Bücher herrührc. Es liege noch reiches Material vor. — Sächsische Orden haben erhalten Polizeipräsident Tr. Eienko zu Breslau daS Komthurkreuz 2. Klasse des sächsischen Albrcchtsordens. ebenso Oberbürgermeister Bender zu BreSlau, der Polizeitommissar Iapusta ebendaselbst erhielt das Ritterkreuz 2. Alasse des Albrcchtsordens. — Gras Guido.V-rucket von Donner-Smart hat beim gestrigen Landtags-Diner in Breslau die Nachricht von seiner angeblich bevorstehenden Ernennung zum Fürsten als jeder tbattächlichen Unterlage entbehrend bezeichnet. -- Der Gesetz entwurf über die Besteuerung der Waarenhäulcr :e. ist Gcgcn- siand von Verhandlungen zwischen den bcthciligtcn stiesjorts der preußischen Regierung und soll dein Landtage in der bevorstehen den Zession noch zngehcn. — Wegen großer Unterschlagungen ver haftet wurde der langsährige Geschäftsführer des Reichsvecbailds Berlin im Verbände dciitichcrHandlungsgehilfen in Leipzig. Kuno Hollwede. Die Verhaftung erfolgte aus Veranlassung der Staats anwaltschaft. Dem Verhafteten wird zur Last gelegt, seit zwei Jahren fortgesetzt Unterschlagungen im Gesammthetragc von gegen 20,000 Ml. zum Schaden der Kasse des ReichSverbands Berlin, sowie der staatlich beaufsichtigten Krankenkasse des Gcsammtver- bandcS verübt zu habe». Berlin. Beim Reichskanzler findet morgen ein Diner statt, zu dem vornehmlich die Mitglieder des hier tagenden wirthschaft- Üchen Ausschusses geladen sind. Wien. Seit den frühesten Morgenstunden wüthet ein hef tiger Sturmwind in den Straßen Wiens. Heute früh wurde am User des Tonaukaimls die Leiche eines uubckamitcu Mannes ge sunden, der anscheinend infolge des Sturmes verunglückt ist. Zahlreiche Passanten sind durch herabfallende Ziegel und Fenster mehr oder minder schwer verletzt. Auch aus der UmgelmugWieus werden Unfälle berichtet. — Tie zweite Plenarsitzung des Industne- eathes wurde von dem Vvrsitzcnde», Handcl-sminister Dipauli, mit einer Anwrache eröffnet, in welcher er die Hürderuug und Unter stützung der Industrie und des Handels durch die Regierung zusagte. Die Industrie schassen, sic gestalten und ihr Leben geben müsse »atür- lich der Indlistricmth selbst. Was die Erporlsrage angelte, so möge man nicht zu einseitig an den Export nach Ostasicn denken, da sich andere Erportgcbietc, die eben solche Znlüust hätten, eröffnen konnten : er. der Minister, werde rede Ez pvrtuiitcrnehmuiig fördern. Ter Minister befürwortete dann die Fürsorge für das Gewerbe und für die Hebung und Wohlfahrt der arbeitenden Klassen, lenkte die besondere Ansmerkiamkeit aus die Regelung des Kartcllwescns und schloß mit dem Wunsche für das Gedeihen der Arbeiten des Indnstrieraths. Pari s. werde eicht de Kassationshofc- gclcmgeu konnte, welche der Regierung nicht ,u,gehören. — Aus §ecameundDieppc wird großes Unwetter gemeldet, welches erheb- - sichen Schaden nngcrichlct hat. Rom. Wie ausMasiaiiah gemeldet wird, haben die Truppen des Ras Makonncn in der Nacht znm II. Januar unter dem Schutze eines dichten Nebels die befestigten Stellungen Mnugaschas aiiLuarcifcn versucht, sind jedoch mit erheblichem Verluste zurück- geschlagen worden. Wie c-s scheint, bat Mnngascha Verstärkungen herangezogen. doch nicht in solchem Maße, daß er sich ans eine Schlacht außerhalb seiner Stellung Anlässe;: könnte. Madrid. Im heutigen Ministcrrathc wird die Regierung den Tag deS Zusammentrittes der Cortes festsetzen. Wie verlautet, wird die Regierung sich durch die Cortes zur Veräußerung der Karolinen und der übrigen ostasiatiichcn Inseln ermächtigen lassen. Madrid. Sagasta wünscht die Cortes znm 25. oder 30. d. M. cinzubcriisen. Vorher wird ein Rothbuch veröffentlicht, c^agasta wird in der ersten Sitzung der Kammer um die Annahme des Friedens-Vertrags ersuchen. Bläu nimmt an, daß die Debatte» etwa 8 Tage dauern werden. Die Regierung brachte in Washing ton daS von Amerika bezüglich der Freilassung von spanischen Ge sangcnen ans den Philippinen gegebene Versprechen in Erinnernng und ersuchte um schleunigste Antwort -- Eine amtliche Depeiche ans Manila meldet, daß die nach Ilo-Ilo bestimmten amerita- nijchen Truppen sich empört und geweigert haben, abzmnarschiren. General Miller erhielt Befehl. Ilo Ilo zu verlassen und nach Manila znrückznkehren. Sämmllicbc amerikanische Truppen er- lnelten Befehl, sich bei Manila zu loiiznitriren, da die Lage dort sehr ernst ist. Petersburg. Die Tclcphonleitnng zwischen Petersburg und Moskau ist gestern dem Verkehr übergeben worden. Tic! Berliner Börse begann heute mit lustloser Halinng, da die Bant von England nicht, wie erwartet worden war, ihren Diskontsatz herabgesetzt hatte. Bald jedoch trat eine festere Voll ung ein. die vom Montanattieiimartte ausging. Tie rüngsten Lstiialionsbcrichtc aus dem Rheinlande, sowie größere Kanstnsk seitens der Spekulation und seitens des Privatpublltums ließen die Kurse trästig anzichcn. .Im weiteren Verlause gab die Herab setzung des PrivatdiStonts der festeren Halinng eine fernere Stütze. Bankaktien durchweg höher, nameuilich Handrlöaiithcile begehrt, aber auch Deutsche Bank. Kommauditnnthetle und Dresd ner Bant höher. Von Eiscnhahnwcrthcn tonnte» sich heimische Werthe mir knapp behaupten, Tortmund-Gronaucr augcbotcn. Von fremden Bahnen amerikanische Werthe bevorzugt, auch Trans vaal ziemlich lebhaft nmgeselzt. Mvntanaktien, wie bereits angc- denlet, recht fest, namentlich Bachumcr und Lanrnlmtte hoher. Fremde Renten Anfangs weichend, später erholt. PrivcrtdiStoiit l'T Prozent. — Am S v i r r t» s-Markt lagen größere Kaufordres vor. angeblich snr Hamburger Rechnung. Daraufhin zog 70cr um 1.10 Mt . 50er uni 1,50 Mk. an. Es wurde bezahlt sür 70cr l«>,70, sür Tier 62.20 Mk. Die feste Haltung für Loeo-Sviritus wirkte auch beseitigend auf Termine ein, die uni etwa 1 Mk. an- zogcn. Ter Getrcid c-Markt hatte so gut wie kein Geschäft, weder am Frnhmarkte noch im Mittaasverkehr kamen nenncns- werthe Abschlüsse zu Stande. Die Zufuhr blieb klein, doch war auch die Nachfrage sehr unbedeutend. Nach privater Ermittelung wurden bezahlt sür Weizen 161.75. für Roggen 1t!) Mk. effektive Mailieferung. also nur wenig gegen gestern verändert. Hafer fest. 'Aach Ermittelung der Ccntralnotirungsstelle der preußischen Lano- wirthschaflSkammern wurden bezahlt in Berlin: Weizen 168, Roggen 150, Hafer 116 Mk.; Stettin-Stadt: Wetten 181, Roggen 145,50, Hafer 133 Mk. — Wetter: Rege», stürmisch. Viordwestwind. yriulsilr» 0. IN. (Schluß.) eredN 026.ro. DircoiNo IS8.ro. Dr-Zdn-r »Mil >62.1". Scaatsduh» - . rombirde» 27,10. uuuratMle . Ungur. Sold —. Portugieirn —Fest. Paris, t» Uhr --»«»mittag».) Re»,« 101,76. Italiener 02.70. Svancer 17,00. Porcugiele» 20.-20. TuNett 22,70. 2ürke»Iv°Ie IlO.su. Ottomandank SIO.OO. Staats» dah» . Lombarde» —. Zelt. Poris. Produltr»mar,t. Weizen per Januar LI.6S. per Mitrz ^unt 21,86. ruhla. Rüböl per ganuar 16,26, per Ma>-Lugust bO.Oä, ruhig. Spiritus per Januar 11,SU. per Mat-Ruguft 11,26. ruhig, Olmftcrdani. Produttea-Bencht. Weizen per März 181, per Mat >80, geschästdlos, Ologgru per März >1», per Mai 111. Lauda». Pradu,«»-Beucht. Weizen >/»—'/» Eä>. niedriger Mehl nur zu niedrige» Zireije» vcrkängich. Runder Mgis matt. Serftc toco wenig angebotc». — Weiler: Rege». Otrtltchcö m»d Sächsisches. Se. Majestät der K onig traf gestern Bonnittag halb l I Uhr kW" Strehlen im Ncsidciizschlosfe ei» und empsing die Herren Staatsininisler n»d HosdcparlementschesS zu Bvrträgen und einige Herren vom Militär zu Meldungen. - ise. Majestät der König besuchte gestern Mittag in Be gleitung des dienstlhuciidcn Herrn Generalmajor Vingst das Bankhaus G ü nther n. R nd o l P h und besichtigte unter Führ ung der Inhaber desselben, der Herren Kammerzicnrath Konsul Pnlmio, Fritz Günther und Charles W. Palmiö, eingehend die ge- sammten Einrichtungc» des slatllichen Neubaues. — Se. König!. Hoheit Prinz F riedri ch A n g n st nahnr gestern Mittag mit Gefolge nach der Rückkehr von der Fclddienst- iibung der 45. Iiifailtcrlc-Brigadc das Frühstück in Tonath'S "Neuer Welt in Tolkewitz ein. - Vorgestern trafen Sc. Erlaucht Gras Joachim von S ch ö n b u rg-Fo rd ergla u ch au nebst Gemahlin und Schwägerin, von Wechsclburg kommend, in Glauchau ein. Anläß lich des unter Geläut der Glocken kurz nach:> Uhr stattsiiidcudeli Einzuges des inngen Paares trugen Raibhans. Kirche und viele Privatgebäudc Flaggenschiimck :e. Im Schloßhos hatten außer sämmlüche» graslichcii Beamten die Schülzen mit ihrer Fahne Aus stellung genommen. Die Begrüßung seitens der Stadt erfolgte im Schlosse durch eine Deputation des Rathes und der Stadtverord neten, bestehend ans de» Herren Bürgermeister Brink, Sladlrath Winckler, Stadtperordileten-Biceporstehec Lindner und Stadtvcrord netcr Poege. Brink' ' tzoege. Bei der Begrüßung überreichte Herr Bürgermeister der Gräfin ein Bommel mit Schleife in den Stadtsarben. — Den, Schuhmachcrmeister Johann P o ck hier ist der T itel eines HosschnhmacherS Ihrer Kaiscrl. und König!. Hoheit der Frau Prinzessin Friedrich August, Herzogin zu Sachsen, verliehen worden. — In Bezug aus den in unserer DienstagS-Rummer ent- haltenen Artikel der „Kölnischen Zeitung" über die staatliche Fördcrnng dcr Sozialdemokratie sendet uns der Dresdner Drvglsten-Vcrciii eine längere Zuschrift, die sich gegen die Behauptung deS genannten Blattes richtet, daß die sozialdemokratisch verwalteten Ortsklaickenkasscn, da sie eigene Apotheken nicht errichte» können, mit „Drogisten, die über das erforderliche Maß von Gesinnungstüchtigkeit verfügen, Geschäfts verbindungen einleiten, svsern nicht, was aber nur vereinzelt vor- kommt, die Apotheker zuverlässige Genossen sind oder sich der sozialdemokratischen Willkür nitterwenen". In dein Schreiben des hiesigen Drogisten-VercinS ivird hierzu bemerkt; „Hiernach durste cs scocilieii, als ob die Inhaber von Dwgcnhandliiligcn „durch aus Sozialdemokraten sein müßten" und zwar „gcsinmmgStüchtige", weil sie in der Lage sind, mit verschiedenen, dem freien Lcrlcbr überlassenen Heil- und Arzneimitteln billiger zu sein, als die Apotheke." Daß die Inhaber von Drogenhandlungcn und zwar aus denr hier angeführten Grunde „durchaus gcsinnungStüchtige csozialdemokratcn" sein müssen, ist in dem Artikel der „Köln. Zig." nirgends behauptet wvrden; einer solchen ohne Frage durchaus nnhegründctcn Behauptung wäre in den „Dresdner Nachrichten" gewiß nicht Naiiiii gegeben worden. Am Schluß seiner Zuschrift erklärt der erwähnte Drogisten-Bercin „beurkunden" zu könne», „das; bei seiner ausgedehnten Bckanntschast und weitgehendem Verkehr mit den Angehörigen des Drogistenst,indes im ganzen Reiche ihm kein Kollege bekannt geworden ist, der über das „er forderliche Mas; von sozialistischer GesiiinungSiüchtigkcit" verfügt, wie es der ongczogcnc Artikel hinznslellen beliebte". - Von einer anderen Seite wird uns zu dem Artikel der „Köln. Ztg." ge schrieben; „Tie staatliche Förderung der Sozialdemokratie" — welch' schwerer Vorwurf snr den Gesetzgeber! Und doch ist deni so! "Nicht bloß die großen Städte zeigen das trostlose Bild dieser staatliche» Selbstuntergrabiiiig, sondern cs sangen bereits die Ortslrankeiikassen schlichter Landgemeinden an. sozialdemokratischen Terrorismus ausznübcn. Das Nebel frißt nicht mehr an der Wurzel, es sitzt bereits im Fleische! Leider hat der Gesetzgeber nicht geahnt, welche ungeheure ".'Nacht; er mit dem Kraiikenversichcruilgsgesetz in die Hände der Sozial-' demokmlie legt. Nur einige Details »n-S den Radcbeulcr Ver sammlungen iiiogeii beweisen, wie die Genossen in diesen vorzn gehen pflegen. Einmal handelte es sich zur Deckung des Defizits in» Erhöhung der Beiträge, welche aber seitens der Vertreter der 'Arbeitgeber — traft ihrer vom Jahre 18i)2 eingernmnten einzigen Befugnis; — ans bestimmten Gründen abgclehnt wurde, so>ort sah sich ein Genosse gcnöthigt, vor der Versammlung zu erklären, das; die Herren Arbeitgeber wohl Geld zum Jllumiurrkii bei der Ecntenarfcier, aber keines für ihre Arbeiter hätten. Ter Vorsitzende erklärte nun, das; in diesem Fall die Arbeiter auf die freie Arziici- gewährimg verzichten mußten, verlas den abgeänderten Statuten- paragravh und erzielte schließlich eine einstimmige Annahme »eines Vorschlags. Als einer der Arbeitgeber vcrinchlc, die Vertreter der Arbeitnehmer daraus ansmcrksam zu mache», das; sic sich so blind lings mit der Eutziclmng der oft recht thcurcn Arznei zum Nach- lheil aller Arbeiter ciiwcrstaiiden erklärten, entgegnele der genossen schaftliche Vorsitzende mit stolzem Lächeln; „Die Arbeitnehmer hätten eben noch Liebe zu ihrer Kasse!" und ein Genosse ans der Versammlung bestätigte dies init den Worten: „Jawohl, wir haben Liebe zu unserer Kasse!" Die Generalversammlungen der Ortskrankenkassen werden allem Anschein nach dazu cuisgenülzt, den Arbeitgebern eins arisznwische». Tenn hier ist dem Arbeiter die einzige Gelegenheit geboten, seinem Groll Luit zu machen und gegen seine Arbeitgeber in öffentlicher Versammlung unter Zu stimmung aller Genossen losznziehen. Es ist keinem anständigen Arbeits-Herrn znzumuthcn, sich den frivolen Auslassungen seiner Arbeiter vor der Oesfenttichkcit preisziigebcii, und darum bleiben die meisten der Arbeitgebervertreter leibst den wichtigsten Vcrsamm hingen fern. Sv ist z. B. >» Radebenl eine hochwichtige Um gestaltung des ganzen Statuts nur durch dieZBcrtreter der Arbeit nehmer. natürlich in sozialdemokratischem eLinne, vorgeiwinmeir wmden, ohne das; die Vertreter der Arbeitgeber ein Wort dazu gesagt haben, weil sie sich von vornherein überstimmt sahen. Seitens der Genossen wird mit einer Rücksichtslosigkeit vorizegangen, daß man sich oft in eine politische, aber in leine das Wohl der Arbeiter im Auge habende Versammlung verseht sicht. Trotzdem ist es ein grouer Fehler der Arbeitgeber, wenn sie den Gencralver- snm»it>»igcn fern bleibe» und somit die Willkür der Genosse» unterstütze». Es gicbt doch auch unter den Vertretern der Arbeit nehmer schließlich noch vernünstige Leute, welche das persönliche Wohl ihrer Arbeitskollegen höher schätzen, als die gewissenlose Dick- süttcrung des sozialdemokratischen Uiigelhüms. lieber kurz oder lang wolle aber der Gesetzgeber das roth gebundene Krniikcnvcr- sichernugsgesclz ans dem Regal nehmen und der Sozialdemokratie die ihr imbewiißt in dic vand gedrückte slaatsgesührliche Masse entreißen. — Einen Beschluß von prinzipieller Bedeutung hat das hiesige St adtv er ordneten toll eginm in seiner vorgeslrigen Sitzung gefaßt. In derselben stand auf der Tagesordnung das Naiulaiijatioiisgcsuch eines als Kansiuann hier wohnenden Ocster- reichers, der I »de ist. Bon dem rescricciiden Ausschüsse war dasselbe für luihedcntlich erklärt worden. Im Laufe der Debatte über dieses Gesuch wurde aber auch die Priiizipfrage aiifgeivorsrii, ob man der Ratnrcilisativ» aiislniidischcr Juden znstiminen sollte oder nicht und im Anschluß hieran ergab die Abstimmung, daß dem Gesuch die Gcnchiiirgniig versagt wurde. — Ter B ü rger - A n s i ch u ß für Patriotis ch e K und- gebiinge » in Dresden hielt gestern "Abend halb 7 Uhr rm Hotel de France eine zahlreich besuchle Sitzung unter Vorsitz de-2 Herrn Geh. Hvi'raih Dr. Mchncrt ab. lieber die Iahrrsrechnung für 18!18 erstattete Herr Stadtrath Weigondt Bericht. Die Aus gaben bei dem Dvvpeljubiläiini Sr. Maicstät des Königs betrugen, 21,«M Mark 83 Psg., die Einnahmen 22,424 Mark :>5 Pfg.. unters welch' letzterer Summc sich 14.230 Mark freiwillige Beiträge de- > fanden. Es ergab sich soinit eine Mehrausgabe von 1619 Mark 48 Psg. Das Gcsamintvcrmoacn stellte sich am 31. Dezember 1898 aus 3215 Mark -15 Psa. Äon einer Nachprüfung sah man ans Antrag des Herrn Stadtrath Fischer ab. Die Rechnung ward richtig gesprochen. Herrn Stadtrath Wciaandt für seine mühevolle i Arbeit, sowie allen Spendern der freiwilligen Beiträge wa»d herz-l lichcr Dank des Herrn Vorsitzenden. Punkt 2 der Tagesordnung betraf das Deutsche Bundesschieße» hicrselbst im Jahre 1900. Man gab der Freude Ausdruck, daß Herr Geh. Hosrath Dr. Mehnert dem CentralauSschub als Ehrenmitglied beigrtreten ist. Weiter ward cinpsvhlcn, daß diejenigen Herren des Bürger-Ausschußes, die sich bei derartigen Veranstaltungen bereits bewährt haben, dem Unternehmen bcitretcn möchten. In Sonderheit kommt hier der Fcstzngs- und Verkehrs-Ausschuß in Frage. Nachdem Herr Oben svrster Müller das Protokoll verlesen hatte, ward die Sitzung geschlossen. ^ — Mit ziemlicher Pünktlichkeit hat sich der von Falb aus dm 12. Januar angesaatc kritische Tag 1. Ordnung eingestellt, denn kritisch ivar jedenfalls der in der vorgestrigen Nacht ein« getretene starke Südwestsnirm. der auch den ganzen gestrige» Tug über nicht »achließ. Schaden wird derselbe wohl viclsach an» gerichtet haben, besonders dürsten wieder zahlreiche Viobsposlm von der Sec kommen. In den gestrigen Morgenstunde» haltc» ganz besonders die HouSsraucii ihren besonderen Kummer, da <4 lhncir vielfach nicht glücken wollte, das Feuer in den Oesm m erhalten. "Allem Anschein nach ist der diesjährige Winter gewillt, d; Schaden der Intcrcssentc». — Der orkanartige Sturm hat auch ans dem Dache des Opernhauses Verheerungen nngcrichtct. Ein Dhcil der Kupfer» bcdnchung über dem Schnürboden ist vom Sturni wcaacnssm worden und hängt, dem Element prcisgegebcn. herunter. Arbeiter sind bemüht, weitere Zerstörungen zu verhüten. — Von dem frechen Gauner, der unter dem Namen Willink aus Boston in einem hiesigen Hotel logirte und sich einen B ri lla ii t sch m uck im Werthe von 10,000 Mk. e> schwindelte, ist bisher keine Spur zu entdecken gewesen. Derselbe ist erst Milt» woch Abend in jenem Hotel angckoimncn und hat zmiächß ein Zimmer bezogen. Vorgestern Morgen ließ er sich in ganz imaul» fälliger Weise ein zweites anstoßendes Zimmer geben, auch hat er sich, wie mau sich später erinnerte, mit dem ReiscturSbiich belchäs. tigt. Kurz vor 3 Uhr vorgestern "Nachmittag ist er von einc», Ausgang in das Hotel zurückgekchit und hat dabei geäußeri, rin Herr würde bald nach ihm fragen und diesen möchte man nach Wie später scslgcsteÜt worden ist, ist der Fremde dann kurz »ach 3 Uhr vom Hotel mit einer Droschke sortgcsahrcn. Der Droichtcn» lutscher. der de» Gauner nach der Dhat vom Hotel bis zur Haupt» straße in der Neustadt gefahren hat, ist ermittelt. Dort ist der Unbekannte nusgesticgen und hat einige Zeit Var einem Hutgclchuir gestanden, ohne dasselbe zu betreten. Im Hotel hat man cincn anscheinend neuen Kvsscr vorgesnilden, der liier gelaust zu in», scheint: doch trägt er weder Fabrik- noch Firmcnzeichcn. Tcr Koffer ist mit Segeltuch bezogen und hat natnrfarbcnc Ledcrcclm. Es ist erwünscht, zu erfahren, wo der Koffer gelaust ist. Tie hiesige Polizei hat vorgestern und gestern alle Eisenbahiizügc iilici» wacht und durchsuch!. "Alle Polizeibehörden wurden sofort von den, Vorfall in Kenntnis; gesetzt. Man nimmt an. daß der Gaumr mit Demjenigen ideickoch ist. der am 15. Dezember in Köln bcl einem Juwelier ein Brillantrollicr im Werthe von 80M Mk. und 10 Herremihrketten im Gcsammtwcrthc von 1000 Mk. crschwiiidclt Hai. Daselbst hat sich der Schwindler als Kommis nusgcaeve» -- Tie morgen, Somitag, von halb 12 bis halb 1 Uhr »us dein A ltmarktc abzuhaltendc P l a tz musik, ausgcsührk von der Schützen-Kapelle, ivird nachstehendes Programm aussnhre»; Ovationsmarsch von Kühne, Ouvertüre zur Operette „Banditen» streiche" von Suppe. Tim lost OIwrck sVcrlorcnc Klänge) pon Snllivan. „Ganz allerliebst", Walzer von Waldteufel, Fantasie an-S der Oper „Rigoletto" von Verdi, Zug der Frauen aus der Oper „Lohengrin" von Wagner. Marche Lorraine von Gmm-, Parademarsch des 4. Zuaven-Rcgimcnts in Tunis. — Tic Klänge froher M ilitär - M a r s ch musst, die nir den größten Theil der Bewohner und Passanten der Altstadt den Reiz des Ungewöhnlichen an sich trage», durchichwirrten geltem Mittag die Annen-, Wilsdrufferstraße :e., als mehrere Kompagnien der hiesigen Jäger mit voller Bataillonsmusik. von einer Feld» dic'nslübniig in den südlichen Vororten Dresdens tommend, nach der Kaserne an der "Alhertbrückc znrückmarschirken. — Die Herstellung der neue» Bedachung der K reu ,i i, che hat in de» letzten Wochen gute Fortschritte gemacht, so daß man jetzt von der Vicioriastraße »ns das nahezu völlig geschloffene Dach überblickt. — Polizeib e r i ch t, 13. Januar. In dem am Donners tag "Abend von Berlin hier eiiigetrossencn Schnellzuge wurde ein ungefähr 60 Jahre alter Fahrgast todi vorgesnilden. Te>» selbe halte sich die Pulsadern durchschnitten. — Heute in,!» nach halb 6 Uhr ist aus der Moritzallcc ein hiesiger PivdnUcii» händlcr, der mit einem Handwagen nach dom Piriiaßche» PI»l) fuhr, von einem Straßeiihahmvaaeir um ge stoßen und eine kurze Strecke geschleift worden. Er erlitt eine nicht nncrheblicii« Ouetschung dc-S linken Oberarmes. — In einer Schlaskammcr im Erdgeschoß des Hauses "A l a u »» straße 93 entstand gestern "Abend gegen halb 7 Uhr dadurch ei» Brand, das; man eine Lampe ans einen Stuhl gestellt hatte, der nalic an anfgehangeiicii Kleidungsstücken stand. Die letztem, gcriethen in Brand, woraus sich das Feuer auch noch aus ein Bett verbreitete und ein Gebet! Betten, sowie die Bettstelle zer störte bcz. beschädigte. Tic herheigernsene Feuerwehr braucht? nicht mehr lhätig ciuzngreifen, da die Bewohner die Gefahr sclbck zu unterdrücken vermocht hatten. — Plajewitz, 13. Januar. Ter heilige Sturm der mit eine!» Zuge Gardcrciter und einem Pioiiieidetachcinent nebst Brückentrain durch unseren Ort. um über die Elbbrncke und Losch» witz die Garnison Dresden zu erreichen. Bald darauf solaten ein? größere "Anzahl Offiziere verschiedener Waffen mit Meldcreitee» und Radfahrern, sowie später »och eine größere Pionier-Abtheilnng mit Brückcnmatcrial. Tic Truppen kehrten von einer Fclddiensi» Übung zurück, die oberhalb Tollewitz stattgefundcn hatte. Bci dieser hatten sic auch die Elbe auf einer von den Pionieren her- gestellten Pontollbrücke überschritten. — Ficiberg, 13. Januar. Im Twckcntänal der Super- phosphatsabrik von "A. Schivpa» n. Eo. hier gcriethen gestern Nachmittag in der 6. Stunde die daselbst i» größerer Ni enge zmn Trocknen ausgebceiteten Katar-schalen durch Selbstentzündung in Brand. Durch die starte Nailchenlwickclnng wurden die Lolch- arbeiten der amrmirlen Feuerwehr sehr erschwert, doch konnte daS Feuer, da der Massivbau des gewölbten Kanals der bedeutenden Hitze Stand hielt, ans leinen Herd beschränkt bleiben. -- Im Hedwigschacht bei Lclsnitz i. E. wurde kürzlich in einer Diese von 800 Ellen rin versteinerter Baliiilstaliim und ln dessen Nähe zahlreiche nußartige Steinkiwllcn aufgesunden, welch' letztere mizweisclhaft als die Früchte icncs Baumes anzusehcn sind. TligcSgcschichtt. Deutsches tNeich. Ter Kaiser hat dem Norddeutsche» Llond zu dem von dem Schnelldampfer „Kaiier Wilhelm der Große" er zielten Erfolge als schnellster Dampscr der Welt durch Vermittel ung der preußischen Gesandtschaft in Hamburg seinen Glückwunsch aussprcchcn lassen. Der Großhcrzog und die Großhcrzogi» von Baden werden am 26. nach Berlin kommen, nm an der Feier des Geburtstages dc-S Kaisers thcilznneh»ien und werden etwa 8 Tage verweilen. Die „Nordd. Allg. Ztg." kündigt sür den preußischen Landtag euren Gesetzentwurf vetr. die Besteuerung der Waarenhänscr n». Die Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger ließ durch die Bczirksvenvaltling in Danzig dem Oberleutnant im IngenicurkorvS Schellhos; in Wclchschiliiiidc für die Rettung dreier Schiffbrüchiger des schwedischen Schooncrs „Aron", deren Boot in der Brandung gekentert war, die kleine goldene Medaille mit Aiicrkcnnllngsdivlvm überreichen. An die bei der Rettung bcthciligten Weichjclininidcr Fischer und die Bemainrung des Rettungsbootes aus Ncusahr- ioasscr ließ die Gesellschaft 450 Mk. vertheilen. Das Wiener „Fremdenblatt" schreibt in Besprechung der Jubiläumsfeier des Franz-Regiments: Kaiser Wilhelm versteht, einem Moment das Gepräge der Wichtigkeit weithin sichtbar ans- zudrückcn. Allen, die der Jubiläumsfeier beigcwohnt haben, bis zum einfachen Grenadier und bis zum schlichtesten Manne aus der Menge, die sich zu dem militärischen Schauspiele drängte. Alle müssen den Eindruck mitgenommen habe», daß der Kaiser, durch die Art. in der er das Jubiläum sich vollziehen ließ, seinen hohen Verbündeten ganz besonders ehren wollte. Die Gefühle, die. wie man weiß, Kaiser Wilhelm unserem Monarchen zollt, sind durch den großen Stil, in den, sich die Veranstaltung von Anfang bis zu Et,de bewegte, in eurer sür alle Welt deutlichen Weise „euer.