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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 20.05.1924
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1924-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19240520019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1924052001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1924052001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-05
- Tag 1924-05-20
-
Monat
1924-05
-
Jahr
1924
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 20.05.1924
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Dienstag, 20. Was 1824 — Dresdner Nachrichten — 7!r. 122 Kette Das nationale Unglück der Zersplitterung des Aeichsverbandes -er Deutschen Industrie. 3 Scharser Widerspruch -er neuen Ver einigung gegen das Gnlachien. Berlin, IN. Mat. In seinen zum Teil bereits gemeldeten Ausführungen über die Härten des Gutachtens fuhr Oberfinanzral Dr. Büng auf der Tagung der neugegründeten JiidnslrtcUcn Bereini gung solgendermasten fort: Da das Gutachten nur im ganzen angcnvmmen vder ab- gelchnt werden könne, bedeute es die größte Gefahr, wenn es in der deutschen Wirtschaft Leute gäbe, die glaubte», ii» Wege von Verhandlungen noch Irgend etwas heranödestillieren zu können. Der erste grundlegende Gesichtspunkt sei, das, Denlsch- laud sich erneut zu seiner sogenannten moralischen Verpflich tung znr Wiedergutmachung bekenne. Das bedeute eine neue Nnterschrist unter die Krieoschnldliige. (Sehr richtig!) Die zweite Grundlage sei, das deutsche Volk aus ein weit cinschrünkbareS Minimum seiner inneren Be- dtirsnisse zu bringen. Von einem solchen Verlange» wisse selbst her Versailler Vertrag noch nichts. Das habe auch Lloyd George anerkannt. Das Gutachten wehre sich gegen unsere soziale Gesetzgebung und gegen die Selbständigkeit der deutschen Industrie. Deshalb habe cs noch niemals so sieben- höckerige Kamele gegeben, wie die deutschen Marxisten, die immer in das Horn tuten: „Annehmen!" Tenn tm wesent lichen enthält das Gutachten Uber dir deutsche Eisenbahn, das, der vorgeschlagcne interalliierte Wegweiser exekutive Befug nisse habe, das, er das gesamte Eisenbahnnet, selbst auSbcnten oder verpachte« könne. UebrtgenS könne keine Rede davon sein, das, man aus der Reichsbahn 9.">0 Millionen Gvldmark oder sogar tf/2 bis 2 Milliarden hcransholc» könne: sic hätten im Frieden höchstens bis 5»» Millionen cingebracht. Jeder Eisenbahntiberschus, müsse ferner durch die Wirtschaft cin gebracht werden: gerade das aber verhindere das Gutachten, denn eö wolle den deutschen Austenhandel an die Nette legen. Die soziale volkswirtschaftliche Anstalt der Deutschen solle in ei« ««soziales, bankkapitalistisch aufgezogenes Bankprivat» unternehme« verwandelt werden. Hieraus erkenne man eine der Wunden des Weltkrieges, aber auch die Fluchwürdigkcit des Marxismus. Der Verlust der Eisenbahn bedeute zudem einen Verlust gewaltiger materieller Güter, einer wesentlichen Stühe unserer geschichtlichen Entwicklung, unserer völkischen Eigenart und deutscher Kraft. Deshalb spricht das Gutachten auch mit rücksichtsloser Offenheit von der Absicht, unsere geistige Einstellung zu zerstören. Unsere leitenden Beamten werden als grüstenwahnsinnig bezeichnet. An deutscher Aufsicht bleibt nur ctn armseliger Rest, der auch nichts dazu tun darf, einen angemessenen Ge winn der alliierten Gesellschast zu verhindern. Der Redner ging dann ans die Ausnützung der Monopole und der Steuern ein und erklärte, unsere Beamten sollten nach dem Gutachten zu Zöllnern des alliierten Prokonsulö hcrab- gcwürdigt werde«, ein System, das mau der Türkei niemals zugemutet habe. Auch hier sei der Grundgedanke der, den deutschen Konkurrenten auf dem Weltmärkte möglichst hoch zu belasten. Den Uebcrgang der NeichSbank, Renten- und Gold- diskontbankcn in die internationale Notenbank werden die Vertreter des künftigen deutschen Geldwesens durch das freundliche Ausland beleuchten. Die neue Bank wird nur im Nebenberufe Währungsbank und i« der Hauptsache aber Neparationsbank sein. Zum Schlust seiner Rede verwies Obcrsiuanzrat Bang darauf, das, selbst englische Zeitungen auSgesübrl hätten, die Annahme des Gutachtens werde bedeuten, das, die Deut schen zu Untertanen anderer Nationen gemacht werden. Um so erschütternder und bedauerlicher seien die anerkennenden Worte, die Geheimrat Bücher vom Reichsverband der Industrie auf der Tagung der Metall- industriellen zur Empfehlung des Gutgchtcns gesunden habe. Wenn der Rcichsverband, so schlost Dr. Bang, die Kraft zum Neinsagen nicht finde, so hätte er wenigstens als Voraus setzung für eine Verhandlung guf der Grundlage des Gut achtens folgende Forderungen stellen müssen: 1. Zweifelsfreie Feststellung des bisher Geleisteten. L. Zweifelsfreie Feststellung der gesamten Lasten» die man von uns verlangt. 8. Gegenrechnung aus Ruhr «nd Pfalz. ö. Ansrollnng der Schuldliiqc. Die deutsche Wirtschaft müsse jetzt dem Worte Bismarcks folgen dast Mut und Sieg identisch seien In der Aussprache bedauerte Gehcimrat v. Rorsig die Spaltung in der deutschen Industrie, die durch Gründung der Industriellcn-Bercinigung ctngetrcten sei. Der Reichovcr- band habe sich keineswegs für die unbedingte Annahme des Sachverständigengutachtens ausgesprochen, sonder» eS ledig lich als eine annehmbare Grundlage für Verhand lungen bezeichnet. Die unbedingte Empfehlung des Gutachtens durch den Vorsitzenden des Retchsvcrbnndcö habe er. der Redner, eben falls wie die meisten Mitglieder des Reicksverbandes mist- btlligt. Darum bedauere er, dast diese Differenzen, die schon tm Rcichsverband energisch auögctragcn würden, zu einer Zersplitterung der Organisation der deutschen Industrie- führcr führen, die er geradezu für ein nationales Unglück halte. Der deutschvülktsche Reichstagsabgcordnete Gras von Rcvcntlow verwies vor allem daraus, das, die Frage: „Wenn abgelehnt wird, was dann?" auch vor Unterschrift des Versailler Vertrages gestellt wurde und darauf erwidert wurde: Unterschreibt nur, cs wird alles nicht so schlimm werden. Im anderen Falle wurden furchtbare KricgSbilder an die Wand gemalt. RcichStagSabgeordneter Gehcimrat Dr. O.uaafz betonte, dast man die Einheit der Organisation erst dann ansgeben dürfe, wenn sie ohne Verkleisterung nicht mehr möglich sei und schlug die Bildung eines Ausschusses vor mit der Auf gabe, sich mit dem Rcichsverband in Verbindung zu setzen. Danach wurde eine Snlschllehung einstimmig angenommen, in der cs heistt: Die aus Einladung der Deutschen Industriellen Bereini gung versammelten etwa 5N» Industriellen erklären, das, sic keineswegs einverstanden sind mit der Haltung, die die Leitung des Neichövcrbandcs der Deutschen Industrie seit Jahren zu de« Frage» der amtliche» deutschen Er- sülluugspolitik eingenommen hat. Sic beklagen ins besondere, dast die Leitung des Reichsverbandcs geholse» habe, die völkerrechtswidrige Umwandlung von Teilen der deutschen Entschädiguugsschuld in eine Privalschuld zu fördern, Die Stellungnahme der Leitung des Reichsverbandcs zum sogen. Sachverständigengutachten halten die Versammelten für durchaus verfehlt. Sie fragen empört: Wie kommt die Leitung des Reichsverbandes der Dcntschcn Industrie dazu, sich so ganz ohne Ausforde rung und ohne Befragen der deutschen Iudnstrie sür die allcrschwerstc Belastung der deutschen Wirtschaft ausznsprcchcn? Die Versammelten sind der Ueberzeugung, daß es von einer vollkommenen Verkennung der in Deutschland noch verbliebenen Wirtschaftskräfte zeugt, wenn angenommen wird, daß ans dem Wege über die Eisenbahn, über indirekte Steuern usw. auch nur annähernd solche Summen der deut sche» Volkswirtschaft entzogen werden könnten, wie sie das Gutachten vorsieht, ohne dast die Volkswirtschaft in wachsenden, Maste verelendet und die weiteste» Volksschichten ans einen unerträglichen Lebcnsstand herabsinken. In dem nach Annahme der Gutachten mit Sicherheit zu erwartende» llcbergang der deutschen Finauzhoheit aus einen ausländischen Agenten sehen die Versammelten das Mittel, mit dem jede Wiedcrerstarknng der deutschen Wirtschaft niedergehaltc» werden kann, in der vorgeschlagenen Beherrschung des deut schen Kreditwesens durch die ausländische Grostlinanz den sicheren Weg znr Internationalisier«»,« und völligen Versklavung der deutschen Industrie. Tic Bei sammelte» fordern den Rcichsverband der Dcntsche» Indu strie aus, von seiner Leitung eine Nachprüfung ihrer Stellung nahme znm Gutachten zu erzwingen und dafür zu sorgen, dast der Rcichsverband die NcichSrcgiernng vor Wegen warnt, die mit Sicherheit inS Verderben führen. Die BergarbeiterverbSnde gegen Gewalt. Der Radikalismus lähl ihnen die Massen aus der Sand gleiten. Esten, ist. Mat. Die vier Bergarbcitcrverbände erlasse» folgenden Aufruf an ihre Mitglieder: Die Nclcgschastsversammlungen einzelner Zechen des Nuhrgcbietcs beschlossen, mit allen Mitteln, ganz gleich, ob gesetzlichen oder n «gesetzlichen, den gegenwärti gen Kamps zu verschärfen und die Notstaudsarbei n zu verhindern. Diese Beschlüste werden von den nnterzcichucten Organisationen aufs schärfste verurteilt. Sic stehen mit den gewerkschaftlichen Grundsätzen im Widerspruch und dürfen unter keine» Umstünden von den Bergarbeitern be folgt werden. Die Ruhrberglentc sind in den gegenwärtigen Kampf von den Unternehmern hineingcdrängt morden. Er kann nur zentral von den am Tarifvertrag beteiligten Organisationen geführt werden. Deren Beschlüsse allein sind maßgebend und zu beachte». Es kann nicht die Ausgabe ein zelner Belegschaften sein, betreffs der Führung des Kampfes Beschlüsse zu fassen. Dadurch würde nur die einheitliche Füh rung des Kauipseö unmöglich gemacht. Die Unterzeichneten Organisationen fordern ihre Mitglieder aus. nur an solchen Versammlungen tcilznnehmcn, welche von ihnen cinbcrufcn sind. Verband der Bergarbeiter Deutschlands. Gcwcrk- vercin der christlichen Bergarbeiter Deutschlands. Gemcrlvcrcin Hirsch-Duncker, Abteilung Bergleute. Polnische Bernfsvcrciiiignng. Abteilung Bergleute. Der Kamps gehl «eiler! Esten, Ist. Mai. Zu dem Schreiben des Zechenvcrbandes an das ReichSarbeitsmiitisterium, in dem die Annahme dcs Bcrltner Schiedsspruches mitgeleilt wird, und zu dem ans den Zechen ausgehüngten Anschlag geben die vier Bcrgarbciter- verbände folgende Erklärung ab: Das Schreiben des Zechcnvcrbandcs kann an der Rechts lage wie an den Beschlüssen der Konserenzen der Organisa tioncn nichts ändern. Die Beschlüsse der Organisationen haben nach wie vor Geltung. Demnach besteht nach der Arbeitsordnung die im alten Tarisvcrtrage festgesetzte Arbeitszeit unter und über Tage. lW. T. B.) Die vier Bergarbcitcrverbände. Die Rechtsfragen im Ruhrbergbau. lDrahlmelduna untrer Berliner Schrtstlettung.s Berlin, ll>. Mat. Wie die Erklärung der Bergarbeiter- verbändc von neuem ergibt, ist einer der Hauptstrcitpunkle zwischen den Parteien die unterschiedliche Beurtei lung der Frage der Arbeitszeit im fetzigen Augen blick, da die bisherigen Vereinbarungen abgelaufen sind und die Arbeitnehmer den Schiedsspruch vom 1«. Mai abgelehnt haben. Der NeichSarbeitsministcr ist deshalb an die Vor sitzenden des Neichswirtschaftsratcs mit der Bitte heran- gctretcn, sofort unparteiische arbcitsrechtskun- d t g e I u r i st c n zu ernennen, die gebeten werden sollen, über die Rechtsfragen nach Anhörung des Standpunktes beider Parteien in kürzester Zeit ein Gutachten zu erstatten. Berlin, 19. Mai. AIS Sachverständige für die Abgabe eines Rechtsgutachtens über die Frage, welche Regelung der Arbeitszeit im Nnhrbcrgbau gegenwärtig zu Recht besteht, hat der Vorsitzende des vorläufigen Rcichöwirtschastsrates die Herren NeichSgcrichtsrat Dr. Be wer. die Universitäts- Professoren Dr. Eastel, Dr. Sinsheimer und Dr. Hu eck. sowie Landgerichtsdtrektor Gerstel vorgeschlagen. Die Sachverständigen sind vom ReschSarbettsminister um Er scheinen gebeten worden. Sie sollen am 20. Mat d. I. nach mittags Uhr im NeichSarbeitsininistcrtum zusammcn- lreten. lW. T. B.) Generalslreik -er KSnlgsderger Wauarbetter. Königsberg, l». Mai. Die hiesigen Arbeitnehmerorgani- sativnen der Bauarbeiter haben heute laut „Volksztg." den Generalstreik beschlossen. Dadurch werden die Königs- bcrger Betriebe, die bisher nicht ausgesperrt hatten, still- getcgt. (W.T. B.I Zunehmende Arbeilslosigkett in Polnisch-Ober- schlesien. KönigShüttc, 19. Mai. Nach einer Meldung des „Ober- schlesischen Kuriers" ans Warschau überreichte eine Delegation der Arbcitergruppc des schlesischen Sejms dem Handels- Minister Kicdron eine Denkschrift, worin aus das lieber- h a n d n e h m c » der Arbeitslosigkeit in Polnisch- Oberschlesicn aufmerksam gemacht und Maßregeln seitens der Regierung zur Hebung der Industrie und zur Schaffung von Arbeitsgelegenheit für die Erwcrbslofen gefordert werden. (W.T.B.) Festspiel im Lauchstii-ler Goelhethealer. Lauchstädt, 10. Mai. Nach zehnsähriger Pause bat der Lauchstädter Theatcroerctn wieder von sich Horen lassen. Das alte Goethe-Theater wurde am 16. Mai mit „Torguato Ta s s o" wieder eröffnet. Fast zu lange hat der Verein ge schwiegen. iedcnsalls den Lauchftädtcrn zu lange: denn im Orte selbst hat sich tm letzten Jahre eine „Vereinigung der Freunde des Goethe-Theaters" gebildet, die ans eigene Faust mehrere Gocthevorstcllungen ins Werk setzte. Nun aber kam der eigentliche Verein zu Worte, dem die Wiederherstellung des Goctl-c-Dhcatcrs zu danken ist und der seit 1910 alljähr lich Festspiele veranstaltet hat. Noch im Jahre 1914, kurz vor dem Kriege, brachte der Verein eine musterhafte Aufführung von Glucks „Orpheus" heraus, und das Lcssing Theater kam von Berlin, um dem Ingendwerk Gcrhart .Hauptmanns „Gabriel Schillings Flucht" eine denkwürdige Uraufsühriing zu bereiten. Dann brach das Unglück herein, von ungeheuren Nöten, Leiden und Schmerzen wurde das dcntsche Volk be stürmt. Da mußte auch der Lauchstädtcr Verein seine Aus gabe sür hellere Zeiten zurüclstellcn. Nun ist ja manches besser geworden in Deutschland, und di« Markbefestigung hat auch das schlummernde Goethe- Theater zu neuem Leben erweckt. Es war ein wunder schöner Maientag, als der Zug in Lauchstädt hielt und ihm die Gäste aus Halle, Merseburg, Leipzig entstiegen. Man wandelt in den Ort hinein, über den stattlichen Marktplatz hinweg und an dem Kirchlein vorbei, in dem Ehristianc Reu mann, Goethes Euphrosyne, dem Schauspieler Becker an getraut wurde. An einem Weiher vorüber gelangt man zur Kurpromenade und man trinkt den Kaffee unter denselben Bäumen, unter denen im 18. Jahrhundert eine glänzende Badcgescllschast entlang spaziert ist. Um >44 Uhr beginnt die Vorstellung. Die Ausführung des „T a s s o" ist ein langgehegter Lieb- lingSplan des Lauchstädtcr Thcatcrvcrcins. Jetzt wurde er verwirklicht. Man gewann für diese Festspiele das Deutsche Nattonaltheatcr in Weimar. Der Intendant Ernst Hardt kam mit den erprobten Kräften seiner Bühne herüber. Er hatte selbst einen Prolog für die Wiedereröff nung gedichtet, den die Darstellerin der Leonore von Este Karte Radel sprach. Sic erschien als Muse der tragischen Kunst, aber in einem ganz fremdartigen Kostüm, in einem langen roten Gewand und mit einem glockcnturmarttgen Hut. der ihr daö Aussehen einer Art Kwannon von Okadera gab. Der Prolog war sehr anmutig: Tasso spräche in diesem bescheidenen Holzhaus anders zu uns, als in den gewaltigen Stctnthcaterpalästcn der Großstädte. Auf dieser kleinen Bühne, die so viel Großes gesehen, scheine des Meisters Walten noch lebendig zu wirken. Tie Vorstellung war von Ernst Hardt mit starkem Ge fühl sür die Erhabenheit der Dichtung und mit Ehrfurcht vor all den Geheimnissen und Schönheiten des Werkes in Szene gesetzt. Als Tasso war Rudolf Rieth sehr stark, er er füllte die Nolle mit brausender Leidenschaft und war er schütternd in der letzten Szene. Alphons fand in Hans Illigcr einen Darsteller, der fürstliche Haltung mit edler Männlichkeit vereinte. Als Leonore Este war Kaete Radel sehr fein: ihre zarte, schlanke herbe Nlvndhcit kam der Nolle entgegen, die sic mit reichem inneren Erleben ge staltete. Zu ihr stand die andere Eleonore in wohlabgcwogc- uem Gegensatz: Erika K r i st e n gab sic mit der gewandten Ueberlcgcnheit der klugen Weltdame. Max Brocks An tonio wußte scharf und kalt die Worte zu setzen, war aber doch nicht ganz der große Herr und Minister, wie Goethe ihn sich gedacht haben mag. Die stilvollen Bühnenbilder stammen von Anton Dauer. Die Vorstellung machte auf das Pub likum tiefsten Eindruck. Ernst Hardt und seine Künstler wurden oft gerufen. Dr. L. St. Kunst und Wissenschaft. Dresdner Tbeatcr-Spielplan sür heute. Opernhaus. „Tiefland" 048): Schauspielhaus: „Der Kaus.nanu von Venedig" (>48>: N c u st ä d t e r S ch a u sp i e l h a u s: „Pyg malion" 048): Residenz-Theater: „Der Fürst von Pappcnheim" (>48): Neues Theater: „Vater und Sohn" l>;8>. -f- Opernhaus. In der Aufführung von „Tiefland" am heutigen Dienstag fingt Kammersänger Theodor Latter- mann aus Berlin als Gast die Rolle des Sebastiane». s Opcrn-Freilicht-Aufsithrnngc« im Wiener Bnrggarten. Ab Juni dieses Jahres werden den Sommer über tm ehe maligen Wiener Bnrggarten wöchentlich einmal Opcrn- vorstcllungcn unter der künstlerischen Leitung des Direktors Markvwsky von der Wiener VolkSopcr stattfindcn. Die Auf führungen, die auf einer von Hans Kahan eingerichteten Frei lichtbühne stattstnden, werden von Gesangskrästen und dem Orchester der Wiener VolkSopcr bestritten werden. Außerdem werden aus derselben Bühne zweimal wöchentlich Tanzabende veranstaltet werden. s Mozartscstspiele der Wiener Oper in Paris. Am 28. Mat findet tm Pariser Thcalre des Champs-Elysees die Eröffnungsvorstellung der von der Wiener Oper veranstal teten Ausführungen statt, die als Mozart-Festspiele gedacht sind. Eröffnet wird die Reihe mit „Don Juan". f Ein Prozeß nm Pallcnbcrg ist in Berlin zur Entschei dung gekommen. Zwei bekannte Bühnenschrislstrller hatten sich zusammengetan, einen Schwank, „Der liebe Gast", zu schreiben, in dem Max Pallenberg die Hauptrolle spielen sollte. Pallenberg hatte sich auch gern damit einver standen erklärt. Er hatte sich auSbcdungen. dast er zu der Ausarbeitung des Schwanks zugczogen würde, und sich unter dieser Voraussetzung verpflichtet, die Hauptrolle, den Deutsch amerikaner Jonathan Bambus, auf einer Berliner Bühne zu spielen. Die Herren machten sich auch ans Werk und brachten unter seiner Beihilfe einen Schwank zustande, den die Bühne, an der Pallcnbcrg damals wirkte, auch zur Aus führung annahm. Allein nach einigen Proben erklärte der große Komiker, er spiele nicht mehr mit, er habe „künst lerische Hemmungen". Die Folge war ein Prozeß: denn der eine der so im Stich gelassenen Autoren verlangte von dem Schauspieler Ersah seines Schadens. Der 18. Zivil senat des Kammcrgcrichts hat endgültig über diesen An spruch entschieden. Der Senat bescheinigt Pallcnbcrg seine „große und eigenartige DarstellnngSgabe". Er erklärt feine „geniale Begabung" für „unbestreitbar" und bezeichnet es als gerichtönotarisch, dast er mit seiner Kunst Stücken zum Erfolg vcrholfcn hat, die ans einer keineswegs hohen Stufe standen Das Kammergcricht traut ihm gerade aus diesem Grunde zu, dast er auch dem „Lieben Gast" zu einem Erfolg verholsen hätte. Der Jonathan Bcimbns sei zwar keine be sonders originelle Figur, aber bühnenwirksam ausgcstattct, sei eintönig und so angelegt, dast Pallcnbcrg eine brauchbare Grundlage gehabt hätte, „um durch Entfaltung seiner schau spielerischen Fähigkeiten und seiner Stcgreifkunst komische Wirkungen zu erzielen". Hermann Sudermann, der als Sachverständiger berufen worden war, hat sein Gutachten dahin abgegeben, dast der Bühnenerfolg eines Stückes weder von der Kritik, noch von den beteiligten Schauspielern mit Sicherheit vorhergesagt werden kann, hierüber entscheide erst die Feuerprobe der öffentlichen Aufführung. Somit must Pallenberg dem Schwankdichtcr seinen Schaden ersetzen, wo mit dem Recht Genüge getan ist. -f Thcatcrkrach im Schlesische« Städtebundtheater. Zu einem tr. gikomischen Thcatcrkrach kam es in Neichen back, (Schlesien) anläßlich der Abschiedsvorstellung des Schlesischen Städtebundtheaters. Es sollte die Operette „Das süße Mädel" gegeben werden. Als der Vorhang ausging, erschien nur der Buffo in Zivilkleidung vor der Rampe und hielt eine An sprache au das Publikum, tu der er ausctuallderletzte. mru»
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