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SS. Jahrgang. ^2 172 GegrUndel 185« »om I« di,Zl.Mai >»2« d«i ISdiich »w»>mali,»r3us>»llun, Ir»> «au» 1,»«>«oldmark. <löAUZ5 ° VövUhk P,ftde,ua»xr«i» jiir wonal Wai 2,»u Doldm»rk. <kti>-el»u«»«r >LS»I»pI»«»,,. Dt» 01nz«ia»n w»rd»n nach «olümark v,r«chn»I: di» «mlpailia» « mm or«''- Anzeigen-Preise: Äk^N.^L'Ä oud»rkald MPta- Ott«r>»na«dudr IVPIl. iUusw. AuitrLg« »«a»n Darau,de,,«> Drahianschrtft: »«chrichlr, 8»rnl»r»ch«r-Samm»lnumm«r^ SV Schl. Dur fiir NachlzrlprLch«: SO 011. - - - Dachdruch nur mV d»u»tch» 2u,ll»n,n,ad« <.Dr»»dn,r Dachr."> püLIfig. — Unvrrianai, SchriilNV», w»rd»n ntchl auldewadri. Dienstag. 20. Mai 1824 Schrislieilung und «auvlaelchditsNelle, Marlrnstrab» VSichV. Druck u. Verla, von Ltr»kch ck Drichardl in Treidr». DvNIckc». Konto 1OSS Dr^de». 0nma«r, kvks rirklittlrsv« 21 74S11 (»>mm,Inoinm,r) kolegr.-tictr.: pritmnli llkSStlliek kstivst-ksiilt, «Ni»»,-»»«- Ssgk. 1906 sIs Ssnogssnsekstt FdlHGPP ^weigtiiscist-Iassung Neiöensii, nsniMsv« sod k«m»pe,ot>«r: U>S, 407. 4»7 Jas Vorspiel z« neuem Diktat. Mussolini und Theunis erklären sich für unverzügliche Durchführung -es Gutachtens. Lerriols wahres Gesicht. - Kommunistische Abgeordnete -es preusrischen Landtags als Drahtzieher in Fiirstemvatde. Die Mailänder Konferenz. Einberufung einer interalliierten Konferenz wünschenswert. Mailand, 18. Mai. Bet der zweiten Besprechung, die zwischen Thcnnis, Hymans und Mussolini in der Präfektur stuitsaud, wurde der Wortlaut des folgende» amt lichen K o »> in u n i a u ö s festgesetzt: Die belgischen Minister und der italienische Ministerpräsi dent stellen sest, das, die Neparationssragc weiterhin eine ernsthafte Quelle politischer Besorgnisse und wirtschaftlicher Krisen bleibt. Sie halten ihre unverzügliche Lösung durch Ausführung deö Sachverständigengutachtens für notwendig, das die Grundlage für eine Bcrständigung dar stellt, vorausgesekt, das, die deutsche Regierung loyal die notwendigen Maßnahmen trifft und anSsührt. Die Minister beschäftigten sich mit der Lage, die sich anö einer absichtlichen Verfehlung Deutschlands ergebe« würge. Eine interalliierte Verständigung über diesen Punkt erschien ihnen möglich. Sic waren gleich zeitig der Ansicht, dast, sobald der Gedankenaustausch zwischen den alliierten Regierungen genügend vorgeschritten sei, die Einberufung einer interalliierten Konfe renz wünschenswert sei, »in die so vorbereitete Bcrständi- g»«g zu vollenden. Die belgischen Minister und der italienische Minister präsident werden alles in ihrer Macht Stehende tun, um unverzüglich zu einer Verwirklichung des Sachverständigengutachtens zu gelangen. Sie erkennen aus jeden Fall au, das, die Frage der inter alliierten Schulden auch weiterhin mit einer vollständigen und endgültigen Regelung des Reparatiousprodlemü ver bunden bleibt. tW.T.B.) Uebersiiisfige Befürchiungen -es „Temps". Paris, 1!». Mai. Der „Tcmps" schreibt zu den italienisch- tschechischen Verhandlungen in Rom: ES verlautet, das, Mussolini jeder Bertragöbcstimmung ans dem Wege gehe, die Italien nötigen könnte, den Versailler Vertrag zu verteidigen. Wenn eine der europäischen Grvtzmächtc sich den Anschein gebe, als verleugne sie den Friedensvertrag, so könn ten mindestens vorübergehend einzelne Leute in Deutschlgnd sich cinbiiden, das, sich in Europa eine Bresche anfgctnn habe und das, eine nenc Gewaltpolitik nicht unsruchlbar bleiben, sondern einträglich sein werde, In diesem Falle würde die Haltung Mussolinis die deutschen Nationalisten stürken. Es läge aus der Hand, das; die Grenzen augenblicklich wieder in Krage gestellt sein würden, wenn der Versailler Vertrag durch einen Gewalt streich zerrissen würde und wenn anstatt einer internationalen Ordnung, die allen berechtigten Bedürfnissen sich anpassen könnte, das Snstem der siegreichen Angriffe wie der europäisches Gesetz würde. tW. T. B.) Das Dawesprogramm Grundlage -er eng lischen Politik. London, 18. Mai. Garvin schreibt im „Observer": Der Sachverstündigcnbcricht allein müsse die Grundlage der briti schen Politik sein. Für Frankreich habe dieser Grundsatz den überragenden Vorteil, das, sie gesamte Stärke Englands, wenn er angenommen würde, zur Erzwingung der Bedingun gen für den Fall eines Verzuges eingesetzt werden würde. Es würde verhängnisvoll für alle Hoffnungen Deutschlands sein, wenn sich die deutschen Rechtsparteien irgendwelchen Täuschun gen darüber hrngäbcn. England verhandelt nur mil Frankreichs neuer Regierung. London, 18. Mai. Der diplomatische Berichterstatter des „Daily Telegraph" schreibt: Die Fortführung irgendwelcher Verhandlungen mit Paris vor dem Amtsantritt der neuen sranzösischcn Negierung komme für die britische Negierung nicht in Frage. Eine eingehende Erörterung der letzten Vor schläge Poinearas würde zwecklos sein. Wichtige Veränderun gen im französischen diplomatischen Dienste sowohl im Aus lande wie auch am Onat d'Orsay würden von der französischen Regierung der Linken beabsichtigt, die vor allem jede England ober dem Völkerbünde feindliche Neigung beseitigen wolle. Der Kamps aus drei Froutea. Die unheimlich wachsende kommunistische Gefahr. Sinowjew, der radikalste der svmjetistischen Machti-aber in Moskau, dessen Anhang gegenwärtig in Nutzland das Uebergewicht hat, hat in der nunmehr reichlich spät ver botenen „Noten Fahne" dieser Tage einen Artikel Uber den „Wahlsieg der deutschen Kommunisten" veröffentlicht, der ein neues Dokument für die gewaltige Gefahr bildet, in der heule das deutsche Bürgertum und damit das gesamte Reich schwebt. Mit zynischer Offenheit macht er sich lustig über die .Ltzahlsensationen", mit denen „die bürgerliche und sozia- listische Presse erfüllt" ist, Uber das Raten „nach dem Kaffee satz". über diese und jene Kombination und darüber, das, „man nicht merke oder doch so tue, als ob man nicht merke, was die Hauptsache sei": datz die unversöhnliche Partei des proletarischen Umsturzes über alle Hindernisse hinweg vor wärts marschiere, datz das „Gespenst des Kommunismus Fleisch und Blut angenommen habe und datz der kriegerische Kommunismus ein lKememo moi-i für die ganze europäische Bourgeoisie darstellc." Wir haben gewitz in den nahezu sechs Jahren nach der Revolution die kommunistische Phraseologie in mancherlei Gestalt kennen gelernt, wir haben aber ebenso auch in den vielen Spartakistenkämpsen, in den roten Auf ständen im Nuhrgebiet und in Mitteldeutschland erfahren, wie ernst es den Kommunisten mit ihrem Kampf um den revolutionären Umsturz ist. Wir haben auch aus der be kannten grotzcn Anklagerede Sinowjcms gegen bas Versagen der sächsischen Kommunisten im Spätherbst 1823 ersehen, wie un mittelbar Sachsen und das ganze Reich in jenen Tagen, als die Ncichsexeknitve in Sachsen einsetzte, vor dem revolutio nären Abgrund standen. Und wenn jetzt derselbe Sinowjew mit unübertrefflicher Dreistigkeit darauf hinweist, datz die Kommunistische Partei ihre nahezu 4 Millionen Wähler mit Sem „offenen Visier als Partei der proletarischen Revolution, des Krieges auf Leben und Tod gegen das jetzige Regime" gewonnen habe, datz „der Stern des deutschen Kom. munismus bald besonders hell aufleuchtcn werde", da „der Endkampf nicht mehr hinter den Bergen sei", so haben wir um so weniger Anlah, diesen Kampfruf als Phrase abzutun, als die Kommunistische Partei, seitdem die NeichstagSwahlen ihr den sehr beachtlichen Anhang in den deutschen Masten offenbart haben, mit Hilfe der Sowjctistc» den vorbereitenden Kampf bereits auf der ganzen Linie be gonnen hat. Mit welchen Erwägungen die russischen Treiber dabet rechnen, zeigt folgende Rechnung, die Sinowjew in seinem Artikel weiter anfstcllt: Bei den Wahlen zur Kon stituierenden Versammlung in Rutzland nach dem bolsche wistischen Umsturz tm November 1817 haben die Bolschewisten 3 Millionen Stimmen von 86,25, Millionen erhalten, während bei der jetzigen NctchStagSwahl ans di« deutschen Kommu nisten etwa 4 Millionen von 28 Millionen Stimmen entfiele». Sinowjew zieht ans der Gegenüberstellung der Zahlenvei- hältnisse den Schlutz, datz „die deutschen Kommunisten jetzt schon nicht sehr entfernt von dem seien, was die russischen Bolschewisten 1317 gewesen" seien. Entscheidend sei für die russischen Bolschewisten gewesen, daß sie „die Majorität am entscheidenden Ort und im entscheidenden Moment" gehabt Hütten. „Und wenn auch die deutschen Kommunisten im Mai 1824 noch nicht das deutsche Proletariat „unverzüglich" in den Kampf führen könnten, so beweisen die Wahlen doch, datz die Zeit nahe sei, wo die deutschen Kommunisten die Majorität haben werden am entscheidenden Ort und im nötigen Moment, um ihre große historische Mission zu erfüllen." Dieser in seiner Bedeutung gar nicht zu überschätzende Brandartikel des russischen Organisators der deutschen Revo lution bildet den unbeimlichen Hintergrund für den hartnäcki gen Vorbereitungskampf, der augenblicklich bereits, in dem großen Streit um Regierungsbildung und Sachverständigen gutachten leider viel zu wenig beachtet, auf drei Fronten ge führt wird. Er tobt unentwegt im Nuhrgebiet,« wir! I sich aus in den systematischen NiederknüppelungSvcr- suchen gegen nationale Veranstaltungen, und er wächst sich zu einer gewaltigen Gefährdung des Bürgertums und des Reichs aus durch die unverständlich« Nachgiebigkeit der Negierung in dem sogenannten deutsch-russischen Zwischenfall. Niemand verkennt bei uns den großen Wert engster freundschaftlicher Beziehungen zu Rußland. Wir haben ihn selbst des öfteren nachdrücklich betont. Was aber die russischen Sowjetmachthaber wollen, ist nicht ein reibungs loses diplomatisches Zusammenarbeiten, sondern erweist sich immer deutlicher als eine große, mit allen diplomatischen Mitteln der Einschüchterung und der Repressalie« «ingelettet. Herriot im Fahrwasser Poincares. Deutschland muh bis zur Sichersten Grenze Reparationen leisten. Sine Erklärung HerriotS an englisch« Journalisten. London. 18. Mai. Die „Sunday - Times" schreiben, Herriot habe vor kurzem einer Gruppe englischer Jour nalisten erklärt, man würde sich tänschen. wenn man glaube, er sei mit Poinearc darin nicht einig, dast Deutschland seine Reparationen bis zur äußerste» Grenze seiner Zahlungsfähigkeit bezahlen müsse. Er wolle als -er Führer der Linksparteien von Deutschland das Maximum er» halten, um die Lasten der französischen Steuerzahler er leichtern zu können. Er würde sich nicht in Formalitäten verlieren und nicht so sehr am Buchstaben kleben wie Potncars. tW.T.B.) Auch Kerrivi sprich! von Saraniien und Sicher heilen und von den Rechlen Frankreichs. Zürich, 18. Mai. Der Pariser Korrespondent der „Neuen Zürcher Zig." berichtete seinem Blatte über eine Unter redung mit Herriot, in der dieser als Programm der Radtkalsozialistischcn Partei das traditionelle republikanische Programm bczcichncte, erweitert durch liberale Reformen und ein Fricdcnsprogramm. Wetter erklärte Herriot, Frankreich müßt« danach trachten, von Deutschland Garantien all- aemeiner Art zu erholtem Dieses System könnte die voll ständige Räumung der Ruhr von dem Augenblick an erlauben, wo das französische Guthaben gegenüber Deutsch land mobilisiert ober internationalisiert sei. Es gebe keine andere Lösung, wenn man nicht eine für den europäischen Frieden höchst gefährliche Situation schaffen wolle. Die Rechte Frankreichs könnten nur durch ein internatio nale» Regime der Schiedsgerichte und der Sicherheit gesichert werden. Französischer Wahlschwindei. Paris, 18. Mai. „Populaire" berichtet: Die Wahl von JnghelS ist durch Verbreitung einer eigens zu diesem Zweck hergcstellten ungesetzlichen Liste hinter, trieben worden. ES stehe eine Revision des Wahlergeb nisses in dem Nord-Departement in Aussicht. Was Pvinearö sowieso tui. Rotterdam, 18. Mat. „N. Rottcrd. Eour." schreibt in einem Leitartikel: Von der endgültigen Zusammensetzung der deutschen Regierung wird es größtenteils abhängcn, ob cs einer neuen Regierung in Parts möglich sein wird, die bis- her verfolgte Politik anfzu geben. Wird die deutsch- nationale Richtung in Berlin Trumpf, bann würde Potn- carS als Leiter der Opposition diesen Umstand sicher in ge- schickt« Weise auszunützen wißen, um einer Regierung der Linken in Frankreich das Leben schwer zu machen und auf seine eigene Rückkehr zur Macht hinzuarbeiten. Die Forderungen -er sozialistischen Republikaner. Millcrand soll unbedingt zurllcktrete«. Paris, I». Mai. Der geschäftsführende Ausschuß der Sozialistisch-republikanischen Partei sP a i n I e v 6 - B r i a n di hat eine Resolution angenommen, in der erklärt wird, die Partei werde sich an keiner Negierung beteiligen, die nicht fordere, datz der Präsident der Republik Mtllerand de missioniere, datz die Arrondissementswalilen wieder her gestellt werden, -atz eine allgemeine Amnestie bewilligt werde, daß die Umsatzsteuer beseitigt und durch eine Ver mögenssteuer ersetzt werde und daß die frenndschastlichen Ver handlungen mit den Alliierten zur raschen Reaelnng des Reparationsproblcms und der Sicherheitsfrage auf Grund des Sachvcrständigcnprvtokolls durchgeführt werden. lWTB.) Der Schöpfer -er 42-genlimelergeschiihe gestorben. Berlin, 18. Mat. Am 17. Mat verstarb in seiner Woh nung im Alter von 75> Jahren der Schöpfer der 42- Zentimeter-Geschütze, der General der Artille rie Kehrer. Bereits im jugendlichen Alter nahm er als Leutnant im hessischen Artillertekvrps in Darmstadt an dem Feldzuge 1866 gegen Preußen teil. Im Jahre 1870 wurde er bei St. Privat verwundet. Nach ehrenvoller militärischer Laufbahn wurde er schließlich Vorsitzender der Artillerie- Prüfungs-Kommission. Als solcher hat er den Bau der be kannten 42-Zcntimeter-Festungsgeschtttze tn die Wege geleitet, denen wir 1814 unsere großen Erfolge tn Belgien zu ver danken hatten. Während des Krieges war der Verstorbene Inspekteur der Feldarttllcricschietzschulen und konnte als solcher die seltene Feier des 58jährigen Dtcnstjubiläiims be gehen. Mit ihm ist wieder einer derer dalüngcgangen. die die Feldzüge 1866,1870 und den Weltkrieg als aktive Offiziere mttgemacht haben. Der amerikanische Lvischasler in Tokio mitzbiMgi das «inwanderungsgesey. Washington. 18. Mai. Der amerikanische Botschafter in Tokio Woods hat »m Enthebung von seinem Posten nach, gesucht. ES ist nicht bekannt, ob sein Rücktritt mit der kürzlich von ihm tn Tokio abgegebenen öffentlichen Erklärung zu sammenhängt, er mißbillige baS neue amerika nische EinwanberungSgesetz- tW.T.B.)