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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 28.11.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-11-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19061128020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906112802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906112802
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-11
- Tag 1906-11-28
-
Monat
1906-11
-
Jahr
1906
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o SS rr r. i sr s 8 L » ^ -« Ls 68 den. vorgesetzt wurde. Das der Luppe sckgcude Gericht wurde wiederum portionsweise vorgeleat und durch die Kammerherren daraeretchi. Bei diesem Gerichte wurde den Herrschaften (mit Ausnahme der Neuvernlähilens durch den Oberschenk und die Kainiiierherren alter Rheinioein in Pokalen präsentiert, und der König brachte die Gesundheit mit de» Worten: Aus das Wohl dcS hoben neurermähllen Paares!" aus. wobei die Herrschaften sich erhoben und alle Anwesenden nch gegen die Denver mahl len verneigteii Der Toast tvurde .wu dreimaiiye» Fanfaren der Hostrompeler begleitet. Daraus «rat die adelige Aunmirluiig al> und die Damen und Herren deS Dienstes vertilgten sich in,l den übrigen geladenen Gäste» a» die im Bankettsaale ausgestellten MarschallStaseln An der .seremoluentasel wurde das Servieren ourch Offizianten iort- .zejetzt Die beide» ebeiisalls festlich geschmückten. nilt dein <silberservice und dem Porzellan vom roten Drachen ausge- slattelen MarschallStaseln zählten 115 Gedecke. An ihren Mitten halten der OberstUiarichall, der Obcrhosmar'chall und der Oberslallinelsker Play genommen, denen sich recht« und links d>e übrigen Gäste und d>« Damen und Herren des Dienstes anschlosse». Kurz vor der Beendigung des SeroiercnS an der Fürsteiitasel nnirden die MarschallStaseln aufgehoben und alle Anwesenden begaben sich wieder in den Eckparadeiaal an die vorher inuegeliabten Platze. 'Nach Aufhebung der Tasel begaben sich die Herrschaften in de» »rohen Balliaal. wolnn alle Anwetendeii folgten. Hier fand bis kurz vor 8 Uhr Eerele statt, noch dem die Herrschaften sich -urückzogcn, —* Ihre Majestät die K ö n i g i n - W > t Iv e empfing am Sonntag initlag >» Billa Strehlen Generalinasor z. D. Götz "Nd den Kommändeur des 12. Feldarlilleric-Regimenls v. Watz- dors. ' Ihre Kvnigl. .Hoheiten Prinz Johann Georg liehst Gemahlin fuhren henke vormittag nach der katholischen Hofkirche. besichtigten die Familiengruft n»d gingen darauf ms Lidloh. Das hohe Paar ging dann nach dem Altinarklc und durch mehrere Straße» der Stadt. »m sich die Dekoration genauer -inzusehen. als das gestern möglich war. Bei ihrem Eintreffen im Prinzen.Palais in der Zinzeiidorfflraße fanden die ^kenverinählten zahlreiche Blumeiispenden ihnen »aheslehciider Perionlichkriten vor. —' Aus dem Trinitatis-Fiicdhofe wurde deute mittag 12 Uhr der am Sonnabend im nahezu vollendeten 70. Leben-Zahre ent- ichlafene Transportdirektvr der iächiitche» Staatsbahnen n. D- Eugen Theodor Winkler zur letzten Ruhe bestattet. Grob war die Trauerversaninillliig. die de,» Entschlafene» die letzten Ehren erwies, nur einen Teil der Leidtragende» vcrinochic die Friedhofs- kapelle. wo der mit Blumen und Palmen bedeckte Sarg ruhte, aufzuiiekmen. Man gewahrte in der Tralielverfammlung viele Mitglieder der hiesige» Freimaurerlogen. So war die Schwerter- löge, der Winkler 52 I-chre anaedört hat. durch ihre drei Stnhl- liieister Geh. Kommerzleiirat Mackowsky. Oderleprer Lpalteholz und Ka»zleir.ir Klötzer, die Apfelloge durch Geh. P.rural Walbow und Sanikätsrat Dr. med. Roitzsch, die Loge zu den ehernen Läulen durch Deputationen verrieten. Po» den Beamten der Staaksbahnen war der 'Amtsnachfolger des .Heimgegangenen, Transvortdtrektor Bahniann. zugegen, ferner viele Freunde, darunter Kominerzleiiräke Palmie, R. Bierlliig, Koiiipoiilsl Albert Fuchs. Kvnigl. Hvfschaulpieler Bauer. HüttenwerkSbesitzer Wtes- ner :e. Das Freimaurer-Inslitnl zu Dresden-Striesen halte seinen Direktor Tr. Zrrievrich und die erste Klasse abgeordnet. Die Fahnendeputation paradierte am Ende des SargeS, wo die 17 Orden des Verstorbenen aus einem Kissen niedergelegt waren. Die Feier eröfsnete der Scbulzeiche FriedhvfSchvr mit dem Ehvral: ..Wenn ich einmal soll scheiden." Hierauf spendete in ergreifender Trauerrede Herr Odeikoiisistolialrat O. Dt de lins den Trost der Kirche und zeichnete aus Grund des TertliwiteS: ..Die Liebe höret »immer aus" ein vortreffliches Bild von dem Schaffen und Wirken des Entschlafenen, der lcincm König und seinem Vater- lande 10 Jahre ln Treue gedient hat. Seme» vielen Freunden sei Winkler ein Muster echter, fester Treue gewesen, keiner Familie ein Vorbild hingebungsvoller, opferfreudiger, beglückender Liede. — Nach dem Geistlichen trat Herr Geh. Kommerzienrat Mackowskv an de» Sarg und sprach in warm empfundener Rede im Namen und Aufträge der Schwerterloge und aller voll kommenen und gerechten Freimaurer-Logen deS Königreichs Sachsen, sowie im Namen des Freimaurer-Instituts den letzten Gruß und Dank lür treue Arbeit aus. 52 Jahre habe der Ent schlafene die Begeisterung für die hohe» Ziele der Freimaurerei: Menschenliebe. Gottesfurcht und Pflichterfüllubg geweckt. Redner schloß unter Niederlegung eines EnpressenkranzeS seine herzliche Anwrache mit einem „Habe Tank" und „Friede in Ewigkeit!" Nach Gebet und Segen des Herrn v. DibrlinS formierte sich unter Assistenz der Beerdigungs-Gesellschaft „Pietät" bei Ehoralgesang der lange Zug zur letzte» Ruhestätte des Mannes, dessen Gedächt nis allezeit in Liebe und Ehren gehalten werden wird. -- Degen zunehmenden Verkehrs u'w. werden voraussicht lich in der KIassen-Einteilnng mehrerer Po st au stallen des Königreichs Sachsen mit Beginn des neuen ElalSzahres l907 Veränderungen eintreten. Es sollen die bisherigen Postämter 2. Klasse rn Dresden 28 sLöb- »aus, L e i o z i g - N e u s ch ö ii e s e l d und Schwarzen berg in Posiänucr 1 Klasse und die Postämter 3. Klasse in Geringswalde, Hartha und Khotzsche in solche 2 Klasse umgcwandelt werden. Von elfteren ist übrigens unteres W:"ens üaS Poslamt in Schwarzenberg bereits oor etwa M Jahren und mehr einige Jahre hindurch als Amt ' Klasse geführt worden und daher nul einem Postdircklor Vorsteher besitz! gewesen. * Der Mal genehungtc die Aufnahme deS Stadk- h >' l ko m ui i s s a r S in Sen Ausschuß für das höhere Untcr- ,chtSw-peu uns beschloß, den Ausschuß um ein Miiglsid deS Lladiverorvneien-Kvllegiums zu oeriiärken. —Infolge der Zunahme der ZustellungSgeschäste beim Lteueramtc .1 toird die N e u a n si e l l n n g von Steuer-! a o ! c n notwendig. Ter Rar beschloß daher vom 1. Januar! 1907 10 neue Stellen für Hilssjttuerboten mit 1050 bis 1300 Mark Gehalt und BekleidungSgekd zu begründen. —* Die zu beiden Seite» deS Hanpteinaongs desBüraer- hoipital» angebrachten zwei Gedenktafeln für Wohltäter des Hospitals bieten noch Raum für Anbringung von vier Namen. Der Rat beschloh. darauf die Name» deS StadtralS Kaufmann Klepperbein. beS Mönigl. Oberfinanzrats a. D. Ballenberqer. deS Kommerzienrats Schlüter und de» Privat- iiiaiin Bärthold, tvelche durch namhafte Stistungeu da» Bürgerhospito! unterstützt baden, einzutrage». —* Der Turnverein Windhuk in Deutsch- S u d w e st a f«r i ka Halle sich an den Rat gewandt mit der Bitte um Gewährung eines Beitrage» zum Baue einer Turnhalle. Der 4sirei». welcher 92 Mitglieder zählt, begründete seine Bitte daunt, daß der Krieg den Wohlstand der Kolonie so herabgedrückt habe, daß er zur Ausführung deS in> Interesse eine» rege!- mäßigen TurnesS »inwendigen TurnhallcnbaueS auf lliiter- stühuligen au» der Heimat angewiesen sei. Der Rat bewilligte einen Beitrag von 100 Mk. —* Ein Rückgang der -Lchweinepreise ist erfreulicherweise seit kurzer Zeit zu konstatieren, und zivar sind auch aus dem Dresdner Schlachrviehhofe die Preise für Schweine seit dem Anfänge dieses MonaiS ui langsauiem Rückgänge begriffen. Es ist dies in Anbetracht der kalte» Jahreszeit jedenfalls mit Freude zu begrüßen. Die Preise für Ochsen- und Kalbfleisch ballen sich jedoch immer »och auf ansehnlicher Höhe, wenn auch hier und da ein kleiner Rückganä zu kvnstatiercn ist Nach dem soeben erschienenen siatistüchen Bericht des Rates zu 'Dresden für Len Monat September bewegten sich die Preise aus dem hiesigen Schiachtviehhose un genannten Monat in solgenderHühe: Für 50 Kilo Schlachtgewicht wurden gezahlt: für Ochsen, voll- fleischig und ausaemästet, höchsten Schiachtwertes bis zu sechs Jahren: 82—89 Mk, für vollslcischige ausgelnästete Kühe höch sten Schlachtwcrtes bis 7 Jahren: 70—74 Mk, für voll- sleischige Bnllen höchsten ^schlachtwerteS: 78—79 Mk. für siinsie Nkasl- und beste Saugkälber: 85—88 Mk., für Schafe sMan- läniinerl: 86—88 Mk und für vollfleischige Schweine der feineren Rasse» und deren Kreuzungen bis zu 1 sif Jahr alt: 77—82 Mk. Am gestrigen Montag wurden dagegen folgende Notierungen oeröffentlichl: Ochsen, vollsleischig usw. wie oben: 81— 66Pik., Kalben höchfien Schlachtgewichts: <7—81 Mk., Kühe höchsten SchlachtwerteS: 72—76 Mk., Büllen höchsten Schlacht- wertes: 79—82 Mk, Kälber, feinste Mast- und beste Sauakälber:> 82— 86 Mk, Schafe fMasliäminerl: 88—90 Mk und Schweine, wie oben: 67—69 Mk. Der Rückgang der Preise bei Schweinen ist also hiernach gegen den Monat September nicht ganz un beträchtlich. Auch bei Ochsin und bei Saugkälbern ist ein ge- ringer Preisrückgang zu konstatieren. —* Gcwerbeverein. Nach Bekanntgabe der Namen von 29 neuausgenomlneiien Mitgliedern besprach in der gestrigen, von Herrn Zivilingenieur R. .Hartwig geleiteten Versamm lung zunächst Herr Edwin Winckler in einer technischen Mit- teiluna einen überaus haltbaren und vielseitig verwendbaren Kuliststofs, der etwa die Milte hält zwischen Hartgummi, Leder, Holz und Siein und die Vorzüge aller dieser Slosse in sich vereinigt. Er ist im Handel und in der Technik iiiiter dem Namen „V u I c a u - F i b r c" bekannt und wird in den aus der Leipziger Straße befindlichen Eontinental-Pulcan- Fibre-Werken sOSkar Lingners hergcstellt. Dieser K'unstsloff wird im wesentlichen aus Baumwoll-Lumpen fabriziert und zwar dergestalt, daß zunächst auS diesen Lumpen «ine Art zähes Papier bereitet wird, da» sodann in zahllosen Schichten über» enicindergeklebt und unter hohem hydraulischen Druck in die Form von dünneren vder dickeren Platten gepreßt wird. Auch z» Rund- und K'aiitstäbe». zu Zahnrädern, Ringen, Rollen, Sieben. Maschinenteilen usw wird daS Vnlcan-Fibrc ver arbeitet. Es ist wasserundurchlässig, widerstandsfähig gegen fast alle Sauren, außerordentlich zähe und hart, läßt sich nageln, bohren, fräsen, stanzen, sägen, drehen, hobeln und schneiden, widersteht höchstem Druck und nützt sich im Gebrauche fast gar nicht ab Zu beziehen ist das Vusian-Fibre durch die Gummt- warenhandlungen von C. W«igandt und R. Leuvolt. — Dan Hauptoonrag hielt .Herr Generalkonsul Geh. Rat v. Hefse- Warteg « üver ,.DaLheutige Rußland, seine Re- gierung und sein Volk". Die Schicksale unseres östlichen Nachbarlandes können und dürfen uns Deutschen nicht gleich gültig sein. Ein Land, nach welchem 'Deutschland jährlich für 100 bis 5M Millionen Mark Waren exponiert und von dem es einen nicht unbeträchiiichen Teil seines Getreides bezieht, verdient vielmehr unsere höchste Beachtung. In wohloerstande- nem eigenen Interesse können wir daher auch nur wünschen, daß die schweren Wunden, die dem russischen Reiche in den letzten Jahren von äußeren und inneren Feinden geschlagen worden sind, recht bald wieder heilen. Nach allgemeinen Aus führungen über die Größe, BevölkerungSzitser. die Bvden- heschaffenheit. die vegetabilischen und mineralischen Erzeugnisse des Landes und über die wichtigsten geschichtlichen Daten de» russischen Reiches kam Redner aus die heutige Regierung und Verfassung deS Zarenreiches zu sprechen, rühmte das eheliche und Familienleben deS Zaren als ein musterhaftes, bczeichnete die Zarin ibekanntlich die Schwester des Großherzogs von Hessen-Darmstadts als ein leuchtende» Vorbild in allen weib lichen Tugenden und würdigte sodann die verschiedenen Körper- schäften der Regierung in ihrer Eigenart und Bedeutung. Den Reichsrctt nannte er sct>erzweise ein „Invalidenhans für ver brauchte und schwach gewordene Politiker" die in der Hauptsache nur noch pagodenarlia mit dem Kopfe zu nicke» vermöchten. Auch der Senat hat nach Meinung de» Vortragenden in den letzten Jahren noch das geringe Maß von Bedeutung verloren, das er früher einmal besessen. Die zehn Ministeriell deS Reiche» leiden ioder vielmehr litten bis vor kurzer Zeit) unter dem Uebelstcmde. daß cS tur sie nicht die zentralisierende Obergewalt eines Mlnisteroräsideiiteil gibt. Von der Duma, als der Ge- lamtheit der Volksvertreter, erwartet Redner deshalb nicht viel Hervorragendes, weil die Wählcrmasscn zu etwa 80 Prozent aus armen, ungebildete» 'Hauen, bestehen, die weder lesen noch schreiben können und kritiklos den Einflüssen jedes geschickten Atahlagitators folgen. Ferner erläuterte der Vortragende noch die Mächlbesugui^e und den großen Einfluß des nbeho " Synod. der obersten Kirche daran trat Redner der Mc Volk fast auSiiahmSIoS dem ort Glauben anhinge. Vielmehr se ßland mi> rde Rußlands einuiia entgegen, daß ^a< russis » orthodoxen griechisch-katholisch »r sei die Mischung der kirchlich Bekenntnisse in Rußland mindestens Nationalitäten. Viele Millionen d eiligen > nicht uß ssil'ch' schens «»«»so bunt wie die der - ^ ^ der Bevölkerung gehörte» auch de» unterschiedlichste» Sekte» an Vielfach Bekanntes Vortragende sodar teilte der „dann über die herrschende Korruption, das Triiikgelderuiiwese», die rohe Polizeigeivalt, die entsetzlich llnwissendeit und das Hungereleiid im Zarenreiche mit, erhosssi aber nach den gegenwärtig genoinmene« nlücklichn vlnlämcu ruversichtli^ » nismatzig reute arotzere ««vutdeniasi autweise < anderen europäisch» Staaten (das Zehnfach budgetsi, sowie im Hinblick auf die noch unersch Reichtüiiier. die im russisch» Boden in Gest für die Zukunst zuversichtlich eine wesentliche Besserung all dieser Uebeistände. Auch die Finanzlage Rußlands beurieiltc Redner wesentlich günstiger, als inan eS geiiielnialich tut. und zwar vor allem unter Hinweis daraus, daß Rußland verhält- niSmäßig keine größere Schuldenlast ausweise als die meisten ^ Ighres- ^ senen großen . _ -,-talt wertvoller Produkte IGetreide. Tabak. Baumwolle. Wein. Eisen. Kupfer, Zink, Platins. Silber und Golds stecken. 'Dem mit lautem, warmherzigem Beifall ausgenonimenen Bortrage, dem auch die Würze eine» seinen HuinorS nicht mangelte, folgte die Vor führung von mehr als 50 Lichtbildern, die namentlich Einblicke in dos russische Städtcleben gewährten. — Am nächsten Montag werden sprechen: Herr Schriftsteller P. Dehn über „Ausblicke in die kommende Weltwirtschaft und Weltpolitik" und Herr StaatSamoalt Dr. Wulfsen über „Georges Manolesc», «in Fürst der Diebe". —* Polizeibericht. 27. November. Ein Unbekannter, an geblich Otto WelkeiSbeim. etwa 25 Jahre alt, mit länglichem Olesicht und kleinem blonden Schnurrbart, hat einer hiesigen Dar lehen suchende» Geschäftslnhaderlii die D n r l e h n sv«r in i t t liiiig angetrage» und ihr 18 Mk. als ctningllge Abfindungs summe abveilangt. Vor der Zusicherung des Geldes hat er ver Frau, offenbar um keinen Argwohn zu erwecken, den Eintritt i» eine BelsicherinigSgesellschast zur Bedingung gemacht und ihr auch einen entsprechenden Ausnahmeantma zur Ausstellung vorgelcgt Es liegt Betrug vvr. Briese hat er sich nach EoSwig postlagernd senden, sie von dort aber wieder nach Dresden Hauptpvstanlt leiten lassen. Vvr dem Schwindler, der noch nicdt erlangl werben konnte, sei hiermit gewarnt. Etwaig« wettere Geschädigte wollen der Kriminalabteilung Nachricht geben. — Vo» einem 10jäd riaen Schulmädchen sind Mitte vorige» Monats angeblich i» der 'Nähe der katholische» Kapelle aus der Hauptstraße folgende Gegenstände gefunden worden: ein längliches Ledertäfchchen mit Bügel, enthaltend ein Perlmutter-Geldtäschchen mit Inhalt, ein Taschentuch «gezeichnet), ein Sicherheirsschlüfsel mit Schirm Verlustanzeige liegt bisher nicht vor. Ter Eigentümer wird er sucht. sich bei der Krimiiwlabkeiluna zu melden. Am Sonn- abend versuchte in der Altstadt eine Kontrollierte, sich mit über mangansaurem Kali zu vergiften. Sie wurde mittels Unfall wagens in die Heil- und Psieganstalt überführt. DaS Motiv zur Tat ist Liebeskummer. — Auf dem Theaterolatz wurde am Sonn abend ein 7jährigcr Knabe vo» einer Kutsche umgerissen und überfahre n. Der Kleine hatte innere Verlesungen erlitten, weshalb er sogleich in das Friedlichstädter Krankenhaus gebracht werden mußte. Der Kutscher soll an diesem Unfälle schuldlos lein. —* In vergangener Nacht entgleiste kurz vor dem Glnfahrsignale des hiesigen Neustädter Personen-Bahnhofes der Tender von der Lokomotive des Berlin—Dresdner N ci ch t s ch n e I lz u g e s. Die Wagen dieses Auges und der nachfolgende Leipzig—Dresdner Nachtschnellzug mußten, da das Ferngleis unsahrbar war, aus dem Vorortgleise nach Dres den geleitet werden. Außer einigen Augverspätungen hatte das Vorkommnis keine ernsten Folgen. Heute früh uw 5 Uhr toac die Verkehrsstörung wieder he>eiügt. —* Wegen geineinschasUichcr ichwercr Körperverletzung hatten sich in Freiberg die Bergakckdemiker Marinoss. Karadjess und Koloss, sämtlich aus Bulgarien, vor dem Schöffen gericht zu verantworten. Sie waren beschuldigt, am '28. Juni, abends 10 Uhr, auf der Leipziger Straße die Bergakademikcr Asmanofs »no Draallest mit Faustschlägen und Stöcken miß- handelt zu haben. Der Akademiker ASmanoff erhielt mehrere Verletzungen am Kopfe, eine direkt über dem Auge, so daß dieses mit Mut unterlaufen war. Das Urteil stautet« gegen Karadseff auf 300 Mk.. gegen Kol eff aus '200 Mk. und gegen Marinosf auf 50 Mk. bez. 3 und l Woche Gefängnis. —* In vergangener Nacht ist das größte Gut im Dorf BrünloS bei Stollbcrg iBefitzer Auerswalds Niederge bra n n t. —* In einer am Sonntag abend in Schön hei de abge- lzaUenen. von ca. 1000 st reifenden Bürste narbeitern und -Arbeiterinnen besuchten Holzarbeiterversammlung erklärten die Anwesenden nach einem Bericht über den Streik in Schön heide in geheimer Abstimmung mit 967 gegen 4 Stimmen, im Streik verharren zu wollen, bis die Fabrikanten ihre Forde- rungen bewilligt haben werden. Der aus Stuttgart gekommene Holzarbeiler-VeroandSsikretär Becker warnte entschieden vor allen gewaltsamen Ueoerarisscn und verurteilte die in letzt,r .Zeit vorgekomuienen Beschädigungen am Besitze der Fabrik- besitzcr auf» ichärfstc. —* Die Urheber der räuberischen Uebersälle, dir in, Jul die Gegend um Lrbniu in Angst und Schrecken versetzten, hatte,, sich gestern vor dem Schwurgericht Bautzen zu verantworte» Ec waren der sechsmal vorbestrafte 2l Jahre alte Blumenmache, Gustav Richard Kirsten ans Lichtenhain und der 19 Jahre alt, Schweizer Karl Georg Alfred Zinke aus Berggießhübel, gegen di> Anklage wegen Einbruch so leb st ahls und versuchte» Raubmordes erhoben worden war. Kirsten und Zinke waren AuS Berlin :chrieb Wagner im ZNai 1886. bevor er als papellmeisler nach Königsberg ging, an siine Mutter über die ilistige 'Ausnahme, die er >n Berlin gc'unden. unv gedachte aaoei Heinrich Laubes, den er ichon i» einem früheren Briese .ö einer. Leipziger Bekannten der Muner erwähnt hatte: „Laub« und die chm dienenden SLrilitieller, wie zum Beii'viel Glasbrenner, machen «inen furchtbaren ^alto von mir, als von dem .i'ten Genie der Welt: — «S gebt gar nicht anders, ich muß wer mein Gluck machen, und >o etwas sebüe mir auch: — nach Leiozig durste ich ui», tommen. das ist kein« gut« Lust für mich. — Ich botz«, dies wird Dich, ivbal» es dessen bedars, ein wenig beruhigen. — Vennh'. ich muß ,u - lemem guten Freund Svonttn >. brr Mann laust mir sonsl das Haus cm . er ist gan, außer sich, daß er meine Over nicht geben kann : — warum kommt er zu sgä», ich kann thni nicht Helsen! Der König, mein guter arcund. hat mir Svomini« Stelle angetragen, was soll ich aber damit? - Soeben «vollen mir sechs Lchrtilstcller ihre Aufwartung machen : — man reißt sich um mich — ich Hütte das nicht lange mehr aus — befanden da -ch kernen Brötchen Geld in der Tasche habe - Mehrere Briese, die Wagner während seine-; AusenthalteS > Pari» 11840 bis I812> an 'eitlen dort lebenden 'Schwager A >enariu. gerichtet hat. lassen die Geldnot erkennen, in ' c Wagner mit feiner Frau in der Weltstadt -lernte» war. Am 2 März 1842 schrieb er an Aveuarius: „O. mein teurer Zch,vager, möcsiesi Lu nicht den-rüber nnr einmal ge machten Dorichlag ausiühren und vielen Brief an Mc » crbeer, mit >m vaar I„len an Deinen Berliner Bcrtrauien begleit«, nach Berlin ad chicken.' — Len Herrn mußtest Du jedenfalls eriuchen, >»ti dem Bneie zu Menerdeer leidst zu gehen und aus Antwort zu warten i — ich bade meine .Zellen uchr lurz «ingerrchtct und ihm angrzcigt, das; ich. um cbm die Anl> »ort zu erleichtern, einen Freund meine« Schwagers ersucht baue, diele > cm ihm mundUch in Enwsang ,u nehmen unv mir bicher zu bcnchlen. Er soll «ich nur kurz erklären, o b e r in c r n e n »siHolkgnder" erhalten bat und obcr«lwaü d a m i t im Sinne führ! ' — Tue «S doch noch beute! " Nachdem Wagner Par s versaisen hatte, chrieb er von Beölin au» an oaS Ebevaar Avenarius: „Nie ist uns ein Abschied schwerer geworden, als der von Paris. Gott' was sind all die Leiden, die wir dort ausstnnben. gegen das Bewußtsein w innig geschlossener Arrundschasi, das wir von »ort Mit uns nahmen! — Aas dabt Jbr mit Minna angegeben ! Ihr habt ihr entschieden das Her, umaew«nd«t. io daß ihr noch letzt Paris als ein Paradies erscheint: sic bat aus der ganzen Reist nicht ausgehort zu weinen : taum war sie einma! rubi «er geworden, ats sie nur aus allen Trost den sch ihr ,u gcdc» mich ge drungen fühlte, nur mit der Frag« amvortete : »Lars ich nun wieder weinen ?" — O mein« sieben Kinder, glaubt mir nur. auch ich teil» ihr Gefühl: ich bin noch völlig lau in der Betreibung meiner Angelegenheiten, denn mein Sinn ist noch zu voll von Paris. — Minna will, es soll mir schlecht gehen, bannt ich mit Schlesinger einen Kontrakt mach« und noch Part« «uruckgehe: — die Anne denkt an gar nicht- als an PanS" lieber die erste Aufführung des .Rienzr". bte am 20. Oktober 1812 in Dresden stattfand, schrieb Wagner gleich am folgenden Tage nach Parts an das Ehepaar AvenariuS: „Ra, liebste Kinder! In aller Eile und Adsoannung muß ich beute Euch doch wenigstens mit einer Zeile melden, was gestern vorgesallen ist. Es wäre mir lieber. Ihr erfuhr« es von «inein anderen — denn ich muß Euch sagen — bah »och nie, wie mir olle versichern tn Dresden nrm ersten mal eine Over mit solchem Enthusiasmus ausgenommen worden ist. al« mein „ Nienzi ". Ls war «in« Aufregung, eine Revolution durchdieganzeSladt: — lchdM viermal tumulluartsch gerufen. Man versichert mir, daß Meoerbeera ,Suk,«ß" bei einer diei igen Ausführung der „Hugenotten" nicht in Aer- gieich zu it«llens«tn»ttdrmmerneS„Rienzr". Ueber- morgen ist die zweite Vorstellung — schon aus dt« dritte sind all« Plätze ge nommen. Triumph! Triumph! Ihr guten, treuen, liehen Seele»! Der Tag «st angebrochen! Er soll aut E u ch a l l« leuchten'. Euer Richard". Zahlreiche Vr:est iu der Sammlung stammen aus Wagners Au-ienlhast iu Zürich oo» Ende 181!) bis 1801. und in den Brie fen aus den ersten 50cr Iabre» oriäsi Wagner von seiner Frau Minna ni einem Tone, der »och ans ein gutes Ein vernehmen 'chueße» läßt. Erst in einem Briese, den er im August 18.58 aus Gens an seine Schwester Klara, verchciichie Wastram. gerichtet Hai. etztc er dieser die Gründe auseinander, die ihn zur Scheidung von .seiner Frau bewogen Izaben. Er 'chrieb inner anderem: „Was mich seil sechs Jahren «»ballen, getröstet und nameiMich auch ge stärkt bat, an Minnas Seile trotz der enormen Disserenzen unseres Charak ters und Wesens auszubalten, ist die Liebe jener «ungen Frau, die mir an fangs und lange zagend, zögernd und schlichtem, dann aber immer bestimm ter und sicherer sich näherte. Da zwi'chen uns n,e von einer Vereinigung die Rede sein konnie, gewann unsere ttele Nesguna den lraurtg wehmütigen Charakter, der alle« Gemeine und Niedere sernbäl« und nur in dem Wohl ergehen de« anderen den Quell der Freude erkennt . . . Und diese Liebe, die stets unausgeiprochen zwischen uns blieb, mußte sich auch endlich offen enthüllen, als ich vor m Jahr den „Trtsian" Lichtete unv ihr gab. Da zum erstenmal wurde sie macht'es und erklärte mir. nun »erben zu müssen " Ilm weiteren Verlause des Brieses schilderte dann Wagner wie Minna durch ihr Benehmen gegen Frau Wesendonk ihn genötigt habe, ißch von Air zu trennen. Er schrieb: «Mir gelang «S sehr spät erst, mein« Freundin darüber aulzuklären, daß einer Natur, wie der meiner Frau, eben Beziehungen von dieser Hob«» und Unetgennützlgkeit, wie fl« zwischen un« bestanden, nie begreiflich zu machen wären: denn mich traf ibr ernster, tiefer Vorwurf, die» unterlaffen zu haben, während sie ihren Mann stet« zum Vertrauten gedadt batte Wer nun begreifen kann, was sch seither <«s war bamal« Mitte Avril) ge' litten habe, der muß auch begreifen, wir mir endlich zu Mute ist. da ich er kennen muß, baß die unauSgesetzirn Bemiihungen. die gestörten Verhält ntsse fortzuerhallen. durchaus nichts fruchteten. . . Di« betven Frauen so dicht bei einander, war sernerbin unmöglich: denn auch dt» Welendoiö tonnte «S nicht vergessen, daß ihr zum Lohn ihrer höchsten vusopterung und zartesten Rücksichten für mich von meiner Sette her, durch mein« Frau so roh und verletzend begegnet war»«» war. . . . Wer mir genau zugesehen bat, der muß sich von jeher über mein« Geduld, Güte, ja Schwäche wun dern, und ivenn ich jetzt von oberflächlichen Beurteilen, verdammt werde, so bin ich dagegen unempsinvlich geworden: nt« aber hatte Minna eine tolche Veranlassung, sich der Würde, meine Frau zu sein, werter zu ,e«g«n als jetzt, wo es galt, mir da« Höchst« und Liebst« zu erhalten: es lag in ihrer Land, zu zeigen, ob si« mich wahrhatt liebe. Aber, was solche wahr haste Liede ist, begreift sie nicht einmal, unv ihr« Wut reißt sie über alle» hinweg ! Ich wart« hier tn Gens noch etwas, bi« ich nach Italien ziehen kann, wo ich, vermutlich tn Venedig, den Winter zuzubringrn gedenke. Sobald ich wieder Stimmung finde, um am „Tristan" sortzukomponieren, sehe ich mich sür gerettet an." 'Aus dem Ickhre 1870 -sind in der Tammlunc» Ave! Briese enkhaOc», in welchen Waflner seinen Schwestern Klara Wolfram lind Ottilie Brockhaus seine Vermählung mit FrauEosima anzeigl. Au die Schwester Klara schrieb er: „Was sich seit Jahren, aus unseren endlich zu bescitigrnden Bund vor bereitend. zwischen uns erlebte, darüber waren keine Erklärungen abzu geben : «ine Hingebung und Selbstausopserung ohne Beispiel konnte und durste von der Welt auigefaßt und deurtetlt werden, wie sie das gewovm ist zu tun: wir hattrn dafür zu sorgen, daß wenigstens die freundlich Ge sinnten dereinst erfuhren, was hier errettet und erbalten worden war. Die Zeit ist min glücklicherweise da. wo sich jeder davon überzeug«» kann!" In hem Briese an die zweite 'Sä,weiter schrieb Wazzner: „Du haitcst an Evsima wundersschön geschrieben! noch heute brach si« in Träne» darüber auS. Ja. das ist ein wunderbare«! Wc'en! Ost glaube ich »ur zu träumen, daß sie mein ist."
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