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Dresdner Nachrichten : 04.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188801047
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18880104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18880104
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-01
- Tag 1888-01-04
-
Monat
1888-01
-
Jahr
1888
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 04.01.1888
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6) KrummherniSdors von Schneewehen autgehalten worden war. Der Verkehr zwischen Schandau und Sebnitz blieb durch Cxtrazüg« nuirecht erhalten. doch gelang eS am Nachmittage, auch den ver wehten Zug wieder frei zu machen, sodaß der Verkehr bis Neustadt möglich wurde. Die Linie Bantzen-Wttkhcn wurde ebensallS un- fahrbar, nachdem eine Maschine die Schneewehen nicht zu über winden vermocht hatte, sondern stecken geblieben war. Auf der Linie Willhen-Oberneukirch ist cm Geleis vertveht. Zwischen Oederan und Frankcnstein blieb am Montag Abend ein Gilterzug mit 2 Maschinen im Schnee stecken, dessen Jlvtlmachung gestern trotz aller Anstrengung nicht gelang Dadurch wurde bas eine Geiers gesperrt, doch konnte der Verkehr auf dem zweiten Geleise aufrecht erhalten werden. Freilich ging dies nicht ohne Berspäll- gungei, der Züge ab. Sv kamen der Zug von Chemnitz früh 7 Uhr 40 Minuten und der Courirrzug sruh 9 Uhr 19 Minuten mit mehr als einstnudlger Verspätung hier an. Von de» crzgebilglicbcii und voigtländischen Linien wurde zunächst die Linie Airnaberg - Weipert bclrosfen, deren Beikehr ganz unter brochen ist. Zwischen Auerbach und Jalkeirltei» blieb gestern früh der erste Zug von OelSrntz in, Schnee stecken. Doch konnie der-- 'elbe nach ein paar Stunden wieder flott gemacht und der Verkehr -nisrechl erhalten werden. Dagegen mußte der Verkehr aus der Strecke Frankenberg.Hainichen schon am Morgen eingestellt und der erste Zug von Hainichen zurückgehaltc» werden. Von den Schmalspurbahnen sind anher der vorgestern bereits unsahrbar ge wordenen Linie RadebeulMadebiirg die Linien Klotzsche-Königsbrnck und Zittau-Neichenan betroffen worden. Aut der Echteren kam am Montag Abend bereits der letzte Käiiiasbriicker Zug bei Laußnitz nicht durch und der Verkehr blieb daher bis gestern Nachmittag nesrvit. »in welche Zeit der sieckengcbliebene Zug wieder flott und der Verkehr wenigstens zwischen Klotzsche und Laußnitz wieder möglich wurde, dagegen ist die Reichenau« Limo gänzlich nnsnlilbar. Die Vodenbacher Zuge verkehrten pünktlich und auch die beide» Leivzigcr Linien haben von dem Schneetreiben ihrer Lage zufolge nur wenig zu leiden gehabt. In Folge späterer Ankumt des Magdeburger Zuges kam der gegen ll Uhr Vorm, von Leipzig iner eiiiiressende Eoilrierzng uni halbstündiger Verspätung a»: auch der Berliner Zug über Nödcrau, der um 12 Uhr 17 Mi», vier cintresscn ioll. hatte 70 Mi». Verspülung nnd erreichte den 'Anschluß an den Miktags^iig nach Podcnbach nicht. — Ter vorgestrigen »itzung des Kgl. sächs. AlterthumS- vereinS Präsivirtc Herr (ffcneralleutnant v. Carlowitz, Exc. Herr VerciiiSickletär Tr. Eunuch berichtete über die von ihm nn Aufträge des- Vereins beinchtc vocjährige Gcucralvechaiiniilliilg des GeieiinittvcremS der deniichen (.ffeichichts' und Altcrthniiisvercine, welche im Seplember ni Mainz tagte. ES wurde dort u. A. be- ffblojscn, „die denkichen Negierungen zu ersuchen, im Wege der (8 c- 'eirgebung erweiierie Bestimnmngen über den Schutz der geschicht lichen und vorgeschichtlichen Denkmäler in ähnlicher Weise, wie es bereits in England und in Frankreich geschehen ist, baldmöglichst herbeiinsühren und zugleich eine wirksamere Oeganisalion der Denk- üialSpflcgc anzuslrcbciE. In Preußen wird ein derartig«'») Gesetz bereiiS vorbereitet. Es wurde darnach über eine Verschmelzung der jetzt fast gar nicht bennntci! Vereinsbibliothek lins der Köiiigtz c'fenllichen Bibliothek verhandelt und das Direktorium beauftragt, mit dcm Vorstände der Kgl. Bibliothek ci» Abkommen zu treffen. Schließlich hielt Pros. Dr. Steche einen längeren Vortrag über alle Bauknnsiwcrke im Voigtlande. — Seiiens deS hiesigen städtischen Wvhlsahrts-Posizeianites ist an die hiesigen 'Aerzie eine Mittbeilmig gelangt, betreffend den Oiebianch eines von der städtischen Verwallung a»geschaffteii Wageirs zur Vciorderiiiig bou a n st eckendc » Kranke n. Es ist ur Aussicht genommen, wenn dieser 'Wagen sich bewährt, noch zwei andere dergleichen Krankenwagen anszmnhre». damit sodann ein allgemeines polizeiliches Verbot zur lerneren Venutzuiig aller öffent lichen Fuhrwerke zur Beförderung von ansleckendeu Kranken erlassen werden kann. Ter serlige Wagen soll zunächst nnciitgeltlich zur Vcillitzung gestellt werden und wird ans Bestellung zur Uebenuh- rnng von solchen Kranken nach und aus de» hiesigen Krankenhäusern Sladikrankenhans. EarolahauS, Kindcrheilanstalt, Tiakonisscnaii- stalt) von den städtischen Excntivorganen diligilt werden. Die Beslellnngcn ans den Waac», welcher »r drni Grundstücke Annen- slraße l5 untergebracht ist. sind bei der Rathhanswache oder Ncnniarkl i '.'kr. 3. l.. Mnthildenstcaßc 29. Port , Holbeinstraße 43, park., a. d. I Bürgcrwiese 22, Halbciage, Winkelmannslraße 9, Part., Matcrni- strasze l7, park.. Wachsblcichgasse 0, pari., Birkengasse 0, 1. Mark- grasenstcasze 29, 1, nnd Erlenslraßc I, I. zu bewirken. — In Wien wird seit längerer Zeit ein Schwindel getrieben, der bei allem Rassincineiit so einfach iit, daß erznr Nachahmung geradezu hcraussvrdert. Der Veröffentlichung der Liste der mit emem Ge winne gezogenen A nlehcnsloo se folgt regelmäßig ein Verzeich nt der in früheren Ziehungen mit einem Treffer bedachte», aber zur Auszahlung nicht piäicntirlen, also nicht behobenen Nummern. Taranshin openren »nn findige Leute wie folgt: Sobald daS Rc- slanlenverzeichniß einen nnbehobenen größeren Treffer anSwcist, wenden sie sich an die Gerichte und suchen um die 'Amortisation des angeblich von ihnen verlorenen, nalürltch aber nie besessenen Looses an. Ta^ Gericht fordert dann die elwaigen Besitzer auf, binnen l Jahr 6 Wochen und 3 Tagen ihre Ansprüche auf das zur Anwiivation angemcldele Loos geltend zu machen, und zwar unter dem Präjudiz, daß bei Nichtgcltendliiachmiq solcher Ansprüche das Originallos als ungiltiq erklärt und dcm die Amortisation An- siichenden das Eigeiitlnimsrecht an dem allein gilligen Duplikat zn- gesprochcn werde. Nach 'Ablauf des Termins, wenn mncrhalb desselben keine weitere Anmeldung erfolgt, wird die Amortisation erkannt, nnd der Geinchstellcr geht mit dem ihm cingchändigten Duplikat eines Looks, von dessen Existenz er lediglich aus dem Restaiiteiiverzeichniß erfahren, zu der betreffenden Zahlstelle und erhebt anstandslos „seinen" Gewinn . . . Zahllose Fälle dieser Arl mögen schon vurgekonnnen sein, in einem neuesten Fall — es Han dclke sich um den Haupttreffer eines Windnchgrätz-Looses »n Be trage von 10,000 fl. ans der September-Ziehung von 1379 — ist man durch eine besondere Verkettung zmälttg« Umstände diesem Schwindel ans die Spur gekommen. ES hatten nämlich zwei Gent- lcmen ans die Ainorttnrung des Gewmnloo'es angelragen, das reder von ihnen besessen haben wollte, und während sie noch Mitten, wer sein wirklicher Besitzer gewesen, förderte der Zufall ans den Händcn eines Dritten da-S Original dieks „verloren ge gangenen" Looses zu Tage, und in dcnnclben Augenblick war na türlich der AinorttsaticmSichwmdel ansgedcckt. — Tie G a r ii i i o n - V c rp > i e gn » gsz n s ch üsie sind für da§ 1. Quartal c. in den meisten Gacniwnstädlcn des preußischen und lärhinchcn Heeres wiederum herabgesetzt, ein Zeichen des noch an- dancrnden Sinkens der Lebcnsinitlelvreoe. T>c Erniedrigung nnnaßl dieses Mai den Westen mehr als den Offen, insbesondere ffnd in Hessen, Baden nnd Elsaß-Lothringen last überall Herabsetzungen «folgt. Daß auch in vielen größeren Städten, so in Hamburg, Dresden, Leipzig eine Ecniäßignnq des Nerpilegungszmchm'scs hat erfolgen können, verdient besonders hervorgehoben :>l werden. Ii» Ganze» zählen wir IM Vergleich zum vorige» Vierteljahr 112 Herabsetzungen l101 um l Pk-iung pro Kopf und Tag, 28 lim 2 Pt., 8 nm 3 Ps. und 2 »ui 4 P>.). dagegen nur 37 E>hölm»gcn (31 i»n 1 Pi. und 3nn>2Ps.) — Dem Vernehmen nach sollen auch nn Jahre 1888. wie bereits seit einigen Jahren. Mannschaften a»S dein Bcnrlauhten- verhältniß im Proviants- und S a n i t ä ls - V erwaltiings- dicnst auSgebildct werden. Tie Auswahl derjenigen Mann schaften. welche sich freiwillig dazu melden, unterliegt der Vorgesetzte» Mrlilärbedörde. — Gestern waren es 30 Jahre, daß die Sladt Riesa ihre erste Garnison erhielt. Am 3. Januar 1838 rückte daiclbjt die 3. Schwa dron des Netter NegimcitteS ..Kronprinz" (Nittincister v. 'Lt«r»dsesl> ein, die ins dahin «n Frciberg gestanden hatte und am lO. Mai 1800 die Stadt wieder verließ, nm zu ihrem Regiment zu stoßen. Tie zweite Garnison erhielt Nreja am I. Juli 1807, an welchem Tage 2 Es'adrons lNtttmeislcr Hobel und von Friesen) vom I. Ulmen Regiment Nr. l7 daselbst einzogcn. Dieselben standen nur bis znm Ausbruch des französischen Krieges dort und zogen am 28. Juli 1870 in s Feld, '.'lach Beendigung des Krieges wurden beide Schwadronen ni Osthal'. gariiiwnffk und Riesa war 10 Jahre ohne Mttrkär. Die 3. Garinliv» erlnclk die Sladt am 2. April >881, wo die 7. und 8. Batterie des I. Fcld-Arttllene-Regnncuts Nr. 12, crstere aus Dresden, letztere ans Freiherg kommend, unter dem Major Krntzjrh daletbsk eintrasen. Ende September und Anfang Oktober dcijelben IahrcS wurden noch die bis dahin in Gctthani verqimrtirten zwei reitenden Bakterien »ach Niesa versetzt nnd bil deten dieselben in Gemeinschaft »nt der 7. und 8. Batterie die IIl. 'Ablbeilung deS 1. Feld-Arullcrie-Reginientes Nr. 12. Am l. April wurden infolge Vermcbrung des 2. Feld-Arttllcric-NcgniieittcS Ni. 28 nm eine Abtlieilnng, die 7. nnd 8 Batterie nach Pirna verlegt nnd in Niesa noch eine 3. reitende Batterie errichtet, welche nun nisgesannnt mit der 1. und 2. reitende» Batterie die reitende Ab- theiluiia deS 1. Feld-Artillerie-Regimentes bildet, deren Komiiinndenr der Maior Wilsdorf ist. Sortkttuma de» lokale» rveil«» Seite v. Tage»»rs»1chtr. Deutsche» Sketch. Unier Kaiser befand sich bei denMorgen- Eiupsängen r» tresslichcr Laune und Gesundheit. Am charakteri stischsten und echt soldatisch gestaltete sich der Empfang der Gene ralität. Man berichtet der „Nat. Zig- : Generalkldmarlchall Gras Mollke erschien an der Spitze der Generalität. Der Kaiser, der an seinem Arbeitstisch mit Schreibe» beschäftigt gesessen batte, stand aut, trat den Elntretendrn entgegen »nd ohne den Grasen Mollke zu Woitc kommen zu lassen, riet er ihm zu: „Wir sind Sle in dav neue Jahr binübergekominrn, lieber Mollke, schlafend oder wachend". — „Geschlafen habe ich", war die Antwort Mvllke'S. Der Kaiser hörte das mit Lächeln an: .Ich hoffe", fuhr er z» Mollke ge wendet lort: »Ich hoffe, daß Sie mit dem. waS in diesem Jahre dienstlich an Sie berantrcten wird, zufrieden sein werden". Die Generale nahmen dann Ausstellung, eS reihten sich aneniaiider die Generale von Vlumenthal, v. Stichle. v. Pavc, v. Waldersee v. Hcuduck, dann die DioisionSgenkrale, deren Neihe Generalleut nant Gras Wartenölrben sch oß. Der Kaiser ging die Neihe der Generale entlang, reichte jedem die Hand und richtete an sie einige ircundliche Worte. ElwaS ausführlicher gestattete sich dir An- iprache. die der Kaiser an den General v. Heuduck richtete. Der selbe war. wie jevt verlautet, um ieinen Abicdied eingekommen und zur Betreibung des Gesuches nach Berlin gekommen. Am Schluß eS Gesprächs, daS der Kaiser mit General v. Heuduck führte, sagte aut TeMiigniß erkannt, welk e» annahm, daß Geldstraten nicht bl« Herren Studenten, sondern ihre Eiteren treffen, und weil zwei der Berurtheilten schon wegen Unfug» vorbestraft, gegen den dritte» gung^schwebc. ilte " 0 und 30 Mark und zwar unter der Begründung, ischrn Universitätsstädten die Unsitte entgrrissen sich niehr an nächtlichem.Ulk" erlauben dürsten. der Kaiser: .Sic sind noch viel zu jung zum Abschied, ich kann Sie noch nicht entbehren". Der General v. Heudnck verbeugte sich schweigend. 'Nachdem der Kaiser die Reihe abgeaangcn war» stellte ca> er sich derselben gegenüber und sagte mit erhöhen« Stimme die schon telegraphisch gemeldete» Worte: „Ich bemerke Ihne» meine Herren, daß Ihre Hallpta»siiieck>ainkeit in diesem Jahre die Kaiser- Manöver, welche daS dritte Korps und das Gardekvrps «('halten in Anspruch nehmen werden". I» San Nemo trafen am 2. Ja», in Begleitung eines CounerS deS Geh. Rath v. Blcichrödec und eineö russische» FncbecS 3 präch tige Ezeinvlare lebender Sterlets ein, das übliche Nenjahrsgeschenk des Ge». Nath von 'Bleichröder aus Berlin für den Kronprinzen. Die Fische stammen anS Archangcl nnd sin) am 27. Dezember von Petersburg gleichzeitig mit den für Se. Majestät den denlschen Kaiser bettnnnttcn Prachtexemplaren abgegaligcn. 'Nur dadurch, daß alle 5 bis 0 Stunden ans de» Eiseiibahnstationen der Fnch- behälter mit vorher telegraphisch bestelltem Fliißwassec gefüllt wurde, ist cs gelungen, die Fische lebend an den Beffliiiinnnasort zu bringe». Tic .'Norddeutsche" führt aus, daß die Veröffentlichung der gewischt:» diplomakiiche» Aktenstücke ohne Frage das bei weitem bcdentlamffe zeitgeschichtliche Ereignis! sei. Es werde damit für die tohalcn Gesinnungen dcS russischen Herrschers ein beredter Beweis geliefert und einer zuversichtlicheren Auffassung der Gesammtlagc die Balm geebnet. 'Auch daS in Brüssel erscheinende ruffvche Jn- tercssciiorgan „Nord" hält trotz aller Zeilungspolemik an der Frie- dcnSjlwelsicht seit und betont, die erste Vorbedingung einer dauern den Sicherung dcS Friedens sei die Wiederherstellung des Berliner Vertrages. Rußland würde jedes Entgegenkommen in diesem Sinne mit Freuden begrüßen. Vemerkenswerth erscheint ferner die von der wvhlaccrevitirten Kopenhageiiec „Nalioiiat-Tidende" anS St. Petersburg mikgelheilte Aeußeciing enies hochstehende» nnd als tüchtig anerkannlen Offiziers, der, besser als andere, Rußland vom nulilärischeii Slandpnnkle bciirtheilen könne. Derselbe alanbl nicht, daß Denischland oder Oesterreich Rußland angreiieii wollen. Würde Rußland angegriffen werden, so würde es glänzenden Widerstand leisten. Andererseits beginge, nach der Meinung jenes Offiziers, derjenige nmi'chc Staatsmann, welcher jetzt den friedliebenden Ezar znm Kriege mit einem Nachbar überreden würde, ein Ver brechen gegen daS Land. daS Volk nnd die Tmiastie. Für einen Angriffskrieg jei 'Rußland noch lange nicht gerüstet genug. Auch die iniiercn Verhältnisse seien zu bedenklich. Die „Köln. Zlg." legt in einem offiziöjcn Artikel klar, daß der Urheber der ge'ävchlcn Aklenstücke mit dcm ruisischen Gesandten in Brüssel Fürslcn Urussow. srühercn Gesandten in Bukarest, mindeste»-; sehr nahe vertraut gewesen sein müsse. Das Haus des Fürsten Urussow ur Bukarest war Sammclvlatz aller gegen König Karl und Minister Bralianv arbeitenden Elemente. Ter Paris-Wiener Schncllrug eiilgleisle am 2. Nachmittags in Folge des Bruches einer Wcicheiiziinge bei Eßlingen. Ter Zug führer blieb todt: ein Reisender erhielt eine leichte Kopfwunde. Der Zug lrnnile mit lialbilündiger Vcffpättmg die Reise nach Wien sorlictzcn. Am Montag begann vor der 2. Strafkammer des Posen« Landgeeirhls die Verhandlung widc» den Studenten BroniSlaiv Slowinski und Genossen wegen Theilnahnie an gehcnnen Ver bindungen und wegen Anreizung vcrich>cdcn« Klassen der Bevölke rung zu Gewallthäligkeitcn gegen einanvrr (Paeagravhen 128, 129, 13<> des Strafgesetzbuches). Die Angeklagten sind meist Handwerker und polnischer Nalionaiität. 'Ans Antrag der Slaatsanwallschast wurde die Oeffentlichkcit ausgeschlossen. Für die Verhandlung sind zwei Woche» in 'Aussicht genommen. Besondere Prämien für Erlernung der deutschen Sprache sollen nach einem kriegsiinnisleriellcn Erlaß diejenigen Kompagnien, Eöka- dronS und Batterien der preußnchen Armee erhalten, unter deren Erjatzmannschatte» sich mindestens 10 Prozent nicht deutsch sprechen der Eliaß-Lolhniig« befinden. Der ansgeictzte Betrag von 15 Mk. pro Kompagnie rc. kann zur Zahlung von 2 Prämien — zu 9 und 6 Mk. — für solche Lciile verwendet werden, die sich durch Fleiß in Erlernung der deutschen Sprache und durch Fortschritte in derselben der Anerkennung würdig gemacht haben. Nacktem in Spei« vor einigen Jahren schon einmal 7 Schul« von 10 bis I I Jahren im Begriffe standen, die Reise nach Kame run nnruliclcii, aber nur bis Dürkheim ». H. gekommen sind, uitter- nahmen in den letzten Tagen wieder drei Lnteinschül« im Aller von 12 bis 15 Jahren die „'Reise nach Kamerun", versehen mit Waffen, Revolver nnd Dolch, sowie mit Geld nn Betrage von über 400 Mk. Aber auch diesen gelang cs »ur. bis „ach Gcrmershcim zu komme», wo sic, noch ehe sie den nach Sttaßburg abgehendeii Schnellzug besteigen konnten, von einem Angehörigen in Empiang genommen und in die Hennath znrückgchracht wurden. Die drei Abenteurer wurden zur Strafe aus der Lateinschule entlasse». Einer der Schüler hatte sich dem vor einigen Jahren geplanten Zuge nach Kamerun bereits angeichlvffcn. Tie in vielen Städten bestehenden tieien Meinungsverschieden heiten unl« den Sozialdemokraten haben in Brandenburg a. d. Havel, eui nnvcunuihcies Ergebniß gezeitigt. Diejenige Gruppe der dortigen Sozialisten, welche von dem Züricher „Parteiorgan" verschiedentlich in Achl und Bann geiha» war. und die auch beion- de>s bei der letzten Rcichstag-swahl der Parlci-Parole entgegen sür Wahlenthalttmg zu Ungnnslcn der Freisinnige» eingetrete» war, Hai letzt eine» „denlich-iüdamerikatinchen Koloniiationsvercin Bran denburg« Arbeiter" gegründet. Terklbe hat einen Aiiffm a» die Arbest« erlassen, in welchem die politische» Gesichtspunkte ausge stellt werden, nach denen der deul'che» Auswandciung die gemäßig te» Gebiete Südamerikas als Ziel zu empfehlen leien. Diese An sichten schließen sich nn Allgemeinen denjenigen an, welche von allen Kennern der deuttchcn Kolonisation in Südamerika bereits bikliach eniwickelt sind; neu ist nur der Versuch, dem Jndustrie- Proletanat der giößeren Städte die Gründung ..deutscher Ackerbau- Kolonien" n> Südamerika an.znralhcii. während die Auswanderung ländlicher Arbeiter ans „gewichtigen sozialpolitischen Gründen" als nicht empfehlenswerlh bezeichnet wird. Eine Anzahl jener Leute beabsichtigt sich zunächst in der Kolonie Donna Franziska in Santa Katharina niedcrznlassc», nm alsdann die Vorbereitungen zur Aus nahme größerer Kvlvnistcnzügc in diesen Gegenden zu treffen. Fraglich scheint es- allerdings, ob der genannte Verein die Gcgen- Agitation der „offiziellen Sozialdemokratie" auöhatten wird, die in der Auswanderung von Industrie - Arbeitern einen Verlust an „passenden Genossen" besnrchtcii dürste. Diese Ivüthet bereits jetzt gegen das llnternchmen. Die „Kreuzzeitlmg", welche bekanntlich die russischen Truppen- Verschiebungen nach 'Mstlhellungeii a»S Wien nnd dcm Kreise Lletzko signalisirte, versichert ans Grund ihrer sehr aufmerksam be- obachicndcn Quellen, baß außer jenen Translokationen keine weiteren größeren Trilvpe»ve>ichiebungen an der russischen Wcst- grenzc stattgesilnden haben. Jene seien daS Ergebniß eines im Frühjahre geiatzten Planes, die östlichen Welirträite mehr nach Westen zu ziehen. Sic lügt warnend hinzu. Rußland möge nicht glauben, daß die Dislokationen innerhalb des Reiches lediglich Prwaffache Rußlands seien, und spricht die Hoffnung aus, daß es bei den bisherigen sein Bewenden Hohen werde. Einen bciiierkcnswerthrn Ausspruch that der Präsident deS Lübecker LaadgerichlS, Geuchtsdirrtlor Elanßen. Wcgrn nächtlichen UnillgS, Rlchcstöulng und Sachbeschädigung waren drei Studenten» je enier von den Universiiaten Kiel, GreijSwald und Leipzig, welche »n September und Oktober >n ihrer Vaterstadt Eutin die Ferien verbrachten, zu Gesängnißstrasen von 3 Wochen» II Tagen und 3 Lagen verultdeilt worden. Das Eutin« Schöffengericht hatte aber noch eine ^lntersnchuna wegen Beamtenbeleii Das Lübecker Landgericht, vei welchen, die Berurtheilten Berufung eingelegt batte», hob dieses Urtheil auf und erkannte aus Geld strafen von NO. 80 und 30 Mark baß leider in deutsck kl. daß Studenten sich als andere Sterbliche. Die „Philister" dort pflegte» de» studen tischen „Ulk" nicht so genau ,» nehme», weil ihre Stadt au» dem Stndenenlebcn mancherlei Vortheile zöge. Da die Studenten diese» als allgemeinen Brauch betrachteten, so dürk man ihnen ihre Un- thaten nicht so strenge anrechne», daß sie für» ganzr Leben dadurch entehrt würden. Wer die Geldstrafe zahle, kl Nebensache. Oesterreich. Der steirische Baneriwerein kür Marburg und Umgebung hat in einer Eingabe an das Oberstkäinmereramt ange fragt. ob eS wahr ki. daß Baron 'Rothschild die Hossähigkeit er langt habe? Da- betreffende Schriftstück schließt mit der Frage, ob dem Oberstkäiiimcrcraintr die GekchäitSIHäiigkeir deS Hause» Rothschild, wir sie seinerzeit im Abgeordnetenhaus« beleuchtet worden, bekannt sei. Kaiser Wilhelm verlieh dem Ministerpräsidenten TlSza da- Grvßkreuz deS rochen Adlcrordens. Feldiiiarschalllentiiant Joseph Prinz Windischgrätz, welch« gegenwärtig in Berlin weilt, wurde zum Gehcimrath ernannt. Kronprinzessin Stephanie wurde von einen, kleine» Unfälle be troffen. Es war unmittelbar vor dcm Beginne des Diners beim '"aiserv! " . ... ...— Kaiservaare. als Kronpli»,,essin Stephanie selbst an ihrer Frisur »och Einiges ordnen wollte. In Folge etwas größerer Hast kam die hohe zrran inil dem Brenneisen de», rechte» Auge zu nahe und brachte sich a» demselben eine» wenn auch nicht getahrliche, so doch iminerhi» schmerzhafte Brandwunde bei. Professor Fach» wurde geholt und derselbe konstatirtr nach genau« Untersuchung des AngeS, dag die Verletzung «freulicherweise eure ganz leichte sei und kaum achl Tage zur Heilung bedürfen werde. DaS kronprinzliche Paar hat i» Folge dieses Unfalles an dem Tiner beim kaiserlichen Paare nicht Theil genommen. Nach dcm Diner begaben sich der Kaiser und säiuiniliche Mitglied« der kaiserlichen Familie in die Kamm« der Kronprinzessin, um persönlich über daS Befinde» derselben Er kundigungen cinrurikben. Der am 1. früh von Granica in der Richtung gegen Wien ab- gegangene Eilzng der Nordbalm stieß ans der Strecke zwischen den Stationen Szczakowa und Trzebmia mit einein Güterzngc zniam- inen. Es wurden drei Waggons des Lastzuges zertrümmert, aber von dcm Personale und den Passagieren Niemand verletzt. Der an dem Unlalle schnldtragende Lvkoiiivtivslihccr Morawctz machte einen Selbstmordpersuch durch Erhängen, der Strick wurde jedoch noch rechtzeitig abgeschnittc». . DaS Wiener „Freiiidcnblatt" bespricht die NcujahrSrede Tisza'S nnd sagt: Oesterreich Ungarn werde nie einen Krieg provocircii, alle seine Stämme wollten nicht als einen Friede», der gepaart sei mit der Sicherheit seiner Dauer »nd der Integrität des Ansehens und der Jiilerencn der Monarchie. Arinikreici». Herr Earnot, der neue Präsident, entfaltet eine Eigcnschast, deren Mangel bei seinem Vorgänger vielfach beklagt morde» ist: Er tritt mehr heraus in das öffeittlichc Lebe». D>e Pariser Blätter berichte» eingehend über Besuche, die der Präsident in inchrercn Krankenhänsern abgestattel hat. und feiern dies Er eigniß in den erhabensten Phrasen. „Indem er so seine 'Ausgabe lind seine Pflichten erkennt", schreibt verhinnnelnd z. B. der „TempK", „giebt der neue Präsident dem Amte, mit dem er soeben bekleidet ist, einen Charakter sittlicher Höhe nnd Erhabenheit, der in einem Lande, wo edle Eingebungen iimner Erfolg haben, ge fallen wird". Auch soll Herr Earnot schon die nöthigen Vorbe reitungen treffen, nm Reisen in die Provinzen zu unternehme». 'Auch die viel bespöttelte „Sparsamkeit" des Herrn Grevh scheint Herr Carnot nicht sorffetzen zu wollen: es liegen bereits mancherlei Meldungen vor, die daraus Hinweisen, daß er daS Elgkc auch in den äußeren Formen glanzvoll erscheinen lassen will. Dieser äußere Glanz hat sich, dem Programm nach zu schließe», schon bei dem üblichen Neniahrscmpsana gezeigt. Welche Schwiiideliiachcichten über Dentschlaiid und deutsche Vorgänge durch sranzösische Nachcichtc»burcauö und Blätter in Umlauf gebracht werde», ist kaum zu glauben. So berichtet der Pariser „siecle". daß gewose telegraphische Agenturen in Paris wohnhafte deutsche Sozialisten namhaft machten, welche die Nolle von Hctzagenten spielten und daß Kgl. preußische Dunamiffabrikcn ihre Erzeugnisse nach Rußland und anderen Ländern schickte», uni bei den'Attentaten pcrwciidet zu werden. „Sierle" fügt allerdings seinerseits Hinz», daß derartige Behauptungen nur mit der größten Reserve ausgenommen weiden könnten, andere machen diesen Vor behalt nicht. Kgl. preußische Dhnamstsabriken giebt cs überhaupt nicht, aber was thnt das? Die Leser der Blätter, welche von jenen telegraphischen Agenturen versorgt werden, können die Nich tigkeit der 'Nachrichten >a doch nicht prüfen. Sic nehmen sie hin, glauben daran, «eisern sich und können den 'Augenblick nicht er warten, da dieses niederträchtige Deutschland gcdemnthlgt wird. Eine der vielen Ursachen, welche Frankreich, im Augenblick wenigst»»« — denn cs giebt kein wetterwendischeres Volk, als das der Parlier —, den Krieg nicht wünschcnSwerlh erscheinen taffe», ist die Geldcalamität. Bezeichnend sür dieselbe ist die nniner wach sende Zahl der Beurlaubungen, welche die Präsenzstärke und die durch die Ferronsche Rewriii erhöhte Comvagnicstärke ganz illn- sori'ch machen und Frankreichs Wehclcast nicht eben erhöhen. Pari s. M. Earnot hat besohle», daß die Offiziere „n Dienste dos Ellisees einen tricolorensarbigen Fedcrstatz an d« Kopfbedeckung ;n tragen habe». — Der in der Künstlerwelk accreditirte Tiiiermalec Joseph Palizzi ist am Sonntag gestorben. — Ter Papst hat bereits teslameiitamch über die ihm dargebrachten Jnbiläninsgeschenke be stimm!. Läiiinttliche Kirchen- »nd Gottesdienst-Objekie verbleiben E'genlhum der Pclerskirchc: die anderen falle» an tue Spitäler von Rom, deren Vorstände darüber nach Gutdünken verfügen können. - Ter „Figaro" schreibt: die Mehrzahl der sranzösischcn Zeitungen spräche» ihr Erstaunen ans. daß Mr. Wilson »och immer nicht ver haftet worden ist. „Man verfolgt" sage» sie, „die Caffarels, Llmousin's, Lorentz's und Ribeaiideail'ö während man de» ^»aupt- vcrbrccher unbeachtet läßt. Man darf sich angesichts dieser That- sachc trauernd das Hanvt verhüllen und erklären: Es giebt ni Frankreich keine Gerechtigkeit mehr und die Gleichheit vor dein Ge setze ist nichts mehr als ein leeres, hohles Wort!" — Die bekannte große Mödelsabnk von Vanliciile u. Eo. i» Lille ist total niedergc- braniit. Ter Schade» beläuft sich ans niehr als eine Million. Italien. Es droht ci» großer parlanicntarlichcr Skandal. In einer der nächsten Kanniiersitznngen dürste vom Gerichte die Auslieferung des Generals 'Ricciotti Garibaldi verlangt werden, nm gegen ihn wegen Wechselsälichiingen vorzngehc». Auch Me- notti Garibaldi soll in die Affairc verwickelt km. Im Gegensätze zu verschiedene» trüberen Ankündigungen war keines der legierenden Hani« Europas bei den Jabiläums-Festlich- leilen des Papstes in Rom durch ein Familienmitglied vertrete». Es ist allerdings eine Thaisache, daß mehrere souveräne Höfe den Wunsch gehegt hatten, dem Papst Leo XIII. ihre Verehrung durch die Entsendung von Prinzen königlichen Geblütes nach Nom zu be zeugen. Es war sogar davon die Rede, daß der gegenwärtig in Eunneö weilende Kä>!« von Brasilien sich ans diesem Aulasse in Rom einfinden werde. Tie Erllärimg der bekannten Etiguette- Schwierigkeiten, welche sich tür Mitglieder kglholiseher regierender Häm« bei einem 'Auknthalic in Rom unausweichlich erheben würden, hat jedoch dazu geführt, die Ausführung der bezeichnet«! 'Absichten, durch welche der Glanz der Papst-Festlichkeiten gewiß in ganz besonderer Weise erhöht worden wäre, fallen zu lassen. Zweifellos haben sich auch manche Hösc von einer ähnliche» Absicht gleich von vornherein durch die Erwägung abhalten lassen, daß rin deraitigcr Schritt möglicherweise im Ouirinal eine verstimmende Wirkling Hervorrufen könnte. ES sind etwa 30,000 Karten zur Jubelmcsk in Nom grsälicht worden. Als die Fätzchung entdeckt wurde, beschloß ma». die bereits anSgcgebcnen echte» Karten nochmals zu stempeln, waS eine große Mühe vcrursachle. lieber ganz Italien Ist in den letzten Tagen ein furchtbarer Schnccstiirm hnnveagegaiigcn. und von überall her kommen Un glücksnachrichten. gingen bei Venedig sünszchn Jiichcrbgrlen zu Grunde, und die See stieg w hoch» Vas; der grüßte Theil der »ladt überschwemmt war. In Bologna stürzte da- Dach des SparkasscngebändeS insular der ans demjelben lastenden Schnee- massen ein, ebenso das gußeiserne Dach des CirknS Minardi, nnd zwar gerave während der Rcltstunden. Auch die Bauten für die Jnbilainiis-AilSstelliing sind zum großen Thcile cingcstürzt. Arhn- liche Nachrichten kvimncn ans Turm. Parma — woselbst zwei Hänkr einstürztcn — aus Mirandola und Reggio d'Enfflia. i» welch' letzterer Stadt das Theater-Publikum nach der Vorstellung nicht aus dem Theater konnte, da der Schnee höher alü 1 Met« lag. Auch ln de» liziltanischen Wässern herrschte Sturm, und werdet.
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