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iebt, während die Heuschrecken frische vegetabilische Sub- anzen genießen. Ameisen «erden in vielen Ländern gegessen. In Bra silien wird die größte Art mit Rostnensauce genossen. In Afrika scymort man sie in Butter. In Ost-Indien wer den sie in Gräben gefangen, sorgfältig geröstet, wie Kaffee, und eöm so in Massen gegessen, wie die Kinder bei unS Rosinen- oder Zuckerkerle essen. Mr. Smeathmann sagt: .Ich habe sie öfter in dieser Zubereitung gegessen, und sie nahrhaft, gesund und wohlschmeckend gefunden. Sie sind etwas süßer, obwohl nicht so fett, wie Raupen oder Ma den er die Palmenkäfer, welche auf den LuxuStafeln der wefti, bischen Gutschmecker, besonders der Franzosen, als größte Leckerbissen der westlichen Welt paradiren. Eine Speise von Ameiseneiern bildet einen äußerst kostbaren Luxus in Siam, und in Mexico ißt daS Volk seit un denklichen Zeiten die Eier eines Wasser-JnsectS, daS sich in den Lagunen dieser Stadt häufig findet. Feuilleton und Vermischtes. * Im politischen Zinngießer sagt Meister Brehme zum rehrburschen: .Heinrich, willst Du Bürgermeister werden?" Selbst aber dieser wehrt mit Händen und Beinen gegen dies Amt, da er gcse->en, welche Mßhelli'keiten entstanden u»d wie groß der Aerger seines Meisters i» dieser Stellung war. — Gleichwie in dieser alten bekannten Posse geht eS jetzt in Venedig zu, da will auch Niemand Bürgermeister werden. Alle, welche die Aussicht haben, gewählt zu werden, empfangen anonyme Drohbriefe, worin ihnen der Tod prophezeit wird, sobald fie der Wahl folgen und das Amt antreten sollten. * Der Erzbischof von Dublin hat einen Hirtenbrief erlassen, worin die Worte gerade nicht auf die Goldwaage gelegt werden. Er vergleicht darin den Kaiser Napoleon mit einem Banditen, der dem Papste die Kehle zuschnüren will. * China weiß sich zu helfen, nämlich in Geldver legenheiten. Kaum hat der Schatzmeister seinem Herrscher die Nachricht gebracht, daß eS an Kupfermünze fehle, so erging ein Befehl an alle Bewohner deS himmlischen Reiches, welcher sagte: Wer von Euch Gegenstände von Kupfer besitzt, die mehr als 1^/« Pfund wiegen, der gebe fie käuflich an die Regierung ab, damit wir daraus Geld schlagen können. Daß nun hier unterm Preis tarirt wird, dies kann sich Jeder denken. * Die zwei prächtigen Porzellan-Vasen, welche der König von Preußen unlängst dem Papst als Geschenk ver ehrt hat, find im Vibliotheksaale deS Vatican aufgestellt. * Die Petersburger StaatSpapier-Fabrik ist schon wieder «ingestürzt, nachdem fie im vergangenen Jchre erst mit einem Aufwand von drei Billionen Rubeln neu aufgeführt wurde. Drei Baumeister find in Untersuchung gezogen. — Warum nahm man denn aber zu dem Werke drei Baumeister? Man dachte vielleicht: was dem Einen nicht einfällt, daS fällt d«m Andern ein. * Doppelte Gabe. Das .Echo de la Marne- erzählt folgenden Zug von dem jüngst verstorbenen Bischof von EhalonS. Einem armen Familienvater, welcher kaum seine Kinder mehr er nähre» konnte, wurde g-rathen, sich an den Bischof zu wenden. Er ging in den Palast, trug dem Bischof sein Anliegen vor und dieser schenkte ihm 15 FrcS. Der gewissenhafte Mann nahm da- Geschenk nicht an, ohne vorher zu erklären, daß er ein Jude .sei. Der Bischof öffnete seine Börse abermals und sagte: .Mein Freund, alle Menschen find Gotte-; ich gab Ihnen 15 FrcS. im Namen des SohneS; hier find 15 andere Francs im Namen des Vaters.' * Bald wird di« letzte Stunde schlagen für — die Crino linen. zwar noch nicht bei unS, wol aber im Vene- tianischcn, wo man ihr gar scharf cnigegenrückl und zwar aus dem Grunde: .weil die Trauer deS Vaterlandes ein so luxuriöses Gewand nicht schicklich erscheinen lasse.' — In Castelfranco war neulich die ganze bereifte Damenwelt so argen Angriffen auSgesetzt, daß eine Jede sich der Crinoline entledigte. — Am i Ende wird diese geschmacklose Tracht noch «ln Opfer der italieni- ! schen Frage. * Eine Kunstausstellung wird zu Rotterdam in der Zeit vom 6. Mai bi- 3. Juni d. I. stattstnden, an welcher sich Künstler aller Nationen betheiligen können. * Merkwürdige Ausrede. In München wurden neulich zwei Occonomen angeklagt, gewässerte Milch ver kauft zu haben, weshalb Jeder zu I Gulden 20 Kreuzer Straf« verurtheilt wurde. Einer der Contravenienten wollte sich ver« theidigen und führte zur Entschuldigung an: „seine Kühe wärm zu naß gefüttert worden." * Eine künstlä Sb« Ziege. In Rostock, wo, beiläu fig gesagt, nächstens Herr Tichatscheck gastirm wird, erschien neu lich auf dem dortigen Theater in der .Wallfahrt nach Ploermel' statt der lebendigen .Bella" ein« künstliche Ziege. Der Bruder des Direktors, der Bildhauer Behr, hat solche angefertigt; ste bewegt stch vollkommen so gut wie eine lebendig« und hat in der Vorstellung großen Applaus davonqetragen. * DaS große Kunststück, die Theaterkasse zu füllen, haben einige Pariser Theater ausfindig gemacht. Man giebt sogenannte „RevueS', das sind Stücke, in welchen alle Thorheiten und Lächerlichkeiten deS vergangenen Jahres satyri» flrt werden. Der Zudrang von Seiten deS Publikums ist groß. * Als Nachfolger deS zum Hofkapellmeister nach DieSde» berufenen v. Rietz wird zur Leitung der Leipziger Ge- waudhauSconcerte Herr Re in ecke von Breslau bezeichnet. * Ein deutscher Flüchtling — todt Am 14. D:c. v. I. starb zu St. Louis nach langwierigen Leiden der frü her in Wilsdruff als GerichtSdirector lebendeR o bcrt Henntg. Dem in der Fremde im 45. Lebensjahre verstorbenen politischen Flüchtlinge weihen amerikanische Zeitungen ehrenvolle Nachrufe. Er war mehrjähriger Prästvent der deutschen Gesellschaft zu St. Louis, auch Präsident deS Wittwen- undWaisen-UnterstützungS- Vereins, in welchen Aemtern er stch durch redlichen Charakter, so wie durch uneigennützige, nie ermüdende Thäiigkeit hohe Ver dienste erwarb. Hennig. der eine einsame Wittwe hinterläßt, ließ stch 1849 in St. Louis nieder, und seinem Sarg« nach der Ruhestätte folgte ein großer Zug Leidtragender, wobei kein Deut scher fehlte. In einer Versammlung deS VerwaliungSratheS der .deutschen Gesellschaft' wurde beschlossen, daß als äußeres Zei chen der Trauer der Stuhl, den der V rstorbene im Derectortum , innegehabt, für die Dauer von drei Monaten mit Trauerflor umhüllt werde. * Di« englische Admiralität, welche bekanntlich drei schwere Widderschiffe bauen läßt, hat Verfügung getroffen, daß selbige auch als schwimmende Batterien verwandelt werden kön nen. D >S größte ist 339 Fuß lang, 58 Fuß breit und 41 Fuß tief, bei 6177 Tonnen Gehalt unv einer Maschine von 1250 Psirdekraft. Die Armirung geschieht durch Arwstrong-Geschützt, die eine hundertptündig? Kugel eine deutsche Meile weit schießen. * Eine auffallende Sterblichkeit hat sich zu Ber lin unter de» Schneidern, namcnilich unter den Gesellen bemerk bar gemacht und zwar in Folge von Auszehrung und Brust- krankheit. Es ist bereits eine Commission ernannt worden, welche stch mit Untersuchung dieser iraurtgen Verhältnisse be schäftigt. Sie hat die Ursache hauptsächlich in der sitzenden mit gebückter Stellung verbundenen Lebensweise gesunden und meh rere Aerzte find der Ansicht, daß unzureichende Nahrungsmittel jedenfalls auch ihren Theil mit beitragen. * DieGründung einer Brrgschule inZwickau ist neu rdlngS wieder zur Sprache gekommen. Der äußerst stark beiriebene Kohlenbergbau in der Umgegend, ist besonders günstig, jungen Leuten Gelegenheit zu geben stch als niedere technische Beamte anSzub.lden, entweder als Obersteiger, Steiger, Maschi nensteiger u. s. w. Den jährlichen UnterholtungSanfwand hat man auf 4000 Thaler berechnet.