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diesem Sinne begann Hr. Prof. Hasert vorgestern vor einem zahlreichen Auditorium den Eyclu- seiner Darstel lungen mit dem Hydro-Oxygen-MicroScop, wobei derselbe besonders den inneren und äußeren Bau der Jnsectenwelt in seinen Wundern entfaltete. Der Bortrag mit den An schauungen, wobei die GinneSwerkzeuge der Jnsecten, Au gen, Ohren, LeruchSwerkzeuge, VefühlSorgane, Lungen- apparate rc. einzeln, sowie im Zusammenhang» erklärt und erläutert wurden, erregten das höchste Interesse. Das Hydro-Oxygen-MicroScop widerlegt bündig den Ausspruch »meS Gelehrten, der da einst sagte: »Jn'S Innere der Na tur dringt kein erschaffener Geist/ Welch' eine lebende Lhierwelt in einem Wassertropfrn! Gestalten wie Lind würmer und Schlangen fahren da auf und nieder, bis langsam der Wassertropfrn vom Lichtstrahl aufgesaugt wird und ein jegliches der sich krümmenden und aufbäu- menden Thiere abstirbt, weil ihm sein Lebenselement ent zogen wird. — Käsemilben, dem unbewaffneten Auge des Menschen kaum sichtbar, kriechen zu Hunderten in Form von Schildkröten umher. Wir erblicken ausgestorbene In sekten der Vorwelt in Bernsteinstückchen nebst den Pflan zen der früheren Schöpfungsperiode, wir werfen mit Stau nen und Bewunderung unfern Blick auf das Auge einer Stubenfliege, das noch mit 17,000 wunderbar geformten Nebenaugen ausgerüstet ist. Nun erst daS vergrößerte Bild eines Flohes, der uns 40 Fuß lang erscheinen würde, wenn die große, nur 20 Fuß lange Bildfläche dies auf einmal gkstattete. Eben so interessant und die Aufmerk samkeit fesselnd waren die Krystallbildungen in allen Far ben, so wie die Erscheinungen der Polarisation des Lich tes. — Höchst befriedigt verließen Alle den Saal, und wer mit beobachtendem Geist hier die gehetmnißvollen Schöpfungen der Natur betrachtet, findet eine Beschäfti gung, die sowohl dem Berstande, wie dem Gemüth eine wahrhaft erhebende Kraft bietet. —L Eine wohlthuende Scene aus dem Volke. Am lrtztvergangenen Sonnabende ereignete sich unter den auf dem Neumarkte feilhaltenden Marktweibern «ine Scene, welche sehr rvohlthuend in die Saiten des Gefühls eingriff und deshalb, obgleich wohl gegen den Willen des braven Mannes, verdient allgemein bekannt zu werden. Seit wohl 30 Jahren hielt auf hiesigen Märkten eine arme, aber rechtliche Frau mit grüner Waare feil, sie sitzt an ihrem kieinen Krame bis spät in die Nacht und scheut weder Sturm noch Wetter, so lange es gilt, eine paar Pfennige zu verdienen. Durch Schicksale man cher Art ist sie behindert gewesen, etwas für ihr Alter, welches die sonst starke und rüstige Frau jetzt ereilt har, zurückzulegen, was Wunder, daß sie auf ihre alten Tage der hohläugigen Bedrückerin der Menschen, der Armuth verfallen war. Diese arme Frau, welche beiläufig gesagt, in Friedlichstadt wohnt, bietet in voriger Woche in der Restauration des Hrn. Felßner grüne Waare aus und erzählte demselben, vielleicht dann, als er von ihrer Waare keinen Gebrauch machen zu können erklärt, unter Lhränen ihr Geschick. Was thut der Mann? Er giebt diese Er zählung in einem engen Kreise seiner Freunde wieder und fügt hinzu, daß er beabsichtige, der armen Frau eine Freude zu machen. Der edle Entschluß findet sofort theil- nehmende Herzen, schnell öffnen sich die verschiedenen Portemonnai's, Hr. Felßner macht den vergnügten Samm ler und legt sein gutes Theil hinzu. Am Sonnabend, nachdem er seine Borbereitungen getroffen, geht er selbst ganz im Stillen aus den Neumarkt und bestellt die Frau für den Nachmittag zu sich. Sie erscheint, wie man sie alle Tage sehen konnte, in die dürftigsten Kleider gehüllt, und Furchen des Grams in dem magern Angesicht. Hr. Felßner setzt sie von seinem Vorhaben in Kenntniß, ein mit nöthiger Weisung versehener Hausknecht bringt sie hierauf in die Rathsbaderei, wo sie auf Verordnung ein gute- Bad nimm». Nach Vollziehung dieses Humani- tätSacte« erhält sie einen vollständigen Wochen- und einen dergleichen SonntagSanzug vüm Fuß bi- Kopf, einen neuen Lragkorb und 15 Thal« baarrS Geld. Man denke sich die übergroße Freude der Armen. Ihr von Freude und Dankbarkeit überströmendes Herz machte sich in Lhränengüffen Luft. DaS war ein Sonnenaufgang für die Gebeugte und, daS alte Herz noch einmal recht or dentlich erwärmt und erquickt, feierte emen Festtag. Neu ausstasfirt, kaum zum Wiedererkennen, trat sie schluchzend ihren Weg nach ihrem Krame an. Auf dem Neumarkt angelangt, wurde die Sache heiter. Die seilhaltenden Marktfrauen bildeten einen Kreis um die Glückliche, bald schloffen sich mehr und mehr Menschen an, so daß zuletzt ein förmlicher Auflauf, «in Gedränge entstand, durch wel ches unter manchem anderem Volkswitz die Worte gehört wurden: »Ne sag mersch nor, bisteS d'nn oder bistes nich! Herr Jemerschhätte was ist'n mit Dir vorgegangen? Na! su lassen se Dich heute nich nach Friedrichstadt.' — Den Felßner'schen Eheleuten war cs eine stille Wonne, ihren oft bewährten Wohlthätigkeitssinn an dieser Hilfsbedürf tigen zu bethätigen, wir aber dachten dabei: „Dankeethränen der Armen Sind Perlen für die ewige Krone" — Am Sonntag Nachmittag gegen 2 Ubr fand man Pillnitzer Straße Nr. 44 4. Etage in einer Kammer den Steinsetzer Hartwig mit seiner 13 jährigen Tochter leblos auf Dieselben hatten sich mit Holzkohlen in einem Topfe Feuer angemacht und waren durch den Dampf betäubt worden. Schnelle Hilfe brachte Beide in daS Leben zurück. — Gestern Morgen wurde Räcknitz-Straße Nr. 6 ein Mann todt aufgehoben, welcher Nachts in angetrunke nem Zustande über das Treppengeländer hinab in die Hausflur gestürzt war und sich den Schädel zerschlagen hatte. — Ein Fall von Grausamkeit und Niederträchtigkeit wird aus Dörgenhausen bei Wittichenau der „Ssrrbske Nowiny' mitgetheilt, welchen man kaum für möglich hal ten sollte. Der Pferdehändler Becker aus Wittichenau kehrt in D. ein und als er mit seinen Pferden weiter zie hen will, ist einem derselben die Zunge ausgeschnitten. Der teuflische Thäter ist noch nicht entdeckt. — In der Nacht vom 28. zum 29. Jan. gegen 12 Uhr ertönten in Reichenbach i. V. die Sturmglocken, und schon stand ein Haus am Markt in Hellen Flammen. Den schnell herbeigeeilten Löschmannschaften gelang es, das Feuer auf dieses einzige Haus zu beschränken, und nach zwei Uhr war die Gefahr beseitigt. Leider ist aber der Verlust eines Menschenlebens zu beklagen. Dir eine Toch ter des Hauses will im Verein mit ihrer Schwester noch Einiges retten und wird auf dem Rückwege durch den Einsturz der Ocsse verschüttet und muß umkommen, wäh rend die andere Schwester am ganzen Körper brennend das Freie erreicht, aber letzt schwer verwundet darnieder- liegt, und an ihrem Aufkommen zu zweifeln ist. Auch unter den übrigen Lösch- und Rettungsmannschaften sind viele Verletzungen vorgekommen. — Aus Bautzen schreibt man: Am 24. Januar früh ^8 Uhr erblickte man von der hiesigen Fischer'schen Pa«, pirrfabrik aus am nördlichen Theile des vollkommen hei tern Himmels ein in bläulich grüner Farbe brennendes Meteor, welches in Gestalt eines langen Kegels von NW, nach SO. flog und in nicht zu weiter Entfernung, anscheinend auf die zwischen der Stadt und dem Ritter gut« Oehna gelegenen Felder, niederflog. Kurz nachdem das Meteor von dem Beobachter in unbedeutender Höhe über der Erde erblickt wurde, nahm sein Licht bedeutend ab, so daß man fast nur noch eine rauchende Masse sah, jedoch erglänzte es einen Augenblick später wieder schöner